Vorrichtung zur Gewinnung verspinnbarer Fasern aus Pflanzenstengeln,
insbesondere aus der Nesselpflanze. In dem Patent 34.5565 ist eine Maschine beschrieben
und gekennzeichnet, die nach dem Verfahren gemäß Patent 305049 arbeitet. Diese Maschine
nahm in der Länge einen ziemlich großen Raum in Anspruch, auch, war durch die wagerechte
Führung der Faser unter den Spritzrohren hinweg der Nachteil vorhanden, daß Rinden-
und Holzteilchen, die größer waren als die Maschen des Siebtuches, auf den Fasern
liegenblieben und nicht entfernt werden konnten. Zumal bei alten Brennnesselstengeln,
die über ein Jahr, also zwei Jahre und noch längere Zeit gelagert hatten, ist die
auf der Faser liegende äußere Rinde gewöhnlich stark verholzt und hart- und wird
beim Durchgehen durch den Kalander nicht immer an allen Stellen so klar gedrückt,
daß sie als Schlamm durch die Einwirkung der Wasserspritzung durch das Siebtuch
gehen kann. Infolgedessen bleiben ab und zu verholzte Rindenteilchen auf den Fasern
liegen. Weiter bestand noch der Nachteil, daß durch das starke Spritzen die Fasern
mehr und mehr in die Maschen und in die durch die sich kreuzenden Drähte gebildeten
Winkel hineingespritzt wurden und sich dadurch so an das Siebtuch festsetzten, daß
das spätere Ablösen der Fasern von diesem Tuch nicht ganz leicht vonstatten ging.
Diesen drei Nachteilen hilft die neue Ausführung der Brennesselfasergewinnungsmaschine
vollständig ab. Ein Ausführungsbeispiel ist schematisch auf der Zeichnung dargestellt.
Al und A= sind die bekannten Kalanderwalzen, durch welche der Bast hindurchwandern
muß. B ist die Zuführungswalze des Bastes. Die Walze G verhindert, daß der Bast
der Walze B etwa herunterfallen und über die halander Al hinunterrutschen und' so
unkalandert auf das Siebtuch D gelangen könnte. Die neuartige Anordnung besteht
nun darin, daß das Siebtuch D nicht mehr wagerecht, sondern senkrecht geführt wird,
und daß ein Flüssigkeitsbehälter E vorgesehen ist, in den das Siebtuch D nach einer
Anzahl Spritzungen immer wieder eintaucht. Durch die senkrechte Führung des Siebtuches
D wird zunächst sehr erheblich an Maschinenlänge gespart. Die Fasern haften so fest
an dem Siebtuch, daß sie unmöglich vom Siebtuch hinunterfallen können. Das Spritzen
der Fasern erfolgt nunmehr entgegengesetzt der früheren Ausführung nicht mehr in
senkrechter Richtung gegen das wagerecht laufende Siebtuch, sondern es wird. in
wagerechter Ebene gegen das senkrechte Siebtuch gespritzt. Die Spritzrohre N sind
durch das Kopfrohr R mittels Stopfbüchse H mit Abzweigungen des Flüssigkeitszuführrohres
h verbunden. Zwischen den Spritzrohren N läuft eine senkrechte Achse Z, an der die
Spritzrohre befestigt sind und die in Fußlagern I ruht. Die Anordnung N R erfährt
um die Achse Z eine hin und her drehende Bewegung, so daß die aus den Rohren N austretenden
Wasserstrahlen je eine
wagerechte Ebene beschreiben. Die Wasserstrahlen
gehen teilweise durch das Siebtuch D hindurch, teilweise aber werden sie durch Faserbüschel
bzw. durch den Draht des Siebtuches abgelenkt und fließen am Tuche D herab in den
Bottich E. Es hat sich gezeigt, daß alle Fasern im Siebtuch D so festhaften, daß
keine durch das abfließende Wasser etwa mit in den Trog E hinuntergespült werden,
wohl aber heben sich etwaige Holzteilchen, die auf den Fasern liegen, wahrscheinlich
durch irgendwelche durch das Auftreffen des Wasserstrahles auf den Draht des Siebtuches
ausgeübte Gegenwirkung, von den Fasern ab und werden, während die Faser sich immer
mehr in das Siebtuch eingräbt, vom abfließenden Wasser in den Trog F_ hinuntergespült.
Die Leitwalzen F, um die das Siebtuch D herumläuft, tauchen vollständig in die Flüssigkeit
im Trog E ein und erreichen den beabsichtigten doppelten Zweck, nämlich dadurch,
daß die Fasern mit einer gewissen Geschwindigkeit um die Leitwalzen herum durch
die Flüssigkeit gezogen werden, sich erstens vom Siebtuch etwas zu lockern und zweitens
den auf ihnen liegenden, noch nicht abgespritzten Schlamm im Wasser zu verlieren
beziehentlich ihn so zu lockern, daß er durch die nächstfolgende Spritzung von der
Faser abgelöst wird. Durch das wiederholte Lockern der Faser am Siebtuch ist schließlich
zuletzt auch die Möglichkeit gegeben, die Faser leichter als bisher vom Siebtuch
D auf das Abnahmetuch L abzuspritzen. Außer den im vorstehenden -angeführten
Spritzen N sind nun noch besondere Spritzen l11 vorgesehen, die von innen heraus
gegen das Siebgewebe spritzen, sie treffen die Fasern, die auf der entgegengesetzten
Seite des Siebtuches liegen, nur mittelbar, aber sie lockern den auf dein Siebgewebe
befindlichen vliesartigen Faserbelag und bewirken, daß Verstopfungen des Siebtuches
durch Schlamm oder durch Fasern unmöglich gemacht werden. Von besonders guter Wirkung
ist es hier, wenn die Wasserstrahlen der Spritzen N gleichzeitig auf die Fasern
treffen, die von der entgegengesetzten Seite von der SpritzeM getroffen werden.
Doch darf diese Anordnung nicht allzuhäufig wiederholt werden, weil sonst der Faserbelag
allzusehr am Siebtuch gelockert wird. Um weiteren Raum zu ersparen, ist das Abnahmetuch
L unter den Kasten E gelegt.
Die vorstehend beschriebene neuartige Anordnung der Fasergewinnungsmaschine
hat zwei Vorteile, nämlich erstens den, daß man die Maschine schneller laufen lassen
kann und dadurch mehr erzeugt, weil abströmendes Wasser erzielt wird, welches Unreinigkeiten
mit fortspült, und zweitens den der größeren Reinheit der Brennesselfaser. Nicht
unerwähnt soll bleiben, daß der in dem Flüssigkeitskasten E vom senkrechten Siebtuch
D hinuntergespülte Schlamm an der Stelle, wo er den Flüssigkeitsspiege10 erreicht,
in bekannter Weise durch Tröge oder durch ein seitlich laufendes Becherwerk, durch
Siebe oder durch Bürstenwalzen aufgefangen, beziehentlich herausgefischt und seitlich
abgeführt wird. Der Wasserspiegel im Troge E kann nach Bedarf gehoben oder gesenkt
werden.