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Herstellung von Metallen aus Erzen. Es ist bekannt, daß beim Erhitzen
von oxydischen oder gerösteten sulfidischen Erzen mit Kalziumchlorid oder anderen
Chloriden der alkalischen Erden oder der Alkalien flüchtige Metallchloride gebildet
werden. Mehrere Verfahren sind bereits vorgeschlagen «-orden, um wertvolle Metalle
aus Erzen durch Verdampfung der Chlorverbindungen dieser Metalle, Sammlung dieser
Chlorids und Abscheidung der Metalle daraus zu gewinnen (vgl. z. B. die amerikanischen
Patentschriften 1264586, 1368885 und 1368973).
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Ein Nachteil dieser Verfahren ist, daß die Chlorverbindungen in sehr
verdünntem Zustande erhalten werden und mit Luft oder Verbrennungsgasen gemischt
sind, so daß es sehr schwierig ist, die Verbindungen ohne Verluste zu sammeln.
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Nach vielen Versuchen wurde ein Verfahren gefunden, welches die Konzentration
der Metallchloride wesentlich erhöht, ohne die Arbeitszeit wesentlich zu verlängern,
so daß die Chloride aus den Gasen leichter und vollständiger niedergeschlagen werden
können.
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Dennoch bleibt die unmittelbare Gewinnung der Metalle aus diesem konzentrierten
Chloriddampf ein schwieriges Verfahren.
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Man hat schon vorgeschlagen, die Chlorille z. B. in Staubkammern oder
in einem Sackhause zu sammeln .oder sie auf elektrischem Wege, z. B. nach dem Cotrellverfahren,
niederzuschlagen und dann mit Alkalien oder alkalischen Erden und Kohle zu verschmelzen.
Bei dieser Schmelzung erhält man das Oxyd des letalles durch die Einwirkung des
Alkalis oder der alkalischen Erde unter Bildung des Alkali- oder Erdalkalichlorids,
welche von neuem verwendet werden können, während die Metalloxyde durch die Kohle
zu Metall reduziert werden.
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Das vorliegende Verfahren vereinfacht die Sammlung der Metallchloride
und die Gewinnung des Metalles, indem das Metall aus dem Metallchloriddampf unmittelbar
gewonnen wird. Es bezweckt somit im wesentlichen: i. Die Gewinnung der Metallchloriddämpfe
in konzentriertem Zustande; a. die unmittelbare Gewinnung des Metalles aus dem Chloriddampf.
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Der erste Zweck wird erreicht, indem die Erhitzung des Erzes auf die
notwendige Temperatur von der Bildung und Verdampfung der Metallchloride getrennt
wird.
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Das Erz wird zunächst vorzugsweise direkt und oxydierend bis auf oder
über die zur chlorierenden Verdampfung notwendige Temperatur
erhitzt,
wobei gleichzeitig nichtfeuerfeste Sulfate zersetzt werden. Das Erz wird dann in
den Chlorierungsofen abgelassen, welcher auf der Reaktionstemperatur gehalten wird,
z. B. durch indirekte Heizung oder durch Verbrennung einer geringen Menge Gas in
der Reaktionskammer. In dem Chlorierungsofen wird das erhitzte Erz mit dem vorzugsweise
erhitzten C hlorierungsmittel gemischt und gerührt. Die Mischung wandert durch den
Ofen, während ein Luft- oder Gasstrom durch den Ofen zieht, vorzugsweise im Gegenstrom
zu dem Erz. .
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Da die Chlorierung wenig Wärme braucht und die Metallmenge, welche
als Chlorid verdampft werden soll, nur ein verhältnismäßig geringer Teil der Erzmasse
ist, so erfordert die direkte oder indirekte Beheizung des Chlorierungsofens nur
geringe Wärmemengen, die im wesentlichen für den vollständigen oder teilweisen Ersatz
von unver-Tneidlichen Wärmeverlusten verbraucht werden, z. B. durch Ausstrahlung
oder durch zufällig oder absichtlich gekühlte Ofenteile. Die zuzuführende Wärmemenge
kann besonders gering sein, wenn die Zusammensetzung des Materials derart ist, daß
es eine Erhitzung auf hohe Temperatur ohne Sinterung zuläßt, weil dann die Erhitzung
in dem ersten Ofen bis auf eine Temperatur gesteigert werden kann, welche wesentlich
höher als zur schnellen Chlorierung notwendig ist, in welchem Falle der Chlorierungsofen
diesen Wärmeüberschuß ohne -Nachteil verlieren kann.
