Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung einer
wäßrigen, aromahaltigen Fraktion aus schwarzem Tee sowie
ein Verfahren zur Aromatisierung von Tee.
Die Aromatisierung von Tee ist erforderlich, wenn der Tee
beispielsweise auf aromaschädigende Weise entcoffeiniert
worden ist oder wenn Aromabestandteile vor einer Entcoffeinierungsbehandlung
entfernt worden sind.
Die Verminderung des Coffeingehaltes geschieht dadurch,
daß die zuvor befeuchteten Teeblätter mit einem Lösungs
mittel versetzt werden. Anschließend wird der Tee getrock
net, wobei das Lösungsmittel möglichst weitgehend entfernt
wird, oder der Tee wird einer weiteren wäßrigen Extraktion
zur Herstellung von löslichem Tee unterzogen.
Die Verwendung von Methylenchlorid (Dichlormethan) als
Lösungsmittel brachte nie ein befriedigendes Ergebnis, da
mit dem Coffein ein Großteil der Geruchs- und Geschmacks
stoffe mit entfernt wurde. Aus EU-PS 00 50 482 ist der
Versuch bekannt, den Aromaverlust zu vermindern, indem
das Methylenchlorid vor der Extraktion mit Inhaltsstoffen
des Tees (außer Coffein) gesättigt wird.
Wegen gesundheitlicher Bedenken und legislativer Maßnahmen
gegen die Verwendung von Methylenchlorid zur Entcoffei
nierung von Tee wird nunmehr ersatzweise Ethylacetat ein
gesetzt (siehe Food Chemical News, July 16, 1984, S. 25).
Aber auch dieses Lösungsmittel erfüllt nicht die Erwartungen,
die an seinen Einsatz für die Herstellung eines
hochwertigen Produktes gestellt werden. Zudem müssen die
Anlagen explosionsgeschützt sein.
Aus DE-PS 21 27 642 ist ein Verfahren bekannt, bei dem
fermentiertem schwarzem Tee mit einem gesundheitlich un
bedenklichen Lösungsmittel das Coffein entzogen wird, wo
bei Geschmack und Aroma vollständig erhalten bleiben
sollen. Dazu werden in einem ersten Schritt mit einem
trockenen, in bezug auf Druck und Temperatur überkritischen
Gas, vorzugsweise Kohlendioxid, die Aromastoffe ent
zogen. In einem zweiten Schritt wird dem angefeuchteten
Tee mit ebenfalls überkritischem, mit Wasser gesättigtem
Kohlendioxid das Coffein entzogen. Schließlich wird dem
getrockneten Tee das in der ersten Stufe entzogene Aroma
wieder aufimprägniert, indem man bei überkritischem Druck
den Gasstrom mit dem zuvor abgeschiedenen Aroma belädt
und dieses durch Entmischung oder Verflüssigung des Gases
im Tee freisetzt. Als besonderes Merkmal wird hervorge
hoben, daß die geschmacks- und farbgebenden Inhaltsstoffe
des Tees, z. B. Gerbstoffe, Flavine und Rubigene, nicht
mitextrahiert werden, d. h. im entcoffeinierten Tee
verbleiben.
Für drei der fünf Schritte des Verfahrens (Aromaentzug,
Befeuchtung, Entcoffeinierung, Trocknung, Aromaimprägnierung),
nämlich den ersten, dritten und fünften Schritt,
werden kostspielige Hochdruckbehälter benötigt; zudem muß
der Tee zwischendurch in andere Behälter gebracht werden.
