DE3149796C2 - - Google Patents
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- C04B35/515—Shaped ceramic products characterised by their composition; Ceramics compositions; Processing powders of inorganic compounds preparatory to the manufacturing of ceramic products based on non-oxide ceramics
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Description
Die Herstellung von porösen Formkörpern aus polykristallinem
Borcarbid mit Eigenbindung durch Sinterung von pulverförmigem
Borcarbid ohne die Mitverwendung von Sinterhilfsmitteln oder
organischen Harzbindemitteln ist bekannt. So lassen sich
beispielsweise nach dem sogenannten Heißpreß- oder Drucksinterverfahren
Formkörper mit 20-30% Porenraum herstellen,
die als Handläpper für die Nachbearbeitung von Hartmetallwerkstoffen
bei geringem Eigenabrieb Verwendung finden. Das
gewünschte Porenvolumen wird hierbei durch den Einsatz von
relativ grobkörnigem Ausgangsmaterial und durch die Druck-
und Temperaturregelung während des Heißpreßvorgangs gesteuert
(vgl. US-PS 20 27 786).
Die Formgebungsmöglichkeiten beim Heißpressen sind jedoch
begrenzt, so daß hiermit nur relativ kleine, einfach geformte
Körper hergestellt werden können. Insbesondere die Herstellung
von großflächigen, dünnen Platten oder dünnwandigen Holzylindern,
die auf dem Gebiet der Kerntechnik als Neutronenabsorberwerkstoffe
Verwendung finden, ist hiermit erheblich
erschwert und sehr kostspielig. Außerdem ist die Durchführung
dieses Verfahrens mit ungewöhnlich hohem Aufwand an Energie
und Formenmaterial verbunden und für die Nachbearbeitung der
Sinterkörper, beispielsweise für das Zersägen von großen
Blöcken, sind wegen der Härte des Borcarbids ebenfalls zeitraubende
und kostspielige Maßnahmen erforderlich.
Versuche zur drucklosen Sinterung von Borcarbid ohne die Mitverwendung
von Sinterhilfsmitteln sind ebenfalls bereits seit
langem bekannt. So wurden beispielsweise bei Einsatz von
Borcarbid mit einer Kornzusammensetzung gemäß der Fullerkurve,
das durch Zusatz eines temporären Bindemittels mit hohem
Preßdruck unter Bildung von Grünkörpern vorverdichtet und
anschließend bei Temperaturen von 2250°C-2300°C drucklos
gesintert worden war, Formkörper mit einer Dichte von
etwa 2,0 g/cm³ (das entspricht ca. 80% der theoretischen
Dichtes des Borcarbids, im folgenden als % TD abgekürzt)
erhalten, die aber neben der hohen Porösität eine geringe
mechanische Festigkeit zeigten, d. h. die Biegebruchfestigkeit
lag günstigenfalls nur zwischen 49,05 und 98,1 N/mm².
Die Anwendungsmöglichkeiten derartiger Formkörper sind aufgrund
der schlechten Werte für die Festigkeit und Abriebbeständigkeit
aber naturgemäß begrenzt (vgl. K. Adlassnig in
"Planseeberichte für Pulvermetallurgie", Bd. 6 (1958),
S. 98-99).
Der Einsatz von grobkörnigem Borcarbid als Ausgangsmaterial,
der sich bei der Herstellung von porösen Formkörpern nach
dem Heißpreßverfahren bewährt hat, führte indessen bei der
drucklosen Sinterung nicht zum Ziel, wie aus den Untersuchungen
von P. S. Kislyj und B. L. Grabtschuk über die Gesetzmäßigkeit
bei der Erzeugung des hochdichten B₄C durch Sinterung
hervorgeht, worin ausdrücklich darauf hingewiesen wird, daß
sich B₄C-Pulver von annähernd stöchiometrischer Zusammensetzung
mit Teilchengrößen von <8 µm, die in bekannter
Weise vorverdichtet worden waren, praktisch nicht sintern
ließen (vgl. Bericht vom 4. Europ. Pulvermet. Symposium,
Grenoble/Frankreich 1975, INIS-mf-2082, ref. in Chem. Abstr.
