DE3820110A1 - Verfahren zur entwaesserung von klaerschlaemmen - Google Patents
Verfahren zur entwaesserung von klaerschlaemmenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zum Ent
wässern von Klärschlämmen in einer Entwässerungsvorrichtung
wie einer Kammerfilterpresse, Siebbandpresse, Zentrifuge und
dergl., bei dem das Entwässerungsverhalten des Schlammes
durch Zusatz von organischen polymeren Flockungsmitteln
verbessert wird. Gegebenenfalls kann vor Aufgeben auf die
eigentliche Entwässerungsmaschine bereits ein Teil des
Wassers von dem geflockten Schlamm durch Dekantieren, Schwer
kraftfiltration oder andere bekannte Maßnahmen abgetrennt
werden.
Damit Klärschlämme auf den Entwässerungsmaschinen wie Kammer
filterpressen, Zentrifugen und anderen Filtermaschinen weit
gehend und wirksam entwässert werden können, müssen sie
vorher konditioniert werden. Bei der konventionellen Klär
schlammkonditionierung auf Kammerfilterpressen hat man früher
meistens Aluminium- und Eisensalzlösungen sowie Kalk zuge
setzt. In neuerer Zeit ist jedoch die Konditionierung mit
organischen Polyelektrolyten interessant geworden, da diese
Technik eine Reihe von Vorteilen hat, wie z.B. geringere
Filterkuchenmengen, Kosteneinsparungen, günstige Anpaßbarkeit
an spezifische Entsorgungssituationen und andere. Das poly
mere Flockungsmittel kann vor oder hinter der Saugpumpe
zudosiert werden (sogenannte Saug- bzw. Druckflockung). Eine
aktuelle Übersicht über den Stand der Technik zum Entwässern
von Klärschlämmen auf Kammerfilterpressen findet sich bei H.
Daucher und B. Sander in "Abwassertechnik", Heft 1/1985, S.
4-8. Zur Klärschlammentwässerung auf Zentrifugen ist allge
mein bekannt.
Aus "Wasser, Luft und Betrieb", 11/1983, S. 17-18 ist ein
Entwässerungskonzept und ein hierfür geeignetes Ent
wässerungsaggregat bekannt, mit dem ein faserstoffhaltiger
Schlamm von einer Restwasserkläranlage einer Kartonfabrik bis
auf einen Trockengehalt von ca. 40% entwässert werden kann.
Dabei wird ein ca. 3%iger Schlamm in einem zylindrisch
konischen Behälter eingedickt, ein Teil des Wassers durch
Überlauf abgetrennt und der eingedickte, geflockte Schlamm
durch ein zentrisch laufendes Rührwerk mit Spiralblatt im
unteren konischen Teil des Behälters und eine unmittelbar
angeschlossene horizontale Extruderschnecke bearbeitet und
mehr oder weniger stark mechanisch beansprucht. Das Rest
wasser wird durch ein zylindrisches Schlitzgitter der Ex
truderschnecke ausgepreßt; der verdichtete Schlamm wird
deponiert. Ein ähnliches Verfahren geht aus der FR-OS 24 56
537 hervor. Als Vorbereitung zur Schlammentwässerung auf
einer Kammerfilterpresse ist dieses Konzept jedoch nicht
geeignet.
Bei dem Verfahren der EP-A 19 176 bzw. der DE-OS 29 20 350
wird die hydraulische Belastung einer Kammerfilterpresse
durch vorherigen Wasserentzug in einem mechanischen Ent
wässerungsaggregat, vorzugsweise in einer Siebtrommel unter
Schwerkraftfiltration verringert, wobei eine intensive Wen
dung und Durchflockung des Schlamms erreicht wird.
