-
Arbeitsstuhl für Körperbehinderte
-
Die Erfindung betrifft einen Arbeitsstuhl für Körperbehinderter mit
mehreren die Sitzflächen für den Körper bildenden aufeinanderfolgenden einzelnen
Polsterelementen mit gegebenenfalls zusätzlichen, den jeweiligen Erfordernissen
entsprechenden Aufpolsterungen oder Ausnehmungen der Polsterung.
-
Es ist üblich, den Arbeitsstühlen für Körperbehinderte je nach Beeinträchtigung
durch Aufpolsterung der Polsterung oder durch Ausnehmungen in der Polsterung eine
Form zu geben, die der jeweiligen Körperbehinderung gerecht wird, so daß dem Behinderten
ein Sitzkomfort verfügbar gemacht wird, der eine zusätzliche, auf die Behinderung
zurückqehende Belastunq des Benutzers vermeidet. Die übliche Art der Aufpolsterung
führt jedoch regelmäßig zu Schwierigkeiten, wenn sich nach der Fertigstellung des
Polsters ergibt, daß die zusätzliche Polsterung nicht richtig plaziert ist oder
nicht die richtige Form erhalten hat. Das
nachträqliche Ändern von
derartigen Polsterungen ist vielfach unmöglich, zumindest jedoch mit erheblichem
Aufwand verbunden.
-
Es ist ein Arbeitssitz für Kraftfahrer bekannt, der aus wirtschaftlichen
und praktischen Gründen einheitlich konstruiert ist und nicht den unterschiedlichen
Körpergrößen und Körperformen der Fahrer individuell angepaßt werden kann (Sonderdruck
der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, September 1983, "Pneumatische Lendenwirbelstütze
...". Diese Veröffentlichung beschreibt den Aufbau einer pneumatischen Lendenwirbelstütze
(vgl. Seiten 2 und 3), die in der Rückenlehne integriert ist. Sie besteht aus einem
Luftkissen mit zwei getrennt aufblasbaren Kammern, die in Höhe der Lendenwirbelsäule
und unteren Brustwirbelsäule angeordnet sind. Die Kammern lassen sich unabhängig
voneinander durch Tastendruck über ein Ventil mit Druckluft füllen, die von einer
externen oder im Sitz eingebauten Pumpe bereitgestellt wird. Mit dem bekannten Fahrersitz
können die Wirbelsäulen betreffenden Unterschiede von Fahrer zu Fahrer durch unterschiedliche
Füllungen der Kammern des in die Rückenlehne eingearbeiteten Luftkissens derart
ausgeglichen werden, daß der Sitz dem Körperbau des Fahrers bzw. dessen Wirbelsäule
weitgehend angepaßt ist.
-
Die bekannte Anordnung erhöht den Sitzkomfort des Fahrers und trägt
dazu bei, auf die Körperhaltung zurückgehende
Beschwerden weitgehend
zu vermeiden. Die bekannte Anordnung ist jedoch auf die Arbeitsstühle von Körperbehinderten
nicht ohne weiteres übertragbar, da derartige Stühle regelmäßig aus mehreren Sitzflächen
bzw. Stützflächen für den Körper bildenden, aufeinanderfolgenden einzelnen Polsterelementen
aufgebaut sind. Die bekannte Anordnung kann deshalb nicht zur Unterstützung einzelner
Stellen des Körpers eines Körperbehinderten dienen.
-
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Arbeitsstuhl der einleitend
beschriebenen Art derart zu verbessern, daß er schnell und individuell und ohne
großen Aufwand an die Erfordernisse des jeweiligen Benutzers anqepaßt werden kann,
um dem Behinderten auch über lange Zeiträume ein ermüdungs- und schmerzfreies Sitzen
zu ermöglichen. Auch nach Anpassen der Polster an die jeweiligen Erfordernissen
soll eine aus irgendwelchen Gründen notwendig werdende Änderung der Form der Polsterung
ohne Schwierigkeiten durchführbar sein.
-
Zur Lösunq dieser Aufgabe schlägt die Erfindung vor, daß Aufpolsterungen
bzw. Ausnehmungen der Polsterung der Polsterelementebewirkende, vorteilhaft in der
Größe einstellbare Zusatzkissen zwischen Polsterung und die Polsterung tragenden
Formteilen des Stuhles und/oder zwischen Polsterung und Bezugsstoff angeordnet sind.
Die
Wahl der Anordnung hängt vom jeweiligen Einzelfall ab, wobei
zu unterstellen ist, daß bei Anordnung zwischen Polsterung und Bezugsstoff die Aufpolsterungen
bzw.