Bd. 87 (1977), Nr. 140112).
Es stellt sich somit die Aufgabe, ein verbessertes Verfahren
zur Herstellung von porösen Formkörpern aus polykristallinem
B₄C mit Eigenbindung durch drucklose Sinterung von pulverförmigem
B₄C mit annähernd stöchiometrischer Zusammensetzung
ohne die Mitverwendung von Sinterhilfsmitteln zur Verfügung
zu stellen, nach dem Sinterkörper erhalten werden mit gleicher
Porosität und Dichte, Festigkeit und Abriebbeständigkeit, wie
die bisher nur durch Heißpressen hergestellten Produkte, jedoch
ohne die bekannten Nachteile des Heißpreßverfahrens, wie
aufwendige Druckregelung, eingeschränkte Formgebungsmöglichkeiten,
hohe Prozeßkosten und zeitraubende Nachbearbeitung.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß als
Borcarbidpulver solche mit bimodaler Kornverteilung aus einem
Grobkorn- und Feinkornanteil im Mengenverhältnis von 6 : 1 bis
1 : 1 verwendet werden, wobei
die maximale Teilchengröße des Grobkornanteils höchstens den 8fachen Wert der minimalen Teilchengröße des Grobkornanteils hat,
die maximale Teilchengröße des Feinkornanteils höchstens 10 µm beträgt
und sich von der mininalen Teilchengröße des Grobkornanteils um mindestens den Faktor 1,5 unterscheidet und
die mittleren Teilchengröße von Grobkorn- und Feinkornanteil sich voneinander um mindestens den Faktor 8 unterscheiden,
und bei der drucklosen Sinterung Temperaturen von 2150°C nicht überschritten werden.
die maximale Teilchengröße des Grobkornanteils höchstens den 8fachen Wert der minimalen Teilchengröße des Grobkornanteils hat,
die maximale Teilchengröße des Feinkornanteils höchstens 10 µm beträgt
und sich von der mininalen Teilchengröße des Grobkornanteils um mindestens den Faktor 1,5 unterscheidet und
die mittleren Teilchengröße von Grobkorn- und Feinkornanteil sich voneinander um mindestens den Faktor 8 unterscheiden,
und bei der drucklosen Sinterung Temperaturen von 2150°C nicht überschritten werden.
Für die Herstellung der porösen Formkörper nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren ist sowohl die bimodale Kornverteilung
aus Grobkorn- und Feinkornanteilen in der definierten Art
und Menge des als Ausgangsmaterial verwendeten Borcarbidpulvers,
als auch das Nichtüberschreiten der Sintertemperatur
von 2150°C von entscheidender Bedeutung. Durch die
Kombination dieser Maßnahmen wird sichergestellt, daß während
des Sintervorgangs praktisch keine oder nur eine sehr geringe
Schwindung von höchstens 1,5% der Formkörper eintritt.
Aus der DE-B 28 37 900 ist ein Verfahren zur Herstellung von
Formkörpern aus Siliciumcarbid nach dem Schlickergußverfahren und
anschließendem Brennen des Körpers zur Rekristallisation bekannt,
bei welchem für den Schlicker Siliciumcarbid mit bimodaler Kornverteilung
verwendet wird, mit einer mittleren Teilchengröße von
etwa 3 µm, bzw. maximal 74 µm, wobei der Feinkornanteil größer als
der Grobkornanteil ist. Außerdem wird dem Schlicker ein mit Wasser
mischbares Harz zugesetzt, um die Festigkeit des Grünkörpers zu
erhöhen.
Nach der Entformung des Grünkörpers wird dieser bei etwa 1970°C
zur Rekristallisierung und zum Verkoken des Harzes gebrannt unter
Bildung eines relativ porösen, rekristallisierten Siliciumcarbidgefüges.