Beim Verfahren der DE-OS 36 30 666 wird das Entwässerungsver
halten eines Schlamms ebenfalls durch Zusatz von organischen
polymeren Flockungsmitteln verbessert und in einem vorge
schalteten Schritt aus dem geflockten Schlamm bereits Wasser
abgetrennt, indem der geflockte Schlamm vor dem Aufgeben auf
die Kammerfilterpresse ohne mechanische Beanspruchung in
einem Konditionierungsbehälter eingedickt und ein Teil des
Schlammwassers dekantiert wird. Bevorzugt erfolgt die
Flockenreifung und Schlammeindickung direkt im Dekantierbe
hälter. Es ist vorteilhaft, dem eingedickten Schlamm eine
zusätzliche Menge des gleichen Flockungsmittels auf der
Druckseite der Schlammförderpumpe zuzusetzen und hierdurch
die geflockten Feststoffagglomerate zu reaktivieren, wobei
das Verhältnis der beiden Flockungsmittelzugaben, d.h. vor
dem Dekantieren und zur Reaktivierung typischerweise auf
einen Bereich von 2:1 bis 25:1 und insbesondere von 4:1 bis
10:1 eingestellt wird. Im einzelnen wird das Verhältnis der
beiden Flockungsmittelzugaben in Abhängigkeit vom Druck der
Druckfiltration variiert. In der End- bzw. Hochdruckphase
soll die Flockungsmittelmenge für die Reaktivierung am besten
auf etwa das 1,5-fache bis 3,5-fache der in der drucklosen
Startphase eingesetzten Menge eingestellt werden. Die Be
schickung des Dekantierbehälters und die Abtrennung des
Dekantats wird z.B. über eine Trübungsmessung im Dekantierbe
hälter oder im Dekantatablaufrohr des Behälters gesteuert.
Als Flockungsmittel werden bevorzugt Polyelektrolyte zuge
setzt, die durch Emulsionspolymerisation hergestellt worden
sind, wobei der hydrophobe Anteil der Emulsion gleichzeitig
die Filtertücher der Kammerfilterpresse hydrophobiert und
hierdurch zusätzlich das Ablösen des Filterkuchens fördert.
Hierzu eignet sich insbesondere eine Lösung, die durch Pha
seninversion eines Latexemulsionspolymerisats hergestellt
worden ist.
Bei allen bekannten Verfahren wird jeweils nur ein Flockungs
mitteltyp verwendet und bei den meisten Verfahren auch nur an
einer Stelle zudosiert. Synergetische Wirkungen durch Kombi
nation mehrerer unterschiedlicher Flockungsmittel waren
bisher nicht bekannt.
Der vorliegenden Erfindung liegt u.a. die Aufgabe zu Grunde,
die Klärschlammentwässerung mit organischen Flockungsmitteln
auf den verschiedenen Entwässerungsmaschinen dahingehend zu
verbessern, daß ein geringerer Flockungsmittelbedarf, ein
höherer Schlammdurchsatz und erhöhte Abscheidegrade erreicht
werden.
Hierzu schlägt die Erfindung das Verfahren nach Anspruch 1
mit bevorzugten Ausgestaltungen nach den Ansprüchen 2 bis 19
vor.
Bei der erfindungsgemäßen Entwässerung von Klärschlämmen in
Entwässerungsvorrichtungen wie Kammerfilterpressen, Sieb
bandpressen, Zentrifugen und anderen bekannten Entwässerungs
maschinen wird der Schlamm vor dem Aufgeben auf die eigent
liche Entwässerungsvorrichtung mit mindestens zwei organi
schen polymeren Flockungsmitteln mit unterschiedlicher Grund
struktur behandelt, wobei zunächst mit einem ersten
Flockungsmittel von verhältnismäßig niedrigem Molekularge
wicht konditioniert und dann in einem sekundären Flockungs
schritt mit einem zweiten Flockungsmittel von verhältnismäßig
hohem Molekulargewicht behandelt wird.
Die Erfindung beruht auf dem Befund, daß der zu entwässernde
Schlamm in den vorgenannten Verfahren noch günstiger ent
wässert und somit entsorgt werden kann, wenn er mindestens
mit zwei organischen polymeren Flockungsmitteln behandelt
wird, die sich in ihrer Grundstruktur unterscheiden, wobei
wesentliches Kriterium das Molekulargewicht (mittleres Mole
kulargewichtszahlenmittel) bzw. der Molekulargewichtsunter
schied zwischen beiden Flockungsmitteln ist.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß das Ergebnis der
"Dual"-Flockung am ausgeprägtesten hervortritt, wenn die
beiden Flockungsmittel zwar unterschiedliche Molekularge
wichte aufweisen, jedoch ihre Ionogenität gleichgerichtet
ist. Dies bedeutet, daß bei Primär- und Sekundärflockung
vorzugsweise organische Polyelektrolyte gleicher Ionogenität,
d.h. entweder kationisch aktive oder anionisch aktive
Flockungsmittel eingesetzt werden, wobei die erstgenannten
bevorzugt sind.
