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NEUE GALENISCHE RETARDFORM
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Die Erfindung betrifft Formen von Arzneimittelwirkstoffen mit kontrollierter
Freigabe des Wirkstoffes, besonders solche in Form von festen Dispersionen mit verzögerter
Freigabe des Wirkstoffesin wässrigen Medien.
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Durch Ueberführen eines Wirkstoffes in feste Dispersions- oder Lösungsform
hat man bisher nur dessen beschleunigte Freigabe erreichen können: Feste Dispersionen
von Arzneimitteln sind bekannt, z.B. aus der DOS 2549740, in der feste Dispersionen
von Griseofulvin in Polyethylenglykol beschrieben werden. Die geringe Lösungsgeschwindigkeit
und dadurch (siehe Seite 11, Zeilen 4-5) geringe Bioverfügbarkeit von Griseofulvin
werden durch Herstellen einer festen Dispersion des Griseofulvins in Polyethylenglykol
stark verbessert.
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Dass zum festen Dispersionsgranulat ein Sprengmittel zugefügt werden
muss, liegt daran, dass in der gewählten speziellen Arzneiform, eine Tablette, die
stark verbesserte Lösungsgeschwindigkeit des Griseofulvins wieder zurückgegangen
ist. Der bei der Tablettenherstellung angewandte Druck infolge der starken kohäsiven
Kräfte des Polyethylenglykols fUhrt zu einer merklichen Kohäsion der Granulatteilchen
untereinander. Das Sprengmittel, quervernetztes Polyvinylpyrrolidon, wird zugegeben,
um in wässrigem Medium aus der Granulattablette wieder das ursprungliche Granulat
mit dem schneller löslichen Griseofulvin gewinnen zu können.
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Das wasserlösliche Polyethylenglykol, wenn in ein wässriges Medium
gebracht, wird aus dem Granulat durch Diffusion extrahiert,
wodurch
das nun sehr fein verteilte Griseofulvin, das immerhin noch eine Wasserlöslichkeit
über 0,01% aufweist und sich dadurch von den erfindungsgemäss verwendeten Wirkstoffen
unterscheidet, rasch gelöst werden kann.
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Gemäss der deutschen Auslegeschrift Nr 2546577 wird eine Erhöhung
der Lösungsgeschwindigkeit und der Resorptionfähigkeit von Salzen von schlecht wasserlöslichen
Ergotaminverbindungen, besonders von Dihydroergotamin-methansulphonat, von Dihydroergocristin-methansulphonat,
von Dihydroergocryptin-methansulphonat und von Dihydroergocornin-methansulphonat
festgestellt, wenn man von deren festen Lösungen in Polyalkylenglykolen und besonders
in Polyvinylpyrrolidon mit Molgewicht über 10.000 ausgeht. Die genannten Arzneimittelwirkstoffe
haben in ihrer Methansulphonatsalzform alle eine Wasserlöslichkeit, welche über
0.01% liegt.
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Gemäss der europäischen Anmeldung Nr. 78430 wird eine Erhöhung der
Lösungsgeschwindigkeit unter Beibehaltung einer guten Resorptionsfähigkeit von Dihydropyridinen,
besonders von Nifedipin und von Nimodipin festgestellt, wenn man diese Wirkstoffe
mit Polyvinylpyrrolidon, z.B. eines Molgewichtes von 25.000, in einer geringen Menge
eines flüssigen organischen Lösungsmittels löst, so, dass sich die beiden festen
Bestandteile gerade noch lösen lassen, wonach diese Lösung mit festen Trägerstoffen
mit grosser Absorptionsfähigkeit vermischt und granuliert wird, wodurch das organische
Lösungsmittel aus dem Gemisch verdampft, wonach es zu einer festen pharmazeutischen
Zusammensetzung weiterverarbeitet wird. Das Arzneimittel ist im Polyvinylpyrrolidon
nicht in kristallinem Zustand, sondern in gelöstem Zustand vorhanden unterscheidet
sich dadurch vom erfindungsgemässen kristallisierten Zustand und zeigt in Kontakt
mit wässrigen Medien dadurch eine erhöhte Lösungsgeschwindigkeit.
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Gemäss dem Kanadischen Patent Nr. 987588 wird eine Erhöhung der Lösungsgeschwindigkeit
und Vergrösserung der Bioverfügbarkeit von schlecht wasserlöslichen Arzneimittelwirkstoffen
festgestellt, wenn man dabei sowohl von deren festen Dispersionen in Polyethylenglykolen,
als auch von festen Dispersionen in anderen wasserlöslichen Matrixmaterialien, wie
Pentaerythrit, Pentaerythrittetraacetat oder Zitronensäure ausgeht. Die dabei verwendeten
Arzneimittelwirkstoffe Digitoxin, 17-Methyltestosteron, Prednisolonacetat und Hydrocortisonacetat
sind jedoch alle für höchstens 5% im Matrixmaterial enthalten, wodurch deren Dispersionen
sich von den erfindungsgemäss verwendeten Dispersionen unterscheiden.
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Der verwendete Arzneimittelwirkstoff Griseofulvin hat, wie bereits
oben erwähnt, eine Wasserlöslichkeit von mehr als 0,01% und unterscheidet sich dadurch
von den erfindungsgemäss verwendeten Wirkstoffen.
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Neu ist nun die Entdeckung, dass wenn man von festen Dispersionen
von praktisch wasserunlöslichen Arzneimittelwirkstoffen in solchen Matrixmaterialien
ausgeht, nicht eine Erhöhung der Lösungsgeschwindigkeit in wässrigen Medien, sondern
im Gegensatz eine Verlangsamung festgestellt werden kann, ohne dass dabei die Bioverfügbarkeit
darunter leidet.
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Neu ist auch die Entdeckung, dass die Verlangsamung der Lösungsgeschwindigkeit
einer zusammenhängenden kristallinen Wirkstofform (als Wirkstoffsekundärstruktur
angedeutet) in der festen Dispersion zugeschrieben werden kann, welche Form beibehalten
wird, wenn aus der festen Dispersion das wasserlösliche Matrixmaterial durch Kontakt
mit wässrigen Medien, z.B. Wasser, entfernt wird.
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Damit diese Wirkstoffsekundärstruktur überhaupt gebildet werden kann,
soll der Wirkstoff in der festen Dispersion in einer Konzentration über 5 % und
zu mehr als 5%, in kristalliner Form, vorzugsweise-unter 5 Mikrometer, vorhanden
sein und soll seine Wasserlöslichkeit höchstens 0.01 %, vorzugsweise unter 0.005
Gew.-% betragen.
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Gegenstand der Erfindung ist nun eine feste Dispersion eines pharmakologischen
Wirkstoffes in einer wasserlöslichen kristallinen Matrix als Träger, gekennzeichnet
durch einen Wirkstoff, welcher a. in wässrigem Medium bei 37"C eine Löslichkeit
von höchstens 0,01%, besonders höchstens 0.005% aufweist.
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b. in der Matrix zu mehr als 5 Gew.-% enthalten ist und c. in der
Matrix zu mehr als 5 Gew.-% in zusammenhängender kristalliner Form vorliegt.
