DE4041746C2 - Verfahren zur Verbrennung von Explosivstoffen - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbrennung von Explosivstoffen und
explosiven Gegenständen. Explosivstoffe sind feste, plastische oder flüssige
explosionsfähige Stoffe, wie Sprengstoffe, Treib- und Schießstoffe, Zünd
stoffe, Anzündstoffe und pyrotechnische Stoffe. Explosive Gegenstände sind
Gegenstände, die Explosivstoffe enthalten und eine Sprengwirkung, Schieß
oder Treibwirkung, Zündwirkung, Anzündwirkung oder pyrotechnische Wir
kung erzielen sollen. Im folgenden wird unter Explosivstoff sowohl der Explo
sivstoff im Sinne obiger Definition verstanden als auch explosive Gegen
stände, die soweit demontiert, delaboriert und portioniert sind, daß sie bei ge
bührender Vorsicht einem Verbrennungsprozeß zugeführt werden können.
Das immer noch gebräuchlichste Verfahren ist die offene Verbrennung, die
bei größeren Mengen eine erhebliche Umweltbelastung darstellt.
Bestimmte feste Treibstoffkombinationen werden zerkleinert und mit oder
ohne Zusatz von Heizöl in wäßriger Aufschlemmung mit offener Flamme im
Drehrohrofen verbrannt.
Aus den USA ist ein Verfahren bekannt (Einrichtung der US-Army in Utah,
eine schriftliche Fundstelle ist nicht bekannt), bei dem in einem offenen
Drehrohrofen, der portionsweise beschickt wird, Explosivstoffe bei extrem ho
hem Luftüberschuß teils durch Einwirkung des heißen Luftstroms, teils durch
direkten Kontakt mit einer in den Drehrohrofen axial einbrennenden Flamme
angezündet und verbrannt werden. Für die Prozeßsteuerung und -regelung
sowie die Anpassung an unterschiedliche Explosivstoffe und deren Verbren
nungscharakteristika werden Gesamtfrischluftzufuhr, Brennstoffzufuhr für die
Flamme, Drehzahl des Trommelofens und Beschickungsmenge und -frequenz
variiert. Emissionen von Verbrennungsgasen aus den nicht abgedichteten
Stirnseiten des Drehrohrofens werden durch Falschluftansaugung möglichst
unterbunden. Nachteilig ist, daß hier weitgehend unspezifisch unterschied
liche Explosivstoffe unter Einsatz relativ großer Brennstoffmengen sozusagen
mitverbrannt werden.
Aufgabe der Erfindung ist es, Explosivstoffe unterschiedlichster chemischer
Zusammensetzung, die gebrauchsuntauglich geworden sind, die ihrem Ver
wendungszweck entsprechend nicht mehr eingesetzt werden sollen oder dür
fen oder die als Rückstände aus der Produktion anfallen, in einem thermi
schen Verfahren so zu behandeln, daß sie ihre Explosionsgefährlichkeit ver
lieren und die bei der Behandlung anfallenden Reaktionsprodukte und Rück
stände mit möglichst geringem Aufwand einer Wiederverwendung (z. B. Me
tallschrott), einer umweltfreundlichen Weiterbehandlung (Reaktionsgase, un
verbrannte, brennbare Rückstände) oder einer sicheren Deponierung (Mine
ralien, Schlacken) zugeführt werden können.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst von einem Verfahren mit den
Merkmalen des Anspruchs 1. Ausgestaltungen der Erfindung und eine Anlage
zur Durchführung des Verfahrens sind Gegenstände von Unteransprüchen.
Erfindungsgemäß wird folgendes erreicht:
- - Durch die thermische Behandlung in einem geschlossenen Reaktions raum werden unzulässige Emissionen vermieden.
- - Die bei der offenen Verbrennung hintereinander ablaufenden Vor gänge des Anzündens mit offener Flamme und des Abbrennens werden auch erfindungsgemäß in dem geschlossenen Ofen in dieser Reihenfolge nachvollzogen.
