DE3637152A1 - Substituierte 4-aminodiphenylsulfone sowie diese enthaltende arzneimittel - Google Patents
Substituierte 4-aminodiphenylsulfone sowie diese enthaltende arzneimittelInfo
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Description
Die Erfindung betrifft substituierte 4-Aminodiphenylsulfone,
deren Herstellung sowie deren Verwendung als Arzneimittel
zur Behandlung von mikrobiellen und insbesondere
mycobakteriellen Infekten sowie durch Plasmodien hervorgerufene
Krankheiten.
Die anti-mycobakterielle Wirksamkeit von 4,4′-Diamino-diphenylsulfon
ist bekannt; die Toxizität dieser Verbindung
ist jedoch relativ hoch, da sie zur Methämoglobinbildung
und in deren Gefolge zu Anämien und Nierenschäden führt.
4,4′-Diamino-diphenylsulfon ist demgemäß in höheren Dosierungen,
wie sie beispielsweise bei der Bekämpfung der TBC
erforderlich sind, nur sehr begrenzt einsetzbar [vergl.
Erhart/Ruschik, Arzneimittel, Bd. 4, Seiten 155 ff., Verlag
Chemie (1972) ]. In dem Bestreben, die Verbindungen zu
entgiften und löslicher zu gestalten, wurden bereits
Veränderungen an den Aminogruppen vorgenommen, wobei diese
Derivate aber mit großer Wahrscheinlichkeit in vivo wieder
in 4,4′-Diamino-diphenylsulfon umgewandelt werden (vergl.
a.a.O.).
Aufgabe der Erfindung ist es demgemäß, Verbindungen der
obengenannten Stoffklasse zu schaffen, die antimikrobiell
und insbesondere antimycobakteriell wirksam sind, die
jedoch eine geringere Toxizität aufweisen, als dies bei den
4,4′-Diamino-diphenylsulfonen der Fall ist.
Zur Lösung dieser Aufgabe werden die neuen substituierten
4-Amino-diphenylsulfone der allgemeinen Formel I vorgeschlagen,
in der R₁ eine geradkettige, verzweigte oder zyklische
Alkylgruppe mit 1 bis 6 C-Atomen und R₂ Wasserstoff
Halogen, eine Hydroxy- oder Trifluorkohlenstoffgruppe,
eine Methyl-, Ethyl-, Methylamino- oder Dimethylaminogruppe
oder eine Alkoxygruppe mit 1 bis 2 C-Atomen sind.
Erfindungsgemäß zeigte es sich überraschenderweise, daß bei
Einführung der Substituenten gemäß Anspruch 1 in 4-Aminodiphenylsulfone
Verbindungen erhalten werden, deren Wirksamkeit
insbesondere bei der Bekämpfung von Mycobakterien
der Gattung Tuberculosis gegenüber den bekannten 4,4′-Diamino-
diphenylsulfonen erheblich gesteigert ist und bei
deren Applikation nahezu keine Methämoglobinbildung stattfindet.
Die erfindungsgemäßen substituierten 4-Aminodiphenylsulfone
können hergestellt werden, indem man eine Verbindung
der allgemeinen Formel II
in der R₂ Wasserstoff, Halogen, eine Hydroxy- oder
Trifluorkohlenstoffgruppe, eine Methyl-, Ethyl-, Methylamino-
oder Dimethylaminogruppe oder eine Alkoxygruppe mit
1 bis 2 C-Atomen ist mit einer Verbindung der allgemeinen
Formel III
R₁-OH (III)
in der R₁ eine geradkettige, verzweigte oder zyklische
Alkylgruppe mit 1 bis 6 C-Atomen ist, in Gegenwart von
Chlorwasserstoff umsetzt und die erhaltene Verbindung der
allgemeinen Formel IV
in Gegenwart eines Hydrierungskatalysators mit gasförmigem
Wasserstoff reduziert.
Die Wirksamkeit der erfindungsgemäßen Verbindungen als
Wachstumsinhibitoren für insbesondere Mycobakterien wurde
an Ganzbakterienkulturen nachgewiesen, indem die minimalen
Hemmkonzentrationen (MHK) bei Verwendung typischer Vertreter
der erfindungsgemäßen Verbindungen ermittelt wurden.
Überraschenderweie zeigte sich dabei eine insbesondere
gegenüber Mycobakterien der Gattung Tuberculosis beträchtlich
gesteigerte Wirksamkeit (vergl. Tabelle 1).
