DE3913044A1 - Verfahren zum klaeren von abwaessern - Google Patents
Verfahren zum klaeren von abwaessernInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Klären von
Abwässern durch Fällungsreaktion.
Bisher bestehen große Schwierigkeiten beim Klären
von Abwässern, die mit folgenden Stoffen verunreinigt
sind: Organischen und anorganischen Phosphaten oder
anderen anorganischen Salzen, Farben, Schwermetallen,
organischen Stoffen wie beispielsweise Fäkalien
aus dem Landwirtschafts- und dem Hausbereich
oder organischen Stoffen von Industrieabwässern, beispielsweise
Abwässer der Papierindustrie, der Lebensmittelindustrie,
der Petro-Chemie oder Brauereiabwässer.
Die üblichen Filter- und Sickermethoden liefern keine ausreichende
Klärung. Auch liefert die Fällungsreaktion mit Eisen(II)-Salzen in
belasteten Abwässern kein zufriedenstellendes Ergebnis.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, mit Salzen,
anorganischen und organischen Phosphaten, Farben, Schwermetallen oder
organischen Stoffen belastete Abwässer ohne erheblichen Aufwand in
zufriedenstellender Weise zu klären.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das zu klärende Abwasser in
Gegenwart von organischen Substanzen mit Kalk in einer Menge von
mindestens 0,1 kg/m³ Abwasser vermischt wird, eine entsprechende
Reaktionszeit eingestellt und anschließend die Fällung durch Zugabe von
Flockungsmittel herbeigeführt wird.
Es ist besonders zweckmäßig, die zur Flockenbildung benötigten
organischen Substanzen in Form von belasteten Abwässern, insbesondere
Fäkalabwässern, mit organischen Substanzen versetzten Wässern oder durch
pulverförmige organische Stoffe zuzuführen. Diese mit organischen
Substanzen belasteten Abwässer werden im vorliegenden Verfahren vorzugsweise
in der doppelten Menge, bezogen auf das als Ausgangsmaterial
eingesetzte zu klärende Abwasser, verwendet.
Der Kalk wird dem zu klärenden Abwasser zweckmäßig in einer Menge von
0,1 bis 100 kg je m³ Abwasser unter Erhalt guter Klärergebnisse
zugesetzt. Es können jedoch auch höhere Kalkmengen verwendet werden.
Die Art des eingesetzten Kalkes ist nicht kritisch.
Es können beliebige Sorten Verwendung finden. Beispiele
für verwendbare Kalke sind:
Es wurden verschiedene derartige Kalke aus den unterschiedlichsten
Rohsteinvorkommen Europas, Asiens und
Amerikas geprüft. Diese Kalke zeichnen sich durch einen
hohen CaO-Gehalt von über 90% (berechnet in der Glühverlust-
freien Form) aus.
Diese Kalke weisen im allgemeinen einen CaO-Gehalt von
59 bis 85% auf und einen entsprechenden MgO-Gehalt
von 10 bis 39%. Es können geringfügige tonige Bestandteile
enthalten sein.
Unter diese Gruppe fallen alle nicht bereits unter
den vorstehenden Punkten 1) und 2) angeführten Kalke,
die entweder aus mergeligen Kalken oder aus durch
Mischen von Kalken der Kalksorten 1) und 2) mit hydraulisch
latenten Stoffen, z. B. Trass, Schlacke, Puzzolane,
hergestellten Kalken bestehen. Der CaO-Gehalt kann
daher in einem weiten Bereich schwanken; in der Regel
liegt er bei etwa 50%.
Für sämtliche vorgenannten Kalksorten gilt, daß weich
gebrannte Kalke gegenüber hart gebrannten vorzuziehen
sind.
Der Kalk wird in zerkleinerter Form dem Abwasser
zugesetzt. Dabei ist die Feinheit der Körnung in
weitem Bereich variierbar. Mit Vorteil werden Kalke
mit einer solchen Kornfeinheit verwendet, daß der
Rückstand bei der Siebung auf einem Sieb der Maschenweite
0,09 mm maximal 20% beträgt.
