-
Verfahren der gleichzeitigen Gewinnung von Urteer, Halbkoks und eines
hochwertigen Gases und Drehrohrofen zur Ausführung des Verfahrens. Die bisherigen
Verfahren zur Gewinnung des Urteers beruhen in der Hauptsache auf der Verwendung
des Generators, jedoch wird ein Halbkoks nicht gewonnen. Weitere Verfahren entgasen
die Kohle in Retorten, wobei sie, falls sie die Temperatur nicht über 55o° steigern,
einen Urteer und einen Halbkoks erzielen. Drittens wurden Versuche ausgeführt, die
Entgasung in einer von außen geheizten, geschlossenen und sich drehenden Retorte
durchzuführen. Hierbei wurde ebenfalls der Urteer neben einem Halbkoks gewonnen,
wenn die Temperatur von 55o° nicht überschritten wurde. Dieses Verfahren hat aber
den Nachteil, daß der Betrieb diskontinuierlich geführt «-erden muß, und die entgaste
hohle infolge der Drehung der Retorte zu Klumpen zusammenl>dckt, die einer gleichmäßigen
Entgasung entgegenstehen, ein Entleeren der Retorte sehr erschweren und infolge
Z-,
ständiger Betriebsstörungen ein wirtschaftliches Arbeiten unmöglich machen.
-
Man hat weiter schon eine teilweise Entgasung von Kohle im kontinuierlich
arbeitenden Drehofen vorgenommen (britisches Patent 18279/190o), bei dem man jedoch
in erster Linie auf die Herstellung von Ammoniak Wert legt, das erst bei einer Temperatur
von etwa 80o° C gebildet wird. Dieses Verfahren ist also gleichfalls nicht geeignet,
Urteer, Halbkoks und hochwertiges Brenngas gleichzeitig zu erzeugen. In einem amerikanischen
Patent 955310 wird ein kontinuierlich arbeitender Drehofen benutzt, um einen »seini-kok«
herzustellen, ohne daß . dabei Urteer entsteht. Dieser »semi-kok« ist aber ein ganz
anderes Produkt als das in Deutschland nach dein Vorgang von Fischer als Halbkoks
bezeichnete, und stellt ein Gemisch von schwach entgastem Material und völlig entgastem,
mit
Schlacke und zum Teil auch mit unv erbranntem Material dar. Schließlich hat man
auch schon einen Drehrohrofen (Patent 303803) benutzt zur Gewinnung von Schieferölen,
wobei aber der Schiefer so behandelt werden muß, daß beim Durchgang durch den Ofen
eine allmählich gesteigerte Erhitzung eintritt, was nur erreicht werden kann, wenn
man eine sehr lange Trommel benutzt und eine Anzahl von besonderen Heizkammern nebeneinander
für die verschiedenen Teile der Trommel.
-
Diesen bekannten Verfahren gegenüber kommt es bei der Erfindung für
die Entgasung von Kohle auf die Verwendung eines kontinuierlich arbeitenden Drehofens
an. Dabei werden Halbkoks, Urteer und ein hochwertiges Brenngas gleichzeitig gewonnen
und die Mängel der bekannten, sich drehenden Retorte vermieden.
-
Die Beheizung erfolgt von außen, indem die Trommel mit einem Feuerkanal
umgeben wird und die zur Beheizung nötigen Gase, die von einer Feuerstätte kommen,
die Trommel .umstreichen. An Stelle solcher Feuergase können auch die Abgase vorhandener
Betriebsanlagen, z. B. die Abgase der Koksöfen in den Gasanstalten oder Hüttenwerken,
verwendet werden. Dies dürfte wohl das wirtschaftlichste sein.
-
Auf der Zeichnung ist beispielsweise eine Einrichtung zur Ausführung
des Verfahrens dargestellt. Abb. i ist ein Längsschnitt und Abb. 2 ein Ouerschnitt
der Einrichtung. Abb. 3 ist eine Endansicht.
-
Um eine möglichst hohe Wirtschaftlichkeit der Entgasung und Gewinnung
von Halbkoks zu erreichen, ist in einem Drehrohrofen die Entgasung und Gewinnung
des Halbkokses iait der Vergasung von Kohle vereint. Der Drehrohrofen besteht aus
einer äußeren ausgerna.uerten Trommel a1 mit einer Erweiterung e1, deren Bauart
aus .der Zeichnung ersichtlich ist, und aus einem inneren Rohr b1. Die :Materialeintragung
bei cl ist so eingerichtet, daß ein Lufteintritt vermieden wird und zugleich beide
Trommeln d und b1 beschickt werden. Über dein Materialeintragrohr ist eine Aufgabevorrichtung
dl angeordnet, die einen Lufteintritt verhindert. Es können hierzu auch die bei
den Generatoren oder sonstigen öfen üblichen Beschickungsvorrichtungen benutzt werden.
Der Austrag aus dem Innenrohr b1 erfolgt durch ein im Durchmesser kleineres Rohr.
Der Austrag des Endmaterials des Außenrohres a1 geschieht in der bei Drehöfen üblichen
Weise, und das Material gelangt durch einen Blechkopf, dessen Bauart ebenfalls jeden
Lufteintritt vermeidet, in einen Wasserbehälter.
-
Der Gang des Verfahrens ist folgender: In beide Trommeln wird zugleich
Kohle aufgegeben, und zwar in die innere Trommel zur Entgasung und Gewinnung von
Halbkoks und in die äußere zur Vergasung. In dein vorerwähnten Kessel e2 sammelt
sich die auf den vorangegangenen Weg erwärmte und zugleich entgaste Kohle, und es
wird hierdurch die zur vollständigen Vergasung notwendige Einwirkungsdauer erreicht.
Die für die Verbrennung in dein Außenrohr nötige Luft tritt bei f 1 ein und ist
durch Schieber g1 genau einstellbar. Hierdurch hat man es Inder Hand, den Vorgang
in der Außentrommel so zu führen, daß man lediglich entgast oder auch vergast, ähnlich
wie beim Generator. Die entweichenden Gase werden in der Pfeilrichtung durch die
zweite Trommel geführt. Die Wärme für die im Innenrohr durchzuführende Entgasung
der Kohle wird durch den Prozeß im Außenrohr erzeugt. Innen- und Außenrohr erhalten
die an sich bekannten Unterteilungen, um eine größere Ausnutzung des rotierenden
Rohres zu ermöglichen. Zur weiteren Beheizung des Innenrohres können auch hier an
Stelle der im Außenrohr erzeugten Gase, diie man abzieht, von anderen Erzeugungsstätten
stammende Gase durchgeleitet werden, gegebenenfalls gemeinschaftlich mit den im
Außenrohr erzeugten Gasen.
-
Der entstehende Halbkoks wird am besten auf Brikette verarbeitet,
indem vorher eine Zerkleinerung des Austrittsmaterials stattfindet. Diese Zerkleinerung
geschieht vorteilhaft in der Trommel selbst durch dort eingelegte Mahlkörper. Durch
diese wird auch eine stärkere Wärmeübertragung und damit bessere Ausnutzung der
Anlage erreicht.