Die vorliegende Erfindung betrifft einen Arbeitsstuhl
mit einer das Gesäss und zumindest den gesässnahen Teil der
Oberschenkel stützenden Sitzfläche.
Ein herkömmlicher Arbeitsstuhl hat eine normierte
Sitztiefe von ca. 40 - 43 Zentimetern. Auf der Sitzfläche
findet das Gesäss und je nach Grösse der sitzenden Person ein
grösserer oder kleinerer Teil des Oberschenkels Platz. Für
kleinere Personen ist oft die Vorderkante des Stuhls zu weit
vorne, so dass gerne die Blutgefässe in den Beinen an der
Vorderkante gepresst werden und daher die Blutversorgung in
den Beinen behindert ist. Unangenehmen und ungesunden Folgen
davon sind u.a. kalte Füsse und Krampfadern.
Zur Korrektur der Sitztiefe ist bei einigen
Arbeitsstühlen die Lehnenposition verstellbar, d.h. die auf
dem Stuhl sitzende Person kann wählen, wie gross die Distanz
zwischen der Vorderkante des Stuhls und der Rückenlehne sein
soll. Wenn die Sitzfläche physiologisch geformt ist, sitzt
eine kleinere Person demnach zu weit vorne oder eine grosse
Person zu weit hinten auf der Sitzfläche.
Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, einen Arbeitsstuhl
zu schaffen, beispielsweise für Arbeiten an einem Tisch oder
Bildschirm, welcher Arbeitsstuhl auf die Körpermasse einer
den Stuhl benützenden Person einstellbar ist. Die Verstellung
soll mit möglichst einfachen Mitteln geschehen und der
eingestellte Stuhl physiologisch möglichst optimal angepasst
sein. Insbesondere soll die Sitztiefe verstellbar sein.
Erfindungsgemäss wird dies durch eine Sitzfläche
erreicht, welche ein Gesässteil mit einer lediglich für das
Gesäss ausreichenden Grösse und eine davon getrennte
Oberschenkelstütze aufweist, welche wenigstens teilweise
unter das Gesässteil schiebbar, bzw. unter dem Gesässteil
hervorziehbar ist.
Das Auseinanderhalten von der eigentlichen Sitzfläche
für das Gesäss, welche die Last des Oberkörpers einer darauf
sitzenden Person aufnehmen muss, und der Oberschenkelstütze,
welche bei korrekter Sitzhaltung lediglich die Beine stützt,
ermöglicht, dass die Oberschenkelstütze in der Länge
veränderbar ist. Dadurch ist die Gesamtlänge der Sitzfläche
veränderbar, ohne dass durch ihre Längenveränderung die Form
der Sitzmulde im Gesässteil oder ihre Position bezüglich
einer auffälligen Rückenlehne oder Lendenstütze verändert
wird. Eine sitzende Person sitzt immer am rechten Fleck in
der Sitzmulde und kann die Beine nach Belieben unterstützt
haben. Die nicht benützte Länge der Oberschenkelstütze ist
unter dem Gesässteil in keiner Weise störend. Dank der
Verlängerung der Oberschenkelstütze durch Verschieben, im
Unterschied z.B. zu einem addierenden Aneinanderreihen von
Teilen, ist eine fugenlos durchgehende Oberschenkelstütze
verwendbar. Zudem bleibt die speziell ausgeformte Vorderkante
in jeder Stellung zuvorderst.
Vorteilhaft ist die Oberschenkelstütze mit einer
kreisförmig gebogenen Verschiebungsbahn geführt. Eine
gekurvte Führung erlaubt einerseits eine physiologische
Ausgestaltung der Oberschenkelstütze mit einer Rundung und
einer abfallenden Vorderkante. Zum Andern gibt die Rundung
Raum unter dem Gesässteil frei, welcher für die Konstruktion
dieses Gesässteils erforderlich ist. Dabei ist der Übergang
von dem Gesässteil zur Oberschenkelstütze flach
ausgestaltbar. Damit der Übergang möglichst nicht spürbar
ist, ist das Gesässteil im vorderen Bereich vorteilhaft
keilförmig zulaufend ausgeformt. Ist wenigstens das
Gesässteil gepolstert, so bildet der keilförmige vordere
Bereich des gepolsterten Gesässteils zweckmässigerweise ein
Kissen, welches unter Last auf der Oberschenkelstütze
aufliegt. Dadurch ist der Übergang zwischen Gesässteil und
Oberschenkelstütze fliessend und kaum wahrnehmbar. Eine mit
dem Gesässteilunterbau verbundene Stützkonstruktion für die
Polsterung der Gesässteilvorderkante, welche bei einer nach
vorne spitz oder besser keilförmig zulaufenden Polsterung
sicher spürbar wäre, kann dadurch vermieden werden. Im
Übergang zwischen Gesäss und Oberschenkel, an welcher Stelle
auch der Übergang zwischen Gesässteil und Oberschenkelstütze
ist, ist bei korrekter Sitzhaltung keine grosse Pressung der
Polsterung zu erwarten, daher wird ein so ausgestalteter
Übergang, zumindest bei aufrechter Sitzstellung, nicht
wahrgenommen.
