DE3943590C2 - Anlage zur Inaktivierung von in Flüssigkeiten befindlichen Viren - Google Patents
Anlage zur Inaktivierung von in Flüssigkeiten befindlichen VirenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Anlage
zur Inaktivierung von in Flüssigkeiten befindlichen
Viren.
Viren können bekanntlich durch chemische Substanzen
(chemische Sterilisation) oder durch Erhitzen der
Flüssigkeit (Hitzesterilisation) unschädlich gemacht
werden. Des weiteren ist bekannt, Viren mittels
Ultrafiltration aus Flüssigkeiten zu entfernen.
Ein Nachteil der chemischen Sterilisation liegt darin,
daß die zur Inaktivierung erforderlichen Substanzen in
der Flüssigkeit selbst verbleiben und zu nachteiligen
Nebenwirkungen führen können. Der Nachteil der
Hitzesterilisation liegt darin, daß eine thermische
Zersetzung oder zumindest Modifikation der in der
Flüssigkeit vorhandenen Komponenten eintreten kann.
Dies ist besonders gravierend, wenn es sich bei der
Flüssigkeit um Kulturüberstände handelt, die
hochempfindliche Substanzen, wie z. B. Proteine
enthalten.
Bei der Entfernung von Viren mittels Ultrafiltration
wirkt sich nachteilig aus, daß dieses Verfahren nicht
zur Behandlung von Suspensionen geeignet ist, da in
diesem Fall eine Abtrennung der festen Phase erfolgen
würde.
Zusätzlich besteht die Gefahr der Adsorption von Bestandteilen
aus der Lösung der Filtermaterialien. Weiterhin kann der Prozeß
im technischen Maßstab nur sehr schwer und kostenaufwendig
unter sterilen Bedingungen durchgeführt werden. Auch müssen die
Filter in regelmäßigen Abständen gereinigt und gewechselt
werden, das je nach Art der herausgefilterten Viren zu
Entsorgungsschwierigkeiten führen kann.
Bei einem anderen, aus der DE-PS 9 49 253 bekannten Verfahren zum
Sterilisieren von Flüssigkeiten durch Behandeln mit Ultraschall
wird die Flüssigkeit durch Ultraschalleinwirkung vernebelt,
wobei anschließend der Nebel abgeleitet und kondensiert wird.
Des weiteren wird in der DE-PS 8 78 462 eine Einrichtung zur
Entkeimung von Süßmost und anderen Flüssigkeiten beschrieben,
bei der der auf die Flüssigkeit einwirkende Schall- oder
Ultraschall dadurch erzeugt wird, daß eine Schneide mit der zu
entkeimenden Flüssigkeit angeblasen bzw. angeströmt wird und
dadurch eine Ultraschallpfeife gebildet wird. Durch die
Anordnung der Schneide als schwingendes Teil einer Pfeife sollen
die Probleme gelöst werden, die bei der Behandlung größerer
Flüssigkeitsmengen durch magnetostriktive oder piezoelektrische
Schwingungserzeuger auftreten.
Die DE-AS 10 37 830 beschreibt ein Verfahren zur
Kaltsterilisierung von Milch, bei dem die zu sterilisierende
Flüssigkeit einer Anzahl von Schallstößen mit steiler Front
ausgesetzt wird. Diese Front wird vorzugsweise durch
Flüssigkeitsfunkenstrecken erzeugt.
Aus der DE 24 08 754 A1 ist eine Vorrichtung zum Entkeimen von
Flüssigkeiten bekannt, insbesondere von Milch, Fruchtsäften
oder dergleichen, wobei die Flüssigkeit mehrfach großen
Beschleunigungsänderungen unterworfen wird, indem die
Flüssigkeit mit hoher, vorzugsweise zunehmender Geschwindigkeit
durch ein Leitungssystem mit stoßweise sich ändernden
Durchlaßquerschnitten geführt wird, indem eine Zentrifuge mit
mindestens einer in einem Auffanggefäß angeordneten, um ihre
Achse rotierende Scheibe vorgesehen ist, innerhalb welcher ein
von einem in Scheibenachsnähe liegenden Zuführbereich zum
Scheibenrand verlaufender Durchlaß von abwechselnd zu- und
abnehmendem Querschnitt angeordnet ist.
Bei einer anderen Vorrichtung zur Behandlung von Flüssigkeiten
mit Ultraschallwellen wird in der GB 1,179,827 vorgeschlagen,
die Flüssigkeit durch eine Rohrleitung zu transportieren, auf
der Ultraschallschwinger angeordnet sind.
Außerdem schlägt die GB 671,922 zusätzlich zur Behandlung
mittels einem Ultraschallfeld die Verwendung eines weiteren
Energiefeldes vor, beispielsweise ein elektromagnetisches Feld.
