DE3744680A1 - Energiereiche materialien - Google Patents
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft energiereiche
Materialien, insbesondere polymergebundene Sprengstoffe
und Geschoßtreibmittel sowie hierfür geeignete Zusammen
setzungen.
Geschoßtreibmittel sind viele Jahre lang aus Zusammen
setzungen hergestellt worden, die Mischungen aus Nitro
zellulose und Nitroglycerin enthalten und daher als zwei
basige Materialien bekannt sind. In manchen Fällen werden
zusätzliche energiereiche Bestandteile wie beispielsweise
Picrit zugefügt und diese Treibmittel sind als dreibasige
Zusammensetzungen bekannt. Für Hochenergieanwendungen,
beispielsweise zum Abschießen von durch ihre kinetische
Energie wirkenden Geschossen aus Panzerkanonen, sind bei
zwei- und dreibasigen Zusammensetzungen auch hochenergie
reiche Komponenten wie beispielsweise Nitramine zugegeben
worden.
Zwei- und dreibasige Zusammensetzungen, insbesondere
für Hochenergieanwendungen, haben den Nachteil, daß sie in
hohem Maße gegen ungewollte Zündung empfindlich sind, wenn
sie in einer ungünstigen Umgebung durch ein energiereiches
Geschoß getroffen werden, beispielsweise durch ein Hohl
ladungsgeschoß.
Neuere Versuche zur Bewältigung des Problems der Zünd
empfindlichkeit richten sich auf die Entwicklung von Zusammen
setzungen, die eigentlich keine zweibasigen oder dreibasigen
Systeme sind. Obwohl solche Systeme eine geringere Empfind
lichkeit ergeben können, wird dies allgemein auf Kosten der
Treibenergie erreicht.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde,
verbesserte unempfindliche energiereiche Materialien zu
schaffen, insbesondere kunststoffgebundene Sprengstoffe und
Geschoßtreibmittelzusammensetzungen für Anwendungsfälle, bei
denen eine geringe Zündempfindlichkeit verlangt wird.
Gemäß der vorliegenden Erfindung ist eine energiereiche
Zusammensetzung vorgesehen, welche die folgenden Bestandteile
in den folgenden relativen Anteilen enthält:
Komponente A: 5 bis 25 Gewichtsprozent eines polymeren Binders,
Komponente B: 65 bis 90 Gewichtsprozent eines hochenergie reichen Füllstoffs, der mindestens eine heteroalizyklische Nitraminverbindung enthält, und
Komponente C: 1 bis 15 Gewichtsprozent eines Plastifi zierungsmittels, das mindestens eine nitroaromatische Verbindung enthält,
wobei sich die Gewichtsprozentsätze der Komponenten A, B und C zu 100 % addieren.
Komponente A: 5 bis 25 Gewichtsprozent eines polymeren Binders,
Komponente B: 65 bis 90 Gewichtsprozent eines hochenergie reichen Füllstoffs, der mindestens eine heteroalizyklische Nitraminverbindung enthält, und
Komponente C: 1 bis 15 Gewichtsprozent eines Plastifi zierungsmittels, das mindestens eine nitroaromatische Verbindung enthält,
wobei sich die Gewichtsprozentsätze der Komponenten A, B und C zu 100 % addieren.
In Zusammensetzungen nach der vorliegenden Erfindung
bringt im wesentlichen die Komponente B die Hochenergie
tauglichkeit der Zusammensetzung (obwohl die Komponente C
und gegebenenfalls auch die Komponente A einen kleinen
Beitrag hierzu leistet), die Komponente B stellt die
erforderlichen strukturellen Bindereigenschaften her und
die Komponente C ergibt Verarbeitbarkeit, so daß sich
zusammen mit den Komponenten A und B Gemische herstellen
und diese sich zu einem geeigneten teigartigen Material
durcharbeiten lassen, das zur Herstellung geeigneter Produkte,
beispielsweise Treibmittel, gepreßt oder extrudiert werden
kann. Die gegenseitige Kombination dieser Komponenten ist
in Zusammensetzungen nach der vorliegenden Erfindung wegen
der unerwarteten Eigenschaften besonders gewählt, die eine
solche Kombination wie nachstehend ergibt.
