DE3732640C1 - Medizinisches Geraet zum Ermitteln von physiologischen Funktionsparametern - Google Patents
Medizinisches Geraet zum Ermitteln von physiologischen FunktionsparameternInfo
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Description
Die Erfindung geht aus von einem medizinischen Gerät
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1, das
insbesondere in Verbindung mit einem Herzschrittmacher
Verwendung finden kann.
In der heutigen Intensivmedizin ist eine erfolgreiche
therapeutische Intervention nur auf der Grundlage
von umfangreichen diagnostischen Informationen möglich.
Wesentlich sind die Kenntnis von Herz- und Atemtätigkeit
als physiologische Funktionsparameter. Diese werden
üblicherweise mit mehreren Meßelementen, wie Herzkathe
tern, speziellen Atmungssensoren etc. überwacht. Der
Aufwand für diese Überwachung, für die Anzeige und
Auswertung der Funktionsparameter ist erheblich.
Die meisten Funktionsparameter sind auch von der körper
lichen Belastung eines Patienten abhängig, so daß
sie auch zum Steuern der Stimulationsfrequenz eines
Herzschrittmachers herangezogen werden können. In
einer Vielzahl von Schriften wird die Steuerung der
Stimulationsfrequenz des Herzschrittmachers durch
Meßsignale beschrieben, die auf der Erfassung eines
einzigen physiologischen Funktionsparameters beruhen.
In der US-PS 45 66 456 wird der systolische Druck
und die zeitliche Veränderung des rechtsventrikulären
Druckes als Funktionsparameter herangezogen, in der
DE-OS 27 17 659 die zentralvenöse Sauerstoffsättigung,
in der US-PS 45 35 774 das intraventrikuläre Schlagvolu
men des Herzens, welches mittels einer Impedanzmessung
bestimmt wird, in der veröffentlichten europäischen
Patentanmeldung 89 014 die Atemfrequenz, die mit Hilfe
einer implantierten Hilfselektrode über eine Impedanzmes
sung ermittelt wird, und in der US-PS 45 96 251 das
Atemminutenvolumen, wobei hierbei neben einer
Hilfselektrode zur Impedanzmessung auch eine Messung
im Bereich des Herzschrittmachergehäuses durch zwei
unterschiedliche, voneinander elektrisch isolierte
Punkte erwogen wird.
In der jüngsten Vergangenheit ist auch erwogen worden,
zum Steuern der Stimulationsfrequenz von Herzschrittma
chern zwei physiologische Funktionsparameter zu berück
sichtigen. So ist in der nicht vorveröffentlichten
deutschen Patentanmeldung P 36 31 155.3 eine Steuerung
der Stimulationsfrequenz aufgrund der Meßsignale eines
die venöse Bluttemperatur im Herzen messenden Temperatur
sensors und eines die körperliche Aktivität des Herz
schrittmachers anzeigenden Aktivitätssensors in einer
sich ergänzenden Weise beschrieben. Die Meßsignale
des Temperatursensors dienen im wesentlichen zur stabilen
Langzeitsteuerung der Stimulationsfrequenz, während
diejenige des Aktivitätssensors im wesentlichen zum
Steuern der Stimulationsfrequenz nach Beginn einer
körperlichen Belastung des Herzschrittmacherträgers
herangezogen werden, da die zentralvenöse Bluttemperatur
dem Beginn einer körperlichen Belastung relativ träge
folgt. Bei diesem Herzschrittmacherträger ist außerdem
die Langzeitsteuerung der Stimulationsfrequenz durch
die Meßsignale des Temperatursensors modulierbar durch
Meßsignale des Aktivitätssensors, so daß eine im wesentli
chen optimale Adaption der Stimulationsfrequenz an
die jeweilige Belastung des Herzschrittmacherträgers
erreicht wird. Außerdem ist eine gegenseitige Kontrolle
der Steuerung der Stimulationsfrequenz durch beide
mit unterschiedlichen Sensoren erfaßte Funktionsparameter
möglich.
Die in der genannten Patentanmeldung angegebene Steuerung
der Stimulationsfrequenz anhand zweier physiologischer
Funktionsparameter basierte auf der Erkenntnis, daß
im wesentlichen lediglich die Atemfrequenz, die Bluttempe
ratur und die Aktivität als absolute Größen heranzuziehen
sind, mit denen ein festes Verhältnis zwischen diesen
Größen und der Stimulationsfrequenz ermittelt werden
kann, wohingegen andere, oben angegebene physiologische
Funktionsparameter lediglich relative Parameter sind,
die eine stabile Langzeitsteuerung des Herzschrittmachers
zumindest erschweren.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein medizini
sches Gerät
anzugeben, bei denen die Meßelementenan
ordnung zum Ermitteln mehrerer physiologischer Funktions
parameter eines Patienten vereinfacht wird, ohne jedoch
die zu einer erfolgreichen Diagnose, Therapie oder
Steuerung der Stimulationsfrequenz benötigten Informatio
nen zu begrenzen.
Diese Aufgabe ist gemäß der Erfindung durch die im
Patentanspruch 1 angegebenen Merkmale
gelöst.
Demgemäß können mit einem einzigen Meßelement, das
innerhalb des Herzens liegt und lediglich einen einzigen
intrakardialen Funktionsparameter erfaßt, sowohl intratho
rakale Druckschwankungen, die mit der Atmung des Patien
ten korrelieren, als auch die vom Herzen selbst ausgehen
de Tätigkeit erfaßt werden.
In zahlreichen Untersuchungen des Anmelders konnte
gezeigt werden, daß die Atmung mit intrathorakalen
Druckschwankungen korreliert, daß diese Druckschwankungen
jedoch nicht nur eine Determinante der Atemtätigkeit
darstellen, sondern in vergleichbarer Weise auch auf das
Herz und dessen Tätigkeit einwirken. Durch Kenntnis des
Zusammenhanges zwischen durch intrathorakale Druck
schwankungen bedingten Änderungen verschiedener kardialer
Parameter, intrathorakalen Druckschwankungen und der
Atemtätigkeit ist es möglich, durch eine geeignete
Erfassung der Änderung kardialer Parameter indirekt die
Atmung zu messen. Darüber hinaus ist es möglich, weitere
Funktionsparameter zu ermitteln, und zwar sich relativ
ändernde Parameter, wie Atemtiefe, Kontraktilität des
Herzmuskels, Schlagvolumen usw.