Ferner konnte gezeigt werden, daß die Kombination der
erfindungsgemäßen Verbindungen mit Hemmstoffen der Dihydrofolsäure-
Reduktase und insbesondere mit 2,4-Diamino-5-benzylpyrimidinen
zu einer synergistischen Wirksamkeit der
Komponenten gegenüber Mycobakterien führt (vergl. Abb. 2).
Geeignete Vertreter dieser Stoffklasse sind in der
deutschen Patentanmeldung 36 03 577 offenbart.
Die erfindungsgemäßen Arzneimittel enthalten die erwähnten
Wirkstoffe bzw. Wirkstoffkombinationen zusammen mit einem
verträglichen pharmazeutischen Träger. Dieser Träger kann
ein für die enterale, perkutane oder parenterale Verabreichung
geeignetes organisches oder anorganisches Trägermaterial
sein, wie z. B. Wasser, Gummi arabicum, Lactose,
Stärke, Magnesiumstearat, Talg, pflanzliche Öle, Polyalkylenglykole,
Vaseline und dergleichen. Darüber hinaus können
die Präparate weitere pharmazeutisch wirksame Stoffe enthalten,
wie fiebersenkende Mittel, schmerzstillende Mittel,
entzündungshemmende Mittel und dergleichen. Die pharmazeutischen
Präparate können oral, beispielsweise in Form von
Tabletten, Kapseln, Pillen, Pulvern, Granulaten, Lösungen,
Sirupen, Suspensionen, Elixieren und dergleichen, verabreicht
werden. Die Verabreichung kann aber auch parenteral,
z. B. in Form von sterilen Lösungen, Suspensionen oder
Emulsionen, oder lokal in Form von Lösungen, Suspensionen,
Salben, Pudern, Aerosolen und dergleichen erfolgen.
Ferner können die pharmazeutischen Präparate sterilisiert
sein und/oder Betandteile wie Konservierungsmittel, Stabilisatoren,
Netzmittel, Emulgatoren, Salze und Puffersubstanzen
enthalten.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen
erläutert.
10 g 4-Carboxy-4′-nitrodiphenylsulfon, hergestellt nach dem
von W. Wenner in J. Org. Chem. 22, 1508-1513 (1957),
beschriebenen Verfahren wurden in 200 ml n-Propanol aufgeschlämmt.
In diese Mischung wurde unter Rühren bei Raumtemperatur
Chlorwasserstoffgas bis zur Sättigung eingeleitet.
Die Mischung wurde anschließend langsam erwärmt und 10 Std.
lang am Rückfluß gekocht, wobei sich nach etwa 5 Stunden
eine klare Lösung bildete. Beim anschließenden Abkühlen der
Lösung kristallisierte 4(4′-Nitrobenzolsulfonyl)-benzoesäure-
n-propylester aus. Nach Umkristallisieren aus n-Propanol
lag der Schmelzpunkt des Esters bei 125 bis 128°C.
1,4 g des so erhaltenen kristallinen Esters wurden bei
etwa 50°C in 50 ml n-Propanol gelöst. Zu der Lösung wurden
0,5 g 10% Pd/Aktivkohle als Katalysator hinzugegeben und
die Mischung anschließend in einer Schüttelapparatur etwa
20 Min. lang hydriert. Während dieser Zeit wurden 270 ml
Wasserstoff aufgenommen. Die Mischung wurde filtriert und
mit etwa 50 ml Wasser versetzt. Danach fiel der gebildete
4(4′-Aminobenzolsulfonyl)-benzoesäure-n-propylester in
kristalliner Form aus. Nach Umkristallisieren aus verdünntem
n-Propanol wurde 0,7 g 4(4′-Aminobenzolsulfonyl)-benzoesäure-
n-propylester mit einem Fp von 132 bis 135°C erhalten.
Die minimale Hemmkonzentration der in Tabelle 1 angegebenen
erfindungsgemäßen Substanzen sowie von 4,4′-Diamino-diphenylsulfon
wurde nach bekannten Standardverfahren ("Methoden
zur Empfindlichkeitsprüfung von bakteriellen Krankheitserregern",
DIN 58 940, Teil 5) bestimmt.