Wir haben herausgefunden, daß Zusammensetzungen nach der
vorliegenden Erfindung in geeigneter Weise verarbeitet werden
können, um energiereiche Materialien herzustellen, beispiels
weise zur Verwendung als Treibmittel, die unerwartet und
vorteilhafterweise ein besseres Empfindlichkeitsverhalten
zeigen können, aber ohne eine entsprechende, mit einer solchen
Verbesserung normalerweise verbundenen Abnahme der verfüg
baren Energie.
Beispielsweise weisen Treibmittelzusammensetzungen nach
der vorliegenden Erfindung im allgemeinen eine hohe Zünd
temperatur auf und besitzen außerdem die vorteilhaften
Eigenschaften verhältnismäßig niedriger Flammentemperaturen
für den damit verbundenen Energiepegel, wodurch sich die
Möglichkeit verringerter Rohrerosion und auch einer ver
hältnismäßig niedrigen Abbrandgeschwindigkeit ergibt, wobei
die letztere Eigenschaft vorteilhafterweise die Herstellung
von Treibmitteln mit kleinen Schichtgrößen erlaubt, wie unten
beschrieben. Die Zusammensetzungen nach der vorliegenden
Erfindung können deshalb eine Kombination von Eigenschaften
haben, die zur Herstellung von Treibmitteln für Anwendungs
fälle mit geforderter niedriger Empfindlichkeit besonders
geeignet sind.
Vorzugsweise macht die Komponente A 10 bis 25 Gewichts
prozent, die Komponente B 70 bis 90 Gewichtsprozent und
die Komponente C 3 bis 12 Gewichtsprozent der Zusammen
setzung aus.
Die Komponente C enthält vorzugsweise eine oder mehrere
Verbindungen, die bei einer Temperatur unter 100°C schmelzen
und wünschenswerterweise bei Raumtemperatur (20°C) flüssig
sind. Vorzugsweise ist die bzw. jede Nitroverbindung der
Komponente C eine monozyklische nitroaromatische Verbindung;
sie kann eine Mono-Nitroverbindung sein, ist aber vorzugs
weise eine Di- oder Tri-Nitroverbindung oder ein Gemisch
hiervon.
Besonders geeignet als Verbindungen zur Verwendung in
oder als Komponente C sind Di- und Tri-Nitrobenzene oder
Alkyl- oder Alkoxybenzene, die gegebenenfalls Substituenten
gruppen im aromatischen Ring oder in den Alkyl- oder Alkoxy
gruppen haben. Beispielsweise kann die Verbindung ein Di
oder Tri-Nitroderivat eines gegebenenfalls substituierten
Alkyl- oder Alkoxybenzens sein, das 1 bis 3 gegebenenfalls
substituierte Alkyl- und/oder Alkoxygruppen mit jeweils
1 bis 4 Kohlenstoffatomen enthalten. Die Verbindung kann
beispielsweise ein Di- oder Tri-Nitroderivat eines
gegebenenfalls substituierten Toluens, Äthylbenzens, Propyl
benzens, Butylbenzens, Xylens, Methyläthylbenzens,
Diäthylbenzens oder Mesitylens oder eine der anderen
Familien sein, zu welchen die unten aufgelisteten Ver
bindungen gehören.
Als mögliche Substituenten für den aromatischen Ring
zusätzlich zu Nitrogruppen und Alkyl- oder Alkoxygruppen,
falls in den genannten nitroaromatischen Verbindungen der
Komponente C vorhanden, kommen vorzugsweise aus OH, SH,
N3, NR1R2, CO.OR3 oder O.OCR4 ausgewählte Gruppen außer
Halogenen in Betracht, wobei R1, R2, R3 und R4 jeweils
unabhängig voneinander H oder ein einfaches Alkyl oder
Alkoxy (mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen) oder Phenyl sind.