Bevorzugt wird bei einem medizinischen Gerät gemäß der
Erfindung eine intrakardiale Impedanzmessung vorgesehen,
die dann aussagekräftig ist für die Atmung, für die
Herztätigkeit und andere kardiale und respiratorische bzw.
pulmunale Funktionsparameter.
Wird das medizinische Gerät gemäß Weiterbildung der Erfindung in
Verbindung mit einem Herzschrittmacher verwendet, so
ergeben sich eine Vielzahl von Vorteilen. Zum einen ist
der einfache Aufbau zu nennen, da das Meßelement gleich
zeitig als Stimulationselektrode zu verwenden ist, wobei
bevorzugt eine gewöhnliche bipolare Elektrode verwendet
wird. Die der Frequenz des niederfrequenten Signales
entsprechende Atemfrequenz wird als absolute Größe zu
einer vorgegebenen Beziehung zwischen Atemfrequenz und
Stimulationsfrequenz herangezogen. Diese dadurch festge
legte Grundkennlinie des Herzschrittmachers kann dann
durch andere aus den nieder- und höherfrequenten Signalen
ermittelte, sich relativ ändernde respiratorische und
kardiale Funktionsparameter moduliert werden. Hierdurch
ist trotz der Vorgabe einer festen Grundkennlinie eine
Frequenzoptimierung über die Benutzung weiterer Funktions
parameter gegeben, die im wesentlichen durch die Herztä
tigkeit bedingt sind. Die Erfindung nutzt damit auch die
Möglichkeit aus, verschiedene, unterschiedlich schnell auf
Belastungsänderungen ansprechende physiologische Parameter
der Herz- und Lungentätigkeit zu kombinieren, so daß sie
für eine sinnvolle Verwertung in einem langzeitstabilen
implantierbaren Herzschrittmachersystem geeignet sind und
sich darüber hinaus gegenseitig kontrollieren können.
Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung ist auch darin zu
sehen, daß durch die alleinige intrakardiale Messung,
vorzugsweise eine Impedanzmessung, respiratorische und
kardiale Funktionsparameter eindeutig voneinander unter
schieden werden können. Dies ist bei anderen Meßprinzipien
nicht möglich, z. B. der obenerwähnten Impedanzmessung
der Atmung mit Hilfe einer thorakalen Hilfselektrode. Es
hat sich nämlich gezeigt, daß die intrakardial erfaßten
Meßsignale und die thorakal erfaßten Meßsignale bei einer
Belastung eines Patienten teilweise gegensinnig verlaufen,
so daß das gesamte Nutzsignal nur einen geringen Aussage
wert und zumindest von hohen Störungen überlagert ist.
Eine solche gegenseitige Störung respiratorischer bzw.
pulmunaler und kardialer Funktionsparameter wird durch die
Erfindung zuverlässig ausgeschaltet.
Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen angegeben.
Die Erfindung ist in einem Ausführungsbeispiel in Verbin
dung mit einem Herzschrittmacher anhand der Zeichnung
näher erläutert. In dieser stellt dar
Fig. 1 eine schematische Ansicht eines in einem Patienten
implantierten Herzschrittmachers;
Fig. 2 ein Blockschaltdiagramm eines Herzschrittmachers;
Fig. 3 eine Grundkennlinie des Herzschrittmachers, mit der
die Stimulationsfrequenz und die Atemfrequenz
miteinander in Beziehung gebracht werden sowie ein
daraus durch relative sich ändernde Funktionspara
meter ergebendes Kennlinienfeld;
Fig. 4 ein Signaldiagramm zur Erläuterung der Ermittlung
der Stimulationsfrequenz;
Fig. 5 die Filtercharakteristiken einer in der Steuer
schaltung des Herzschrittmachers verwendeten Tief
paß- und einer Hochpaßschaltung;
Fig. 6, 7 und 8 Signaldiagramme zur Erläuterung des Impedanzver
laufes bei intrakardialer Messung im Tierversuch
mit verschiedenen Parametern;
Fig. 9 den Verlauf der intrakardialen Impedanz, des EKGs
und der Atemtätigkeit (Pneumotachographie) bei
einem Menschen;
Fig. 10 Signaldiagramme für das EKG, den höherfrequenten
Anteil der Impedanz im rechten Ventrikel (Z RV HP),
den Druck im rechten Ventrikel (P PV ), den Druck im
Oesophagus, der dem intrathorakalen Druck ent
spricht (P OES ), für den niederfrequenten Anteil der
Impedanz im rechten Ventrikel (Z RV TP) und für das
direkt gemessene Ausatemsignal (Pneumotachographie)
bei einem Herzschrittmacherträger;
Fig. 11a die Abhängigkeit des Atemzugvolumens vom intratho
rakalen Druck;
Fig. 11b die Abhängigkeit des rechtsventrikulären Druckes
vom rechtsventrikulären Volumen.
In Fig. 1 ist ein in einem Patienten 1 implantierter
Herzschrittmacher 2 gezeigt, der ein Gehäuse 3 aufweist,
von dem eine Sonde 4 ausgeht, die über eine Vene in das
Herz 5 führt. Die Sonde 4 ist an ihrem vorderen, im
Ventrikel liegenden Ende als bipolare Elektrode 6 ausge
bildet mit einer an der Spitze der Sonde 4 gelegenen
ersten Elektrode 7 und einer mehr proximal gelegenen
zweiten Elektrode 8. Elektrische Leitungen 9 und 10
innerhalb der Sonde 4 verbinden die beiden Elektroden 7
und 8 mit einer Steuerschaltung 11, die in dem Gehäuse 3
angeordnet ist.
Die Steuerschaltung 11 ist in Fig. 2 zur Erläuterung der
Funktion aus diskreten Schaltungselementen aufgebaut; es
ist selbstverständlich, daß diese Steuerschaltung auch
durch eine integrierte Schaltung, etwa durch einen
Mikroprozessor mit entsprechender Software realisiert
werden kann.
Die Steuerschaltung 11 ist unterteilt in eine Meßschaltung
12, eine mit dieser verbundenen Logik 13 und eine
Stimulationsschaltung 14. Aktive Schaltungselemente der
Steuerschaltung 11 werden durch eine Batterie 15 mit
Energie versorgt.
