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Notenwerk. Der gegenwärtig gebräuchlichen Art der Vervielfältigung
von Musiknoten durch das Druckverfahren auf Papier haften verschiedene schwerwiegende
Mängel an. So wird in erster Linie durch die heftartige Vervielfältigung von Musikwerken
der zur Zeit außergewöhnlich überlastete Papiermarkt stark in Anspruch genommen,
so daß Preissteigerungen stattfinden, die dem Musikausübenden die Anschaffung von
Musikstücken sehr erschweren,
ja teils unmöglich machen. Anderseits
können die Verleger musikalische Neuerscheinungen oder Neuauflagen aus Mangel an
Rohstoffen nicht herausgeben.
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Als ein weiterer schwerwiegender Übelstand. des gebräuchlichen Vervielfältigungsverfahrens
ist der große räumliche Umfang anzusehen. Die Aufbewahrung einer auch nur mäßigen
Zahl von iNlusikwerken erfordert die Beschaffung mehr oder weniger großer Schränke;
die einzelnen Stücke sind dabei nur mit Mühe herauszufinden. Auch die bei der Versendung
von Musikstücken entstehenden erheblichen Geldkosten und Unbequemlichkeiten bedeuten
insofern schwerwiegende Nachteile, als dadurch das Notenverleihwesen in Deutschland
ganz ins Stocken geraten ist.
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Außer diesen wirtschaftlichen Nachteilen ergibt sich aber aus der
bisherigen Vervielfältigungsart in Heft- oder Broschürenform ein Nachteil, der zu
zahlreichen Neuerungen Anlaß gab, bis heute aber nicht gänzlich beseitigt werden
konnte. Dieser Nachteil besteht in dem während des Vortrags des Musikstückes erforderlichen
Umblättern, ein Nachteil, der den konzertierenden Pianisten nötigt, beim Auftreten
unter Umständen eine zweite Person für das Umblättern der Noten in Anspruch zu nehmen.
Auch der Gebrauch eines aufwickelbaren Bandes, auf dem die Noten, wie gewöhnlich,
aufgedruckt sind, hat sich nicht als zweckmäßig erwiesen.
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Alle die vorstehend erwähnten Nachteile der als Druckereierzeugnis
auf den Markt gebrachten Musiknoten sollen durch die Erfindung beseitigt werden.
Erreicht wird der Erfindungszweck im wesentlichen dadurch, daß an Stelle der bisher
zur Vervielfältigung in Anwendung gebrachten Buchdruckverfahren die photographische
und photomechanische Reproduktion und für den Gebrauch der Musiknoten die Vorführung
durch Projektion treten sollen.
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Nach dem Verfahren der Erfindung sollen die im Druck vorhandenen oder
für den Fall von Neuerscheinungen handschriftlich gefertigten Musikstücke als Vorlage
für photographische Aufnahmen dienen, die am zweckmäßigsten auf dem in der Kinotechnik
gebräuchlichen Filmstreifen hergestellt werden, und zwar derart, daß sich die Blattseiten
des Musikstückes folgerichtig aneinanderreihen. Nach den negativen Aufnahmen werden
dann wie bei kinematocrraphischen Reihenbildern beliebig viele Diapositivfilme als
Vervielfältigungsergebnis hergestellt.
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Zur Wiedergabe und Vorführung der Musiknoten für den Vortrag des Musikstückes
werden dann mittels eines geeigneten, ähnlich wie der kinematographische Apparat
mit Schaltvorrichtung versehenen Projektionsapparates die positiven Bilder entweder
auf die als Lichtschirm eingerichtete Platte eines Notenpults oder auf einen unmittelbar
am Musikinstrument angebrachten durchscheinenden Lichtschirm geworfen. Die letztgenannte
Art der Ausführung des Verfahrens eignet sich insbesondere für Klaviere, Harmonien,
Orgeln, wie überhaupt für Tasteninstrumente im allgemeinen. Sowohl auf der Platte
des Notenpults als auch auf dem durchscheinenden Lichtschirm des Musikinstruments
wird das verkleinerte photographische Notenbild des Diapositivfilms wieder in natürlicher
Größe für den Musikausübenden zur Darstellung gebracht. Der Schaltmechanismus des
Projektionsapparates gestattet die seitenweise Vorführung der Musikstücke durch
den Musikausübenden selbst, da sehr leicht durch Fußdruck oder Kniedruck, z. B.
auf elektromagnetischem Wege, die Schaltung des Films zu bewerkstelligen ist.
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Auf der Zeichnung sind zwei verschiedene Vorrichtungen zum Ausüben
des beschriebenen Verfahrens dargestellt.
