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Durchgenähtes Schuhwerk. Als ideale Fußbekleidung kann die bezeichnet
werden, die nicht nur preiswert und dauerhaft ist und dem Schönheitsgeschmack in
der Formgebung Rechnung trägt, sondern auch den hygienischen Ansprüchen genügt,
d. h. also gleichzeitig leicht und elastisch ist. Die bis jetzt auf den Markt kommenden
Schuhe und Stiefel erfüllen, abgesehen von der Haltbarkeit, die in erster Linie
eine Materialfrage ist, in keiner Ausführung gleichzeitig alle genannten dringend
erwünschten Anforderungen.
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Das jetzt wohl am häufigsten angefertigte Schuhwerk, gestiftet und
durchgenäht mit Brandsohle, ist unelastisch. Die Brandsohle muß außerdem stark,
also schwer sein, damit die Eisenstifte Halt haben, welche zur Verbindung von Schaft
und Brandsohle dienen. Ein weiterer Nachteil ist, daß sich in den meisten Fällen
die Eisenstifte nach dem Fuß zu durchtreten. Die Folgen sind schmerzhafte Empfindungen
beim Gehen, wenn nicht gar Verletzungen des Ballens, schneller Verschleiß der Strümpfe.
Außerdem rosten die Eisenstifte und zermürben das Oberleder.
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Auch durchgenähtes Schuhwerk ohne Brandsohle ist bekannt. Bei der
Herstellung ist hier das Befestigen des Schaftes auf dem Leisten sehr zeitraubend;
außerdem muß die Arbeit äußerst genau ausgeführt werden, weil der Nähfaden die Kante
bilden muß. Der Durchnähfaden liegt nur auf der Innenseite des Schaftes und wird
diesen beim Tragen stark belasten. Verhältnismäßig hohe Herstellungskosten bei geringerer
Haltbarkeit sind die Nachteile.
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Biegsame Fußbekleidung wird nach dem Rahmenverfahren hergestellt.
Die Brandsohle muß hier aber stark sein, um überhaupt den Rahmen mit dieser und
dem Schaft verbinden zu können. Dieses Schuhwerk ist nicht leicht und nicht billig.
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Leichte, biegsame Schuhe werden gewendet hergestellt. Hierbei muß
die Sohle von der Fleischseite aus mit einem Riß versehen sein, um nähen zu können.
Deshalb kann man die Sohle nicht ganz auftragen, sondern muß sie bis zum Riß abtragen.
Beim Wenden leidet das Schaftmaterial. Eine formhaltende Vordersteifkappe kann nur
nach dem Wenden eingeschoben werden. Das Oberleder tritt sich sehr leicht aus, weil
der Schaft nur seitlich an dem Nähfaden hängt. Die Hinterkappe hängt ebenfalls nur
am Nähfaden und tritt sich sehr leicht schief, weil die Verbindung mit der Brandsohle
fehlt. Die Absätze sitzen sehr selten fest, und das Gelenk vertritt sich sehr leicht,
weil es nur eingeklebt ist. Reparaturen sind, wenn dabei wieder gewendet werden
soll, schwer auszuführen und teuer. Die Vorteile der Elastizität und Leichtigkeit
werden mit andern Nachteilen erkauft.
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Schließlich wird auch leichte Fußbekleidung nach dem » Agoa-System
gefertigt. Nach diesem Verfahren geklebte Fußbekleidung kann aber nicht biegsam
sein, weil der Klebstoff nach dem Trockenwerden sehr hart wird.
Durch
das unbedingt notwendige Aufrauhen des Schaftes an den Kanten wird das Oberleder
sehr geschwächt und bricht beim Tragen an den Kanten leicht aus.
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Die vorliegende Erfindung hat nun zum Gegenstand die Herstellung durchgenähter,
mit Brandsohle versehener Fußbekleidung, die leicht und elastisch ist, ohne die
Nachteile der vorstehend bekannten Ausführungsarten zu besitzen. Im nachstehenden
wird dieses Schuhwerk sowie seine beispielsweise Herstellungsart beschrieben.
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Als Brandsohle kann das allerleichteste Material Verwendung finden.
