DE3525752C2 - - Google Patents
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- C04B35/632—Organic additives
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1.
Es ist seit langem bekannt, daß Schlickergießverfahren sehr effek
tive Verfahren zur Herstellung von Formstücken mit komplizier
ter Form darstellen.
Als Ausgangsmaterial werden dabei Metall
pulver, wie 2%Ni-98%Fe-Legierungen, SUS 316 Metall, Stellit
und Hartmetall, sowie Keramikpulver, wie Aluminiumoxid, Sili
ziumkarbid, Siliziumnitrid und Zirkondioxid verwendet. So
wird zum Beispiel in "Industrial Heating", Mai 1984, Seite
14 bis 17, die Herstellung kleiner Maschinenteile aus
2%Ni-98%Fe-Pulver oder Pulver aus rostfreiem Stahl sowie die
Herstellung von Teilen mit 161 cm2
Querschnittsfläche und 5 cm Dicke durch Einspritzen einer
Mischung aus Metallpulvern und organischen Bindemitteln
mittels dieses Verfahrens beschrieben.
Außerdem wurde die Anwendung solcher Verfahren im Keramik
bereich, z. B. bei der Herstellung von Turbinen aus Silizium
karbid im "Journal of Engineering for Power", Juli 1982,
Band 104, Seite 601-606, beschrieben.
Weitere Beispiele für
die Anwendung solcher Verfahren bei der Herstellung von
hochkompakten Teilen aus Siliziumnitrid sind in "Industrial
Heating", Januar 1984, Seite 39-42, zu finden.
Erfolg oder Mißerfolg des Schlickergießverfahrens hängen von
der Art des verwendeten organischen Bindemittels ab, und
die Resultate der einzelnen Schritte werden vom organischen
Bindemittel beeinflußt.
Das organische Bindemittel wird dem Metall- oder Keramik
pulver zugefügt, um die gewünschte Formbarkeit zu erreichen,
da sonst, wenn die Formbarkeit der Mischung aus Pulver und
organischem Bindemittel schlecht ist, Fehlstellen wie Zu
sammenflußlinien, Verschweißungslinien oder Einfallstellen
im erzeugten Formstück auftreten können.
Dem Pulver muß eine große Menge organisches Bindemittel
beigefügt werden, um die Formbarkeit zu verbessern. Diese
erhöhte Menge Bindemittel verursacht jedoch im Laufe des
Entparaffinierens zur Entfernung des Bindemittels Fehl
stellen wie Riß- oder Schaumbildung, Verformungen usw. im
Formstück. Deswegen wird seit langem ein Bindemittel mit
solchen Eigenschaften gesucht, das die hinzuzufügende Menge
Bindemittel gering hält und das Auftreten von Fehlstellen
verhindert.
Die bekannten Techniken, die bei Schlickergießverfahren von
Metall- und Keramikpulvern angewandt werden, weisen jedoch
die folgenden Nachteile auf:
- 1. Bei herkömmlichen Schlickergießverfahren für Pulver wird das Formstück beim Entparaffinieren normalerweise von Raumtemperatur auf 400-500°C erhitzt, wodurch das Bindemittel zersetzt und durch Verdampfen entfernt wird. In diesem Fall ist es besonders wichtig, daß das Form stück langsam bis zur Maximaltemperatur erhitzt wird, damit die Erzeugungsgeschwindigkeit des Dampfs, der durch die Zersetzung des Bindemittels entsteht, nicht die Geschwin digkeit überschreitet, mit der der Dampf durch Hohlräume im Formstück entweicht. Wenn das nicht beachtet wird, er höht sich der Dampfdruck innerhalb des Formstücks und es kommt zu Riß- oder Schaumbildung, Verformungen usw. Daher dauert das Entparaffinieren 70-100 Stunden, wodurch die hohe Rentabilität des Schlickergießverfahrens zunichte gemacht wird.
- 2. Der zweite Nachteil ist die Verschwendung von Wärme energie aufgrund des langen Erhitzens der Formstücke auf 400-500°C. Da die Temperatur der Abgase niedrig ist, wird dadurch deren wirtschaftliche Wiedergewinnung in Form von effektiver Wärmeenergie erschwert.