Die Leitung 10 ist mit Grundpotential verbunden, die
Leitung 9 mit der Meßschaltung 12, und zwar darin mit
einem ersten Hochpaß 16. Ein Oszillator 17 liefert einen
Wechselstrom mit einer Frequenz zwischen etwa 10 kHz und
100 kHz mit niedriger Stromstärke im Bereich einiger
Mikroampere bzw. zur Verringerung der Batteriebelastung
Einzelimpulse von z. B. 0,01 msec Dauer mit einer
Stromstärke von etwa 1 Mikroampere. Das Stromsignal des
Oszillators 17 liegt auch an den Elektroden 7 und 8 der
bipolaren Elektrode 6 an. Der durch das Ohmsche Gesetz
definierte Widerstand bzw. die Impedanz zwischen diesen
beiden Elektroden wird in einem Impedanzmeßgerät 18
bestimmt, der dem Hochpaß bzw. Filter 16 nachgeschaltet
ist. Dieses Rohsignal wird einmal einer Tiefpaßschaltung
19 und zum anderen einer Hochpaßschaltung 20 zugeführt,
die das Rohsignal in ein nieder- und ein höherfrequentes
Signal aufteilen. Die Tiefpaßschaltung 19 läßt Signale
durch, die der niedrigen Atemfrequenz des Patienten
zuzuordnen sind, die Hochpaßschaltung 20 berücksichtigt
Signale, die der höherfrequenten Herztätigkeit des Patien
ten zuzuordnen sind. Da die Herzfrequenz in der Regel das
Vier- bis Fünffache der Atemfrequenz beträgt, können diese
respiratorischen bzw. pulmunalen und kardialen Signale
ohne Schwierigkeit getrennt werden.
Die Ausgangssignale der Tiefpaß- und Hochpaßschaltung 19,
20 werden jeweils einer Signalformerstufe 21 bzw. 22
zugeführt, in denen eine Vorauswertung, z. B. Mittel
wertbildung, Bestimmung der zeitlichen Ableitung und
anschließenden Integration oder dergleichen erfolgt. Eine
Ausgangsleitung 23-1 der Tiefpaßschaltung 21 führt dann
ein der Atemfrequenz zuzuordnendes Signal, daß der
Frequenz des niederfrequenten Signales entspricht, eine
weitere Ausgangsleitung 23-2 führt ein der Atemtiefe
zuzuordnendes Signal entsprechend der Amplitude des
niederfrequenten Signales. Eine Ausgangsleitung 24-1 der
Hochpaßschaltung 22 führt ein der Kontraktilität des
Herzens entsprechendes Signal, das der zeitlichen Ablei
tung des hochpaßgefilterten Impedanzsignales, d. h. der
zeitlichen Änderungsrate des systolischen Schlagvolumens
entspricht. Eine weitere Ausgangsleitung 24-2 führt ein
dem Schlagvolumen des Herzens zuzuordnendes Signal entspre
chend der Amplitude des hochgepaßten Impedanzsignales.
Sämtliche Ausgangsleitungen 23 und 24 werden mit der Logik
13 verbunden, die aufgrund der anliegenden Signale, eine
optimale, der Belastung des Herzschrittmacherträgers
adäquate Stimulationsfrequenz berechnet. Diese Stimula
tionsfrequenz wird einem Impulsgenerator 25 im Stimula
tionssignal 14 zugeführt, der entsprechende Stimulations
impulse über einen Filter 26 an die bipolare Elektrode 6
abgibt.
Der Meßkanal 12 und der Stimulationskanal 14 sind durch
die Filter 16 und 26 frequenzmäßig getrennt, so daß
Signale in einem Kanal den jeweilig anderen Kanal in
seiner Funktion nicht beeinträchtigen. Dadurch kann die
bipolare Elektrode 6 sowohl als Meß- als auch Stimula
tionselektrode benutzt werden.
Zur Steuerung der Stimulationsfrequenz in Abhängigkeit der
körperlichen Belastung eines Herzschrittmacherträgers wird
eine Grundkennlinie 27 gemäß Fig. 3 verwendet, die eine
feste Beziehung zwischen Atemfrequenz und Stimulationsfre
quenz vorgibt. Diese Grundkennlinie 27 weist drei unter
schiedlich steile jedoch lineare Abschnitte auf, wobei im
ersten Abschnitt einer Atemfrequenz zwischen etwa 8 und 16
Zügen pro Minute eine Herzfrequenz zwischen etwa 50 und 70
Schlägen pro Minute zugeordnet wird. Einer Atemfrequenz
zwischen 16 und etwa 28 Zügen pro Minute wird eine
Herzfrequenz zwischen etwa 70 und 120 Schlägen pro Minute
zugeordnet, einer Atemfrequenz zwischen 28 und etwa 44
Zügen pro Minute eine Herzfrequenz zwischen 120 und 150
Schlägen pro Minute. Die berechneten Herzfrequenzen werden
in jedem Falle limitiert, so daß eine untere Grenzfrequenz
von 50 Schlägen pro Minute und eine obere Herzfrequenz von
150 Schlägen pro Minute festgelegt wird. Verlauf und
Steilheit dieser Beziehung lassen sich jedoch den indivi
duellen Bedürfnissen des Patienten anpassen, was auch nach
Implantation auf nichtinvasivem Wege möglich ist.
Die tatsächliche Stimulationsfrequenz wird jedoch nicht
allein nach dieser Grundkennlinie 27 festgelegt, vielmehr
kann diese in Abhängigkeit mehrerer in dem Meßkanal 12
ermittelter Funktionsparameter moduliert werden, und zwar
im einfachsten Falle parallel zur Ordinate, d. h. der
Herzfrequenz verschoben werden, wie dieses durch die
gestrichelten Kennlinien in Fig. 3 angedeutet ist. Durch
die weiteren in dem Meßkanal ermittelten Funktionsparame
ter, die auf den Leitungen 23-2, 24-1 und 24-2 anliegen,
wird dann sozusagen der jeweilige Bezugspunkt bzw.
Ausgangswert für die Grundkennlinie ständig neu definiert.
