DE4223415C1 - Verfahren zur entsorgung von explosivstoffen - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entsorgung von Explosivstoffen,
insbesondere von Treibladungspulver und TNT, durch kontrollierte Verbrennung
mit Luftsauerstoff.
Das kontrollierte Verbrennen von Explosivstoffen mit Luftsauerstoff ist
beispielsweise aus der DE-OS 3 822 648 bekannt. Gemäß dieser Schrift
werden Explosivstoffe in gleichbleibenden Teilmengen auf transportablen
Trägern zu einer Brandstelle in einem Sicherheitsgebäude transportiert,
dort mit einem fernbedienbaren Brenner gezündet und abgebrannt. Die
Brandstelle ist nach Art eines offenen Brandplatzes ausgeführt, so daß
im Falle einer besonders heftigen, detonationsartigen Verbrennung die
Druckgase ins Freie entweichen können ohne gravierende Schäden zu verursachen.
Die Abgase werden über der Brandstelle abgesaugt, gereinigt und
in die Atmosphäre ausgetragen. Speziell bei heftig reagierenden Stoffen
ist die Absaugung jedoch unzureichend, und ein erheblicher Teil der Abgase
gelangt unkontrolliert und ungereinigt ins Freie. Darüber hinaus
geht die an der Brandstelle freiwerdende Energie generell ungenutzt verloren.
Aus der DE-AS 19 43 776 ist eine Anlage zum Vernichten von festem Müll
bekannt, in welcher der Müll zerkleinert, getrocknet und verbrannt wird.
Die Verbrennungseinrichtung, welche ein Wirbelbett mit inerten Partikeln
umfaßt, bildet die Brennkammer einer Gasturbine, welche einen Elektrogenerator
zur Stromerzeugung antreibt. Weiterhin kann die Wärmeenergie der
Turbinenabgase zur Dampferzeugung genutzt werden. Abgesehen von Müll,
kann auch Klärschlamm in die Verbrennungseinrichtung eingeführt werden.
Somit ermöglicht diese Anlage die kontrollierte Verbrennung bestimmter,
mehr oder weniger gut brennbarer Abfallstoffe mit vorverdichteter Luft
unter Gewinnung von Nutzenergie. Nachteilig ist die aufwendige Wirbelbettverbrennung
mit zusätzlichen Inertpartikeln und mit Partikelabscheidung,
bedingt durch die eher minderwertigen Brennstoffe. Nachteilig ist
auch die starke erosive Belastung der Turbinenbeschaufelung durch unverbrannte
Feststoffteilchen, welche die Gebrauchsdauer der Anlage erheblich
reduzieren kann.
Aus der DE-OS 40 37 919 ist ein Verfahren zur Entsorgung von Treibladungsmitteln
aus Munition durch Verbrennung bekannt, bei welchem die aus
der Munition entfernten Treibladungsmittel mit Wasser versetzt, im nassen
Zustand gelagert, zerkleinert und einer Wirbelschichtfeuerung zugeführt
werden. Nach dem Passieren einer Explosionssperre am Eingang zur
Feuerung werden die Treibladungsmittel zunächst entwässert und erst anschließend
unter Zugabe stickoxidreduzierender Zuschlagstoffe im Wirbelbett
verbrannt. Die dabei freiwerdende Wärmeenergie kann durch Kraftwärmekoppelung,
d. h. zur Stromerzeugung mittels Wärmekraftmaschinen sowie
zu Heizzwecken, genutzt werden.
Das Mischen der Treibladungsmittel mit Wasser erhöht zwar einerseits in
gewisser Weise die Sicherheit bei der Verarbeitung, andererseits erhöht
die Wasserver- und -entsorgung den anlage- und verfahrenstechnischen
Aufwand und verschlechtert die Gesamtenergiebilanz. Außerdem sind viele
Treibladungsmittel nur schlecht in Wasser löslich.
Die Kombination aus einer Wirbelbettverbrennung mit Zuschlagstoffen und
aus einer Kraftwärmekoppelung ist anlagetechnisch sehr aufwendig, man
denke nur an die dafür nötigen Wärmetauscher.