- 3. Obwohl, wie schon erwähnt, das Entparaffinieren von der thermischen Zersetzung des Bindemittels abhängt, ist es schwierig, ein vollkommenes Entparaffinieren zu sichern. Gewöhnlich bleiben geringe Mengen Kohlenstoff und Öl im Formstück zurück. Diese Kohlenstoff- und Ölreste verur sachen eine Verschlechterung der Formstückeigenschaften nach dem Sintern.
- 4. Das Öl, das beim Entparaffinieren wiedergewonnen wurde, ist ein Zersetzungsprodukt des Bindemittels und daher nicht mehr als Bindemittel wiederzuverwenden. Das Öl wird daher üblicherweise ausgesondert, was ein weiterer Grund für die Verteuerung der Formstücke ist.
Es ist bekannt, ein Gefriergießverfahren zu verwenden, um die
oben beschriebenen Nachteile zu beseitigen.
W. D. Jones und E. M. Grala veröffentlichten nacheinander
ihre Forschungsergebnisse über dieses Verfahren 1960 bzw.
1961 ("Powder Metallurgical Techniques Course: Molding of
Metal Powders", 1964, August 25, Nikkan Kogyo Shimbun-sha).
Weiterhin wurden von Nakagawa et al. 1984 deren Forschungs
ergebnisse über Gefrierspritzgießverfahren veröffentlicht
("Freeze Injection Molding Process", Nikkan Kogyo Shimbun-
sha, 15. Juni 1984). Dieses Verfahren entspricht dem oben
beschriebenen Verfahren insoweit, als das Formpressen unter
Verwendung der Fließfähigkeit von Wasser durchgeführt und
die Form durch Ausnützung der Gefrierfähigkeit entfernt wird,
beschreibt aber die Anwendung des Verfahrens beim Schlicker
gießen.
Dadurch wird der oben unter 1. aufgeführte Nachteil, d. h.
der zu große Entparaffinierungszeitraum bei herkömmlichen
Schlickergießverfahren aufgehoben. Weiterhin hat dieses Ver
fahren, was die Wärmeenergie betrifft, Vorteile, da kein
Erhitzen auf hohe Temperaturen erfolgt. Wasser ist außerdem,
im Vergleich zu organischen Bindemitteln, preiswert und
kann wiedergewonnen und bei Bedarf erneut verwendet werden.
Bei herkömmlichen Schlickergießverfahren die organische Bin
demittel verwenden, müssen Vorrichtungen zum Erwärmen der
Mischung und zum Plastifizieren in eine Schlickergießmaschine
eingebaut und die Einspritztemperatur ganz genau geregelt
werden, da sich die Verformungseigenschaften eines Werk
stoffs, der aus Pulver und Bindemittel besteht, bei geringen
Temperaturschwankungen ändern. Im Gegensatz dazu sind die
Verformungseigenschaften eines plastischen Werkstoffs mit
Wasser als Bindemittel bei Raumtemperatur stabil, so daß
Erweichen und Formpressen anstatt in einer einzigen Schlicker
gießmaschine in verschiedenen Vorrichtungen stattfinden
können. So wird z. B. eine Kombination aus Kneter und Ge
senkschmiedemaschine verwendet, so daß das Kneten bei
Raumtemperatur durchgeführt und der Stempel der Gesenk
schmiedemaschine mit dem plastischen Werkstoff beschickt
wird, der dadurch geformt wird.
Das Schlickergießverfahren besitzt, wie oben erwähnt, eine
Reihe von Vorteilen, hat aber den Nachteil, daß aufgrund
der Verwendung von Wasser die Zahl der formpreßbaren
Pulver begrenzt ist.
