DE3804643A1 - Hochtemperaturreaktor mit einem kern aus vorzugsweise kugelfoermigen brennelementen - Google Patents
Hochtemperaturreaktor mit einem kern aus vorzugsweise kugelfoermigen brennelementenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Hochtemperaturreaktor mit einem
Kern aus vorzugsweise kugelförmigen Brennelementen, der von un
ten nach oben von Helium als Kühlmittel durchströmt wird, und
mit einem aus Deckenreflektor, Seitenreflektor und Bodenreflek
tor bestehenden Graphitreflektor, der einen zylindrischen Hohl
raum zur Aufnahme des Kerns bildet.
Derartige Kernreaktoren sind beispielsweise aus den DE-OS 32 45
022 und 33 45 113 sowie aus der DE-PS 32 12 266 bekannt.
Bei einem (als hypothetisch einzustufenden) Kernaufheizstörfall
eines derartigen Hochtemperaturreaktors stellt sich in allen
Situationen und für alle Druckbereiche eine durch Naturkonvek
tion bedingte Strömung des Heliums nach oben durch den Reaktor
kern und durch den Deckenreflektor ein. Wie neuere Experimente
zeigen, wird bei diesem Vorgang das Spaltprodukt Cäsium für ei
ne lange Zeit vollständig in dem Deckenreflektor zurückgehal
ten. Die Versuche lassen außerdem erkennen, daß die mit diesem
Vorgang verbundenen Diffusionsvorgänge und chemischen Vorgänge
sehr schnell in Gleichgewichtszustände übergehen. Da Strontium
und die übrigen metallischen Spaltprodukte noch besser absor
biert werden, ist der Rückhalteeffekt für diese Spaltprodukte
noch günstiger. Die Messungen zeigen aber auch, daß ein solcher
Rückhalteeffekt bei Jod und auch bei Cäsium-Jodid sehr viel
schwächer ist.
Die Absorption von Jod an einem chemischen Element oder einer
chemischen Verbindung durch eine einfache Reaktion innerhalb
des Deckenreflektors kann offenbar nicht realisiert werden,
weil alle Jodverbindungen, insbesondere die Jodide, eine zu
hohe Flüchtigkeit im Temperaturbereich von 1000 bis 1200°C
haben. Dieser Temperaturbereich entspricht der Störfalltempera
tur des Deckenreflektors. Weiterhin ist noch zu bedenken, daß
die meisten Jodverbindungen in diesem Temperaturbereich bereits
Zersetzungserscheinungen zeigen, die es nicht gestatten, den
für die Absorption von Jod erwünschten niedrigen Partialdruck
zu erreichen.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, bei einem Hoch
temperaturreaktor gemäß Oberbegriff auch in einem Kernaufheiz
störfall die Belastung der Umgebung durch Spaltprodukte noch
weiter zu reduzieren und damit den Schaden weitestmöglich zu
begrenzen.
Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß in
dem oberen Teil des Deckenreflektors zum Abbinden von flüchti
gem Jod und Cäsium-Jodid geeignete Metallatome oder Moleküle
von Verbindungen dieser Metalle einzeln eingelagert sind, wobei
sie in großer Verdünnung in dem gecrackten Bindermaterial des
Graphits gelöst sind.
Neuere Untersuchungen haben bestätigt, daß auch die Rückhaltung
von Jod und Cäsium-Jodid möglich ist, wenn das Material des
oberen Deckenreflektors, insbesondere das gecrackte Bindermate
rial, mit bestimmten Metallatomen oder deren Verbindungen do
tiert ist. Dabei werden solche Metallatome verwendet, deren
Jodide relativ schwer flüchtig sind. Nach experimentellen Er
fahrungen ist auch die Bindung des an sich flüchtigen Cäsium-
Jodids, das sich aus den Spaltprodukten bildet, möglich. Da
durch, daß Cäsium in bekannter Weise in dem gecrackten Binder
material angelagert und Jod gleichzeitig durch die Dotierungs
atome gebunden wird, wird auf diesem Wege Cäsium-Jodid zunächst
durch die Dissoziation bei hohen Temperaturen gespalten, und
seine beiden Komponenten werden einzeln angelagert.
Der erfindungsgemäße Hochtemperaturreaktor zeichnet sich somit
durch einen stark verbesserten und zudem inhärenten Rückhalte
effekt für Jod und Cäsium-Jodid aus, was mit dem Vorteil ver
bunden ist, daß sich eine Reduzierung der Umgebungsbelastung
ohne den Einbau zusätzlicher Störfall-Filter erreichen läßt.