Vorteilhaft ist die Oberschenkelstütze in verschiedenen
Verschiebepositionen arretierbar. Vorteilhaft ist die
Verschiebeposition durch die Last der auf dem Stuhl sitzenden
Person arretiert. Dies kann dadurch erreicht werden, dass
entlang einer Führung sowohl am verschiebbaren Teil wie auch
am dieses führenden Teil Zähne oder Zacken ausgebildet sind,
welche bei Belastung der Oberschenkelstütze ineinander
greifen und so eine Verschiebung zumindest erschweren, im
unbelasteten Zustand jedoch unter Zug oder Druck in der
Verschieberichtung am verschiebbaren Teil leicht übereinander
hinweggleiten.
Zweckmässigerweise tragen zwei Trägerteile das
Gesässteil beidseitig und ist in diesen Trägerteilen je eine
Führung ausgebildet, in welchen die Oberschenkelstütze
verschieblich gelagert ist.
Vorteilhaft ist am Arbeitsstuhl eine Lendenstütze
vorgesehen, deren Abstand zur Sitzfläche verstellbar ist.
Dadurch kann auf die Körpergrösse des Benutzers reagiert
werden. Vorteilhaft ist die Lendenstütze durch ein um eine
horizontale Achse drehbares Stützpolster gebildet, welches
wenigstens drei Stützflächen aufweist. Diese Stützflächen
weisen auf der Symmetrieebene des Stuhls je einen
unterschiedlichen Abstand zur Drehachse des Stützpolsters
auf, damit je nach Drehstellung die Stützung der Kreuzgegend
bzw. Lendenwirbelsäule eines Benutzers weiter vorne oder
weiter hinten bezüglich der Sitzmulde oder Sitzfläche
geschieht.
Vorteilhaft ist eine Rückenlehne durch einen auf einem
Rahmen angeordneten und über die Lendenstütze gespannten
Bezug gebildet, wobei die Lendenstütze den Bezug im
Lendenbereich einer Rückenform anpasst. Eine solche
Rückenlehne ist durch Verstellen der Lendenstütze in der Höhe
und/oder Verdrehen des Stützpolsters auf die Körpergrösse und
die Rückenform des Stuhlbenutzers anpassbar. Die
Lendenwölbung der Lehne ist je nach Einstellung stärker oder
schwächer ausgebildet und höher oder tiefer angesetzt. Die
Höhenverstellung macht vorzugsweise etwa maximal 10
Zentimeter, die Tiefenunterschiede zwischen den verschiedenen
Polsterstellungen etwa bis zu 3 Zentimeter aus.
Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung
unter Bezugnahme auf die Figuren beschrieben. Es zeigt:
- Fig. 1
- eine perspektivische Darstellung des Sitzteils
eines erfindungsgemässen Stuhles,
- Fig. 2
- eine Aufsicht auf das Sitzteil gemäss Figur 1,
- Fig. 3
- einen Schnitt entlang der Linie X-X in Figur 2,
- Fig. 4
- eine Seitenansicht eines erfindungsgemässen
Arbeitsstuhls,
- Fig. 5
- eine perspektivische Rückenansicht des
Arbeitsstuhls gemäss Figur 4,
- Fig. 6
- schematisch eine Verzahnung der beiden
Führungsteile von Oberschenkelstütze und Tragteil.
