Die Erfindung betrifft eine Weiterbildung des Verfahrens
gemäß Hauptpatent (Patentanmeldung P 36 40 333.4).
Bei diesem Verfahren zur Gewinnung eines aromatischen
entcoffeinierten Tees durch
- 1) Behandlung des Tees mit CO₂ bei einem Druck von 60
bis 150 bar und einer Temperatur von 20 bis 70°C und
Gewinnung einer aromahaltigen Fraktion durch Druckabsenkung,
- 2) Behandlung des von der Aromafraktion befreiten Tees
mit CO₂ bei einem Druck von 150 bis 400 bar und einer
Temperatur von 10 bis 100°C in Gegenwart von Feuchtigkeit
und Befreiung des CO₂ vom gelösten Coffein,
- 3) Trocknen des entcoffeinierten Tees und
- 4) Zuführen der in Stufe 1) abgetrennten Aromafraktion
in den entcoffeinierten und getrockneten Tee
wird der Tee vor seiner Behandlung in Stufe 1) auf einen Wassergehalt
von 25 bis 50 Gewichtsprozent befeuchtet, und die
Gewinnung der aromahaltigen Fraktion erfolgt in Form einer
wäßrigen Phase, die dem entcoffeinierten und getrockneten Tee
bei Normaldruck wieder zugeführt wird.
Es wurde nun gefunden, daß bei gleichbleibendem Wirkungsgrad
für die Entcoffeinierung eine wesentlich konzentriertere
Aromalösung als beim Verfahren gemäß Hauptpatent gewonnen
werden kann, wenn der Wassergehalt des eingesetzten Tees z. T.
deutlich unter dem im Hauptpatent angegebenen Bereich von 25
bis 50 Gewichtsprozent liegt.
Ursprünglich war angenommen worden, daß für das Verfahren
wegen des vermuteten hohen Wasserbedarfs der Entcoffeinierung
ein optimaler Wert des Wassergehaltes von etwa 40 Gewichtsprozent
existiert. Mit zunehmendem Wassergehalt sollte nämlich
die Diffusion der Coffeinmoleküle aus der Zellmatrix verbessert
werden.
Überraschenderweise wurde nun festgestellt, daß es nicht nur
eine Grenze des Wassergehaltes zu geben scheint, unterhalb
deren eine Entcoffeinierung nicht möglich ist (jedenfalls
nicht meßbar und in annehmbarer Zeit), sondern auch eine Grenze,
oberhalb deren die Entcoffeinierungsgeschwindigkeit nur
noch unwesentlich vom Wassergehalt abhängt, und daß diese Obergrenze
verhältnismäßig niedrig liegt.
Gegenstand der Erfindung ist das in Anspruch 1 angegebene
Verfahren.
Bevorzugte Durchführungsformen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Die Festlegung der Grenzen des brauchbaren Bereichs für den
Wassergehalt des eingesetzten Tees erfolgte auf Grund von
Extraktionsversuchen.
Für diese Versuche wurde die Teesorte "Kitabi" mit einem
Wassergehalt von 6,6 Gew.-% und einem Coffeinanteil von 3,4
Gew.-% verwendet. Extrahiert wurde bei einem Druck von 260
bar und einer Temperatur von 60°C. Variiert wurde der
Wassergehalt des Tees. Nach jeweils zwei Stunden wurde der
Versuch abgebrochen, da nur festgestellt werden sollte, ob
eine Verminderung des Coffeingehaltes erzielbar war. Die
Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
Es zeigte sich, daß eine Coffeinextraktion unterhalb eines
Wassergehaltes des eingesetzten Tees von 10 Gewichtsprozent
gar nicht oder nur sehr langsam erfolgt und daß andererseits
die Abnahme des Coffeingehaltes des verwendeten Tees oberhalb
eines Wasseranteils von 12 Gewichtsprozent nicht mehr vom
Wassergehalt abhängt. Die Schwankung der Meßwerte dürfte nur
von Meßfehlern verursacht sein.
Entcoffeinierung von schwarzem Tee, Sorte "Kitabi"
Wassergehalt 6,6 Gew.-%, Coffeingehalt 3,4 Gew.-%
Angesichts der geringen Befeuchtung des eingesetzten Tees und
der durch die Abführung der wäßrigen Aromafraktion eintretenden
Wasserverluste muß bei der Durchführung des Verfahrens
gemäß der Erfindung, insbesondere in der Durchführungsform
gemäß Anspruch 2, sichergestellt werden, daß auch noch zu
Beginn der Entcoffeinierung ein Wassergehalt im Bereich von
10 bis weniger als 25 Gewichtsprozent eingestellt ist. Die
bei der Aromaabscheidung auftretenden Wasserverluste müssen
also gegebenenfalls durch Zudosieren von Wasser, beispielsweise
mittels einer Hochdruckpumpe, ganz oder teilweise ersetzt werden.
