DE4019089C2 - Verfahren zur direkten Gewinnung von Fettsäureamiden aus rohen Fetten und Ölen - Google Patents
Verfahren zur direkten Gewinnung von Fettsäureamiden aus rohen Fetten und ÖlenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Gewinnung von
Säureamiden natürlicher Fettsäuren durch direkte Umsetzung von
rohen Fetten und Ölen mit amidbildenden Agentien.
Öle und Fette pflanzlichen und tierischen Ursprungs sind seit
jeher wichtige Rohstoffe, sowohl für die menschliche Ernährung
als auch für die Erzeugung chemischer Grundstoffe, die der
Herstellung von Produkten zur Textilveredelung, von Anstrich
mitteln, kosmetischen Präparaten, Kerzen, Seifen, Tensiden,
Schmierstoffen, Weichmachern, Zement und Asphaltzusätzen,
Kunststoffen, sowie der Gewinnung von freien Fettsäuren die
nen. Vor dem Hintergrund sich erschöpfender Rohstoffreserven
wie z. B. des Erdöls, ist anzunehmen, daß den natürlichen
Fetten und Ölen als nachwachsenden Rohstoffen in Zukunft eine
noch stärkere industrielle Bedeutung zukommen wird.
Die industrielle Gewinnung chemischer Grundstoffe aus Fetten
und Ölen ist jedoch nicht unproblematisch. So enthalten die
aus Ölfrüchten zu gewinnenden rohen Fette und Öle häufig eine
Vielzahl störender Begleitstoffe, z. B. Phosphatide, Schleim
stoffe, Farb- und Geruchsstoffe oder Kohlenwasserstoffe.
Solche Begleitstoffe behindern eine direkte Weiterverarbeitung
dieser rohen Fette und Öle. Sie können z. B. als Katalysatoren
wirken, die, besonders in Anwesenheit größerer Mengen ungesät
tigter Fettsäuren, eine Zersetzung oder Verharzung des Aus
gangsmaterials bewirken, wodurch die möglichen Ausbeuten stark
herabgesetzt werden. Aus diesem Grund müssen die rohen Fette
und Öle, bevor sie zu chemisch verwertbaren Grundstoffen
weiterverarbeitet werden können, durch aufwendige Methoden wie
Entschleimen, Entsäuern, Entfärben und Desodorisieren vor
gereinigt und von solchen Inhaltsstoffen befreit werden. Die
Oleochemie, die sich mit der chemisch-technischen Verarbeitung
von Ölen und Fetten zu Folgeprodukten beschäftigt, bezieht
ihre Ausgangsstoffe daher in der Regel als vorgereinigte
Triglyceride von der öl- und fettgewinnenden Industrie, wie
z. B. der Ölmühlenindustrie. Hierbei stellt sich jedoch das
Problem, daß die Anlagen der Ölmühlenindustrie auf die Ver
arbeitung großer Mengen an Ölfrüchten ausgelegt sind, so daß
die Aufarbeitung von Ölfrüchten, die nur in geringen Mengen
zur Verfügung stehen, kaum möglich ist. So sind die Öle neu
gezüchteter Ölfrüchte, wie z. B. Sonnenblumen der Art "High
oleic" oder der Euphorbia lathyris, die aufgrund ihres beson
deren Fettsäuremusters als Ausgangsmaterialien für hochpro
zentige Ölsäure besonders geeignet sind, wegen des unwirt
schaftlichen Aufreinigungsprozesses von einer Verwertung in
industriellem Maßstab ausgeschlossen. Ein weiterer Nachteil
einiger Ölfrüchte ist, daß sie neben den bereits erwähnten
Begleitstoffen oftmals ernährungsphysiologisch bedenkliche und
sogar toxische Inhaltsstoffe enthalten, so daß deren Rohöle
schon aus diesem Grund für eine Weiterverarbeitung in Anlagen,
in denen auch Nahrungsfette gewonnen werden und die demzufolge
mit enormem Aufwand gereinigt werden müssen, nicht geeignet
sind.
Die große Anzahl bekannter Verfahren zum Umsetzen von Ölen
und Fetten, die hierzu in gereinigter Form eingesetzt
werden, wird durch die folgenden Schriften belegt.
