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Verfahren zur Herstellung eines insbesondere als Saatbeize verwendbaren
Pflanzenschutzmittels. Bekanntlich werden Chlorkresole und ähnliche Substanzen mit
Seifen in emulgiertem Zustand als Pflanzenschutzmittel, z. B, als Saatbeize, verwendet.
Diese Stoffe sind nun erstens teurer und heute nicht überall zu haben, und ferner
sind auch in gewissen Fällen schon Schädigungen des Saatgutes beobachtet worden,
zumal wenn es feucht oder leicht angeschimmelt war.
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Es wurde daher nach einem billigeren Produkt gesucht, das keine schädliche
Wirkung zeigt, aber trotzdem die gefährlichen Keime (Sporen, Bakterienkeime, Insektenbrut
usw.) vernichtet. Dabei hat sich gezeigt, daß das billige Naphthalin sich in hohem
Grade für diese Zwecke eignen kann, wenn von dem Präparat - folgende Bedingungen
erfüllt werden: a) das Naphthalin muß in einer billigen Flüssigkeit (Wasser) in
kolloider Verteilung enthalten sein, b) der Dispersion müssen kleine Mengen solcher
Stoffe zugefügt sein, die die Wirksamkeit der Naphthalindispersionen gegen die Saatschädlinge
erhöhen.
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Da Naphthalin in Wasser unlöslich ist, war es bisher nicht bekannt,
wäßrige Dispersionen von Naphthalin herzustellen. Dies ist mit Hilfe der Plausonschen
Kolloidmühle oder ähnlich wirkender, schnellaufender Dispergierungsmaschinen gelungen.
Man kann in kurzer Zeit große Mengen Naphthalin in den kolloiden Zustand überführen,
wenn man geringe Mengen eines Dispersionsbeschleunigers zusetzt. Es wurde dabei
die Beobachtung gemacht, daß eine zwäßrige, kolloide Naphthalindispersion sehr viel
stärker auf die Pflanzenschädlinge wirkt als das gewöhnliche Naphthalin selbst.
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Die Wirksamkeit des kolloiden Naphthalins kann nun noch durch Zusatz
geringer Mengen Phenol oder Naphthol oder Kresol oder Dichlorsubstitutionsprodukten
dieser Stoffe oder deren Mischungen mit Sulfosäuren des Naphthalins oder der Naphthene
oder mit Kupfersalzen verschiedener Art oder Schwefel in feiner Verteilung wesentlich
erhöht werden. Die Wirksamkeit einer derartigen kolloiden Beize ist so groß, daß
selbst ein Saatgut, das bereits mit Schädlingskeimen geimpft war, von diesem befreit
und wieder verwendbar wird. Selbstverständlich kann man gleichzeitig auch Substanzen,
wie Zucker, Harze, Seifen usw., zusetzen, um ein besseres Haften des Schutzmittels
auf den Pflanzen zu bewirken.
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Das kolloide Naphthalin ist überall verwendbar, völlig gefahrlos und
leicht zu handhaben, außerdem ist es äußerst billig. Jeder Landarbeiter kennt seinen
Geruch, so daß eine Vergiftung von Mensch und Tier ausgeschlossen ist.
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Eine kolloide Naphthalinemulsion kann nicht nur als Saatgutbeize und
als Pflanzenschutzmittel im allgemeinen, sondern auch zur Vertilgung und zur Fernhaltung
der Motten aus Kleiderstoffen, Teppichen usw. sowie zur `"ernichtung der Fliegenbrut
und ähnlicher
Schädlinge verwendet werden. Es wirkt hierbei besonders
gut, da es wegen seiner kolloiden Beschaffenheit in die feinsten Fugen und Risse
hineingespritzt «erden und in die engsten Poren eindringen kann.
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Das Verfahren zur Herstellung der kolloiden Naphthalindispersionen
wird durch folgende Beispiele näher erläutert: Beispiel i. Man löst ioo Teile Naphthalin
in 20o Teilen Benzol und bearbeitet das Ganze unter "Zusatz von 3ooo Teilen Wasser
und ro Teilen Gummiarabikum in einer Kolloidmühle, System Plauson, etwa 5 Minuten
lang. Hierbei bildet sich eine milchigweiße, haltbare Dispersion, die sich beliebig
mit Wasser verdünnen läßt. In geeigneter Verdünnung ist es völlig unschädlich für
die Pflanze, wirkt aber stark keimtötend. Beispiel e. i 5o Teile Naphthalin werden
mit r 5o Teilen Toluol vermischt und dann in einer schnelllaufenden Schlagmühle
mit 3ooo Teilen Wasser, dem 2o Teile Zucker und io Teile naphthendisulfosaures Natrium
zugesetzt wurden, bearbeitet. Während des Schlagens fügt man noch 5 Teile fein gemahlenes
naphthalinsrrlfosaures Kupfer allmählich zu.
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Man erhält eine Dispersion die sowohl (las Naphthalin wie das Kupfersalz
in homogener Verteilung und in hochwirksamer Form enthält. Beispie13. r 5o Teile
Naphthalin, 5o Teile Azeton, etwa r 5 Teile Kresol und 3ooo Teile Wasser «erden
etwa 5 bis io Minuten in einer Kolloidreibmühle behandelt. Wenn eine weißliche Dispersion
entstanden ist, gibt man eine Lösung von 25 Teilen Harzseife in iooo Teilen Wasser
zu und gegebenenfalls 5 Teile fein verteiltes Schweinfurter Grün oder ein anderes
Kupfersalz oder präzipitierten oder kolloiden Schwefel.
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Die in diesen Beispielen gegebenen Vorschriften geben nur einen Anhalt
für die Herstellung von kolloiden Naphthalindispersionen die :1lengenverhältnisse
können selbstverständlich in weiten Grenzen verändert werden.