DE3813465A1 - Trans-hydroxyviolacein, verfahren zu seiner reindarstellung und seine verwendung zur prophylaxe und therapie von viruserkrankungen - Google Patents
Trans-hydroxyviolacein, verfahren zu seiner reindarstellung und seine verwendung zur prophylaxe und therapie von viruserkrankungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Trans-Hydroxyviolacein, ein Verfahren zu seiner
Reindarstellung und seine Verwendung zur Prophylaxe und Therapie von
Viruserkrankungen.
Hydroxyviolacein ist der Hauptbestandteil eines blauschwarzen Pigmentes in
Chromobacterium violaceum, ein aus Erde und Gewässer tropischer Gebiete
erhältlicher (kultivierbarer?) Mikroorganismus, wobei als Nebenbestandteil
Violacein auftritt. Hydroxyviolacein und Violacein sind seit langem bekannt
(vgl. J. of Infect. Dis. 76, 1, Seite 47 (1645); Black M. E. and
Shahan, J., J.A.M.A. 110, 1270 (1938); R. D. De Moss: Antibiotics, Vol. 2,
Ed: D. Gottlieb and P. D. Shaw, Seite 77, Springer 1967; N. Duran et al.,
An. Acad. bras. Cienc. 55 (3), 231 (1983)).
Chemisch ist Hydroxyviolacein 3-1,2-dihydro-5-(5-hydroxy-1H-indol-3-yl)-
2-oxo-3H-pyrol-3-ylidene-1,3-dihydro-2H-indol-2-one mit der Summenformel
C₂₀H₁₃N₃O₃ (Molekulargewicht 343,33). Hydroxyviolacein ist in
Wasser nahezu unlöslich, jedoch gut löslich in Aceton, Ethanol und Dioxan.
Die Strukturformel für Hydroxyviolacein wurde durch NMR spektrometrische
Untersuchungen wie folgt gefunden:
Hydroxyviolacein kann weiterhin durch sein UV-Absorptionsspektrum in
Methanol charakterisiert werden: λ max = 570 nm; λ min = 426 nm;
λ max = 366 nm.
Zum Vergleich das Absorptionsspektrum des Nebenbestandteils Violacein:
λ max = 560 nm; λ min = 434 nm; λ max = 370 nm.
Es ist auch bekannt, daß Roh-Violacein eine breite bakteriostatische Wirkung
besitzt (vgl. Lichstein et al., J. of Infect. Dis. 76, No. 1, Seite
47 (1945); De Moss in Antibiotics, Vol. 2, Seite 77 Ed; Gottlieb and P. D.
Shaw, Springer (1967).
Neuere Untersuchungen haben ergeben, daß die isolierte Pigment-Rohfraktion
in mehrere Einzelkomponenten aufgetrennt werden kann, die analoge Verbindungen
darstellen, wobei die jeweiligen Einzelverbindungen jedoch ein
deutlich unterschiedliches Löslichkeitsverhalten sowie unterschiedliche
antibakterielle Wirkungen besitzen. Siehe zum Beispiel N. Dutan et al.,
An. Acad. brasil. Cienc., 55 (3), 231 (1983).
Eine antivirale Wirksamkeit ist jedoch weder für das Roh-Violacein noch
für eine der Einzelkomponenten bekannt.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß Trans-Hydroxyviolacein aus
Chromobacterium violaceum eine gute antivirale Wirkung gegen DNS- und
RNS-Viren aufweist.
Roh-Violacein kann aus Kulturen von Chromobacterium violaceum, Janthinobacterium-
lividum und Chromobacterium lividum isoliert werden.
Die als Ausgangsmaterial verwendeten Bakterien kann man auf festen oder
flüssigen Nährmedien kultivieren, zum Beispiel nach dem von P. H. A. Sneath
beschriebenen Verfahren (P. H. A. Sneath, J. Gen. Microbiol. 15, 70-98,
1956). Vorzugsweise werden die Bakterien in flüssigen Nährmedien gezüchtet,
wobei sie aus dem Nährmedium durch Zentrifugation leicht abgetrennt
werden können. Das abzentrifugierte Bakteriensediment lyophilisiert man
und extrahiert anschließend mit Ethanol das Roh-Violacein. Das Lösungsmittel
entfernt man durch Abdampfen im Vakuum.
Die Bakterien können in flüssigen oder festen Nährmedien gezüchtet werden.
Zur Züchtung auf festen Nährböden ist ein Nährboden folgender Zusammensetzung
geeignet:
Fleischextrakt: 3,0 g
Pepton aus Fleisch: 5,0 g
Agar: 18,0 g
Aqua dest.: 1000 ml
pH-Wert 7,5
Pepton aus Fleisch: 5,0 g
Agar: 18,0 g
Aqua dest.: 1000 ml
pH-Wert 7,5
Der nach Bebrütung gewachsene Bakterienrasen wird abgekratzt und gefriergetrocknet.
