DE4333780A1 - Vorrichtung zur Beseitigung von toxischen, festen und/oder flüssigen Stoffen, insbesondere von Geschossen, die mit chemischen Kampfstoffen gefüllt sind - Google Patents
Vorrichtung zur Beseitigung von toxischen, festen und/oder flüssigen Stoffen, insbesondere von Geschossen, die mit chemischen Kampfstoffen gefüllt sindInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Beseitigung
von toxischen, festen und/oder flüssigen Stoffen,
insbesondere von Geschossen, die mit chemischen
Kampfstoffen gefüllt sind, in einer
Sonderabfallverbrennungsanlage, bestehend aus einem
Drehrohrofen, einer Nachbrennkammer, einem
Abhitzekessel, einer Rauchgaswäsche, einem
Saugzuggebläse und einem Abgaskamin.
Sonderabfallverbrennungsanlagen für die Verbrennung von
toxischen flüssigen und/oder festen Stoffen sind
beispielsweise aus der DE-Z "Chemie-Ingenieur-Technik",
59 (1987), Nr. 8, S. 622-628, bekannt.
Eine besondere Art von Sonderabfällen stellen die aus
den beiden Weltkriegen noch vorhandenen Geschosse und
andere Munition dar, die mit chemischen Kampfstoffen
gefüllt sind.
Diese chemischen Kampfstoffe können toxische feste oder
flüssige Substanzen der unterschiedlichsten chemischen
Zusammensetzung oder auch gasförmige Stoffe sein.
Die chemischen Kampfstoffe befinden sich nach wie vor
in nicht entschärften Geschossen, d. h. die
Aufschlag-, Annäherungs- oder Zeitzünder müssen vor
jedweder Entsorgung unschädlich gemacht werden.
Die mit Kampfstoffen gefüllten Geschosse können in
Behältern jeglicher Art gelagert oder auch als Haufwerk
in zugeschütteten Gewässern, Gruben oder sogar im Meer
versenkt sein.
Bei verstärkter Korrosion, hervorgerufen durch Boden
feuchtigkeit bzw. Meerwasser, besteht die Gefahr, daß
die Behältnisse und die Geschosse undicht sind oder
werden. Dadurch kommen die chemischen und toxischen
Substanzen mit der nächsten Umgebung, d. h. mit dem sie
umgebenden Erdreich, Grund- bzw. Meerwasser, in direkte
Berührung. Diese Umstände führen zu einer Verseuchung
großer Flächen.
Die Vernichtung der noch lagernden großen Kampfstoff
mengen ist bisher nicht intensiv betrieben worden, weil
man der Auffassung war, daß die gewählte Lagerung für
Jahrzehnte ausreichend sicher sein werde und daß
beispielsweise mit der Versenkung der Kampfstoffe im
Meer das Problem gelöst sei.
Untersuchungen an derartigen Lagerstätten haben jedoch
ergeben, daß die Behältnisse, in denen die Geschosse
untergebracht sind, teilweise verrotten und daher aus
Gründen des Umweltschutzes eine weitere Lagerung nicht
mehr statthaft ist, so daß eine Beseitigung der
chemischen Kampfstoffe unabdingbar ist.
Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine
Vorrichtung zu schaffen, mit der die entschärften
Geschosse umweltverträglich beseitigt werden können,
wobei jedoch der Tatsache Rechnung getragen werden muß,
daß auch unbeabsichtigt nicht entschärfte Geschosse,
zur Beseitigung angeliefert werden könnten.
Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt in der Weise, wie es
im Hauptanspruch angegeben ist. Die Unteransprüche
enthalten Merkmale, die der vorteilhaften Ausgestaltung
der Vorrichtung nach dem Hauptanspruch dienen.
Zur Beseitigung der in der Regel entschärften
Geschosse, für deren Ummantelung Stahl, Messing,
Aluminium, Kunststoff oder andere Werkstoffe verwendet
wurden und in denen sich toxische chemische Substanzen
befinden, wird eine Sonderabfallverbrennungsanlage der
im Oberbegriff genannten Art vorgeschlagen, die sich
dadurch auszeichnet, daß Komponenten des Hochtempe
ratur-Verbrennungsteiles und der anschließenden
Kühlungs- und Reinigungsstufen konstruktiv und
materialmäßig für einen Betriebsdruck von max. 40 bar
ausgelegt werden und daß die erforderliche Abdichtung
der sich drehenden Anlagenteil gegenüber der Atmosphäre
gewährleistet ist.