Der so hergestellte Körper wird dann vorzugsweise siliciert,
damit der vom Harz zurückgebliebene Kohlenstoff reagieren
kann.
Diese Patentschrift vermittelt demnach die Lehre, daß der Zusatz
eines härtbaren Harzes für durch Schlickerguß aus SiC mit bimodaler
Kornverteilung erzeugten Körpern die Grünfestigkeit derselben
erhöht, daß diese Grünkörper bei ausreichend hoher Temperatur
unter Bildung von rekristallisiertem SiC mit relativ grobem und
porösem Gefüge gebrannt werden und die so gebildeten Produkte
restlichen Kohlenstoff aus der Zersetzung des Kunststoffes enthalten
können.
Ferner läßt sich dieses Verfahren, nämlich Erhöhung der Grünkörperfestigkeit
durch den Harzzusatz, auch für andere feuerfeste
Pulver anwenden, bei deren Aufzählung Borcarbid expressis verbis
nicht genannt ist.
Eine Anregung, wie verfahren werden muß, um aus Borcarbidpulvern
allein, ohne Kohlenstoff enthaltende Zusätze, poröse Endprodukte
mit homogenem Gefüge zu erhalten, in welchem Korn und Poren
gleichmäßig verteilt sind, kann dieser Patentschrift indessen
nicht entnommen werden. Dazu mußten aus einem Borcarbidpulvergemisch
mit bimodaler Kornverteilung diejenigen Parameter hinsichtlich
Teilchengröße, Teilchengrößenverteilung und Mengenverhältnis
ausgewählt werden, welche in Verbindung mit einer Höchstgrenze für
die Sintertemperatur die praktisch schwindungsfreie Sinterung der
selbstgebundenen, nur aus polykristallinem Borcarbid bestehenden
Formkörper unter Ausbildung des homogenen Gefüges ermöglichen.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann aufgrund der fehlenden
Schwindung die Verfestigung der
Formkörper während des Sinterns praktisch nur über die B₄C-
Körner aus dem Grobkornanteil erfolgen, die auf Kosten des
Feinkornanteils wachsen und miteinander vernetzen unter
gleichzeitiger Bildung der Poren. Diese Annahme wird durch
Untersuchungen an elektrolytisch geätzten Anschliffen der
gesinterten Formkörper bestätigt, die zeigen, daß die groben
Körner über Brücken miteinander verbunden sind, mit dazwischen
befindlichen Hohlräumen und der Feinkornanteil praktisch
nicht mehr nachweisbar ist. Somit ist der Grobkornanteil
für den Aufbau des Gerüstes der Sinterkörper verantwortlich,
während der Feinkornanteil die Bindung und Vernetzung
des Gerüstes bewirkt.
Für die Erzielung der praktisch schwindungsfreien Sinterung
und die Ausbildung des homogenen Gefüges muß die bimodale
Kornverteilung in dem als Ausgangsmaterial verwendeten B₄C-Pulver
den definierten Bedingungen genügen, die im einzelnen
wie folgt näher erläutert werden:
Durch das Mengenverhältnis des Grobkornanteils zum Feinkornanteil,
das definitionsgemäß im Bereich von 6 : 1 bis 1 : 1
liegt, werden größtmöglicher und kleinstmöglicher Grobkornanteil
in der Pulvermischung festgelegt, d. h. diese sollte
praktisch nicht mehr als 85% und nicht weniger als 50% an
Grobkorn enthalten, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht
der Mischung. Bei größeren Mengen an Grobkorn besteht bereits
die Gefahr, daß die Brückenbildung zwischen den Körnern
mangelhaft wird, was eine geringere Festigkeit der Formkörper
zur Folge hat, bei kleineren Mengen an Grobkorn
treten hingegen unerwünschte Schwindungsreaktionen auf, die
zu ungleichmäßiger Hohlraumbildung oder gar zu Rissen im
Formkörper führen, wodurch ebenfalls die Festigkeit beeinträchtigt
wird. Pulvermischungen mit einem Grobkornanteil
von 65-75%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Mischung,
haben sich hierbei besonders bewährt.