In der EP 21 471 A1 wird im ersten Beispiel zwar als roh
("crude") bezeichnetes Rapsöl mit Ethylendiamin umgesetzt,
jedoch ist hierbei zu beachten, daß als Katalysator wasser
freies Natriumcarbonat zugesetzt wird. Dies setzt voraus,
daß das verwendete "rohe", nicht weiter spezifizierte Rapsöl
entsäuert ist. Damit ist in diesem Verfahren der Einsatz
roher Preßöle ausgeschlossen, die herstellungsbedingt stets
neben anderen störenden Begleitstoffen freie Fettsäuren
enthalten. Darüber hinaus ist dieses Verfahren in bezug auf
seine Ausbeute unbefriedigend, denn es wird eine umständ
liche, im Grunde kaum praktikable Isolierung der Difett
säurediamide nach der Umsetzung unter Ionenaustausch ange
wandt.
Auch ist eine Charakterisierung der gewonnenen Produkte im
Hinblick auf ein reines Endprodukt weder angestrebt, noch
gegeben. Das Verfahren und die gewählte Aufbereitungsme
thode sind nicht dazu geeignet, die Difettsäurediamide in
gereinigter Form aus dem Rapsöl zu gewinnen. Stattdessen
wird mit ebenfalls vorliegenden Monofettsäuremonoamiden
usw. zu rechnen sein.
Derwent, CPI, (A) Referat 87-141 183/20, nutzt Fettsäu
remonoamide, die durch Umamidierung von natürlichen Trigly
zeriden gewonnen werden, als Hilfsstoff für die Verarbei
tung von Polyethylen. Rohe Preßöle umfassen hingegen neben
Triglyzeriden selbstverständlich unbestimmte Mengen anderer
Fettsäureester und die erwähnten störenden Begleitstoffe.
Die beschriebene Art der Gewinnung von Fettsäuremonoamiden
ausschließlich aus Triglyzeriden ist folglich wiederum
nicht geeignet für die hier in Betracht gezogenen Öle bzw.
Fette.
Derwent, CPI, (E) Referat 835 B/01, befaßt sich mit der
selektiven Hydrierung sowie Umsetzung von Fettsäuren mit
Ammoniak, wobei es darum geht, höhere Gehalte an Monoamiden
einfach ungesättigter Fettsäuren, wie der Ölsäure, zu
gewinnen. Durch das Verfahren der selektiven Hydrierung
wird Rapsöl einer sonst nicht zugänglichen Verwendung
zugeführt. Es wird dabei zwangsläufig von vorab entsäuertem
und entschleimtem Rapsöl ausgegangen, denn die Hydrierung
wäre in Anwesenheit von Schleimstoffen und insbesondere
freien Fettsäuren nicht möglich.
Derwent, CPI, (D) Referat 48459 U-DE, beschreibt die
Verbesserung der Ausbeute bei der Umamidierung von Trigly
zeriden mit Aminen durch Zusatz von Borsäure oder Borsäure
anhydrid, um das frei werdende Glyzerin in den Borsäure
ester zu überführen. Auch hier wird notwendigerweise von
vorgereinigten Fetten und Ölen ausgegangen. Die freien
Fettsäuren und Schleimstoffe würden die obige Reaktion
nicht nur stören, sondern unmöglich machen. Bei Anwesenheit
von Schleimstoffen würde die Bildung von Borsäureester
nicht mehr gelingen.
Auch im Verfahren gemäß der Veröffentlichung C. A. Bd. 80,
Referat 135 205 t (1974), handelt es sich um die Umsetzung
von gereinigtem Öl, das für die Lackproduktion eine saubere
Emulsion ergeben kann. Zudem wird als Emulsion eine Mi
schung aus Amiden, Glycerin, Phosphorsäureamiden, Phosphor
säure und Estern aus Phosphorsäure und Glycerin herge
stellt.
In der DE 25 59 698 A1 werden Methylester von Fettsäuren
oder gereinigte Triglyzeride eingesetzt, um mit Hilfe eines
Katalysators oberflächenaktive Mittel herzustellen.