Die Anlagenteile müssen deshalb einem Betriebsdruck von
40 bar standhalten, weil gegebenenfalls auch nicht
entschärfte Geschosse und hochexplosive Substanzen in
den Drehrohrofen eingegeben werden, die während der
Verbrennung bei Temperaturen bis zu über
1200°C im Drehrohrofen bzw. in der Nachbrennkammer
explodieren können und eine entsprechend hohe
Druckwelle innerhalb des gesamten Systems
entstehen lassen.
Wegen derartiger Druckwellen müssen die sich drehenden
Anlagenteile hinsichtlich der zu verwendenden
Werkstoffe und ihrer konstruktiven Ausbildung für
Drücke von mindestens 40 bar ausgelegt sein, wobei zu
beachten ist, daß je nach Art der zu vernichtenden
Munition der angegebene Druck unter- oder geringfügig
überschritten werden kann. Insofern sollten die
Anlageteile entsprechend dimensioniert werden.
Dies erfolgt in der Weise, daß der
Hochtemperatur-Verbrennungsteil und der Kühlungs- und
Reinigungsteil für die Rauchgase als eine
zusammenhängende drehbare Vorrichtung ausgeführt wird.
Ein Ausführungsbeispiel wird nachstehend an Hand einer
schematischen Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch die
Verbrennungsanlage und
Fig. 2 einen Querschnitt entsprechend A-B nach
Fig. 1.
Die in Fig. 1 dargestellte Verbrennungsanlage setzt sich
aus der auf Rollenlagern 23 und in Laufkränzen 19
drehbar gelagerten Einheit 3, 6, 9 und 11 und den
feststehenden vor- oder nachgeschalteten Anlagenteilen,
die beidseitig durch Dichtungssysteme 12, 12.1
abgedichtet werden, zusammen.
Zu der drehbaren und für einen Betriebsdruck von
mindestens 40 bar ausgelegten Einheit gehören der
Drehrohrofen 3, die Nachbrennkammer 6 und der
Abhitzekessel 9.
Diese Anlage muß sicherheitshalber für hohe
Betriebsdrücke konzipiert werden, weil man damit
rechnen muß, daß auch versehentlich nicht zuvor
entschärfte Kampfmittel-Munition zur Aufgabe in den
Drehrohrofen gelangt.
Die unverbrannten metallischen Munitionsteile werden in
der zwischen dem Drehrohrofen 3 und der Nachbrennkammer
6 angeordneten Schlackensammelkammer 5 gesammelt. Diese
Reststoffe können bei Stillstand der Anlage über eine
Entnahmeöffnung entfernt werden.
Der Drehrohrofen 3 und die Nachbrennkammer 6 sind mit
einem feuer- und abriebfesten Mauerwerk 7 ausgekleidet.
Die Schlackensammelkammer 5 kann bei Bedarf mit einer
feuerfesten Masse ausgespritzt werden.
Die Abkühlung der Rauchgase erfolgt in dem drehbaren
Abhitzekessel 9. Die heißen Rauchgase strömen durch
Kühlrohre 10 und geben ihre Wärme an das über eine
Zufuhrleitung 17 zugeführte Speisewasser ab.
Das Wasser-Dampf-Gemisch verläßt den Abhitzekessel 9
über die zentrisch um die Speisewasser-Zufuhrleitung 17
angeordneten Dampf-Abfuhrleitungen 16.
Das gekühlte, jedoch noch unter hohem Betriebsdruck
stehende Rauchgas wird in einem feststehenden
Rauchgassammelbehälter 15 aufgefangen, bevor es einem
Expander 18 mit nachgeschalteter Rauchgaswäsche 14
zugeführt wird.
Der Rauchgassammelbehälter 15 wird gegenüber der
Atmosphäre im Bereich der Rohrleitungen 16, 17 durch
ein Dichtungssystem 13 abgedichtet.
Auf der Beschickungsseite des Drehrohrofens 3 ist eine
Druckschleuse 12 in Form einer Doppelkammer angeordnet,
in die die Aufgabevorrichtung 1 für die zu verbrennende
Munition integriert ist.
Die Beheizung des Drehrohrofens 3 erfolgt durch einen
lanzenförmigen Gas- oder Öl-Sauerstoffbrenner 2. An der
Nachbrennkammer 6 sind ebenfalls (hier nicht
dargestellte) Brenner angeordnet.
Für die Erzeugung des erforderlichen Betriebsdruckes
von mindestens 40 bar ist ein Verdichter 20 vorgesehen,
der über Hochdruckleitungen mit der Druckschleuse 12
verbunden ist.