Die Ionogenität der Flockungspolymeren kann allgemein durch
den Molanteil der homopolymerisierten oder mischpolymerisier
ten kationisch aktiven Monomeren umschrieben werden. Der
Ionogenitätsgrad des Primärflockungsmittel liegt vorzugsweise
im Bereich von etwa 50 bis 100 Mol-%, während die Ionogenität
des Sekundärflockungsmittels etwa 5 bis 100 Mol-% beträgt.
Poly(diallyldimethylammoniumchlorid) ist ein Beispiel für ein
Polymeres mit besonders hoher Kationogenität.
Das zur Primärflockung bzw. Flockenkonditionierung einge
setzte erste Flockungsmittel weist ein verhältnismäßig
niedriges Molekulargewicht von höchstens 1.106 auf. bevorzugt
liegt das Molekulargewicht dieses ersten Flockungsmittels
zwischen 25 000 und 750 000 und insbesondere bei 100 000 bis
500 000, besonders bevorzugt zwischen etwa 100 000 und
200 000. Im Sekundärflockungsschritt wird ein zweites
Flockungsmittel zugesetzt, dessen mittleres Molekulargewicht
verhältnismäßig hoch ist und bevorzugt mindestens 5
Millionen besonders bevorzugt 5 Millionen bis 20 Millionen
beträgt.
Der hier benutzte Begriff der "unterschiedlichen Grundstruk
tur" der polymeren orgnischen Flockungsmittel bedeutet in
erster Linie ein unterschiedliches Molekulargewicht; in den
meisten Fällen liegt jedoch auch eine unterschiedliche chemi
sche Monomerzusammensetzung vor.
Polymere für das erste und/oder zweite Flockungsmittel be
stehen bevorzugt aus einem oder mehreren Monomeren der fol
genden Gruppe:
Acrylsäurealkylester und Methacrylsäurealkylester mit nie
deren aliphatischen Alkoholen mit 1-4 C-Atomen; Acrylamid und
Methacrylamid und N-substituierte Niederalkylderivate der
selben; Di(niederalkyl)amino(niederalkyl)acrylate und -meth
acrylate, wie zum Beispiel Dimethylaminoethyl(meth)acrylat,
Dimethylaminopropyl(meth)acrylat, Diethylaminoethyl(meth)
acrylat, Diethylaminopropyl(meth)acrylat und die entsprechen
den quaternären Methylchlorid- und Dimethylsulfatsalze;
Allylester und Allylaminester der Acryl- und Methacrylsäure;
N-Di(niederalkyl)amino(niederalkyl)acrylamide und -methacryl
amide und die entsprechenden Methylchlorid- und Dimethyl
sulfat-Quaternärsalze; Mannichreaktionsprodukte des Acryl
amids und Methacrylamids; Diallyldi(niederalkyl)ammonium
salze, insbesondere deren Chloride. "Niedere Alkylgruppe"
bedeutet eine gerad- oder verzweigtkettige Alkylgruppe mit 1-
4 Kohlenstoffatomen.
Im Falle von Mischpolymerisaten, die vorwiegend zur Sekundär
flockung eingesetzt werden, kann auch eine untergeordnete
Menge, d.h. weniger als 10 Mol-% eines Nonacryl-Monomeren,
z.B. eines Vinylmonomeren copolymerisiert bzw. terpolymeri
siert sein.
Für die Primärflockung werden Polymerisate bevorzugt, die
kationisch hochaktiv sind. Besonders bevorzugt sind die
niedermolekularen Poly(diallyldialkylammonium)salze, wie
Poly(diallyldimethylammoniumchlorid), mit einem Molekularge
wichtsbereich unter 500 000 und die niedermolekularen Acryl
amid-Copolymerisate, die mit Dimethylaminoethylmethacrylat,
Diethylaminoethylmethacrylat, Dimethylaminopropylmethacrylat,
Dimethylaminoethylacrylat, Diethylaminoethylacrylat oder
Dimethylaminopropylacrylat copolymerisiert sind, wobei das
Monomerverhältnis in diesen Copolymerisaten für Acrylamid/Co
monomer im Bereich von 5 bis 95, bevorzugt von 50 bis 90 und
besonders bevorzugt von 60 bis 78 Mol-% reicht, Das Moleku
largewicht dieser Copolymerisate liegt vorzugsweise ebenfalls
im Bereich unter 500 000.