Durch die unterschiedliche Teilchengröße und Teilchengrößenverteilung
im Grobkorn- und Feinkornanteil wird die gleichmäßige
Korn- und Porenverteilung im Sinterkörper bestimmt.
Für den Grobkornanteil gilt definitionsgemäß, daß die maximale
Teilchengröße höchstens den 8fachen Wert der minimalen
Teilchengröße hat, d. h., daß die Teilchengrößenverteilung
eng begrenzt ist. Besonders bevorzugt haben sich als Grobkornanteile
solche, deren maximale Teilchengrößen den
2 bis 4fachen Wert der minimalen Teilchengrößen aufweisen.
Die maximale Teilchengröße des Feinkornanteils beträgt
definitionsgemäß 10 µm. Für die Teilchengrößenverteilung
sind nach unten praktisch keine Grenzen erforderlich, d. h.,
diese können bis in den Submikronbereich reichen. Als Maß
für die erforderliche Teilchengröße von 10 µm und feiner,
wird daher zweckmäßig die spezifische Oberfläche herangezogen
(gemessen nach der BET-Methode) die dementsprechend
Werte im Bereich von 0,5-40 m²/g aufweisen kann. Das Vorhandensein
von Körnern mit Teilchengrößen < 1 µm ist aufgrund
ihrer hohen Oberflächenenergie sogar besonders vorteilhaft.
Zwischen Grobkorn- und Feinkornanteil muß eine echte Lücke
in der Teilchengrößenverteilung vorhanden sein, d. h., daß
die minimale Teilchengröße des Grobkornanteils mindestens
1,5mal so groß sein muß, wie die maximale Teilchengröße
des Feinkornanteils, die sich somit definitionsgemäß um
mindestens den Faktor 1,5 unterscheiden. Das wird ferner
dadurch erreicht, daß sich auch die mittleren Teilchengrößen
von Grobkorn- und Feinkornanteilen deutlich unterscheiden,
d. h. definitionsgemäß um mindestens den Faktor 8.
Unter "mittlerer Teilchengröße" ist hierbei der 50%-Wert
einer Sedimentationsanalyse zu verstehen.
Neben der bimodalen Kornverteilung in dem Ausgangspulvergemisch
ist die Sintertemperatur von entscheidender Bedeutung,
die zweckmäßig im Bereich zwischen 1900° und 2150°C
liegt. Unterhalb von 1900°C ist die Reaktion des Feinkornanteils
mit dem Grobkornanteil ungenügend, so daß die Brückenbildung
nur mangelhaft zustande kommt, d. h., es ist nicht
sichergestellt, daß der gesamte Feinkornanteil mit Grobkornanteil
reagiert. Oberhalb von 2150°C treten hingegen bereits
unerwünschte Schwindungs- und Zersetzungsreaktionen auf.
Unter Einhaltung der gegebenen Bedingungen ist es hingegen
möglich, poröse Formkörper mit gleichmäßiger Korn- und Porenverteilung
zu erhalten, deren Dichte durch die Dichte des
Grünkörpers festgelegt ist, da aufgrund der fehlenden Schwindungsreaktion
diese praktisch unverändert bleibt und in
welchen die Bindung der einzelnen Borcarbidkörner so fest
ist, daß die fertigen Sinterkörper eine Biegebruchfestigkeit
von mindestens 100 bis etwa 200 N/mm² aufweisen.