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Diese feste Dispersion führt zu einer Verlangsamung der Auflösegeschwindigkeit
des Wirkstoffes in wässrigen Medien.
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Eine Verlangsamung der Auflösegeschwindigkeit konnte bisher in folgenden
Fällen erreicht werden: Die deutsche Offenlegungsschrift Nr. 1617362 beschreibt
das Suspendieren von Wirkstoffen, namentlich von Theophyllin in geschmolzenen Wachsen,
wobei als Wachs das Polyethylenglykol 12.000 verwendet wird, zur Herstellung von
galenischen Wirkstofformen mit verzögerter Auflösegeschwindigkeit in wässrigen Medien.
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Jedoch kann durch die grössere Löslichkeit des verwendeten Wirkstoffes,
Theophyllin, welche mehr als 0.01% beträgt, keine befriedigende Verlangsamung der
Auflösegeschwindigkeit in Polyethylenglykol erreicht werden und müssen dazu die
ublichen bekannten Retardierungsmittel wie z.B. Bienenwachs oder Stearinsaure mitaufgenommen
werden.
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Die deutsche Offenlegungsschrift Nr. 3318649 beschreibt eine zweiphasige
feste pharmazeutische Zusammensetzung, welche separat nebeneinander kristallines
Nifedipin und eine feste Lösung von Nifedipin in einem Matrixmaterial, besonders
in Polyvinylpyrrolidon enthält. In Kontakt mit wässrigen Medien wird aus der festen
Lösung das Nifedipin mit vergrosserter Geschwindigkeit und aus den festen Nifedipinkristallen
das Nifedipin mit verzögerter Geschwindigkeit gelöst.
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Gemäss der vorliegenden Erfindung ist jedoch nur eine feste Dispersion
des Wirkstoffes vorhanden, welche in Kontakt mit wässrigen Medien gebracht, den
Wirkstoff mit verzögerter Geschwindigkeit freisetzt.
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Prinzipiell ist für die erfindungsgemässe feste Dispersion jeder Arzneimittelwirkstoff
geeignet, wenn nur gleichzeitig seine erwähnten Löslichkeits- und Kristallisierungsbedingungen
erfüllt werden.
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Von jedem Arzneimittelwirkstoff kann durch einfach ausführbare Versuche
festgestellt werden, ob er die gestellten Bedingungen erfüllt.
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Die praktisch wasserunlöslichen Wirkstoffe in der festen Dispersion
gemäss der Erfindung sind z.B. solche aus der Reihe der Dihydropyridine, von denen
die 1,4-Dihydro-3,5-dicarbonsäurediester-2,6-dimethyl-pyridine die meist verwendeten
sind, besonders solche mit einem gegebenenfalls substituierten 4-Phenyl-oder derivierten
4-Phenyl-Rest. Als derivierter 4-Phenylrest kann der 4-(2,1,3-Benzoxadiazol-4-yl)
-Rest genannt werden.
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Beispiel eines Wirkstoffes mit einem gegebenenfalls substituierten
4-Phenylrest ist z.B. der bekannte 4-(2-nitrophenyl)-1,4-dihydro-2,6-dimethyl-5-methoxycarbonyl-3-pyridincarbonsäuremethylester
(Nifedipin).
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Beispiele von Wirkstoffen mit solch deriviertem 4-Phenylrest sind
4-(2,1,3-Benzoxadiazol-4-yl)-1,4-dihydro-5-ethOxyCarbonyl- 2,6-dimethyl-3-pyridincarbonsäureethylester
(Verbindung A) und 4-(2,1,3-Benzoxadiazol-4-yl)-1,4-dihydro-5-methoxyCarbonyl-2,6-
dimethyl-3-pyridincarbonsäureisopropylester (Verbindung B) und (-)-(S)-4-(2,1,3-Benzoxadiazol-4-yl)-1,4-dihydro-5-methoxyCarbony
l-1,2,6-trimethyl-3-pyridincarbonsäureisopropylester (Verbindung C).
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Die Dihydropyridine sind in der Literatur ausgiebig beschrieben worden
und haben besonders eine calciumantagonistische Wirkung.
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Sie werden hauptsächlich als Antihypertonika und als Mittel gegen
Angina pectoris eingesetzt.
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Die oben detailliert angedeuteten Dihydropyridine A und B sind bekannt,
z.B. aus dem Europäischen Patent Nr. 150, bzw. aus dem Britischen Patent Nr. 2037766.
Das Dihydropyridin C ist bekannt aus der britischen Patentanmeldung GB 2 122 192
A, besonders aus deren Beispiel 2 C.
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Es wurde nun festgestellt, dass die Dihydropyridine, wie z.B. die
Verbindungen A und B, praktisch wasserunlöslich sind und dadurch eine geringere
Wasserlöslichkeit als z.B. Griseofulvin haben.
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Ihre Verarbeitung zu einer festen Dispersionsform hatte nicht erwartungsgemäss
eine verbesserte Lösungsgeschwindigkeit, sondern überraschend eine ausgezeichnete
Verlangsamung der Auflösegeschwindigkeit zur Folge (siehe z.B. die Vergleichsversuche
1 bis 5), wodurch die Wirkstoffe vorteilhaft nur 1 mal pro Tag verabreicht werden
müssen. Dabei ist dieser Retardierungseffekt bereits in der Granulatform, unabhängig
von eventuellen pharmazeutischen Zusatzmitteln vorhanden, ohne dass dabei Erscheinungen
im
Ausmass eines üblichen "drug burst" auftreten. Die Bioverfugbarkeit
wird trotz des Retardierungseffektes nicht beeintrachtigt (siehe die Vergleichsversuche).
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Gegenstand der Erfindung ist daher ebenfalls eine pharmazeutische
Zusammensetzung zur einmal täglichen oralen Verabreichung, eine therapeutisch effektive
Menge der Verbindungen A oder B als Wirkstoff enthaltend.
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Als Matrixmaterialien kommen vorzugsweise nur pharmazeutisch zugelassene
feste Verbindungen in Frage, die am besten aus der Liste der pharmazeutischen Hilfsstoffe
gewählt werden.
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Dadurch, dass sie wasserlöslich sein mussen, werden sie meistens polare
Eigenschaften aufweisen. Viele dieser Hilfsstoffe werden daher polare Gruppen, z.B.
Oxygruppen, besonders Hydroxylgruppen enthalten.
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Die bevorzugte Ausfuhrungsform der pharmazeutischen Zusammensetzung
enthält eine feste Dispersion von pharmakologischem Wirkstoff in einem Polyalkylenglykol,
besonders in einem Poly(C2~3) alkylenglykol, wie eine solche in einem Polyethylenglykol
als unbedenklichen pharmazeutischen Hilfsstoff. Das Polyethylenglykol hat vorzugsweise
ein Molgewicht zwischen 1000 und 20.000, besonders zwischen 4000 und 20.000 und
speziell zwischen 4000 und 8000, wie z.B. 6000.