Für die Sekundärflockung werden polymere Polyelektrolyte
bevorzugt, die aus Acrylamid bzw. Acrylestern und/oder Di
(niederalkyl)anino(niederalkyl)acrylat oder -methacrylat auf
gebaut sind. Bevorzugt bestehen diese hochmolekularen Copoly
merisate aus Acrylamid und quaternärem Dimethylaminoethyl
(meth)acrylat oder Dimethylaminomethyl(meth)acrylat mit einem
Monomerverhältnis von 95:5 bis 5:95 und bevorzugt von 50:50
bis 90:10.
Vorzugsweise sind beide Polymerisate, d.h. sowohl für die
Primärflockung als auch für die Sekundärflockung, kationisch
aktiv. Die kationische Ladung beträgt bevorzugt 5 bis 100
mol%.
Im allgemeinen wird zur Primärflockung eine geringere Menge
Flockungsmittel eingesetzt als zur Sekundärflockung. Das
Gewichtsverhältnis der beiden Flockungsmittelzugaben ist
bevorzugt so bemessen, daß sich auf Gewichtsteilbasis (Poly
merisattrockengewicht) ein Verhältnis für das niedermoleku
lare Polymerisat zu dem hochmolekularen Polymerisat von etwa
1:5 bis 1:20 und bevorzugt von etwa 1:10 einstellt.
Das erste Flockungsmittel wird bevorzugt in einer Dosierung
von etwa 0,5-2 kg und vorzugsweise von etwa 1-1,5 kg, bezogen
auf 1 to Trockengewicht im Schlamm zugesetzt. Das zweite
Flockungsmittel zur Sekundärflockung setzt man bevorzugt in
einer Menge von etwa 5-10 kg zu, bezogen auf 1 to Trockenge
wicht im Schlamm.
Es hat sich gezeigt, daß die Wirkung von mindestens zwei
polymeren Flockungsmitteln unterschiedlicher chemischer Zu
sammensetzung weiter dadurch unterstützt und gesteigert
werden kann, indem die Flockungsmittel in unterschiedlicher
Zubereitung zugesetzt werden. Das erste Flockungsmittel wird
deshalb vorzugsweise als wäßrige Lösung und das hochmoleku
lare Flockungsmittel bevorzugt als invertierte verdünnte
Latexpolymerisat-Lösung zugegeben.
Das zweite Flockungsmittel kann sowohl vor als auch hinter
der Schlammförderpumpe, d.h. auf der Saugseite und/oder
Druckseite der Pumpe zugesetzt werden, die den Schlamm zur
Kammerfilterpresse befördert. Zur Beschickung der Kammer
filterpressen eignen sich besonders gut die Netsch-Mohnopum
pensysteme aus Füllpumpe und Hochdruckpumpe. Das zweite
Flockungsmittel wird bei der Saugflockung über einen Misch
kopf in der Zuführleitung zu diesem Pumpensystem zugesetzt.
Bei der Druckflockung befindet sich der Mischkopf zur Ein
mischung des zweiten Flockungsmittels in der Zuleitung zur
Kammerfilterpresse.
Die Primärflockung ist als eine Art Mikroflockenkonditionie
rung zu betrachten. Es ist deshalb günstiger, wenn die
Flockenreifung so gesteuert wird, daß die Mikroflocken hinter
dem Mischkopf für das erste Flockungsmittel einer Scherge
schwindigkeit im Bereich von 0,005 bis 0,025 sec-1 ausge
setzt sind. Die mittlere Verweilzeit des primärgeflockten
Schlammes liegt zweckmäßigerweise im Bereich von 0,5 min bis
5 min, vorzugsweise bei 1 bis 2 min.
