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Die Erfindung betrifft die Verwendung der DNA-Polymerase
vom Bakteriophagen T7 und ein Verfahren zum
Amplifizieren einer DNA-Sequenz.
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Beim Sequenzieren von DNA werden vier Populationen von
einsträngigen DNA-Fragmenten erzeugt, die ein
definiertes Ende und ein variables Ende haben. Der variable
Terminus endet immer mit einer speziellen gegebenen
Nukleotidbase (entweder Guanin (G) Adenin (A) Thymin
(T) oder Cytosin (C) Die vier unterschiedlichen Sätze
von Fragmenten werden jeweils voneinander mittels eines
hochauflösenden Polyacrylamidgels auf der Basis ihrer
Länge voneinander unterschieden; jedes Band in dem Gel
entspricht kolinear einem speziellen Nukleotid in der
DNA-Sequenz, womit die Positionen der jeweiligen
Nukleotidbase in der Sequenz identifiziert werden.
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Im allgemeinen gibt es zwei Verfahren zum
DNA-Sequenzieren. Ein Verfahren (Sequenzieren nach Maxam und Gilbert)
verwendet den chemischen Abbau von isolierten
DNA-Fragmenten, von denen jedes mit einer einzigen radioaktiven
Marke an seinem festen Terminus markiert ist,
wobei jede Reaktion eine beschränkte Spaltung, speziell
an einer oder mehreren der vier Basen (G, A, T oder C)
ergibt. Das andere Verfahren (Didesoxy-Sequenzieren)
verwendet die enzymatische Synthese eines DNA-Stranges
Dabei läßt man vier getrennte Synthesen ablaufen, wobei
jede Reaktion veranlaßt wird, an einer spezifischen Base
(G, A, T oder C) zu terminieren, und zwar durch Einbau
des geeigneten kettenterminierenden Didesoxynukleotids.
Das letztgenannte Verfahren wird bevorzugt, da die DNA-
Fragmente (anstelle der Markierung am Ende) gleichmäßig
markiert sind und somit die größeren DNA-Fragmente eine
zunehmend größere Radioaktivität zeigen. Außerdem können
³&sup5;S markierte Nukleotide anstelle von ³²P markierten
Nukleotiden verwendet werden, was zu einer schärferen
Abgrenzung führt; und es sind die Reaktionsprodukte
einfach
zu interpretieren, da jede Bahn nur entweder G, A,
T oder C entspricht. Das für die meisten
Dideoxy-Sequenzierungen verwendete Enzym ist das große Fragment der DNA-
Polymerase I von Escherichia coli ("Klenow"). Eine andere
verwendete Polymerase ist die AMV-Reversetranscriptase.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Amplifizieren
einer DNA-Sequenz, bei der ein erster und ein zweiter
Primer an die gegenüberliegenden Stränge einer
zweisträngigen DNA-Sequenz angelagert wird und die angelagerte
Mischung mit einer prozessiven DNA-Polymerase des
Bakteriophagen T7, nachstehend auch als T7 DNA-Polymerase
bezeichnet, inkubiert wird, wobei die T7 DNA-Polymerase weniger
als 500 Einheiten der Exonukleaseaktivität pro Milligramm
Polymerase, vorzugsweise weniger als eine Einheit
aufweist, wobei der erste und der zweite Primer an den
gegenüberliegenden Strängen der DNA-Sequenz liegen; bei
den bevorzugten Ausführungsbeispielen sind die 3'-Enden
der Primer einander entgegengerichtet; und das Verfahren
sieht weiter vor, daß nach dem Schritt des
Inkubierens die erhaltene DNA denaturiert wird, der erste und
der zweite Primer an der resultierenden DNA angelagert
und die angelagerte Mischung mit der Polymerase inkubiert
wird; vorzugsweise wird der Zyklus des Denaturierens, des
Anlagerns und des Inkubierens zehn bis vierzig Mal
wiederholt.
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Die Erfindung liefert eine DNA-Polymerase vom
Bakteorophagen T7, die prozessiv sowie nicht unterscheidend ist und
kurze Primer verwenden kann. Außerdem hat die Polymerase
weniger als 50% der Exonukleaseaktivität als es dem
natürlich zugehörigen Maß der Exonukleaseaktivität dieser
Polymerase entspricht. Dies sind die idealen
Eigenschaften für die oben beschriebenen Verfahren.
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Weitere Eigenschaften und Vorteile der Erfindung sind aus
der nachfolgenden Beschreibung der bevorzugten Beispiele
und aus den Ansprüchen ersichtlich.
Beschreibung der bevorzugten Ausführungsbeispiele
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Es werden zunächst kurz die Figuren beschrieben.
Figuren
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Die Fig. 1 bis 3 zeigen in einer schematischen Darstellung
die Vektoren pTrx-2, mGP1-1 bzw. pGP5-5;
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die Fig. 4 enthält eine grafische Darstellung der
selektiven Oxidation der T7 DNA-Polymerase:;
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die Fig. 5 enthält eine grafische Darstellung für die
Fähigkeit der modifizierten T7 Polymerase DNA bei Anwesenheit
von Etheno-dATP zu synthetisieren; und
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die Fig. 6 zeigt eine schematische Darstellung der
enzymatischen Amplifikation von genomischer DNA unter
Verwendung modifizierter T7 DNA-Polymerase.
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Die Fig. 7, 8 und 9 enthalten die Nukleotidsequenzen von
pTrx-2, einem Teil von pGP5-5 bzw. mGP1-2.
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Die Fig. 10 zeigt eine schematische Darstellung von pGP5-6.
DNA-Polymerase
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Die erfindungsgemäße DNA-Polymerase des T7 Bakteriophagen
die im wesentlichen dieselbe ist wie diejenige, die in
mit einem Phagen vom T7 Typ infizierten Zellen anzutreffen ist,
(d. h.einem Bakteriophagen, bei dem die DNA-Polymerase
Wirts-Thioredoxin als Untereinheit erfordert;
beispielsweise ist der Phage vom Typ T7: T7, T3, ΔI, ΔII, H, W31, gh-1,
Y, A1122 or SP6, Studier, 96 Virology 70, 1979) ist prozessiv,
hat weniger als 50% der Exonukleaseaktivität, als es dem
dieser Polymerase natürlich zugehörigen Wert entspricht,
unterscheidet nicht zwischen dem Einbau von
Nukleotidanalogen und kann kleine Oligonukleotide (beispielsweise
Tetramere, Hexamere und Octamere) als spezifischen Primer
verwenden. Diese Eigenschaften werden nachstehend im
einzelnen erläutert.
Reaktionsfolge
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Unter Reaktionsfolge ist die Eigenschaft der DNA-Polymerase
zu verstehen, in der Lage zu sein, kontinuierlich viele
Nukleotide unter Verwendung derselben Primermatrize an
zufügen, ohne von der Matrize zu dissoziieren, und zwar
unter Bedingungen, wie sie normalerweise für die
Verlängerungsreaktionen bei der DNA-Sequenzierung verwendet
werden. Das Maß der Prozeßfolge verändert sich mit
unterschiedlichen Polymerasen: einige fügen nur wenige Basen an,
ehe sie dissoziieren (beispielsweise Klenow (etwa
15 Basen), T4-Polymerase (etwa 10 Basen),
T5-DNA-Polymerase (etwa 180 Basen) und Reverse Transcriptase (etwa
200 Basen) (Das et al. in J. Biol. Chem. 254 : 1227,1979
Bambara et al in J. Biol. Chem. 253 : 413, 1978), während
andere, wie die erfindungsgemäße, wenigstens etwa 500
Basenpaare lang vorzugsweise wenigstens 1000 Basen unter
geeigneten Umgebungsbedingungen gebunden bleiben. Solche
Umgebungsbedingungen beinhalten das Vorliegen eines
ausreichenden Vorrats aller vier Deoxynukleosidtriphosphate
und eine Inkubationstemperatur zwischen 10ºC und 500ºC.
Die Reaktionsfolge wird durch die Anwesenheit von
einsträngigem Bindungsprotein (ssb) von E. coli stark
erhöht.
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Bei prozessiven Enzymen tritt ein Kettenabbruch der
Sequenzierungsreaktion nur bei jenen Basen auf, die einen
kettenabbrechenden Wirkstoff, beispielsweise ein
Didesoxynukleotid enthalten. Wenn die DNA-Polymerase keine
Reaktionsfolge zeigt, entstehen bei der Sequenzierungsreaktion
artifaktische Banden an den Stellen, die dem Nukleotid
entsprechen, an dem die Polymerase dissoziiert hat. Eine
häufige Dissoziation erzeugt einen Hintergrund von Banden
an unwichtigen Stellen und verschleiert die wahre DNA-Sequenz.
Dieses Problem wird teilweise durch ein lang andauerndes
Inkubieren (30 bis 60 Minuten) der Reaktionsmischung mit einer
hohen Konzentration an Substraten korrigiert, die die
artifaktischen Banden zu dem hohen Molekulargewicht an dem
oberen Ende des Gels "scheuchen" und damit weg aus dem
Bereich, in dem die DNA-Sequenz ausgelesen wird. Dies stellt
keine ideale Lösung dar, da eine nicht prozessive DNA-
Polymerase eine große Wahrscheinlichkeit zeigt, von der
Matrize in Bereichen einer kompakten sekundären Struktur
oder Haarnadelschleifen zu dissoziieren. Die Reinitialisierung
der Primerverlängerung an diesen Stellen ist wenig effizient
und das übliche Ergebnis besteht in der Bildung von Banden
an derselben Stelle für alle vier Nukleotide, womit die
DNA-Sequenz verschleiert wird.
Unterscheidung von Analogen
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Die erfindungsgemäßen DNA-Polymerasen unterscheiden nicht
signifikant zwischen Didesoxynukleotidanalogen und normalen
Nukleotiden. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit des
Einbaus eines Analogons ist näherungsweise genau so groß
wie die für ein normales Nukleotid oder sie inkorporiert
das Analogon mit wenigstens einem Zehntel der Effizienz
für das normale Analogon. Die erfindungsgemäßem
Polymerasen unterscheiden auch nicht signifikant zwischen
einigen Analogen. Dies ist wichtig, da die
Sequenzierungsreaktionen zusätzlich zu den vier normalen
Desoxyriukleosidtriphosphaten (dGTP, dATP, dTTP und dCTP) die Addition
anderer Arten von Nukleotidderivaten erfordern wie:
radioaktiv- oder fluoreszierend markiertes Nukleosidtriphosphat,
das üblicherweise zum Markieren der synthetisierten
Stränge mit ³&sup5;S und ³&sup5;P verwendet wird, oder andere
chemische Wirkstoffe. Wenn eine DNA-Polymerase nicht zwischen
Analogen unterscheidet, gibt es für den Einbau eines
Analogons eine genauso große Wahrscheinlichkeit wie für
ein normales Nukleotid. Für markierte Nukleosidtriphosphate
ist dies wichtig, um den synthetisierten DNA-Strang unter
Verwendung einer minimalen Radioaktivität wirksam zu
markieren. Außerdem sind geringere Anteile von Analogen bei
solchen Enzymen erforderlich, was die Sequenzierungsreaktion
billiger macht als bei unterscheidenden Enzymen.
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Unterscheidende Polymerasen zeigen ein unterschiedliches
Unterscheidungsverhalten, wenn sie in einem prozessiven
Modus polymerisieren, verglichen mit einem Steckenbleiben,
wobei sie die Synthese durch ein Sekundärstrukturhindernis
hindurchkämpfen. An solchen Hindernissen entsteht eine
Variabilität in der Intensität der unterschiedlichen
radioaktiven Banden auf dem Gel, was die Sequenz verschleiern
kann.
Exonukleaseaktivität
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Die erfindungsgemäße DNA-Polymerase hat weniger als 50%,
vorzugsweise weniger als 1% und noch lieber weniger als
0,1% des normalen oder natürlichen zugehörigen Wertes der
Exonukleaseaktivität (Betrag der Aktivität pro
Polymerasemolekül). Unter dem zugehörigen normalen oder natürlichen
Wert wird die Exonukleaseaktivität von nicht modifizierter
T7-Polymerase verstanden. Normalerweise beträgt die
zugehörige Aktivität etwa 5000 Einheiten an
Exonukleaseaktivität pro Milligramm Polymerase, und zwar gemessen mit einer
Abwandlung des Verfahrens nach Chase et al. (249 in J.