-
Ausnehmungen schärfere Konturen aufweisen.
-
Gemäß einem weiteren Vorschlaq der Erfindung sind die Zusatzkissen
als aufblasbare Kissen aus gummielastischem Material ausgebildet, dieden jeweils
in Frage kommenden Polsterelementen oder deren Bezugsstoff unterlegt sind.
-
Dabei können die Kissen entweder auf eine vorbestimmte Dimension fest
eingestellt oder auch bezüglich ihrer Dimension, insbesondere ihrer Dicke, veränderbar
sein, um so den jeweiligen Gegebenheiten angepaßt werden zu können. Darunter soll
auch ein gegebenenfalls durch Ermüdung des Benutzers notwendig werdendes Anpassen
der Form und der Plazierung des Polsters verstanden werden. Es ist in vielen Fällen
unvermeidlich, daß derartige Ermüdunqserscheinunqen auftreten. Der Arbeitsstuhl
gemäß der Erfindung qibt die Möglichkeit, den Sitzkomfort des Stuhles auch im Verlauf
einer längeren Benutzung desselben den sich dadurch möglicherweise ändernden Erfordernissen
anzupassen.
-
Die Zusatzkissen können Anschlüsse zum Füllen und Entleeren aufweisen,
die durch den Bezugsstoff der Polsterung oder durcb das jeweilige die Polsterung
tragende Formteil des
Stuhles hindurch nach außen geführt sind und
dort enden.
-
Die Anschlüsse sind an ihren Enden mit Rückschlagventilen oder lösbaren
Stopfen verschlossen und an ein Füllgerät anschließbar. Letzteres kann als Hand-
oder Fußpumpe ausgebildet sein. Daneben können die Zusatzkissen auch an eine externe
Luftanlage angeschlossen und durch entsprechende Betätigung des jeweiligen Ventils
gefüllt werden. Somit kann der Benutzer mit einer einzigen Pumpe, die er nach Bedarf
mit den unterschiedlichen Anschlüssen verbindet, den Luftdruck in den einzelnen
Zusatzkissen derart einstellen, daß er die auf ihn zugeschnittene Aufpolsterung
leicht und bequem an seine jeweiligen Erfordernisse anpassen kann. Es ist so möglich,
das eine oder andere Kissen stärker zu füllen oder soweit zu entleeren, daß die
resultierende Form der Polsterung genau seinen jeweiligen Wünschen entspricht.
-
Gemäß einem weiteren Vorschlag der Erfindung können die Zusatzkissen
in mehreren Größen vorgesehen sein. In der Praxis haben sich vier unterschiedliche
Größen als ausreichend erwiesen, um allen Anforderungen an unerschiedliche Aufpolsterungen
bzw. Ausnehmungen der Polsterung qerecht zu werden. Die Zusatzkissen werden an dafür
vorgesehene Stellen der Polsterelemente des Arbeitsstuhles entweder befestigt oder
lose eingelegt. In jedem Fall ist es möglich, auch örtlich eng begrenzte Bereiche
der einzelnen Polsterelemente den Erfordernissen des Benutzers
entsprechend
zu formen. Dabei kann so verfahren werden, daß die Zusatzkissen zunächst in die
genaue Lage entsprechend den jeweiligen Erfordernissen gebracht und dann, sobald
die richtiqe Formgebung feststeht, in ihrer Lage, z. B. durch Ankleben an dem jeweils
diezu beeinflussende Polsterung traqenden Formteil des Stuhles oder der Polsterung
bebefestigt werden.
-
Innerhalb der sich aus der Größe des Polsterelementes und der jeweiligen
Größe des Zusatzkissens ergebenden Grenzen können die Zusatzkissen an jedem Polsterelemet
nach Belieben angebracht werden, so daß eine jede Art der Behinderung angepaßte
Formgebung erreichbar ist.
-
Zur weitgehenden Anpassung der Aufpolsterung durch Zusatzkissen ist
es zweckmäßig, den Bezugsstoff der Polsterung der einzelnen Polsterelemente seitlich
mit verschließbaren Öffnungen zum Einführungen und zum Entnehmen der Zusatzkissen
zu versehen. Diese Öffnungen können durch Reißverschlüsse verschlossen werden.
-
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel in vereinfachter und
schematischer Wiedergabe dargestellt. Es zeigen: Fig. 1 die Vorderansicht eines
Arbeitsstuhles, Fig. 2 die dazugehörige Draufsicht,
Fig. 3 die
dazuqehörige Seitenansicht, Fig. 4 einen Schnitt entlang der Linie IV-IV der Fig.