Die Vorteile der Erfindung werden anhand der Entwässerungs
ergebnisse gegenüber einem Verfahren, das in der DE-OS 36 30
666 beschrieben ist und zwei Zugaben des gleichen Flockungs
mittels vorsieht, ansonsten jedoch vergleichbare Bedingungen
anwendet, deutlich erkennbar. Auch in Bezug auf die anderen
bekannten Verfahren zur Vorbereitungsflockung für die Kammer
filterpresse, Siebbandpresse, Zentrifuge und dergl., die nur
ein Flockungsmittel einsetzen, zeichnet sich das erfindungs
gemäße Verfahren vorteilhaft aus. So kann gegenüber der
Verwendung nur eines Polymerisats durch das erfindungsgemäße
Verfahren mit der Kombination von zwei Flockungsmitteln
überraschenderweise eine deutliche Herabsetzung der insgesamt
erforderlichen Flockungsmittelmenge erreicht werden, ohne daß
hierunter das Entwässerungsergebnis leidet.
In den folgenden Beispielen wird dieser Vergleich im
einzelnen dargelegt.
Auf der Basis gleicher Flockungsmittelgesamtmengen ist es
möglich, in einer Kammerfilterpresse höhere Schlammengen pro
Charge durchzusetzen, d.h. diejenige Feststoffmenge, die
entwässert werden kann, wird größer, was in einer Kammerfil
terpresse bei gleicher Preßzeit oder meistens sogar in kürze
rer Preßzeit zu einem gleichen oder höheren Feststoffaustrag
führt. Beim Entwässern auf anderen Aggregaten, wie Zentrifu
gen, Siebbandpressen und dergl. wird der Durchsatz ebenfalls
merklich erhöht.
Ein weiterer zusätzlicher Vorteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens ergibt sich aus der Tatsache, daß der Abscheide
grad gegenüber der Fahrweise mit nur einem Flockungsmittel
nochmals erhöht und bis auf 99% gesteigert werden kann, so
daß praktisch ein feststofffreies Filtrat in der Kammer
filterpresse bzw. ein feststofffreies Zentrifugat auf der
Zentrifuge resultiert. Ähnlich günstig liegen die Ver
besserungen auf einer Siebbandpresse.
Der Abscheidegrad ist wie folgt definiert
Das Verfahren bietet außerdem den Vorteil, daß die beim
Aufarbeiten von Klärschlämmen auftretenden Schwankungen in
Natur und Zusammensetzung des jeweiligen Schlammes abgefangen
und vor dem Aufgeben auf eine Kammerfilterpresse ausgeglichen
werden können.
Der Faulschlamm einer Kläranlage wurde auf einer Kammer
filterpresse entwässert. Der Feststoffgehalt des Schlamms
betrug 3,5%. Zur Konditionierung wurden 400 kg Kalk und 68,6
kg FeCl3 (Eisen-III-chlorid) zugegeben.
Der Kalk wurde als 15%ige Kalkmilchsuspension, das FeCl3 als
40%ige Lösung dosiert.
Der Schlamm wurde nach der Vermischung mit den Konditionie
rungsmitteln in einem 30 m3 großen Behälter gestapelt.
Der Abzug erfolgte chargenmäßig über ein Exzenterschnecken
pumpenaggregat. Nach einer Preßzeit von 120 Minuten wurde
die Presse entleert. Die Kuchen hatten einen durchschnitt
lichen Feststoffgehalt von 42% und fielen alle selbständig
ab.
58% Wasser
28,6% Klärschlamm - FS
13,4% Konditionierungsmittel - Feststoff
28,6% Klärschlamm - FS
13,4% Konditionierungsmittel - Feststoff
Der in Vergleichsbeispiel 1 verwendete Faulschlamm wurde
anstelle von Kalk und Eisensalz mit einer 0,3%igen Flockungs
mittellösung konditioniert. Das Flockungsmittel war ein
mittelkationisches Copolymerisat (NALCO-Flüssigpolymer KP-
318) das nach dem Verfahren der Emulsionspolymerisation als
Wasser-in-Öl-Emulsion hergestellt und durch Phaseninversion
in eine Öl-in-Wasser-Lösung überführt worden ist.
Die Flockungsmittellösung wurde kurz vor dem Pumpenaggregat in
Abhängigkeit vom Schlammdurchfluß (volumenproportional) und
Druck dosiert. Die Dosiermenge betrug 8,6 kg Polymer pro t
TS. Die Presse wurde nach 150 Minuten geöffnet. Der Filter
kuchen hatte einen Feststoffgehalt von 36%. Die gepreßten
Kuchen fielen nur teilweise von selbst ab. Das Filtrat war
geringfügig besser (gemessen als mg TS/l) als im Vergleichs
beispiel 1.