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Eine Bedingung für die verlangte kurze C hlonerung ist, daß die Chloriddämpfe
ununterbrochen und schnell den Erzen entzogen werden. Dieses kann in verschiedener
@V eise vorgenommen werden, z. B. mittels kräftigen Umarbeitens mit den bekannten
Krücken, oder indem man einen Drehrohrofen verhältnismäßig schnell umlaufen läßt
oder Luft oder Gas durch das Erz preßt oder saugt.
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Ein einfaches Verfahren ist das folgende: Das Erz wird, nötigenfalls
nach vorangehender Röstung, bis zur erforderlichen Feinheit gemahlen und in einen
gewöhnlichen Drehofen aufgegeben, in welchem es durch unmittelbare Einwirkung der
heißen Gase und Flammen sowie Ausstrahlung und Berührung mit den heißen Wänden auf
die Arbeitstemperatur erhitzt wird. Da ein Luftüberschuß verwendet wird, findet
eine Oxydation statt, welche die eingeleitete Röstung vervollständigt oder die Befreiung
des Erzes vom geringen ursprünglichen Schwefelgehalt bewirkt.
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Aus dem Vorheizofen fällt die Beschickung in heißem Zustande in einen
zweiten Dreh-Ofen, der über denjenigen Teil seiner Länge beheizt wird, in welchem
sich das fortschreitende Erz während der Chlorierung befindet; diese Beheizung bezweckt
im wesentlichen den Ersatz der Wärmeverluste und kann durch Verbrennung von brennbaren
Gasen in Kanälen der Ofenwand oder sonstwie bewirkt werden. Dem beheizten Teil schließt
sich ein Ofenteil an, dessen Wand nicht beheizt wird und wo das Erz unter Vervollständigung
der Bildung der Metallchloriden langsam abkühlt; das Erz wandert darauf durch eine
metallische Verlängerung des zylindrischen Drehofens, welche derart eingerichtet
sein kann, daß ein schneller Wärmeaustausch stattfindet zwischen der Wärme der Rückstände
und des im Gegenstrom ziehenden Gas- oder Luftstromes.
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Das obere Ende des Chlorierungsofens kann abgeschlossen und mit öffnungen
zur Beschickung mit heißem Erz und Chlorierungsmittel sowie zur Abführung der die
Metallchloride mit sich führenden Luft oder Gases ausgestattet sein.
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Das Chlorierungsmittel kann festes oder geschmolzenes Kalziumchlorid
sein, letzteres kann bei der Zersetzung der verflüchtigten Metallchloride ununterbrochen
gewonnen werden.
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Das untere Ende des zylindrischen Chlorierungsofens kann offen sein,
so daß die Rückstände ununterbrochen entleert werden; Luft oder Verbrennungsgase
können ununterbrochen eingesaugt werden, wobei zu beachten ist, daß die Luft- oder
Gasmenge nicht wesentlich größer als zur Abführung der Metallchloriddämpfe notwendig
ist.
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Die einströmende Luft nimmt die Wärme aus den Rückständen auf, weshalb
nur sehr wenig Brennstoff zur Heizung notwendig ist. Während des Durchganges durch
den heißen Teil des Chlorierungsofens wird die Luft mehr und mehr mit Metallchloriden
beladen und am oberen Ende des Ofens in einen Sammler für die Metallchloride abgeführt
oder niedergeschlagen oder derart behandelt, daß Metalle gewonnen werden.
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Bei einem Laboratoriumsversuche in großem Maßstabe wurde ein Kupfererz
mit Prozent Kupfer auf eine Temperatur von 820' C erhitzt und mit io Prozent
Kalziumchlorid gemischt. In 9o Minuten wurden 949 Prozent des Kupfers von einem
Luftstrome mitgeführt, welcher auf den Kubikmeter (bei 76o mm Druck und 15'
C) ioo g Metall enthielt. Voraussichtlich kann diese hohe Zahl bei dem obenbeschriebeiien
kontinuierlichen Verfahren noch bedeutend erhöht werden.