Die meisten Metallpulver neigen zur Oxidation, wenn
sie mit Wasser in Berührung kommen, und die entstandenen
Oxide hemmen das Sintern von Metallpulvern und bringen
Probleme bezüglich der Festigkeit und Zähigkeit der Form
stücke mit sich. Darüber hinaus wird, im Falle der Kera
mikpulver, aufgrund der Kolloidvermahlung der Teilchen,
nicht nur die Menge des absorbierten Wassers erhöht, son
dern erfolgt auch insbesondere ein schneller Anstieg der
OH--Ionen, die von aktiven Teilchen mit hoher Bindungs
energie adsorbiert werden.
Das führt dazu, daß je feiner die Kolloidvermahlung der
Teilchen ist, desto größer die Menge adsorbierter OH--
Ionen, für deren Entfernung höhere Temperaturen benötigt
werden.
Die Teilchen, die stark adsorbierte OH--Ionen besitzen,
hemmen im allgemeinen das Sintern. Es ist bekannt, daß
die adsorbierten OH--Ionen bei Magnesiumpulver die Ent
stehung abnormaler Teilchen während des Sinterns verur
sachen. Es ist weiterhin bekannt, daß Siliziumnitrid mit
dem adsorbierten Wasser reagiert, Ammoniak freisetzt und
so zu einem Siliziumoxid wird. Wolframkarbid wiederum re
agiert mit adsorbiertem Wasser bei Temperaturen im Be
reich von 1200°C unter Freisetzung von Wasserstoff und
Kohlenmonoxid. Daher können Formpreßverfahren unter An
wendung von Gefriergießtechniken nicht bei Pulvern ange
wandt werden, die durch das adsorbierte Wasser modifiziert
werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die oben be
schriebenen Nachteile herkömmlicher Formpreßverfahren mit
Gefriergießtechniken, wie Gefrierguß, Gefrierspritzguß,
Gefrierschmieden und dgl. auszuschalten und ein Schlicker
gießverfahren für Pulver vorzuschlagen, das die Verunrei
nigung des Metall- oder Keramikpulvers durch Bindemittel
verhindert und das Entfernen des Bindemittels nach dem
Schlickergießen erleichtert.
Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten
Art erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des An
spruchs 1 gelöst.
Im Hinblick auf die Überwindung der oben beschriebenen Nachtei
le des Standes der Technik wird bei der vorliegenden Erfindung
anstatt Wasser tertiäres Butanol (CH3)3-C-OH (2-Methyl-2-Pro
panol) als Bindemittel bei Schlickergießverfahren verwendet.
Tertiäres Butanol weist als Bindemittel für Gefriergießverfah
ren Eigenschaften auf, die denen von Wasser überlegen sind. So
beträgt die Dichte von tertiärem Butanol 0,78 g/cm3 bei 25°C.
Das sind nur 78% der Dichte von Wasser. Das Molekulargewicht
von tertiärem Butanol beträgt 74,12, was 4,1mal größer ist als
das von Wasser. So beträgt die Molzahl pro Volumeneinheit bei
tertiärem Butanol 1,05 × 10-2 gmol/cm3. Das ist ungefähr ein
Fünftel von 5,56 × 10-2 gmol/cm3, der Molzahl von Wasser. Das
bedeutet, daß, wenn die Hohlräume zwischen den Pulverteilchen
gefüllt sind, die Gasmenge, die während der Ausscheidung des
Bindemittels erzeugt wird, nur ein Fünftel der Menge ist, die
bei Wasser anfällt, was wiederum für die Verringerung der Aus
scheidungszeit des Bindemittels sehr vorteilhaft ist.
Da der Schmelzpunkt von tertiärem Butanol bei 25,66°C
und damit nahe der Raumtemperatur liegt, kann das Erstar
ren durch die Zirkulation von kaltem Wasser bewirkt wer
den, und es ist nicht nötig, wie bei Wasser, spezielle
Gefriereinrichtungen zu verwenden. Die Wärmeenergie beim
Gefrieren von Wasser beträgt 79,4 cal/cm3, wogegen die
von tertiärem Butanol nur 17,1 cal/cm3 beträgt. Das Ver
hältnis der Wärmeenergien ist 1 : 4,6, wodurch die Ver
wendung von tertiärem Butanol als Bindemittel vom Stand
punkt des Energieverbrauchs sehr vorteilhaft wird.