Die Komponente C kann beispielsweise eine oder mehrere
der folgenden bekannten Verbindungen aufweisen:
Vorzugsweise enthalten mindestens 50 Gewichtsprozent
der Komponente C ein oder mehrere alkylsubstituierte
monozyklische Dinitrobenzene, die beispielsweise aus
Dinitrotoluenen, Dinitroäthylbenzenen und Dinitropropyl
benzenen ausgewählt sind.
Es hat sich gezeigt, daß nitroaromatische Verbindungen,
wie oben beschrieben, energiereiche Plastifizierer ergeben,
die mit energiereichen Nitramin-Füllstoffen verträglich und
in hohem Maße zur Verwendung bei der Verarbeitung von
Gemischen solcher Füllstoffe mit polymeren Bindern geeignet
sind. Vorzugsweise hat der nitroaromatische Plastifizierer
eine Zündtempratur von mehr als 200°C.
Nitroaromatische Verbindungen, wie sie oben beschrieben
sind, sind bekannt oder können nach bekannten Methoden
hergestellt werden.
Beispielsweise zur Herstellung von Nitroderivaten von
Alkylbenzenen wird das entsprechende Alkylbenzen mit
konzentrierter Salpeter- und Schwefelsäure bei einer
Temperatur von weniger als 40°C behandelt. Wenn das
erhaltene Produkt ein Gemisch aus Nitroverbindungen ist,
beispielsweise Dinitro- und Trinitroderivate enthält,
kann ein solches Gemisch selbst zur Verwendung in der
oder als Komponente C geeignet sein.
Obwohl die Komponente C wünschenswerterweise eine oder
mehrere monozyklische nitroaromatische Verbindungen ent
hält, so daß beispielsweise die monozyklischen Nitrover
bindungen mindestens 50 Gewichtsprozent der Komponente C
bilden, und sie kann außerdem eine oder mehrere nitro
aromatische Verbindungen mit mehr als einem aromatischen
Ring enthalten, beispielsweise eine oder mehr der oben
aufgelisteten 2-Ring-Ester oder eine oder mehrere Nitro
derivate von Biphenyl, Naphtalin, Diphenylmethan, Bibenzyl
oder Stilben, vorzugsweise mit zwei oder drei Nitrogruppen
in jedem Ring. Ein Beispiel ist 2, 2′, 4, 4′, 6, 6′-Hexanitro
stilben.
Obwohl die Komponente C vorzugsweise vollständig aus
nitroaromatischen Verbindungen besteht, wie oben beschrieben,
kann sie auch andere energiereiche und nicht energiereiche
Plastifizierer als mögliche Additive enthalten. Beispielsweise
kann die Komponente C zusätzlich ein Quantum eines oder
mehrerer bekannter energiereicher Plastifizierer enthalten,
wie beispielsweise GAP (Glycidylazid-Polymer), BDNPA/F (Bis
2,2-dinitropropylacetal/formal), Dimethylmethylen-dinitro
amin, Bis(2,2-dinitropropyl)formal, Bis(2,2,2-trinitroäthyl)
formal, Bis(2-fluor-2,2-dinitroäthyl)formal, Diäthylenglycol
dinitrate, Glycerol-trinitrat, Glycol-trinitrat, Triäthylen
glycol-dinitrat, Tetraäthylenglycol-dinitrat, Trimethylol
äthan-trinitrat, Butantriol-trinitrat oder 1,2,4-Butantriol
trinitrat. Alternativ dazu oder zusätzlich kann die Komponente C
einen oder mehrere bekannte nichtenergiereiche Plastifizierer
enthalten, wie beispielsweise Dialkylester der Fett- oder
Phthalsäure, z. B. Dibutyphthalat, oder Diäthylphthalat,
Triacetin, Tricresylphosphat, Polyalkylenglycole und ihre
Alkylätherderivate, beispielsweise Polyäthylenglycol, Poly
propylenglycol und Diäthylenglycolbutyläther. Vorzugsweise
bestehen jedoch mindestens 50 Gewichtsprozent, wünschens
werterweise mindestens 75 Gewichtsprozent der Komponente C
aus einer oder mehreren nitroaromatischen Verbindungen.