1, Fig. 5 ein einzelnes Zusatzkissen, Fiq. 6 im Schema Zusatzkissen unterschiedlicher
Größe.
-
Der in der Zeichnung dargestellte Arbeitsstuhl 10 weist die die Sitzfläche
bildenden Polsterelemente 11 und 12, das den beckenbereich abstützende Polsterelement
13 sowie das den Oberkörper unterstützende Polsterelement 14 auf, dem als Abschluß
das den Macken- und Kopfbereich stützende Polsterelement 15 folgt. Zur Stützung
der Arme dienen die zu beiden Seiten der Polsterelemente 11 und 12 oberhalb derselben
angeordneten Armlehnen 16. Der gesamte Arbeitsstuhl ruht auf einer an sich bekannten,
höhenverstellbaren Säule 17, von der in den Figuren 1 - 3 nur der obere Teil angedeutet
ist. Die einzelnen Polsterelemente 11 - 15 sind an dem nicht gezeigten Gestell des
Arbeitsstuhles aufeinanderfolgend derart angebracht, daß das untere Polsterelement
11 beispielsweise zur Abstützung der Oberschenkel und das obere Polsterelement 15
beispielsweise zur Abstützung des Nacken- und Kopfbereiches dient. Die Polsterelemente
11 -15 können starr oder vorzugsweise beweglich am Gestell des Stuhles 10 befestigt
sein. Auch können einzelne Polsterelemente, hier insbesondere die Elemente 13 und
15, fehlen, wenn die sich dann ergebende Anordnung der jeweils erforderlichen Ausgestaltung
des Arbeitsstuhles entspricht. Die
Polsterelemente 11 - 15 können
relativ zueinander beweglich angeordnet sein, andererseits aber an dem Gestell des
Arbeitsstuhles 10 auch derart befestigt sein, daß neben der in Fiq. 3 gezeigten
Aufrechtstellung auch Kippstellungen nach rückwärts bis in eine Liegestellung möglich
werden.
-
Fig. 4 zeigt die Ausbildung beispielsweise des Polsterelementes 15
im Schnitt. Es besteht aus einer Formschale 18, die vorzugsweise in wenigstens zwei
Richtungen gebogen ist.
-
Anstelle der Formschale 18 kann auch ein ebenes Formteil vorgesehen
sein. Die Formschale 18 ist am Gestell des Arbeitsstuhles 10 befestigt. Sie besteht
beispielsweise aus Holz, Metall oder Kunststoff. Sie wird durch einen seitlich aufgewölbten
Rand 19 ringsum begrenzt, der qleichzeitig zur Aufnahme eines die Polsterung 20
bildenden Polsterkissens dient. Letzteres kann aus Roßhaar, Schaumstoff oder einem
Faservlies bestehen. Die Vorderfläche sowie die seitlichen Ränder des Polsterkissens
werden von einem Bezugsstoff 21 abqedeckt, der aus Textil, Leder oder Kunststoff
bestehen kann.
-
Zwischen der Formschale 18 und der Polsterung 20 ist ein aufblasbares
Zusatzkissen 3 angeordnet, welches sich vom oberen Rand 22 bis zum unteren Rand
23 der Umrandung des Polsterelementes 15 erstreckt. In der Darstellung der Fig.
-
4 ist das Zusatzkissen 3 beispielsweise bis zu seiner
maximalen
Größe aufgeblasen. Es läßt in aufgeblasenem Zustand am Polsterelement 15 eine zusätzliche
Aufpolsterung 24 und eine dieser Aufpolsterung 24 benachbarte Vertiefung 25 entstehen.
-
In der Fiq. 6 sind aufblasbare Zusatzkissen 1 - 4 von unterschiedlicher
Größe schematisch dargestellt. Die Darstellunq ist nicht maßstäblich. Sie dient
lediglich zur Veranschaulichung der relativen Größe der für die Erzielung der Aufpolsterung
in Fraqe kommenden Zusatzkissen. In der Praxis zur Anwendung kommende Zusatzkissen
haben beispielsweise folgende Abmessungen: Zusatzkissen Größe 1: 80 x 220 mm Zusatzkissen
Größe 2: 80 x 350 mm Zusatzkissen Größe 3: 80 x 300 mm Zusatzkissen Größe 4: 110
x 400 mm Durch entsprechende Auswahl und Anordnung von Zusatzkissen 1 - 4 können
an den Polsterelementen 11 - 15 praktisch alle erforderlichen Aufpolsterungen bzw.
Ausnehmungen erzeugt werden.