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Die feste Dispersion kann erhalten werden, indem man den Wirkstoff
in in flussige Form gebrachtem Dispersionsmittel zu mehr als 5% löst und danach
das erhaltene Gemisch in feste Form uberfuhrt.
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Das in flUssige Form bringen des Dispersionsmittels kann dabei einfach
durch Schmelzen oder durch Hinzufugen eines flüssigen organischen Losungsmittels
geschehen.
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Das in feste Form bringen des flüssigen wirkstoffhaltigen Dispersionsmittels
kann nachher einfach durch Abkühlen bzw. durch Verdampfen des flüssigen organischen
Lösungsmittels geschehen.
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Gegenstand der Erfindung ist daher auch ein Verfahren zur Herstellung
einer festen Dispersion eines Arzneimittelwirkstoffes in
einer
kristallinen Matrix als Träger, dadurch gekennzeichnet, dass man einen Wirkstoff
der in wässrigem Medium bei 37° C eine Löslichkeit von höchstens 0.01% vorzugsweise
unter 0,005% aufweist, für mehr als 5 Gew-% in in flüssige Form gebrachter Matrix
löst und danach das erhaltene Gemisch in feste Form über fUhrt und den Wirkstoff
auskristallisieren lässt.
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Die feste Dispersion kann danach auf eine Ubliche Partikelgrösse reduziert
werden, sodass ein für weitere Bearbeitung brauchbares Granulat entsteht.
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Mindestens 5 Gew.-% der in der festen Dispersion vorhandenen Wirkstoffteilchen
sind so klein, dass man sie bei den üblichen optischen Messungen nicht quantitativ
erfassen kann, da sie, für Messzwecke in wässrige Suspension gebracht, der unter
dem Mikroskop beobachtbaren Brownschen Molekul arbewegung unterliegen.
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Folglich wird deswegen von diesen Teilchen der Durchmesser 5 Mikrometer
im allgemeinen nicht überschreiten.
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Laserlichtstreuungsversuche mit der wässrigen Suspension ergaben eine
Wirkstoffteilchengrösse von sogar weniger als 0,5 Mikrometer.
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Dass eine feste Dispersion vorliegt, ergibt sich aus dem Vergleich
der Guinier-de Wolff Röntgensprektren mit denen einer rein mechanischen Mischung,
zu der kein Unterschied besteht. Guinierde Wolff Spektren bestätigen, dass sowohl
der Wirkstoff als auch das Matrixmaterial in der festen Dispersion in kristalliner
Form vorliegen.
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Die Konzentration des Wirkstoffes in der Matrix ist vorzugsweise 5
bis 80, speziell 20 bis 50, vorzugsweise 20 bis 40 Gewichts-% und ist mitbestimmend
für den erfindungsgemässen kontrollierten Freigabeeffekt. (Grössere Konzentration
verursacht stärkere Verzögerung der Auflösung; s. die Kurven 14-18 in Fig.5. Aufgeloste
Menge in Gew.-% vs.Zeit T in Stunden; Bei steigenden Konzentrationen von 10 bis
50 Gewichts-% der Verbindung A verringert sich die Auflösungsgeschwindigkeit. Die
Kurven 14-18 in Fig. 5 beziehen sich auf feste Dispersionsgranulate der gleichen
Subfraktion, welche 10,20,30,40 bzw. 50 Gew-% der Verbindung A enthalten).
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Für eine vernünftig verabreichbare Dispersionsmenge wird im Hinblick
auf die erforderliche Dosis des Wirkstoffes, welche für Verbindung A bis 250, vorzugsweise
bis 200, speziell bis 100 und für Verbindung B bis 50, vorzugsweise bis 30, speziell
25 bis 10 mg pro Tag ist, dessen Konzentration in der festen Dispersion 10 bis 80
und durchschnittlich bis 50%, wie 40% für Verbindung A und 20 Gew.-% für Verbindung
B betragen.
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In Bezug auf die chemische Stabilität des Wirkstoffes darf die Temperatur
des Matrixmaterials wie des Polyalkylenglykols beim Lösen des Wirkstoffes nicht
beliebig hoch sein. Wenn man trotzdem mehr Wirkstoff in das Polyalkylenglykol einbringt,
als es die Löslichkeit des Wirkstoffes bei der maximal zulässigen Temperatur
erlaubt,
bleibt dieser Anteil als Suspension vorhanden und löst sich nicht.
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Dieser ungelöste Anteil soll vorzugsweise eine Teilchengrösse von
maximal 100 Mikrometer aufweisen. Beim Abkühlen der Suspension können dann diese
Teilchen in unveränderter Grösse in der Dispersion vorgefunden werden, neben dem
Teil, deren Wirkstoffkristalle eine Grösse bis 5 Mikrometer haben.
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Bei der bereits oben kurz angekündigten Granulatherstellung wird die
feste Dispersion vorzugsweise auf einen Durchmesser unter 20UO Mikrometer reduziert
und vorzugsweise über 50 Mikrometer gehalten und speziell auf eine Teilchengrösse
zwischen 90 und 1000, besonders zwischen 125 und 500 Mikrometer gebracht. Diese
Granulatteilchengrösse ist mitbestimmend für den erfindungsgemässen Retardiereffekt.
(Grössere Teilchen verursachen starkere Verzögerung der Auflösung, s. die Kurven
19 bis 22; Aufgelöste Menge in Gew.-% vs.Zeit T; Bei steigender Teilchengrösse verringert
sich die Auflösungsgeschwindigkeit. Die Kurven 19 bis 22 beziehen sich auf Siebfraktionen
von 90 bis 180, von 180 bis 355, von 355 bis 500 bzw. von 500 bis 710 Mikrometer
des Dispersionsgranulates aus einer 40%igen Dispersion der Verbindung A in Polyethylenglykol
6000.
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Zusammenfassend kann somit erwähnt werden, dass sowohl durch Veränderung
der Konzentration des Wirkstoffes in der festen Dispersion als auch durch Wahl der
Grösse der festen Dispersionsgranulatteilchen die Wirkstofffreigabe gesteuert werden
kann.
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Ueberraschend hat sich gezeigt, dass wenn die Dispersionsgranulatteilchen
z.B. die des Beispiels 1, in Wasser gebracht werden,-der Matrixanteil sich rasch
und quantitativ daraus löst und dass diejenigen Wirkstoffteilchen, welche im Granulat
eine Kristallgrösse bis 5 Mikrometer hatten, miteinander eine zusammenhängende poröse
Sekundärstruktur bilden. Dichte und Durchmesser sind der Konzentration des Wirkstoffes
bzw. dem Durchmesser der Granulatteilchen direkt proportional.
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Gegenstand der Erfindung ist daher ebenfalls eine Wirkstoffsekundärstruktur,
welche sich aus der festen Dispersion nach selektiver Extraktion des Matrixmaterials
mit wässrigem Medium ausgebildet hat.
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Diese Sekundärstruktur, deren Durchmesser mit dem des Dispersionsgranulats
vergleichbar ist, zeigt in Wasser eine verzögerte Auflösungsgeschwindigkeit. Sie
kann durch intensive Ultraschallbehandlung teilweise in die Primärteilchen mit einem
Durchmesser bis 5 Mikrometer zerlegt werden.