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Abb. i zeigt ein mit der Vorrichtung ausgerüstetes Klavier in schaubildlicher
Darstellung; Abb. 2 zeigt ein Bruchstück des Klavieroberbaues im wagerechten Schnitt;
Abb. 3 zeigt die bei dem Klavier nach Abb. i zur Anwendung kommenden Einzelheiten
der Projektions- und Schaltvorrichtung schematisch im Aufriß; Abb. 4 zeigt ein mit
der Erfindung ausgerüstetes Notenpult in schaubildlicher Darstellung.
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Um die Anordnung der Vorrichtung bei Klavieren zu ermöglichen, ist
es erforderlich, dem Gehäuse ähnlich wie bei den bekannten Pianola-Einbauklavieren
größere Abmessungen in der Tiefenrichtung zu geben, so daß vor dem Hammerhebelwerk
ein Raum entsteht, in welchem die Projektion des Film-Notenbildes mittels eines
Projektionsapparates a nach einem schräg zur vorderen Klavierwand angeordneten Spiegel
b möglich wird. Der Zugang zu dem Innenraum des Klaviergehäuses wird zweckmäßig
mittels einer in einer Klavierseitenwand angeordneten Tür c ermöglicht. Vor deni
Spiegel b
ist in die vordere, Klavierwand d eine Mattscheibe
oder eine dünne Milchglasscheibe e eingesetzt.
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Die Schaltung des Notenfilms f kann mittels des bei kinematographischen
Apparaten gebräuchlichen Malteserkreuzgetriebes, aber auch mit jedem anderen SchaltgftrieUe
bewirkt werden, wenn es geeignet ist, eine Fortschaltung der positiven Notenbilder
Seite um Seite zu ermöglichen.
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Zur Inbetriebsetzung des Schaltmechanismus
wird zweckmäßig
in dem Klaviergebäuse ein Elektromagnet g angebracht, dessen Anker lb seine
Bewegung in der einen Richtung mittels Sperrklinke i, Sperrad k und Übersetzungsrädern
1, in auf das Filmgetriebe überträgt. Von einem unten am Klaviergehäuse angeordneten,
mit einem Kontakthebel versehenen Pedal it aus kann nach Belieben des Spielers in
der Leitung o, p im geeigneten Augenblick der für die Fortschaltung
des Bildbandes erforderliche Stromschluß durch Fußdruck hergestellt Weiden. Die
Kontaktvorrichtung läßt sich aber auch z. B. bei Harmonien und Orgeln mit dem Knieschweller
verbinden; doch kann sie auch über der Klaviatur so am Gehäuse angeordnet werden,
daß sie der Spieler bequem mit dem Arm oder mit der Hand erreichen kann. Wird der
Kontakt geschlossen, so wird der Anker h vom Elektromagneten g angezogen,
und die als Zahnstange ausgebildete Sperrklinke i dreht dabei das Sperrad
k um einige Zähne weiter, während gleichzeitig der Notenfilm um die Strecke
einer Notenblattseite vor dem Ob-
jektiv der Projektionslaterne a verschoben
wird. Eine in der Nähe des Sperrades k gelagerte Gegenklinke kann angeordnet
werden, um eine Rückdrehung des Sperrades und des Schaltmechanismus zu verhindern,
wenn nach öffnung des Kontakts der Anker h vom Ma-"neten g durch eine Feder
q abgehoben wird und die Sperrklinke i unter dem Druck der Feder r über die
Zähne des Sperrades schleift.
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An Stelle des elektromagnetischen Antriebs für die Filmschaltung kann
natürlich auch jeder andere mechanische Antrieb zur Anwendung gelangen, der geeignet
ist, durch Fußdruck, Kniedrijck, Armdruck oder Fingerdruck in Wirkung gesetzt zu
werden, Die seiten"veise Fortschaltung kann auch dadurch ersetzt werden, daß im
Falle der Anwendung eines langen Papierstreifens für die Herstellung der photographisch
aufzunehmenden Notenvorlage eine ununterbrochene oder schrittweise Fortbewegung
des Diapositivfilins von Notensystem. zu Notensystem bewirkt wird. In diesen Fällen
kann der Antrieb der Schaltvorrichtung durch ein Uhr-"verk bewirkt werden, und zwar
zweckmäßig in der Weise, daß mindestens immer einige Notensysteme übereinander auf
dem Bildschirm in Erscheinung treten, so daß der Musikausübende den Bewegungsvorgang
besser zu Überblicken und sein Spiel der Bewegungsgeschwindigkeit anzupassen vermag.