Weiterhin ist der Dampfdruck von tertiärem Butanol bei
25°C 43 mm Hg, was höher ist als 25 mm Hg, dem Dampfdruck
von Wasser. Tertiäres Butanol ist also dem Wasser, was
die Leichtigkeit der Ausscheidung des Bindemittels be
trifft, überlegen. Die Verdampfungsenergie von tertiärem
Butanol bei 25°C beträgt 118 cal/cm3. Das bedeutet, daß
der Energieaufwand zum Entfernen von tertiärem Butanol
im Vergleich zu Wasser gering ist.
Nach dem Entfernen des Bindemittels ungefähr bei Raumtem
peratur ist ein Teil des Butanols an der Oberfläche des
Pulvers adsorbiert. Während dies bei Wasser OH--Ionen
sind, werden beim tertiären Butanol Alkylgruppen adsor
biert. Im Unterschied zu OH--Ionen ist die Desorption von
Alkylgruppen vergleichsweise einfach, und sie haben auch
keine nachteilige Wirkung auf das Sintern des Formstücks.
Tertiäres Butanol ist darüber hinaus ein stabiler Stoff,
der aus nur einer Komponente besteht, und es herrscht
somit keine Zersetzungs- oder Degenerationsgefahr auf
grund von Verdampfung, Kondensation und Erstarrung, wo
durch es möglich ist, tertiäres Butanol wiederzugewinnen
und erneut zu verwenden. Damit hat tertiäres Butanol, ge
nauso wie Wasser, große Vorteile gegenüber herkömmlichen
organischen Bindemitteln.
Die beigefügte Menge des tertiären Butanols hängt weit
gehend von der Korngrößenverteilung des verwendeten Pul
vers ab. Das Bindemittel muß die Hohlräume zwischen den
Pulverteilchen vollständig ausfüllen. Empirisch läßt
sich erkennen, daß es außerdem nötig ist, diese Menge um
mehrere Volumenprozent zu erhöhen.
Liegt die Bindemittelmenge unter 30 Vol.-% lassen sich
keine geeigneten Fließeigenschaften für das Formpressen
erzielen. Überschreitet die Menge 55 Vol.-%, ist nicht
nur der Zeitaufwand zum Entfernen des Bindemittels be
trächtlich, sondern es besteht auch die Gefahr, daß Fehl
stellen auftreten. Daher müssen Bindemittelmengen von
30 bis 55 Vol.-% beigefügt werden.
Die Temperatur, auf welche die Mischung im Heizzylinder
gebracht werden muß, liegt zwischen 26 und 40°C. Der
Grund dafür ist, daß die Temperatur höher sein muß als
der Schmelzpunkt des tertiären Butanols von 25,6°C, um
tertiäres Butanol in geschmolzenem Zustand zu erhalten.
Das Erhitzen auf eine Temperatur über 40°C ist nicht
vorteilhaft, da der Dampfdruck des tertiären Butanols
erhöht wird, und dadurch die Wärmeverluste zunehmen.
Zum Abkühlen des Formstücks in der Form wird das Form
stück auf einer Temperatur von 25°C oder weniger gehal
ten, da es notwendig ist, daß zum Erstarren wenigstens
die Oberfläche des Formstücks eine Temperatur unterhalb
des Schmelzpunkts von tertiärem Butanol aufweist. Es ist
jedoch nicht wünschenswert, das Formstück auf eine sehr
niedrige Temperatur abzukühlen, da dies die Ausschei
dungsgeschwindigkeit des Bindemittels im nächsten Schritt
herabsetzt. Eine einfache Wasserkühlung ist dazu nicht
ausreichend, und es wäre eine spezielle Energiequelle
notwendig. Daher muß die Form derart abgekühlt werden,
daß die Oberflächentemperatur des Formstücks zwischen
5 und 25°C liegt.
Obwohl die Entformung des durch tertiäres Butanol er
starrten Formstücks leicht ist, kann eine verbesserte
Entformung dadurch erreicht werden, daß zuvor z. B.