Die Funktion des Herzschrittmachers wird anhand der Fig. 4
erläutert, in der die Funktionsparameter Kontraktilität
des Herzens, Schlagvolumen, Atemzugvolumen und Atemfre
quenz sowie die Stimulationsfrequenz über der Zeit vor und
nach einer Belastung des Herzschrittmacherträgers aufge
tragen sind. Bei Ruhe des Herzschrittmacherträgers wird
die Stimulationsfrequenz allein durch die absolute Grund
kennlinie 27 entsprechend der Atemfrequenz bestimmt. Wird
der Herzschrittmacher zum Zeitpunkt 1) belastet, so steigt
zunächst die Kontraktilität des Herzens an, was durch das
Signal auf der Leitung 24-1 angezeigt wird. Die Stimula
tionsfrequenz wird dadurch erhöht. Zum Zeitpunkt 2) steigt
auch das Schlagvolumen an, so daß die Stimulationsfrequenz
weiter erhöht wird. Das Schlagvolumen stellt sich nach
einer kurzen Zeit als etwa konstant ein, so daß auch die
Stimulationsfrequenz etwa konstant gehalten wird. Zum
Zeitpunkt 3) steigt auch das Atemzugvolumen an, wobei
Kontraktilität und Schlagvolumen im wesentlichen konstant
bleiben. Die Stimulationsfrequenz wird erneut angehoben,
bis zum Zeitpunkt 4) das Schlagvolumen erneut abfällt,
wobei jedoch das Atemzugvolumen weiter ansteigt. Die
Abnahme des Schlagvolumens zeigt dabei an, daß die
Stimulationsfrequenz in einen Bereich angestiegen ist, in
dem das Schlagvolumen sein neues Optimum finden kann.
Obwohl das Atemzugvolumen noch weiter ansteigt, wird daher
die Stimulationsfrequenz annähernd konstant gehalten.
Zum Zeitpunkt 5) steigt dann auch die Atemfrequenz, so daß
der Arbeitspunkt des Schrittmachers auf der durch die
erwähnten relativen Funktionsparameter verschobenen Grund
kennlinie ansteigt. Da das Schlagvolumen zu diesem
Zeitpunkt noch weiter sinkt, ist der Anstieg relativ
moderat. Zum Zeitpunkt 6), an dem die Atemfrequenz weiter
ansteigt, das Schlagvolumen jedoch etwa konstant bleibt,
wird die Stimulationsfrequenz angehoben, bis zum Zeitpunkt
7) sich eine konstante Atemfrequenz einstellt. Kontrakti
lität, Schlagvolumen und Atemzugvolumen sind zu diesem
Zeitpunkt im wesentlichen konstant. Zwischen den Zeitpunk
ten 7) und 8) steigt das Schlagvolumen geringfügig an,
während die anderen Funktionsparameter konstant bleiben.
Aus diesem Grunde wird auch die Stimulationsfrequenz
geringfügig angehoben. Zwischen den Zeitpunkten 8) und 9)
verlaufen alle Funktionsparameter etwa konstant, so daß
auch die Stimulationsfrequenz konstant bleibt. Zu dem
Zeitpunkt 9) hört die Belastung auf, wodurch die Kontrak
tilität und das Schlagvolumen abnehmen, während das
Atemzugvolumen geringfügig ansteigt, im wesentlichen
jedoch konstant bleibt und die Atemfrequenz abfällt. Aus
diesem Grunde wird bis zu dem Zeitpunkt 10) die Stimula
tionsfrequenz abgesenkt. Zu diesem Zeitpunkt erreichen die
Kontraktilität und das Schlagvolumen wieder ihre normalen
Werte. Ab dem Zeitpunkt 10) folgt das Atemzugvolumen und
die Atemfrequenz, so daß die Stimulationsfrequenz weiter
abgesenkt wird. Diese gilt auch bis zum Zeitpunkt 12), ab
dem das Atemzugvolumen relativ langsamer auf den Ruhewert
abfällt. Ebenso fällt auch die Atemfrequenz langsamer
gegen den Ruhewert 13) ab, in der die Atemfrequenz diesen
Ruhewert wieder erreicht. Da zu diesem Zeitpunkt das
Atemzugvolumen noch über dem Ruhewert liegt, hat die
Stimulationsfrequenz noch nicht den Ruhewert, dieser wird
erst im Zeitpunkt 14) erreicht, zu dem das Atemzugvolumen
auf den Ruhewert abgefallen ist.
In Versuchen mit gesunden Probanden wurde festgestellt,
daß die auf diese Art erreichte Stimulationsfrequenz sehr
gut mit der Herzfrequenz eines Gesunden korreliert.
In Fig. 5 ist die Filtercharakteristik der verwendeten
Tiefpaßschaltung 19 angegeben. Man sieht, daß der Trans
missionsgrad, angegeben in %, bei einer Frequenz von ein
Hz, praktisch auf Null abgesunken ist. Die mit der
Herztätigkeit korrelierenden Signale weisen alle eine
Frequenz ab diesem Wert auf, so daß eine Beeinträchtigung
der tiefgepaßten Signale durch Signale, die auf der
Herztätigkeit beruhen, nicht gegeben ist. Die tiefgepaßten
Signale können in der Signalformerschaltung 21 noch
dadurch aufbereitet werden, daß die Amplitude entsprechend
der Filtercharakteristik korrigiert wird. Hierdurch wird
eine noch adäquatere Bewertung der Atemtiefe möglich. Die
Filtercharakteristik der verwendeten Hochpaßschaltung 20
schließt sich an diesen Bereich an, was in der Figur
schematisch gestrichelt dargestellt ist, so daß in dem
Hochpaßzweig lediglich auf der Herztätigkeit beruhende
Signale ungestört von den respiratorischen Signalen
anliegen.
In zahlreichen Messungen sowohl im Tierversuch als auch
bei mehr als 20 gesunden Probanden und Herzschritt
macherpatienten hat der Anmelder die der Erfindung
zugrundeliegenden Merkmale untersucht. In einer initialen
Untersuchungsreihe am Hund konnte nachgewiesen werden, daß
die intrakardialen Impedanzveränderungen zum einen durch
kontraktilitätsbedingte kardiale Veränderungen, zum ande
ren überlagert durch die Atemtätigkeit bestimmt werden
(Fig. 6). In derselben Untersuchungsreihe konnte darüber
hinaus gezeigt werden, daß die myokardiale Kontraktilität
einen Einfluß auf die zeitliche Änderungsrate der herz
schlagbedingten Impedanzveränderung innerhalb eines Herz
schlages im rechten Ventrikel ausübt und daß somit eine
Bestimmung der relativen Kontraktionsfähigkeit des Herzens
über die zeitliche systolische Änderungsrate des Impedanz
signals während eines Herzschlages möglich ist (Fig. 2a,
b, c, d). Des weiteren läßt sich nicht nur der Einfluß der
Atemfrequenz, sondern auch der Atemtiefe auf das intrakar
diale Impedanzsignal feststellen (Fig. 3a, c, b). Dabei
wurde das Atemminutenvolumen konstant gehalten, jedoch die
Atemfrequenz von 10 auf 20 bzw. 30 Atemzüge/Minute
gesteigert.