Bei der Zusammensetzung nach der vorliegenden Erfindung
kann die Komponente A irgendein geeigneter Polymerbinder
sein. Sie kann ein inertes Bindermaterial enthalten, ein
energiereiches Bindermaterial oder eine Mischung aus inerten
und energiereichen Bindermaterialien. Allgemein bedeutet
jedoch eine Erhöhung der energiereichen Natur des Binders
auch eine Erhöhung der Empfindlichkeit und Explosivität
des daraus hergestellten energiereichen Materials. Bei Ver
wendung energiereicher Binder sind diese deshalb wünschens
werterweise nicht in hohem Maße energiereich. Wenn beispiels
weise der Binder eine Mischung aus inerten und energiereichen
Materialien darstellt, bildet das inerte Material vorzugs
weise mindestens 50 Gewichtsprozent des Binders.
Beispiele geeigneter inerter oder nichtenergiereicher
Bindermaterialien sind Zellulosematerialien wie beispiels
weise Ester, z. B. Zelluloseacetat, Zelluloseacetatbutyrat,
Polyurethane, Polyester, Polybutadiene, Polyäthylene,
Polyvinylacetat und Mischungen und/oder Copolymere davon.
Beispiele von geeigneten energiereichen Bindermaterialien
sind Nitrozellulose, Polyvinylnitrat, Nitroäthylen, Nitro
allylacetat, Nitroäthylacrylat, Nitroäthylmethacrylat,
Trinitroäthylacrylat, Dinitropropylacrylat, C-Nitropoly
styrene und seine Derivate, Polyurethane mit aliphatischen
C- und N-Nitrogruppen, aus Dinitrocarboxylsäuren und Dinitro
diolen hergestellte Polyester.
Wir bevorzugen für die Komponente A Zellulosematerialien
mit 0 bis 60 Gewichtsprozent Nitrozellulose, z. B. mit 12
bis 14 Gewichtsprozent N, und 100 bis 40 Gewichtsprozent
von inertem Zelluloseester, z. B. Zelluloseacetat oder
Zelluloseacetatbutyrat.
Vorzugsweise ist die Komponente B ein festes granuliertes
oder pulveriges Material, das gleichförmig in die Komponente A
eingebracht werden kann.
Vorzugsweise bestehen mindestens 75 Gewichtsprozent,
wünschenswerterweise mindestens 90 Gewichtsprozent der
Komponente B aus einer oder mehreren heteroalizyklischen
Nitraminverbindungen. Nitraminverbindungen sind solche mit
mindestens einer N-NO2-Gruppe. Heteroalizyklische Nitramine
weisen einen Ring auf, der N-NO2-Gruppen enthält. Ein solcher
Ring bzw. solche Ringe können beispielsweise von 2 bis
10 Kohlenstoffatomen und von 2 bis 10 Ringstickstoffatome
enthalten. Beispiele von bevorzugten heteroalizyklischen
Nitraminen sind RDX (Zyklo-1,3,5-trimethylen-2,4,6-tri
nitramin, Zyclonit oder Hexagen) , HMX (Zyklo-1,3,5,7-tetra
methylen-2,4,6,8-tetranitramin, Octogen) or TATND (Tetra
nitro-tetraminodecalin) und Gemische davon.
Vorzugsweise enthält die Komponente B 50 bis 100 Gewichts
prozent RDX. Für Treibmittel enthält die Zusammensetzung
wünschenswerterweise 70 bis 80 Gewichtsprozent RDX.