Die DD-PS 67 117, US 28 44 609 und DD-PS 209 190 befassen
sich mit dem Einsatz von Katalysatoren bei der Umsetzung
von Fettsäuren zu Difettsäurediamiden. In der DD-PS 67 117
werden als Katalysatoren Alkalihydroxide beim Einsatz
gereinigter Triglzeride (z. B. entsäuertem Kokosöl) verwen
det. In der US 28 44 609 werden ebenfalls gereinigte Pro
dukte als Fettsäurerohstoff eingesetzt, wobei die Kataly
satoren Alkoholate sind. Auch die in der DD-PS 209190 zur
Herstellung von Fettsäurediethanoldiamiden eingesetzten
Katalysatoren in Form von Ätzalkalikombinationen sind in
bekannter Weise nur mit gereinigten Ölen verwendbar.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zu
grunde, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, mit dessen
Hilfe völlig rohe Öle und Fette ohne Reinigungsschritte
direkt als Ausgangsmaterialien verwendbar sind, und damit
auch solche Öle als Rohstoffe nutzbar zu machen, deren
Gewinnung aufgrund der geringen Mengenverfügbarkeit der
Ölfrüchte oder der in diesen enthaltenen problematischen
Begleitstoffe mit großen Schwierigkeiten verbunden ist.
Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand des Patentanspruchs
1 gelöst. Überraschend wurde danach gefunden, daß sich die
Amide von Fettsäuren auch bei direkter Umsetzung von rohen
Preßölen mit amidbildenden Reagentien ohne Zusatz von Kata
lysatoren mit hoher Reinheit und hoher Ausbeute gewinnen
lassen. Die Nichtverwendung von Katalysatoren bei dennoch
hoher Ausbeute beinhaltet nicht nur den Vorteil, daß das
Verfahren gegenüber bekannten Verfahren mit Katalysatorein
satz kostengünstiger ist, sondern vermeidet auch störende
Einflüsse der Katalysatoren bei der Umsetzung oder späteren
Weiterverarbeitung. Von besonderer Bedeutung ist jedoch vor
allem, daß sich die gekennzeichneten Öle bzw. Fette
tatsächlich völlig roh, ohne jede Reinigung nach ihrer
Gewinnung, mit beliebigem Fettsäuremuster und sämtlichen
oben genannten störenden Begleitstoffen direkt umsetzen
lassen.
Sogar die aufgrund ihrer hohen Anzahl von Doppelbindungen so
hochreaktiven Öle wie Leinöl lassen sich nach dieser Methode
problemlos umsetzen.
Für das erfindungsgemäße Verfahren werden rohe Fette bzw. Öle
aus pflanzlichem Ursprung als Ausgangsmaterialien eingesetzt, die
im wesentlichen aus gemischten Glycerinestern höherer Fettsäuren,
d. h. in erster Linie Triglyceriden, bestehen, die aber selbst
verständlich auch unbestimmte Mengen an Monoglyceriden, Digly
ceriden oder anderen in der Natur vorkommenden Fettsäureestern
enthalten können. Das Verfahren ist insbesondere geeignet zur
Umsetzung roher Fette und Öle, wie sie nach den üblichen
Methoden, z. B. durch Kalt- oder Heißpressen mit Schnecken oder
Spindelpressen oder durch Preßextraktion gewonnen werden
können. Bevorzugt werden solche Fette und Öle eingesetzt, die
einen besonders hohen Gehalt an funktionellen oder an außer
gewöhnlichen Fettsäuren, z. B. an Pentaensäuren, aufweisen, da
sich aus diesen Materialien die entsprechenden Fettsäurederi
vate besonders einfach mit hoher Ausbeute und Reinheit erhal
ten lassen. Der Anteil an gewöhnlichen funktionellen Fett
säuren sollte zweckmäßig wenigstens 50%, der Anteil an außer
gewöhnlichen Fettsäuren wenigstens 10% betragen, jeweils
bezogen auf die Gesamtzahl der Fettsäuremoleküle. Gemäß
Anspruch 1 werden das Öl der Euphorbia lathyris, linol- oder
ölsäurereiches Sonnenblumenöl, insbesondere der Art "High
Oleic", (gehärtetes und ungehärtetes) Ricinusöl, Leinöl, Rapsöl,
insbesondere erucasäurereiches Rapsöl, das Öl der Purgiernuß,
Olivenöl verwendet.
Die in den Ausgangsmaterialien unter Umständen vorhandenen
festen Inhaltsstoffe, z. B. Holz oder Pflanzenreste, werden vor
der Umsetzung zweckmäßig abgetrennt. Die Menge eingesetzten
Ausgangsmaterials ist beliebig, so daß das Verfahren grund
sätzlich sowohl im Labormaßstab als auch im industriellen Maß
stab durchführbar ist.