Der beschriebene Schlamm wurde wie im Vergleichsbeispiel 1
konditioniert, jedoch mit dem Unterschied, daß statt Kalk
milch und Eisenchlorid ein niedermolekulares, hochkationi
sches Polymer vor dem Schlammstapeltank zudosiert wurde. Das
Flockungsmittel war ein Polydiallyldimethylammoniumchlorid
mit einem mittleren Molekulargewicht von ca. 350 000 (Nalco
4182). Die Dosierung erfolgte proportional zum Schlammzulauf
und betrug 30 g/m3 oder 0,85 kg/t TS. Das Polymere ist in
jedem Verhältnis mit Wasser mischbar und wird als 1%ige
Lösung dosiert. Es bilden sich kleine, stabile Flocken,
welche eine Art Vorentwässerung oder Feststofftrennung erzeu
gen. Die Reaktionszeit, d. i. die mittlere Verweildauer
zwischen der Dosierstelle (Mischkopf) und dem Eintritt in den
Stapelbehälter betrug 90 Sekunden.
Dieser vorkonditionierte Schlamm wurde dann wie im Ver
gleichsbeispiel 2 mit einem hochmolekularen Emulsionspolymer
nachkonditioniert. Das Polymere ist ein kationisches Acryl
amid/Dimethylaminoethylmethacrylat-Copolymer (70/30) mit
einem mittleren Molekulargewicht von ca. 5×106 (Nalco KP-
318). Eine 0,3%ige Lösung wurde wie zuvor vor dem Pumpen
aggregat eingespeist. Die Dosierung betrug jetzt 240 g/m3
oder 6,85 kg/t TS.
Die Presse konnte bereits nach 135 Minuten geöffnet werden.
Die Preßzeit wurde über eine Schlammzulaufanzeige gesteuert.
Der Feststoffgehalt im Kuchen betrug 37,5%. Im Vergleich zu
Vergleichsversuch 2 ergibt sich folgendes Bild:
Im Vergleich zum Vegleichsbeispiel 2 war der Schlammtrocken
substanz-Anteil im Filterkuchen höher, obwohl die Preßzeit
ca. 10% kürzer war. Ebenso war der Restfeststoffgehalt im
Filtrat deutlich niedriger (von 0,08 auf 0,04% gesenkt). Die
erzeugten Preßkuchen fielen alle selbständig ab und waren
bis zur Innenbohrung einheitlich trockener.
Aus der Gegenüberstellung der Tabelle I werden die Vorteile
des erfindungsgemäßen Verfahrens beim Arbeiten auf einer
Kammerfilterpresse ersichtlich. Durch Anwendung des Dual-
Flockungskonzeptes wird der Flockungsmittelbedarf insgesamt
gegenüber Vergleichsbeispiel 2 herabgesetzt. Der Trocken
substanzgehalt des Filterkuchens ist deutlich höher, wobei
37,9% aus dem Klärschlamm selbst und nur ein vernachlässig
barer Anteil vom Flockungsmittel stammt. Die Preßzeit ist
kleiner als bei der Einmal-Flockung. Das Filtrat enthält
bedeutend weniger Restfeststoffe, was sich auch in dem bis
auf 0,04% herabgedrückten Abscheidegrad äußert.
Wie im Beispiel 1 erfolgten zwei Flockungsmittelzugaben,
jedoch wurde das gleiche Flockungsmittel zugesetzt.
1. Dosierung: 300 ppm KP-318 vor dem Pumpenaggregat
2. Dosierung: 100 ppm KP-318 nach dem Pumpenaggregat und vor der Presse (Reaktivierung).
2. Dosierung: 100 ppm KP-318 nach dem Pumpenaggregat und vor der Presse (Reaktivierung).
Die Preßzeit betrug 180 min. Der Trockensubstanzgehalt des
Filterkuchens erreichte nur 35%, die Filtertücher waren
etwas verschmiert. Eine Verbesserung beim Ablösen des Filter
kuchens gegenüber Vergleichsbeispiel 2 war nicht zu
beobachten.
Im folgenden Beispiel wird das erfindungsgemäße Verfahren
beim Entwässern auf einer Zentrifuge erläutert.