Das Verfahrensgemisch aus zu klärendem Abwasser,
Kalk und organischen Substanzen, insbesondere Fäkalabwässern,
wird zur guten Kontaktierung und Umsetzung
der Bestandteile bevorzugt während einer Reaktionszeit
von etwa 0,1 bis 30 Minuten gerührt. Die anzuwendende
Temperatur kann beliebig gewählt werden und
liegt günstigerweise im Bereich von 15 bis 90°C.
Das Vermischen von zu klärendem Abwasser in Gegenwart
von organischen Substanzen mit Kalk kann in einem Reaktionsgefäß,
z. B. einem Topf, durchgeführt werden.
Es ist jedoch auch sehr günstig, ein sogenanntes Fließverfahren
anzuwenden, d. h., in ein fließendes verunreinigtes
Abwasser, das organische Substanzen enthält,
wird Kalk in den vorstehend beschriebenen Mengenverhältnissen
laufend eingegeben, und die Reaktionszeit
findet dann im Fließprozeß, z. B. in einem Kanal, statt.
Es wurde festgestellt, daß das Reaktionsgemisch aus dem
mit den vorher beschriebenen Stoffen verunreinigten Abwasser
und dem zugegebenen Kalk etwa einen pH-Wert von
11 bis 12 aufweist. Dieser pH-Wert ist nur wenig durch
die zugegebene Kalkmenge beeinflußbar.
Sobald aber zu diesem Reaktionsgemisch nach Ablauf
der Reaktionszeit das mit organischen Substanzen,
insbesondere Fäkalien, belastete Abwasser zugegeben
wird, sinkt der pH-Wert auf einen Bereich von etwa
8 bis 11.
Statt der Zugabe von mit organischen Substanzen verunreinigtem
Abwasser ist es auch möglich, das vorstehend
beschriebene Reaktionsgemisch durch entsprechende
organische Substanzen zu impfen. Derartige organische
Substanzen sind vor allem Polyelektrolyte, verschiedenste
organische Abwässer von Industrien, z. B. der
Paspier-(Cellulose-)Industrie. Darüber hinaus können
sämtliche organische Stoffe enthaltenden Abwässer, wie
beispielsweise Brauereiabwässer, Abwässer der Lebensmittelindustrie
oder Abwässer der Petro-Chemie, zur
Erzielung der vorliegenden Ausfällungsreaktion verwendet
werden.
Der Ort der Abwasserklärung unter Durchführung des vorliegenden
Verfahrens kann verschieden sein.
Nach einer ersten Ausführung des Verfahrens kann die
beschriebene Klärung im Betrieb selbst stattfinden,
wo die belasteten Abwässer anfallen. Es erfolgt dann
entweder eine Reaktion im Reaktionsgefäß (Topf) oder
als Fließverfahren, indem man den belasteten Abwässern
auf dem Weg im Kanal in Richtung zur Kläranlage die
beschriebene Menge Kalk und später das mit Fäkalien
belastete Abwasser zugibt.
In einer zweiten Ausführungsform des vorliegenden Verfahrens
findet die erfindungsgemäße Abwasserklärung
in der Kläranlage selbst statt.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird aufgrund
der Kombination des zu klärenden Abwassers mit organischen
Substanzen, insbesondere Fäkalabwasser,
und Kalk eine Koagulation in Form von Flocken erhalten,
die sich als Niederschlag am Boden des Reaktionsgefäßes
absetzt.
Das überstehende Wasser ist optimal gereinigt. Sämtliche
das Abwasser belastenden Stoffe wie Salze, z. B.
anorganische Phosphate, organische Phosphate, Farben,
organische Stoffe, wie insbesondere Fäkalien, sowie
Schwermetalle liegen in der Flockung vor und werden
damit abgetrennt, so daß ein hervorragend gereinigtes
Abwasser erhalten wird.