Die Bestimmung wurde an zwei verschiedenen Laborstämmen von
Mycobakterium tuberculosis (H37RV sowie H37RA) sowie an
Mycobakterium kansasii und Mycobakterium intracellulare
vorgenommen. Die verwendeten Testorganismen stammten jeweils
aus Patientenseren und wurden anch üblichen Standarverfahren
isoliert (vgl. "Isolierung von Mycobakterien",
DIN 58 943, Teil 3, 1980). Zur Anzucht der Bakterienkulturen
wurden Nährböden nach Gottsacker und Löwenstein Jensen
sowie Nährmedium nach Lockemann oder Dubos-Davis verwendet
(vergl. "Nachweisverfahren für Mycobakterien aus Untersuchungsmaterial
III, Nährbodenrezepte zur Kultur von
Tuberkulosebakterien", 1978, Herausgeber: Deutsches Zentralkomitee
zur Bekämpfung der Tuberkulose, Poppenhusenstraße
14c, 2000 Hamburg 60).
Jeweils 5×10-3 bis 5×10-5 mg, bezogen auf Feuchtgewicht,
der Mycobakterienstämme wurden in 2 ml Kulturflüssigkeit
(Lockemann+0,5 Gew./Vol.-% Rinderserum albumin
- Fraktion 5, s. o.) bei 31°C mit abgestuften Konzentrationen
des jeweiligen Hemmstoffes (Verdünnungsreihe) inkubiert.
Die Ablesung der Kulturröhrchen erfolgte je nach Bakterienstamm
nach 8 bis 15 Tagen.
Die MHK ist diejenige Konzentration des Hemmstoffes in
µMol/l, bei der keine Vermehrung der eingesäten Zellen
festgestellt wird.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 wiedergegeben. Sie zeigen,
daß die erfindungsgemäßen Verbindungen eine gegenüber dem
Vergleichspräparat erheblich gesteigerte antimycobakterielle
Wirksamkeit aufweisen.
Die MHK von Kombinationen der erfindungsgemäßen Verbindung
4-Amino-4′-carboxymethyl-diphenylsulfon mit dem in der
DE-OS 36 03 577 beschriebenen Hemmstoff der Dihydrofolsäure-
Reduktase K128 für Mycobakterium tuberculosis wurde
durch Schachbrett-Titrationen (vgl. Berenbaum, M. C., J.
infect. Dis. 137, 122-130 (1978), und J. K. Seydel et al.,
s. o.) bestimmt.
Die Bakterien wurden unter den Bedingungen gemäß Beispiel 2
inkubiert.
Es wurde eine 2dimensionale Verdünnungsreihe hergestellt,
wobei die jeweiligen Komponenten in den Mengen gemäß
Tabelle 2 vorlagen.
Die Summe der fraktionellen Hemmkonzentrationen (FII) wurde
nach der Gleichung von C. W. Norden et al., J. Infect.-Dis.
140, 290 (1978) berechnet:
Bei FII<1 liegt Synergismus vor, während FII»1 Antagonismus
bedeutet.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 wiedergegeben.
Die Tabelle zeigt, daß bei der untersuchten Kombination
bereits bei sehr niedrigen Konzentrationen der Wirkstoffe
eine Wachstumshemmung erreicht wird. So betrug der FII-Wert
der mit 1* gekennzeichneten Probe 0,55 und derjenige der
mit 2* gekennzeichneten Probe 0,64.
Die Methämoglobinbildung in Gegenwart der erfindungsgemäßen
Verbindung gemäß Beispiel 3 sowie in Gegenwart der Vergleichsverbindung
4,4′-Diaminodiphenylsulfon wurde in vitro
untersucht.
Zur Durchführung des in vitro-Testverfahrens wurden Mäuse
mit einem Gewicht zwischen 22 und 35 g getötet, die Leber
entnommen und die Mikrosomen nach dem Verfahren von
M. A. Peters und A. Strother in J. Pharmacol. Exp. Ther.
180, 151 (1972), präpariert.
DieTestsubstanz wurde jeweils in den in Abb. 1
angegebenen Konzentrationen in 0,1 ml Ethanol gelöst und zu
einem Testansatz mit einem Endvolumen von 2,5 ml in
Na-K-Phosphatpuffer mit einem pH-Wert von 7,4 gegeben. Der
Ansatz enthielt ferner 0,6 mM NADP, 10 ml M-Glucose-6-phosphat,
5 IE Glucose-6-phosphat-dehydrogenase (Sigma), 6 mM
MgCl₂ sowie mikrosomale Proteine in einer solchen Menge,
daß die Endkonzentration 2 mg Protein/ml betrug.
Zu diesem Ansatz wurden 1 ml gewaschene Erythrocyten
gegeben und die Probe 2 Stunden lang bei 37°C inkubiert.