Die Extraktion des Roh-Violacein erfolgt mit Alkohol im
Soxhlet. Der Alkohol wird im Vakuum abdestilliert.
Zur Züchung in flüssigen Kulturen ist ein Nährmedium z. B. folgender Zusammensetzung
geeignet:
Trinatriumcitrat: 3,0 g
MgSO₄7 H₂O: 0,5 g
Na₂HPO₄: 1,0 g
K₂HPO₄: 0,5
NH₄Cl: 0,5 g
Aqua dest.: 1000 ml
pH-Wert 7,0
MgSO₄7 H₂O: 0,5 g
Na₂HPO₄: 1,0 g
K₂HPO₄: 0,5
NH₄Cl: 0,5 g
Aqua dest.: 1000 ml
pH-Wert 7,0
Nach der Züchtung in flüssigen Nährmedien werden die Bakterien abzentrifugiert,
das Sediment gefriergetrocknet und wie bei den Bakterien von
festen Kulturen der Farbstoff isoliert.
Zur Isolierung von Hydroxyviolacein extrahiert man das Roh-Violacein zweimal
mit n-Heptan und filtriert ab. Den Rückstand löst man in einem Gemisch
aus Chloroform/Aceton/Pyridin 50 : 40 : 10 und trennt das Farbstoffgerüst
mittels Kieselgel-Dünnschichtchromatographie auf.
Im fertigen Chromatogramm lassen sich vier Einzelfraktionen mit folgenden
Charakteristika identifizieren:
- (a) eine blaue Zone mit Rf 0,58,
(b) eine schwach blau gefärbte Zone mit Rf 0,2,
(c) eine stark violette Zone mit Rf 0,64,
(d) eine schwach violette Zone mit Rf 0,71.
Die Zone (d), die auf der feuchten DC-Platte rein violett gefärbt erscheint,
entspricht Violacein und die Zone (c), die auf der Platte tief
preußischblau gefärbt erscheint, entspricht Hydroxyviolacein.
Zur Weiterreinigung kratzt man die Zonen mit Hydroxyviolacein und/oder
Violacein ab und eluiert den Farbstoff mit Chloroform (Violacein) oder
Chloroform/Methanol 80 : 20 oder 50 : 50 für Hydroxyviolacein.
Nach Abdampfen des Lösungsmittels im Vakuum reinigt man den Rückstand
wiederum durch DC-Chromatographie, und zwar mit dem Lösungsmittelgemisch
Chloroform/Aceton/Pyridin 60 : 30 : 10 für Vilocalein und Chloroform/Aceton/
Pyridin 50 : 40 : 10 für Hydroxyviolacein.
Man kratzt die entsprechenden Zonen wiederum ab, eluiert den Farbstoff mit
Chloroform/Methanol 80 : 20 für Violacein oder 50 : 50 für Hydroxyviolacein
und entfernt das Lösungsmittel durch Abdampfen im Vakuum bei 35°C Badtemperatur.
Den Rückstand nimmt man in wenig Pyridin auf. Anschließend entfernt
man das Pyridin im Vakuumexsikkator über konzentrierter H₂SO₄.
Den schwarz-violetten Rückstand trocknet man bei 65°C im Ölpumpenvakuum.
Die Prüfung der virostatischen Wirkung erfolgt nach dem Farbtest wie von
Vinter (J. Gen. Virol. 5, 419 (1060)) beschrieben. Der Test beruht darauf,
daß die durch Virus zerstörten Zellen nicht mehr gefärbt werden können. Je
mehr Zellen durch die virostatische Wirkung einer Substanz geschützt werden,
um so mehr Farbstoff kann aufgenommen werden. Der Farbstoff der gefärbten
Zellen läßt sich extrahieren und seine Menge kann in einem Fotometer
bei 546 nm gemessen werden. Damit erlaubt der Test meßbare und
reproduzierbare Angaben sowohl über die virostatische, wie auch über die
zytotoxische Wirkung von Substanzen.
5 mg Hydroxyviolacein wurden in 100 ml Ethylalkohol gelöst. Unter Verwendung
der Gewebekultur-Lösung wurde eine Konzentration von 0,25 µg/ml Hydroxyviolacein
eingestellt. Diese Konzentration wird in Zweierstufen weiterverdünnt
und auf 24 Stunden alte Hela-Zellen gegeben, nachdem diese
vorher 45 Minuten mit Herpes-Viren infiziert worden waren. Die Zellen mit
Virus und Hydroxyviolacein werden 72 Stunden bei 37°C bebrütet. Anschließend
werden die Zellen fixiert und für 15 Minuten gefärbt. Nach
gründlicher Waschung wird der an die Zellen gebundene Farbstoff mit
Alkohol extrahiert und in einem Fotometer die Extinktion gemessen. Man
erhält folgende Werte:
Der 50%-Zellwert (ZK + VK)/2 liegt bei 0,355.
Der 50%-Schutzwert beträgt 0,198 µg/ml.
Der 50%-Schutzwert beträgt 0,198 µg/ml.