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Wirkstoffteilchen, welche im Dispersionsgranulat einen Durchmesser
bis zu 100 Mikrometer hatten, sind in dieser porosenSekundärstruktur, für die die
Teilchen bis 5 Mikrometer die Basis bilden, unverändert eingeschlossen.
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Da die Wirkstoffprimärteilchen mit einem Durchmesser bis zu 5 Mikrometer,
aber auch die zusätzlich eingeschlossenen Wirkstoffteilchen bis 100 Mikrometer bestimmend
sind für den Retardeffekt beim Auflösen, sind sowohl die festen Dispersionen als
auch die Wirkstoffsekundärstruktur daraus Gegenstand der Erfindung.
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Die Wirkstoffsekundärstruktur wurde grössen- und oberflächenmässig
untersucht.
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Sie ist mit spaltenförmigen Kanälen unregelmässig durchzogen.
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Sie hat eine äussere und eine innere Oberfläche. Die risse und die
Struktur der äusseren Oberfläche beeinflussen das Auflöseverhalten in, z.B. wässrigen,
Medien. Die innere Oberfläche weist Poren auf in einem Grössenbereich unter 5 Mikrometer
und Wirkstofffreigabe, indem die Mobilität des Lösungsmediums darin herabgesetzt
ist. Die Grosse der Sekundärstruktur ist etwa die der Dispersionsgranulatteilchen,
woraus sie gebildet worden sind. Nach Befreiung der Sekundarstruktur von noch anhaftendem
Lösungsmediums, z.B. durch Trocknen, sind die spezifische Oberfläche und das Porenvolumen
messbar.
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Gegenstand der Erfindung ist eine Wirkstoffsekundärstruktur mit einem
Durchmesser von vorzugsweise 50 bis 2000 Mikrometern, besonders zwischen 90 und
1000, vorzugsweise zwischen 125 und 500 Mikrometern und mit einer porösen Struktur,
gekennzeichnet durch eine spezifische Oberfläche von 1 bis 15 m2/g, vorzugsweise
von 2 bis 12 m2/g, gemessen nach der BET-Methode und durch ein Porenvolumen von
20 bis 95%, gemessen nach der Methode der Quecksilberporosimetrie.
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Sowohl die festen Dispersionsgranulate als die Wirkstoffsekundärteilchen
sind einsetzbar bei der Herstellung von pharmazeutischen Zusammensetzungen.
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Gegenstand der Erfindung sind daher ebenfalls pharmazeutische Zusammensetzungen
aus den erwähnten festen Dispersionsgranulaten oder aus den Wirkstoffsekundärstrukturteilchen.
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Die pharmazeutischen Zusammensetzungen aus den festen Dispersionsgranulaten
können als progalenische Formen der pharmazeutischen Zusammensetzungen aus den Wirkstoffsekundärstrukturteilchen
angesehen werden, da sie, wie ein "pro-drug", im Organismus in die wirksame Form
umgesetzt werden.
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Zur Herstellung der pharmazeutischen oralen uarreichungsform aus
der
festen Dispersion kann das Granulat der festen Dispersion in an sich bekannter Weise
mit geeigneten pharmazeutischen Hilfsstoffen, wie z.B. einem Füllstoff, z.B. Lactose,
einem Fliessregulierungsmittel, z.B. Siliciumdioxid und einem Schmiermittel, z.B.
Magnesiumstearat (s. die Beispiele 2,5,6 und 9) und eventuell noch mit einem Sprengmittel,
z.8. quervernetztem Polyvinylpyrrolidon wie Crospovidone (s. Beispiele 2,3 5 und
6) oder Natriumcarboxymethylcellulose (s. Beispiel 9) vermischt und in die ueblichen
festen oralen Verabreichungsformen, wie Tabletten oder Kapseln gebracht werden.
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Zur Herstellung von Tabletten kann das feste Dispersionsgranulat vorzugsweise
z.B. mit direkttablettierbarer Lactose, Siliciurndioxid und Magnesiumstearat verarbeitet
werden (s.Beispiele 4,5, 6 und 9).
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Die Wirkstoffsekundärteilchen werden eher bei der Herstellung von
Kapseln eingesetzt, da sie den Uruck, welche bei der Tablettierung ausgeübt wird,
weniger gut ertragen können.
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Zur Herstellung von Kapseln können das feste Dispersionsgranulat oder
die Wirkstoffsekundärstrukturteilchen vorzugsweise mit einem Placebogranulat, bestehend
aus geeigneten Hilfsstoffen wie Lactose, Stärke und Polyvinylpyrrolidon, vermischt
und zusammen mit einem Gemisch aus Crospovidone, Siliciumdioxid und Magnesiumstearat
in bekannter Weise verarbeitet werden (s.Beispiele 2 und 3). Das Sprengmittel dient
dazu, den Kapsel inhalt zu suspendieren.
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Im allgemeinen sind pharmazeutische Darreichungsformen, besonders
Kapseln und in geringerem Ausmass auch Tabletten bei der Magenpassage der Möglichkeit
eines drug burst" ausgesetzt, welche unterbunden werden kann durch Anbringen einer
magensaftresistenten Beschichtung, was z.B. mit Hydroxypropylmethylcellulosephthalat
als bekanntes Beschichtungsmittel ausgeführt wird (s.Beispiel 3,5,6 und 12). wenn
die Absorption des Wirkstoffes im oberen Teil des Darmtraktes stattfindet, wirkt
sich diese Beschichtung darauf nicht störend aus. Dies ist z.B. bei Verwendung von
Uihydropyridinen der Fall.
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Tabletten brauchen dadurch, dass sie die Komponenten in komprimiertem
Zustand enthalten, diesen Ueberzug etwas weniger. Dann wird aber in deren Zusammensetzung
vorzugsweise auf ein Sprengmittel verzichtet (s. die Tablette des Beispiels 4, die
kein quervernetztes Polyvinylpyrrolidon enthält).
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Es wurde festgestellt, dass auch auf eine eventuelle magensaftresistente
Beschichtung, ob es nun Kapseln oder Tabletten betrifft, verzichtet werden kann,
wenn der festen Dispersion noch ein hydrophober Hilfsstoff, wie ein Fettsäureglyzerinester
zugesetzt wird (s.die Beispiele 8 und 9 und den Vergleichsversuch 4). Dieser Ester
dämpft im Magen den drug burst", wirkt sich im Darm jedoch nicht störend aus.
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Eine solche feste Dispersion kann erhalten werden, indem man den pharmakologischen
Wirkstoff bei erhöhter Temperatur in der Matrix löst und diese mit dem hydrophoben
Stoff, wie dem Fettsäureglyzerinester so weit wie möglich emulgiert und das erhaltene
Gemisch durch'Abkühlen erstarren lässt.
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Als Fettsäureglyzerinester werden besonders physiologisch verträgliche
Ester, wie (C10,20)Fettsäure-, z.B. Palmitinsäure-und/oder Stearinsäureglyzerinester
verwendet. Diese Ester können als Mono-, Di- und/oder Triester des Glyzerins vorliegen.