Die Fette und Öle werden direkt mit den amidbildenden Sub
stanzen umgesetzt. Amidbildende Substanzen können z. B. sein:
Ammoniak, Formamid oder primäre und sekundäre aliphatische,
cycloaliphatische, aliphatisch-aromatische und aromatische
Amine, vorzugsweise Mono- oder Diamine mit 1-44 Kohlenstoff
atomen. Hierunter fallen auch dimere Fettsäuren aus nativen
Fetten und Ölen. Die Amine können weitere reaktive funktionel
le Gruppen, z. B. OH-Gruppen tragen. Im Falle der Diamine
können sich auch zwischen den beiden Aminofunktionen in der
Kohlenwasserstoffkette oder am cycloaliphatischen oder aroma
tischen Rest zusätzliche strukturelle Elemente bzw. weitere
funktionelle Gruppen, z. B. Ethergruppen, Aminogruppen, Diamid
gruppierungen, Ketogruppen oder Sulfongruppen, befinden.
Bevorzugte Aminverbindungen sind Methylamin, Ethylamin, Methy
lethylamin, Dimethylamin, Diethylamin, Morpholin, Benzylamin,
Naphthylamin, Phenylethylamin, Anilin, Toluidin, 1,2-Diaminoe
than, 1,3-Diaminopropan, 1,6-Diaminohexan, 1,8-Diaminooctan,
Piperazin, 4,7,10-Trioxatridecan-1,13-diamin, 3,3′-Diaminodi
phenylsulfon, 3,3′-Dimethyl-4,4′-diaminodicyclohexylmethan,
Ethanolamin, 3-Aminopropanol und handelsübliche Etherdiamine
der Formel
wobei n eine ganze Zahl von 1 bis 2000 ist. Besonders bevor
zugte Verbindungen sind 1,2-Diaminoethan und 1,6-Diaminohexan.
Die Amine werden, bezogen auf die Anzahl der Aminofunktionen
und der Fettsäurereste, bevorzugt in stöchiometrischen Mengen
eingesetzt, jedoch beeinflußt auch ein geringer Über- oder
Unterschuß an Aminofunktionen die Reaktionsausbeute nicht
wesentlich.
Gegebenenfalls kann die Umsetzung auch in einem geeigneten
Lösungsmittel erfolgen, um eine homogene Reaktionsführung zu
gewährleisten. In der Regel werden unpolare Lösungsmittel,
insbesondere Toluol, Xylol oder Petrolether, verwendet.
Die Umsetzung kann in einem Temperaturbereich zwischen 20 und
300°C erfolgen, bevorzugt wird jedoch ein Bereich zwischen 50
und 200°C, da in diesem Temperaturbereich die Reaktionszeiten
mit 1 bis 6 Stunden für die praktische Durchführung des Ver
fahrens noch nicht zu lang sind.
Die Reaktion wird vorsorglich in einem geschlossenen System,
z. B. in einem Autoklaven durchgeführt. Gegenüber der Luft-
Atmosphäre wird eine Inertgasatmosphäre wie z. B. Argon oder
Stickstoff oder der Dampf eines inerten Lösungsmittels bevor
zugt, da hierdurch unerwünschte Nebenreaktionen wie die Oxida
tion des Ausgangsmaterials leichter unterdrückt werden können.
Falls erforderlich, können dem Reaktionsgemisch auch übliche
Hilfs- und Zusatzstoffe wie Polymerisationshemmer und Anti
oxidantien, z. B. Ascorbinsäure oder Glukose zugesetzt werden.
Katalysatoren wie Ammoniumchlorid oder p-Toluolsulfonsäure,
die erfindungsgemäß zwar gerade nicht benötigt werden, kön
nen als nicht störende Zusätze verwendet werden.
Nach Beendigung der Reaktion scheiden sich die Reaktionspro
dukte spätestens nach Abziehen des gegebenenfalls vorhandenen
Lösungsmittels als Niederschlag ab. Sie werden abgetrennt und
anschließend aus geeigneten Lösungsmitteln umkristallisiert.