Zu den Nitraminen der Komponente B können auch noch
andere hochenergiereiche Füllstoffmaterialien zugefügt
werden, wobei die Nichtnitraminkomponenten bis zu 25 Gewichts
prozent der Komponente A ausmachen können. Beispiele geeigneter
bekannter hochenergiereicher Materialien sind Picrit (Nitro
guanidin), TAGN, aromatische Nitramine wie beispielsweise
Tetryl, Äthylendinitramin und Nitratester wie beispielsweise
Nitroglycerin (Glycerol-Trinitrat), Butantriol-Trinitrat
oder Pentaerythrital-Tetranitrat.
Zu den Zusammensetzungen nach der vorliegenden Erfindung
mit den Komponenten A, B und C, wie oben erläutert, können
noch verschiedene bekannte Additive zugegeben werden. Vorzugs
weise beträgt der Additivanteil nicht mehr als 10 Gewichts
prozent, wünschenswerterweise weniger als 5 Gewichtsprozent
des kombinierten Gemisches, wenn daraus ein Treibmittel her
gestellt wird.
Das Additiv kann beispielsweise einen oder mehrere
Stabilisatoren enthalten, z. B. Carbamit oder PNMA (Para
nitromethylmethoxyanilin), und/oder einen oder mehrere
ballistische Modifikatoren, z. B. Ruß oder Bleisalze, und/oder
einen oder mehrere Flammenunterdrücker, z. B. ein oder mehrere
Natrium- oder Kaliumsalze, z. B. Natrium- oder Kaliumsulfat
oder -bicarbonat.
Bevorzugte Zusammensetzungen nach der Erfindung zur
Verwendung als Geschoßtreibmittel enthalten:
Nitrozellulose | ||
8 bis 10 Gewichtsprozent | ||
Zelluloseacetat-Butyrat | 6 bis 12 Gewichtsprozent | |
RDX 70 bis 80 Gewichtsprozent @ | nitroaromatischer Plastifizierer | 5 bis 10 Gewichtsprozent |
Carbamit-Stabilisator 1 Gewichtsprozent |
In dieser Zusammensetzung ist der nitroaromatische
Plastifizierer vorzugsweise aus einem der folgenden Stoffe
ausgewählt:
(a) einem Gemisch aus Dinitroäthylbenzen und Trinitroäthylbenzen, das enthält: | ||
Dinitroäthylbenzen | 50 bis 64 Gewichtsprozent | |
Trinitroäthylbenzen | 36 bis 50 Gewichtsprozent, | |
(b) 2,3-Dinitrotoluen, @ | (c) 4,6-Dinitro-o-cresol, @ | (d) 2,4-Dinitro-m-xylene. |
Zusammensetzungen nach der vorliegenden Erfindung können
durch in Fachkreisen an sich bekannte Verfahren zu Produkten
wie beispielsweise Treibmitteln verarbeitet werden. Der die
Komponente C enthaltende Plastifizierer wird zugegeben und
von dem Polymer der Komponente A absorbiert, um den Polymer
aufzuquellen und zu erweichen. Wenn die Komponente C einen
Feststoff enthält, kann er geschmolzen und dann zur
Komponente A zugegeben oder in einem geeigneten Lösungsmittel,
beispielsweise Aceton oder Äthylacetat beigegeben werden.
Die Komponente B, die vorzugsweise in einer Paste mit einem
organischen Lösungsmittel vorliegt, wird mit einem Gemisch
der Komponenten A und C in einem geeigneten Kneter gemischt,
um eine homogene Zusammensetzung herzustellen. Gegebenen
falls wird die hergestellte Zusammensetzung gepreßt oder
in Form eines teigartigen Materials durch geeignet geformte
Extrusionsdüsen extrudiert. Die Extrusion kann unter Verwendung
einer Extrusionsmaschine mit gemeinsam umlaufenden
Tandemschnecken ausgeführt werden.