Als Metallatome kommen für die vorgeschlagene Einlagerung Er
dalkalimetalle und/oder Metalle der seltenen Erden in Betracht.
Insbesondere können Oxide und Karbide des Bariums und/oder des
Lanthans verwendet werden. Die genannten Substanzen müssen in
einer Verdünnung von 1:100 bis 1:10000 in dem vercrackten Bin
dermaterial vorliegen, wobei sie in dem Bindermaterial gelöst
sind. Die hohe Verdünnung ist erforderlich, damit die eingela
gerten Atome bzw. Moleküle einzeln vorliegen und freies Jod
abbinden können. Unter dieser Voraussetzung wird Jod nicht nur
chemisch an die Dotierungsatome bzw. -moleküle gebunden, son
dern es tritt eine zusätzliche Haftung des so gebildeten Jodids
in der Matrix des gecrackten Bindermaterials ein.
Als Ausgangsstoffe für die Einlagerungen können Alkoholate oder
Metallsalze der betreffenden Metalle dienen. Im ersten Fall
werden z. B. bei der Herstellung des dotierten Deckenreflektor-
Graphits Ba (C2H5O)2 oder La (C2H5O)3 dem flüssigen Binderma
terial zugegeben. Nach dem Cracken des Bindermaterials für die
Graphitherstellung liegen dann die Dotierungsatome in Form von
einzelnen, fein verteilten Oxiden vor. Will man die Dotierungs
atome in Form von Karbiden in dem Bindermaterial unterbringen
(zweiter Fall), so können zweckmäßigerweise Metallsalze der
Cyklopenstadien, z. B. Ba (C5H5)2 und La (C5H5)3, verwendet
werden. Nach der Vermischung dieser Stoffe mit dem flüssigen
Bindermaterial wird bei der Herstellung des Graphits diese
Mischung in üblicher Weise im Temperaturbereich zwischen 1500°
und 1800°C gecrackt.
Bei den für einen Hochtemperaturreaktor herrschenden Störfall
bedingungen kann davon ausgegangen werden, daß in einigen Fäl
len vor der Kernaufheizung gleichzeitig Wasserdampf in dem
Primärkreislauf vorhanden ist. Bevor die Freisetzung der Spalt
produkte beginnt, ist allerdings dieser Wasserdampf praktisch
vollständig umgesetzt; der dann noch vorhandene Wasserdampfpar
tialdruck entspricht dem chemischen Gleichgewicht, das sich
durch die Reaktion zwischen Dampf und den heißen Graphitober
flächen im Bereich von mehr als 1600°C ergibt. Somit ist der
Wasserdampfpartialdruck extrem klein, und das Verhalten der
Spaltprodukte wird daher nur geringfügig durch diesen Rest von
Wasserdampf beeinflußt. Es besteht aber trotzdem die Gefahr,
daß das gecrackte Bindermaterial des Graphits durch diese Reste
von Wasserdampf langsam korrodiert wird. Dabei kann es zu einer
Ansammlung der Dotierungsatomkerne an den Oberflächen der Kri
stallkörner des gecrackten Bindermaterials kommen. In diesem
Fall würde eine Umsetzung von gasförmigem Jod, allerdings in
geringem Umfang, mit diesen Dotierungsatomen zu einer Bildung
von Jodiden führen, die nicht strukturell gebunden sind und so
eine Zurückhaltung von Jod vermindern. Es würde nämlich das
gebildete Jodid bei den angegebenen Temperaturen teilweise
flüchtig sein.
In vorteilhafter Weiterentwicklung der Erfindung können daher
zusätzlich zu den genannten Metallen Moleküle der Oxide von
Silizium, Zirkon oder Titan oder von anderen hochwarmfesten
Oxiden in dem gecrackten Bindermaterial des Graphits eingela
gert sein, wobei das Mischungsverhältnis dieser Zusatzsubstan
zen zu den erstgenannten Metallen im Bereich von 1:1 bis 5:1
liegt.
Wenn nun durch die Anwesenheit des Wasserdampfes das gecrackte
Bindermaterial teilweise vergast wird, werden neben den dotier
ten Metallatomen bzw. -molekülen auch Moleküle der zusätzlich
eingelagerten Oxide freigelegt, z. B. Siliziumdioxid-Moleküle.