Biol. Chem. 4545, 1974), wie dies unten beschrieben ist.
Exonukleasen erhöhen die Richtigkeit der DNA-Synthese,
indem sie jede neu hinzugefügte Base exzisieren, die mit
der Matrize eine falsche Basenpaarung ergibt. Derartige
zugehörige Exonukleaseaktivitäten sind für die Qualität
der DNA-Sequenzierungreaktionen schädlich. Sie erhöhen
die minimal erforderliche Konzentration von
Nukleotidprecursorn, die der Reaktion zugefügt werden müssen, da,
wenn die Nukleotidkonzentration fällt, sich die
Polymeraseaktivität auf eine Rate verlangsamt, die der
Exonukleaseaktivität vergleichbar ist, was dazu führt, daß
nettomäßig keine DNA-Synthese mehr stattfindet oder sogar
ein Abbau der synthetisierten DNA erfolgt.
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Noch wichtiger ist, daß die zugehörige Exonukleaseaktivität
dazu führt, daß die DNA-Polymerase an Stellen von
sekundären Strukturhindernissen in der Matrize leerläuft. Wenn
eine Polymerase sich einer solchen Struktur nähert,
vermindert sich die Syntheserate, wenn sie sich darum
bemüht, daran vorbeizukommen. Eine zugehörige Exonuklease
exzisiert die neu synthetisierte DNA, wenn die Polymerase
stecken bleibt. Als Folge davon treten zahlreiche Zyklen
von Synthese und Exzision auf. Dies kann dazu führen,
daß die Polymerase schließlich über-die Haarnadelschleife hinaus
synthetisiert (ohne Beeinträchtigung der Qualität der
Sequenzierungsreaktion);oder daß die Polymerase von dem
synthetisierten Strang dissoziiert (was zu artifaktischen
Banden an derselben Stelle bei allen vier
Sequenzierungsreaktionen führt) oder daß mit großer Häufigkeit ein
kettenabbrechendes Agens addiert wird und eine große
Variabilität in der Intensität der unterschiedlichen Fragmente
in einem Sequenzierungsgel auftritt. Dies geschieht, weil
die Häufigkeit der Inkorporation eines kettenabbrechenden
Agens an jeder Stelle mit der Anzahl der Möglichkeiten
steigt, die die Polymerase hat, kettenterminierende
Nukleotide anzufügen und somit wird die DNA-Polymerase
mit wesentlich größerer Häufigkeit ein kettenabbrechendes
Agens an den Stellen des Leerlaufes anfügen als an anderen Stellen.
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Eine ideale Sequenzierungsreaktion erzeugt über das ganze
Gel Banden mit einheitlicher Intensität. Dies ist zum
Erhalten einer optimalen Belichtung von Röntgenfilm
durch alle radioaktiven Fragmente wichtig. Wenn eine
variable Intensität der radioaktiven Banden auftritt,
besteht eine größere Wahrscheinlichkeit, daß blassere
Banden unentdeckt bleiben. Um eine einheitliche
Intensität der Radioaktivität für alle Fragmente zu erhalten,
sollte die DNA-Polymerase an jeder Stelle der DNA dieselbe
Zeit brauchen und keine Preferenz, weder für die Addition
noch für die Excission von Nukleotiden an einer bestimmten
Stelle zeigen. So etwas tritt auf, wenn die DNA-Polymerase
keinerlei Exonuklease zeigt, so daß sie an jeder Stelle
längs der Matrize nur einmal die Möglichkeit hat, ein
kettenterminierendes Nukleotid einzufügen.
Kurze Primer
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Die erfindungsgemäße DNA-Polymerase ist in der Lage, Primer
aus zehn Basen oder weniger, ebenso wie längere,
vorzugsweise mit einer Länge zwischen 4 und 20 Basen zu verwenden.
Die Fähigkeit, kurze Primer zu verwenden, ermöglicht eine
Reihe von wichtigen Vorteilen für das DNA-Sequenzieren.
Die kürzeren Primer sind billiger zu kaufen und leichter
zu synthetisieren als die üblichen 15 bis 20-mer-Primer
Sie lagern sich auch schneller an die komplementären
Stellen an einer DNA-Matrize an und machen so die
Sequenzierungsreaktion schneller. Ferner gestattet die
Möglichkeit, kleine Oligonukleotidprimer (beispielsweise 6 oder
7 Basen) für die DNA-Sequenzierung zu verwenden,
Strategien, die sonst zum Sequenzieren langer DNA-Fragmente
nicht möglich sind. Beispielsweise kann ein 80 random-
Hexamere enthaltender Satz erzeugt werden, von denen keines
zu einer Stelle des zu klonierenden Vektors komplementär
ist. Statistisch gesehen, tritt eine der 80
Hexamer-Sequenzen durchschnittlich alle 50 Basen längs des
DNA-Fragmentes auf, das sequenziert werden soll. Die Bestimmung
einer Sequenz aus 3000 Basen würde nur 5 Sequenzierzyklen
erfordern. Zunächst würde ein "Universal"-Primer
(beispielsweise die Sequenz 5' GTAAAACGACGGCCAGT 3' von
New England Biolabs #1211) verwendet werden, um etwa
600 Basen an einem Ende des Insert zu sequenzieren.
Unter Verwendung der Ergebnisse aus dieser
Sequenzierungsreaktion würde aus dem Satz ein neuer Primer
herausgenommen werden, der zu einem Bereich in der Nähe des Endes
der bestimmten Sequenz homolog ist. In dem zweiten Zyklus
würde die Sequenz der nächsten 600 Basen unter Verwendung
dieses Primers bestimmt werden. Die fünfmalige
Wiederholung dieses Vorgangs ließe eine Bestimmung der kompletten
Sequenz aus 3000 Basen zu, ohne daß ein Subklonieren
notwendig wäre und ohne die chemische Synthese weiterer neuer
Oligonukleotidprimer. Die Verwendung solch kurzer Primer
wird durch Hinzufügen des 2.5 und 4 Proteingens von T7 in
die Sequenzierungsreaktion verbessert.
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Die erfindungsgemäßen DNA-Polymerasen (d. h. die, die die
obigen Eigenschaften haben) umfassen modifizierte
Polymerasen vom Bakteorophagen T7. Das heißt, die
DNA-Polymerase benötigt Wirtsthioredoxin als Untereinheit und
sie ist im wesentlichen mit einer modifizierten
DNA-Polymerase des Bakteriophagen T7 identisch oder zu Enzymen
äquivalent, die von verwandten Phagen, beispielsweise
T3, ΔI, ΔII, H, W31, gh-1, Y, A1122 und SP6 isoliert
wurden. Jedes dieser Enzyme kann so modifiziert werden, daß
die Eigenschaften ähnlich denen des modifizierten Enzyms
des Bakteorophagen T7 sind. Es ist möglich, das Enzym
unmittelbar aus durch den Phagen infizierten Zellen zu
isolieren, jedoch wird die Isolation aus Zellen, die das
Enzym überproduzieren, bevorzugt. Unter im wesentlichen
identisch wird verstanden, daß das Enzym
Aminosäuresubstitutionen hat, die die Gesamteigenschaften des Enzyms
nicht beeinträchtigen. Ein Beispiel einer speziell
wünschenswerten Aminosäuresubstitution ist eines, bei dem das
natürliche Enzym so modifiziert wurde, daß jegliche
Exonukleaseaktivität beseitigt ist. Diese Modifikation
kann auf dem genetischen oder dem chemischen Level (siehe
unten) durchgeführt werden.
Klonieren von T7 Polymerase
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Als Beispiel für die Erfindung beschreiben wir das Klonieren,
die Überproduktion, die Reinigung, die Modifikation und die
Verwendung von T7 DNA-Polymerase. Dieses prozessive Enzym
besteht aus zwei Polypeptiden, die in einem
stoichiometrischen Verhältnis von 1 : 1 eng im Komplex miteinander
verbunden sind. Eines ist das vom T7 Phagen kodierte Gen 5
Protein von 84000 Dalton (Modrich et al. in 150 J. Biol.
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Chem. 5515, 1975) und das andere ist das von- E. coli kodierte
Thioredoxin von 12000 Dalton (Tabor et al. in J. Biol. Chem.
262 : 16, 216, 1987). Das Thioredoxin ist ein
Ergänzungsprotein und befestigt das Gen-5-Protein (die nicht
prozessive tatsächliche DNA-Polymerase) an der Primermatrize.
Die DNA-Polymerase hat eine sehr starke 3' → 5'
Exonukleaseaktivität. Diese Aktivität macht die Polymerase zum DNA-
Sequenzieren unbrauchbar und sie muß inaktiviert oder
modifiziert werden, ehe die Polymerase verwendet werden
kann. Dies ist, wie unten beschrieben, leicht
durchzuführen, und zwar entweder chemisch durch lokale Oxidation
der Exonukleasedomäne oder genetisch durch Modifikation
des kodierenden Bereiches des Polymerasegens, das für
diese Aktivität kodiert.
pTrx-2
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Um das trxA-(Thioredoxin)gen von E. coli zu klonieren, wird die
DNA von E. coli teilweise mittels Sau3A gespalten und die
Fragmente an BamHI gespaltene T7 DNA gebunden, die aus der
T7 ST9 Linie isoliert ist (Tabor et al., in Thioredoxin
und Glutaredoxin Systems: Structure and Function (Holmgren
et al., eds) 285-300, Raven Press, NY; und Tabor et al.,
a.a.O). Die gebundene DNA wurde in trxA&supmin; Zellen von
E. coli transfiziert, die Mischung auf trxA&supmin; Zellen
platiert und die resultierenden T7 Plaques herausgenommen.
Da T7 ohne ein aktives trxA Gen von E. coli nicht wachsen
kann, konnten nur solche Phagen, die das trxA Gen
enthielten, Plaques bilden. Die klonierten trxA Gene wurden auf
einen 470 Basenpaaren langen HincII Fragment lokalisiert.
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Um Thioredoxin im Übermaß zu produzieren, wurde ein pTrx-2
Plasmid konstruiert. Das 470 Basenpaare lange HincII
Fragment, das das trxA enthielt, wurde, kurz gesagt, durch
Standardverfahren isoliert (Maniatis et al., Cloning: A
Laboratory Manual, Cold Spring Harbor Labs., Cold Spring
Harbor, N.Y.), und an ein Derivat von pBR322 gebunden, das
einen Ptac-Promotor enthält (ptac-12, Amann et al., in
25 Gene 167, 1983).
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Gemäß Fig. 1 wurde ptac-12, das β-Lactamase und
Col El Origin enthält, mit PvuII gespalten, um
ein Fragment mit 2290 bp zu erhalten, das dann an
zwei Tandemkopien von trxA (HincII Fragment) unter
Verwendung kommerziell verfügbarer Linker (Smal-
BamHI Polylinker) gebunden wurde, um pTrx-2 zu
bilden. Die vollständige Nucleotidsequenz von
pTrx-2 ist in Fig. 7 gezeigt. Die
Thioredoxin-Produktion steht nun unter der Kontrolle des tac-
Promotors und kann spezifisch induziert werden,
bspw. durch IPTG (Isopropyl β-D-Thiogalactosid).
pGP5-5 und mGP1-2
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Einige Genprodukte von T7 sind lethal wenn sie in
E.Coli exprimiert werden. Es wurde ein
Exprimierungssystem entwickelt, um das Klonieren und die
Exprimierung von lethalen Genen zu erleichtern, und zwar
basierend auf der induzierbaren Expression von T7
RNA Polymerase. Das Gen-5-Protein ist in einigen
E.-Coli-Linien lethal, und ein Beispiel für ein
solches System ist von Tabor et al.in 82 Proc.Nat.Acad.
Sci. 1074 (1985) beschrieben, wobei das Gen-5 von
T7 unter die Kontrolle des Δ10 Promotors gebracht
wurde und nur exprimiert wird, wenn T7-RNA-Polymerase
in der Zelle vorhanden ist.