Stearinsäure als Entformungsmittel beigemischt wird,
wie das bei herkömmlichen Formpreßverfahren für Pulver
der Fall ist.
Aus der obigen Beschreibung läßt sich ersehen, daß das
erfindungsgemäße Verfahren der Verwendung von tertiärem
Butanol als Bindemittel für das Schlickergießen von
Metall- und Keramikpulvern ein wirtschaftliches
Verfahren ist, da das Bindemittel in kurzer Zeit entfernt
werden kann, das Formen energiesparend bei Raumtem
peratur durchgeführt werden kann, das pulverförmige Aus
gangsmaterial nicht verunreinigt wird, wie das bei Was
ser der Fall ist, und das tertiäre Butanol wiedergewon
nen und erneut verwendet werden kann.
Der Anwendungsbereich der Erfindung umfaßt Keramikpulver
wie Siliziumnitrid, Siliziumkarbid, Aluminiumoxid, Zir
kondioxid und Titan-(II)-borid, sowie Metallpulver z. B.
aus Ni-Fe-Legierung, rostfreiem Stahl, Stellit und Hart
metall.
Die folgenden Beispiele beschreiben das erfindungsgemäße
Schlickergießverfahren für Pulver ausführlich.
Als Ausgangsmaterial wurde eine Pulvermischung herge
stellt, die aus 92 Gew.-% Siliziumnitrid mit einem durch
schnittlichen Korndurchmesser von 0,75 µm sowie 6 Gew.-%
Y2O3 und 2 Gew.-% Al2O3 als Sinterhilfsstoffe bestand.
Dann wurde eine Mischung aus 60 Vol.-% dieses Ausgangs
materials und 40 Vol.-% pulverförmigem tertiärem Butanol
hergestellt.
Diese Mischung wurde in einen pneumatischen Kneter ge
füllt, in dem eine Stickstoffatmosphäre erzeugt wurde,
wonach der Knetvorgang eingeleitet wurde. Die innere
Wand des Kneters wurde mittels einer elektrischen Hei
zung auf einer Temperatur von 30°C gehalten, so daß
das tertiäre Butanol schmolz, und der Knetvorgang wurde
fortgesetzt. Zwölf Stunden nach Beginn des Knetens wurde
die Heizung abgeschaltet und das Kneten dreißig Minuten
lang fortgesetzt, während die Mischung durch Zirkulieren
von Kühlwasser mit einer Temperatur von 20°C durch den
Knetbehälter und die Verkleidung der Schaufeln abgekühlt
wurde. In dieser Zeit erstarrte das tertiäre Butanol, so
daß es zum Bindemittel für das Pulver wurde. Aus der Mi
schung wurden kleine Pellets geformt. Die Pellets wurden
entnommen und in einen Aufgabetrichter einer Schnecken
kolben-Spritzgießmaschine gefüllt.
Die Temperatur des Heizzylinderausgangs der Spritzgieß
maschine wurde auf 30°C gehalten, und Kühlwasser mit
einer Temperatur von 20°C zirkulierte um die Form.
Dann wurde eine Folge von Verformungsvorgängen durchge
führt, d. h. das Schließen des Stempels, Vorschub des Zy
linders, Einspritzen, Anlegen von Dauerdruck, Öffnen des
Stempels, Entnahme des Formstücks, Zurückfahren des Zy
linders sowie Zurückfahren und Drehen der Schnecke.
Das Bindemittel nahe der Oberfläche der Form erstarrte
und verhärtete sich, das Entformen war einfach durchzu
führen. Das Formstück wurde in einen Vakuumtrockner ge
bracht, der, nachdem die Temperatur auf 25°C eingestellt
worden war, auf einen maximalen Unterdruck von 10-2 Torr
evakuiert wurde. Nach drei Stunden wurde die Vakuumtrock
nung beendet und das Formstück entnommen. Dann wurde das
Formstück für drei Stunden in einen Unterdrucksinterofen
eingebracht, der auf 10-2 Torr und 1200°C eingestellt
war, wodurch die adsorbierten Stoffe ausgeschieden wur
den. Daraufhin wurde die Temperatur des Sinterofens drei
Stunden lang in einer Stickstoffatmosphäre von 9,8 atü
auf 1800°C gehalten. Danach wurde der Druck auf Normal
wert erhöht und das Formstück durch Stehenlassen abge
kühlt. Mit diesem Verfahren wurden Formstücke mit Hilfe
von zwei rechteckigen Hohlräumen von 43,8 mm × 14,8 mm
× 19,1 mm bzw. 43,8 mm × 7,4 mm × 19,1 mm erzeugt.
