DE4029503A1 - Gasdichter ni-hydrid-akkumulator - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft einen Akkumulator nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
Gas- und flüssigkeitsdichte Nickel-Cadmium-
Akkumulatoren sind seit langem bekannt, sie werden in großem
Umfang auf vielen Gebieten eingesetzt. Man unterscheidet nach
der Bauart Knopfzellen mit Masseelektroden und Zellen mit
Sinterelektroden. Gasdichte Ni-Cd-Akkumulatoren sind in
bekannter Weise so aufgebaut und ausgelegt, daß sie
überladefest sind, Akkumulatoren mit Masseelektroden werden
auch umpolfest gefertigt.
Die Überladefestigkeit wird dadurch erreicht, daß
man die negative Cadmium-Elektrode gegenüber der positiven
Nickelhydroxid-Elektrode kapazitätsmäßig überdimensioniert.
Diese Überdimensionierung ergibt eine Ladereserve der
negativen Elektrode, so daß nach voller Ladung zuerst an der
positiven Elektrode Sauerstoff gebildet wird, während die
negative Elektrode noch ihr Ladepotential ohne Bildung von
Wasserstoff beibehält. Der gebildete Sauerstoff wird an der
negativen Elektrode reduziert, und es kann sich während der
Überladung bei einem bestimmten Sauerstoffdruck ein
dynamisches Gleichgewicht des Sauerstoffkreislaufs einstellen.
Die Umpolfestigkeit ist wichtig, da bei der
Reihenschaltung mehrerer Zellen aufgrund kleiner Unterschiede
der Kapazitäten und infolge unterschiedlicher Selbstentladung
nicht vermieden werden kann, daß einzelne Zellen früher bei
der Entladung umpolen, als andere Zellen. Die dann
entstehenden Gase führen, wenn nicht besondere Maßnahmen
getroffen werden, zu einem unzulässig hohen Innendruck, der
die Zelle zerstören kann. Man verhindert dies in bekannter
Weise, indem man der positiven Elektrode negative
Cadmiumanteile als sogenannte Antipolare Masse (APM) zusetzt,
an der der an der ehemals negativen Elektrode entstehende
Sauerstoff reduziert werden kann. Analog zum Überladevorgang
stellt sich dann bei richtiger Auslegung auch bei Umpolung ein
Sauerstoffkreislauf ein.
Beim Ni/Cd-Akkumulator wird somit sowohl bei
Überladung als auch bei Tiefentladung mit Umpolung jeweils ein
Sauerstoffkreislauf eingeleitet.
Die Entsorgung verbrauchter Ni-Cd-Akkumulatoren
bereitet erhebliche Schwierigkeiten, da Cadmium als giftiges
Schwermetall eingestuft ist. Man ist deshalb seit geraumer
Zeit bestrebt, neue Systeme zu entwickeln, die mindestens
gleich gute Eigenschaften haben, wie die bewährten Ni-Cd-
Akkus, jedoch ohne Cadmium oder andere toxische Stoffe
auskommen.
In den letzten Jahren wurde versucht, unter
Beibehaltung der Nickelhydroxid-Elektrode und des alkalischen
Elektrolyten die negative Cd-Elektrode durch eine Metall-
Hydrid-Elektrode (MH-Elektrode) zu ersetzen. Diese Elektroden
enthalten in Pulverform Legierungen aus Stoffen, die bei
elektrochemischer Reduktion in alkalischem Medium Wasserstoff
einlagern, der bei der Entladung in Ionenform im Bereich des
Wasserstoffpotentials wieder entnommen werden kann.
Bekannt und beschrieben sind in der Zwischenzeit
eine Vielfalt von Materialien, die zusammenfassend als
"Mischmetalle" bezeichnet werden und im wesentlichen aus zwei
Gruppen bestehen:
AB 2-Legierungen mit den Hauptbestandteilen Titan, Chrom,
Vanadium und Zirkon sowie
AB 5-Legierungen, bestehend aus Elementen der Seltenen Erden
wie Lanthan, Cer, Neodym und Praseodym.