Da das Hydroxyviolacein keine wesentliche zytotoxische Eigenschaft besitzt,
kann seine antivirale Schutzwirkung in Prozent auch nach folgender
Formel berechnet werden:
E₃ = Extinktion der Zellkontrolle, E₂ Extinktion der Viruskontrolle,
E₃ = Extinktion mit Virus und Hydroxyviolacein.
E₃ = Extinktion mit Virus und Hydroxyviolacein.
Die Berechnung für das Poliovirus Typ 1 ergibt folgende Werte:
Als LD₅₀-Wert für Hydroxyviolacein wurde ein Wert von 25 mg/kg bei der
Maus gefunden.
Claims (6)
1. Verwendung von Hydroxyviolacein zur Behandlung von Viruserkrankungen.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Virus ein Herpesvirus ist.
3. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Virus ein Poliovirus ist.
4. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß Hydroxyviolacein aus Chromobacterium
violaceum isoliert wird.
5. Verfahren zur Isolierung von Hydroxyviolacein aus Chromobacterium
violaceum, bei dem man die Bakterien aus dem Zellmedium durch Zentrifugation
abtrennt, das Sediment lyophilisiert, daraus durch Ethanol-
Extraktion Roh-Violacein isoliert, dadurch gekennzeichnet,
daß man zur Isolierung von Hydroxyviolacein
- (i) das Roh-Violacein zweimal mit n-Heptan extrahiert,
- (ii) den Rückstand einer DC-Chromatographie mit dem Lösungsmittelgemisch Chloroform/Aceton/Pyridin 50 : 40 : 10 unterwirft,
- (iii) die Zone mit einem Rf von 0,64 abkratzt, den Farbstoff mit einer Mischung aus Chloroform/Methanol 80 : 20 oder 50 : 50 eluiert und die Substanz einer nochmaligen DC-Chromatograpie wie in Schritt (ii) unterwirft, die in diesem Chromatogramm enthaltene Zone mit dem Rf 0,64 wiederum abkratzt und wie oben beschrieben isoliert, anschließend
- (iv) das Lösungsmittel entfernt, den Rückstand in Pyridin aufnimmt, und das Pyridin im Vakuum über H₂SO₄ abdampft und den Rückstand bei 65°C im Vakuum trocknet.
6. Verfahren zur Isolierung von Violacein aus Chromobacterium violaceum,
bei dem man die Bakterien aus dem Zellmedium durch Zentrifugation
abtrennt, das Sediment lyophilisiert, daraus durch Ethanol-
Extraktion Roh-Violacein isoliert, dadurch gekennzeichnet,
daß man zur Isolierung von Violacein
- (i) das Roh-Violacein zweimal mit n-Heptan extrahiert,
- (ii) den Rückstand einer DC-Chromotograpie mit dem Lösungsmittelgemisch Chloroform/Aceton/Pyridin 50 : 40 : 10 unterwirft,
- (iii) die Zone mit einem Rf von 0,71 abkratzt, den Farbstoff mit Chloroform eluiert und die Substanz einer nochmaligen DC-Chromotographie wie in Schritt (ii) unterwirft, die in diesem Chromatogramm enthaltene Zone mit dem Rf 0,71 wiederum abkratzt und wie oben beschrieben isoliert, anschließend
- (iv) das Lösungsmittel entfernt, den Rückstand in Pyridin aufnimmt, und das Pyridin im Vakuum über H₂SO₄ abdampft und den Rückstand bei 65°C im Vakuum trocknet.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19883813465 DE3813465A1 (de) | 1988-04-21 | 1988-04-21 | Trans-hydroxyviolacein, verfahren zu seiner reindarstellung und seine verwendung zur prophylaxe und therapie von viruserkrankungen |
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Publications (2)
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---|---|
DE3813465A1 true DE3813465A1 (de) | 1989-11-02 |
DE3813465C2 DE3813465C2 (de) | 1992-08-20 |
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DE (1) | DE3813465A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2011110932A1 (en) | 2010-03-12 | 2011-09-15 | Council Of Scientific & Industrial Research | Process for the production of violacein and its derivative deoxyviolacein containing bioactive pigment from chromobacterium sp. (mtcc 5522) |
-
1988
- 1988-04-21 DE DE19883813465 patent/DE3813465A1/de active Granted
Non-Patent Citations (1)
Title |
---|
gutachtlich: DSM, Catalogue of Strains 1989, S. 36 * |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2011110932A1 (en) | 2010-03-12 | 2011-09-15 | Council Of Scientific & Industrial Research | Process for the production of violacein and its derivative deoxyviolacein containing bioactive pigment from chromobacterium sp. (mtcc 5522) |
US8883461B2 (en) | 2010-03-12 | 2014-11-11 | Council Of Scientific & Industrial Research | Process for the production of violacein and its derivative deoxyviolacein containing bioactive pigment from Chromobacterium sp. (MTCC5522) |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE3813465C2 (de) | 1992-08-20 |
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