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Kurz gesagt wurde pGP5-5 (Fig. 3) durch
Standardverfahren konstruiert, wobei synthetische BamHI-Linker
verwendet wurden, um das Gen-5 enthaltende Fragment
von T7 zwischen 14306 (NdeI) bis 16869 (AhaIII) an
das 560 bp lange und sowohl den Δ1.1A- als auch den
Δ1.1B-Promotor enthaltende Fragment von T7 zwischen
5667 (HincII) und 6166 (Fnu4Hl) und das 3kb lange
BamHI- bis HincII-Fragment von pACYC177 zu binden
(Chang et al, in 134 J. Bacteriol. 1141, 1978). Die
Nukleotid-Sequenz aus den T7-Inserts und den
Linkern ist in Fig. 8 gezeigt. Bei diesem Plasmid
wird das Gen-5 nur dann exprimiert, wenn die T7-RNA-
Polymerase in der Zelle vorhanden ist.
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Gemäß Fig. 2 befindet sich die T7-RNA-Polymerase
auf dem Phagen-Vektor mGP1-2. Dieser ist ähnlich dem
pGP1-2 (Tabor et al., aaO), mit der Einschränkung,
daß das Fragment von T7 zwischen 3133 (HaeIII) und
5840 (HinfI), das die T7-RNA-Polymerase enthält,
unter Verwendung von Linkern (BglII bzw. SalI) an
den BamHI-SalI-Ausschnitt von M13 mp8 gebunden wurde,
wodurch das Polymerase-Gen unter die Kontrolle des
lac Promotors gebracht wurde. Die vollständige
Nukleotidsequenz von mGP1-2 ist in Fig. 9 gezeigt.
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Da pGP5-5 und pTrx-2 unterschiedliche
Replikationsursprünge haben (einen P15A- und einen ColE1-Ursprung),
können sie in eine Zelle gleichzeitig transformiert
werden. pTrx-2 exprimiert große Mengen von Thioredoxin
bei Anwesenheit von IPTG. mGP1-2 kann in derselben Zelle
wie diese beiden Plasmide koexistieren und zum Regulieren
der Expression von T7-RNA-Polymerase durch pGP5-5
verwendet werden, einfach indem die Produktion von T7-RNA-
Polymerase durch Induzieren des lac Promotors mit bspw.
IPTG hervorgerufen wird.
Überproduktion von T7-DNA-Polymerase
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Es gibt verschiedene mögliche Strategien zur
Überproduktion und zur Bildung der beiden Genprodukte von trxA
und Gen 5. Für alle Strategien können dieselben
Zelllinien und Plasmide verwendet werden. Bei der
bevorzugten Strategie sind die beiden Gene in derselben Zelle
zusammen überexprimiert. (Die Ursache dafür ist, daß
das Gen 5 empfindlich gegenüber Protease ist, bis
Thioredoxin daran gebunden ist). Wie unten im einzelnen
beschrieben, besteht ein Verfahren darin, die beiden Gene
getrennt voneinander auf zwei kompatiblen Plasmiden in
derselben Zelle zu plazieren. Alternativ können die beiden Gene
auf demselben Plasmid in Tandemanordnung angeordnet werden.
Es ist wichtig, daß das T7-Gen 5 unter die Kontrolle eines
nicht leckenden induzierbaren Promotors, wie Δ1.1A,
Δ1.1B und Δ10 von T7 zu bringen, da selbst geringe Mengen
der beiden Polypeptide gemeinsam für die meisten E. coli
Zellen toxisch sind. Unter leckfrei ist hierbei verstanden,
daß weniger als 500 Moleküle des Genprodukts pro
Zellgenerationszeit aus dem Gen erzeugt werden, wenn der
Promotor, der die Genexpression steuert, nicht aktiviert ist.
Vorzugsweise wird das System der Exprimierung von T7
RNA-Polymerase verwendet, obwohl andere Expressionssysteme,
die induzierbare Promotor benutzen, verwendbar sind. Ein
leckender Promotor, beispielsweise plac, gestattet die
Synthetisierung von mehr als 500 Molekülen, selbst wenn
er nicht induziert ist, womit Zellen, die die lethalen
Gene enthalten, unter der Kontrolle solcher Promotor
schlecht wachsen und für die Erfindung nicht geeignet
sind. Es ist natürlich möglich, diese Produkte in Zellen
zu erzeugen, in denen sie nicht lethal sind, beispielsweise
ist der plac Promotor für solche Zellen geeignet.
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Gemäß einer zweiten Strategie kann jedes Gen getrennt
kloniert und überexprimiert werden. Bei der Verwendung
dieser Strategie werden die die speziellen
überproduzierten Polypeptide enthaltenden Zellen vor der Bereitung
der Extrakte miteinander kombiniert, womit zu diesem
Zeitpunkt die beiden Polypeptide eine aktive T7
DNA-Polymerase bilden.
Beispiel 1: Produktion von T7 DNA Polymerase
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Die E. coli Linie 71.18 (Messing et al., in Proc. Nat. Acad.
Sci. 74 : 3642, 1977) wird zur Erzeugung einer Grundmenge
von mGP1-2 verwendet. 71.18 wird in 50% Glyzerol bei -80ºC
aufbewahrt und auf einer standard
Minimal-Medium-Agarplatte aufgestrichen. Eine einzelne Kolonie läßt man
über Nacht in 25 ml standard M9 Medium bei 370 C wachsen,
und eine einzelne Plaque von mGP1-2 wird durch Titern
der Grundmenge unter Verwendung frisch erzeugter 71.18
Zellen erhalten. Diese Plaque wird zum Impfen von 10 ml
2X LB (2% Bacto-Trypton, 1% Hefeextrat, 0,5% NaCl, 8 mM
NaOH) verwendet, das JM103 enthält, das bis zu einem
A&sub5;&sub9;&sub0;=0,5 gewachsen ist. Diese Kultur bildet die
Phagengrundmenge zur Erzeugung einer großen Kultur von mGP1-2.
Nach drei bis 12 Stunden wird die 10 ml große Kultur
zentrifugiert und der Überstand dazu verwendet, die
große (21) Kultur zu infizieren. Für die große Kultur
werden 4 00 ml 2X LB mit 4 ml 71.18 Zellen
geimpft, die in M9 gewachsen sind, und es wird bei 37ºC
geschüttelt. Wenn die große Zellkultur bis zu einem
A590 = 1,0 gewachsen ist (etwa drei Stunden), wird sie
mit 10 ml Überstand geimpft, der das Startlysat von
mGP1-2 enthält. Die infizierten Zellen werden sodann
bei 37ºC über Nacht wachsen gelassen. Am nächsten Tag
werden die Zellen durch Zentrifugieren entfernt, und
der Überstand ist zur Verwendung für die Induktion von
K38/pGP5-5/pTrx-2 bereit (siehe unten). Der Überstand
kann bei 4ºC etwa sechs Monate lang mit einem Titer von
ungefähr 5 0¹¹ Δ/ml aufbewahrt werden. Bei diesem
Titer infiziert ein Liter Phagen 12 Liter Zellen, bei
einem A&sub5;&sub9;&sub0;=5, mit einem Infektionsmultiplikator von 15.
Wenn der Titer niedrig ist, kann der Phage GP1-2 aus
dem Überstand konzentriert werden, indem NaCl (60 gm/
Liter) und PEG-6000 (65 gm/Liter) in dem Überstand
gelöst werden und man die Mischung bei 7ºC 1 bis 72
Stunden lang sich absetzen läßt, worauf dann zentrifugiert
wird (7000 U/min., 20 Minuten lang). Das Präzipitat,
das den Phagen mGP1-2 enthält, wird in ungefähr 1/20
des ursprünglichen Volumens von M9-Medium wieder
suspendiert.
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K38/pGP5-5/pTrx-2 ist die E.-Coli-Linie (Genotyp
HfrC (λ)), der die beiden kompatiblen Plasmide
pGP5-5 und pTrx-2 enthält. Das pGP5-5-Plasmid hat
einen P15A-Replikationsursprung und trägt das
Kanamycin-Resistenzgen (Km). pTrx-2 hat einen
ColEI-Replikationsursprung und trägt das Ampicillin-
Resistenzgen (Ap). Die Plasmide werden mit
Standardverfahren in K38 eingeführt, wobei KmR bzw. ApR
ausgewählt sind. Die Zellen K38/pGP5-5/pTrx-2 werden in
50% Glycerol bei -90ºC aufbewahrt. Vor der Verwendung
werden sie auf eine Platte, die 50 ug/ml Ampicillin
und Kanamycin enthält, aufgestrichen und bei 37ºC
wachsen gelassen, während eine einzige Kolonie in
10 ml LB-Medium mit 50 ug/ml Ampicillin und Kanamycin
bei 37ºC vier bis sechs Stunden lang wachsen gelassen
wird. Die 10 ml Zellkultur wird dazu verwendet, 500 ml
LB-Medium mit 50 ug/ml Ampicillin und Kanamycin zu
impfen, und es wird das Medium bei 37ºC über Nacht
geschüttelt. Am folgenden Tag wird die 500 ml-Kultur dazu
verwendet, 12 Liter von 2X LB-KPO&sub4;-Medium zu impfen
(2% Bacto-Trypton, 1% Hefeextrakt, 0,5% NaCl, 20 mM KPO&sub4;,
0,2% Dextrose und 0,2% Casaminosäuren, pH 7,4) und unter Belüftung
in einem Fermentor bei 37ºC wachsen gelassen. Sobald die
Zellen einen A&sub5;&sub9;&sub0; = 5,0 (d. h. logarithmische oder
stationäre Zellenphase) erreichen, werden sie mit mGP1-2 bei
einem Infektionsmultiplikator von 10 infiziert, und es
wird IPTG zugefügt (Endkonzentration 0,5 mM). Das IPTG
induziert die Produktion von Thioredoxin und der T7 RNA-
Polymerase in mGP1-2 und damit die Produktion der
klonierten DNA-Polymerase. Die Zellen werden weitere 2,5 Stunden
unter Rühren und Belüftung wachsen gelassen und sodann
geerntet. Das Zellpellet wird in 1,5 Liter mit 10% Sucrose/
25 mM Tris-HCl, pH 8,0/25 mM EDTA erneut suspendiert
und geschleudert. Schließlich wird das Zellpellet in
200 ml mit 10% Sucrose/20 mM Tris-HCl, pH 8/1.0 nM EDTA
suspendiert und in flüssigem N&sub2; gefroren. Aus 12 Litern
induzierter Zellen wird 70 gm Zellpaste erhalten, die
etwa 700 mg Gen-5-Protein und 100 mg Thioredoxin
enthält.
-
K38/pTrx-2 (K38 mit lediglich pTrx-2) überproduziert
Thioredoxin, und-er wird als "Booster" zu dem Extrakt
von K38/pGP5-5/pTrx-2 hinzugegeben, um sicherzustellen,
daß am Ende der Reinigung Thioredoxin im übermaß
gegenüber Gen-5-Protein vorhanden ist. Die K38/pTrx-2-Zellen
werden in 50% Glycerol bei -80ºC aufbewahrt. Vor der
Verwendung werden sie auf einer Platte, die 50 ug/ml
Ampicillin enthält, ausgestrichen und bei 37ºC 24
Stunden lang wachsen gelassen, wobei eine einzige Kolonie
bei 37ºC über Nacht in 25 ml LB-Medium mit 50 ug/ml
Ampicillin wachsen gelassen wird. Die 25 ml-Kultur
wird dazu verwendet, 2 Liter von 2X LB-Medium zu impfen,
die sodann bei, 37ºC geschüttelt wird. Sobald die Zellen
einen A&sub5;&sub9;&sub0; = 3,0 erreichen, wird der ptac-Promotor und
somit die Thioredoxin-Produktion durch die Zugabe von
IPTG (Endkonzentration 0,5 mM) induziert. Die Zellen
werden unter Schütteln weitere 12 bis 16 Stunden bei
37ºC wachsen gelassen, geernted und in 600 ml mit 10% Sucrose/
20 mM Tris-HCl, pH 8,0/25 mM EDTA erneut suspendiert und
geschleudert. Schließlich werden die Zellen in 40 ml mit
10% Sucrose/20 mM Tris-HCl, pH 8/0,5 mM EDTA suspendiert
und in flüssigem N&sub2; gefroren. Aus 2 Litern Zellen werden
16 g: Zellpaste erhalten, die 150 mg Thioredoxin
enthalten.