- - Die Sauerstoffzufuhr und die Abführung der gasförmigen Reaktions produkte können durch die kontrollierte Gasführung so aufeinander abgestimmt werden, daß der Vorgang des Abbrennens zumindest über einen definierten Zeitraum aufrechterhalten wird.
- - Heiße Gase können daher so geführt werden, daß jedwede uner wünschte Selbstzündung durch Erhitzen des Explosivstoffes unterbun den ist.
- - Die Verweilzeiten für die Vorgänge des Anzündens und des Abbren nens der Explosivstoffchargen sind unabhängig voneinander einstell bar, wodurch unterschiedliche Explosivstoffe in ein und demselben Ofen optimal verbrannt werden können.
- - Wenn, bedingt durch die spezifischen Eigenschaften eines Explosiv stoffes, der Abbrennvorgang des angezündeten Explosivstoffes ab bricht, bevor die Charge vollständig abgebrannt ist, können wegen des Taktbetriebes weitere Zyklen des Anzündens und Abbrennens nach einander durchfahren werden.
- - Offene Flammen dienen hier lediglich zum Anzünden des Explosiv stoffs.
- - Durch die kontrollierte Gasabführung kann eine für jeden Explosiv stoff spezifische Prozeßtemperatur als Maximaltemperatur gehalten werden. Die mit Rauchgas (aus der offenen Flamme) vermischten gasförmigen Reaktionsprodukte werden in oder hinter der Abbrenn zone abgesaugt. Ein Teilstrom davon wird gekühlt, bei Bedarf mit Luft/Sauerstoff vermischt und vor der Abbrennzone wieder zugeführt. Die vorgesehene Maximaltemperatur wird daher nicht überschritten. Der restliche Teilstrom wird aus dem Reaktionsraum hinaus z. B. einer Abgasnachbehandlung zugeführt.
Die Prozeßregelung erlaubt es, den nachzubehandelnden Abgasstrom
so gering wie möglich und dessen Zusammensetzung möglichst kon
stant zu halten. Ebenso kann der Restsauerstoffgehalt minimiert wer
den. Statt z. B. aus einem Kilogramm 25 nm3 (Normkubikmeter) Abgas
zu erzeugen, werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren nur ca.
2 nm3 Abgas erzeugt. Auch das für das Verbrennen von Explosivstof
fen bekannte Rußen kann durch die geregelte Zuführung von Sauer
stoff oder einem anderen Oxidationsmedium verhindert werden.
- - Das Verfahren kann in einem an sich bekannten Verbrennungsreaktor, z. B. vom Typ eines Durchstoßofens, durchgeführt werden.
Die Gaszufuhr und die Abfuhr des Verbrennungsgases kann tempera
turgesteuert werden. Ebenso kann in an sich bekannter Weise die Zu
führung von Oxidationsmittel (Sauerstoff, Luft) über den O2-Gehalt des
Abgases gesteuert werden.
Der Explosivstoff wird bevorzugt in geeigneten offenen Behältern taktweise
über eine inertisierbare Schleusenkammer mittels einer Transportvorrichtung
in und durch einen feststehenden Ofenraum transportiert. An dessen Ende
verlassen die Behälter wieder über eine inertisierbare Schleusenkammer den
Ofen. Nach Eintritt in den Ofen wird der Explosivstoff durch direkten Kontakt
mit einer oder mehreren offenen Flammen angezündet. Verbrennungssauer
stoff oder Luft wird bei Bedarf an dieser Stelle ebenfalls zugeführt, je nach
Prozeßführung vermischt mit rückgeführten und gekühlten Reaktionsgasen
aus der sich anschließenden Verbrennung. Im nächsten Takt wird der ange
zündete Explosivstoff aus der Anzündzone in eine Abbrennzone transportiert,
aus der die entstehenden Abgase, die sich aus Rauchgas, Reaktionsgasen
und noch vorhandenen Luft- oder Sauerstoffüberschuß zusammensetzen, ab
geführt werden. Ein Teil dieses Abgasstromes kann gekühlt und in die An
zündzone zurückgeführt werden, der Rest verläßt den Reaktor und wird in
nachgeschalteten Abgasreinigungsanlagen behandelt.
