DE3515865A1 - Verwendung eines waessrigen, gequollene makromolekuele enthaltenden systems als loeschwasser - Google Patents
Verwendung eines waessrigen, gequollene makromolekuele enthaltenden systems als loeschwasserInfo
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Description
PATENTANWALT DR. HÄNS-GUNTHER EGGERT1 DIPLOMCHEMIKER
RADERSCHEIDTSTRASSE I1 D-5000 KÖLN 41
Köln, den 30. April 1985 Nr. 116
Hubert von Blücher, Freytagstraße 45, 4000 Düsseldorf Hasso von Blücher, Columbusstraße 58, 40.00 Düsseldorf
Dr. Ernest de Ruiter, Höhenstr. 57a, 5090 Leverkusen 1
Verwendung eines wässrigen, gequollene Makromoleküle enthaltenden Systems als Löschwasser
351586a
Zur Brandbekämpfung wird überwiegend Löschwasser in der Form eingesetzt, wie es dem Leitungsnetz oder wie
es - beispielsweise bei Waldbränden - natürlichen Gewässern zu entnehmen ist. Die Wirkungsweise des Löschwassers
besteht zum einen darin, daß es beim Zusammentreffen mit brennenden Objekten aufgrund seiner hohen
Wärmekapazität und Verdampfungswärme eine sehr effektvolle Kühlung erzielt, so daß gegebenenfalls die Verbrennungstemperatur
bzw. die Entzündungstemperatur der Objekte unterschritten wird, wodurch ein neues Entflammen
ausgeschlossen wird. Zum anderen besteht seine Wirkung darin, daß es beim Auftreffen auf heiße Objekte
verdampft und der entstehende Wasserdampf die zur Verbrennung erforderliche Luft verdrängt und damit die
Flammen zunächst unmittelbar zum Verlöschen bringt.
Wesentlicher Nachteil bei der Verwendung von Wasser in der üblichen Form ist es, daß ein großer Anteil des
Wassers häufig ungenutzt in nicht brennende Teile abfließt oder in den Boden versickert. Dies ist besonders
bei Waldbränden von Nachteil, wenn ein erheblicher Anteil des häufig unter großem Aufwand antransportierten
Wassers völlig ungenutzt bleibt. Gerade die Brandbekämpfung in Bodennähe ist jedoch ein
wichtiger Bestandteil der Waldbrandbekämpfung, da sich nach einer typischen Form des Waldbrandes das Feuer im
trockenen Unterholz (Gras, Laub oder Heidekraut) weiterfrißt und einzelne Kronenbrände verursacht, die
sich dann unaufhaltsam vereinen. Bisher gelang es dabei nicht, das herbeigeschaffte Wasser optimal zu
nutzen, insbesondere, da Waldbränden häufig eine längere Trockenzeit vorausgeht und der Boden dementsprechend
für Wasser besonders aufnahmefähig ist.
Das grundsätzlich gleiche Problem besteht jedoch auch bei Bränden anderer Art, wie z.B. bei einem Dachstuhlbrand
in einem Gebäude, in welchem das Dach nicht durch einen feuerfesten Boden von den Untergeschossen
abgetrennt ist. Hier ist es üblicherweise so, daß das Wasser durch Böden, Durchbrüche, Treppen usw. in die
darunter liegenden Geschosse des Gebäudes gelangt und dadurch für die Löscharbeiten verloren geht. Währenddessen
besteht im brennenden Geschoss aufgrund des Wassermangels die Gefahr des Feuerdurchbruchs nach
unten. Das abfließende Wasser andererseits richtet häufig erhebliche Folgeschäden an, so daß eine Steigerung
der eingesetzten Löschwassermenge ebenfalls nicht unproblematisch ist.
Zur Vermeidung der aufgeführten Nachteile beschreibt die DE-OS 31 14 630 die Verwendung von Gelen als
Wasserbarriere auf Oberflächen von brandbedrohten Gebäudeteilen, z.B. Flachdächern, sowie zum Schutz
ganzer Landstriche vor Flächenbränden. Durch diese Maßnahme soll ein unerwünschter Verlust von Löschwasser
infolge Abfließens und Versickerns vermieden werden. Es handelt sich hierbei jedoch um echte Gele
mit einer sehr hohen Viskosität, die als dicke Schicht das zu schützende Gut bedecken. Da solche Gele nicht
in das brandgefährdete Gut eindringen, haben sie eine schlechte Löschwirkung. Ihre hohe Viskosität macht den
Einsatz besonderer Geräte für ihre Anwendung erforderlich.