Im Römps-Chemielexikon, 1988, Seite 4411/4412 werden als
Schwingungserzeuger zur Erzeugung eines Ultraschallfeldes
Ultraschallpfeifen, Ultraschallsirenen, piezoelektrische
Schwinger und elektrische Schwinger genannt, und deren
biologische Wirkung mit Kavitation in Verbindung gebracht.
Die DE-OS 21 31 878 verwendet bei einem Verfahren zur Reinigung
von Wasser zusätzlich zu einem Gleich- oder Wechselstrom eine
Beschallung mittels Ultraschall.
Aus der DE 34 30 605 A1 ist ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Reinigung, Desinfektion und Sterilisation von ärztlichen
Instrumenten bekannt, bei dem die Instrumente in einem Bad
einem Ultraschallfeld ausgesetzt werden.
Die DE 35 00 384 A1 schlägt vor, die Flächen von Festkörpern
zur Reinigung zu beschallen.
Bei der DE 35 04 533 A1 wird Ultraschall zum Lösen von
Bakterien und/oder Pilzen von Flächen benutzt, wobei sie dann,
nachdem sie gelöst wurden, abgesaugt werden.
Schließlich ist aus der DE 37 28 946 A1 eine
Homogenisiervorrichtung bekannt, bei der ein gebildeter
Homogenisierspalt, durch den eine Zellkultur unter hohem Druck
geleitet wird, zum Aufschließen dieser Zellen genutzt wird.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Anlage zur Inaktivierung von
in Flüssigkeiten befindlichen Viren zur Verfügung zu stellen,
die es ermöglicht, Viren in Flüssigkeiten zu inaktivieren.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
Die Unteransprüche 2 bis 7 betreffen vorteilhafte
Ausgestaltungen der Anlage.
Überraschenderweise werden selbst so kleine organische
Bestandteile, wie sie Viren darstellen, durch
Kavitationswirkung inaktiviert. Dabei bleiben andere
Begleitsubstanzen innerhalb der Flüssigkeit vorteilhaft
unverändert. Als besonders günstig hat sich bei Versuchen
ergeben, wenn dabei ein Energieeintrag in die Flüssigkeit
zwischen 10 000 Ws bis 150 000 Ws je Liter eingestellt wird.
Besonders nützlich ist diese Methode zur Qualitätssicherung bei
der Reinigung von Kulturüberständen von Zellkulturen und bei
der Aufreinigung von Produkten, die durch Fermentation von
Organismen mit rekombinierter DNA hergestellt werden.
Als Beispiel, aber nicht ausschließlich, ist die
Produktion von Plasma Faktor VIII und anderen
Blutfaktoren anzusehen.
Aber auch bei der Produktion von mikrobiellen Kulturen,
die sehr Bacterio-phagen-empfindlich sind, ist diese
Anlage zur Virus-Inaktivierung sehr günstig.
Eine derartige Anlage läßt
sich kostengünstig aus bereits auf dem Markt
befindlichen Komponenten aufbauen.
Für praktische Anwendungsfälle hat es sich als beson
ders vorteilhaft erwiesen, wenn in die Flüssigkeit
Schall mit einer Frequenz zwischen 20 kHz und 1 MHz
eingeleitet wird.
Sehr effektiv läßt sich der Schall dann in die
Flüssigkeit einleiten, wenn die Flächen des Homogeni
sierventils, die die sich verjüngenden
Verdichtungsräume begrenzen, aus magnetostriktivem
Material gefertigt sind, das einem sich wechselnden
Magnetfeld ausgesetzt ist.
Die Erfindung wird in den Fig. 1 und 2 beschrieben.
Die Zeichnungen zeigen
Fig. 1 schematisch die erfindungsgemäße Anlage,
Fig. 2 schematisch die Spaltausbildung eines
geeigneten Homogenisierventils.
In Fig. 1 bedeutet 1 eine Flüssigkeit, die mit Viren
beladen ist.
Flüssigkeiten können kohlenhydrat- oder proteinhaltige
Lösungen während eines Aufarbeitungsprozesses zu
Pharmazeutika oder aber auch Wasser für die Produktion
sein, das virusfrei aufbereitet werden oder von Viren
befreit werden muß. Dies spielt u. a. auch in der
Milchindustrie eine erhebliche Rolle, da die
Starterkulturen durch Bacteriophagen vernichtet werden
können. Die Glutaminsäure-Fermentation mit
Corynebacterium glutamicum ist ebenfalls extrem
phagenempfindlich.
Die Flüssigkeit befindet sich in einem Bassin 2. Dabei
kann es sich beispielsweise auch um ein Schwimmbad
handeln, dessen Wasserqualität verbessert werden soll.
Die Hochdruckpumpe 3 saugt durch die Ansaugleitung 4
die Flüssigkeit an und führt sie über die Druckleitung
5 mit einem Druck von ca. 1000 bar dem
Homogenisierventil 6 zu. In diesem Ventil kavitiert die
Flüssigkeit 1, so daß die Viren inakti
viert werden. Über die Austrittsleitung 7 wird die in
der Qualität verbesserte Flüssigkeit dem Bassin 2 wie
der zugeführt. Auf diese Weise wird die im Kreis
geführte Flüssigkeit in ihrer Qualität angehoben.