Geeignet sind hierfür sowohl unpolare Lösungsmittel wie Hexan
als auch sehr polare Lösungsmittel wie Sulfoxide. Bevorzugt
wird aus Methanol oder Ethanol umkristallisiert. Unter Um
ständen genügt auch bereits ein einfacher Waschvorgang, bei
spielsweise mit kaltem Methanol oder Toluol. Die Reaktions
mischung kann jedoch auch anderen Reinigungsoperationen, z. B.
einer Lösungsmittelheißdampf-Extraktion unterworfen werden,
wobei die Säureamide ebenfalls in kristalliner Form erhalten
werden.
Nach Abtrennen der Fettsäuren als Säureamide verbleiben die
Ölbegleitstoffe und das Glycerin in aufkonzentrierter Form in
der Mutterlauge. Einige dieser Ölbegleitstoffe, z. B. die stets
vorhandenen Vitamine, sowie das Glycerin sind ebenfalls von
industriellem Interesse. Da die Auftrennung solcher angerei
cherter Gemische sehr erleichtert ist, vereinfacht dieses Ver
fahren also zusätzlich auch die Gewinnung dieser Stoffe.
Die auf diese Weise hergestellten Säureamide werden frei von
störenden Begleitstoffen und bei geeigneter Wahl der Rohöle
mit einem so hohen Reinheitsgrad erhalten, daß eine weitere
Verarbeitung keine Probleme mehr darstellt. So lassen sich die
Fettsäureamide - gegebenenfalls auch als Mischung - entweder
direkt als Zusatzstoffe, z. B. als Schmierstoffadditive, ver
wenden oder aber in weitere interessante Folgeprodukte umwan
deln. Besonders interessante Folgeprodukte, die bisher nicht
oder nur mit erheblichem Aufwand zugänglich waren, erhält man
beispielsweise aus Difettsäurediamiden, die bei der Umsetzung
von Fetten und Ölen mit Diaminen erhalten werden, insbesondere
aus denjenigen Diamiden, die aus Ölen und Fetten gewonnen
werden, in denen eine Fettsäure, die eine funktionelle Gruppe
wie eine Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung oder eine OH-
Gruppe trägt, starke Dominanz aufweist. So lassen sich erfin
dungsgemäß unter Verwendung von Diaminen aus dem rohen Öl der
Euphorbia-lathyris-Samen hochkonzentrierte Diölsäurediamide
und aus rohem Ricinusöl hochkonzentrierte Diricinolsäurediami
de herstellen. Wie in der gleichzeitig eingereichten Anmeldung
DE 40 19 087 A1 beschrieben wird, lassen sich der
artige Difettsäurediamide mit geeigneten bifunktionellen
Verbindungen, z. B. mit Diisocyanaten, umsetzen und stellen
somit neuartige Grundstoffe zur Erzeugung von Präpolymeren,
Kunststoffen und Kunststoffadditiven, z. B. für Klebstoffe,
Dichtungsmassen, Kunststoffschaumstoffe, Schmierstoffe sowie
eine Vielzahl weiterer technischer Hilfsstoffe dar. Aus den
Fettsäureamiden lassen sich nach den üblichen Verfahren der
Verseifung auch die freien Fettsäuren herstellen, was beson
ders im Hinblick auf die Gewinnung seltener Fettsäuren wie
beispielsweise von Pentaensäuren von Vorteil ist. Falls die
solchermaßen erhaltenen Fettsäuren funktionelle Gruppen besit
zen, können sie ihrerseits ebenfalls wieder als Grund- oder
Zusatzstoffe für Kunststoffe dienen.
Die Erfindung stellt also nicht nur ein Verfahren zur Ver
fügung, mit dessen Hilfe es möglich ist, rohe und damit bisher
als Rohstoffe nicht nutzbare Öle und Fette aufzuarbeiten,
sondern sie ermöglicht gleichzeitig die Erzeugung einer Viel
zahl neuer oder bislang nur mit erheblichem Aufwand erhältli
cher, für die Weiterverarbeitung in der chemischen Industrie
hochinteressanter Grundstoffe.
Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele näher er
läutert:
100 g Euphorbiaöl wurden mit 9,4 g 1,2-Diaminoethan im Autokla
ven in Stickstoffatmosphäre 3 Stunden lang bei 180°C und
anschließend noch 3 Stunden lang bei 100°C umgesetzt. Das
entstandene Reaktionsprodukt wurde dann zweimal aus Methanol
umkristallisiert. Das auf diese Weise erhaltene N,N′-Ethylen
bisoleodiamid besitzt eine Reinheit von <90%. (Schmelzpunkt
114 bis 116°C, Ausbeute: 73 g)
5,1 g Ricinusöl und 0,5 g 1,2-Diaminoethan wurden 5 Stunden lang
im Autoklaven bei 120°C unter Stickstoffatmosphäre gerührt.