Daß Brandschutzmaßnahmen mit wässrigen Gelen wie denen der DE-OS 31 14 630 keine Verbreitung finden,
erklärt sich einmal aus der bescheidenen Wirksamkeit der vorgeschlagenen Verfahren, sowie daraus, daß
besondere Vorrichtungen für die Brandbekämpfungsmaßnahmen erforderlich sind und es darüber hinaus zu
Korrosionsschäden und Umweltbelastungen kommt.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Brandbekämpfungsmittel bereitzustellen
mit der Zielsetzung, die bei der Brandbekämpfung entstehenden Wasserschäden zu reduzieren, die Umweltbelastung
zu vermindern, einen Einsatz mit allgemein gebräuchlicher Ausrüstung zu ermöglichen und Korrosionsschäden
zu vermeiden.
Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß durch die Verwendung
eines wässrigen Systems als Löschwasser nach den kennzeichnenden Merkmalen der Ansprüche gelöst.
Wasserunlösliche, in Wasser stark quellende Polymere sind beispielsweise in den amerikanischen Patentschriften
4 017 653 und 4 018 951 beschrieben. In der Fachwelt werden diese Stoffe auch als Hochsaugaktiv-Polymere
oder sog. Superabsorber bezeichnet. Dies gilt insbesondere für die Copolymeren von Acryl-
oder Methacrylsäure mit Acrylamid, Methacrylamid und Acrylnitril, wie sie in der DE-PS 2 706 135 beschrie-
ben und als FAVOR ^-Polymere im Handel sind.
Das erfindungsgemäß zu verwendende System wird durch
Zugabe von Kalium- oder Natriumsalzen des trockenen,
leicht vernetzten Copolymeren auf Basis Natriumacrylat und/oder Acrylsäure einer Teilchengröße von
0,02 bis 0,5 nun in die entsprechende Wassermenge unter Rühren oder Umpumpen hergestellt. Als Vernetzungsmittel
sind alle olefinisch mindestens bifunktionellen Monomeren geeignet, wie z.B. Methylenbis-acrylamid,
Divinylbenzol, Trisallylcyanurat, Trisallylphosphat usw. Die Herstellung der geeigneten
vernetzten Polymeren durch radikalische oder Redox-Polymerisation ist bekannt.
Zur Beschleunigung des Quellvorgangs können dem ungequollenen Copolymeren gegebenenfalls feinteilige
aktive Kieselsäure und/oder Silikate zugesetzt werden. Bei den gegebenenfalls zugesetzten aktiven Kieselsäuren
handelt es sich um Produkte, die insbesondere als Füllstoffe oder Absorber bekannt sind, wie die
2 Kieselsäurexerogele mit BET- Oberflächen über 30 m /g,
in der Regel mehreren 100 m /g oder die durch flammenhydrolytische
Spaltung von Siliciumtetrachlorid gewonnenen aktiven Kieselsäure mit BET-Oberflächen von
2
50 bis 450 m /g (Aerosil). Anstelle der aktiven Kieselsäuren sind auch aus Wasserglas und den entsprechenden Metallsalzen und eventuell Mineralsäuren gefällte aktive Silikate, insbesondere des Calciums, Magnesiums oder Aluminiums mit BET-Oberflächen über
50 bis 450 m /g (Aerosil). Anstelle der aktiven Kieselsäuren sind auch aus Wasserglas und den entsprechenden Metallsalzen und eventuell Mineralsäuren gefällte aktive Silikate, insbesondere des Calciums, Magnesiums oder Aluminiums mit BET-Oberflächen über
30 m /g in Form ihrer Xerogele für die Zwecke der Erfindung in Kombination mit den hochsaugaktiven Polymeren
verwendbar.
30
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Das wässrige System enthält die Gelteilchen in solchen Konzentrationen, daß noch genügend freies Wasser
vorliegt, um einerseits eine hervorragende
Löschwirkung bei minimalen Wasserschäden zu erzielen
und andererseits eine Verwendbarkeit mit einem sehr guten Benetzungsvermögen, wie bei reinem Wasser,
zu ermöglichen. In dem erfindungsgemäßen wässrigen System liegen 50 bis 80 Gew.%, vorzugsweise 60 bis
70 Gew.%, des gesamten Wassers in den Gelteilchen vor.
Die Gelteilchen entstehen aus den hochsaugaktiven Copolymeren, deren Struktur so beschaffen ist, daß
sie schnell das 100- bis 200-fache ihres Gewichts an Wasser aufnehmen, sich jedoch nicht in Wasser
lösen. Wird den solchermaßen gequollenen Gelteilchen ein Wasserüberschuss zugegeben, so verbleibt
das überschüssige Wasser als reine Wasserphase, die als Vehikulum für die Gelteilchen wirkt und
weitgehend ihre Viskosität beibehält, während die Gelteilchen als einzelne diskrete Makromoleküle
aufzufassen sind.