-
Die Tests für die Polymerase sehen den Gebrauch
einsträngiger Kälber-Thymus-DNA (6mM) als Substrat vor.
Diese wird unmittelbar vor der Verwendung bereitet,
indem zweisträngige Kälber-Thymus-DNA mit 50 mM NaOH bei
bei 20ºC 15 Minuten lang denaturiert wird, woraufhin
eine Neutralisation mit HCl erfolgt. Jede gereinigte
DNA kann als Matrize für den Polymerase-Test
genutzt werden, obwohl sie vorzugsweise eine Länge' von
mehr als 1000 Basen haben sollte.
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Der verwendete Standard-T7 DNA-Polymerase-Test stellt
eine Modifikation des von Grippo et al (246 J. Biol.
Chem. 6867, 1971) beschriebenen Verfahrens dar. Die
Standardreaktionsmischung (200 ul Endvolumen) enthält
40 mM Tris/HCl pH 7,5, 10 mM MgCl&sub2;, 5 mM Dithiothreitol,
100 nmol alkali-denaturierte Kälber-Thymus-DNA, 0,3 mM
dGTP, dATP, dCTP und [³E] dTTP (20 cpm/pm), 50 ug/ml
BSA, und unterschiedliche Mengen von T7-DNA-Polymerase.
Die Inkubation erfolgt bei 37ºC (10ºC bis 45ºC) 30 Minuten
lang (5 Minuten -60 Minuten). Die Reaktion wird durch
die Zugabe von 3 ml kaltem (0ºC) 1 N HCl-0,1 M
Pyrophosphat gestoppt. Die säure-unlösliche Radioaktivität wurde
durch das Verfahren nach Hinkle et al. (250 J. Biol. Chem.
5523, 1974) bestimmt. Die DNA wird auf Eis 15 Minuten lang
(5 min.-12 Stunden) präzipitiert und sodann auf
Glasfaserfilter durch Filtration präzipitiert. Die Filter
werden fünfmal mit 4 ml kaltem (0ºC) 0,1M HCl-0.1M
Pyrophosphat und zweimal mit kaltem (0ºC) 90% Ethanol
gewaschen. Nach dem Trocknen wird die Radioaktivität
auf den Filter unter Verwendung eines nichtwäßrigen
Scintillations-Fluor gemessen.
-
Eine Einheit Polymerase-Aktivität katalisiert die
Synthese von 10 nmol Gesamtmenge an Nukleotiden in eine
säurelösliche Form innerhalb von 30 Minuten bei 37ºC
unter den oben angegebenen Bedingungen. Native T7 DNA-
Polymerase und modifizierte T7 DNA-Polymerase (siehe
unten) haben dieselbe spezifische Polymeraseaktivität
±
20%, und zwar liegt sie im Bereich zwischen 5.000
bis 20.000 Einheiten pro mg für native und 5.000
bis 50.000 Einheiten pro mg für modifizierte
Polymerase, abhängig von der Herstellung und unter
Verwendung von Standardtestbedingungen, wie sie oben
erläutert sind.
-
T7 DNA-Polymerase wird von den oben erwähnten
Extrakten durch Präzipitation und Chromatographie-
Techniken gereinigt. Ein Beispiel für eine solche
Reinigung folgt.
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Ein Extrakt gefrorener Zellen (200 ml K38/pGP5-5/
pTrx-2 und 40 ml K38/pTrx-2) werden über Nacht bei
0ºC aufgetaut. Die Zellen werden zusammengegeben,
und es werden 5 ml Lysozym (15 mg/ml) sowie 10 ml
NaCl (5M) hinzugegeben. Nach 45 Minuten bei 0ºC
werden die Zellen in ein 37ºC warmes Wasserbad
gebracht, bis ihre Temperatur 20ºC erreicht. Die Zellen
werden dann in flüssigem N&sub2; gefroren. Weitere 50 ml
von NaCl (5M) werden hinzugegeben, und die Zellen
werden in einem 37ºC warmen Wasserbad aufgetaut. Nach
dem Auftauen werden die Zellen bei 0ºC 60 Minuten lang
mäßig durchgemischt. Das Lysat wird eine Stunde lang
bei 35.000 U/min. in einem Beckman 45Ti-Rotor
zentrifugiert. Der Überstand (250 ml) stellt die Fraktion I
dar. Sie enthält näherungsweise 700 mg Gen-5-Protein
und 250 mg Thioredoxin (ein 2 : 1 Verhältnis zwischen
Thioredoxin und Gen-5-Protein)
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90 g Ammonium-Sulfat wird in der Fraktion I (250 ml)
gelöst und 60 Minuten lang gerührt. Die Suspension
wird dann 60 Minuten lang sich absitzen gelassen, und
das erhaltene Präzipitat durch 60-minütige
Zentrifugierung bei 8.000 U/min. gesammelt. Das Präzipitat
wird in 300 ml 20 mM Tris-HCl pH 7,5/5 mM
2-Mercaptoethanol/0,1 mM EDTA/10% Glycerol (Puffer A) wieder
aufgelöst. Dies ist die Fraktion II.,
-
Eine Whatman DE52 DEAE-Säule (12.5 cm²·18 cm) wird
vorbereitet und mit Puffer A gewaschen. Die Fraktion II
wird über Nacht gegenüber zwei Wechseln von 1 Liter
Puffer A dialysiert, jeweils bis die Leitfähigkeit der
Fraktion II eine Leitfähigkeit gleich der von Puffer A
hat, der 100 mM NaCl enthält. Die dialysierte Fraktion II
wird sodann mit einer Flußrate von 100 ml/Stunde in die
Säule gegeben und mit 400 ml Puffer A gewaschen, der
100 mM NaCl enthält. Die Proteine werden mit einem
3,5 L-Gradienten aus 100 bis 400 mM NaCl in Puffer A
bei einer Strömungsrate von 60 ml/Stunde eluiert.
Die T7 DNA-Polymerase enthaltenden Fraktionen, die bei
200 mM NaCl eluieren, werden gesammelt. Dies ist die
Fraktion III (190 ml).
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Eine Whatman Pll Phosphocellulose-Säule (12,6 cm²·12 cm)
wird vorbereitet und mit 20 mM KPO&sub4; pH 7,4/
5 mM 2-Mercaptoethanol/0,1 mM EDTA/10% Glycerol
(Puffer B) gewaschen. Die Fraktion III wird mit der
zweifachen Menge an Puffer C (380 ml) verdünnt und
sodann mit einer Strömungsrate von 60 ml/Stunde der Säule
zugeführt und mit 200 ml Puffer B,der 100 mM KCL
enthält, gewaschen. Die Proteine werden mit einem 1,8L-
Gradienten aus 100 bis 400 mM KCL in Puffer B bei einer
Strömungsrate von 60 ml/Stunde eluiert. T7 DNA-Polymerase
enthaltende Fraktionen, die bei 400 mM KCL eluieren,
werden gesammelt. Dies ist die Fraktion IV (370 ml).
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Eine DEAE-Sephadex A-50-Säule (4,9 cm²·15 cm) wird
bereitet und mit 20 mM Tris-HCl 7,0/0.1 mM Dithiothreitol/
0,1 mM EDTA/10% Glycerol (Puffer C) gewaschen. Die
Fraktion IV wird gegen zwei Wechsel von 1 Liter Puffer C bis
zu einer endgültigen Leitfähigkeit gleich der von Puffer C
mit 100 mM NACl dialysiert. Die dialysierte Fraktion IV
wird der Säule mit einer Strömungsrate von 40 ml/Stunde
zugegeben, und es wird mit 150 ml Puffer C mit 10 mM
NaCl gewaschen. Die Proteine werden mit einem 1
L-Gradienten zwischen 100 und 300 mM NaCl in Puffer C mit einer
Strömungsrate von 40 ml/Stunde eluiert. Die T7
DNA-Polymerase enthaltenden Fraktionen, die bei 210 mM NaCl
eluieren, werden gesammelt. Dies ist die Fraktion V (120 ml).
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Eine BioRad HTP Hydroxylapatit-Säule (4,9 cm²·15 cm)
wird vorbereitet und mit 20 mM KPO&sub4;, pH 7,4/10mM
2-Mercaptoethanol/2 mM Na-Citrat/10% Glycerol (Puffer D) gewaschen.
Die Fraktion V wird gegen jeweils 500 ml Puffer D
dialysiert. Die dialysierte Fraktion V wird der Säule mit einer
Strömungsrate von 30 ml/Stunde zugegeben, und es wird mit
100 ml Puffer D gewaschen. Die Proteine werden mit einem
900 ml-Gradienten von 0 bis 180 mM KPO&sub4;, pH 7,4 in Puffer D
mit einer Strömungsrate von 30 ml/Stunde eluiert. Die
Fraktionen, die T7 DNA-Polymerase enthalten, die bei 50 mM
KPO&sub4; eluiert, werden gesammelt. Dies ist die Fraktion VI
(130 ml). Sie enthält 270 mg homogener T7 DNA-Polymerase.
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Die Fraktion VI wird gegen 20 mM KPO&sub4; pH 7,4/0,1 mM
Dithiothreitol/0,1 mM EDTA/50% Glycerol dialysiert. Diese ist die
konzentrierte Fraktion VI ( 65 ml, 4 mg/ml), und bei -20ºC
aufbewahrt.
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Die isolierte T7-Polymerase zeigt eine exonuklease
Aktivität. Wie oben ausgeführt, muß diese inaktiviert werden.
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Ein Beispiel zum Inaktivieren durch chemische
Modifikation folgt.
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Die konzentrierte Fraktion VI wird über Nacht gegen
20 mM KPO&sub4; pH 7,4/0,1 mM Dithiothreitol/10% Glycerol
dialysiert, um das in dem Aufbewahrungspuffer
enthaltene EDTA zu entfernen. Nach der Dialyse wird die
Konzentration mittels 20 mM KPO&sub4;, pH 7,4/0,1 mM
Dithiothreitol/10% Glycerol auf 2 mg/ml eingestellt,
und es werden 30 ml (2 mg/ml) Aliquote in 50 ml
Polypropilen-Röhrchen gegeben. (Bei 2 mg/ml beträgt die
molare Konzentration von T7 DNA-Polymerase 22 uM).
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Dithiothreitol (DTT) und Ammonium-Eisensulfat (Fe
(NH&sub4;)&sub2;(SO&sub4;)&sub2;6H&sub2;O)) werden unmittelbar vor der
Verwendung frisch zubereitet und zu einem 30 ml Aliquoten
von T7 DNA-Polymerase bis zu Konzentrationen von 5mM
DTT (0,6 ml, einer 250 mM Grundmenge) und zu 20 uM
Fe(NH&sub4;)&sub2;(SO&sub4;)&sub2;6H&sub2;O (0,6 ml an 1 mM Grundmenge)
hinzugegeben. Während der Modifikation liegen die molaren
Konzentrationen von T7 DNA-Polymerase und Eisen jeweils
bei näherungsweise 20 uM, während DTT in 250fachem
molaren Überschuß vorhanden ist.
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Die Modifikation wird bei 0ºC unter gesättigter
Sauerstoffatmosphäre wie folgt durchgeführt. Die
Reaktionsmischung wird in einem Dessicator auf Eis angeordnet,
und es wird der Dessicator durch Evakuieren und
anschließendes Füllen mit 100% Sauerstoff von Luft
gereinigt. Dieser Zyklus wird dreimal wiederholt. Die
Reaktion kann auch in Luft (20% Sauerstoff) durchgeführt
werden, jedoch findet sie dann nur mit einem Drittel der
Rate statt.
-
Der zeitliche Verlauf der exonuklearen Aktivität ist
in Fig. 4 veranschaulicht. ³H-markierte zweisträngige
DNA (6 cpm/pmol) wird, wie von Richardson (15 J. Molec.
Biol. 49, 1966) aus dem Bakteriophagen T7 hergestellt.
