DE3728380C1 - Pyrotechnische Mischung zur Erzeugung eines Tarnnebels und Anzuendmischung hierfuer - Google Patents
Pyrotechnische Mischung zur Erzeugung eines Tarnnebels und Anzuendmischung hierfuerInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine pyrotechnische Mischung zur
Erzeugung eines Tarnnebels.
Derartige Mischungen sind an sich bekannt. Dabei werden
hygroskopische Verbindungen, wie Metallchloride (ZnCl₂,
FeCl₃, AlCl₃, TiCl₄, SiCl₄) oder Phosphoroxide
(P₂O₃, P₂O₅) erzeugt und verdampft, die dann mit
der Luft hydrolisieren und zum Tarnen geeignete Nebelwolken
bilden. Über den Mechanismus dieser Nebelbildung
siehe: H. Ellern, Military and Civilian Pyrotechnics,
Chem. Publ. Comp. Inc., N. Y. 1968, S. 147-151, John A.
Conkling, Chemistry of Pyrotechnics, Marcel Dekker Inc.,
N. Y. 1985, S. 174, 175.
Der gebildete Nebel, besonders aus hexachlorethanhaltigen,
sogenannten HC-Nebelsätzen, aber auch aus Phosphornebelsätzen
ist aufgrund der Hydrolyse an feuchter Luft stark sauer,
da vor allem Salzsäure (HC-Nebel) und Phosphorsäuren
gebildet werden, und deswegen toxisch und pflanzenunverträglich.
Darüber hinaus wird bei der am häufigsten verwendeten
Nebelmischung auf der Basis von Hexachlorethan (HC) und
Zink oder Zinkoxid das Schwermetall Zink in die Umwelt
eingetragen.
Es hat nicht an Versuchen gefehlt, diese Nachteile zu
beseitigen. So sind die pyrotechnischen Nebelsätze der
Patentschriften DE-PS 27 43 363 und DE-AS 28 19 850 so
aufgebaut, daß die Säurewirkung der erzeugten Nebel durch
entsprechende chemische Komplexbildung oder Neutralisierung
des gebildeten ZnCl₂ oder der Phosphorsäuren
teilweise oder ganz aufgehoben wird. Es blieb jedoch
weiterhin bei der Erzeugung toxischer, umweltunverträglicher
Stoffe.
Aus der US-Patentschrift 14 61 646 ist ein Nebelsatz bekannt,
der aufgrund einer wärmeerzeugenden chemischen
Umsetzung (Oxydation von Pech, Antimontrisulfid und
Schwefel mit Natriumnitrat) eine sublimierfähige Substanz
(Ammoniumchlorid) als Nebel ausbringt. Dieser US-Patentschrift
liegt die Aufgabe zugrunde, einen undurchsichtigen
Nebel in großen Mengen zu erzeugen. Es wird eine äußerst
giftige Nebelmischung vorgeschlagen, wobei Antimonoxyd
im Nebel vorhanden ist und sogar die Verwendung von
Arsenik vorgesehen ist.
Aus der US-Patentschrift 29 95 526 ist bekannt, Nebel für
die verschiedensten Zwecke angefangen vom radioaktiven
Nebel, insbesondere Nebel unterschiedlicher Farben zu
erzeugen.
Zwar sind dort als Oxydationsmittel unter
anderem auch Nitrate vorgeschlagen. Es sind jedoch nicht
toxische Zusammensetzungen mit Kaliumnitrat dort nicht
offenbart. Vielmehr besteht die Nebelmischung vorzugsweise
aus einem Brennstoff und einem halogenliefernden
Oxydationsmittel aus der Gruppe der Chlorate, Jodate und
Bromate.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, einen besonders für
Übungszwecke geeigneten Tarnnebel herzustellen, der aus
einem ungiftigen Aerosol besteht, das also weder toxische
Wirkung auf Menschen und Tiere ausüben kann, und andererseits
umweltverträglich ist. Bei Nichtverwenden des wahlweise
genannten NaCl besteht der Nebel hauptsächlich aus
für Pflanzen geeigneten Makronährstoffen.