Diese Substanzen bilden miteinander Verbindungen, z. B. Silika
te, die vom Jod praktisch nicht angegriffen werden können. Da
mit wird verhindert, daß über den Umweg eines Jodids das Jod
flüchtig werden kann. Bei der Verwendung von Zirkon- und Titan
oxid bilden die freigelegten Dotierungsatome bzw. -moleküle mit
diesen zusätzlichen Substanzen Zirkonate und Titanate.
Als Ausgangsstoffe für die zusätzlichen Substanzen können im
Falle von Siliziumdioxid Silikone verwendet werden. Im Fall von
Oxiden des Titans oder Zirkons werden zweckmäßigerweise Alkoho
late dieser Metalle als Ausgangsstoffe eingesetzt. Die Silikone
und/oder Alkoholate werden zusammen mit den Ausgangsstoffen für
die Dotierungsatome bzw. -moleküle dem flüssigen Bindermaterial
zugegeben, und die Mischung wird dann - wie bereits beschrieben
- bei der Produktion des Graphits in der üblichen Weise ge
crackt.
Claims (7)
1. Hochtemperaturreaktor mit einem Kern aus vorzugsweise ku
gelförmigen Brennelementen, der von unten nach oben von
Helium als Kühlmittel durchströmt wird, und mit einem aus
Deckenreflektor, Seitenreflektor und Bodenreflektor beste
henden Graphitreflektor, der einen zylindrischen Hohlraum
zur Aufnahme des Kerns bildet, dadurch gekennzeichnet, daß
in dem oberen Teil des Deckenreflektors zum Abbinden von
flüchtigem Jod und Cäsium-Jodid geeignete Metallatome oder
Moleküle von Verbindungen dieser Metalle einzeln eingela
gert sind, wobei sie in großer Verdünnung in dem gecrack
ten Bindermaterial des Graphits gelöst sind.
2. Hochtemperaturreaktor nach Anspruch 1, gekennzeichnet
durch die Verwendung von Atomen bzw. Molekülen der Erdalka
limetalle und/oder der Seltenen Erdmetalle.
3. Hochtemperaturreaktor nach Anspruch 2, gekennzeichnet
durch die Verwendung von Oxiden und Karbiden des Bariums
und/oder Lanthans.
4. Hochtemperaturreaktor nach Anspruch 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Ausgangsstoffe für die Einlagerungen
Alkoholate oder Metallsalze der betreffenden Metalle die
nen.
5. Hochtemperaturreaktor nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß zusätzlich zu den genannten Metallen
Moleküle der Oxide von Silizium, Zirkon oder Titan oder
von anderen hochwarmfesten Oxiden in dem gecrackten Bin
dermaterial des Graphits eingelagert sind, wobei das Mi
schungsverhältnis dieser Zusatzsubstanzen zu den erstge
nannten Metallen im Bereich von 1:1 bis 5:1 liegt.
6. Hochtemperaturreaktor nach Anspruch 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Ausgangsstoffe für die zusätzlichen
Substanzen Silikone verwendet werden.
7. Hochtemperaturreaktor nach Anspruch 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Ausgangsstoffe für die zusätzlichen
Substanzen Alkoholate dieser Substanzen verwendet werden.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE3804643A DE3804643A1 (de) | 1988-02-15 | 1988-02-15 | Hochtemperaturreaktor mit einem kern aus vorzugsweise kugelfoermigen brennelementen |
US07/310,663 US5011653A (en) | 1988-02-15 | 1989-02-14 | High temperature reactor utilizing a graphite reflector |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE3804643A DE3804643A1 (de) | 1988-02-15 | 1988-02-15 | Hochtemperaturreaktor mit einem kern aus vorzugsweise kugelfoermigen brennelementen |
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Publication Number | Publication Date |
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DE3804643C2 DE3804643C2 (de) | 1990-02-08 |
Family
ID=6347434
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE3804643A Granted DE3804643A1 (de) | 1988-02-15 | 1988-02-15 | Hochtemperaturreaktor mit einem kern aus vorzugsweise kugelfoermigen brennelementen |
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Country | Link |
---|---|
US (1) | US5011653A (de) |
DE (1) | DE3804643A1 (de) |
Citations (1)
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- 1988-02-15 DE DE3804643A patent/DE3804643A1/de active Granted
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1989
- 1989-02-14 US US07/310,663 patent/US5011653A/en not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (1)
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Title |
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Also Published As
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US5011653A (en) | 1991-04-30 |
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