Die gedankliche Übertragung der im Tierversuch gefundenen
experimentellen Daten auf den Menschen zeigt, daß bei
einem Patienten mit implantiertem Herzschrittmachersystem
folgende Verhältnisse vorliegen:
Nach dem bisherigen Stand der Technik wurde zwischen einem
implantierten Impulsgenerator und der Spitze einer Hilfs
elektrode die Veränderung der thorakalen Impedanz be
stimmt. Grundlage für die Messungen bildet die Erfah
rungstatsache, daß mit der Atmung die Impedanz als Summe
mehrerer sich addierender Widerstände eine Änderung erfährt.
Dabei kommt jedem Einzelgewebe und seinem entsprechenden
widerstandsmäßigen Anteil ein entsprechender Einfluß an
einer Gesamtimpedanz zu. Verschiedene Körpergewebe mit
ihren Einzelimpedanzen haben einen entsprechenden Anteil am
gemessenen Gesamtwert. Den größten Einfluß üben dabei
Blut, Lunge, Fettgewebe, Bindegewebe und Herzmuskeln sowie
die Übergangsimpedanzen zwischen jeweils zwei benachbarten
Geweben aus. Sowohl die Übergangsimpedanzen als auch die
Impedanz des Fett- und Bindegewebes sind von Atem- und
Herztätigkeit weitgehend unabhängig, so daß sie zwar den
absoluten Beitrag der Gesamtimpedanz mit beeinflussen, für
deren Schwankungen mit Atmung und Herzschlag jedoch keinen
wesentlichen Beitrag leisten. Bei alleiniger Betrachtung
der Variation intrathorakaler Impedanz sind Blut und Lunge
als wesentliche Einflußgrößen bestimmend. Entsprechend dem
Überwiegen von Lungengewebe kommt es bei Bestimmung von
Impedanzänderungen zwischen einem Schrittmachergehäuse und
der Spitze einer über dem rechten Hemithorax implantierten
Hilfselektrode zu Impedanzschwankungen, die überwiegend
durch eine Änderung des Abstandes der beiden Meßpunkte und
durch eine Ab- bzw. Zunahme von Lungenstruktur mit der
Atemtätigkeit bedingt sind.
Beim Vergleich des menschlichen Körpers mit seinen
verschiedenen Einzelimpedanzen mit einem sich verändernden
elektrischen Leiter wird der zwischen zwei Punkten
gemessene impedanzmäßige Widerstand Z durch den jeweiligen
Anteil von Widerstandsgewebe mit dem spezifischen Wider
stand ρ, der Länge L sowie der jeweiligen Querschnitts
fläche A bestimmt zu Z = ρ × . Betrachtet man den Thorax
als Volumenkörper, ergibt sich Z = ϕ × .
Aufgrund dieser theoretischen Überlegungen wird ersicht
lich, daß sich bei Messungen zwischen Schrittmachergehäuse
und Spitze einer routinemäßig verwandten Stimulationselek
trode Impedanzänderungen mit der Atmung ergeben, die
sowohl durch die Geschehnisse des Herzschlags und des
Blutkreislaufs als auch durch die Atemtätigkeit bestimmt
werden. Aufgrund des relativ geringen spezifischen Wider
stands von Blut, das bei einem Hämatokrit von 45% einen
spezifischen Widerstand von rund 100 Ohm mal cm aufweist,
im Vergleich zur Lunge von rund 1000 Ohm mal cm, wird
deutlich, daß sich die Gesamtimpedanz mit der Atmung trotz
des volumenmäßigen Überwiegens der Lunge bei Messungen im
Bereich zwischen Herzschrittmachergehäuse und Spitze der
Stimulationselektrode nur wenig ändert, da die kardialen
und kreislaufmäßigen Schwankungen, die sich zu den
pulmonalen Impedanzschwankungen entgegengesetzt verhalten,
die pulmonalen praktisch kompensieren. Dies ist durch den
einatembedingten Anstieg der lungenmäßigen Impedanz auf
der einen Seite, auf der anderen Seite durch den
einatembedingten Abfall der intrakardialen, intravaskulä
ren und hilären (Gefäße der Lungenwurzel) Impedanz
innerhalb der Meßstrecke zwischen Stimulationselektroden
spitze und Schrittmachergehäuse bedingt.
Diese theoretischen Überlegungen konnten in zahlreichen
Versuchen nachgewiesen und untermauert werden. Es zeigte
sich dabei zusätzlich, daß Volumenänderung der oberen
Hohlvenen, die insbesondere auf Lageänderung des Patienten
deutlich ansprechen, eine impedanzmäßig determinante Größe
sind. Weiterhin zeigte es sich, daß z. B. bei Messungen in
der die obere Hohlvene in der Meßstrecke zum Herzschritt
machergehäuse liegt, die durch Sprechen bedingten Volumen-
und Durchmesseränderungen der oberen Hohlvene und damit
die Änderungen des Widerstandswerts der niederohmigen
Blutsäule der oberen Hohlvene gegenüber den atmungsbeding
ten Änderungen der Lunge sogar überwiegend sind. Das von
anderen Untersuchern angestrebte Konzept der Ermittlung
der Atmungstätigkeit über Bestimmung der transthorakalen
Impedanzänderungen zwischen Herzspitze und Schrittmacher
gehäuse hat unseren Untersuchungen zufolge daher eine hohe
Störanfälligkeit gegenüber nicht kardialen und nicht
pulmonalen Einflüssen, wie Pressen, Husten, Sprechen,
Lachen und plötzlichen Lageänderungen. Darüber hinaus steht
das Verhältnis von Nutzsignal - der Atmung - zu dem
Störsignal - obengenannter nichtatmungsbedingter Einflüsse
- in einem ungünstigen Verhältnis.
Bisherige Untersuchungen zur Bestimmung der atembedingten
transthorakalen Impedanzschwankungen gingen davon aus, daß
inspiratorisch eine Zunahme der thorakalen Impedanz durch
vermehrt inspiratorische Lungengewebe mit hoher Impedanz
zu erwarten sei. Aufgrund unserer Untersuchungen zeigt es
sich, daß eine Bestimmung der atmungsbedingten lungenmäßi
gen Impedanzänderungen infolge von blutvolumenbedingten
Änderungen oft zu nur zufälligen und nicht stabilen
Ergebnissen führt. Darüber hinaus fanden wir, daß die
gleichzeitig mitermittelten kardialen und zirkulatorischen
Änderungen der Impedanz bei transthorakaler Messung keine
gerichtete und reproduzierbare Wertigkeit im Sinne einer
Verwertbarkeit für ein implantierbares Schrittmachersystem
aufweisen.