Es waren keine Fehlstellen aufgrund der Ausscheidung des
Bindemittels zu erkennen, weder im dünneren Formstück
mit 7,4 mm noch im dickeren mit 14,8 mm. In beiden Fäl
len wiesen die erzeugten Formstücke eine theoretische
Dichte von 98% und eine einheitliche Schrumpfung auf.
Mit diesem Beispiel wird das Schlickergießverfahren
mit tertiärem Butanol als Bindemittel beschrieben.
Als Ausgangsmaterial wurde eine Pulvermischung herge
stellt, die aus 92 Gew.-% Siliziumnitridpulver mit einem
durchschnittlichen Korndurchmesser von 0,75 µm sowie als
Sinterhilfsstoffe 6 Gew.-% Y2O3 und 2 Gew.-% Al2O3 be
stand. Dann wurde eine Mischung aus 60 Vol.-% Ausgangs
material und 40 Vol.-% pulverförmigem tertiärem Butanol
hergestellt. Diese Mischung wurde in einen pneumatischen
Kneter gefüllt, in dem eine Stickstoffatmosphäre erzeugt
wurde, wonach der Knetvorgang eingeleitet wurde. Die in
nere Wand des Kneters wurde mittels einer elektrischen
Heizung auf einer Temperatur von 30°C gehalten, so daß
das tertiäre Butanol schmolz und der Knetvorgang unter
stützt wurde.
Gleichzeitig wurde während des Knetens auf das Material
in Abständen vom Druckdeckel des Kneters Druck ausgeübt,
und das Material wurde entlüftet und verdichtet. Nach
zwölf Stunden wurde dann das erweichte, geknetete Mate
rial entnommen, in rechteckige Form gebracht und in
einen Stempel überführt, der durch um die Form zirkulie
rendes Kühlwasser mit einer Temperatur von 20°C gekühlt
wurde. Dann wurde es sofort unter Druck drei Minuten lang
formgepreßt. Das tertiäre Butanol an der Oberfläche des
Formstücks erstarrte und die Form konnte einfach ent
fernt werden. Das Formstück wurde in einen Vakuumtrock
ner verbracht, der, nachdem die Temperatur auf 25°C
eingestellt worden war, auf einen maximalen Untrdruck
von 10-2 Torr evakuiert wurde, und das tertiäre Butanol
wurde durch Verdampfung ausgeschieden. Nach drei Stunden
wurde die Vakuumtrocknung beendet und das Formstück ent
nommen.
Dann wurde das Formstück für drei Stunden in einen Unter
drucksinterofen überführt, der auf 10-2 Torr und 1000°C
eingestellt wurde, um adsorbierte Teilchen zu entfernen.
Daraufhin wurde die Temperatur des Sinterofens auf 1800°C
erhöht und drei Stunden lang eine Stickstoffatmosphäre
von 9,8 atü erzeugt. Danach wurde der Druck auf Normal
wert erhöht und das Formstück durch Stehenlassen abge
kühlt. Nach dem Abkühlen wurde das Formstück herausgenom
men und mittels Diamantschleifen entgratet.
Mit diesem Verfahren wurden Formstücke mit Hilfe von zwei
verschiedenen rechteckigen Hohlräumen von 43,8 mm ×
14,8 mm × 19,1 mm bzw. 43,8 mm × 7,4 mm × 19,1 mm er
zeugt. Es waren weder im dünneren Formstück mit 7,4 mm
noch im dickeren mit 14,8 mm Fehlstellen aufgrund der
Ausscheidung des Bindemittels zu erkennen. In beiden Fäl
len wiesen die erzeugten Formstücke eine theoretische
Dichte von 98% und einheitliche Schrumpfung auf.