Für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden
als Ausgangsmaterial sowohl für den Grobkorn- als auch den
Feinkornanteil vorteilhaft Borcarbidpulver mit einer Reinheit
von mindestens 98,5 Gew.-% verwendet, worunter zu verstehen
ist, daß die Analysensumme von Bor und Kohlenstoff mindestens
98,5% Gew.-% beträgt, bei einem B : C-Atomverhältnis im Bereich
von 3,5 bis 4,5 : 1. Metallische Verunreinigungen können
insgesamt bis zu 0,5 Gew.-% toleriert werden. Der noch verbleibende
Differenzbetrag bis zu 100 Gew.-% verteilt sich
auf Sauerstoff und Stickstoff in Form von anhaftendem Boroxid
und Bornitrid, wobei die Analysensumme von Sauerstoff
und Stickstoff < 1Gew.-% ist. Der Gehalt an freiem Kohlenstoff,
worunter anhaftender Kohlenstoff in nicht an Bor gebundener
Form zu verstehen ist, ist jedoch auf höchstens
1,5 Gew.-% begrenzt, da festgestellt wurde, daß durch einen
höheren Gehalt an freiem Kohlenstoff die Brückenbildung
zwischen den Körnern beeinträchtigt wird.
Für die Herstellung der porösen Formkörper werden grobkörniges
und feinkörniges Borcarbidpulver zunächst homogen
vermischt und dann einem der bekannten Formgebungsverfahren
vor der Sinterung unterzogen.
Wenn die Formgebung mit Hilfe eines Preßverfahrens vorgenommen
wird, werden die Pulver entweder im angefeuchteten
Zustand oder vorzugsweise in Form einer Suspension in einem
organischen Lösungsmittel oder in Wasser miteinander vermischt.
Zur Erleichterung der Preßbarkeit ist vorteilhaft,
ein Gleitmittel in Mengen von 0,5-8 Gew.-%, bezogen auf das
Gewicht des Borcarbids mitzuverwenden, wobei sich handelsübliche
Gemische aus Fettsäuren und nichtionogenen Emulgatoren
besonders bewährt haben. Ferner können temporäre Bindemittel
mitverwendet werden, um die Rohbruchfestigkeit des
Grünkörpers zu verbessern. Beispiele für derartige temporäre
Bindemittel sind Polyvinylalkohol, Stearinsäure, Polyethylenglykol
und Campher, die in Mengen bis zu etwa 5 Gew.-%, bezogen
auf das Gewicht des eingesetzten Borcarbids verwendet
werden.
Die B₄C-Pulver werden entweder in einer Lösung des temporären
Bindemittels dispergiert, wobei als organische Lösungsmittel
beispielsweise Aceton oder niedere aliphatische Alkohole mit
1-6 C-Atomen verwendet werden können, oder in wäßriger Suspension
mit dem Gleitmittel und dem temporären Bindemittel
vermischt.
Das Vermischen kann durch übliche Maßnahmen in einem Plastikbehälter
oder in einer Knetvorrichtung vorgenommen werden.
Dann wird das Lösungsmittel entfernt, beispielsweise bei
einer dünnflüssigen Suspension durch Sprühtrocknung oder bei
einer dickflüssigen Suspension durch Abdunsten während des
Knetvorgangs, wobei zur Zerstörung von harten Agglomeraten
ggf. eine Mahlstufe nachgeschaltet werden kann. Die so erhaltene
homogene Mischung wird dann unter Formgebung zu Grünkörpern
von mindestens 50% der theoretischen Dichte des Borcarbids
verpreßt, beispielsweise durch Gesenkpressen oder
isostatisches Pressen, wobei vorteilhaft ein Druck von mindestens
1000 bar angewendet wird.
Die Formgebung kann jedoch auch durch andere bekannte Maßnahmen
vorgenommen werden, wie Spritzgießen, Strangpressen
oder Schlickergießen.
