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Verfahren zur Herstellung von mosaik- oder intarsiaartigen Stoffbildern.
Gegenstand der Erfindung sind Stoffbilder, die aus einzelnen farbigen Stoffteilen
bestehen., .die, jeder durch einen Saum begrenzt, in ihrer Gesamtheit den Eindruck
einer bunten Einlegearbeit machen. Die Möglichkeit, das Stoffbild mit dem Eindruck
einer Mosaik- oder Intarsiaarbeit hervorzubringen, bestand entweder :im Aufnähen
oder Aufpressen von Stoffausschnitten .auf eine stoffliche Grundfläche etwa mit
,der Wirkung von Papierscherenschnitten oder im mosaikartigen Aneinandernähen einzelner
Stoffteile zum Bildganzen. Die . erstgenannte Technik könnte, abgesehen von der
mangelnden Ursprünglichkeit des Verfahrens, besonders bei Zuhilfenahme von Stickerei
bei der Umsäumung der Schnitte das Stoffbild mit der Intarsiawirkung ergeben. Doch
wäre' der Stoffverbrauch durch die im Bilde bleibenden verdeckten Stoffstellen,
die für das Bild als solches ein toter Ballast sind, bedeutend. Außerdem würde das-
Bild nur einseitig sein. Beim Zusammenbringen nach dem zweiten Verfahren würde der
Stoffverlust zum großen Teil wieder aufgehoben werden, und der Gedanke der Stoffintarsia
hätte eine größere Verwirklichungsmöglichkeit .als bei der ersten Arbeitsart. Jedoch
würde sich die Durchführung derart zeitraubend gestalten, daß, selbst wenn die Zusammennaht
der Stoffteile maschinell und besonders wirkungsvoll durch Hohlsaum geschähe, trotz
der guten Wirkung einer solchen Stoffintarsia wohl -selten an die praktische Auswertung
des Gedankens des mosaikartigen Aneinandernähens der Stoffteile gegangen werden
dürfte, denn die Arbeit vollzöge sich in folgenden aufbauenden Vorgängen.
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i. Herstellen der Bildteile .durch Schnei-.den aus Stoff nach: Bildteileinzelvorlagen,
die sich auf eine farbige Hauptvorlage beziehen und auf das Zusammennähen der benachbarten
Teile rechnerisch Bedacht nehmen müssen (Abb. i und 2).
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2. Färben der Bildteile nach der farbigen Hauptvorlage.
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3. Zusammennähen der :gefärbten Bildteile zum Bildganzen (Ab#b.3).
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Auch beim Wegfall des Färbens ist die Herstellung bunter Bildteile
.aus verschiedenfarbigen Stoffen möglich. Doch bietet erst das Färben auf Stoff
künstlerische Auswertungsmöglichkeiten. Die größte Schwierigkeit bestände wohl .in
dem genauen Zuschneiden der Bildteile. Am Bildteil hätte man zu unterscheiden: A.
zwischen dem im Bilde fertig erscheinenden Bildstoffteil, der mit den übrigen Bildteilen
das Bildganze ergibt und mit - Farbfeld benannt werden soll (a, b), und B.
zwischen dem vom Farbfeld .durch Bug gekennzeichneten Nähgrenzfelde, das für das
Auflegen und Zusammennähen mit dem entsprechenden Nähgrenzfeldstück des benachbarten
Bildteiles, Bug an Bug, dem Vorderbild abgekehrt, passend gemacht werden müßte (c'-,
c2, c3 usw., d', d2, d3 usw.). Die weitere Schwierigkeit, die sich von der
vorangegangenen nicht trennen läßt, läge im Zusammennähen der Bildteile zum Bildganzen
(z. B. ß in a, y ,in d). Die
Arbeit mit der Hand würde die
Rückseite des Bildes durch Nähgrenzfeldreste entstellen, das Bild also nur zum einseitigen
Vorderbilde machen, und selbst, wenn der maschinelle Hohlsaum diesen Übelstand beseitigen
würde, so müßte, .damit die Maschinennadel den Stoff fassen könnte, dieser für die
Nadel den nötigen Abstand vom Stoffrand lassen und die Berechnung der Nähgrenzfelder
noch komplizierter gestalten. Die Zusammendrängung der dem Hohlsaum benachbarten
Stoffpartikelchen beim Hohlsäumen würde die Grenzen der einzelnen Bildteile faltig
verziehen. Der Bildeindruck wäre ungenau. Die Herstellung der Stoffintarsia auf
dem zweiten Wege ist also wohl möglich, doch im Hinblick auf die Kompliziertheit
der Arbeit und dem aus ihr zu folgernden Nachteil des Zeitverlustes scheint eine
gewerbliche Verwertung in größerem Umfange ausgeschlossen.