Die zur Lösung der gestellten Aufgabe notwendigen wesentlichen
Merkmale der Erfindung sind im Patentanspruch 1
genannt. Die Unteransprüche nennen Ausführungsarten der
Erfindung.
Durch die Erfindung wird ein ungiftiger Nebel ausreichender
optischer Dichte gebildet.
Die Nebelbildung erfolgt auf folgende Weise: Die Komponenten
Magnesiumpulver, Kaliumnitrat und Kaliumperchlorat
ergeben bei einer Umsetzung im Bereich von 2500° bereits
nebelartige Wolken. Die Nebeldichte wird durch
den Anteil von Kaliumchlorid und/oder Natriumchlorid,
deren Sublimationspunkt bei 1500 bzw. Kochpunkt bei
1450°C wird unterhalb der Reaktionstemperatur der Umsetzung
von Magnesium und Kaliumnitrat liegen, verbessert.
Die Reaktionsprodukte der chemischen Umsetzung aus
Magnesium etc. bilden dadurch mit dem sublimierenden
Kaliumchlorid oder dem verdampfenden Natriumchlorid einen
brauchbaren Übungsnebel ohne toxische oder umweltunverträgliche
Inhaltsstoffe.
Die chemischen Reaktionen im Nebelsatz können vereinfacht
in nachstehenden drei Gleichungen wiedergegeben werden:
1. 2 KNO₃ + 5 Mg→ 5 MgO + K₂O + N₂ + E
2. KClO₄ + 4 Mg→ 4 MgO + KCl + E
3. CaCO₃ + 2 Mg→ CaO + 2 MgO + C + E
Die bei den drei genannten Grundumsetzungen freiwerdende
Energie (E) dient zur Sublimation/Verdampfung von Kaliumchlorid
und Natriumchlorid.
Zur Verbesserung der Abbrandsteuerung werden der Mischung
insbesondere Stickstoff abspaltende Substanzen, wie
Azodicarbonamid, Oxamid oder Dicyandiamid beigemischt.
Dadurch wird ein kontinuierlicher Gasstrom zum besseren
Transport der Aerosolpartikel und eine höhere Aerosolausbeute
erzielt, da die permanent gebildeten Gase ein
Zusammenfließen der Schlacke verhindern und durch Oberflächenvergrößerung
die Sublimation und Verdampfung
fördern.
Beim Abbrand der Mischung entsteht ein rein weißes Aerosol,
welches hauptsächlich aus den Komponenten Kaliumchlorid,
Magnesiumoxid, Calciumhydroxid, Calciumcarbonat, Natriumchlorid
und Kaliumcarbonat besteht. Diese Komponenten sind
umweltverträglich und ungiftig und bis auf NaCl Makronährstoffe
für Pflanzen.
Der pH-Wert des erzeugten Nebels ist an der Entstehungsstelle
am höchsten (9). Durch chemische Umsetzungen der
primär erzeugten Oxide K₂O und CaO (Gleichungen 1, 3)
mit Bestandteilen der Luft, vor allem H₂O und CO₂ unter
Bildung von KHCO₃, K₂CO₃, Ca(OH)₂ und CaCO₃ und durch
Verdünnung, nimmt er schnell ab und erreicht im Abstand
von 5-10 m der Nebelquelle den pH-Wert der Umgebungsluft
(6).
Als Anzündemischung kann ein pyrotechnischer Satz mit Ausnahme der Abbrandmoderatoren aus den
gleichen Komponenten wie die Mischung zur Erzeugung des
Tarnnebels verwendet werden, bei dem jedoch der Gehalt
an Magnesium und an Oxydationsmittel zur Steigerung der
Anzündempfindlichkeit und Übertragungssicherheit erhöht
ist. Der Anzündsatz kann z. B. aus folgenden Anteilen
bestehen: 25% Mg, 35% KNO₃, 10% KClO₄, 20% CaCO₃,
10% KCl.