Fig. 2 zeigt in einem Querschnitt entsprechend der
Schnittlinie A-B von Fig. 1 das Innere des
Abhitzekessels 9. Man erkennt die Kühlrohre 10, die
Dampfmitnehmer 21 und die feststehende
Dampfableiteinrichtung 22 im Zentrum des Abhitzekessels
9. Diese Anordnung ist erforderlich, um innerhalb des
sich drehenden Abhitzekessels 9 den nach oben
steigenden Dampf abzufangen und über die
Dampfableiteinrichtung 22 und die Dampf-Abfuhrleitungen
16 abzuziehen.
Bezugszeichenliste
1 Aufgabevorrichtung
2 Gas-Sauerstoff-Brenner
3 Drehrohrofen
4 Schlackenaustritt an 5
5 Schlackensammelkammer
6 Nachbrennkammer
7 Feuerfest-Material
8 Rauchgasstutzen von 6
9 Abhitzekessel
10 (Rauchgas-)Kühlrohre in 9
11 Rauchgasraum von 9
12 Druckschleuse
12.1 Dichtungssystem von 11
13 Dichtungssystem in 15
14 Rauchgaswäsche
15 Rauchgassammelbehälter
16 Dampf-Abfuhrleitungen
17 Speisewasser-Zufuhrleitungen
18 Expander
19 Laufkranz
20 Verdichter
21 Dampfmitnehmer in 9
22 Dampfableiteinrichtung in 9
23 Rollenlager
2 Gas-Sauerstoff-Brenner
3 Drehrohrofen
4 Schlackenaustritt an 5
5 Schlackensammelkammer
6 Nachbrennkammer
7 Feuerfest-Material
8 Rauchgasstutzen von 6
9 Abhitzekessel
10 (Rauchgas-)Kühlrohre in 9
11 Rauchgasraum von 9
12 Druckschleuse
12.1 Dichtungssystem von 11
13 Dichtungssystem in 15
14 Rauchgaswäsche
15 Rauchgassammelbehälter
16 Dampf-Abfuhrleitungen
17 Speisewasser-Zufuhrleitungen
18 Expander
19 Laufkranz
20 Verdichter
21 Dampfmitnehmer in 9
22 Dampfableiteinrichtung in 9
23 Rollenlager
Claims (5)
1. Vorrichtung zur Beseitigung von toxischen,
festen und/oder flüssigen Stoffen, insbesondere
von Geschossen, die mit chemischen Kampf
stoffen gefüllt sind, in einer Sonderabfallver
brennungsanlage, bestehend aus einem Drehrohrofen,
einer Nachbrennkammer, einem Abhitzekessel, einer
Rauchgaswäsche, einem Saugzuggebläse und einem
Abgaskamin,
dadurch gekennzeichnet,
daß Drehrohrofen (3), Nachbrennkammer (6) und
Abhitzekessel (9) als eine drehbare Einheit
ausgebildet ist, daß diese Einheit so konstruiert
ist, daß sie einem Innendruck von 40 bar
standhält, daß dem Drehrohrofen (3) eine
Druckschleuse (12) mit darin integrierter
Aufgabevorrichtung (1) und ein Verdichter (20) zur
Erzeugung des erforderlichen Betriebsdruckes
vorgeschaltet ist und daß zwischen drehbarem
Abhitzekessel (9) und stationärem
Rauchgassammelbehälter (15) ein Dichtungssystem
(12.1) angeordnet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Übergangsbereich zwischen Drehrohrofen (3)
und Nachbrennkammer (6) eine
Schlackensammelkammer (5) angeordnet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Abhitzekessel (9) mit der Gehäusewand
verbundene, mitdrehende Dampfmitnehmer (21)
aufweist und daß mittig in axialer Richtung eine
feststehende Dampfableiteinrichtung (22)
angeordnet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Speisewasserzufuhr- (17) und
Dampfabfuhrleitungen (16) durch ein
Dichtungssystem (13) am Rauchgassammelbehälter
(15) geführt sind und mit dem Abhitzekessel (9) in
Verbindung stehen.
5. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Austrittsstutzen des
Rauchgassammelbehälters (15) ein Expander (18) und
eine Rauchgaswäsche (14) nachgeschaltet sind.
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE4333780A DE4333780A1 (de) | 1993-10-04 | 1993-10-04 | Vorrichtung zur Beseitigung von toxischen, festen und/oder flüssigen Stoffen, insbesondere von Geschossen, die mit chemischen Kampfstoffen gefüllt sind |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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