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Die Menge des Fettes kann bis 60 Gewichts-%, bezogen auf das Totalgewicht
der festen Dispersion, z.s. 5 bis 60 Gew.-%, betragen, ist jedoch vorzugsweise höchstens
15 bis k5S, wie 20X. Die erfindungsgemässen Zusammensetzungen zur kontrollierten
Freigabe können verwendet werden, um sehr verschiedene praktisch wasserunlösliche
Wirkstoffklassen darreichen zu können. Sie können für die bekannten Indikationen
der betreffenden Wirkstoffe angewendet werden. Die Wirkstoffmengen hängen von verschiedenen
Faktoren ab, z.B. vom zu behandelnden Zustand, von der gewünschten Zeitdauer, der
Freisetzungsgeschwindigkeit des Wirkstoffes. Die Menge des benötigten Wirkstoffes
und die Freigabegeschwindigkeit können anhand von in vivo-Techniken bestimmt werden,
indem die Menge des Wirkstoffes im Blut gemessen wird.
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Die pharmazeutischen Zusammensetzungen der Verbindungen A und 8 werden
für die gleichen Zwecke eingesetzt, wie im europäischen Patent 150, bzw. im Britischen
Patent 20377t6 beschrieben.
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Für die antihypertensive Verwendung wird z.B. bis 250 mg, vorzugsweise
kOU mg, bis etwa 50 bis 100 mg der Verbindung A und bis 50 mg, vorzugsweise bis
25 mg, wie etwa 10 bis 20 mg der Verbindung B pro Tag eingesetzt.
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gegenstand der Erfindung ist besonders eine pharmazeutische Zusammensetzung
für dlutplasmaspiegel von 2 bis 8 ng der Verbindung A/ml während mindestens 22 Stunden,
falls sie SO mg dieses Wirkstoffes enthält. Basis für diese Feststellung bilden
die ßlutplasmakurven 1, 3, 4, b und 6 bis 13 in Fig. 1 bis 4.
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gegenstand der Erfindung ist ebenfalls eine pharmazeutische Zusammensetzung
für Blutplasmaspiegel von l bis 2,5 ng der Verbindung B/ml während mindestens 22
Stunden, falls sie 10 mg dieses Wirkstoffes enthält.
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Der Basis für diese Feststellung sind die blutplasmakurven 23 und
26 in Fig. 7 und 8.
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Die Plasmaspiegel der Verbindung A für die Kurven 1 bis 13 in Fig.1
bis 4 (Konzentrationen vs.Zeit) wurden gaschromatographisch bestimmt.
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Dazu wurden eine mit laatriumhydroxid alkalinisierte (pH ; 13) iSlutplasmaprobe
(1 ml) mit Toluol extrahiert, der Toluol im Extrakt verdunstet und der Rückstand
in 0,5 ml Toluol gelöst. 2 Mikroliter dieser Flüssigkeit wurden bei 300°C in einer
OV 17 Säule (6% auf Gaschrom Q 10u-l2ú mesh) getrennt, wobei ein Argon-Methan-Gasgemisch
(95:5) als Trägergas (Geschwindigkeit 60 ml/min) verwendet wurde. Der Nachweis erfolgte
mit einem Electron Capture Detector: Die Ketentions-Zeit der Verbindung A liegt
bei 3,1 min. Die Berechnung der Konzentration der Verbindung erfolgte durch Höhenmessung
im Vergleich zu einem internen Standard. Die lMachweisgrenze liegt bei 0.5 ng des
Wirkstoffes pro ml Plasma.
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Die in vitro Auflösungsgeschwindigkeit der Verbindung A für die beiliegenden
Kurven 14 bis 22 und der Verbindung C im beispiel 13 und des Nifedipins im Beispiel
14 (aufgelöste Mengen in Prozenten vs.Zeit) wurde nach der Rotating- Paddle-Methode
(USP XX) mit bu UpM in 1000 ml Lösungsmedium bei 370 C durchgeführt. Als Losungsmedium
wurde für Verbindung A und für das Nifedipin 0.1 n HCl verwendet. Verbindung C wurde
in einer wässrigen Pufferlösung geprüft.
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ach 2 Stunden wurde ein pH-Wechsel vorgenommen durch Zugabe einer
Pufferlösung von pH bzw die zur Löslichkeitsverbesserung des Wirkstoffes ein Tensid
enthielt.
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Je 20 Mikroliter einer filtrierten Prüflösung der Verbindung und einer
Referenzlösung wurden nach chromatographischer Trennung auf einer Säule von 10 cm
Länge und 4,6 mni Durchmesser mit der Substanz kP 18;S Mikrometer als stationäre
Phasen und mit lelethanol/
Wasser 85:15 (v/vJ als mobile Phasen
mit 2.0 ml Fluss und unter einem Druck von 150 bar bei Raumtemperatur im UV-Bereich
bei 326 nin gemessen.
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Die Berechnung der Wirkstoffkonzentrationen erfolgte durch Vergleich
der Oberflächen.
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Die Wirkstoffplasmaspiegel der Verbindung B für die beiliegenden Kurven
23 bis 26 in Fig. 7 und 8 wurden gaschromatographisch bestimmt.
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Dazu wurde eine mit Natriumhydroxid alkalinisierte (pH = 13) Blutplasmaprobe
(2 ml) mit Toluol extrahiert, der Toluol im Extrakt verdunstet und der Rückstand
in 25 Mikroliter Toluol gelöst.
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2 Mikroliter dieser Flüssigkeit wurden bei 300°C in einer DV 17U1
Kapillarsäule (0,3 mm interner uurchmesser x 23 m Länge) yetrennt, wobei Helium
als Trägergas (Druck am Säuleneingang 0,7 atü) verwendet wurde.
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Der Nachweis erfolgte Init einem Electron Capture uetector bei 300°C
mit einem Argon-Methan-dasgemisch (90:10; Gasgeschwindigkeit 30 ml/min) als Zusatzgas.
Die Retentionszeit der Verbindung B liegt bei 11,5 Min.
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Die Berechnung der Konzentration der Verbindung d erfolgte durch Höhenmessungen
im Vergleich zu einem internen Standard. Die Wachweisyrenze liegt bei D pg des Wirkstoffes
pro ml Plasma.
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4-(2,1,3-Benzoxadiazol-4-yl1-i,4-dihydro-b-ethoxy-carbonyl-2,-dímethyl-3-pyridincarbonsäureethylester
(Verbindung a) Beispiel 1: Herstellung der festen Dispersion: 4 Gewichtsteile Polyethylenglykol
6000 werden bei 55-63e geschmolzen und unter Ruhren auf etwa 85"C erhitzt. Dann
wird 1 Gewichtsteil 4-(2,1,3-Benzoxadiazol-4-yl)-1,4-dihy- dro-5-ethoxycarbonyl-2,6-dimethyl-3-pyridincarbonsaureethylester
zugegeben und unter Rühren bei gleichbleibender Temperatur vollständig gelöst. Dann
wird die Lösung schnell abgekuhlt durch Ausgiessen auf Metallblech, wobei sie in
einer Schichtdicke von etwa 2 mm erstarrt. Nach Abkühlen auf Zimmertemperatur wird
die erstarrte Schicht vom Blech abgelöst, grob zerkleinert und dann stufenweise
durch Siebe abnehmender Durchmesser (2,5; 1,0 und 0,5 mm) geführt oder in einer
Hammermuhle zerkleinert, so dass ein fur die Herstellung einer Tablettier- oder
Kapselmischung brauchbares Granulat entsteht.