Angesichts der Nachteile des beschriebenen Standes der Technik besteht
die Aufgabe der Erfindung darin, ein Verfahren zur Entsorgung von Explosivstoffen
durch kontrollierte Verbrennung mit Luftsauerstoff anzugeben,
welches besonders sicher, umweltschonend und kostengünstig ist, welches
mit hohem Wirkungsgrad unter Erzeugung von Nutzenergie arbeitet und welches
bei guter Regelbarkeit hohe Durchsätze erlaubt.
Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Hauptanspruches
genannten Merkmale, d. h., durch die Verfahrensschritte A bis D, gelöst.
Der in der Regel mit Fremdstoffen, wie Metallteilen, Metallspänen, Füllstoffen,
Klebstoffen, Isoliermaterial etc., verunreinigte Explosivstoff
wird zunächst mit einem flüssigen, brennbaren Lösungsmittel vermischt,
bis eine zumindest annähernd gesättigte Lösung vorliegt, wobei die
Fremdstoffe im Verlauf des Mischvorganges abgeschieden werden. Auf diese
Weise entsteht ein hochenergetischer, relativ problemlos zu handhabender
Brennstoff, dessen Explosivstoffcharakter zumindest deutlich reduziert
ist. Die abgeschiedenen Fremdstoffe werden zurückgehalten und können einer
separaten Verwertung zugeführt werden.
Die gereinigte, gesättigte Lösung wird in einer oder mehreren Brennkammern
mindestens einer Gasturbine mit verdichteter Luft verbrannt. Durch
eine entsprechend hohe Verdichtung ergeben sich ein hoher Verbrennungswirkungsgrad
sowie ein kleines Brennraumvolumen, welches stabil und sicher
umschlossen werden kann. Bei den im Brennraum herrschenden, hohen
Temperaturen verdampft das Lösungsmittel schlagartig, wodurch der Explosivstoff
in Form feinster Partikel mit sehr großer Gesamtoberfläche
freigesetzt wird. Dies begünstigt eine rasche, weitestgehend vollständige
Verbrennung von Lösungsmittel und Explosivstoff. Dadurch läßt sich
auch die erosive Beanspruchung der Turbinenschaufeln auf ein tolerierbares
Maß reduzieren.
Die stromabwärts der Brennkammer im eigentlichen Turbinenbereich erzeugte,
mechanische Leistung wird zum einen für den Verdichterantrieb verwendet,
zum anderen steht sie direkt als Nutzleistung für weitere Antriebszwecke
zur Verfügung.
Die Unteransprüche 2 bis 11 enthalten bevorzugte Ausgestaltungen des
Verfahrens nach Anspruch 1.
Die Erfindung wird anschließend anhand der Zeichnung noch näher erläutert.
Diese zeigt in schematischer Darstellung den Aufbau einer Anlage
zur Entsorgung von Explosivstoffen.
Die Anlage 1 dient zur Entsorgung von Treibladungspulver (TLP), welches
hauptsächlich aus Nitrocellulose besteht, bzw. von Trinitrotoluol (TNT),
wobei als Lösungsmittel Aceton benutzt wird.
Der Explosivstoff ist in der Regel ursprünglich in Patronen, Granaten,
Minen, Gefechtsköpfen und ähnlichen, meist metallischen Hüllkörpern enthalten,
welche zum Zweck der Entsorgung zumindest geöffnet, besser noch
mechanisch zerkleinert oder möglichst vollständig entleert werden, wobei
letzteres meist nicht möglich bzw. zu aufwendig ist. Somit enthält der
angelieferte Explosivstoff normalerweise Fremdstoffe, wie das Metall der
Hüllkörper, aber auch Zünderteile, Auskleidungsteile (Hohlladungen),
Inertkörper, Splitterelemente, Isolierungen, Klebstoffe usw., wobei zu
den Metallen auch noch Kunststoffe bzw. Keramikstoffe kommen.