Die Bewegungsgeschwindigkeit des Films kann durch Bremsung des Uhrwerks leicht geregelt
werden so daß der Spieler die seinem Temperament und Geschmack zusagende Geschwindigkeit
wählen kann. Die Darstellung der Musiknoten bei einem Klavier oder anderen- Tasteninstrument
hat eine Verdunkelung des Raumes vor der Matt-oder Milchglasscheibe, auf welche
das projizierte Notenbild von dem Spiegel b reflektiert wird, zur Voraussetzung,
da grelles Tageslicht die Projektionswirkung aufheben würde. Um somit das Verfahren
der Erfindung auch zur Benutzung bei Tageslicht geeignet zu machen, muß die Matt-
oder Milchglasscheibe o durch eine schachtförmige Blende, die zweckmäßig
in Art eines konischen Balgens s auszuführen ist, verdunkelt werden. Diese Balgenblende
wird zweckmäßig an der Vorderwand des Klaviers leicht lösbar angeordnet, so daß
sie abends entfernt werden kann. Die Balgenblende kann natürlich auch durch umlegbare
starre Platten oder auch durch einen starrwandigen Körper ersetzt werden.
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Bei der in Abb. 4 dargestellten Vorrichtung ist ein Notenpult t mit
einem Tragarm U f ür den Projektionsapparatv versehen worden, der von diesem
Arm in einer solchen Stellung gehalten wird, daß das projizierte Notenbild auf die
als Bildschirmw ausgebildete Pultplattex fällt. Bei dieser Ausführungsform der Erfindung
kann die für die Schaltung des Bildbandes erforderliche Stromleitung vorn Projektionsapparat:v
aus zu einem an der Fußplatte y des Pults angeordneten Kontakt z geführt
werden. Der Lichtschirm. w kann eine weiße Milchglas- oder Porzel ' lanplatte
sein, doch genügt zur Wiedergabe des Notenbildes auch ein auf die Pultplatte zu
legendes einfaches Blatt weißen Kartonrapiers. In Anbetracht der abwärts geneigten
Richtung der optischen Achse des Projektionsapparats erscheint es notwendig, als
Lichtquelle für den letzteren eine elektrische Glühlampe zu benutzen. Aber auch
bei der in Abb. i dargestellten Anordnung des Projektionsapparates erscheint die
Wahl einer elektrischen Glühlampe zweckmäßig, um zu große Hitzeentwicklung in dem
Klaviergehäuse zu vermeiden.
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Ohne vom Wesen der Erfindung abzuweichen, kann aber auch die Anordnung
des Projektionsapparates bei Tasteninstrumenten derart getroffen werden, daß sich
die Laterne außerhalb des Instrumentengehäuses befindet und nur das Objektiv durch
ein Loch der Seitenwand des Gehäuses in das Innere hinreicht. Bei dieser Anordnung
kann auch eine elektrische Bogenlampe oder eine Gasglühlichtlampe oder eine sonstige
hitzeentwickelnde Lampe als Lichtquelle benutzt werden.
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Das Verfahren läßt sichauch in der Weise ausgestalten, daß z. B. eine
mit mehreren Objektiven für mehrere Films ausgerüstete ProjektionsIgterne, von einem
besonderen
Ständer getragen wird, um die Projektionsbilder auf mehrere
neheneinandergestellte Notenpulte zu werfen, welche Einrichtung für größere Orchester
geeignet sein würde.
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Es ist auch nicht unbedingt nötig, daß die einzelnen Seiten eines
Musikstückes auf einem bandförmigen Film photographisch verkleinert zur Darstellung
gelangen. Bei Musikstücken kleineren Umfanges können auch z. B. kreisrunde Filme
oder Platten benutzt werden, indem die Aufnahmen der einzelnen Seiten im Kreise
angeordnet werden. Die so angeordneten Bilder des Positivfilins gelangen dann durch
schrittweise Schaltung des Positivfilms in der Drehrichtung zur Wieder-Crabe. Natürlich
ist auch bei solchen Films t' die gleichmäßig umlaufende Bewegung anwendbar, mit
Vorteil sogar dann, wenn das ganze Musikstück mehrere Male zu wiederholen ist, wie
es z. B. bei der Tanzmusik geschieht.
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Da die meisten Musikstücke nur wenige Seiten umfassen, so ist für
ein ganzes Musikstück nur ein geringes Stückchen eines Films erforderlich, das für
billige Preise zu haben wäre. Da die für das Verfahren zur Anwendung gelangenden
Films nur eine verhältnismäßig langsame Bewegung bei der Schaltung t'
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auszuführen haben, und eine Verletzung der Bildschicht mithin ausgeschlossen
ist, so können zur Ausübung der Erfindung vorteilhaft anstatt der Zelluloidfilme
die billigeren und dabei feuersicheren Filme aus Azetylzellulose zur Anwendung gelangen.
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Um gemäß dem Verfahren der Erfindung ein Notenpult auch bei Tageslicht
benutzen zu können, ist es zweckmäßig, den Projektionsapparat in einem lichtabschließenden
Gehätise hinter der durchscheinenden Platte anzuordnen und an der Vorderseite der
Pultplatte eine ausziehbare oder starre schachtförmige Blende lösbar anzuordnen.