Das Verfahren gemäß der Erfindung besitzt noch einen weiteren
Vorteil: Nachdem nunmehr eine Entcoffeinierung von Tee auch
bei relativ niedrigen Wassergehalten möglich ist, ist es auch
möglich und kann es wirtschaftlich sein, den Tee innerhalb
des für die Entcoffeinierung verwendeten Druckbehälters zu
trocknen. Zu diesem Zweck wird, vorzugsweise unter den Druck-
und Temperaturbedingungen der zuvor durchgeführten Entcoffeinierung,
trockenes CO₂ durch den entcoffeinierten Tee geleitet.
Bisher mußte der entcoffeinierte, feuche Tee den Druckbehältern
entnommen und in separaten Einrichtungen getrocknet
werden.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von Zeichnungen
näher erläutert. Es sind
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer zur
Durchführung des Verfahrens gemäß der
Erfindung geeigneten Vorrichtung in der
Reihenfolge ihrer Einzelabschnitte,
Fig. 2a und 2b eine schematische Darstellung des
Hochdruckteils der Vorrichtung gemäß Fig. 1
und
Fig. 3 eine schematische Darstellung der nach der
Entcoffeinierung folgenden Abschnitte.
Der zu bearbeitende Tee wird in einem ersten Schritt
in einem Befeuchter 1 (Fig. 1) in Form einer üblichen
Mischeinrichtung mit Wasser versetzt, so daß der Wassergehalt
bei 10 bis weniger als 25, vorzugsweise 12 bis 15 Gew.-%
liegt, und zur Entaromatisierung in einen Hochdruckbehälter
21 (Fig. 2a) eines Entaromatisierers/Entcoffeinierers
2, 3 eingefüllt.
Danach wird der
feuchte Tee zur Gewinnung der Aromafraktion bei einem
Druck von zwischen 60 und 150 bar, vorzugsweise von 90
bis 110 bar, und einer Temperatur zwischen 20 und 70°C,
vorzugsweise bei 50 bis 60°C, extrahiert. Die genauen
Werte hängen von der Teesorte ab und müssen so gewählt
werden, daß kein Coffein gelöst wird. Dazu strömt in einem
ersten Zyklus (Fig. 2a) temperiertes und komprimiertes
CO₂ durch die Schüttung des Tees in Behälter 21, der über
zwei Hochdruckleitungen 23, 24 mit einem Abscheider 22
verbunden ist. Zur Trennung des gelösten Gemisches vom
Lösungsmittel wird in einer zweiten Stufe des ersten
Zyklus der Druck des CO₂ mittels des Druckregulierventiles
27 verringert, wodurch sich das homogene Gemisch
in drei Fraktionen, bestehend aus einer flüssigen wäßrigen
Phase sowie aus flüssigem und gasförmigem CO₂, aufspaltet.
Das flüssige CO₂ wird im Abscheider 22 mittels einer nicht
dargestellten Heizvorrichtung verdampft und über einen
nicht dargestellten Kondensator einer Flüssiggaspumpe 25
zugeführt, welche den Kreislauf des Lösungsmittels schließt.
Alternativ wird das verdampfte CO₂ direkt einem nicht dargestellten
Kompressor zugeleitet. Pro kg lufttrockenem
Tee werden 10 bis 15 kg CO₂, vorzugsweise 20 bis 30 kg
CO₂, umgewälzt. Das gewünschte Produkt wird als wäßrige
Emulsion bzw. Suspension über Ventil 28 dem Abscheider
22 entnommen und direkt weiterverwendet. Trotz eines Vorurteils
(EU-PS 00 50 482, Spalte 1, Zeilen 41 bis 43)
gegen die Beständigkeit von Teearoma in Wasser ist dieses
ausreichend stabil und verleiht dem damit imprägnierten,
getrockneten Tee eine frische Note.
Nach Abschluß des Aromaentzuges wird gegebenenfalls als Ersatz für zusammen
mit den Aromastoffen aus dem Abscheider 22 entferntes Wasser
mittels einer nicht dargestellten Hochdruckpumpe Frischwasser in den
CO₂-Kreislauf zudosiert. Danach kann ohne weitere Zwischenschritte
die Entcoffeinierung begonnen werden. Dazu wird
in einem zweiten Zyklus (Fig. 2b) der Behälter 21 über
zwei weitere Hochdruckleitungen 32, 33 mit einem weiteren
Autoklaven 31 verbunden, welcher das zur Reinigung des
Lösungsmittels notwendige Adsorptionsmittel enthält. Der
Inhalt beider Behälter 21 und 31 wird den für die Entcoffeinierung
vorgesehenen Bedingungen von Druck und Temperatur
unterworfen. Der Druck kann zwischen 150 und 400
bar, vorzugsweise zwischen 250 und 350 bar, liegen, die
Temperatur zwischen 10 und 100°C, vorzugsweise zwischen 60
und 70°C. Das Lösungsmittel wird zwischen den beiden
Behältern mittels Kreislaufpumpe 34 umgewälzt, belädt
sich im ersten 21 mit Coffein und wird im zweiten 31
wieder davon befreit. Zur Reinigung kann jedes geeignete
Adsorptionsmittel, z. B. Aktivkohle oder Ionenaustauscher,
eingesetzt werden. Es ist auch möglich, statt das Coffein
zu adsorbieren, es in dem als Wäscher ausgestalteten Behälter
31 aus dem CO₂ mit Wasser auszuwaschen oder mit einem
Komplexbildner, beispielsweise mit einer gerbstoffhaltigen Lösung, auszufällen.