Figur 1 zeigt ein Sitzteil 11 eines Arbeitsstuhles. Auf
einer teleskopischen Säule 13 ist ein Grundteil 15 drehbar
angeordnet. Das Grundteil 15 besteht aus einem Querträger 17
und daran nach oben abstehenden Tragteilen 19 für das
Gesässteil 21 und die verschiebbare Oberschenkelstütze 23. Am
Querträger 17 ist ausserdem ein Träger 24 für eine
Rückenlehne angeordnet und in den Tragteilen 19 sitzen die in
der Höhe verstellbaren Armlehnen 25. An den Tragteilen 19
sind Führungskämme 26 ausgebildet, welche mit Führungsnuten
27 an der Oberschenkelstütze 23 zusammenwirken. Die
Führungsnuten 27 sind über die Führungskämme 26 verschiebbar.
Dadurch kann die Oberschenkelstütze 23 unter das Gesässteil
21 geschoben werden. Zum Hervorziehen der Oberschenkelstütze
ist mittig an ihrer Vorderkante ein Griff 29 ausgebildet.
Die Vorderkante 31 des Gesässteils 21 ist so dünn als
möglich oder sinnvoll, damit sie möglichst nicht spürbar ist.
Das Gesässteil 21 und die Oberschenkelstütze 23 sind
gepolstert. Die Vorderkante 31 des Gesässteils 21 liegt als
dünnster Teil eines keilförmigen Polsterkissens auf der
Polsterung der Oberschenkelstütze 23.
Die Oberschenkelstütze 23 und die Führungsteile 26,27
sind kreisförmig gewölbt. Ihr Kreismittelpunkt liegt etwa 340
mm unter der Oberfläche der Oberschenkelstütze 23. Im
vorderen Bereich 37 ist die Oberschenkelstütze 23 mit einem
Radius von ca. 110 mm stärker gewölbt, so dass die
Vorderkante der Oberschenkelstütze 23 deutlich nach unten
abfällt.
Das Gesässteil 21 ist muldenförmig geformt. Ein
aufstehender Rand 39 stützt insbesondere von hinten das
Gesäss einer auf dem Stuhl sitzenden Person.
Figur 2 zeigt das Sitzteil 11 in einer Aufsicht. Die
Oberschenkelstütze 23 ist in ihrer vordersten Stellung
eingezeichnet. Die parallelen Führungen 26,27 sind links und
rechts der Oberschenkelstütze 23 angeordnet. Sie ermöglichen
eine Verschiebungsdistanz (Pfeil 41) der Oberschenkelstütze
23 um gut 10 Zentimeter, so dass die Sitztiefe zwischen ca.
36 und 47 cm wählbar ist.
Die Säule 13 ist unter dem Schwerpunkt einer auf dem
Stuhl sitzenden Person, daher unter dem Gesässteil 21
angeordnet. Wie aus dem in Figur 3 dargestellten Schnitt
entlang der Linie X-X in der Figur 2 hervorgeht, ist das
Gesässteil 21 und die Oberschenkelstütze 23 aus wenigstens
zwei Schichten aufgebaut. Eine Tragschale 43,45 ist mit einer
Polsterschicht 47,49 bedeckt. Darüber ist zweckmässigerweise
eine Deckschicht, z.B. ein Stoffbezug angebracht. Unter dem
Sitzbein, d.h. unter dem Zentrum der Mulde des Gesässteils
21, ist ein Träger 51 angeordnet, welcher die Hauptlast zur
Seite hin auf die beiden Tragteile 19 überträgt. Dieser
Träger ist in der Tragschale 43 des Gesässteiles 21
integriert.
Aus der Schnittzeichnung in Figur 3 ist klar erkennbar,
dass die Vorderkante 31 des Gesässteils 21 nicht durch die
Tragschale 43 des Gesässteiles 21 unterstützt ist. Die
Oberschenkelstütze 23 ist jedoch direkt unter der keilförmig
nach vorne zulaufenden Polsterung des Gesässteils 21
angeordnet, so dass eine vor der Tragschale 43 auf das
Gesässteil lastende Last auf das Polster und die Tragschale
45 der Oberschenkelstütze 21 abstützt.
Die Oberschenkelstütze 23 ist auch in der
Schnittzeichnung von Figur 3 ganz ausgezogen dargestellt. Mit
unterbrochenen Linien ist sie auch in ganz eingeschobener
Stellung gezeigt.
Figur 4 zeigt einen Arbeitsstuhl mit einem
erfindungsgemässen Sitzteil 11 und einer Rückenlehne 53.