Auf die ganz leichte Brandsohle (Stoff, Pappe, Leder o. dgl.) wird eine dünne Pappbrandsohle
geklebt, und zwar werden die Brandsohlen an der Ferse und im Gelenk ganz durch Klebstoff
miteinander verbunden. Vom Ballen ab bis zum Beginn der Vordersteifkappe werden
beide Brandsohlen nur in ungefähr 1,5 cm Breite an den Kanten geklebt. Vom Anfang
der Vordersteifkappe bis zur Spitze werden beide Brandsohlen wieder ganz geklebt.
Auf die so verbundenen Brandsohlen wird auf der Pappseite ein Gelenkstück befestigt.
Das Gelenkstück muß stark und steif sein, an den Kanten abgeschärft, so breit wie
die Brandsohle und bis zum Ballen reichend. Das Gelenkstück wird zusammen mit den
beiden Brandsohlen der Gelenksprengung des Leistens entsprechend geformt. Das Formen
des Gelenkstückes kann auch mit den beiden Brandsohlen auf dem Leisten vorgenommen
werden. Nachdem das Gelenkstück und die beiden Brandsohlen durch Eisenstifte auf
den Leisten geheftet sind, wird der Schaft über den Leisten gespannt. An der Ferse
und im Gelenk wird der Schaft durch kleine Eisenstifte befestigt. Diese nieten sich
auf der Eisenplatte, die der Leisten nur im Gelenk besitzt, fest um. Hierbei erhält
die Hinterkappe einen bedeutenden Halt, weil sie mit dem Gelenkstück vernietet wird.
Vom Ballen ab wird der Schaft mit der Brandsohle durch Klebstoff verbunden. Bis
zum Trockenwerden des Klebstoffes wird der Schaft durch kleine Eisenstifte, die
nicht ganz in den Leisten hineingeschlagen werden, festgehalten. Nach dem Trockenwerden
entfernt man die kleinen Eisenstifte, und nun ist vom Ballen ab kein Eisenstift
vorhanden. Die Kanten des Schaftes werden glatt geschärft und im Gelenk die schmale
Vertiefung durch steifes, zähes Material ausgefüllt. Weil auf dem Ballen die Unterseite
des Leistens gewölbt sein muß. ist ein Füllen mit irgendeiner Ausbaumasse nicht
nötig. Auch wird auf dem Ballen die dünne Pappbrandsohle, soweit diese nicht festgeklebt
ist, weggeschärft, und es liegt an der Stelle des Ballens, an der sich der Schuh
am meisten biegen muß, nur noch die eine leichte Brandsohle, welche dafür an der
Kante mit einem schmalen Lederstreifen beklebt werden kann.
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Schließlich wird die ganze untere Fläche möglichst mit Gummizement
bestrichen, ebenfalls die Sohle. Nach dem Aufsohlen und Trocknen wird der Leisten
entfernt und der Schuh in üblicher Weise durchgenäht: Dadurch, daß zur Brandsohle
sehr leichtes Material verwendet werden kann,, stellt sich der Preis der Brandsohle
niedrig, der Schuh wird leicht. Dadurch, daß in der Lauffläche unter dem Ballen
kein Eisenstift vorhanden ist, kann das Tragen dieser Fußbekleidung nicht zu Unannehmlichkeiten
führen. Dadurch, daß auf der Trittfläche die Fußbekleidung sehr biegsam ist, wird
der Fuß nicht ermüden, und weil die Sohle jeder Bewegung nachgibt, wird sogar die
auerdünnste Sohle verhältnismäßig lange halten. Beim Tragen der Fußbekleidung bei
nassem Wetter wird der Fuß trocken bleiben, weil der Gummizement, mit dem die Sohle
und Brandsohle bestrichen ist, die Feuchtigkeit abhält. Dadurch, daß das Gelenk
vorher geformt und mit der Sohle fest verbunden ist, wird das Gelenk beim Tragen
die Form behalten. Dadurch, daß die Hinterkappe mit dem Gelenk . fest verbunden
ist, wird die Hinterkappe nicht schiefgetreten, also der Absatz in seiner richtigen
Lage bleiben. Dadurch, daß beim Aufnageln des. Absatzes die Nägel in dem Gelenkstück
in Verbindung mit der Sohle festen Halt finden, wird der Absatz festsitzen.
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Dadurch, daß faßt die ganze Herstellung maschinell und sogar durch
nichtgeschulte Arbeiter erfolgen kann, werden die Herstellungskosten bedeutend niedriger
als bei gewendeter, geklebter oder rahmengenähter Arbeit. Unerwähnt möge auch nicht
bleiben, daß sich Reparaturen in einfacher Weise ausführen lassen.