Alle Legierungen enthalten Nickel im Überschuß, werden aber
auch mit Mangan, Aluminium oder Cobalt dotiert. Zur Verwendung
in Akkumulatoren wird das Material gepulvert und auf leitendes
Trägermaterial gepreßt oder pastiert.
Die spezifische Kapazität, also die Wasserstoff-
Speicherfähigkeit, ist stark abhängig von der Legierung und
der Weiterverarbeitung. Man erzielt etwa 200 bis 300 mAh/g,
bezogen auf das Gesamt-Legierungsgewicht. Damit wird die
Effektivität einer üblichen Cadmiumelektrode mit 170 bis
180 mAh/g Elektrodensubstanz deutlich übertroffen.
In der Praxis haben sich Akkumulatoren mit Metall-
Hydrid-Elektroden noch nicht eingeführt. Ein Grund hierfür ist
die fehlende Umpolsicherheit solcher Zellen. Durch Versuche
hat sich erwiesen, daß alle bekannten Mischmetall-Legierungen
eine Umpolung in die Sauerstoffentwicklung nicht zulassen, da
durch den oxidierenden Angriff die Wirksamkeit, Wasserstoff zu
speichern, verloren geht. Selbst nach kurzfristiger Umpolung
kann ein derart ausgerüsteter Akkumulator nicht erneut
aufgeladen werden. Während beim Ni/Cd-Akkumulator eine
Umpolung der ursprünglich negativen Elektrode mit
Sauerstoffentwicklung für die Umpolsicherheit ausdrücklich
gefordert ist, führt die Anwendung analoger Maßnahmen beim
Ni/MH-Akku zur Zerstörung der Zelle. Zwar kann die
Überladesicherheit in Analogie zum Ni/Cd-Akkumulator durch
eine Ladereserve der Hydrid-Elektrode erzielt werden, indes
versagen die aus der Ni/Cd-Akkumulatortechnik bekannten
Maßnahmen für die Umpolsicherheit von Ni/MH-Akkumulatoren
gänzlich.
Der Erfindung liegt demgemäß die Aufgabe zugrunde,
einen Ni/MH-Akkumulator nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1
zu schaffen, der keine toxischen Stoffe enthält, sowohl
überlade- als auch umpolsicher ist als auch im Betrieb im
Druckbereich üblicher gasdichter Ni/Cd-Akkumulatoren bleibt.
Die Lösung der Aufgabe ist im Patentanspruch 1 gekennzeichnet.
Bei erfindungsgemäßer Auslegung begrenzt bei
Entladung die positive Elektrode die Kapazität des
Akkumulators. Die Überladefestigkeit wird durch den bei Ni-Cd--
Akkumulatoren bekannten, oben beschriebenen
Sauerstoffkreislauf erreicht, zu dessen Einstellung eine
Ladereserve der negativen Hydrid-Elektrode erforderlich ist.
Der bei der Überladung an der Ni-Hydroxidelektrode entstehende
Sauerstoff wird am Metall der negativen Hydridelektrode
elektrochemisch zu OH-Ionen reduziert. Bei diesem
irreversiblen Prozeß entsteht Wärme nach der Gleichung
Überladestrom * Klemmenspannung, wobei letztere wie bei Ni/Cd-
Akkumulatoren bei etwa 1,4 V liegt. Ein oxidierender Angriff
auf die Metall-Legierung erfolgt nicht, da das Potential
negativ im Bereich der Wasserstoffelektrode bleibt.
Bei der Entladung begrenzt die positive Elektrode
die Kapazität, da erfindungsgemäß die negative Elektrode eine
Entladereserve erhält, um das Potential dieser Elektrode
unbedingt im negativen Bereich zu halten. Gerät nach
erschöpfender Entladung der positiven Elektrode diese in die
erwünschte Entwicklung von Wasserstoff, so wird dieser an der
mit Wasserstoff-Katalysatoren dotierten Hydridelektrode nach
Art einer negativen Brennstoffzellen-Elektrode zu H-Ionen
umgesetzt. Überraschenderweise hat sich herausgestellt, daß
Mischmetall für sich allein zwar elektrochemisch den Einbau
und die Speicherung von Wasserstoff leistet, nicht aber die
Umsetzung von gasförmig zugeführtem Wasserstoff in einem
Druckbereich, der für die in der Praxis verwendeten
Akkumulatorengehäuse zulässig ist.