³H-markierte einsträngige T7 DNA wird unmittelbar vor
der Verwendung erzeugt, indem zweisträngige ³H-markierte
T7 DNA mit 50 mM NaOH bei 20ºC 15 Minuten lang
denaturiert und mit HCl anschließend neutralisiert wird. Der
verwendete Standard-Nuklease-Test ist eine Modifikation
des von Chase et al (aaO) beschriebenen Verfahrens. Die
Standard-Reaktions-Mischung (100 ul Endvolumen) enthielt
40 mM Tris/HCl pH 7,5, 10 mM MgCl&sub2;, 10 mM Dithiothreitol,
60 nmol ³H-markierte einsträngige T7 DNA (6 cpm/pm), und
variierende Mengen von T7 DNA-Polymerase. ³H-markierte
zweisträngige T7 DNA kann auch als Substrat eingesetzt
werden. Ebenso kann jede gleichmäßig radioaktiv
markierte DNA einsträngig oder zweisträngig für den Test
verwendet werden. Auch am 3'-Ende markierte einsträngige
oder zweisträngige DNA kann für den Test eingesetzt
werden. Nach einer 15-minütigen Inkubation bei 37ºC
wird die Reaktion durch Zugabe von 30 ul BSA (10 mg/
ml) und 25 ul TCA (100% w/v) gestoppt. Der Test kann
bei 10ºC bis 45ºC 1 bis 60 Minuten lang ablaufen.
Die DNA wird 15 Minuten lang (1 Minute bis 12 Stunden)
auf Eis präzipitiert, dann 30 Minuten lang (5 Minuten
bis 3 Stunden) bei 12.000 g zentrifugiert. 100 ul des
Überstands werden dazu verwendet, die säurelösliche
Radioaktivität zu bestimmen, indem 400 ul Wasser und
5 ml wäßriger Scintillationscocktail hinzugegeben
werden.
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Eine Einheit exonuklease Aktivität katalysiert, die
Säurelöslichkeit von 10 nmol Gesamtmenge Nukleotid
in 30 Minuten unter den Bedingungen des Tests. Native
T7 DNA-Polymerase hat eine spezifische exonuklease
Aktivität von 5.000 Einheiten/mg, wobei die Standard-
Testbedingungen, wie oben aufgeführt, vorliegen. Die
spezifische exonuklease Aktivität der modifizierten
T7 DNA-Polymerase hängt von dem Maß, der chemischen
Modifikation ab und ist idealerweise 10 bis 100mal
niedriger als die nativer D7 DNA-Polymerase oder 500
bis 50 Einheiten pro mg kleiner, wobei die oben
erwähnten Standardtestbedingungen verwendet werden. Wenn
ein zweisträngiges Substrat eingesetzt wird, ist die
Exonukleaseaktivität etwa 7 Mal höher.
-
Unter den aufgezeigten Bedingungen nimmt die
Exonukleaseaktivität exponentiell mit einer Halbwertszeit von 8
Stunden ab. Einmal pro Tag wird der Reaktionsbehälter
umgemischt, um den löslichen Sauerstoff zu verteilen, weil
sonst die Reaktion an der Oberfläche, wo die
Sauerstoffkonzentration höher ist, schneller abläuft.
Einmal pro Tag werden 2,5 mM DTT (0,3 ml einer frischen
250 mM Grundmenge einer 30 ml Reaktion) zugegeben,um
das oxidierte DTT wieder zu ersetzen.
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Nach 8 Stunden ist die Exonukleaseaktivität von T7 DNA-
Polymerase um 50% vermindert, wobei ein
vernachlässigbarer Verlust an der Polymeraseaktivität auftritt. Die
50%ige Verminderung ist wohl eher das Ergebnis der
vollständigen Inaktivierung der Exonukleaseaktivität von der
Hälfte der Polymerasemoleküle anstelle einer allgemeinen
Verminderung der Exonukleaseaktivität bei allen
Molekülen. Somit zeigen nach 8 Stunden Reaktion alle Moleküle
eine normale Polymeraseaktivität, während die Hälfte
der Moleküle die normale Exonukleaseaktivität und die
andere Hälfte wenigster als 0,1% der ursprünglichen
Exonukleaseaktivität aufweist.
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Wenn 50% der Moleküle modifiziert sind (nach einer 8
Stundenreaktion) , ist das Enzym zwar geeignet, aber noch
suboptimal zur DNA Sequenzierung. Für eine bessere Qualität der
DNA Sequenzierung läßt man die Reaktion weiterlaufen,
bis mehr als 99% modifiziert sind (mit weniger als 50
Einheiten Exonukleaseaktivität), was 4 Tage benötigt.
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Nach 4 Tagen wird die Reaktionsmischung gegen einen
zweimaligen Wechsel von 250 ml von 20 mM KPO&sub4; pH 7,4/0,1 mM
Dithiothreitol/0,1 mM EDTA/50% Glyzerol dialisiert, um
das Eisen zu entfernen. Die modifizierte T7 DNA-Polymerase
( 4 mg/ml) wird bei -20ºC aufbewahrt.
-
Der Reaktionsmechanismus zur chemischen Modifikation von
T7 DNA-Polymerase hängt vom reaktiven Sauerstoff ab, der
durch das Vorhandensein von reduziertem Übergangsmetall,
wie Fe²&spplus; und Sauerstoff erzeugt wird. Ein möglicher
Reaktionsmechanismus für die Erzeugung von Hydroxylradikalen ist
nachstehend angegeben:
-
Bei Gleichung 1 führt die Oxidation des reduzierten
Metallions zu einem Superoxidradikal O . Das Superoxidradikal
kann sich einer Dismutationsreaktion unterziehen und
erzeugt Wasserstoffperoxid (Gleichung 2). Schließlich kann
das Wasserstoffperoxid mit dem reduzierten Metallion
reagieren, um ein Hydroxylradikal OH zu bilden
(Fentonreaktion, Gleichung 3). Das oxidierte Metallion wird in
die reduzierte Form durch ein reduzierendes Agens wie
Dithiothreitol (DTT) zurückgeführt.
-
Diese reaktiven Sauerstoffbestandteile inaktivieren
wahrscheinlich durch chemisch irreversible Änderung der
spezifischen Aminosäurereste, die Proteine. Solch eine
Beschädigung wurde in SDS-PAGE von Fragmenten von Gen 5
beobachtet, die durch CNBr oder Trypsin erzeugt wurden.
Einige Fragmente verschwinden, es tritt ein höher
molekulares Kreuzvernetzen auf und einige Fragmente werden
in kleinere Fragmente zerbrochen.
-
Wie bereits erwähnt, sind Sauerstoff, ein reduzierendes
Agens (beispielsweise DTT, 2-Mercaptoethanol) und ein
Übergangsmetall (beispielsweise Eisen) wesentliche
Bestandteile der Modifikationsreaktion. Die Reaktion
geschieht in Luft, wird aber durch Verwendung von 100%-igem
Sauerstoff dreifach stimuliert. Die Reaktion läuft bei
Fehlen von zugeführtem Übergangsmetall wegen des
Vorhandenseins von Spurenmengen von Übergangsmetall (1-2 uM)
in den meisten Pufferzubereitungen langsam ab.
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Wie erwartet, sind Inhibitoren der Modifikationsreaktion
anaerobe Bedingungen (beispielsweise N&sub2;) und
Metallchelatoren (beispielsweise EDTA, Citrat, Nitrilotriacetat).
Außerdem können die Enzyme Catalase und Superoxiddismutase
die Reaktion verhindern, was konsistent mit der
essentiellen Rolle von reagierenden Sauerstoffanteilen bei der
Erzeugung von modifizierter T7 DNA-Polymerase ist.
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Als ein alternatives Verfahren ist es möglich, das Gen 5
von T7 genetisch zu mutieren, um spezifisch die
Exonukleasedomäne des Proteins zu inaktivieren. Das aus solchen
Mutanten gereinigte Gen 5 Protein von T7 ist zur
Verwendung zum DNA-Sequenzieren ideal, ohne daß die
Notwendigkeit besteht, durch Oxidation die Exonuklease zu
inaktivieren und ohne eine sekundäre Beschädigung, die während
der chemischen Modifikation unweigerlich an dem Protein
auftritt.
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Genetisch modifizierte T7 DNA Polymerase kann isoliert
werden, indem das Gen 5 random-mutagenisiert wird und
sodann nach solchen Mutanten gescreent wird, die ihre
Exonukleaseaktivität verloren haben, ohne daß ein Verlust
der Polymeraseaktivität auftritt. Die Matagenese wird,
wie folgt, durchgeführt. Einsträngige DNA, die das Gen 5
unter der Kontrolle eines Promotors für T7 RMA-Polymerase
enthält, wird mit Standardverfahren erzeugt
(beispielsweise in pEMBL-8 kloniert, einem Plasmid, das einen
Replikationsursprung für eine einsträngige DNA enthält)
und mit zwei unterschiedlichen chemischen Mutagenen
behandelt: Hydrazin, das C und T mutiert und
Ameisensäure, das G und A mutiert. Myers et al. 229 Science
242, 1985. Die DNA wird mit einer Dosis mutagenisiert,
die zu durchschnittlich einer veränderten Base pro
Plasmidmolekül führt. Die einsträngigen mutagenisierten
Plasmide werden dann mit einem universalen 17-mer
Primer (siehe oben) geprimt und als Matrizen zum
Synthetisieren des gegenüberliegenden Strangs verwendet. Die
synthetisierten Stränge enthalten zufällig eingebaute
Basen an denjenigen Positionen, die den mutierten Basen
in der Matrize entsprechen. Die zweisträngige
mutagenisierte DNA wird dann dazu verwendet, um die Linie K38/pGP1-2
zu transformieren, bei der es sich um die Linie K38
handelt, die das Plasmid pGP1-2 enthält (Tabor et al.,
a.a.O). Bei Wärmeinduktion exprimiert diese Linie T7
RNA Polymerase. Die transformierten Zellen werden bei
30ºC mit etwa 200 Kolonien pro Platte plattiert.
-
Das Screening nach Zellen mit T7 DNA-Polymerase, denen
die Exonukleaseaktivität fehlt, geschieht aufgrund der
nachfolgenden Feststellung. Die 3'→5' Exonuklease
der DNA Polymerase dient als Korrekturlesefunktion. Wenn
falsche Basen addiert wurden, entfernt die Exonuklease
die neu synthetisierte Base, die sie als "abnormal"
erkennt. Dies gilt für den Fall des Analogons zu dATP,
nämlich Etheno-dATP, was von der T7 DNA-Polymerase leicht
anstelle von dATP addiert wird. Beim Vorhandensein
jedoch einer 3'→5' Exonuklease durch die T7 DNA-Polymerase
wird diese so schnell exzisiert wie angefügt, was
nettomäßig zu keiner DNA Synthese führt. Wie in Fig. 6
gezeigt, führt die Verwendung des abgewandelten Copolymers
Poly d(AT) als Matrize dazu, daß native D7 DNA-Polymerase
die extensive DNA Synthese nur bei Vorhandensein von
dATP, und nicht bei Vorhandensein von Etheno-dATP
katalisiert. Dagegen addiert modifizierte T7
DNA-Polymerase infolge des Fehlens einer zugehörigen Exonuklease
stabil Etheno-dATP zu der DNA, und zwar mit einer
Geschwindigkeit wie bei dATP. Somit ist bei Verwendung von
Poly d(AT) als Matrize und dTTP sowie Etheno-dATP als
Precursor native T7 DNA-Polymerase nicht in der Lage,
DNA aufgrund dieser Matrize zu synthetisieren, während
T7 DNA-Polymerase, die ihre Exonukleaseaktivität
verloren hat, in der Lage ist, diese Matrize zur Synthese
von DNA zu verwenden.
-
Das Verfahren zum Lysieren und Screenen großer Mengen
von Kolonien ist von Retz (72 Proc. Nat. Acad. Sci. 2274,
1975) beschrieben. Kurz gesagt, werden die K38/pGP1-2
Zellen, die mit dem mutagenisierten, das Gen 5
enthaltenden Plasmid transformiert sind, aus der Petrischale,
in der sie etwa mit 200 Kolonien pro Platte vorhanden
sind, auf ein Stück Filterpapier übertragen ("replica
plating"). Die Filterpapierscheiben werden dann bei 42ºC
60 Minuten lang gehalten, um die T7-Polymerase zu
induzieren, wodurch wiederum das Gen 5 Protein exprimiert wird.