Die erfindungsgemäßen Quellkörper auf Basis von Polyacrylsäure (in Form des Natrium- oder Kaliumsalzes) entsprechen den Anforderungen der Erfindung optimal und verursachen keinerlei Umweltbelastung.
Ein derartiges Produkt ist z.B. als FAVOR 81 im Handel.
Die erfindungsgemäßen Quellkörper auf Basis von Polyacrylsäure (in Form des Natrium- oder Kaliumsalzes) entsprechen den Anforderungen der Erfindung optimal und verursachen keinerlei Umweltbelastung.
Ein derartiges Produkt ist z.B. als FAVOR 81 im Handel.
Bei Zugabe von FAVOR 81 bis zu einer Menge von ca. 0,6 Gew.% zu Wasser stellt man nur eine geringfügige
Viskositätserhohung fest. Die Flüssigkeit bleibt voll pumpfähig und bei einem übergang von reinem Wasser zu
mit Quellkörpern versetztem Wasser bei einem Löscheinsatz wurde von der Mannschaft an der Spritze kein
Unterschied in der Handhabung festgestellt. Bei
-χ-
höheren Zusätzen steigt die Viskosität sprunghaft an, und das freie Wasser, dessen Vorliegen das erfindungsgemäße
wässrige System charakterisiert, nimmt rapide ab. Bis zu einer Viskosität von 100 mPa.s kann man von
"Löschwasser" sprechen, das wie reines Wasser gehandhabt werden kann.
Die Wirkung einer durch Zusatz von FAVOR 81 in einer Menge von ca. 0,4 % zu Wasser hergestellten Löschwassers
war - wie in Großversuchen festgestellt wurde hervorragend: Bei einem Standard-Zimmerbrand wurde
eine Verminderung der erforderlichen Löschwassermenge und der Löschzeit von 30 bis 35 % und eine Verminderung
des vom Brandherd abfließenden Löschwassers um 85 % festgestellt. Bei einem Zusatz von 0,5
bis 0,6 % Quellkörper erhöht sich die Viskosität bereits erheblich, der Löscheinsatz kann aber noch wie
gewohnt durchgeführt werden.
Die diskreten erfindungsgemäßen Gelteilchen haben nichts gemein mit den bekannten Verdickungsmitteln,
die zur Erhöhung der Haftung des Wasser vorgeschlagen werden und die eine starke Viskositätserhöhung mit den
damit verbundenen Nachteilen verursachen.
Durch die Einstellung des erfindungsgemäßen wässrigen Systems auf einen pH-Wert von 6-8 können Korrosionserscheinungen
an benutzten Löscheinrichtungen und an zum Brandschutz besprühten Gegenständen vermieden
werden.
Der Einsatz des erfindungsgemäßen wässrigen Systems als Löschwasser erfordert wegen der niedrigen Viskosität
keine besonderen Pumpen bzw. Rohre. Bei der Bekämpfung
νοη Waldbränden bzw. bei der Brandbekämpfung aus der
Luft kann ebenfalls mit Hilfe herkömmlicher Geräte gearbeitet werden. Schließlich ist die Verwendung in
Feuerlöschern vom Typ W und in Sprinkler-Anlagen möglich.
Bei der Verwendung des erfindungsgemäßen wässrigen Systems zur Brandbekämpfung verhindern die mitgeführten
Gelteilchen das Eindringen des Wassers in das Brandgut nicht, zeigen jedoch im wesentlichen
keine Neigung zum Abfließen und bleiben aufgrund eines eigenen Haftvermögens an den brandgefährdeten
oder brennenden Objekten hängen und geben hier andererseits bei großer Hitzeentwicklung das in ihnen
enthaltene Wasser ungehindert als Dampf frei, so daß das gesamte Löschwasser zur Kühlung und Dampfbildung
zur Verfügung steht. Dadurch reduziert sich die benötigte Menge Löschflüssigkeit gegenüber herkömmlichen
Mitteln wesentlich. Zusätzlich ergibt sich ein sehr wirksamer Schutz gegen das Vordringen des
Brandes.