Ein Faulschlamm mit einem Trockengehalt von 4% und einem
Glühverlust von 45% wurde zunächst mit einem ersten
Flockungsmittel gemischt, das als Aktivstoff ein PolyDADMAC
enthielt (Nalco 4182), und dann nach 60 Sekunden Mischzeit
mit einem Sekundärflockungsmittel, einem Latexpolymer (Nalco
4132) konditioniert. Der Flockungsmittelbedarf der Primär
flockung entsprach 40 g/cm3 bzw. 1 kg/t Schlammtrocken
substanz; während das zweite Flockungsmittel entsprechend
einem Flockungsmittelbedarf von 300 g/m3 bzw. 7,5 kg/t
Schlammtrockensubstanz zugemischt wurde.
Mit einem Durchsatz von maximal 33 m3/h wurde der dualge
flockte Schlamm auf einer Zentrifuge entwässert, wobei der
Austrag bis auf einen Trockengehalt von 27% angehoben und im
Zentrat ein Feststoffgehalt von 500 mg/l oder 0,05% er
mittelt wurde. Der entsprechende Abscheidegrad betrug 98,9%.
Der Faulschlamm nach Beispiel 2, mit einem Trockengehalt von
4% und einem Glühverlust von 45%, wurde zum Vergleich zu
Beispiel 2 nur mit dem Emulsionspolymeren (0,4%ige Lösung
von Nalco 4132) konditioniert. Der ohne Primärflockungsmittel
konditionierte Schlamm zeigte einen Flockungsmittelbedarf von
360 g/m3 oder 9 kg/t Schlammtrockensubstanz. Im Ergebnis
wurde mit einem maximalen Durchsatz von 30 m3/h ein Trocken
gehalt im Austrag von 24,2% und ein Feststoffgehalt im
Zentrat von 1500 mg/l bzw. 0,15% erhalten, was auf einen
Abscheidegrad von 96,8% hinausläuft.
Der Vergleich des Beispiels 2 mit Vergleichsbeispiel 4
demonstriert überzeugend die Vorteile des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
Die Dualflockung ermöglicht einen höheren Durchsatz, der im
konkreten Vergleich ca. 10% beträgt und angesichts des
Massendurchsatzes einen beachtlichen Vorteil darstellt.
Der dennoch niedrigere Flockungsmittelbedarf bedeutet in der
Praxis ebenfalls wegen der hohen durchgesetzten Mengen eine
Entwässerung mit niedrigeren Flockungsmittelkosten.
Das Zentrat ist im erfindungsgemäßen Verfahren konzentrier
ter, da sich ein höherer Trockensubstanzgehalt erzielen läßt.
Der wesentlich geringere Trockensubstanzgehalt im Zentrat
bedeutet unabhängig von den obigen Vorteilen außerdem eine
bedeutend geringere Feststoffbelastung im Rücklauf zur Klär
anlage.
Schließlich ist gegenüber Vergleichsbeispiel 4 ein beacht
licher Sprung hinsichtlich des Abscheidegrades gegeben.
Die numerisch belegbaren Vorteile gestatten somit ein weitaus
wirtschaftlicheres Verfahren, daß mit geringerer Umweltbe
lastung und vorteilhaft durchgeführt werden kann.