In diesem Beispiel wird das Schlickergießen von Metall
pulvern mit tertiärem Butanol als Bindemittel beschrieben.
Es wurde eine Mischung aus 60 Vol.-% SUS 316 Pulver mit
einem Korndurchmesser zwischen 5 und 20 µm und 40 Vol.-%
tertiärem Butanol hergestellt. Diese Mischung wurde in
einen pneumatischen Kneter gefüllt, in dem eine Stick
stoffatmosphäre erzeugt wurde, wonach der Knetvorgang
eingeleitet wurde. Die innere Wand des Kneters wurde mit
tels einer elektrischen Heizung auf einer Temperatur von
30°C gehalten, so daß das tertiäre Butanol schmolz und
der Knetvorgang unterstützt wurde. Gleichzeitig wurde
während des Knetens auf das Material in Abständen vom
Druckdeckel des Kneters Druck ausgeübt, und das Material
wurde entlüftet und verdichtet. Nach 12 Stunden wurde
dann das erweichte geknetete Material entnommen, in recht
eckige Form gebracht und in einen Stempel überführt, der
durch um die Form zirkulierendes Kühlwasser mit einer
Temperatur von 20°C gekühlt wurde. Dann wurde es sofort
unter Druck drei Minuten formgepreßt. Das tertiäre
Butanol an der Oberfläche des Formstücks erstarrte und
die Form konnte einfach entfernt werden. Das Formstück
wurde in einen Vakuumtrockner verbracht, der, nachdem
die Temperatur auf 25°C eingestellt worden war, auf
einen maximalen Unterdruck von 10-2 Torr evakuiert wurde,
und das tertiäre Butanol wurde durch Verdampfung ausge
schieden. Nach drei Stunden wurde die Vakuumtrocknung be
endet und das Formstück entnommen.
Dann wurde das Formstück für sechs Stunden in einen Un
terdrucksinterofen überführt, der auf 10-3 Torr und
800°C eingestellt wurde, um adsorbierte Teilchen zu ent
fernen. Daraufhin wurde die Temperatur des Sinterofens
auf 1100°C erhöht. Danach wurde der Druck auf Normalwert
erhöht und das Formstück durch Stehenlassen abgekühlt.
Nach dem Abkühlen wurde das Formstück herausgenommen und
mittels Diamantschleifen entgratet.
Mit diesem Verfahren wurden Formstücke mit Hilfe von
zwei verschiedenen rechteckigen Hohlräumen von 43,8 mm
× 14,8 mm × 19,1 mm bzw. 43,8 mm × 7,4 mm und 19,1 mm
erzeugt. Es waren weder im dünneren Formstück mit 7,4 mm
noch im dickeren mit 14,8 mm Fehlstellen aufgrund der Aus
scheidung des Bindemittels zu erkennen. In beiden Fällen
wiesen die erzeugten Formstücke eine theoretische Dichte
von 99% und einheitliche Schrumpfung auf.
In diesem Beispiel wird das Schlickergießen einer Mi
schung aus Metall- und Keramikpulvern mit tertiärem Bu
tanol beschrieben.