Diese Rückenlehne sitzt auf einem Dorn 52 (Figur 1 und 3) am
Träger 24. Die Rückenlehne weist ein Tragskelett 55 mit einem
aufsteigenden Ast 57 und beidseitig daran einem etwa
horizontalen Ast 59 auf. An den drei Befestigungspunkten 61a-c
ist mit dem Tragskelett 55 ein Rahmenteil 63 befestigt. Auf
dem Rahmenteil 63 ist eine Bespannung aus einem Stoff oder
einem andern, vorzugsweise luftdurchlässigen, elastischen
Material aufgespannt. Diese Bespannung (Figur 5, 65) wird
durch eine Lendenstütze 67 in der Lendengegend 69 nach vorne
gedrückt. Die Lendenstütze 67 ist durch einen dreikantigen
Polsterkörper gebildet, welcher um seine Achse drehbar ist.
An den Enden der Achse sind Griffe 71 ausgebildet. Die Achse
sitzt beidseitig in einer von mehreren Mulden 73 in einer
Haltebacke 75. Die Mulden sind nach hinten geschlossen, so
dass die Bespannung 65 die Achse in die Mulde 73 drückt. Dank
der Elastizität der Bespannung kann jedoch die Achse gegen
den Druck der Bespannung 65 aus der Mulde gehoben werden, um
sie dann in eine Mulde 73 in einer anderen Distanz zur
Sitzfläche 21,23 zurückgleiten zu lassen. Durch Drehen der
Lendenstütze 67 wird jeweils eine andere der drei
Stützflächen 77 gegen die Bespannung gedreht. Jede der drei
Stützflächen ist indessen anders geformt, so dass die
Rückenlehne 53 in der Lendengegend 69 je nach Drehstellung
der Lendenstütze unterschiedlich ausgeformt ist. Eine
Stützfläche 77 ist in der horizontalen nach vorne gekrümmt,
eine zweite nach hinten und die dritte ist etwa eben.
Diese Rückenlehne 53 ist in der Figur 5 perspektivisch
dargestellt. Da das Rahmenteil 63 wie auch der aufsteigende
Ast 57 des Tragskeletts 55 elastisch ist, sind an den
Befestigungsstellen 61a-c elastische Zwischenteile 79
zwischen dem Tragskelett 55 und dem Rahmenteil 63 angeordnet.
Etwa parallel zum oberen Rand des Rahmenteils 63 ist mit
Abstand dazu über einen Steg 81 ein Kleiderbügel 83 am
Rahmenteil 63 angebracht. Der Kleiderbügel besitzt elastische
Endpartien 85 und Kerben 87. Dank den Kerben 87 kann am
Kleiderbügel 83 auch eine Tasche aufgehängt werden. Dank den
elastischen Enden 85 kann man sich an den Enden des
Kleiderbügels 83 nicht schmerzhaft stossen. Ein am
Kleiderbügel aufgehängtes Kleidungsstück schafft eine
klimatische Pufferzone hinter der Bespannung 65.
Damit die verschiebbare Oberschenkelstütze 23 nicht
unerwünschterweise verschoben wird ist sie arretierbar. Dies
geschieht beispielsweise mit einer Klemmschraube (nicht
dargestellt). Eine Arretierung der Oberschenkelstütze ist
auch durch eine Verzahnung von Führungskamm 26 und
Führungsnut 27, wie sie in Figur 6 dargestellt ist,
erreichbar. Bei belasteter Oberschenkelstütze 23 rasten die
an der oberen Nutfläche 89 ausgebildeten Zähne 91 in die auf
der oberen Kammfläche 93 ausgebildeten Zähne 95 ein. Die
Zähne 95 am Führungskamm 26 brauchen nur in seinem vorderen
Bereich ausgebildet zu sein. Die Zähne 91 an der Führungsnut
27 müssen jedoch über die ganze Länge der Nut ausgebildet
sein. Da die Zähne 91,95 als stumpfwinklige Zackenlinie
ausgebildet sind, kann die Oberschenkelstütze 23 bzw. die
Führung 26,27 bei genügendem Spielraum zwischen der
Unterseite 97 des Kamms 26 und der unteren Nutfläche 99
verschoben werden. Um die Verschiebung zu behindern können
mit Federmitteln die beiden Zackenlinien gegeneinander
gepresst werden. Wenn die Führungsnut am Tragteil 19 und der
Führungskamm an der Oberschenkelstütze 23 ausgebildet ist,
sind die Zähne entsprechend auf den unteren Flächen des Kamms
und der Nut anzuordnen.