Claims (19)
1. Verfahren zum Entwässern von Klärschlämmen im Ent
wässerungsvorrichtungen wie Kammerfilterpressen, Sieb
bandpressen, Zentrifugen und dergleichen, wobei das
Entwässerungsverhalten des Schlammes durch Zusatz von
organischen polymeren Flockungsmitteln verbessert und
gegebenenfalls in einem vorgeschalteten Schritt aus dem
geflockten Schlamm Wasser abgetrennt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß der Schlamm vor Aufgeben auf die
Entwässerungsvorrichtung mit mindestens zwei organischen
polymeren Flockungsmitteln unterschiedlicher Grundstruk
tur behandelt wird, und zwar zunächst mit einem ersten
Flockungsmittel von verhältnismäßig niedrigem Molekular
gewicht und dann in einem sekundären Flockungsschritt mit
einem zweiten Flockungsmittel von verhältnismäßig hohem
Molekulargewicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß bei der Primär- und Sekundärflockung Flockungsmittel
mit gleicher Ionogenität eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß kationisch aktive Flockungsmittel einge
setzt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Ionogenitätsgrad des ersten
Flockungsmittels im Bereich von 50 bis 100 Mol.-% und der
des zweiten Flockungsmittels im Bereich von 5 bis 100
Mol.-% liegt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß im Primärflockungsschritt ein Poly
merisat mit einem Molekulargewicht im Bereich von etwa
25 000 bis 750 000 eingesetzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß im Primärflockungsschritt ein
Polymerisat mit einem Molekulargewicht im Bereich von
etwa 100 000 bis 500 000 eingesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß im Sekundärflockungsschritt ein
Polymerisat mit einem viskosimetrisch gemessenen Moleku
largewicht von mindestens 5 Millionen und vorzugsweise
von 5 Millionen bis 20 Millionen eingesetzt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß das Verhältnis der beiden
Polymerisate in der Primärflockung und Sekundärflockung
auf etwa 1:5 bis 1:20 Gewichtsteile und vorzugsweise auf
etwa 1:10 Gewichtsteile eingestellt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Primärflockung ein PolyDADMAC
(Polydiallyldimethylammoniumchlorid) eingesetzt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Sekundärflockung ein
hochmolekulares Acrylamid-Copolymerisat eingesetzt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Sekundärflockung ein Acrylamid-
Copolymerisat eingesetzt wird, dessen Comonomere aus der
Gruppe der Dialkylaminoalkyl(meth)acrylat-Salze und/oder
Quat-Verbindungen und Dialkylaminoallyl(meth)acrylat-
Salze und/oder Quat-Verbindungen ausgewählt ist, wobei
das Monomer-Verhältnis Acrylamid/Comonomer in dem Copoly
merisat 95:5 bis 5:95 und vorzugsweise 90:10 bis 50:50
beträgt und die Alkylgruppen und Alkylengruppen in dem
Comonomeren unabhängig voneinander 1 bis 4 Kohlenstoff
atome aufweisen.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß das Polymerisat zur Primärflockung
als wässrige Lösung zugegeben wird, während das hochmole
kulare Flockungsmittel der Sekundärflockung als inver
tierte, verdünnte Latexpolymer-Lösung zugesetzt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Primärflockung eine wäßrige
Lösung mit einem Polymeraktivgehalt im Bereich von etwa
10 bis 40 Gew.-% zugesetzt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Sekundärflockung eine
Polymerlösung mit einem Polymeraktivgehalt im Bereich von
20 bis 70 Gew.-% zugesetzt wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß das erste Flockungsmittel in einer
Menge von etwa 0,5 bis 2,0 kg und vorzugsweise von etwa 1
bis 1,5 kg, bezogen auf eine Tonne Trockengehalt im
Schlamm, zugesetzt wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch
gekennzeichnet, daß das zweite Flockungsmittel in einer
Menge von etwa 5 bis 10 kg, bezogen auf eine Tonne
Trockengehalt im Schlamm, zugesetzt wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch
gekennzeichnet, daß das zweite Flockungsmittel auf der
Saugseite und/oder der Druckseite der Schlammförderpumpe
zugesetzt wird.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch
gekennzeichnet, daß der primärgeflockte Schlamm in der
Zulaufleitung zur Entwässerungsvorrichtung vor Zugabe des
Sekundärflockungsmittels mit einer Schergeschwindigkeit
im Bereich von 0,005 bis 0,025 s-1 befördert wird.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 18, dadurch
gekennzeichnet, daß der primärgeflockte Schlamm bis zur
Sekundärflockung eine mittlere Verweilzeit im Bereich von
1 min bis 5 min durchläuft.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE3820110A DE3820110A1 (de) | 1988-06-13 | 1988-06-13 | Verfahren zur entwaesserung von klaerschlaemmen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE3820110A DE3820110A1 (de) | 1988-06-13 | 1988-06-13 | Verfahren zur entwaesserung von klaerschlaemmen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3820110A1 true DE3820110A1 (de) | 1989-12-14 |
Family
ID=6356463
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE3820110A Withdrawn DE3820110A1 (de) | 1988-06-13 | 1988-06-13 | Verfahren zur entwaesserung von klaerschlaemmen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3820110A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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EP0479616A1 (de) * | 1990-10-04 | 1992-04-08 | Ciba Specialty Chemicals Water Treatments Limited | Zusammensetzungen und Verfahren zur Entwässerung |
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-
1988
- 1988-06-13 DE DE3820110A patent/DE3820110A1/de not_active Withdrawn
Patent Citations (1)
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