Beim Schlickergießen werden die B₄C-Pulver mit Wasser unter
Bildung einer viskos eingestellten Gemengesuspension
(Schlicker) vermischt, die anschließend in Formen aus porösem
Material, wie Gips gegossen wird, wobei die Formgebung durch
den Entzug der Feuchtigkeit zustande kommt. Beim sogenannten
Kernguß wird die Standzeit durch die bis zum vollständigen
Entzug der Feuchtigkeit benötigte Zeit bestimmt, während beim
sogenannten Hohlguß sich die Standzeit durch Erreichen einer
gewünschten Wandstärke ergibt und die noch nicht angesaugte
Suspension abgegossen wird.
Zur Erzielung eines möglichst dichten Grünkörpers ist es vorteilhaft,
in der Gemengesuspension durch Zugabe von Basen,
wie Alkalihydroxiden oder NH₃ einen pH-Wert von 10-12 einzustellen.
Dadurch kann gleichzeitig der Wassergehalt erniedrigt
und somit die Standzeit verkürzt werden. So sind beispielsweise
Gemengesuspensionen mit einem pH-Wert von 12 bei einem
Wassergehalt von 20%, bezogen auf das Gewicht der B₄C-Pulver,
noch gießfähig.
Der Wassergehalt kann außerdem durch Zugabe von sogenannten "Verflüssigern",
gesenkt werden, wofür sich handelsübliche, alkalifreie,
synthetische Polyelektrolyte, die gleichzeitig
eine Bindemittelwirkung aufweisen, besonders bewährt haben.
Durch die Basizität zeigen die Schlicker ein stark thixotropes
Verhalten, so daß sie in Ruhelage sehr rasch ansteifen.
Aus diesem Grunde ist es daher vorteilhaft, die Gemengesuspension
während des Entwässerungsvorgangs beispielsweise
durch Rütteln, ständig in Bewegung zu halten.
Zur Erleichterung der Entformung der trockenen Grünkörper,
die im Gegensatz zu bekannten tonkeramischen Schlickern
während des Feuchtigkeitsentzugs praktisch keine Schwindung
zeigen, ist es außerdem vorteilhaft, auf die porösen Formen
vor dem Schlickerguß ein Trennmittel aufzubringen. Als Trennmittel,
die den Feuchtigkeitsentzug nicht behindern, haben
sich Cellulose enthaltende Materialien, wie Filterpapier,
bewährt. Nach der Entformung werden die Grünkörper vorteilhaft
durch Erhitzen auf etwa 100°C getrocknet.
Die Durchführung der drucklosen Sinterung der vorgeformten
Grünkörper kann in einem Graphitrohrwiderstandsofen vom
Tamman-Typ oder in einem mit Graphit ausgekleideten Induktionsofen
vorgenommen werden. Für den kontinuierlichen Betrieb
kann ein horizontaler Durchschubofen verwendet werden,
in dem die vorgeformten Körper eine Vorwärmzone, eine Heizzone
und eine Kühlzone durchlaufen.
Die Sinterung erfolgt zweckmäßig in Gegenwart einer Schutzgasatmosphäre,
wie Argon oder Helium, bei den angegebenen
Temperaturen im Bereich von 1900°C bis 2150°C unter Normaldruck,
d. h, unter einem Druck von etwa 1,01 bar oder unter
vermindertem Druck, der jedoch 0,05 bar nicht unterschreiten
sollte, um ein Zersetzen des B₄C; insbesondere bei den
höheren Sintertemperaturen zu vermeiden.
In den folgenden Beispielen wird das erfindungsgemäße Verfahren
näher erläutert:
Als Ausgangspulver wurden handelsübliche B₄C-Körnungen
K 320 als Grobkorn und K 1500 als Feinkorn verwendet.