Statt der vorstehend beschriebenen Niederschlagreaktion
ist selbstverständlich auch die kinematische
Umkehrung möglich, indem man das Reaktionsgemisch
von unten begast, um dadurch die sich niederschlagenden
Flocken aufzuschwemmen, die dann von der Oberfläche
her abgenommen werden oder zumindest an der
Oberfläche verbleiben, während das gereinigte Abwasser
unterhalb dieser aufgeschwemmten Ausflockung
bleibt.
Der zugrunde liegende Mechanismus der Ausflockungsreaktion
ist noch nicht geklärt. Möglicherweise sind
die in dem organisch belasteten Abwasser enthaltenen
Eiweißstoffe für den Flockungsmechanismus maßgebend.
Die folgenden Beispiele dienen zur Erläuterung der
Erfindung.
Von einer Färbemaschine in einem Textilbetrieb wurde
eine Färbeflüssigkeit bei laufendem Betrieb entnommen.
Es handelte sich dabei um einen dunkelblauen
Reaktivfarbstoff. Diese Lösung wurde in unverdünntem
Zustand mit unterschiedlichen Mengen an Kalken
versetzt und durchgemischt. Nach der eingestellten
Reaktionszeit wurde dem Reaktionsgemisch die doppelte
Flüssigkeitsmenge an häuslichem Abwasser (übliches,
Fäkalien enthaltendes Abwasser aus dem häuslichen Bereich)
zugegeben und ebenfalls vermischt. Nach der
eingestellten Reaktionszeit tritt eine Flockenbildung
mit Ausfällung des Farbstoffes auf. Es wurde die Sedimentationsgeschwindigkeit
und der Grad der Farbausfällung
in Abhängigkeit von der verwendeten Kalksorte
und Kalkmenge gemessen. Die Ergebnisse sind in der
Tabelle 1 zusammengestellt.
Bei diesem Beispiel wurde analog wie beim Beispiel 1
vorgegangen. Es wurde ebenfalls ein blauer Reaktivfarbstoff
verwendet und einer Kalkfällung unterzogen.
Nachdem in der Klärtechnik bekannt ist, daß mit
Eisen(II)-Salzen ebenfalls Fällungseffekte erzielt
werden können, wurde im vorliegenden Beispiel ein Vergleich
des erfindungsgemäßen Verfahrens mit dem bekannten
Eisen(II)-Verfahren angestellt. Dabei wurde
auch der Einfluß der Reaktionszeiten untersucht.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle 2 zusammengestellt.
Da in der Praxis in einer Färberei sehr unterschiedliche
Abwässer anfallen, die sich hinsichtlich
ihrer Zusammensetzung der Farben und der Konzentrationen
der Inhaltsstoffe stark unterscheiden
können, wurde im vorliegenden Beispiel ein Gemisch
aus verschiedenen Färbeabwässern hergestellt, um
die realen Verhältnisse in einem Industriebetrieb
nachzuvollziehen. Die originalen Farbabwässer wurden
so miteinander vermischt, daß sie in einer Verdünnung
von 1 : 5 im Gemisch vorlagen.
Farbstoffgemisch:
20% Reaktivfarbstoff, pH 11,6
20% Säurefarbstoff I, pH 8,1
20% Dispersionsfarbstoff, pH 8,5
20% Säurefarbstoff II, pH 5,0
20% Metallkomplexfarbstoff, pH 3,9
pH-Wert des Gemisches: 9,7
20% Säurefarbstoff I, pH 8,1
20% Dispersionsfarbstoff, pH 8,5
20% Säurefarbstoff II, pH 5,0
20% Metallkomplexfarbstoff, pH 3,9
pH-Wert des Gemisches: 9,7
Die Ergebnisse sind in der Tabelle 3 zusammengestellt.
Mit dem im Beispiel 3 angeführten Farbgemisch wurde
die Wirkung von unterschiedlichen Fällungsmitteln
untersucht. Auch wurde der Einfluß auf die Ausfällung
von Schwermetallen aus dem Abwasser durch Zusatz
von Kalk und Zeolithen aufgezeigt.