Durch die erfindungsgemäße Zugabe von
Wasserstoffkatalysatoren zum Mischmetall wird in Verbindung
mit dem durch die Entladereserve fixierten Potential ein
Wasserstoffkreislauf ermöglicht, der bei einer leicht
negativen Klemmenspannung praktisch verlustfrei und ohne jeden
oxidierenden Angriff auf das empfindliche Mischmetall abläuft.
Dabei bleibt der für den Wasserstoffkreislauf erforderliche
Überdruck je nach Umpol-Stromstärke im Bereich von 0 bis etwa
5 bar, also in der gleichen Größenordnung, wie sie sich für
den Sauerstoffdruck bei einer Überladung einstellt.
Insgesamt wird mit der Erfindung ein robuster,
cadmiumfreier Akkumulator geschaffen, der überlade- und
umpolfest praktischen Ansprüchen genügt und auch in der
Kapazität erhebliche Vorteile bietet. Dieser Akkumulator läßt
sich sowohl als Knopfzelle mit Masseelektroden als auch als
Rundzelle mit Sinter- oder pastierten Elektroden
verwirklichen.
Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der
Unteransprüche. So kann vorgesehen sein, daß der negativen
Elektrodenmasse Wasserstoff-Katalysatoren bis zu 10 Gew.-%
beigegeben sind.
Als Wasserstoffkatalysatoren sind Edelmetalle, wie
Platin, allgemein bekannt, sie sind jedoch sehr teuer und
scheiden deshalb weitgehend aus. Als bevorzugtes Material für
die Wasserstoffumsetzung bei Umpolung kann mit Erfolg Raney-
Metall zugesetzt werden, wie Raney-Nickel oder Raney-Silber.
Zur Einstellung der für die Umpolsicherheit
notwendigen Entladereserve kann das Elektrodenmaterial
entweder vor der Elektrodenherstellung nach bekannten
Verfahren vorhydriert werden oder auch durch chemische oder
elektrochemische Reduktion in alkalischen Elektrolyten mit
Wasserstoff um den gewünschten Anteil beladen werden.
Aus Sicherheitsgründen kann das Akkumulatorgehäuse
wie bei bekannten Akkumulatoren mit einem Überdruckventil oder
einer Sollbruchstelle ausgestattet werden. Hierdurch wird auch
bei Fehlbehandlung des Akkumulators jede Gefährdung
ausgeschlossen.
Wie bei Nickel-Cadmium-Akkumulatoren bekannt, lassen
sich mehrere Einzelzellen in einem gemeinsamen Druckgehäuse zu
sogenannten Monoblock-Batterien montieren. Hierbei werden die
einzelnen Systeme durch dünne Metallfolien elektrolytisch
getrennt, jedoch gleichzeitig elektronisch in Reihe
geschaltet. Dieses Verfahren ist raumsparend und durch den
Wegfall äußerer Zellenverbindungen sehr kostengünstig.
Als Ausführungsbeispiel soll eine Knopfzelle
beschrieben werden, die erfindungsgemäß nach den Ansprüchen 1
und 2 aufgebaut wurde. Die Zelle hat einen Durchmesser von
23 mm, eine Höhe von 4,5 mm und entspricht somit in den
Abmessungen einer herkömmlichen Ni/Cd-Knopfzelle mit einer
Kapazität von etwa 110 mAh. Unter Verwendung einer Ni-
Hydroxidmasse ohne antipolaren Cd-Zusatz wurde die positive
Elektrode mit 1,25 g aktiver Masse hergestellt. Als
Mischmetall wurde eine Legierung vom AB 5-Typ mit Korngrößen
im Bereich von 50 bis 150 Mikrometer gewählt. Dem Mischmetall
wurden 8 Gew.-% deaktiviertes Raney-Nickel in Pulverform
zugegeben und aus dieser Mischung eine Elektrode mit 1,05 g
aktivem Material hergestellt. Die negative Elektrode wurde
sodann elektrochemisch 20 mAh reduzierend vorgeladen, während
die positive Elektrode einem Laugentränkverfahren unterzogen
wurde. Die Montage des Akkus erfolgte unter Verwendung eines
üblichen Polyamid-Vlieses als Separator und Zugabe von
Kalilauge in einem Gehäuse, wie es standardmäßig für Nickel-
Cadmium-Knopfzellen verwendet wird. Nach dem hermetischen
Verschluß der Zelle ließ sich diese mit 16 mA ohne
nennenswerten Überdruck 24 h formieren. Bei Entladung mit
32 mA ergaben sich im Zyklenbetrieb etwa 160 mAh Kapazität.