Bei K 320 handelt es sich um ein Pulver mit einer mittleren
Teilchengröße von 30 µm bei einer Teilchengrößenverteilung
von 16 µm bis 50 µm. K 1500 ist ein Pulver,
bei dem die maximale Teilchengröße etwa bei 6 µm und die
untere im Submikronbereich liegt, die mittlere Teilchengröße
hat den Wert von 1,5 µm. Das Verhältnis von Grobkorn
zu Feinkorn in der Mischung betrug 7 : 3. Beide Pulver
waren röntgenografisch einphasig. Die chemische Analyse
der Mischung ergab folgende Werte (alle Angaben in Gew.-%):
B: 77,9
C: 21,1
Canhaftend: 0,7
B₂O₃: 0,22
N: 0,19
Si: 0,11
Fe: 0,07
Al: 0,01
Ti: 0,02
B: 77,9
C: 21,1
Canhaftend: 0,7
B₂O₃: 0,22
N: 0,19
Si: 0,11
Fe: 0,07
Al: 0,01
Ti: 0,02
Es wurde eine wäßrige Suspension hergestellt, die 30%
Wasser, bezogen auf das Gewicht des eingesetzten Borcarbids,
enthielt. Der Suspension wurde ein handelsübliches Verflüssigungs-
und Bindemittel auf Polyelektrolytbasis in
einer Menge von 1 Gew.-% zugegeben. Ferner wurden einige
Tropfen NaOH beigemischt, so daß die Suspension einen
pH-Wert von 11 aufwies. Die Suspension wurde in einem
Behälter mit einem Rührer etwa 60 min gemischt und anschließend
auf eine 40 mm starke Gipsplatte gegossen, die
mit Filterpapier ausgelegt war. Als seitliche Begrenzung
wurde ein zerlegbarer Kunststoffrahmen verwendet. Die Suspension
wurde während der Entwässerung durch eine exzentrische
Rütteleinrichtung etwa 90 min in Schwebe gehalten,
bis der Grünkörper erhärtete.
Der plattenförmige entwässerte Grünkörper wies die Abmessungen
200×200×8 mm auf. Nach der Entformung wurde der
Grünkörper im Trockenschrank bei 60°C an Luft 24 h getrocknet.
Die Gründichte des Körpers betrug 1,93 g/cm³,
d. h., etwa 77% der theoretischen Dichte des Borcarbids.
Die Platte wurde in einem Widerstandsofen mit Grafitauskleidung
waagerecht in einer Argonatmosphäre unter Normaldruck
(1,01 bar) bei 2050°C drucklos gesintert, wobei die
Aufheizzeit 1,5 h und die Haltezeit 1 h betrug.
Der Sinterkörper zeigte wieder eine Dichte von 1,93 g/cm³.
Eine Schwindung war nicht nachweisbar. Der elektrolytisch
geätzte mikroskopische Schliff des Sinterkörpers zeigte
ein gleichmäßiges Gefüge, bei dem die B₄C-Korngröße etwa
35 µm betrug. Die Poren zeigten einen Durchmesser von
durchschnittlich 30 µm. Das im Grünkörper vorhandene Feinkorn
war im Sinterkörper nicht mehr nachweisbar.
Aus der Platte wurden 10 Biegestäbchen mit den Abmessungen
4×6×45 mm geschnitten und auf einer Zerreißmaschine
auf 4-Punkt-Biegebruchfestigkeit hochkant geprüft. Die
Biegevorrichtung wies eine Auflagenweite von 40 mm und
eine Stützweite von 20 mm auf. Die Biegefestigkeit der
Stäbchen betrug 132±11 N/mm².
Es wurden die gleichen B₄C-Körnungen in den gleichen Mengenverhältnissen
wie in Beispiel 1 verwendet. Die Borcarbidpulver
wurden in eine Isopropanol-Lösung gegeben (Gewichtsverhältnis
Isopropanol : Borcarbidkörnung wie 1 : 1). Im
Isopropanol waren 3 Gew.-% Campher gelöst. Außerdem wurden
der Suspension noch 2 Gew.-% eines handelsüblichen Gleitmittels
zugegeben. Beide Prozentangaben sind auf das Gewicht
des Borcarbids bezogen. Der dickflüssige Brei wurde
in einer Knetvorrichtung so lange an Luft gemischt, bis
praktisch das gesamte Lösungsmittel abgedunstet war. Es
wurde ein agglomeriertes Körnungsgemisch erhalten, das zur
Zerstörung der Agglomerate durch eine Mühle geschickt
wurde.