Nebelsatz und Anzündsatz werden in an sich bekannter
Weise in Hülsen gepreßt und mit herkömmlichen Anzündmitteln
zur Reaktion gebracht.
Die Zeichnung zeigt eine Ausführungsform eines Nebelkörpers
mit der neuen Mischung. In einer Hülse 1 mit Boden 3
befindet sich die verdichtete Mischung 4, welche als
Abschluß die mit aufgepreßte Anzündmischung 5 trägt. Das
Ausführungsbeispiel der Zeichnung besitzt eine Ausnehmung
6 zum Einsatz eines an sich bekannten Anzündmittels.
Bevorzugte Ausführungsformen der Mischung sind in der
nachstehenden Tabelle wiedergegeben:
Claims (5)
1. Pyrotechnische Mischung (bzw. pyrotechnischer Satz) zur
Erzeugung eines Tarnnebels, bestehend aus Metallpulver
als Reduktionsmittel, mindestens einem Oxidationsmittel,
mindestens einem Abbrandmoderator und mindestens einem
Nebelbildner, gekennzeichnet durch
ein Leichtmetallpulver, vorzugsweise Magnesiumpulver
(Mg), als metallisches Reduktionsmittel, Kaliumnitrat
(KNO₃) oder eine Mischung aus Kaliumnitrat (KNO₃)
und Kaliumperchlorat (KClO₄) als Hauptoxidationsmittel,
mindestens ein Carbonat, wie Calciumcarbonat (CaCO₃),
Kaliumhydrogencarbonat (KHCO₃), Natriumhydrogencarbonat
(NaHCO₃), Kaliumcarbonat (K₂CO₃), Natriumcarbonat
(Na₂CO₃), als weiteres Oxidationsmittel und Stickstoff abspaltende Substanzen als
Abbrandmoderatoren sowie Kaliumchlorid (KCl) als sublimierfähigen
und/oder Kochsalz (NaCl) als verdampfbaren,
ungiftigen, nebelbildenden Stoff.
2. Mischung nach Anspruch 1, gekennzeichnet
durch Azodicarbonamid (NH₂-CO-N=N-CO-NH₂),
Oxamid (CONH₂)₂ oder Dicyanidamid (NH=C(NH₂)NH-CN)
als Stickstoff abspaltende Substanz.
3. Mischung nach einem der Ansprüche 1 und 2, gekennzeichnet
durch nachstehende Anteile in
Gewichtsprozenten:
Mg10-25% vorzugsweise 15%
KNO₃20-36% vorzugsweise 25%
KClO₄ 0-15% vorzugsweise 5%
CaCO₃,12-20% vorzugsweise 12%
KHCO₃, NaHCO₃ und/oder K₂CO₃
Na₂CO₃ 0-10% vorzugsweise 3% KCl/NaCl20-50% vorzugsweise 30% Azodicarbonamid,
Oxamid oder Dicyandiamid 5-20% vorzugsweise 10%
Na₂CO₃ 0-10% vorzugsweise 3% KCl/NaCl20-50% vorzugsweise 30% Azodicarbonamid,
Oxamid oder Dicyandiamid 5-20% vorzugsweise 10%
4. Mischung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Mischung (4) in eine Hülse (1)
gepreßt und an ihrem einen Ende eine Anzündmischung (5)
trägt.
5. Anzündmischung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß sie mit Ausnahme der Abbrandmoderatoren aus den gleichen Komponenten
wie der Nebelsatz, jedoch mit geänderter quantitativer
Zusammensetzung besteht; vorzugsweise aus 25% Mg,
35% KNO₃, 10% KClO₄, 20% CaCO₃ und 10% KCl.
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