Unsere Untersuchungen zielten daher in eine völlig neue
Richtung, die pulmonalen atmungsbedingten Veränderungen
nicht direkt im Brustraum - wie bisher vorgeschlagen - zu
messen und dabei die inspirationsbedingte Impedanzzunahme
zu registrieren, sondern indirekt den Einfluß atmungskor
relierter, intrathorakaler Druckschwankungen auf die
Änderung der intrakardialen Impedanz zu erfassen. Wie
bereits aus Fig. 6, 7 und 8 im Tierversuch ersichtlich,
üben intrathorakale Druckschwankungen beim Hund, in diesem
Versuch in Form einer externen Beatmung, einen deutlichen
Einfluß auf die intrakardialen Impedanzveränderungen aus.
Diese überlagern die eigentliche Herztätigkeit in entspre
chender Weise.
In zahlreichen weiterführenden Untersuchungen an Patienten
und Probanden konnten wir die Abhängigkeit der intrakardi
alen Impedanzveränderungen auch von der Spontanatmung beim
Menschen nachweisen (Fig. 9 und 10).
In Fig. 9 ist in der oberen Zeile die Impedanz, in der
mittleren Zeile die direkt gemessene Ausatmung (EX) im
zeitlichen und volumenbedingten Verlauf und in der unteren
Zeile das EKG aufgezeichnet. Die Einatmungsphasen sind in
der oberen Zeile durch eine inspirationsbedingte Abnahme
der Impedanz deutlich zu erkennen. Dabei übt der thorakale
Druckabfall bei der Einatmung einen verstärkten Blutsogef
fekt aus und führt so zu einer stärkeren Füllung des
Ventrikels, was sich in einer entsprechenden Abnahme der
Impedanz äußert (mehr Blut mit niedriger Impedanz in
Umgebung der Elektrode). Die inspirationsbedingte Zunahme
der pulmonalen Impedanz spielt bei der intraventrikulären
Messung gemäß der Erfindung eine zu vernachlässigende
Rolle. In der Phase des Atemanhaltens nach Inspiration ist
in Zeile 1, Fig. 5 des weiteren zu erkennen, daß sich nach
initialer, inspirationsbedingter vermehrter Füllung der
Ventrikel wieder auf seine Normalgröße einpendelt. Die
anschließende Ausatmung führt dann zu einer weiteren,
allerdings recht geringen Zunahme der Impedanz, bedingt
durch weitere Volumenabnahme des Ventrikels. Die feinen
Veränderungen der Impedanz, die sich mit dem EKG korrelie
ren, sind durch das Schlagvolumen bedingt.
Fig. 10 teilt das in Fig. 9, Zeile 1 gezeigte Rohsignal in
einen hochpaßgefilterten (HP) Schlagvolumenanteil (Zeile
2) und einen tiefgepaßten (TP) Atemanteil (Zeile 6) auf.
Deutlich erkennbar ist die schlagvolumenbedingte Zunahme
der Impedanz Z des HP-Signals (dabei gleichzeitiger
Anstieg des P RV ) mit jeder Herzaktion (QRS Komplex). Die
Einatmungsphase ist mit einem Abfall, die Ausatmungsphase
mit einem Anstieg des Drucks im Oesophagus (P OES ) als
repräsentative Größe des intrathorakalen Drucks vergesell
schaftet. Durch die Druckübertragung auf das Herz kommt es
einatmungsbedingt zu der entsprechenden größeren Blutfülle
im Herzen und dadurch zu einer inspiratorisch geringeren
Impedanz Z RV TP.
Die theoretische Basis für die Erfindung besteht dahinge
hend, daß bei einem Absinken des intrathorakalen Drucks
bei der Inspiration eine Volumenzunahme der Lunge statt
findet. Dabei ist sowohl beim gesunden als auch beim
älteren Patienten über weite Strecken der normalen
Lungentätigkeit eine lineare Relation zwischen Änderung
des intrathorakalen Drucks und Änderung des Lungenvolumens
gegeben (Fig. 11a). Die Änderung des intrathorakalen
Drucks wiederum pflanzt sich direkt auf das Herz fort.
Durch diese Druckschwankungen entstehen wechselnde Schwan
kungen des intrakardialen Drucks. Diese werden durch das
das Herz umgebende Perikard im Regelfall, also bei
Nichtvorliegen einer restriktiven Perikarderkrankung,
unverändert auf das Herz übertragen. Die intrakardialen
Druckschwankungen ihrerseits haben eine Volumenverschie
bung innerhalb des Herzens zur Folge. Diese entspricht den
jeweiligen myokardialen Parametern des Patienten (Fig.
11b). Dabei kann in einem weitgehenden Bereich der
normalen Herztätigkeit ebenfalls von einem linearen
Verhalten von Druck und Volumen ausgegangen werden, so daß
über weite Bereiche der Herz-Lungentätigkeit innerhalb des
alltäglichen Lebens eine angenähert lineare Beziehung
zwischen Veränderung des Lungenvolumens, also der Atmung,
und einer Veränderung des intrakardialen Volumens besteht.
Eine Erfassung des intrakardialen Schlagvolumens mit
Impedanzmessungen wurde in früheren Arbeiten beschrieben
(Baan, McKay, Ohlsen). Innerhalb des Herzmuskels kann
davon ausgegangen werden, daß das Blut mit seinem
geringsten spezifischen Widerstand die determinierende
Größe von volumenbedingten Impedanzänderungen darstellt.
Gemäß der Erfindung lassen sich mit intrakardialer
Impedanzmessung nicht nur schlagvolumenbedingte Änderungen
innerhalb eines Sektors des Herzmuskels erfassen, sondern
auch die auf diesen Sektor einwirkende Atemtätigkeit.
Eine Absolutmessung von Volumenänderungen und den einwir
kenden Drucken der Atmung, die mit dem Atemminutenvolumen
korrelieren, ist dabei jedoch nur angenähert möglich.
Relative Änderung gegenüber einem einmal festgelegten
Wert, der sich von Patient zu Patient unterscheiden kann
und sich auch beim selben Patienten durch jeweils
verschiedene Einflußfaktoren ändern kann, ist jedoch gut
möglich.