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Beispiel 2: Hartgel atinkapsel Komponenten: Mengen in mg 1. Verbindung
A-Polyethylenglykol 6000-Granulat (20%-ig) hergestellt gemäss Beispiel 1) 250,0
2. Placebogranulat aus Lactose 83 Teile Maisstärke 10 Teile Polyvinylpyrrolidon
6 Teile 41,0 3. Vernetztes Polyvinylpyrrolidon 6,0 4. Siliciumdioxid 1,5 5. Magnesiumstearat
1,5 300,0
Die beiden Granulate 1 und 2 werden gemischt. Die Komponenten
3 bis 5 werden ebenfalls gemischt, wonach das Gemisch aus 1 und 2 mit dem Gemisch
aus 3 bis 5 gemischt und in Gelatinkapseln geeigneter Grosse abgefullt wird.
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Beispiel 3: Die Hartgelatinkapsel des Beispiels 2 wird in an sich
bekannter Weise z.B. in einer Wurster Kolonne, magensaftresistent uberzogen mit
einem Gemisch aus Hydroxypropylmethylcellulosephthalat 33,3 mg und Diethyl phthal
ate 3,3 mg Beispiel 4: Tabletten Komponenten: Mengen in mg 1. Verbindung A-Polyethylenglykol
6000-Granulat (20%-ig)(hergestellt gemäss Beispiel 1) 250,0 2. Lactose, wasserfrei
188,5 3. Siliciumdioxid 2,5 4. Magnesiumstearat 9,0 450,0
Die Komponenten
1 bis 4 werden kurz vorgemischt, das Gemisch gesiebt (Maschenweite 630 um), nochmals
gemischt und in bekannter Weise tablettiert.
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Beispiel 5: Tablette Komponenten: Mengen in mg 1. Verbindung A-Polyethylenglykol
6000-Granulat (20%-ig)(hergestellt gemass Beispiel 1) 250,00 2. Lactose, wasserfrei
177,25 3. vernetztes Polyvinylpyrrolidon 11,25 4. Siliciumdioxid 2,50 5. Magnesiumstearat
9,00 Die Komponenten 1 bis 5 werden vermischt und tablettiert, wie im Beispiel 4
beschrieben.
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Die Tablette wird, wie im Beispiel 3 beschrieben magensaftresistent
überzogen mit einem Gemisch 50,00 aus Hydroxypropylmethylcellulosephthalat 91 Gew-%
und Diethylphthalat 9 Gew-% ~~~~~~~~ 500,00
Beispiel 6 In analoger
Weise wie im Beispiel 1 beschrieben, wird bei erhöhter Temperatur von 125"C eine
40%ige Dispersion von Verbindung A in Polyethylenglykol 6000 hergestellt.
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Das Dispersionsgranulat wird nun analog wie im Beispiel 5 beschrieben,
zu Tabletten mit 50 bzw. 100 mg Wirkstoff verarbeitet: Tabletten Komponenten: Mengen
in mg 1. Verbindung A - Polyethylenglykol 6000 Granulat (40%ig) 125,0 250,0 2. Lactose,
wasserfrei 65,0 130,0 3. Vernetztes Polyvinylpyrrolidon 5,0 10,0 4. Siliciumoxid
1,0 2,0 5. Magnesiumstearat 4,0 8,0 Magensaftresistenter Ueberzug* 20,0 40,0 220,0
440,0 * Der Ueberzug besteht aus Hydroxypropylmethylcellulosephthalat 93 Gew.-%
Titandioxid 3,5 Gew.-% Eisenoxid, gelb 3,5 Gew.-% Die Beschichtung wird in bekannter
Weise in einer Wurster Kolonne aufgebracht.
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Vergleichsversuch 1: Eine übliche überzugslose Hartgelatin-Kapsel
mit einem Granulat der Komponenten 1 bis 5 und einer aussehen Phase aus einem Gemisch
der Komponenten 6 bis 9 Mengen in mg 1. Verbindung A 50,0 2. Lactose 216,0 3. vernetztes
Polyvinylpyrrolidon 6,0 4. Polyoxyethylen-polyoxypropylenpolymer 10,0 5. Polyvinylpyrrolidon
7,5 6. vernetztes Polyvinylpyrrolidon 5,5 7. Polyethylenglykol 6000 (Lösungsvermittler)
10,0 8. Maisstärke 52,0 9. Magnesiumstearat 3,0 360,0 wurde verglichen mit der magensaftresistenten
retardierten Kapsel des Beispiels 3 und mit der Uberzugslosen retardierten Kapsel
des Beispiels 2.
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In 8 gesunden männlichen Probanden im Alter von 19 bis 40 Jahren,
nUchtern während des Einnahmemoments, ergaben die magensaftresistenten retardierten
Kapseln des Beispiels 3 nahezu konstante Blutplasmaspiegel der Verbindung A (etwa
5 ng/ml), ab 3 Stunden und bis 28 Stunden nach Einnahme (Kurve 1 in Fig.1). Die
uberzugslosen üblichen Hartgelatinkapseln ergaben in den gleichen Probanden das
übliche
Bild der Kurve 2, wobei die Freisetzung grösstenteils innerhalb 6 Stunden stattfindet.
Die Oberflächen unter beiden Kurven 1 und 2 sind etwa gleich gross: AUC *= 210 bzw.
196,2 0 ng.ml1.St-1, was auf eine gegenuber der üblichen Darreichungsform nicht
benachteiligte Bioverfwugbarkeit hindeutet.
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In einer zweiten Versuchsanordnung wurde die retardierte Kapsel des
Beispiels 2 ohne magensaftresistenten Ueberzug an 8 gesunden männlichen Probanden
verabreicht, 4 der Probanden hatten auch am Versuch mit der magensaftresistenten
retardierten Kapsel teilgenommen. Im Vergleich zur üblichen Kapsel (Kurve 2) kann
auch hier ein bestimmter Retardeffekt gezeigt werden (Kurve 3 in Fig.1).
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Jedoch weist die retardierte Kapsel des Beispiels 2 ohne Ueberzug
(Kurve 3) eine Neigung zum "drug burst" auf.
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Aus beiden Versuchsanordnungen kann nun festgestellt werden, dass
die Kombination des neuen festen Dispersionsgranulats mit magensaftresistentem Ueberzug
einen ausgezeichneten kontrollierten Freigabeeffekt hat.
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Die retardierten Kapseln der Beispiele 2 und 3, besonders die magensaftresistenten
des Beispiels 3, machen eine einmalige Einnahme pro Tag möglich, wahrend von den
üblichen Kapseln 2 bis 3 Stuck pro Tag über regelmässige Zeitabstande eingenommen
werden müssen.