Je nach Anzünd- und Abbrennverhalten der eingesetzten Explosivstoffe kön
nen Anzünd- und Abbrennzone sich über mehrere Taktzeiten erstrecken. Bei
Bedarf können auch die Zyklen Anzünden und Abbrennen mehrmals hinter
einander wiederholt werden. Dies wird dadurch möglich, daß über die Länge
des Verbrennungsreaktors installierte Zündbrenner, Absaug- und Zuführungs
vorrichtungen nach Bedarf aktiviert bzw. stillgelegt werden. In einer bevorzug
ten Ausführung sollten mindestens drei Stationen im Ofen vorgesehen sein.
Die ersten Stationen sind Anzündzonen; die weiteren Stationen sind Ab
brennzonen und wahlweise auch Anzündzonen. In der letzten Station ist
nochmals ein Brenner vorgesehen, der die Reste zuverlässig abbrennt. Die
ser taktweise Aufbau erlaubt, daß auch nach den Abbrennzonen bei Bedarf
nochmals gezündet wird, falls der Explosivstoff nicht von selbst weiterbrennt.
Durch die Teilrückführung des Abgasstromes über einen oder mehrere
Zyklen wird erreicht, daß bei dem geringstmöglichen Sauerstoff/Luftüberschuß
eine hinreichende Gasströmung im Reaktor vorliegt. Durch Kühlung dieses
Teilstroms kann der Prozeß unterhalb einer explosionsstoffspezifischen Maxi
maltemperatur gefahren werden.
Bei Verwendung großvolumiger Rückführungsleitungen können reaktionsbe
dingte Druckschwankungen so gepuffert werden, daß deren Auswirkungen
auf die nachgeschalteten Abgasreinigungsanlagen begrenzt werden.
Die Erfindung wird anhand einer Figur näher erläutert.
Die Figur zeigt schematisch eine Anlage zur Durchführung des Verfahrens mit
einem geschlossenen Reaktionsraum. Die Anlage weist folgende Hauptbe
standteile auf:
- - Verbrennungsofen 1
- - Staubabscheider 8
- - Gaskühler/Kondensator 9
- - Ventilator 4.
Der Verbrennungsofen 1, zweckmäßigerweise in zylindrischer Bauform, weist
eingangs- und ausgangsseitig in dieser Ausführung je eine gasdichte, inerti
sierbare Schleusenkammer 2, 2a auf. Diese sind mit dem eigentlichen Ver
brennungsteil des Ofens 1 über je eine Kühlzone 3, 3a verbunden. Durch
diese Kühlzonen 3, 3a, die aktiv durch Wasser oder Luft oder passiv durch
Abstrahlung und freie Konvektion gekühlt werden können, werden einerseits
die Dichtelemente der Schleusen vor Wärmeeinwirkung geschützt und ande
rerseits Selbstzündungen des eintretenden Explosivstoffes vermieden.
Der Verbrennungsraum des Ofens 1 besteht aus mindestens drei gleicharti
gen Reaktionszonen (in der Fig. sind fünf Reaktionszonen dargestellt), in de
nen die Gasströmungsrichtung hier im wesentlichen quer zur Hauptachse des
Ofens 1 erzwungen wird. Das geschieht dadurch, daß der Hauptanteil des
Gasstromes mittels des Ventilators 4 über die Gaszuführungsleitungen 5 pa
rallel in die einzelnen Reaktionszonen quer zur Ofenachse eingeblasen wird
und die Reaktionszonen durch entsprechend angeordnete Gasabführungslei
tungen 6 wieder verläßt. Die abgeleiteten Gasströme werden in einem Sam
melrohr 7 zusammengefaßt und über den Staubabscheider 8, zweckmäßig
ein Multizyklon, und den Gaskühler/Kondensator 9 dem Ventilator 4 zuge
führt, um erneut in die Reaktionszonen eingeblasen zu werden.