Zusammen mit diesen Fremdstoffen wird der Explosivstoff in den Mischbehälter
2 eingebracht, welcher über die Pumpe 20 davor bereits mit Lösungsmittel,
hier Aceton, befüllt wurde. Mittels des von einem Motor 4
angetriebenen Rührers 3 wird der Behälterinhalt intensiv vermischt und
die Auflösung des Explosivstoffes beschleunigt. Durch Anwendung von erhöhtem
Druck und erhöhter Temperatur im Mischbehälter 2 läßt sich die
Lösungskapazität des Acetons erheblich steigern, so daß mehr Explosivstoff
gelöst werden kann. Die Fremdstoffabscheidung erfolgt durch
Schwerkraft, Fliehkraft (Rühren), Magnetkraft oder in anderer, geeigneter
Weise. Die Fremdstoffe werden dann nach dem Misch- und Lösevorgang
über eine Entnahmevorrichtung 23 (strichpunktiert) aus dem Mischbehälter
2 entfernt und ggf. weiterverwertet.
Der Mischbehälter wird chargenweise befüllt und entleert, d. h., er arbeitet
diskontinuierlich. Im Hinblick auf den möglichst kontinuierlichen
Betrieb der zu speisenden Gasturbine 6 enthält die Anlage 1 einen Speicherbehälter
5, welcher vom Volumen her größer ist, als der Mischbehälter
2. Auch der Speicherbehälter 5 wird bevorzugt unter erhöhtem Druck
und erhöhter Temperatur betrieben, damit der Explosivstoff vollständig
in Lösung gehalten wird. Die Befüllung mit gereinigter, zumindest weitgehend
gesättigter Lösung erfolgt diskontinuierlich über die Pumpe 21,
die Ausförderung der gespeicherten Lösung erfolgt möglichst kontinuierlich
über die Pumpe 22 zur Brennkammer 8 der Gasturbine 6.
Die Gasturbine 6 ist vorzugsweise ein Wellenleistungstriebwerk mit einem
Gasgenerator und einer Nutzturbine 10. Der Gasgenerator umfaßt den Verdichter
7, die Brennkammer 8, die Turbine 9 und die Turbinenwelle 11,
wobei die Turbine 9 ausschließlich zum Antrieb des Verdichters 7 dient
(Verdichterantriebsleistung PV). Die strömungsmechanisch mit der Turbine
9 gekoppelte, dieser nachgeschaltete Nutzturbine 10 treibt über die
Turbinenwelle 12 einen elektrischen Generator 13 an (Generatorantriebsleistung
PG) und erzeugt somit die eigentliche Nutzleistung der Anlage
1. Ein Teil der vom Generator 13 gelieferten, elektrischen Leistung kann
wiederum zum Antrieb von Anlagenkomponenten verwendet werden, wie beispielsweise
für den Motor 4 des Rührers 3 und für die Pumpen 20 bis 22.
Es ist natürlich auch möglich, zwischen Nutzturbine 10 und Generator 13
mechanische Leistung zu entnehmen bzw. anstelle des Generators 13 eine
oder mehrere andere Arbeitsmaschinen anzutreiben.
Mit Hilfe des Ventils 19 kann ein Teil des Abgasstromes zum Verdichtereintritt
zurückgeführt werden, wodurch eine Vorwärmung des Luftstromes
zum Verdichter 7 sowie eine Nachverbrennung noch vorhandener, brennbarer
Feststoffteilchen und Gase erzielt wird.
In einem Nachbrenner 14 wird der den Turbinenbereich verlassende Abgasstrom
bei ca. 1000°C nochmals nachverbrannt, um letzte, brennbare
Schadstoffreste zu beseitigen.
Im nachfolgenden Abhitzekessel 15 wird dem Abgasstrom ein erheblicher
Teil seiner Wärmeenergie entzogen, um aus Wasser Dampf zu erzeugen, und
um den Mischbehälter 2, den Vorratsbehälter 5 sowie ggf. Teile des Leitungssystems
zu beheizen. Diese Heizströme sind in der Figur mit gestrichelten
Linien angedeutet.
Nach dem Abhitzekessel 15 durchläuft der gekühlte Abgasstrom ein Heißgaskerzenfilter
16 zur Entstaubung sowie eine SCR-Anlage 17 (Selective
Catalytical Reduction-Anlage) zur Erstickung und wird dann in weitestgehend
gereinigtem Zustand über einen Kamin 18 in die Atmosphäre abgegeben.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich bevorzugt für Nitrocellulose
aus Treibladungspulver sowie für TNT, es können jedoch auch andere Explosivstoffe
entsorgt werden, welche sich zufriedenstellend in flüssigen,
brennbaren Lösungsmitteln lösen. Ebenso ist die Auswahl des Lösungsmittels
nicht auf Aceton oder andere Ketone beschränkt. Es können
auch Alkohole, Äther oder andere Fluide in Frage kommen.