Die Reaktion wurde durch Abkühlen im Eisbad unterbrochen
und die Menge des gebildeten Methämoglobins nach dem
Verfahren von H. Roblin und S. D. Harley, Austr. Annal. Med.
13, 313 (1964), modifiziert nach M. Frazer und E. S. Vesell,
J. Pharmacol. Exp. Ther. 162, 155 (1968), bestimmt.
Die Ergebnisse sind in Abb. 1 wiedergegeben. Wie die
Abbildung zeigt, wird in Gegenwart der erfindungsgemäßen
Verbindung auch bei hohen Konzentrationen weniger als 10%
Methämoglobin gebildet. Demgegenüber steigt die Methämoglobinbildung
in Gegenwart von 4,4′-Diaminodiphenylsulfon mit
steigender Konzentration drastisch an.
Claims (7)
1. Substituierte 4-Aminodiphenylsulfone der allgemeinen
Formel I
dadurch gekennzeichnet, daß R₁ eine geradkettige,
verzweigte oder zyklische Alkylgruppe mit 1 bis 6
C-Atomen oder ein Phenylring und R₂ Wasserstoff,
Halogen, eine Hydroxy- oder Trifluorkohlenstoffgruppe,
eine Methyl-, Ethyl-, Methylamino- oder Dimethylaminogruppe
oder eine Alkoxygruppe mit 1 bis 2 C-Atomen
sind.
2. Verfahren zur Herstellung der substituierten 4-Aminodiphenylsulfone
nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man eine Verbindung der allgemeinen Formel II
in der R₂ Wasserstoff, Halogen, eine Hydroxy- oder
Trifluorkohlenstoffgruppe, eine Methyl-, Ethyl-, Methylamino-
oder Dimethylaminogruppe oder eine Alkoxygruppe
mit 1 bis 2 C-Atomen ist mit einer Verbindung
der allgemeinen Formel IIIR₁-OH (III)in der R₁ eine geradkettige, verzweigte oder zyklische
Alkylgruppe mit 1 bis 6 C-Atomen ist, in Gegenwart von
Chlorwasserstoff umsetzt und die erhaltene Verbindung
der allgemeinen Formel IV
in Gegenwart eines Hydrierungskatalysators mit gasförmigem
Wasserstoff reduziert.
3. Arzneimittel, dadurch gekennzeichnet, daß es eine oder
mehrere der Verbindungen nach Anspruch 1 als Wirkstoff
enthält.
4. Arzneimittel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß es zusätzlich einen Hemmstoff der Dihydrofolsäure-
Reduktase enthält.
5. Arzneimittel nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der zusätzlich enthaltene Hemmstoff der Dihydrofolsäure-
Reduktase ein substituiertes 2,4-Diamino-5-benzylpyrimidin
ist.
6. Arzneimittel nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Hemmstoff der Dihydrofolsäure-Reduktase 2,4-Diamino-
5-[3-(4′-aminophenyl-4-sulfonylphenylmethoxy)4-
methoxybenzyl]pyrimidin ist.
7. Verwendung der Verbindungen nach Anspruch 1 sowie
deren Kombination mit Hemmstoffen der Dihydrofolsäure-
Reduktase zur Behandlung mikrobieller Infektionen
und insbesondere mycobakterieller Infektionen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863637152 DE3637152A1 (de) | 1986-10-31 | 1986-10-31 | Substituierte 4-aminodiphenylsulfone sowie diese enthaltende arzneimittel |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863637152 DE3637152A1 (de) | 1986-10-31 | 1986-10-31 | Substituierte 4-aminodiphenylsulfone sowie diese enthaltende arzneimittel |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3637152A1 true DE3637152A1 (de) | 1988-05-05 |
Family
ID=6312908
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19863637152 Withdrawn DE3637152A1 (de) | 1986-10-31 | 1986-10-31 | Substituierte 4-aminodiphenylsulfone sowie diese enthaltende arzneimittel |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3637152A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2003097030A1 (en) * | 2002-05-21 | 2003-11-27 | Immune Network Ltd. | Use of 4-(4'-aminophenylsulphonyl)-benzoic acid and esters thereof as anti-inflammatory agents |
-
1986
- 1986-10-31 DE DE19863637152 patent/DE3637152A1/de not_active Withdrawn
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2003097030A1 (en) * | 2002-05-21 | 2003-11-27 | Immune Network Ltd. | Use of 4-(4'-aminophenylsulphonyl)-benzoic acid and esters thereof as anti-inflammatory agents |
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