Umpolversuche bestätigten die Wirksamkeit des
Wasserstoffkreislaufes, wobei selbst eine dreistündige
Umpolung keine bleibende Dickenznahme der Zelle hervorrief,
und die folgenden Zyklen ohne Kapazitätseinbußen durchgeführt
werden konnten. Überraschend war neben der trotz Umpolungen
stabilen Kapazität beim Zyklenbetrieb auch ein für Knopfakkus
außergewöhnlich gutes Hochstrom-Entladeverhalten. Mit einem
Entladestrom von 160 mA zeigte die Zelle noch Kapazitäten um
135 mAh.
Claims (6)
1. Gas- und flüssigkeitsdicht verschlossener
alkalischer Akkumulator mit mindestens einer negativen
Metallhydrid-Elektrode aus einem Mischmetall, mindestens einer
positiven Metalloxid-, insbesondere Nickelhydroxid-Elektrode,
gasdurchlässigen Separatoren, einem in den Elektroden und
Separatoren festgelegten alkalischen Elektrolyten und einem
mittels Dichtung und Deckel hermetisch verschlossenen Gehäuse,
dadurch gekennzeichnet,
daß zum Zeitpunkt des hermetischen Verschlusses die negative Elektrode sowohl eine Ladereserve von mindestens 10% als auch eine Entladereserve von mindestens 10% gegenüber der mit 100% angesetzten Nutzkapazität der positiven Elektrode besitzt und
daß der negativen Elektrodenmasse Wasserstoff-Katalysatoren beigegeben sind.
daß zum Zeitpunkt des hermetischen Verschlusses die negative Elektrode sowohl eine Ladereserve von mindestens 10% als auch eine Entladereserve von mindestens 10% gegenüber der mit 100% angesetzten Nutzkapazität der positiven Elektrode besitzt und
daß der negativen Elektrodenmasse Wasserstoff-Katalysatoren beigegeben sind.
2. Akkumulator nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der negativen Elektrodenmasse Wasserstoff-Katalysatoren
bis zu 10 Gew.-% beigegeben sind.
3. Akkumulator nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der negativen Elektrodenmasse als Katalysatoren Raney-
Metalle, wie Raney-Nickel oder Raney-Silber, zugegeben sind.
4. Akkumulator nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Material der negativen Elektrode vor Herstellung der
Elektrode chemisch vorhydriert wird oder im alkalischen
Elektrolyten durch chemische oder elektrochemische Reduktion
mit dem gewünschten Anteil Wasserstoff beladen wird.
5. Akkumulator nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Akkumulatorgehäuse ein Überdruckventil oder eine
Sollbruchstelle besitzt.
6. Akkumulator nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß mehrere Einzelzellen in einem gemeinsamen Druckgehäuse zu
einer Monoblock-Batterie montiert sind, wobei die Einzelzellen
durch dünne Metallfolien elektrolytisch getrennt und
elektronisch in Reihe geschaltet sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4029503A DE4029503A1 (de) | 1990-09-18 | 1990-09-18 | Gasdichter ni-hydrid-akkumulator |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4029503A DE4029503A1 (de) | 1990-09-18 | 1990-09-18 | Gasdichter ni-hydrid-akkumulator |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4029503A1 true DE4029503A1 (de) | 1992-03-19 |
Family
ID=6414443
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4029503A Withdrawn DE4029503A1 (de) | 1990-09-18 | 1990-09-18 | Gasdichter ni-hydrid-akkumulator |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
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