Das durch die Extrusion von Zusammensetzungen nach der
vorliegenden Erfindung erhaltene Produkt läßt sich in irgendeiner
geeigneten Form gewinnen. Wenn beispielsweise das
Produkt ein Geschoßtreibmittel ist, kann es in Form von
Stäbchen oder Granulat bekannter Form gewonnen werden.
Stäbchen werden gewöhnlich dadurch gebildet, daß durch
geeignete Düsen, die ein längsgeschnitztes Profil ergeben,
extrudierte Stäbe oder Fasern auf geeignete Länge geschnitten
werden. Granulat wird gewöhnlich ähnlich durch Schneiden von
durch Extrusion erhaltenen Stäben oder Fasern auf viel kürzere
Längen hergestellt. Normalerweise hat solches Granulat kleine
Löcher, beispielsweise sieben längsverlaufende Durchgangs
löcher zur Bereitstellung geeigneter Verbrennungsoberflächen.
Ein wichtiges Merkmal gewisser Treibmittelprodukte ist die
Schichtgröße der Produktform bzw. -konfiguration. Dieser auf
dem Fachgebiet der Treibmittel allgemein bekannte Parameter
ist die minimale Dicke des von seiner einen Oberfläche zur
anderen Oberfläche durchzubrennenden Treibmittels. Beispiels
weise bei einem Treibmittelprodukt mit einfacher Rohrform
ist die Schichtdicke die Wanddicke des Querschnittsringes
des Rohres von außen nach innen. Schichtgrößen von Treib
mittelprodukten mit Zusammensetzungen nach der Erfindung
können je nach der spezifischen Anwendung über einen weiten
Bereich variieren, z. B. von 0,5 mm bis 4,0 mm, obwohl die
wünschenswerteren Schichtgrößen am unteren Ende dieses
Bereiches, z. B. von 0,5 mm bis 2,00 mm, im allgemeinen für
die meisten Anwendungsfälle geeignet sind, weil die
Zusammensetzungen im allgemeinen eine niedrige Abbrand
geschwindigkeit haben.
Beispiele von Zusammensetzungen nach der Erfindung und
ihre Verwendung in der Herstellung von Treibmittelmaterialien
werden nachstehend beschrieben.
Bei den folgenden Beispielen werden die geeigneten
Komponenten A, B und C (wie oben definiert) durch bekannte
Verfahren hergesellt. Diese Komponenten werden dann in
der folgenden allgemeinen Weise, die an sich bekannt ist,
zu Treibmittelprodukten geformt. Die festen Komponenten,
welche die Komponente A und irgendwelche kleineren Additive,
z. B. einen Stabilisator und/oder einen Flammenunterdrücker
enthalten, werden als Pulver in einen Mischer gegeben, dessen
Schaufeln zuvor mit einem organischen Lösungsmittel angefeuchtet
worden sind. Die die Komponente C enthaltende Viskoseflüssig
keit wird einem Lösungsmittel zugegeben und das Gemisch wird
in dem Mischer eingegossen, in welchen dann weiteres Lösungs
mittel zugegeben wird. Das Gemisch wird sodann während
30 Minuten miteinander vermengt, wonach weiteres Lösungs
mittel zugegeben wird und das Gemisch anschließend während
vier Stunden weiter vermischt wird. Während des Mischens läßt
man kontinuierlich kaltes Wasser durch den Mischer laufen.
Nach der Verarbeitung in dem Mischer wird das hergestellte
Gemisch in einem Ofen bei einer Temperatur von typischerweise
50°C bis 90°C während eines Zeitraums von einigen Stunden
getrocknet und anschließend gepreßt oder zu Strängen mit der
gewünschten Form und Schichtgröße extrudiert, die dann in
geeignete Längen geschnitten werden, wie dem Fachmann ohne
weiteres einleuchtet.