Bei der Bekämpfung von Bränden in Behältern ist die Kühlung der Behälterwand von Bedeutung. Mit dem erfindungsgemäßen
wässrigen System ist es möglich, während des Löschvorgangs mit dem gleichen Rohr von
Zeit zu Zeit die Behälterwand zu besprühen, wobei die anhaftenden Gelteilchen eine Dauerberieselung überflüssig
machen und eine bessere Nutzung der Rohrkapazität erlauben. Durch die am abgelöschten Gut haftenden
Gelteilchen wird die Gefahr des Wiederaufflackerns des Brandes verringert.
Die Zugabe der Quellkörper kann im Behälter eines Tanklöschfahrzeuges, eines "Wasserbombers", oder in
besonderen Mischbehältern geschehen, wobei während des Einstreuens und während einiger Minuten nach Beendigung
des Einstreuens leicht gerührt oder mäßig umgepumpt wird. Die aufgequollenen Gelteilchen haften
nicht aneinander. Sie setzen sich zwar während längerer Standzeiten geringfügig ab, können aber selbst
nach Wochen problemlos umgepumpt bzw. aufgerührt werden, was jedoch normalerweise nicht erforderlich
ist.
Die übliche Art der Anwendung der Erfindung ist das Verspritzen oder Versprühen des wässrigen Systems
mit bereits gebildeten Gelteilchen. Eine unter Umständen zu bevorzugende Variante besteht darin, die
Quellkörper kurz vor dem Strahlrohr in ungequollenem Zustand zuzugeben. Obwohl dann der Vorteil des höheren
Haftungsvermögens der Gelteilchen zum Schutz von noch nicht von Feuer erfassten Gegenständen nicht genutzt
wird, erreicht man doch sehr schnell einen wirksamen Schutz gegen Wasserschäden, da die nach kurzer Zeit
gequollenen Quellkörper Fugen und Ritzen abdichten. Wenn einmal eine abdichtende Schicht aus dem Gel
gebildet ist, kann, sofern dies sinnvoll erscheint, mit reinem Wasser weiter gearbeitet werden.
Bei Waldbränden bleibt aufgrund des Haftvermögens ein Teil des Gels in den Bäumen hängen und bildet einen
guten Schutz gegen das überspringen des Brandes von einer Baumkrone zur anderen. Bei Etagenbränden bildet
sich eine Wasserdecke, die ein übergreifen des Brandes auf den Rest des Gebäudes verhindern kann.
-V-
Eine weitere erfindungsgemäße Verwendung besteht in der Herstellung von Feuerlöschdecken, die z.B. in Form
von überwürfen zur Fluchthilfe in brandgefährdeten Betrieben, Großgebäuden wie Hotels usw. bereitgehalten
werden können» Derartige Feuerlöschdecken enthalten die Qüellkörper imgequollenen Zustand und sind zur
Vermeidung von Feuchtigkeitsverlusten z.B. in eine Folie eingeschweißt.
ORIGINAL INSPECTED
Claims (5)
1. Verwendung eines wässrigen Systems aus einer Natrium- oder Kaliumionen enthaltenden wässrigen
Phase, in der durch Hydratation gequollene Gelteilchen als einzelne polyanionische Makromoleküle
aus mäßig vernetzten, wasserunlöslichen Acrylsäurecopolymerisaten eines Durchmessers
von 0,1 bis 3 mm in einer Menge von 0,1 bis 0,6 Gew.%, berechnet als Trockensubstanz und
bezogen auf das Wasser, dispergiert sind, und das eine Viskosität unter 100 mPa.s aufweist
als Löschwasser.
2. Verwendung eines wässrigen Systems nach Anspruch 1, in dem 50 bis 80 Gew.%, vorzugsweise 60 bis 70
Gew.%, des gesamten Wassers in den Gelteilchen vorliegen, für den Zweck des Anspruchs 1.
3. Verwendung eines wässrigen Systems nach Anspruch 1 oder 2 für den Zweck des Anspruchs 1, dadurch
gekennzeichnet, daß dem ungequollenen Copolymeren aktive Kieselsäure und/oder Silikate zugesetzt
werden.
4. Verwendung eines wässrigen Systems nach einem der Ansprüche 1 bis 3 für den Zweck des Anspruchs 1,
in Feuerlöschern oder Sprinkler-Anlagen.
5. Verwendung eines wässrigen Systems nach einem der
Ansprüche 1 bis 3 für den Zweck des Anspruchs 1 in Feuerlöschdecken und Fluchthilfeüberwürfen.
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