Von dem chromosomalen Gen wird ständig Thiroredoxin
erzeugt. Zu dem Filterpapier wird Lysozym hinzugegeben,
um die Zellen zu lysieren. Nach einem Gefrier- und
Auftautauschritt, der die Zellyse sicherstellt, werden die
Filterpapierscheiben mit Poly d(AT), [³²P]dTTP und
Etheno-dATP bei 37ºC 60 Minuten lang inkubiert. Die
Filterpapierscheiben werden sodann mit Säure gewaschen,
um alles nicht inkorporierte [³²P]dATP zu entfernen. Die
DNA prezipitiert auf dem Filterpapier in Säure, während
die Nukleotide löslich sind. Das gewaschene Filterpapier
wird dazu verwendet, einen Röntgenfilm zu belichten.
Kolonien, die eine aktive T7 DNA-Polymerase , der die
Exonuklease fehlt, induziert haben, haben
säureunlöslichen ³²P inkorporiert und sind durch Autoradiographie
sichtbar. Kolonien, die native T7 DNA-Polymerase oder
T7 DNA-Polymerase exprimieren, die Mängel bei der
Polymeraseaktivität haben, erscheinen nicht in dem
Autoradiogramm.
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Kolonien mit positivem Befund werden aus den Master
Petrischalen, die die ursprünglichen Kolonien enthalten,
zurückgewonnen. Die Zellen, die jeweils einen möglichen
positiven Klon enthalten, werden in einem größeren Maße
induziert (ein Liter) und die T7 DNA-Polymerase, die aus
jeder Zubereitung gereinigt wird, dazu verwendet, das
Maß der zu der jeweiligen Mutante gehörenden Exonuklease
zu bestimmen. Jene, die eine niedrige Exonuklease zeigen,
sind für die DNA Sequenzierung geeignet.
-
Eine gerichtete Mutagenese kann ebenfalls verwendet werden,
um genetische Mutanten in der Exonukleasedomäne des T7
Gen 5 Proteins zu isolieren. Nachstehend wird ein Beispiel
für dieses Verfahren gegeben.
-
T7 DNA-Polymerase mit verminderter Exonukleaseaktivität
(modifizierte T7 DNA-Polymerase) kann von nativer T7 DNA-
Polymerase auch durch ihre Fähigkeit unterschieden werden,
über Bereiche mit Sekundärstrukturen hinweg zu
synthetisieren. Somit führt die DNA Synthese mit einer modifizierten
Polymerase, ausgehend von einem markierten Primer, auf
einer Matrize mit einer Sekundärstruktur zu einer
deutlich größeren Verlängerung, verglichen mit unmodifizierter
oder nativer DNA-Polymerase. Dieser Test liefert die Basis
zum Screenen nach der Umwandlung eines geringen
Prozentsatzes von DNA-Polymerasemolekülen in die modifizierte
Form.
-
Der obige Test wurde dazu verwendet, nach der Behandlung
mit einer Anzahl von chemischen Reagenzien nach
veränderter T7 DNA-Polymerase zu screenen. Drei Reaktionen
führten zu einer Umwandlung des Enzyms in eine modifizierte
Form. Die erste Behandlung erfolgte mit Eisen und einem
reduzierenden Agens, wie oben beschrieben. Die anderen
beiden sahen die Behandlung des Enzyms mit
fotooxidierenden Farbstoffen, Rose Bengal und Methylenblau in
Anwesenheit von Licht vor. Die Farbstoffe mußten sorgfältig
getitert werden und selbst unter optimalen Bedingungen
war die Spezifität für die Inaktivierung der
Exonukleaseaktivität gegenüber der Polymeraseaktivität gering,
verglichen mit der hohen Spezifität der
eisenverursachten Oxidation. Da diese Farbstoffe für die Modifikation
von Histidinresten sehr spezifisch sind, legt dieses
Ergebnis stark Histidinreste als wesentliche Teile der
für die Exonuklease aktive Stelle dar.
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In dem T7 Gen 5 Protein gibt es 23 Histidinreste. Acht
dieser Reste liegen in der Aminohälfte des Proteins
in einem Bereich, in dem, basierend auf der Homologie
mit dem großen Fragment der DNA-Polymerase I von E. coli
die Exonukleasedomäne lokalisiert werden kann (Ollis et
al. Nature 313, 818, 1984). Wie unten beschrieben,
wurden sieben der acht Histidinreste durch die Synthese
geeigneter Oligonukleotide individuell mutiert, die
dann in das Gen 5 eingefügt wurden. Dies entspricht
den Mutanten 1 und 6-10 aus Tabelle 1.
-
Die Mutationen wurden konstruiert, indem zunächst das T7
Gen 5 von pGP5-3 (Tabor et al., in J. Biol. Chem. 282,
1987) in die SmaI und HindIII Bereiche des Vektors M13 mp 18
kloniert wurden, um mGP5-2 zu erhalten. (Der verwendete
Vektor und die Quelle für Gen 5 sind bei diesem Verfahren
nicht kritisch). Einsträngige mGP5-2 DNA wurde von einer
Linie erzeugt, die Deoxyuracil anstelle von Deoxythymidin
einbaut bzw. addiert (Kunkel, Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 82, 488, 1985). Dieses Verfahren liefert eine
strenge Überlebensauswahl nur des synthetisierten
Stranges (der die Mutation enthält), wenn er in die
Wildform von E. coli übertragen wird, da der Strang
der Uracil enthält, bevorzugt abgebaut wird.
-
Mutante Oliffigonukleotide mit einer Länge von 15-20 Basen
wurden durch Standardverfahren synthetisiert. Jedes
Oligonukleotid wurde an die Matrize gebracht,durch
Verwendung nativer T7 DNA-Polymerase verlängert und
unter Verwendung von T4 DNA-Ligase aneinandergefügt.
Covalent geschlossene Ringmoleküle wurden durch
Agarosegelelektrophorese isoliert, die in Anwesenheit von
0,5 ug/ml Ethidiumbromid lief. Die erhaltenen
gereinigten Moleküle wurden sodann dazu verwendet, E. coli
71.18 zu transformieren. Die DNA von den entstehenden
Plaques wurde isoliert und der verwendete Bereich
sequenziert, um die jeweilige Mutation zu bestätigen.
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Nachstehend sind die Oligonukleotide zusammengefaßt,
die verwendet wurden, um genetische Mutanten bei der
Gen 5 Exonuklease zu erzeugen. Die erzeugten Mutationen
sind unterstrichen. Die Aminosäuren und
Basenpaarnummern sind von Dunn et al., aus 166 J. Molec. Biol.
477. 1983 entnommen. Auch sind die relevanten Sequenzen
des Bereiches des mutierten Gen 5 veranschaulicht.
Sequenz der Wildform:
Mutation 1: His 123 → Ser 123
Verwendeter Primer: Mutanten-Sequenz: Mutation 2: Deletion von 6 Basen
Sequenz in Wildform: Mutanten-Sequenz: Mutation Verwendeter Primer:
Mutation Verwendeter Primer: Sequenz der Wildform: Mutanten-Sequenz:
Mutation Verwendeter Primer: Sequenz der Wildform: Mutanten-Sequenz:
-
Jedes mutierte Gen-5-Protein wurde wie folgt durch
Infektion von K38/pGP1-2 durch die mutierten Phagen
erzeugt. Die Zellen wurden bei 30%C bis zu einem
A&sub5;&sub9;&sub0;=1,0 wachsen gelassen. Die Temperatur wurde
30 Minuten lang auf 42ºC erhöht, um die T7 RNA-
Polymerase zu induzieren. Bis zum 0,5 mM wurde IPTG
hinzugefügt und ein Lysat von jedem Phagen mit einem
moi=10. Die infizierten Zellen wurden bei 37ºC
90 Minuten-lang wachsen gelassen. Die Zellen wurden
dann geerntet, und die Extrakte durch Standardverfahren
für T7 Gen-5-Protein hergestellt.
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Die Extrakte wurden teilweise mittels Passage über
eine Phosphorcellulose und eine DEAE A-50-Säule
gereinigt und durch Messung der Polymerase und
Exonuklease Aktivität unmittelbar getested. Die
Ergebnisse sind in Tabelle 1 gezeigt.
Tabelle 1 ZUSAMMENFASSUNG DER EXONUKLEASE UND POLYMERASE-
AKTIVITÄT der T7 GEN-5-Mutanten
Mutante Exonuklease Aktivität in % Polymerase Aktivität in % [Wildform]
Tabelle 1 ZUSAMMENFASSUNG DER EXONURLEASE UND POLYMERASE
AKTIVITÄT DER T7 GEN-5-Mutanten
Mutante a. Die. Exonukleaseaktivität wurde an einer einsträngigen [³H]T7 DNA gemessen. 100% Exonukleaseaktivität entspricht 5000 Einheiten/mg. b. Die Polymeraseaktivität wurde unter Verwendung einsträngiger Kälber-Thymus DNA gemessen. 100% Polymeraseaktivität entspricht 8000 Einheiten/mg.
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Von den sieben getesteten Histidinen hat nur eine (His
123: Mutante 1) die Charakteristik der enzymatischen
Aktivität von modifizierter T7 DNA-Polymerase. T7 Gen 5-
Protein wurde aus dieser Mutante gereinigt, indem
DEAE-Zellulose, Phosphozellulose, DEAE-Sephadex und
Hydroxylapatitchromatographie verwendet wurde. Während
die Polymeraseaktivität nahezu normal war (> 90%
des Maßes des nativen Enzyms) war die
Exonukleaseaktivität um das vier- bis zehnfache vermindert.
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Es wurde eine Variante dieser Mutante konstruiert, bei
der sowohl His 123 als auch Ser 122 entfernt wurden. Das
aus dieser Mutante gereinigte Gen 5 Protein hatte eine
200 bis 500 mal geringere Exonukleaseaktivität, während
wiederum > 90% der Polymeraseaktivität erhalten bleiben.
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Diese Daten lassen stark vermuten, daß His 123 in dem
aktiven Bereich der Exonukleasedomäne des T7
Gen-5-Proteins liegt. Ferner ist es wahrscheinlich, daß His
123 tatsächlich jener Rest ist, der durch die Oxidation
mit Eisen, Sauerstoff und einem reduzierenden Agens
modifiziert wird, da, wie gezeigt wurde, eine solche
Oxidation Histidinreste in anderen Proteinen modifiziert
(Levine in J. Biol. Chem. 258 : 11823, 1983; und Hodgson
et al. in Biochemistry 14 : 5294, 1975). Das Maß der
restlichen Exonuklease in Mutante 11 ist dem Wert
vergleichbar, der durch chemische Modifikation zu erhalten
ist.
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Obwohl Mutationen an den His-Resten beschrieben sind,
erzeugen auch Mutationen an benachbarten Stellen oder
sogar an entfernten Stellen mutante Enzyme, die
erfindungsgemäß geeignet sind, beispielsweise Lys und Arg
(Mutante 4 und 15). Obwohl Mutationen in einigen His-
Resten wenig Einfluß auf die Exonukleaseaktivität haben,
bedeutet dies in ähnlicher Weise nicht notwendig, daß
Mutationen in der Nähe von diesen Resten keinen Einfluß
auf die Exonukleaseaktivität haben. Mutationen, die
besonders wirksam sind, umfassen jene, bei denen zwei
oder mehr Aminosäuren, vorzugsweise 6 bis 8,
beispielsweise in der Nähe der His-123-Region fehlen. Andere
Mutationen könnten die Exonukleaseaktivität weiter
oder vollständig beseitigen.
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Als Beispiel für die Verwendung dieser mutanten Linie
wird folgendes ausgeführt. Eine pGP5-6 (Mutation 11)
enthaltende Linie wurde bei der ATCC (siehe unten)
hinterlegt. Die Linie ist, wie oben beschrieben, gewachsen
und wird, wie bei Taber et al. in J. Biol. Chem. 262 : 16212
(1987) beschrieben, induziert. K38/pTrx-2 Zellen können
zugegeben werden, um die Ausbeute an genetisch
modifizierter T7 DNA-Polymerase zu erhöhen.