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* AUC = Area Under the Curve / extrapoliert auforo) 0
Vergleichsversuch
2: Die uebliche Uberzugslose Hartgelatin-Kapsel des Vergleichsversuchs 1 wurde.nochmals
verglichen und zwar nun mit einer magensaftresistenten retardierten Tablette, wie
beschrieben im Beispiel 5, in einer neuen Gruppe von 8 gesunden männlichen Probanden.
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Die magensaftresistente retardierte Tablette des Beispiels 5 ergab
die mittlere Blutplasmaspiegelkurve 4 in Fig. 2 und die uebliche Kapsel des Vergleichsversuches
1 ergab ein entsprechendes Resultat wie in der Kurve 2 dargestellt. Die magensaftresistente
retardierte Tablette des Beispiels 5 ergab nahezu konstante Blutspiegelwerte von
Verbindung A (etwa 6 bis 7 ng/ml), ab 5 Stunden und bis 32 Stunden nach Einnahme
(Kurve 4).
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Auch in diesem Vergleichsversuch konnte kein Verlust in der relativen
Bioverfügbarkeit festgestellt werden und reicht eine einmalige Einnahme pro Tag,
was mit der ueblichen Kapsel nicht der Fall ist.
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Vergleichsversuch 3 In einem weiteren Versuch mit 8 gesunden mannlichen
Probanden wurde die uebliche überzugslose Kapsel, beschrieben im Vergleichsversuch
1, in einer Doppelblind-Zufallsanordnung verglichen mit drei zusätzlichen Formulierungen,
von denen eine die magensaftresistente retardierte Tablette des Beispiels 6 mit
einer 40%igen Dispersion von Verbindung A in Polyethylenglykol 6000 war.
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In diesem Versuch wurden alle Formulierungen den Probanden in nuchternem
Zustand mit 150 ml Wasser dargereicht.
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Nach 2.5 Stunden wurde dann ein Fruhstuck eingenommen.
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Die magensaftresistente retardierte Tablette des Beispiels 6 ergab
die mittlere Blutplasmaspiegelkurve 5 in Fig. 3, bis 72 Stunden gemessen.
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Von 7 bis 36 Stunden nach Einnahme wurden Konzentrationen zwischen
3 und 5 ng/ml und bis 29 Stunden wurde eine Absorption des Wirkstoffes festgestellt.
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Im Vergleich zu der ueblichen Kapsel war die relative Bioverfugbarkeit
der retardierten Tablette 88% mit einer Standardabweichung von 36%, was keine signifikante
Verminderung der Bioverfugbarkeit bedeutet.
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Eine bemerkenswerte Erscheinung des pharmakokinetischen Verhaltens
der retardierten Tablette des Beispiels 6 ist die relativ geringe Variabilitat der
individuellen Blutspiegelwerte bei den verschiedenen Probanden (Kurven 6 bis 13)
In allen Fallen blieben die Blutspiegelwerte zwischen 2 und 8 ng/ml, ohne signifikante
"drug bursts" Ausserdem verursachte der magensaftresistente Ueberzug eine stark
reproduzierbare Verzögerungsperiode vor dem Anfang der Absorptionsphase (2,6 Stunden),
wenn die Probanden die Tabletten vor dem Fruhstuck einnahmen.
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Diese Resultate zeigen, dass die magensaftresistente Tablette mit
der 40%igen Dispersion der Verbindung A eine ausgezeichnete Form darstellen fur
Dosierungen von 50 mg und hoher (z.B. 100 mg) der Verbindung A.
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4-(2,1,3-Benzoxadiazol-4-yl )-1,4-dihydro-5-methoxycarbonyl-2,6-dimethyl-3-pyridincarbonsäureisopropylester
(Verbindung B) Beispiel 7: Herstellung der festen Dispersion und des Dispersionsgranulats:
6 Gewichtsteile Polyethylenglykol 6000 werden mit 2 Gewichtsteilen eines handelsublichen
Gemisches von Mono-, Di- und Triestern der Palmitin- und Stearinsäure mit Glyzerin
(Precirol*) und mit 2 Gewichtsteilen 4-(2,1,3-Benzoxadiazol-4-yl)-1,4-dihyhydro-5-methoxycarbonyl-2
,6-dimethyl-3-pyridincarbonsäureisopropylester vermischt, bei 75-85"C geschmolzen
und unter intensivem Rühren bei gleichbleibender Temperatur von 70"C so weit wie
möglich gelöst. Dann wird das Gemisch schnell auf etwa Raumtemperatur durch Ausgiessen
auf vorgekuhites Metallblech abgekUhlt und während 3 Stunden bei 4"C aufbewahrt,
wobei es in einer Schichtdicke von etwa 4 mm erstarrt. Die erstarrte Schicht wird
grob zerkleinert und dann zweimal durch eine HammermUhle (Typ Fitzpatrick, USA)
gegeben, so dass ein fur die Herstellung einer Tablettier- oder Kapselmischung brauchbares
Granulat entsteht.
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Characteristische Korngrösse der RRS-B-Verteilung = x'= ca. 320 Mikrometer
n = ca. 3 (reciprokes Mass fur die Breite der Verteilung) (H.Sucker, c.s. Pharmazeutische
Technologie, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1978, Seite 110).
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(* Marke von Gattefosse)
Beispiel 8: Tablette Komponenten:
Mengen in mg 1. Verbindung B-Polyethylenglykol 6000-Fettsäureglyzerinestergemisch-Granul
at (gemäss Beispiel 7) 50,0 2. Lactose, wasserfrei 68,8 3. Magnesiumstearat 1,2
120,0 Die Komponenten 1 und 2 werden kurz vorgemischt (5 Min.), das Gemisch gesiebt
(Maschenweite 800 Mikrometer), nochmals gemischt (10 Min.), mit Komponente 3 vermischt
(5 Min.) und in bekannter Weise auf einer Rundläufermaschine tablettiert.
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Tabletten: 7 mm Durchmesser, Druckfestigkeit: 46 Newton.
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Beispiel 9: Tablette Komponenten: Mengen in mg 1. Verbindung B-Polyethylenglykol
6000-Fettsaureglyzerinestergemisch-Granulat (gemäss Beispiel 7) 50,0 2. Lactose,
wasserfrei 61,42 3. Siliciumdioxid 0,23 4. Natriumcarboxymethylcellulose 2,20 5.
Magnesiumstearat 1,15 115,00
Die Komponenten 1,2 und 4 werden kurz
vorgemischt (5 Min.), das Gemisch gesiebt (Maschenweite 800 Mikrometer) und nochmals
gemischt (10 Min.).
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Die Komponenten 3 und 5 werden mit einem Teil der Mischung aus 1,2
und 4 manuell kurz vorgemischt, durch ein Sieb gesiebt (800 Mikrometer) und mit
dem Rest der Mischung aus 1,2 und 4 gemischt (5 Min.).