Produkte nach der vorliegenden Erfindung mit Zusammen
setzungen aus den folgenden Komponenten können in der
oben beschriebenen Weise hergestellt werden. In den
folgenden Zusammensetzungen bedeutet Nitrozellulose solche
mit 12,6 Gewichtsprozent N.
Die Zusammensetzungen 1 bis 91 zeigen Energiepegel im
ungefähren Bereich von 1100 bis 1300 Joule pro Gramm. Wie
oben erwähnt, haben zweibasige Zusammensetzungen im
allgemeinen eine niedrigere Zündtemperatur und bei gleichen
Energiepegeln geringere Empfindlichkeit.
Beispiele der Eigenschaften einiger der obigen Zusammen
setzungen sind in der folgenden Tafel 1 angegeben, wobei
E = die Treibmittelenergie in kJ pro kg,
T = Treibmittelflammentemperatur in °K,
d = Dichte in Gramm pro cm³.
T = Treibmittelflammentemperatur in °K,
d = Dichte in Gramm pro cm³.
Die Zusammensetzungen 1 bis 91 haben Zündtemperaturen,
die um 20°C bis 30°C oder mehr oberhalb derer bekannter
zweibasiger und dreibasiger Zusammensetzungen mit gleichem
Energiepegel liegen.
Beispielsweise hat eine Zusammensetzung aus
Nitroglycerin | |
32 Gewichtsprozent | |
Nitrozellulose | 32 Gewichtsprozent |
Picrit | 35 Gewichtsprozent |
Carbamit | 1 Gewichtsprozent |
einen ähnlichen Energiepegel wie die Zusammensetzung 85,
aber ihre Zündtemperatur von 161°C ist beträchtlich
niedriger als die Zündtemperatur von 226°C der Zusammen
setzung 85.
Claims (18)
1. Energiereiche Zusammensetzung mit den folgenden
Komponenten in den folgenden relativen Anteilen:
Komponente A: 5 bis 25 Gewichtsprozent eines polymeren Binders,
Komponente B: 65 bis 90 Gewichtsprozent eines hoch energiereichen Füllers mit mindestens einer heteroali zyklischen Nitraminverbindung, und
Komponente C: 1 bis 15 Gewichtsprozent eines Plastifizierers, der mindestens eine nitroaromatische Verbindung aufweist,
wobei die Gewichtsprozentanteile der Komponenten A, B und C sich zu 100% addieren.
Komponente A: 5 bis 25 Gewichtsprozent eines polymeren Binders,
Komponente B: 65 bis 90 Gewichtsprozent eines hoch energiereichen Füllers mit mindestens einer heteroali zyklischen Nitraminverbindung, und
Komponente C: 1 bis 15 Gewichtsprozent eines Plastifizierers, der mindestens eine nitroaromatische Verbindung aufweist,
wobei die Gewichtsprozentanteile der Komponenten A, B und C sich zu 100% addieren.
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1, wobei die Komponente A
10 bis 25 Gewichtsprozent, die Komponente B 70 bis 90 Gewichts
prozent, und die Komponente C 3 bis 12 Gewichtsprozent der
Zusammensetzung ausmacht.
3. Zusammensetzung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die
Komponente C eine oder mehrere Verbindungen enthält, die bei
einer Temperatur von weniger als 100°C schmelzen.
4. Zusammensetzung nach Anspruch 3, wobei die eine
oder mehrere Nitroverbindungen bei Raumtemperatur (20°C)
flüssig sind.
5. Zusammensetzung nach Anspruch 1, wobei jede Nitrover
bindung der Komponente C eine monozyklische nitroaromatische
Verbindung ist.
6. Zusammensetzung nach Anspruch 5, wobei jede Nitrover
bindung eine Di- oder Tri-Nitroverbindung oder ein Gemisch
davon ist.