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Die oben erwähnte hinterlegte Linie enthält auch den
Plasmid pGP1-2, der T7 RNA-Polymerase exprimiert. Dieses
Plasmid ist von Tabor et al. in Proc. Nat. Acad. Sci.
USA 82 : 1074, 1985 beschrieben und wurde bei der ATCC
am 2-2. März 1985 unter der Nr. 40.175 hinterlegt.
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Gemäß Fig. 10 enthält pGP5-6 die folgenden Segmente:
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1. Die EcoRI-SacI-SmaI-BamHI Polylinkersequenz aus M13
mp10 (21bp).
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2. Die T7 Basenpaare von 14309 bis 16747, die das T7 Gen 5
mit der folgenden Veränderung enthalten:
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Das T7 Basenpaar 14703 ist von A nach G verändert, was
eine Sma Stelle erzeugt.
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Die T7 Basenpaare 14304 bis 14321 einschließlich sind
entfernt (18 Basenpaare).
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3. Die SalI-PstI-HindIII Polylinkersequenz aus M13 mp 10
(15 bp).
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4. Von pBR322 Basenpaar 29 (HindIII Stelle) bis
Basenpaar 375 (BamHI Stelle).
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5. Die Basenpaare 22855 bis 22927 von T7, die den T7 RNA
Polymerasepromotor Δ10 enthalten, wobei BamHI Linker an
jedem Ende eingefügt sind (82 bp).
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6. Basenpaar 3,75 von pBR322 (BamHI Stelle) bis Basenpaar
4361 von pBR322 (EcoRI Stelle).
DNA Sequenzierung unter Verwendung modifizierter T7 DNA
Polymerase
-
Die DNA Synthesereaktionen unter Verwendung von T7 Type
DNA-Polymerasen führen zu Kettenabbruchfragmenten mit
gleichmäßiger Intensität der Radioaktivität, und zwar
über den gesamten Längenbereich zwischen einigen Basen
und tausenden von Basen. Es gibt in der Tat keinen
Hintergrund, da die Abbrüche an den Stellen unabhängig
von dem Einbau des kettenendenden Wirkstoffes sind
(d. h. an Pausestellen oder
Sekundärstrukturhindernissen)
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Die Sequenzierungsreaktionen, die die modifizierte T7
DNA-Polymerase verwenden, bestehen aus einem kurzen
Stück (pulse) und einem langen Stück (chase). Unter "pulse"
ist zu verstehen, daß ein kurzes markiertes DNA-Fragment
synthetisiert wird; unter "chase" ist zu verstehen, daß
das kurze Fragment verlängert wird, bis ein
kettenabrechendes Agens eingefügt wird. Das Grundprinzip für
jeden Schritt unterscheidet sich von den üblichen DNA
Sequenzierungsreaktionen. Beim "pulse" wird die Reaktion
in Anwesenheit von hohen Mengen der drei
Nukleotidtriphosphate (beispielsweise dGTP, dCTP und dTTP) eines
anderen markierten trägerfreien Nukleotidtriphosphates,
beispielsweise [³&sup5;S]dATP, bei 0 bis 37ºC 0,5 bis 4
Minuten lang inkubiert. Unter diesen Umständen ist die
modifizierte Polymerase nicht in der Lage, ihren
prozessiven Charakter zu zeigen, und es wird eine Population von
radioaktiven Fragmenten synthetisiert, die in der Größe
zwischen einigen wenigen Basen und einigen hundert Basen
liegen. Der Zweck für den "pulse" besteht darin, jeden
Primer radioaktiv zu markieren, wobei eine maximale
Radioaktivität inkorporiert wird, während minimale Mengen
radioaktiver Nukleotide zum Einsatz kommen. Bei diesem
Beispiel verhindern zwei Bedingungen bei der "pulse"
Reaktion (niedrige Temperatur, beispielsweise zwischen
0 und 20ºC, begrenzte Mengen von dATP, beispielsweise
zwischen 01 uM bis 1 uM), daß die modifizierte T7 DNA
Polymerase ihren prozessiven Charakter zeigt. Andere
wesentliche Umgebungskomponenten der Mischung haben ähnliche
Wirkungen, beispielsweise die Beschränkung von mehr als
nur einem Nukleotidtriphosphat oder die Erhöhung der
Ionenstärke der Reaktion. Wenn der Primer bereits markiert ist
(beispielsweise durch Verknüpfung), ist kein Pulsschritt
notwendig.
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Beim "chase" wird die Reaktion bei 35ºC 1 bis 30 Minuten
lang in Anwesenheit hoher Mengen (50 bis 500 uM) aller
vier Deoxynukleosidtriphosphate und begrenzter Mengen
(1 bis 50 uM) jedes der anderen vier
kettenabbrechenden Agenzien, beispielsweise
Didesoxynukleosidtriphosphat inkubiert, damit die DNA Synthese nach
durchschnittlich 50 bis 600 Basen endet. Der Zweck des "chase"
besteht darin, jeden radioaktiv markierten Primer unter
den Bedingungen der prozessiven DNA Synthese zu verlängern,
wobei jede Verlängerung ausschließlich an korrekten
Stellen in vier getrennten Reaktionen endet und jedes der
vier Didesoxynukleosidtriphosphate verwendet wird. Zwei
Bedingungen des "chase" (hohe Temperaturen, beispielsweise
zwischen 30 und 50ºC) und hohe Werte (über 50 uM) aller
vier Desoxynukleosidtriphosphate gestatten es, der
modifizierten T7 DNA-Polymerase, ihren Charakter der
Reaktionsfolge von zehntausenden von Basen zu zeigen; somit
synthetisiert dasselbe Polymerasemolekül ab der Primermatrize,
bis ein Dideoxynukleotid angefügt ist. Bei einer "chase"-
Temperatur von 45ºC geschieht die Synthese mit > 700
Nukleotiden/sec. Somit ist die Sequenzierungsreaktion
des "chase" in weniger als einer Sekunde fertig. ssb
erhöht die Prozeßfolge, beispielsweise wenn dITP
eingesetzt wird oder wenn niedrige Temperaturen oder hohe
Ionenstärke oder geringe Mengen von Triphosphaten
während der gesamten, Sequenzierungsreaktion verwendet werden.
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Bei den DNA Sequenzierungsreaktionen mit modifizierter
DNA-Polymerase können entweder [α³&sup5;S]dATP, [α³²P]dATP
oder fluoreszent markierte Nukleotide verwendet werden.
Wenn das Fluoreszenzanalogon an dem 5'-Ende des Primers
sitzt, ist kein Pulsschritt erforderlich.
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Zwei Komponenten bestimmen die durchschnittlichen Längen
der Synthesereaktionen. Die erste ist die zeitliche Länge
der Pulse-Reaktion. Da der Pulse in Abwesenheit von
kettenabbrechenden Agenzien ausgeführt ist, ist die Primerlänge
umso größer, je größer die Pulse-Reaktionszeit ist. Bei
0ºC ist die Verlängerung durch die Polymerase im
Durchschnitt 10 Nukleotide/sec. Die zweite ist das Verhältnis
von Desoxyribonukleosidtriphosphat zu kettenterminierenden
Agenzien in der "chase" Reaktion. Eine modifizierte DNA
Polymerase unterscheidet nicht bei der Addition dieser
Analogen, womit die durchschnittliche Länge der
Verlängerung in der "chase" Phase viermal das
Konzentrationsverhältnis des Desaxynukleosidtriphosphates zu dem
kettenabrechenden Agens in der "chase" Reaktion ist. Somit wird
um die durchschnittliche Größe der Verlängerung zu kürzen,
die Zeit für die Pulsphase verkürzt, beispielsweise auf
30 Sekunden und/oder es wird das
Konzentrationsverhältnis des kettenabbrechenden Agens zum Desoxynukleosidtriphosphat
in der "chase" Reaktion erhöht. Dies kann entweder durch
Erhöhen der Konzentration an den kettenterminierenden
Agens oder durch Erniedrigung der Konzentration von
Descxynukleosidtriphosphat geschehen. Um die
durchschnittliche Länge der Verlängerung zu erhöhen, wird die Zeit
der Pulse-Phase verlängert, beispielsweise auf 3 bis 4
Minuten, und/oder die Konzentraktion des kettenabbrechenden
Agens in der "chase" Reaktion erniedrigt (beispielsweise
von 20 uM auf 2 uM).
Beispiel 2: DNA Sequenzierung unter Verwendung
modifizierter T7 DNA-Polymerase
-
Nachfolgend wird ein Beispiel eines Sequenzierungsprotokolls
gegeben, das Dideoxynukleotid als terminierendes Agens
verwendet.
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9 ul einsträngiger M13 DNA (mGP1-2, der nach
Standardverfahren hergestellt wurde) werden bei einer Konzentration von
0,7 mM mit 1 ul komplementärem Sequenzierungsprimer
(Standarduniversal 17-mer, 0,5 pmole Primer/ul) und
2,5 ul 5X Anlagerungsbuffer (200 mM Tris-HCl, pH 7,5,
50 mM MgCl&sub2;) gemischt, 3 Minuten lang auf 65ºC
aufgeheizt und während 30 Minuten langsam auf Raumtemperatur
abgekühlt. Bei der Pulse-Raaktion werden 12,5 ul der obigen
Reaktionsmischung mit 1 ul Dithiothreitol 0,1 M, 2 ul
von 3 dNTP (dGTP, dCTP, dTTP) jeweils 3 mM (P.L. Biochemicals,
in TE), 2,5 ul [α³&sup5;S]dATP (1500 Ci/mmol, New England Nuclear)
und 1 ul modifizierter, gemäß dem Beispiel 1 beschriebener
T7 DNA-Polymerase (0,4 mg/ml, 2500 Einheiten/ml, d. h.
0,4 ug, 2,5 Einheiten) gemischt und nach einem Umstülpen
und einem einsekundigen Zentrifugieren in einer
Mikrozentrifuge 2 Minuten lang bei 0ºC inkubiert. Die
Inkubationszeit kann zwischen 30 Sekunden und 20 Minuten und
die Temperatur zwischen 0ºC und 37ºC variieren. Längere
Zeiten werden verwendet, um die Sequenzen, die von dem
Primer entfernt liegen, zu bestimmen.
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4,5 ul Aliquote der obigen Pulse-Reaktion werden zu jedem
der vier Röhrchen zugegeben, die die auf 45ºC vorgeheizte
"chase" Mischung enthalten. Die vier Röhrchen, markiert
mit G, A, T, C enthalten jeweils Spurenmengen entweder
von (dd) G, A, T oder C (P-L Biochemicals). Die spezifischen
"chase" Mischungen sind unten angegeben. Jedes Röhrchen
enthält 1,5 ul dATP 1mM, 0,5 1l 5X Anlagerungspuffer
(200 mM Tris-HCl, ph 7,5, 50 mM MgCl&sub2;) und 1,0 ul ddNTP
100 uM (wobei ddNTP ddG, A, T oder C in dem entsprechenden
Röhrchen entspricht). Jede "chase" Reaktion wird bei 45ºC
(oder 30 bis 50ºC) 10 Minuten lang inkubiert und es
werden sodann 6 ul einer Stopplösung (90% Formamid, 10 mM EDTA,
0,1% Xylolcyanol) jedem Röhrchen zugegeben und das
Röhrchen auf Eis gestellt. Die "chase" Time kann zwischen 1
bis 30 Minuten variieren.
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Die Sequenzierungsreaktionen laufen auf Standard 6%
Polyacrylamid-Sequenzierungsgel in 7M Harnstoff bei 30 Watt
6 Stunden lang. Vor dem Laufen auf einem Gel werden die
Reaktionsmischungen auf 75ºC 2 Minuten lang erhitzt. Das
Gel wird in 10% Essigsäure, 10% Methanol fixiert, und auf
einem Geltrockner getrocknet und es wird sodann über Nacht
ein Kodak OM1 Autoradiographiefilm mit hohem Kontrast
damit belichtet,.