Trotzdem wird das Ziel nicht erreicht, wie vergleichende
Verkostungen und das Erstreben von Verbesserungspatenten
zeigen. Die nur geringfügige Qualitätsverbesserung durch
die Reimprägnierung des Aromas scheint auch den hohen
wirtschaftlichen Aufwand nicht zu rechtfertigen; deshalb
ist als Verbesserung aus der DE-PS 26 37 197 eine selektive
Abtrennung des Coffeins aus dem beladenen Lösungs
mittel bekannt. Hierzu wird das mit Coffein und weiteren
Begleitstoffen beladene, überkritische CO₂ nicht durch
eine Druckabsenkung vom Coffein und den Begleitstoffen
befreit; vielmehr strömt das beladene CO₂ über einen
sauren Ionenaustauscher, wo das Coffein selektiv absorbiert
wird. Eine weitere Verbesserung tritt ein, indem
bereits die Extraktion durch Verwendung von flüssigem CO₂
als Lösungsmittel selektiv für Coffein wird (DE-OS
34 13 869). Größter Wert auf ein wirtschaftliches Verfahren
wurde bei zwei weiteren Verfahren gelegt, wo allerdings
wieder mit überkritischem CO₂ extrahiert wird und die
Adsorption des Coffeins außerdem an der weniger selektiven
Aktivkohle erfolgt (DE-OS 33 39 181 und DE-OS 34 15 844).
Umgangen wird das Problem der Aromabeeinträchtigung, indem
grüner Tee vor der Fermentation zu schwarzem Tee (DE-OS
34 14 767) oder zwar fermentierter, aber noch nicht ge
trockneter Tee (EU-OS 0 167 399) entcoffeiniert wird. Beide
Fälle sind vergleichbar mit der Entcoffeinierung von
Kaffee, wo grüne Bohnen behandelt werden und Aroma und
Geschmack erst durch das nachfolgende Rösten entstehen.
Vorteilhaft würden diese Möglichkeiten jedoch nur in den
Ursprungsländern verwirklicht.
Alle bisher beschriebenen Verfahren können nicht die drei
Forderungen (Verwendung eines unbedenklichen Lösungsmittels
zur Extraktion, geringe Beeinträchtigung von Geschmack
und Aroma, Einsparung von Hochdruckstufen und damit geringe
Kosten) vereinen.
Aufgabe der Erfindung ist daher die Gewinnung einer hochwertigen
Teearomafraktion mit Hilfe eines gesundheitlich
unbedenklichen Lösungsmittels sowie eine einfache Aromatisierung
von (entcoffeiniertem) Tee.
Gegenstand der Erfindung sind das in den Ansprüchen 1 und 2
angegebene Verfahren sowie die im Anspruch 7 angegebene Vorrichtung.
Erfindungsgemäß wird also der Tee bereits vor Entnahme einer
Aromafraktion befeuchtet. Dadurch gelingt es, eine Aromafraktion
zu gewinnen, die bereits entcoffeiniertem Tee bei
Atmosphärendruck zugesetzt werden kann, und so einen vollbefriedigenden
Tee herzustellen, der überraschenderweise im
Geschmacks- und Aromaeindruck alle nach anderen Verfahren
hergestellten Vergleichsmuster übertrifft.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von Zeichnungen
näher erläutert. Es sind:
Fig. 1 eine schematische Darstellung der Vorrichtung
gemäß der Erfindung in einer für eine bevorzugte Durchführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens geeigneten
Reihenfolge ihrer Einzelabschnitte,
Fig. 2a und 2b eine schematische Darstellung des
Hochdruckteils der erfindungsgemäßen Vorrichtung
und
Fig. 3 eine schematische Darstellung der Trocknung
und Aromazuführung.
Der zu bearbeitende Tee wird in einem ersten Schritt
in einem Befeuchter 1 (Fig. 1) in Form einer üblichen
Mischeinrichtung mit Wasser versetzt, so daß der Wasser
gehalt bei 25 bis 50, vorzugsweise bei 40 Gewichtsprozent
liegt, und zur Entaromatisierung in einen Hochdruckbe
hälter 21 (Fig. 2a) eines Entaromatisierers/Entcoffeinierers
2, 3 eingefüllt.