Die so erhaltene Pulvermischung wurde in eine zylindrische
Kautschukmatrize mit einem gehärteten Stahlkern eingefüllt.
Die Matrize wurde nach dem Füllen mit einem Stopfen verschlossen
und bei 5000 bar isostatisch gepreßt. Nach dem
Entformen wurde ein Grünkörper in Form eines Hohlzylinders
mit der Länge 70 mm, mit dem Innendurchmesser 18 mm und mit
dem Außendurchmesser etwa 42 mm erhalten.
Die Gründichte des Körpers betrug 1,86 g/cm³, d. h., etwa
74% der theoretischen Dichte des Borcarbids.
Der Grünkörper wurde gemeinsam mit der Platte aus Beispiel
1 gesintert. Die Dichte des Sinterkörpers wurde mit
1,85 g/cm³ bestimmt. Eine Schwindung war nicht feststellbar.
Das Gefüge des Sinterkörpers ähnelte demjenigen aus
Beispiel 1, wobei allerdings die Poren etwas größer
waren.
Claims (1)
- Verfahren zur Herstellung von porösen Formkörpern aus polykristallinem Borcarbid mit Eigenbindung durch Vorverdichten von Borcarbidpulver mit einem B : C-Atomverhältnis im Bereich von 4,5 bis 3,5 : 1 unter Bildung von Grünkörpern mit einer Dichte von mindestens 50% der theoretischen Dichte von Borcarbid und anschließender druckloser Sinterung bei Temperaturen von mindestens 1900°C in Gegenwart einer Schutzgasatmosphäre, dadurch gekennzeichnet, daß als Borcarbidpulver solche mit bimodaler Kornverteilung aus einem Grobkorn- und Feinkornanteil im Mengenverhältnis von 6 : 1 bis 1 : 1 verwendet werden, wobei die maximale Teilchengröße des Grobkornanteils höchstens den 8fachen Wert der minimalen Teilchengröße des Grobkornanteils hat, die maximale Teilchengröße des Feinkornanteils höchstens 10 µm beträgt
und sich von der minimalen Teilchengröße des Grobkornanteils um mindestens den Faktor 1,5 unterscheidet und
die mittleren Teilchengrößen vom Grobkorn- und Feinkornanteil sich voneinander um mindestens den Faktor 8 unterscheiden,
und bei der drucklosen Sinterung Temperaturen von 2150°C nicht überschritten werden.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE19813149796 DE3149796A1 (de) | 1981-12-16 | 1981-12-16 | Verfahren zur herstellung von poroesen formkoerpern aus polykristallinem borcarbid mit eigenbindung durch drucklose sinterung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19813149796 DE3149796A1 (de) | 1981-12-16 | 1981-12-16 | Verfahren zur herstellung von poroesen formkoerpern aus polykristallinem borcarbid mit eigenbindung durch drucklose sinterung |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3149796A1 DE3149796A1 (de) | 1983-06-23 |
DE3149796C2 true DE3149796C2 (de) | 1989-08-10 |
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ID=6148859
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE19813149796 Granted DE3149796A1 (de) | 1981-12-16 | 1981-12-16 | Verfahren zur herstellung von poroesen formkoerpern aus polykristallinem borcarbid mit eigenbindung durch drucklose sinterung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3149796A1 (de) |
Families Citing this family (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
FR2587026B1 (fr) * | 1985-09-09 | 1992-02-07 | Centre Nat Rech Scient | Utilisation de poudres frittables de granulometrie particuliere dans la realisation d'elements de filtration en ceramique poreuse, et ceramiques ainsi obtenues |
GB8914023D0 (en) * | 1989-06-19 | 1989-08-09 | Alcan Int Ltd | Porous ceramic membrane method |
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