Claims (11)
1. Verfahren zur Entsorgung von Explosivstoffen, insbesondere von
Treibladungspulver und TNT, durch kontrollierte Verbrennung mit Luftsauerstoff,
gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte:
- A) Der in der Regel mit Fremdstoffen verunreinigte Explosivstoff wird in mindestens einem Mischbehälter (2) unter Zufuhr mechanischer Leistung (Rührer 3, Motor 4) mit einem flüssigen, brennbaren Lösungsmittel vermischt, bis eine zumindest annähernd gesättigte Lösung vorliegt.
- B) Die im Explosivstoff enthaltenen, unlöslichen Fremdstoffe werden im Verlauf des Mischvorganges abgeschieden und danach entfernt (Entnahmevorrichtung 23).
- C) Die gereinigte, gesättigte Lösung wird der Brennkammer (8) oder den Brennkammern mindestens einer stationären Gasturbine (6) zugeführt und darin mit verdichteter Luft verbrannt.
- D) Die an der Turbinenwelle (12) oder den Turbinenwellen nach Abzug der Verdichterantriebsleistung (PV) verfügbare, mechanische Leistung (PG) wird für Antriebszwecke (Generator 13, Pumpen 20 bis 22) genutzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als flüssiges,
brennbares Lösungsmittel Aceton und/oder mindestens ein anderes
Keton eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem
Mischbehälter (2) mindestens ein Vorratsbehälter (5) nachgeschaltet
wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Mischvorgang (Mischbehälter 2) und/oder der
Speichervorgang (Vorratsbehälter 5) bei gegenüber der Umgebung erhöhter
Temperatur und/oder erhöhtem Druck durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der aus der Gasturbine (6) oder den Gasturbinen
austretende Abgasstrom einer Nachreinigung unterzogen und anschließend
in die Atmosphäre abgegeben wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der die
Gasturbine (6) oder die Gasturbinen verlassende Abgasstrom einer
Nachverbrennung (Nachbrenner 14), einer Entstaubung (Heißgaskerzenfilter
16) und einer Entstickung (SCR-Anlage 17) unterzogen wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß bei jeder Gasturbine (6) ein Teil des austretenden
Abgasstromes zum Verdichtereintritt zurückgeführt (Ventil
19), dort mit Ansaugluft vermischt und in der Gasturbine (6) einer
nochmaligen Verbrennung unterworfen wird.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die im Abgasstrom enthaltene thermische Energie
zumindest teilweise zur Dampferzeugung (Abhitzekessel 15) genutzt
wird.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 4 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die im Abgasstrom enthaltene thermische Energie
zumindest teilweise zur Beheizung des Mischbehälters (2) und/oder
des Vorratsbehälters (5) und/oder zur Beheizung zumindest von Teilabschnitten
des Leitungssystems für den Explosivstoff, das Lösungsmittel
und die Lösung verwendet wird.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß die an der Turbinenwelle (12) oder den Turbinenwellen
verfügbare, mechanische Leistung (PG) zumindest teilweise
zur Stromerzeugung (Generator 13) genutzt wird.
11. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 4 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß die an der Turbinenwelle (12) oder den Turbinenwellen
verfügbare, mechanische Leistung zumindest teilweise zur
Druckbeaufschlagung (Pumpen 20, 21) des Mischbehälters (2) und/oder
des Vorratsbehälters (5) genutzt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924223415 DE4223415C1 (de) | 1992-07-16 | 1992-07-16 | Verfahren zur entsorgung von explosivstoffen |
Applications Claiming Priority (1)
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DE4223415C1 true DE4223415C1 (de) | 1993-11-04 |
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Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE4223415C1 (de) |
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1992
- 1992-07-16 DE DE19924223415 patent/DE4223415C1/de not_active Expired - Fee Related
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