Im Gegensatz zur Lehre der DE-PS 21 27 642 wird nun der
feuchte Tee zur Gewinnung der Aromafraktion bei einem
Druck von zwischen 60 und 150 bar, vorzugsweise von 90
bis 110 bar, und einer Temperatur zwischen 20 und 70°C,
vorzugsweise bei 50 bis 60°C, extrahiert. Die genauen
Werte hängen von der Teesorte ab und müssen so gewählt
werden, daß kein Coffein gelöst wird. Dazu strömt in einem
ersten Zyklus (Fig. 2a) temperiertes und komprimiertes
CO₂ durch die Schüttung des Tees in Behälter 21, der über
zwei Hochdruckleitungen 23, 24 mit einem Abscheider 22
verbunden ist. Zur Trennung des gelösten Gemisches vom
Lösungsmittel wird in einer zweiten Stufe des ersten
Zyklus der Druck des CO₂ mittels des Druckregulierven
tiles 27 verringert, wodurch sich das homogene Gemisch
in drei Fraktionen, bestehend aus einer flüssigen wäßrigen
Phase sowie aus flüssigem und gasförmigem CO₂, aufspaltet.
Das flüssige CO₂ wird verdampft und über einen nicht dar
gestellten Kondensator einer Flüssiggaspumpe 25 zugeführt,
welche den Kreislauf des Lösungsmittels schließt. Alter
nativ wird das verdampfte CO₂ direkt einem nicht darge
stellten Kompressor zugeleitet. Pro kg lufttrockenem
Tee werden 10 bis 15 kg CO₂, vorzugsweise 20 bis 30 kg
CO₂, umgewälzt. Das gewünschte Produkt wird als wäßrige
Emulsion bzw. Suspension über Ventil 28 dem Abscheider
22 entnommen und direkt weiterverwendet. Trotz eines Vor
urteils (EU-PS 0 050 482, Spalte 1, Zeilen 41 bis 43)
gegen die Beständigkeit von Teearoma in Wasser ist dieses
ausreichend stabil und verleiht dem damit imprägnierten,
getrockneten Tee eine frische Note.
Nach Abschluß des Aromaentzugs kann ohne weitere Zwischen
schritte in bekannter Weise die Entcoffeinierung begonnen werden. Dazu wird
in einem zweiten Zyklus (Fig. 2b) der Behälter 21 über
zwei weitere Hochdruckleitungen 32, 33 mit einem weiteren
Autoklaven 31 verbunden, welcher das zur Reinigung des
Lösungsmittels notwendige Adsorptionsmittel enthält. Der
Inhalt beider Behälter 21 und 31 wird den für die Ent
coffeinierung vorgesehenen Bedingungen von Druck und Tem
peratur unterworfen. Der Druck kann zwischen 150 und 400
bar, vorzugsweise zwischen 250 und 350 bar, liegen, die
Temperatur zwischen 10 und 100°C, vorzugsweise zwischen 60
und 70°C. Das Lösungsmittel wird zwischen den beiden
Behältern mittels Kreislaufpumpe 34 umgewälzt, belädt
sich im ersten 21 mit Coffein und wird im zweiten 31
wieder davon befreit. Zur Reinigung kann jedes geeignete
Adsorptionsmittel, z. B. Aktivkohle oder Ionenaustauscher,
eingesetzt werden. Es ist auch möglich, das Coffein aus
dem CO₂ mit Wasser auszuwaschen oder mit einem Komplex
bildner, beispielsweise mit einer gerbstoffhaltigen
Lösung, auszufällen. Wird das Lösungsmittel mit z. B.
Aktivkohle gereinigt, müssen pro kg lufttrockenem Tee
250 bis 500 kg, vorzugsweise 300 bis 350 kg, Lösungsmittel
umgewälzt werden. Die genaue Menge ist auch hierbei von
der Teesorte sowie hauptsächlich von der Extraktionstem
peratur abhängig. Selbstverständlich kann die Abtrennung
des Coffeins außer durch Adsorption auch durch Dichteer
niedrigung der Lösung (mittels Drucksenkung und/oder
Temperaturerhöhung) erfolgen. Wegen der isobaren Ver
hältnisse ist jedoch die Adsorption bevorzugt.