7. Zusammensetzung nach Anspruch 6, wobei die Verbindung
bzw. die Verbindungen zur Verwendung in der oder als
Komponente C aus Di- und Tri-Nitrobenzenen oder Alkyl- oder
Alkoxybenzenen ausgewählt ist bzw. sind, die gegebenenfalls
Substituentengruppen in dem aromatischen Ring bzw. in den
Alkyl- oder Alkoxygruppen enthalten.
8. Zusammensetzung nach Anspruch 7, wobei jede der
genannten Nitroverbindungen ein Di- oder Tri-Nitroderivat
eines gegebenenfalls substituierten Alkyl- oder Alkoxy
benzens mit 1 bis 3 gegebenenfalls substituierten Alkyl
und/oder Alkoxygruppen mit jeweils 1 bis 4 Kohlenstoffatomen
ist.
9. Zusammensetzung nach Anspruch 8, wobei jede der
genannten Nitroverbindungen ein Di- oder Tri-Nitroderivat
eines gegebenenfalls substituierten Toluens, Äthylbenzens,
Propylbenzens, Butylbenzens, Xylens, Methyläthylbenzens,
Diäthylbenzens oder Mesitylens ist.
10. Zusammensetzung nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, wobei mindestens 50 Gewichtsprozent der
Komponente C eine oder mehrere Alkyl-substituierte
monozyklische Dinitrobenzene enthalten, die aus Dinitro
toluenen, Dinitroäthylbenzenen und Dinitropropylbenzenen
ausgewählt sind.
11. Zusammensetzung nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, wobei mindestens 50 Gewichtsprozent der
Komponente C durch eine oder mehrere nitroaromatische
Verbindungen gebildet sind.
12. Zusammensetzung nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, wobei die Komponente A aus 0 bis 60 Gewichts
prozent Nitrozellulose und 100 bis 40 Gewichtsprozent eines
inerten Zelluloseesters besteht.
13. Zusammensetzung nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, wobei mindestens 75 Gewichtsprozent der
Komponente C durch eine oder mehrere heteroalizyklische
Nitraminverbindungen gebildet sind.
14. Zusammensetzung nach Anspruch 13, wobei mindestens
75 Gewichtsprozent der Komponente B durch eine oder mehrere
der folgenden Verbindung gebildet sind: RDX (Zyklo-1,3,5-
Trimethylen-2,4,6-Trinitramin, Zyklonit oder Hexagen) ,
HMX (Zyklo-1,3,5,7-Tetramethylen-2,4,6,8-Tetranitramin,
Octogen), oder TATND (Tetranitro-Tetraminodecalin).
15. Zusammensetzung nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, die aufweist:
Nitrozellulose
8 bis 10 Gewichtsprozent
Zelluloseacetat-Butyrat 6 bis 12 Gewichtsprozent
RDX 70 bis 80 Gewichtsprozent
nitroaromatischen Plastifizierer 5 bis 10 Gewichtsprozent
Carbamit 1 Gewichtsprozent.
16. Zusammensetzung nach Anspruch 15, wobei der nitro
aromatische Plastifizierer ausgewählt ist aus:
a) einem Gemisch aus Dinitroäthylbenzen und Trinitroäthylbenzen mit:
Dinitroäthylbenzen 50 bis 64 Gewichtsprozent
Trinitroäthylbenzen 36 bis 50 Gewichtsprozent,
b) 2,4-Dinitrotoluen,
@ c) 4,6-Dinitro-o-cresol,
@ d) 2,4-Dinitro-m-xylen.
c
17. Geschoßtreibmittelprodukt, das eine Zusammensetzung
nach einem der vorhergehenden Ansprüche enthält.
18. Zusammensetzung nach Anspruch 1 und im wesentlichen
gemäß irgendeinem der hier beschriebenen spezifischen
Beispiele.
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DE3744680C2 DE3744680C2 (de) | 1996-10-02 |
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NL (1) | NL194964C (de) |
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