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Der zweite Zweck der Erfindung besteht in der weiteren Ausbildung
des obenbeschriebenen
Verfahrens, nach dem die konzentrierten Metallchloriddämpfe,
welche in der obenbeschriebenen Weise erhalten werden, unmittelbar zu Metall reduziert
werden.
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Man hat gefunden, daß das Metallchlorid zu Metall reduziert wird,
wenn der Metallchloriddampf durch eine heiße Mischung eines Alkalis oder einer alkalischen
Erde oder von Magnesia mit Kohle geleitet wird. Die Mischung soll auf einer so hohen
Temperatur gehalten werden, daß sowohl das Metall wie das gebildete Alkali- oder
Erdalkalichlorid schmilzt, derart, daß das Metall und das Chlorid in flüssigem Zustande
abgeführt werden.
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Die Art der Reduktion in großem Maßstabe hängt von der Natur der den
Metallchloriddampf mitführenden Gase ab. Die Metallchloriddämpfe sollen nicht zu
sehr mit inerten oder andern Gasen verdünnt sein. Etwa anwesender Sauerstoff oder
Kohlensäure werden durch die heiße Kohle in Kohlenoxyd umesetzt, welches die bei
der Einwirkung des' Alkalis oder Erdalkalis auf die Metallchloride gebildeten Metalloxyde
reduziert.
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In bestimmten Fällen kann statt der Kohle ein L'berschuß eines gasförmigen
oder flüssigen Reduktionsmittels verwendet werden, das dann mit dem Chloridendampf
über das Alkali :oder die alkalische Erde bei der notwendigen Temperatur geleitet
werden muß.
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Bei der obenbeschriebenen chlorierenden Verflüchtigung kann das Verfahren
so geleitet werden, daß der Luftstrom, welcher die stark konzentrierten Metallchloridedämpfe
enthält, ohne Abkühlung von unten in die Verbrennungskammer eines mit flüssiger
Schlackenabfuhr arbeitenden Generators geleitet wird. Der Generator wird mit verkohltem
oder unverkohltem Brennstoff sowie z. B. mit gebranntem oder ungebranntem Kalkstein
oder Dolomit beschickt. In dem Generator, in welchem eine sehr hohe Temperatur herrscht,
schmilzt das reduzierte :Metall sowie das Kalziumchlorid, welche beide kontinuierlich
ablaufen oder periodisch abgestochen werden können.
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Das erhaltene Gas, das erforderlichenfalls von den letzten Spuren
von Chloriden und Salzsäure befreit werden kann, kann zur Beheizung anderer bei
dem Verfahren verwendeter öfen verwendet werden, wie des Röstofens, des Vorerhitzungsofens
oder des Chlorierungsofens. In gewissen, vom Metallgehalt des Erzes abhängigen Fällen,
wird die Menge des entwickelten Gases genügen, um die Gesamtmenge der bei der ganzen
Behandlung des Erzes benötigten Wärme zu liefern. In' andern Fällen wird die Gasmenge
zu ungenügend sein, und die Wärme muß einer anderen Wärmeduelle entnommen werden,
oder es muß die Gasausbeute des Generators durch Einführung einer zusätzlichen Menge
frischer Luft erhöht werden.
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Diese Reduktion in Verbindung mit der obenbeschriebenen chlorierenden
Verdampfung ist geeignet, die Metallurgie der kupfer-und Bleierze sowie von solchen
Edelmetallerzen, welche wegen eines geringen Kupfer-oder Bleigehaltes schwierig
zu behandeln sind, bedeutend zu fördern.
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Das neue Verfahren kann als eine einfache Destillation der Metalle
betrachtet werden, mit welcher oft verhältnismäßig kleine Kupfer-oder Bleigehälte
unmittelbar als Metalle oder Legierungen erhalten werden, deren Komponenten nötigenfalls
in bekannter Weise unter Gewinnung der Edelmetalle abgetrennt werden können.