Aus der Fig. 1 ist zusätzlich ersichtlich, daß die
Anlage als geschlossenes System mit steriltechnischen
einwandfreien Bauteilen erstellt werden kann.
In Fig. 2 bedeuten die mit 8 und 9 bezeichneten Ven
tilteile ringförmige Kolbenende, die im Schnitt keil
förmig ausgebildet sind und mit ihren Keilspitzen und
der gegenüberliegenden Leitfläche 10 Ringspalten 11 und
12 bilden. Zwischen den Ringspalten entsteht durch die
keilförmige Ausbildung der ringförmigen Kolbenenden 8
und 9, die konzentrisch angeordnet sind, ein sich
verjüngender Verdichtungsraum 13. Zur Einleitung von
Schall in die Flüssigkeit 1, die in Pfeilrichtung 14
fließt, kann der Ringkolben 8 aus magnetostriktivem
Material gefertigt sein, das einem sich zyklisch
verändernden Magnetfeld ausgesetzt ist.
In anderer Ausgestaltung kann eine oder mehrere den
Ringraum 13 begrenzende Fläche 15, 16 und/oder 17
selbst zur Schalleinleitung genutzt werden.
Dazu kann, wie in Fig. 2 dargestellt, beispielsweise
die Fläche 15 auch mit piezoelektrischem Material 18
belegt sein.
Es ist auch möglich, durch nicht dargestellte Teile
einen Schwingkörper 19 innerhalb des Verdichtungsraumes
anzuordnen.
Mit Hilfe eines derartig erfindungsgemäß ausgebildeten
Ventils lassen sich wirkungsvoll in Flüssigkeiten
befindliche Viren inaktivieren.
Der inaktivierende Einfluß der Kavitation und des ein
geleiteten Schalls wird dadurch erklärt, daß beispiels
weise Phagen ihrer viralen Aktivität durch Abtrennung
ihrer Testikel und/oder durch Abspaltung ihres DNA-
Kopfes beraubt werden.
Die Wirksamkeit des Verfahrens wurde anhand von zwei
verschiedenen Typen von Viren nachgewiesen, wobei in
Proben mit einem Inhalt von 50 Millilitern und einer
Konzentration von ca. 100 000 Viren je Milliliter nach
vier bis fünfminütiger Behandlung die Viren sich auf
Coli-Stämmen nicht mehr anzüchten ließen.
Von einer Abimpfung des Stammes Escheria coli 54 werden
Zellen mit einer Impföse in 1 l Erlenmeyer-Kolben mit
120 ml Nährlösung (10 g/l Bacto-Trypto-Difco, 5 g/l
Bacto Yeast Extract, 10 g/l NaCl p.a., aqua dest., 20
min 121°C sterilisiert) überführt und 16 h bei 37°C,
290 Upm auf der Schüttelmaschine bebrütet. Die
Extinktion als Maß des Wachstums der E.coli
Kulturlösung beträgt nach dieser Zeit 49,3 OD (578 nm).
Von dieser Kultur werden 33,5 ml in einen
Nährlösungssoft-agar (Nährlösung wie oben plus 7,5 g/l
Agar) bei 45°C gegeben und in Platten (10 ml) gegossen.
Claims (7)
1. Anlage zur Inaktivierung von in Flüssigkeiten
befindlichen Viren, wobei innerhalb der Flüssigkeit
Kavitation erzeugt wird, mit mindestens einer
Hochdruckpumpe (3) mit nachgeschaltetem
Homogenisierventil (6), dadurch gekenn
zeichnet, daß die Hochdruckpumpe (3) als
Membranpumpe ausgebildet ist.
2. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Homogenisierventil (6)
mehrere hintereinandergeschaltete spaltenbildende (11,
12) Überströmkanten aufweist.
3. Anlage nach einem der Ansprüche 1 oder 2, da
durch gekennzeichnet, daß zwischen
den Überströmkanten sich verjüngende Verdichtungsräume
(13) angeordnet sind.
4. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da
durch gekennzeichnet, daß mindestens
eine der Überströmkanten sich zyklisch verlagernd
ausgebildet ist.
5. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 4, da
durch gekennzeichnet, daß mindestens
eine einen Verdichtungsraum (13) begrenzende Fläche
(15, 16, 17) sich zyklisch verändernd ausgebildet und
die Frequenz der zyklischen Veränderungen einstellbar
ist.
6. Anlage nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
innerhalb eines Verdichtungsraumes (13) eine
Schallquelle (18) angeordnet ist.
7. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 6, da
durch gekennzeichnet, daß sie
mehrere Hochdruckpumpen (3) mit zugehörigem
Homogenisierventil (6) hintereinandergeschaltet
aufweist.
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