Wird das Lösungsmittel mit z. B. Aktivkohle gereinigt, müssen
pro kg lufttrockenem Tee 250 bis 500 kg, vorzugsweise 300 bis 350 kg,
Lösungsmittel umgewälzt werden. Die genaue Menge ist auch hierbei von
der Teesorte sowie hauptsächlich von der Extraktionstemperatur
abhängig. Selbstverständlich kann die Abtrennung
des Coffeins außer durch Adsorption auch durch Dichteerniedrigung
der Lösung (mittels Drucksenkung und/oder
Temperaturerhöhung) erfolgen. Wegen der isobaren Verhältnisse
ist jedoch die Adsorption bevorzugt.
Nach Beendigung der Entcoffeinierung wird der Behälter
entspannt und der feuchte Tee entnommen, beispielsweise
in ein Beschickungsgefäß 41 für einen Trockner 4
(Fig. 3), und auf übliche Weise durch Zufuhr von Wärme
Q, z. B. in einem Band- oder Wirbelschichttrockner, bei
Atmosphärendruck auf einen Feuchtegehalt von 5 bis 6
Gewichtsprozent getrocknet. Alternativ wird der Tee innerhalb
des Druckbehälters durch Hindurchleiten von trockenem CO₂ getrocknet,
indem wieder gemäß dem 1. Zyklus (Fig. 2a) gearbeitet wird, wobei das
entfernte Wasser über den Abscheider 22 abgezogen wird.
In einem nachfolgenden Mischer 5 wird dann ebenfalls
unter Normaldruck die wäßrige Aromenmischung zugedüst.
Möglich ist es auch, eine Mikroverkapselung der Aromastoffe
vorzunehmen, wie sie von der Herstellung von löslichem
Kaffee bekannt ist, und die Mikrokapseln dem
getrockneten, entcoffeinierten Tee zuzusetzen.
Zur sensorischen Begutachtung wurden Teeproben nach den
oben beschriebenen bekannten Verfahren entcoffeiniert
und mit dem Ausgangstee sowie mit dem gemäß der Erfindung
entcoffeinierten Tee verglichen. Verwendet wurde ein
schwarzer Tee "Orange Broken". Die Verkostung erfolgte
durch fünf Personen gemäß "J. Schormüller, Handbuch der
Lebensmittelchemie, Band VI, Springer-Verlag, 1970".
Bewertet wurde anhand einer Notenskala von 1 bis 5, wobei
der unbehandelte Vergleichstee die Bestnote 1 erhielt.
Entcoffeinierungsbehandlung |
Bewertung |
keine (Ausgangstee) |
1 |
gemäß Erfindung |
1,5 |
gemäß DE-PS 21 27 642 |
3 |
gemäß DE-PS 26 37 197 |
2 |
gemäß DE-OS 34 13 869 |
2 |
gemäß DE-OS 34 15 844 |
3 |
mit Dichlormethan entcoffeiniert |
5 |
mit Ethylacetat entcoffeiniert |
5 |
Die Bewertung zeigt, daß der gemäß der Anmeldung entcoffeinierte
Tee vor allen anderen bevorzugt wurde.
Besonders überraschend war, daß Ausgangstee und erfindungsgemäß
behandelter Tee geschmacklich kaum zu unterscheiden
waren.
Eine Produktionsanlage besteht aus einer Befeuchtungseinrichtung
1, einer Trocknungseinrichtung 4 und einer Mischeinrichtung
5 sowie mindestens je einem Behälter zur Aufnahme
des feuchten Tees (21), des Adsorptionsmittels (31)
und der abgetrennten Aromafraktion (22); diese Behälter
sind über Hochdruckleitungen 23, 24; 32, 33 miteinander
verbunden.
Bevorzugt sind mehrere Behälter 21, 21′, 21′′, 21′′′ zur
Aufnahme des frischen oder entaromatisierten feuchten Tees
vorhanden, die in Reihe oder parallel durchfahren und je
nach Bedarf mit dem Abscheidebehälter 22 oder dem
Adsorptionsmittelbehälter 31 verbunden werden können.
Vorzugsweise werden die beiden Bearbeitungsschritte auch
in einer Entaromatisierungs-/Entcoffeinierungsanlage 2, 3
nebeneinander durchgeführt. Dazu wird lediglich eine Einrichtung
(z. B. Pumpe 35) zur Aufrechterhaltung des Druckes
im isobar betriebenen Extrakionskreislauf benötigt. So
ist beispielsweise, während Behälter 21, der frischen Tee
enthält, mit dem Aromaabscheider 22 verbunden ist, der
entaromatisierten Tee enthaltende Behälter 21′ mit dem
Adsorptionsmittelbehälter 31 verbunden, so daß in ein und
derselben Anlage gleichzeitig entaromatisiert und entcoffeiniert
wird.
Einer allfälligen Ergänzung von CO₂ im Entaromatisierungskreislauf
dient Füllpumpe 26.