Nur ein Teil des gesamten Gaskreislaufs, entsprechend den gasförmigen Re
aktionsprodukten aus der Verbrennung des Explosivstoffes zuzüglich der
Rauchgase der Zündflammen 10 sowie eines gewissen Sauerstoff/Luftüber
schusses, verläßt den Kreislauf über eine druckgeregelte Klappe 16 in Rich
tung auf Abgasnachbehandlungsanlagen.
Der Gaskühler/Kondensator 9 hat einerseits die Funktion, den im Kreislauf
geführten Gasstrom soweit abzukühlen, daß in den Reaktionszonen des Ver
brennungsofens die gewünschte Temperatur aufrechterhalten werden kann
und andererseits die Aufgabe, Metalldämpfe, wie z. B. Quecksilber und Cad
mium, auszukondensieren.
Der Verbrennungsofen 1 ist ausgestattet mit einer geeigneten Vorrichtung 11,
die es gestattet, oben offene Behälter 12 taktweise über die Schleusen 2, 2a
durch den Ofen 1 zu transportieren.
In jeder Reaktionszone dieses Verbrennungsofens befindet sich neben den
beschriebenen Verbrennungsgaszuführungen und -ableitungen ein Zünd
brenner 10, der z. B. mit Gas (Zuleitung 13) und eventuell Luft oder Sauerstoff
(Zuleitung 14) betrieben wird. Die Flamme des Zündbrenners ist so einge
stellt, daß sie den in den Behältern 12 befindlichen Explosivstoff deutlich be
rührt. Wird eine Reaktionszone nur als Abbrennzone durchfahren, ist der
Zündbrenner 10 ausgeschaltet und gegebenenfalls in eine entsprechende
Ruhestellung zurückgezogen.
Zusätzlich zu der Luft- oder Sauerstoffzuführung für die Zündbrenner 10 kann
Luft oder Sauerstoff zur Verbrennung des Explosivstoffes durch Lanzen zuge
führt oder in einer anderen Ausführungsform dem Kreislaufgas vor Eintritt in
die Reaktionszone beigemischt werden.
Die dem Ofenende am nächsten liegende Reaktionszone soll aus Sicher
heitsgründen immer einen Zündbrenner haben.
Die Temperaturregelung in den einzelnen Reaktionszonen des Ofens erfolgt
individuell durch temperaturabhängige Variation der Gas-Rücklaufbeimi
schung mittels der Steuerklappen 15.
Claims (5)
1. Verfahren zur Verbrennung von Explosivstoffen, bei dem der Explosivstoff
in Behältern (12) taktweise zugeführt wird, bei dem durch Anzünden
mit offener Flamme eine Verbrennung der Explosivstoffe eingeleitet
wird, bei dem bei der Verbrennung entstehende Rauchgase aus
der Verbrennungszone abgezogen und einer Reinigung unterzogen
werden, dadurch gekennzeichnet, daß
- - die Verbrennung in einem nach außen abgeschlossenen Verbrennungsraum (Ofen 1) durchgeführt wird,
- - Luft oder Sauerstoff gesteuert zugeführt werden,
- - ein Teilstrom der Abgase rückgeführt wird und
- - die Temperatur im Reaktor (Ofen 1) durch diese Maßnahmen gesteuert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
rückgeführten Abgase gekühlt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
rückgeführten Abgase entstaubt werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekenn
zeichnet durch eine Steuerung der Luft- oder Sauerstoffzufuhr
über Messung des Sauerstoffgehalts, bevorzugt im Abgas.
5. Anlage zur Durchführung des Verfahrens eines der vorhergehenden
Ansprüche, gekennzeichnet durch einen geschlossenen Reak
tionsraum (Ofen 1), mit Schleusen (2, 2a) zur chargenweisen Zufüh
rung des Verbrennungsgutes und Abfuhr der festen Rückstände, mit
mindestens drei Reaktionszonen, die jeweils
- - Abführungsleitungen (6) und Zuführungsleitungen (5) für verbranntes Gas,
- - eine Zufuhrleitung (14) für ein Oxidationsmittel sowie
- - einen Brenner (10) aufweisen.
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