Farbstoffgemisch:
20% Reaktivfarbstoff, pH 11,6
20% Säurefarbstoff I, pH 8,1
20% Dispersionsfarbstoff, pH 8,5
20% Säurefarbstoff II, pH 5,0
20% Metallkomplexfarbstoff, pH 3,9
pH-Wert des Gemisches: 9,7
20% Säurefarbstoff I, pH 8,1
20% Dispersionsfarbstoff, pH 8,5
20% Säurefarbstoff II, pH 5,0
20% Metallkomplexfarbstoff, pH 3,9
pH-Wert des Gemisches: 9,7
Die Ergebnisse sind in der Tabelle 4 zusammengefaßt.
Claims (8)
1. Verfahren zum Klären von Abwässern durch Fällungsreaktion,
dadurch gekennzeichnet, daß das Abwasser mit Kalk
in einer Menge von mindestens 0,1 kg/m³ Abwasser mit Kalk vermischt
wird, eine Reaktionszeit von mindestens 0,1 sec abgewartet wird und
anschließend organische Substanzen beinhaltende Wässer, insbesondere
Fäkalabwässer, zusetzt und dadurch eine Flockenbildung und Ausfällung
der Inhaltsstoffe des Abwassers herbeiführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß für die Herbeiführung der Flockungsreaktion
kommunale oder industrielle Abwässer, aber auch sonstige in Wasser
gelöste oder aufgeschlämmte organische Substanzen oder pulverförmige
Stoffe verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Lieferung der organischen Substanzen mit
organischen Substanzen belastete Abwässer, insbesondere Fäkalabwässer,
eingesetzt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das zu klärende Abwasser nach Vermischen mit dem
Kalk mit der doppelten Menge Fäkalabwasser, bezogen auf das zu klärende
Abwasser, versetzt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gemisch aus zu klärendem Abwasser
und Kalk während einer Reaktionszeit von 0,1 bis 30 min gerührt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß dem zu klärenden Abwasser 0,1 bis 100 kg
Kalk pro m³ Abwasser zugesetzt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß es stationär in einem Reaktionsgefäß
oder kontinuierlich in einem Fließverfahren durchgeführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß mit anorganischen Salzen, insbesondere
Phosphaten, organischen Phosphaten, Farben, Schwermetallen und/oder
organischen Stoffen, insbesondere Fäkalien, belastete Abwässer geklärt
werden.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893913044 DE3913044A1 (de) | 1989-04-20 | 1989-04-20 | Verfahren zum klaeren von abwaessern |
AT88990A AT394356B (de) | 1989-04-20 | 1990-04-17 | Verfahren zum klaeren von abwaessern |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893913044 DE3913044A1 (de) | 1989-04-20 | 1989-04-20 | Verfahren zum klaeren von abwaessern |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3913044A1 true DE3913044A1 (de) | 1990-10-25 |
Family
ID=6379091
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19893913044 Ceased DE3913044A1 (de) | 1989-04-20 | 1989-04-20 | Verfahren zum klaeren von abwaessern |
Country Status (2)
Country | Link |
---|---|
AT (1) | AT394356B (de) |
DE (1) | DE3913044A1 (de) |
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- 1989-04-20 DE DE19893913044 patent/DE3913044A1/de not_active Ceased
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DE-Buch: WALTHER, Hans-Joachim * |
Entscheidung des Reichsgerichts vom 16. April 1919(I 140/18), veröffentlicht in GRUR, 28, Nr. 2, Berlin, Feb. 1923, S. 41 * |
WALTHER, H.J. WINKLER, F.: Wasserbehandlung durch Flockungsprozesse, Akademie Verlag Berlin 1981, Kap. 4.5.1 * |
WINKLER, F.: Wasserbehandlung durch Flockungsprozesse, Akademie-Verlag Berlin 1981, Kap. 4.1 * |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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WO2004041731A1 (en) * | 2002-11-05 | 2004-05-21 | Geo-Processors Pty Limited | Process and apparatus for the treatment of saline water |
US7595001B2 (en) | 2002-11-05 | 2009-09-29 | Geo-Processors Usa, Inc. | Process for the treatment of saline water |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
AT394356B (de) | 1992-03-25 |
ATA88990A (de) | 1991-09-15 |
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