-
Entsprechend der Darstellung gemäß Fig. 5 besteht beispielsweise ein
einzelnes Zusatzkissen 1 aus zwei Abschnitten 5 aus gummielastischem Material, die
entlang ihren
äußeren Rändern zusammengefügt und aufeinandervulkanisiert
sind. An einer Länqsseite gehen die Abschnitte 5 in eine Hülse 7 über, die zur Aufnahme
eines Schlauchstückes 8 dient, welches in die Hülse 7 eingeführt und mit dem Zusatzkissen
1 fest und unlösbar verbunden ist. Den Abschluß des Schlauchstückes 8 bildet beispielsweise
ein Stopfen 9, der seitlich am Polsterstoff 21 endet. Anstelle des Stopfens 9 kann
auch ein nicht dargestelltes Rückschlagventil vorgesehen sein. Am nach außen qeführten
Ende des Schlauchstückes 8 ist eine nicht dargestellte Luftpumpe anschließbar, mit
welcher das Zusatzkissen 1 stufenlos den jeweiligen Erfordernissen entsprechend
gefüllt werden kann.
-
Nachdem die gewünschte Füllung des Luftkissens erreicht ist, wird
das Ende des Schlauchstückes 8 durch de Stopfen 9 bzw. selbsttätig durch ein Rückschlagventil
verschlossen.
-
In Fig. 1 und 2 sind unterschiedliche Möglichkeiten der Anordnung
von Zusatzkissen 1 - 4 in unterbrochenen Linien anqedeutet. So ist das Polsterelement
11 mit einem Zusatzkissen 3 und zwei Zusatzkissen 1 versehen, von denen das eine
parallel und das andere senkrecht zum Zusatzkissen 3 verläuft. Es ist aber auch
möglich, das Polsterelement 11 beispielsweise mit zwei zueinander parallel angeordneten
Zusatzkissen 3 oder mit einem einzigen Luftkissen 4 zu unterleaen, das sich, wie
die Zusatzkissen 3, quer über das Polster 11 erstreckt. Anstelle des Zusatzkissens
3 kann
bzw. können auch ein einzelnes Zusatzkissen 1 oder mehrere
Zusatzkissen 1 nebeneinander in Längsrichtung am Polsterelement 11 angeordnet sein.
Es ist auch eine Anordnung von einzelnen Zusatzkissen 1 in Querrichtung möglich.
In ähnlicher Weise kann die Aufpolsterung des nachfolgenden Polsterelementes 12
ausgestaltet sein. Hier können z. B.
-
zwei Zusatzkissen 1 in Querrichtung und stirnseitig aneinanderstoßend
vorgesehen sein. Es ist aber auch möglich, ein einziges großes Zusatzkissen 4 zu
unterlegen.
-
Das das Becken stützende Polsterelement 13 läßt in der Darstellung
der Fig. 1 zwei einzelne Zusatzkissen 1 erkennen. Dem den Rückenbereich abstützenden
Polsterelement 14 sind drei einzelne Luftkissen 1 zugeordnet, die in Querrichtung
verlaufen. Es ist aber auch möglich, drei Luftkissen 1 in senkrechter Anordnung
seitlich nebeneinander vorzusehen.
-
Das den Nacken- und Kopfbereich abstützende Polsterelement 15 kann
z. B. einzelne, in Längsrichtung angeordnete Zusatzkissen 3 oder in Querrichtung
angeordnete Zusatzkissen 1 aufweisen. Diese Möglichkeiten sind in Fig. 1 anqedeutet.
Hier wie auch in allen anderen Fällen gilt, daß es sich nur um eine kleine Auswahl
aus der Vielzahl von möglichen Anordnungen handelt, mit denen Aufpolsterungen und
Ausnehmungen auf den Sitz- und Stützflächen des Arbeitsstuhles 10 hergestellt werden
können. Form und Größe
der Zusatzkissen 1 und 4 sind für einen
gegebenen Arbeitsstuhl 10 so ausgewählt worden, daß mit Hilfe dieser an sich geringen
Zahl von unterschiedlich dimensionierter Zusatzkissen 1 - 4 Aufpolsterungen 24 erzeugt
werden können, die hinsichtlich Anordnung und Ausbildung praktisch unbegrenzt sind.
-
Ein wesentlicher Vorteil des Arbeitsstuhles gemäß der Erfindung besteht
auch darin, daß er, nachdem er einmal an die Erfordernisse eines Benutzers angepaßt
worden ist, ohne großen Arbeitsaufwand geändert werden kann, beispielsweise um ihn
an die Erfordernisse eines anderen Benutzers anzupassen.