Das Reaktionsprodukt wurde dann aus Methanol umkristallisiert.
Das auf diese Weise erhaltene N,N-Ethylenbisricinolsäurediamid
besitzt eine Reinheit von <90%. (Schmelzpunkt 83 bis 85°C,
Ausbeute: 2,6 g)
51 g Ricinusöl und 9,7 g 1,6-Diaminohexan wurden 5 Stunden lang
unter Stickstoffatmosphäre bei 100°C gerührt. Das Reaktions
produkt wurde aus 150 ml Methanol umkristallisiert. Das auf
diese Weise erhaltene Hexamethylenbisricinolsäurediamid be
sitzt eine Reinheit von <90%. (Schmelzpunkt 86 bis 88°C,
Ausbeute: 32 g)
153 g gehärtetes Ricinusöl und 15 g Diaminoethan wurden 5 Stun
den lang unter Stickstoffatmosphäre bei 140°C im Autoklaven
gerührt. Das Reaktionsprodukt wurde dann aus Methanol umkri
stallisiert. Das auf diese Weise erhaltene Bis(12-hydroxystea
rinsäure)-N,N′-ethylendiamid besitzt eine Reinheit von <90%
(Schmelzpunkt 142-145°C, Ausbeute: 106,5 g).
5,1 g gehärtetes Ricinusöl und 0,97 g 1,6-Diaminohexan wurden 5
Stunden lang unter Stickstoffatmosphäre bei 150°C im Autokla
ven gerührt. Das Reaktionsprodukt wurde dann einer Lösungs
mittelheißdampf-Extraktion mit Methanol unterworfen. Das auf
diese Weise erhaltene Bis(12-hydroxystearinsäure)-1,6-N,N′-
hexamethylendiamid besitzt eine Reinheit von <90% (Schmelz
punkt 135-136°C, Ausbeute: 3,7 g).
Claims (11)
1. Verfahren zur Gewinnung der Amide natürlicher Fettsäuren
aus Fetten und Ölen, dadurch gekennzeichnet, daß man als
Ausgangsmaterial Schleimstoffe und freie Fettsäuren enthal
tende, rohe Preßöle und Fette in Form von Euphorbiaöl,
linol- oder ölsäurereichem Sonnenblumenöl, insbesondere der
Art "High Oleic", Rapsöl, insbesondere erucasäurereichem
Rapsöl, dam Öl der Purgiernuß, Ricinusöl, Leinöl oder Oli
venöl, die im ungereinigten Zustand nach der Gewinnung in
Form von unbestimmten Glyceriden mit beliebigen Fettsäure
muster vorliegen, ohne Katalysator, gegebenenfalls in einem
geeigneten Lösungsmittel und gegebenenfalls unter Zusatz
von Antioxidantien, direkt mit amidbildenden Reagentien zu
den entsprechenden Fettsäurediamiden umsetzt und diese,
falls erforderlich, anschließend aufreinigt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die rohen Öle und Fette einen hohen Gehalt an funktionellen
Fettsäuren besitzen.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die rohen Öle und Fette außergewöhnliche Fettsäuren be
sitzen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß als amidbildende Reagentien
primäre und sekundäre aliphatische, cycloaliphati
sche, aliphatisch-aromatische oder aromatische Mo
noamine oder Diamine eingesetzt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß als amidbildende Reagentien 1,2-
Diaminoethan oder 1,6-Diaminohexan eingesetzt wer
den.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß als Lösungsmittel Toluol, Xylol
oder Petrolether verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß das Ausgangsmaterial mit den
Amiden bei 20-300°C, vorzugsweise 50-200°C umgesetzt
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß unter einer Inertgasatmosphäre
aus Stickstoff oder Argon gearbeitet wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß als Antioxidantien Ascorbinsäure
oder Glukose verwendet werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß die Reinigung der Fettsäureamide
durch Umkristallisieren aus Methanol oder Ethanol
erfolgt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß die Reinigung der Fettsäureamide
durch Lösungsmittelheißdampf-Extraktion erfolgt.
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