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Vergleichsversuch 4: Eine Ubliche uberzugslose Hartgelatin-Kapsel
mit einem Gemisch der Komponenten 1 bis 6 Mengen in mg 1. Verbindung B 10,0 2. Lactose
(Füllstoff) 167,0 3. Natriumlaurylsulfat (Lösungsvermittler) 5,5 4. Siliciumdioxid
(Aerosil) (Fliessregulierungsmittel) 1,5 5. Maisstärke (Sprengmittel) 128,0 6. Polyethylenglykol
6000 (Lösungsvermi ttl er) 8,0 320,0 wurde verglichen mit der Retard-Tablette des
Beispiels 8.
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An 8 gesunden mannlichen Probanden im Alter von 19 bis 40 Jahren,
nüchtern während des Verabreichungsmomentes, ergaben die retardierten Tabletten
des Beispiels 8 nahezu konstante Blutplasmaspiegel vom Wirkstoff (zwischen 2,3 und
1 ng/ml und im Durchschnitt zwischen 1,5 und 1 ng/ml), ab 2 Stunden und bis 24 Stunden
nach der Einnahme (Kurve 23 in Fig. 7). Die nicht retardierten üblichen Hartgelatinkapseln
ergaben in den gleichen Probanden das übliche Bild der Kurve 24, wobei die Freisetzung
grosstenteils innerhalb etwa 6 Stunden stattfindet. Die Oberflächen unter beiden
Kurven 23 und 24 sind etwa gleich gross: Die AUC28 der 0 Kurve 23 beträgt 96,2%
der AUC28 der Kurve 24, was auf eine 0 gegenuber der üblichen Verabreichungsform
nicht benachteiligte Bioverfügbarkeit hindeutet.
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Die Retardtablette des Beispiels 8 ergab, verglichen mit der Uberzugslosen
Ublichen Hartgelatin-Kapsel, einen kaum nachweisbaren drug burst".
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Sie macht eine einmalige Darreichung pro Tag möglich, während von
der ueblichen Kapsel 2 bis 3 Stuck pro Tag über regelmässige Zeitabstände eingenommen
werden müssen.
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Beispiel 10: Herstellung der festen Dispersion und des Dispersionsgranulates
40 Gewichtsteile Polyethylenglykol 6000 werden bei 125"C geschmolzen, wonach 10
Gewichtsteile 4-(2,1,3-Benzoxadiazol-4-yl)-1,4-dshydro-5-methoxycarbonyl-2,6-dimethyl-3-pyridincarbonsaureisopropylester
(Verbindung B) bei 125"C in der Schmelze gelöst werden.
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Dann wird das Gemisch schnell auf etwa Raumtemperatur durch Ausgiessen
auf vorgekUhltes Metallblech abgekühlt und Uber Nacht aufbewahrt. Die erstarrte
Schicht wird grob zerkleinert und dann durch eine Hammermühle (Typ Fitzpatrick,
USA) gegeben, so dass ein für die Herstellung einer Tablettier- oder Kapselmischung
brauchbares Granulat entsteht.
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Beispiel 11: Tablette Komponenten: Mengen in mg 1. Verbindung B-Polyethylenglykol
6000-Granulat (20%-ig; hergestellt gemass Beispiel 10) 50,0 2. Lactose, wasserfrei
63,85 3. Magnesiumstearat 1,15 115,0
Die Tablette wird in analoger
Weise wie im Beispiel 8 beschrieben, hergestellt. (Maschenweite Sieb = 1250 Mikrometer).
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Tabletten: 7 mm Durchmesser; Druckfestigkeit 40 N.
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Beispiel 12: Die Tablette des Beispiels 11 wird in an sich bekannter
Weise, z.B. in einer Wurster Kolonne, magensaftresistent überzogen mit einem Gemisch
aus Hydroxypropylmethylcellulosephthalat 13,8 mg Eisenoxidpigment rot 0,6 mg Titandioxid
0,6 mg 15,0 mg
Vergleichsversuch 5 Zwei uebliche nicht retardierte
Hartgelatinkapseln mit einem Gemisch der Komponenten: Mengen in mg 1. Verbindung
B 5.0 2. Lactose 172.0 3. Natriumlaurylsulphat 5.5 4. Siliciumdioxid 1.5 5. Maisstärke
128.0 6. Polyethylenglykol 6000 8.0 320.0 wurden verglichen mit der magensaftresistenten
Retardtablette des Beispiels 12.
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Der Vergleich fand statt, wie beschrieben im Vergleichsversuch 4,
nur war die Zahl der Probanden auf 11 erhöht. Die beiden nicht retardierten Ueblichen
Hartgelatinkapseln ergaben zusammen das uebliche Bild der Kurve 25 in Fig. 8, wobei
die Freisetzung des Wirkstoffes grosstenteils innerhalt 10 Stunden staffindet. Die
magensaftresistente Tablette des Beispiels 12 verursachte einen mittleren Blutplasmaspiegelwert
von Wirkstoff zwischen 2.5 und 0.8 ng/ml (Kurve 26) ab 3 Stunden und bis 28 Stunden
nach Einnahme mit einer nicht benachteiligten Bioverfugbarkeit gegenüber der Ueblichen
Kapsel.
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Die retardierte magensaftresistente Tablette des Beispiels 12 macht
eine einmalige Einnahme pro Tag möglich, wahrend die üblichen Kapseln 2 bis 3 mal
pro Tag Uber regelmassige Zeitabstände eingenommen werden mussen.
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(-)-(S)-4-(2,1,3-Benzoxadi azol-4-yl )-1,4-di hydro -5-methoxycarbonyl-1,2,6
trimethyl-3-pyridincarbonsaureisopropylester (Verbindung C) Beispiel 13 In analoger
Weise wie in den Beispielen 1 und 7 wurden eine 20, 30, 40 und 50%ige Dispersion
von der Verbindung C in Polyethylenglykol 6000 hergestellt.
-
Von den erhaltenen Dispersionsgranulaten mit 10 mg der Verbindung
C wurden die Auflösungsgeschwindigkeiten in wässrigem Medium gemäss der erwähnten
Rotating-Paddle-Methode (USP XX) gemessen.
-
Dispersionsgranul at Zeit (in Stunden) 20Fig 30%-ig 40%-ig 50%-ig
0 0% 0% 0% 0% 2 100 86 54 27 3 88 60 33 4 88 63 38 5 89 68 44 6 90 72 48
Nifedipin
Beispiel 14 In analoger Weise wie in den Beispielen 1 und 7 wurden eine 20%-ige
und eine 40%-ige Dispersion von Nifedipin in Polyethylenglykol 6000 hergestellt.
Von den erhaltenen Dispersionsgranulaten mit 50 mg Nifedipin wurden die Auflösungsgeschwindigkeiten
in wässrigem Medium gemss der erwähnten Rotating-Paddle-Methode (USP XX) gemessen.
-
Dispersionsgranul at Zeit (in Stunden) 20%-ig 40%-ig 0 0% OX 2 5
0 3 29 11 4 56 20 5 77 31 6 90 41 7 96 46 8 97 51 12 98 63 16 99 72 20 101 79
-
L e e r s e i t e -