Gemäß der Erfindung ist es darüber hinaus möglich, daß
trotz einer Reihe von Einflußfaktoren auf eine absolute
Impedanzmessung, wie sie z. B. durch Veränderung des
Hämatokrits, durch Veränderungen der Temperatur, durch
Veränderung des pulsatilen Flusses, durch Veränderungen
der Impedanz des depolarisierten Herzmuskels, durch
Veränderungen der räumlichen Lage des Katheters innerhalb
im Herzmuskel, durch Veränderungen der umgebenden pulmona
len Grundimpedanz und durch Veränderungen der geometri
schen Konfiguration des rechten Ventrikels im Rahmen eines
tiefertretenden Zwerchfelles bedingt sind, auch langfri
stig eine relative Änderung der ermittelten Impedanzwerte
im Vergleich zu einer relativen Änderung des Atemminuten
volumens sicher zu erfassen.
Aufgrund der Ergebnisse unserer Untersuchungen läßt sich
in mehr als 95% aller Atemaktionen eine korrekte
Zuordnung aus impedanzmäßig intrakardial ermittelten
Atemzügen zu wirklichen Atemzügen treffen, so daß die
ermittelte Atemfrequenz eine absolute, langfristig sehr
zuverlässig zu erfassende Größe darstellt. Innerhalb eines
Steueralgorithmus stellt die absolut gemessene Atemfre
quenz daher die Bezugsgröße und als Absolutwert die
Grundlage der Steuerung dar. In Fig. 3 ist der Verlauf der
Zuordnung von Atemfrequenz zu Herzstimulationsfrequenz
dargestellt. Dabei zeigt die Atemfrequenz entsprechend von
uns an mehr als 100 Herzschrittmacher-Patienten vorgenom
menen Messungen eine Beziehung zur Herzfrequenz, die durch
einen S-förmigen Verlauf gekennzeichnet ist. Im Bereich
niedriger Atemfrequenzen ist das Verhältnis von Atemfre
quenz zu Herzfrequenz niedriger und im Bereich höherer
Atemfrequenzen besteht ebenfalls eine flachere Beziehung
zwischen Atemfrequenzsteigerung und Herzfrequenzstei
gerungen. Dies ist dadurch bedingt, daß bei Belastungen
mit hoher Intensität die Atmung durch die Übernahme
sonstiger kompensatorischer Mechanismen innerhalb des
kariopulmonalen Systems überproportional zur Sauerstoff
aufnahme ansteigt. Aufgrund dieser von uns ermittelten
Ergebnisse wird eine Beziehung vorgeschlagen, die in
Abhängigkeit von der Atemfrequenz eine unterschiedliche
Korrelation von Atemfrequenz zu Herzfrequenz entsprechend
Fig. 3 vorsieht.
Diese Zuordnung von Atemfrequenz zur Herzfrequenz stellt
das Grundgerüst innerhalb eines Steueralgorithmus dar.
Darüber hinaus wird die Atemfrequenz in ihrer Beziehung zur
Herzfrequenz durch zusätzliche kardiale und pulmonale
Einflußfaktoren modifiziert. So führt eine Erhöhung der
Kontraktilität zu einer höheren Herzfrequenz bei gleicher
Atemfrequenz, in gleicher Weise führt ein Anstieg des
relativ ermittelten Schlagvolumens und des Atemvolumens zu
einem Anstieg der Herzfrequenz. Im umgekehrten Fall trifft
es ebenfalls zu, daß eine Verminderung der obengenannten
Parameter zu einer Absenkung der Herzfrequenz bei gleich
bleibender Atemfrequenz führt. Ein wesentlicher Kernpunkt
der Erfindung ist jedoch, daß die Atemfrequenz als
absolute Größe die jeweilige Bezugsgröße innerhalb der
Steuerung durch andere sich relativ ändernde Größen
darstellt. Dadurch, daß Atemzugvolumen, Schlagvolumen und
die über die Änderungsgeschwindigkeit der intrakardialen
Impedanz pro Zeiteinheit ermittelte Kontraktilität nur
relative Größen darstellen, finden nur relative Änderungen
zu einem sich durch Mittelwertbildung kontinuierlich neu
definierenden Basiswert Eingang in die Frequenzregelung.
Dies bedeutet, daß eine länger bestehende gleichbleibend
konstante Erhöhung des relativen Meßwertes des Schlagvolu
mens, der Kontraktilität oder des Atemzugvolumens nach
einem frei wählbaren vorgegebenen Zeitintervall eine
entsprechende Bewertung als neuer Basiswert erfährt.
Dadurch lassen sich durch äußere Faktoren bedingte
Änderungen der intrakardialen Impedanz, wie sie sich z. B.
durch Elektrolytenveränderungen, durch Veränderungen des
Hämatokrits, durch Veränderungen der Temperatur oder durch
Veränderungen der Ventrikelkonfiguration (Lage des Patien
ten), durch Infarkte oder durch Beeinflussung des kontrak
tilen Musters des Herzmuskels durch Medikamente (Wasser
tabletten) vollziehen, eine entsprechende Berücksichti
gung. Dies entspricht den in unseren Untersuchungen
gewonnenen Meßdaten, daß sich sowohl Schlagvolumen,
Atemzugvolumen und Kontraktilität nur als relativ ändernde
Größe erfassen und als alleinige frequenzbestimmende
Parameter für eine frequenzadaptive Schrittmachertherapie
nur begrenzt geeignet sind. Dahingegen sind sie in
Verbindung mit einer langzeitmäßig stabil zu erfassenden
absoluten Meßgröße, wie der Atemfrequenz, in sinnvoller
Weise kombinierbar. Aufgrund ihrer negativen Rückkopplung
mit der Stimulationsfrequenz (Rückgang der Meßgröße, z. B.
des Schlagvolumens bei inadäquat zu schneller Stimulation
und dadurch Rückgang der Frequenz) sind die relativ zu
erfassenden Parameter zur Optimierung der Stimulationsfre
quenz durch Rückkopplung gut geeignet. Im Unterschied zu
den bisherigen frequenzadaptiven Herzschrittmachern ist es
ein wesentlicher Grundgedanke der vorliegenden Erfindung,
eine Frequenzoptimierung durch negativen "Feed Back" ohne
zusätzlich zu implantierenden Sensor zu realisieren und
dabei zwei körpereigene physiologische Determinanten,
Herztätigkeit und Lungentätigkeit zur Steuerung heranzu
ziehen.