90 Gew.-% Wolframkarbid mit einem durchschnittlichen Korn
durchmesser von 1,5 µm und 10 Gew.-% Kobaltpulver mit
einem durchschnittlichen Korndurchmesser von 1,3 µm wur
den vermischt und in Aceton 48 Stunden lang in einer Naß
kugelmühle (einem Gefäß aus rostfreiem Stahl, das die Ku
geln aus Wolframkarbid-Kobalt-Legierung enthielt) gemah
len und anschließend getrocknet. Dann wurde eine Mischung
aus 60 Vol.-% dieses Ausgangsmaterials und 40 Vol.-%
pulverförmigem tertiärem Butanol hergestellt. Diese Mi
schung wurde in einen pneumatischen Kneter gefüllt, in
dem eine Stickstoffatmosphäre erzeugt wurde, wonach der
Knetvorgang eingeleitet wurde. Die innere Wand des Kne
ters wurde mittels einer elektrischen Heizung auf einer
Temperatur von 30°C gehalten, so daß das tertiäre Buta
nol schmolz und der Knetvorgang unterstützt wurde. Gleich
zeitig wurde während des Knetens auf das Material in Ab
ständen vom Druckdeckel des Kneters Druck ausgeübt, und
das Material wurde entlüftet und verdichtet. Nach zwölf
Stunden wurde dann das erweichte, geknetete Material ent
nommen, in rechteckige Form gebracht und in einen Stempel
überführt, der durch um die Form zirkulierendes Kühlwas
ser mit einer Temperatur von 20°C gekühlt wurde. Dann
wurde es sofort unter Druck drei Minuten lang formgepreßt.
Das tertiäre Butanol an der Oberfläche des Formstücks er
starrte und die Form konnte einfach entfernt werden. Das
Formstück wurde in einen Vakuumtrockner verbracht, der
nachdem die Temperatur auf 25°C eingestellt worden war,
auf einen maximalen Unterdruck von 10-2 Torr evakuiert
wurde, und das tertiäre Butanol wurde durch Verdampfung
ausgeschieden. Nach drei Stunden wurde die Vakuumtrock
nung beendet und das Formstück entnommen.
Dann wurde das Formstück für drei Stunden in einen Unter
drucksinterofen überführt, der auf 5 × 10-2 Torr und
1200°C eingestellt wurde, um adsorbierte Teilchen zu ent
fernen. Daraufhin wurde die Temperatur des Sinterofens auf
1415°C erhöht. Dann wurde der Druck mittels Stickstoff
auf Normalwert erhöht und das Formstück durch Stehenlas
sen abgekühlt. Nach dem Abkühlen wurde das Formstück
herausgenommen und mittels Diamantschleifen entgratet.
Mit diesem Verfahren wurden Formstücke mit Hilfe von zwei
verschiedenen rechteckigen Hohlräumen von 43,8 mm × 14,8 mm
× 19,1 mm bzw. 43,8 mm × 7,4 mm × 19,1 mm erzeugt. Es wa
ren weder im dünneren Formstück mit 7,4 mm noch im dicke
ren mit 14,8 mm Fehlstellen aufgrund der Ausscheidung des
Bindemittels zu erkennen. In beiden Fällen wiesen die
erzeugten Formstücke eine theoretische Dichte von 99,5%
und einheitliche Schrumpfung auf.
Claims (7)
1. Verfahren zum Schlickergießen von Metall- oder Keramik-
Pulverformlingen, wobei
- a) eine Mischung aus einem niedrigschmelzenden organischen Bindemittel und dem Pulver hergestellt wird,
- b) die Mischung auf eine Temperatur über dem Schmelzpunkt des organischen Bindemittels gebracht wird,
- c) die Mischung in eine gekühlte Form eingebracht wird,
- d) der Formling auf eine Temperatur unterhalb des Schmelz punktes des organischen Bindemittels gekühlt wird, und
- e) der Formling entnommen wird,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung aus 30 bis 35
Vol.-% tert. Butanol und 45 bis 70 Vol.-% Pulver herge
stellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Mischung auf eine Temperatur zwischen 26° und 40°C einge
stellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Oberflächentemperatur des Formstücks auf 5° bis 25°C
eingestellt wird.
4. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3
auf ein Metallpulver, das aus einem Material besteht, das
aus der Gruppe bestehend aus Nickel-Eisen-Legierung, rost
freiem Stahl, Stellit und Hartmetall ausgewählt wird.
5. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3
auf ein Keramikpulver, das aus einem Material besteht, das
aus der Gruppe bestehend aus Siliziumnitrid, Siliziumkar
bid, Aluminiumoxid, Zirkondioxid und Titan-(II)-Borid aus
gewählt wird.
6. Anwendung nach Anspruch 5 mit der Maßgabe, daß dem Keramik
pulver Sinterhilfsstoffe beigemengt werden.
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