Beispiel 3: DNA Sequenzierung unter Verwendung begrenzter
Mengen von dNTP
-
Bei diesem Beispiel wird die DNA Sequenzanalyse von mGP1-2
DNA unter Verwendung begrenzter Mengen von allen vier
Desoxyribonukleosidtriphosphaten in der Pulsreaktion
bestimmt. Dieses Verfahren weist eine Anzahl von Vorteilen
gegenüber dem Ablauf von Beispiel 2 auf. Zunächst einmal
läuft die Pulse-Reaktion bis zum Ende, während bei dem
vorhergehenden Ablauf es notwendig war, den Zeitablauf zu
unterbrechen. Als Folge davon sind die Reaktionen leichter
durchzuführen. Zweitens ist es bei diesem Verfahren
leichter, das Ausmaß der Verlängerungen in der Pulse-Reaktion
zu kontrollieren und so ist die Effizienz des Markierens
der Sequenz nahe dem Primer (die ersten 50 Basen) nahezu
10-fach größer.
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7 ul von 0,75 mM einsträngiger M13 DNA (mGP1-2) wurden
mit 1 ul eines komplementären Sequenzierungsprimers ( 17-mer,
0,5 pmole Primer/ul) und 2 ul 5X Anlagerungsbuffer (200 mM
Tris-HCl pH 7,5, 50 mM MgCl&sub2;, 250 mM NaCl) gemischt, 2
Minuten lang auf 65ºC aufgeheizt und über 30 Minuten
langsam auf Raumtemperatur abgekühlt. Bei der Pulsreaktion
wurden 10 ul der obigen Reaktionsmischung mit 1 ul
Dithiothreitol 0,1 M, 2 ul von 3 dNTP (dGTP, dCTP, dTTP), jeweils
1,5 uM, 0,5 ul ³&sup5;S dATP, (10 uM) (etwa 10 um, 1500 Ci/mmol,
New England Nuclear) und 2 ul modifizierter T7 DNA-Polymerase
(0,1 mg/ml), 1000 Einheiten/ml, d. h. 0,2 ug, 2 Einheiten)
gemischt und 5 Minuten lang bei 37ºC inkubiert. (Bei der
Inkubation können die Temperaturen und die Zeit zwischen
20ºC und 45ºC bzw. 1 und 40 Minuten variiert werden).
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3,5 ul Al quoten der obigen Pulse-Reaktion werden jedem von
vier Reagenzgläsern zugegeben, die die "chase" Mischung
enthalten und auf 37ºC vorgewärmt sind. Die vier mit G, A,
T, C markierten Reagenzgläser enthalten jeweils
Spurenmengen von entweder Dideoxy G, A, T oder C. Die spezifische
"chase" Lösung ist unten angegeben. Jedes Reagenzglas
enthält 0,5 ul 5X Anlagerungsbuffer (200 mM Tris-HCl, ph 7,5,
50 mM MgCl&sub2;, 250 mM NaCl), 1 ul 4dNTP (dGTP, dATP, dTTP,
dCTP), jeweils 200 uM, und 1,0 ul ddNTP 20 uM. Jede "chase"
Reaktion wird bei 37ºC 5 Minuten lang inkubiert (oder
20º bis 45ºC bzw. 1 bis 69 Minuten) und es werden sodann
40 ul einer Stopplösung (95% Formamid, 20 mM EDTA, 0,05%
Xylolcyanol) jedem Reagenzglas hinzugegeben und das
Reagenzglas vor dem Laufen auf einem Standardpolyacrylamid-
Sequenzierungsgel, wie oben beschrieben, auf Eis gestellt.
Beispiel 4: Ersatz von dGTP durch dITP zur DNA Sequenzierung
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Um über Kompressionsbereiche in der DNA, d. h. Bereiche mit
einer kompakten Sekundärstruktur zu sequenzieren, ist es
üblich, dITP (Mills et al., 76 Proc. Natl. Acad. Sci. 2232,
1979) oder Deazaguanosintriphosphat (deaza GTP, Mizusawa et al.,
14 Nuc. Acid. Res. 1319, 1986) zu verwenden. Wir haben
festgestellt,
daß beide Analogen gut mit T7 Polymerasen
arbeiten, insbesondere mit dITP beim Vorhandensein von ssb.
Vorzugsweise werden diese Reaktionen mit der oben
erläuterten genetisch modifizierten T7 Polymerase ausgeführt oder
die "chase" Reaktion dauert 1 bis 2 Minuten und/oder bei
20ºC, um die Exonukleasedegradation zu vermindern.
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Modifizierte T7 DNA-Polymerase verwendet wirkungsvoll dITP
oder deaza-GTP anstelle von dGTP. dITP ersetzt sowohl in
der Puls- als auch in der "chase"-Mischung dGTP mit
Konzentrationen, die zwei bis fünf mal so groß sind, wie
sie bei dGTP verwendet wird. Bei dem ddG "chase" Mix
wird ddGTP noch verwendet (nicht ddITP).
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Die "chase" Reaktionen unter Verwendung von dITP sind
gegenüber den restlichen niedrigen Werten (etwa 0,01
Einheiten) der Exonukleaseaktivität empfindlich. Um dieses Problem
zu vermeiden, sollten die "chase" Reaktionszeiten 5
Minuten nicht übersteigen, wenn dITP verwendet wird. Es ist
zu empfehlen, daß die vier dITP Reaktionen zusammen mit
den vier dGTP verwendeten Reaktionen ablaufen, anstatt
getrennt von diesen Reaktionen. Wenn sowohl dGTP als auch
dITP routinemäßig verwendet werden, kann die Anzahl der
-
erforderlichen Mischungen minimiert werden, indem: (1) Die
dGTP und dITP aus den "chase" Mischungen herausgelassen
wird, was bedeutet, daß die vier "chase" Mischungen sowohl
für die dGTP als auch für die dITP "chase" Reaktionen
verwendbar sind; (2) eine hohe Konzentration von dGTP oder
dITP (2 ul bei 0,5 mM bzw. 1 bis 2,5 mM) zu dem
geeigneten Pulsmix hinzugegeben wird. Die beiden Pulsmischungen
enthalten dann jeweils eine niedrige Konzentration von
dCTP, dTTP und [α³&sup5;S]dATP und eine hohe Konzentration
entweder von dGTP oder dITP. Diese Abwandlung beeinträchtigt
für gewöhnlich nicht die Qualität der
Sequenzierungsreaktion und reduziert die notwendige Anzahl von "pulse" und
"chase"-Mischungen auf sechs, die notwendig sind, um die
Reaktionen sowohl unter Verwendung von dGTP als auch
dITP laufen zu lassen.
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Die Sequenzierungsreaktion ist, wie bei dem Beispiel 3, mit
Ausnahme, daß zwei der Pulsmischungen enthalten a) 3 dNTP
Mischungen für dGTP: 1 ,5 uM dCTP, dTTP und 1 mM dGTP sowie
b) einen 3 dNTP-Mix für dITP: 1,5 uM dCTP, dTTP und 2 mM dITP.
In der "chase" Reaktion wird das dGTP aus den "chase" Mixen
entfernt, (d. h. die "chase" Mixe enthalten 30 uM dATP,
dTTP und dCTP und eines der vier Dideoxynukleotide mit
8 uM), während die "chase" Zeit unter Verwendung von diTP
5 Minuten nicht übersteigt.
Hinterlegungen
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Die Linien K38/pGP5-5/pTrx-2, K38/pTrx-2 und M13 mGP1-2
wurden bei der ATCC hinterlegt und erhielten die
Hinterlegungsnummern 67287, 67286 und 40303. Diese Hinterlegungen
erfolgten am 13. Januar 1987. Die Linie K38/pGP1-2/pG5-6
wurde bei der ATCC am 4. Dezember 1987 hinterlegt und
erhielt die Nummer 67571.
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Die Anmelder und ihre Zessionare übernehmen die
Verantwortung, diese Kulturen zu ersetzen, falls sie vor dem Ende
der Laufzeit des hierauf erteilten Patentes, vor Ablauf von 5
Jahren nach der letzten Nachfrage nach einer Kultur oder vor Ablauf von 30
Jahren sterben, je nachdem, welche Zeit länger ist und sie
übernehmen die Verantwortung dafür, die Hinterlegungsstelle
von der Erteilung eines solchen Patentes in Kenntnis zu
setzen, womit ab diesem Termin die Hinterlegungen
unwiderruflich öffentlich zugänglich werden. Bis zu dieser Zeit
sind die Hinterlegungen unwiderruflich für den Commissioner
of Patents unter den Vorschriften gemäß 37 CFR Section 1-14
und 35 USC Section 112 zugänglich.
Andere Ausführungsbeispiele
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Andere Ausführungsbeispiele liegen innerhalb des
Schutzumfangs der Ansprüche.
-
Die direkte enzymatische Amplifikation von Genom DNA
Sequenzen wurde für andere Polymerasen von Saiki et al.,
230 Science 1350, 1985; und Scharf, 233 Science 1076,
1986 beschrieben.
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Gemäß Fig. 6 beinhaltet die enzymatische Amplifikation einer
spezifischen DNA Region die Verwendung von zwei Primern, die
an gegenüberliegenden Strängen einer zweisträngigen DNA
Sequenz im interessierenden Bereich angelagert werden, wobei
ihre 3'-Enden einander zugekehrt sind (siehe die dunklen
Pfeile). Das aktuelle Verfahren sieht mehrere (10 bis 40,
vorzugsweise 16 bis 20) Zyklen der Denaturierung, des
Anlagerns und der DNA Synthese vor. Unter Verwendung dieser
Prozedur ist es möglich, eine spezielle Region des
menschlichen DNA Genoms über 200 000 mal zu amplifizieren. Als
Ergebnis erstellt das spezifische Genfragment einen Teil in
fünf, anstatt, wie ursprünglich einen Teil in einer Million
Teile dar. Dies vereinfacht stark sowohl das Klonieren als
auch die direkte Analyse der Genom DNA. Für diagnostische
Zwecke kann es die Analyse von einigen Wochen auf 1 bis
2 Tage beschleunigen.
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Anders als das Klenow-Fragment, bei dem der
Amplifikationsprozeß auf Fragmente unter zweihundert Basen Länge begrenzt
ist, sollten die modifizierten T7 DNA Polymerasen
(vorzugsweise in Verbindung mit dem DNA Bindungsprotein von E. coli
oder ssb, um eine zurückschnappende Bildung einsträngiger
DNA zu verhindern) die Amplifikation von DNA Fragmenten
mit einer Länge von tausenden von Basen ermöglichen.
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Die modifizierten T7 DNA Polymerasen sind auch für die
Standardreaktionsmischungen geeignet: a) zum Auffüllen
eines vorstehenden 5' Terminus eines DNA-Fragmentes, das
durch Restriktionsenzymspaltung entstanden ist; um z. B.
stumpf endende doppelsträngige DNA aus einem linearen
DNA Molekül mit einem einsträngigen Bereich ohne freien 3'-
Terminus zu erzeugen; b) zum Markieren der 3'-Enden von
Restriktionsfragmenten zum Bestimmen der mRNA Startregionen
mittels S1 Nukleaseanalyse oder zum DNA Sequenzieren unter
Verwendung des chemischen Modifikationsverfahrens nach
Maxam und Gilbert; und c) zur in vitro Mutagenese
klonierter DNA-Fragmente. Beispielsweise wird ein chemisch
synthetisierter Primer, der eine spezielle nicht passende Base
enthält mit einer DNA Matrize hybridisiert und sodann durch
die modifizierte T7 DNA Polymerase verlängert. Auf,diese
Weise wird die Mutation auf Dauer in den synthetisierten
Strang eingebaut. Für die Polymerase ist es vorteilhaft,
von dem Primer über die gesamte Länge der DNA zu
synthetisieren. Dies wird sehr wirksam unter Verwendung einer DNA
Polymerase mit großer Prozeßfolge ausgeführt. Alternativ
kann eine Mutagenese durch fehlerhafte Addition während
der DNA Synthese (siehe oben) ausgeführt werden. Diese
Anmeldung wird dazu verwendet, spezifische Bereiche
klonierter DNA Fragmente zu mutagenisieren. Es ist wichtig,
daß dem verwendeten Enzym die Exonukleaseaktivität fehlt.
Unter Standardreaktionsmischung ist eine gepufferte
Lösung zu verstehen, die die Polymerase sowie die
notwendigen Desoxynukleoside oder andere Bestandteile
enthält.