Nach Beendigung der Entcoffeinierung wird der Behälter
entspannt und der feuchte Tee entnommen, beispielsweise
in ein Beschickungsgefäß 41 für einen Trockner 4
(Fig. 3), und auf übliche Weise durch Zufuhr von Wärme
Q, z. B. in einem Band- oder Wirbelschichttrockner, bei
Atmosphärendruck auf einen Feuchtegehalt von 5 bis 6
Gewichtsprozent getrocknet.
In einem nachfolgenden Mischer 5 wird dann ebenfalls
unter Normaldruck die wäßrige Aromenmischung zugedüst.
Möglich ist es auch, eine Mikroverkapselung der Aroma
stoffe vorzunehmen, wie sie von der Herstellung von
löslichem Kaffee bekannt ist, und die Mikrokapseln dem
getrockneten, entcoffeinierten Tee zuzusetzen.
Zur sensorischen Begutachtung wurden Teeproben nach den
oben beschriebenen bekannten Verfahren entcoffeiniert
und mit dem Ausgangstee sowie mit dem gemäß der Erfindung aromatisierten,
entcoffeinierten Tee verglichen. Verwendet wurde ein
schwarzer Tee "Orange Broken". Die Verkostung erfolgte
durch fünf Personen gemäß "J. Schormüller, Handbuch der
Lebensmittelchemie, Band VI, Springer-Verlag, 1970".
Bewertet wurde anhand einer Notenskala von 1 bis 5, wobei
der unbehandelte Vergleichstee die Bestnote 1 erhielt.
Behandlung |
Bewertung |
keine (Ausgangstee) |
1 |
gemäß Erfindung |
1,5 |
gemäß DE-PS 21 27 642 |
3 |
gemäß DE-PS 26 37 197 |
2 |
gemäß DE-OS 34 13 869 |
2 |
gemäß DE-OS 34 15 844 |
3 |
mit Dichlormethan entcoffeiniert |
5 |
mit Ethylacetat entcoffeiniert |
5 |
Die Bewertung zeigt, daß der gemäß der Erfindung gewonnene, entcoffeinierte
Tee vor allen anderen bevorzugt wurde.
Besonders überraschend war, daß Ausgangstee und erfindungs
gemäß behandelter Tee geschmacklich kaum zu unterscheiden
waren.
Eine Produktionsanlage besteht aus einer Befeuchtungsein
richtung 1, einer Trocknungseinrichtung 4 und einer Misch
einrichtung 5 sowie mindestens je einem Behälter zur Auf
nahme des feuchten Tees (21), des Adsorptionsmittels (31)
und der abgetrennten Aromafraktion (22); diese Behälter
sind über Hochdruckleitungen 23, 24; 32, 33 miteinander
verbunden.
Bevorzugt sind mehrere Behälter 21, 21′, 21′′, 21′′′ zur
Aufnahme des frischen oder entaromatisierten feuchten Tees
vorhanden, die in Reihe oder parallel durchfahren und je
nach Bedarf mit dem Abscheidebehälter 22 oder dem
Adsorptionsmittelbehälter 31 verbunden werden können.
Zweckmäßig werden die beiden Bearbeitungsschritte auch
in einer Entaromatisierungs-/Entcoffeinierungsanlage 2, 3
nebeneinander durchgeführt. Dazu wird lediglich eine Ein
richtung (z. B. Pumpe 35) zur Aufrechterhaltung des Druckes
im isobar betriebenen Extraktionskreislauf benötigt. So
ist beispielsweise, während Behälter 21, der frischen Tee
enthält, mit dem Aromaabscheider 22 verbunden ist, der
entaromatisierten Tee enthaltende Behälter 21′ mit dem
Adsorptionsmittelbehälter 31 verbunden, so daß in ein und
derselben Anlage gleichzeitig entaromatisiert und ent
coffeiniert wird.
Einer allfälligen Ergänzung von CO₂ im Entaromatisierungs
kreislauf dient Füllpumpe 26.