Fig. 4 beschreibt den schematischen Verlauf der Stimula
tionsfrequenz anhand der zeitlichen Veränderungen der
jeweiligen Parameter. Die Frequenz ist dabei eine Funktion
der basalen Atemfrequenz plus der Modulation durch die
relative Änderung des Schlagvolumens im Vergleich zum als
Basiswert definierten Schlagvolumen plus der Modulation
durch den in gleicher Weise bestimmten Frequenzanteil der
Kontraktilität und des Atemvolumens. Effektive Stimula
tionsfrequenz = Stimulationsfrequenz entsprechend der
Atemfrequenz + Anteil Schlagvolumen + Anteil Kontraktili
tät + Anteil Atemzugvolumen.
Im Unterschied zum bisherigen frequenzadaptivem System
ohne speziellen Sensor ist ein weiterer Grundgedanke der
Erfindung, den Anteil der frequenzmäßigen Änderungen
aufgrund der Änderungen der relativen Parameter, wie
Schlagvolumen, Kontraktilität und Atemminutenvolumen auf
eine den jeweiligen Parametern entsprechend maximierte
Frequenzänderung zu limitieren. So zeigt sich aufgrund
unserer Messungen, daß eine Limitierung der Schlagvolumen
bedingten Veränderung auf 15 bis 20 Schläge, der kontrak
tilitätsbedingten Änderungen auf 15 bis 20 Schläge und des
Atemminutenvolumens auf 15 bis 25 Schläge den in der
Praxis ermittelten Meßgrößen und deren relativen Änderun
gen unter Alltagsbedingungen gerecht wird. Dabei wird aus
Gründen der einfacheren Realisierbarkeit von einer linea
ren Beziehung der relativen Änderung der entsprechenden
Meßparametern im Vergleich zu ihrem ständig sich neu
definierenden Ausgangswert ausgegangen.
Das Prinzip der gleichzeitigen Erfassung kardialer und
pulmonaler Parameter im Herzen mittels des angegebenen
Meßprinzips eröffnet aber nicht nur Möglichkeiten für die
frequenzadaptive Schrittmachertherapie, sondern bietet auch
eine gute Möglichkeit, wesentliche physiologische Parame
ter aus anderen diagnostischen oder therapeutischen
Gründen zu erfassen und zu überwachen. Gedacht sei hier
nur an die Betreuung des Patienten auf einer intensivsta
tion, wo therapeutische Konsequenzen von der Kenntnis
vitaler wichtiger Daten wie Herz- und Atemtätigkeit
abhängen. Da viele dieser Patienten sowieso mit einer
passager gelegter Schrittmacherelektrode versorgt werden,
lassen sich die Daten ohne zusätzlich notwendigen Eingriff
mitgewinnen.
Bevorzugter Gegenstand unserer Untersuchungen war die
Veränderung der intrakardialen Impedanz durch den Einfluß
der Herz- und der Atemtätigkeit. Die Benutzung von
Impedanzmessungen bietet sich deswegen an, weil damit die
zur Stimulation des Herzens schon routinemäßig benutzte
bipolare Elektrode, bei der die beiden Elektrodenpole im
Herzen liegen, darüber hinaus zur Impedanzmessung benutzt
werden kann. Auf diese Weise ist kein zusätzlicher Sensor
notwendig.
Grundsätzlich lassen sich die durch unsere Ergebnisse
getroffenen Aussagen jedoch auch auf die Messung intrakar
dialer und intravaskulärer Druckveränderungen mit Herz-
und Atemtätigkeit übertragen. Entsprechende Meßdaten sind
aus Fig. 1, 2 und 5 ersichtlich. Die Veränderung des
Druckes verhält sich dabei komplementär zum Volumen. Als
ein weiterer Gedanke der Erfindung ließe sich auch die
Messung des Blutflusses um Herzen bzw. in den umliegenden
Gefäßen in gleicher Weise zur Ermittlung kardiopulmonaler
Veränderungen unter wechselnden Bedingungen heranziehen.
Claims (7)
1. Medizinisches Gerät zum Ermitteln von physiologischen
Funktionsparametern eines Patienten, mit einer elektri
sche Meßsignale abgebenden Meßelementenanordnung am
Patienten zum Bestimmen der Funktionsparameter, da
durch gekennzeichnet, daß die Meßelementenanordnung ein
innerhalb des Herzens des Patienten liegendes Meßele
ment aufweist, das im Herzen lediglich einen Funktions
parameter bestimmt, der sich sowohl mit den von außen
auf das Herz und dessen Tätigkeit einwirkenden intra
thorakalen Druckschwankungen, die mit der Atmung des
Patienten korrelieren, als auch gleichzeitig mit der
vom Herzen selbst ausgehenden Tätigkeit ändert, und daß
dieses Meßelement mit einer Vorrichtung zum Aufteilen
der elektrischen Meßsignale in ein den intrathorakalen
Druckschwankungen entsprechendes niederfrequentes Si
gnal und in ein der Herztätigkeit entsprechendes
höherfrequentes Signal verbunden ist.
2. Gerät nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Gerät in Verbindung mit einem Herz
schrittmacher verwendet wird, der ein Gehäuse, eine
Stimulationselektrodenanordnung im Herzen und eine mit
dem Gerät verbundene Steuerschaltung zum Einstellen
einer adäquaten Stimulationsfrequenz an der Stimula
tionselektrodenanordnung in Abhängigkeit der in die
niederfrequenten und höherfrequenten Signale aufge
klemmten elektrischen Meßsignale aufweist.
3. Gerät nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Meßelement ein die intrakardia
len Impedanzänderungen bestimmendes Meßelement ist.
4. Gerät nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Meßelement
eine zumindest bipolare Elektrode ist, die gleichzeitig
als Stimulationselektrode zum Stimulieren des Herzens
des Patienten verwendbar ist.
5. Gerät nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerschaltung des
Herzschrittmachers aus der Frequenz des niederfre
quenten Signales als absolute, der Atemfrequenz des
Patienten entsprechende Größe eine Grundkennlinie mit
einer vorgegebenen Beziehung zwischen Atemfrequenz und
Stimulationsfrequenz vorgibt.
6. Gerät nach Anspruch 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Stimulationsfrequenz entsprechend der
Grundkennlinie durch andere, aus den aufgetrennten
nieder- und höherfrequenten Signalen ermittelte, sich
relativ ändernde respiratorische und kardiale Funk
tionsparameter modulierbar ist.
7. Gerät nach Anspruch 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die zur Modulation der Grundkennlinie
dienenden respiratorischen und kardialen Funktionspara
meter in bezug auf deren relative Änderungen zu einem
sich ständig neu definierenden Ausgangswert der Grund
kennlinie zum Optimieren der momentanen Stimulations
frequenz herangezogen werden.
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