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Ordnet man dagegen die Arbeitsvorgänge folgendermaßen an (3. Verfahren)
i. Ordnendes Teilen des das spätere Bild umfassenden Stoffganzen (Abb.4) zu Bildteilen
mittels Hohlsaum in der Art etwa der Glaszerlegung bei bunten Butzenscheiben (Abb.
5), 2. Färben der Bildteile, so ist die Frage des Stoffbildes mit Intarsia Wirkung
wesentlich gelöst.
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Demnach war bereits bekannt das Färben eines Stoffes an sich und der
Hohlsaum an sich als Verzierung und stoffzusammenbringender Arbeitsvorgang. Neu
jedoch ist die Verbindung von Hohlsaum mit dem Färben der durch ihn entstandenen
Einzelfelder. Neu ist auch die mit dem .neuen Verfahren mögliche Herstellung von
möglichst kleinen Bildfeldteilen, die eine .entsprechend reiche Durchbrechung des
Stoffes und damit scharfe Lichtwirkungen ergibt. Dadurch eignet sich die Erfindung
besonders für Beleuchtungs'dekorationsstoffe, Lampenschirme und Gardinen.
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Die Vorteile des neuen Verfahrens gegenüber dem zu zweit beschriebenen
sind: i. Einfachheit und Schnelligkeit der Herstellung. Das nähgerechte Herstellen
der Bildteilchen durch Schneiden und das mühsame Zusammennähen «-erden durch einen
Arbeitsvorgang ersetzt: das Hohlsäumen. An Stelle der Zeichenhauptvorlage und der
Bildteilvorlagen tritt die unmittelbare übertragung der @"orlage auf das Stoffganze.
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2. Größere Genauigkeit. Die Grenzpa.rtikelchen der Bildteile werden
wohl durch den maschinellen Hohlsaum zusammengerafft, doch ist diese Zusammendrängung
gegenüber derjenigen beim Zusammennähen nach dem zweiten Verfahren so gering, d.aß
die Übersetzung der Aufzeichnung @in den Hohlsaum eine wesentliche Ungenauigkeit
nicht verursacht.
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3. Zweiseitigkeit des Bildes. Die die Rückseite der Bilder entstellenden
Reststücke der Nähgrenzfelder fallen hinweg. Das Bild wirkt, ein .gutes, die Stoffaser
durchdringendes Färben mit durchscheinenden Farben vorausgesetzt, :auf Vor- und[
Rückseite gleich.
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4. Geringere Herstellungskosten und größtmögliche Stoffausnutzung.
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Jeder Stoff kann benutzt werden. Seide als Edelstoff bringt die höchsten
Wirkungen hervor. Dunkle Stoffe sind von der Herstellung der Stoffintarsia nicht
ausgeschlossen. An Stelle der Farbe tritt hier zunächst die Behandlung mit Ätze
oder mit Ätze und nachfolgender Farbe. Auch Deckfarben können auf dunklen Stoffen
verwendet werden. Stellt die Ätzung zu .große Anforderungen an den Ungeübten, oder
soll bei teilweisem Ätzen eine größere Abwechselung erzielt werden, so könnten z.
B. die Säume bzw. ganze Bildteile mit hellen Farben bestickt werden. Jeder Saum
kann angewendet werden. Vertieft würde die Intarsiaillusion noch .durch Besticken,
Bestricken, Behäkeln und ähnliches Behandeln, des Hohlsaumes. Ausgeschnittene hohlsaumumgrenzte
Bildfelder können durch Fadenarbeiten gefüllt werden, wie sie auch für sich im Rahmen
des Bildganzen gut wirken können. Jede Stofffarbe, ebenso jede für Stoffmalerei
geeignete Farbe kann Verwendung finden, desgleichen Tinten unter dengleichen Voraussetzungen.
Die Farbe kann die Bildteilfläche ganz bedecken oder sich in die Bedeckung mit anderen
Farben teilen. Im ersten Fall gewinnt das Bild an Reinheit und Klarheit der Form,
im zweiten Fall erhält die Intarsia infolge des Ineinandergreifens der Farben eine
batikähnliche Buntheit. Man kann auch in jedem Bildteil selbst gesonderte farbige
Miniaturen anbringen. Auch die batikmäßige Behandlung eröffnet weitere Auswertungen
der Stoffintarsia, indem die Bildteile im ganzen oder teilweise mit Wachs belegt,
.gebrochen und gefärbt werden können.