DE3420441C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Steuerungseinrichtung für
mit aerodynamischen Steuerflächen versehene Fluggeräte, die eine Vor
richtung zur Ablenkung des Triebwerkstrahls aufweisen, die aus kreuzför
mig an der Triebwerkdüse angeordneten, um ihre Längsachse schwenkbaren
und mittels einer Steuereinheit steuerbaren Strahlruder besteht.
Derartige Verfahren und Steuerungseinrichtungen werden zur Steuerung von
mittels Strahltriebwerken angetriebenen Fluggeräten, wie Flugkörper oder
Flugzeuge eingesetzt, wobei durch eine Ablenkung des Triebwerkstrahles
an den Fluggeräten Steuermomente erzeugbar sind.
Eine Steuerungseinrichtung dieser Gattung ist aus der DE-PS 19 64 205
bekanntgeworden. Hiernach ist vorgesehen, daß zunächst schwenkbare
Triebwerksdüsen mittels Triebwerkstrahlablenkung eine Fluglageabweichung
über einen Lageregler aussteuern und anschließend hierzu dieser die ae
rodynamischen Steuerflächen verstellt, während die Triebwerkdüsen in ih
re Nullage zurückgeschwenkt werden.
Diese Steuerungseinrichtung ist jedoch einerseits bezüglich der Ausbil
dung der schwenkbaren Triebwerkdüsen sehr aufwendig und andererseits für
die Verbesserung der Flugsicherheit von Fluggeräten weder geeignet noch
vorgesehen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Steue
rungseinrichtung für Fluggeräte zu schaffen, die für ein Fluggerät ei
nerseits eine schnelle Manöveränderung sicherstellen und andererseits
dieses automatisch aus einem plötzlich auftretenden aerodynamisch un
steuerbaren oder nur teilweise steuerbaren Flugzustand in eine stabile
Fluglage oder Sollage um die Nick-, Gier- und Rollachse bringen können
und dabei die Steuerungseinrichtung zur Erhöhung der Flugsicherheit eine
Minderung von Schubkraftverlusten verhindert sowie eine Vermeidung von
zusätzlichen aerodynamischen Widerstandskräften bei einer schnellen
Steuerungsreaktionszeit gewährleistet.
Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruches 1
angeführte Merkmale gelöst.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprü
chen.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt
und wird im folgenden näher beschrieben. Es zeigt
Fig. 1 eine Ansicht eines Fluggerätes mit aerodynamischen Steuerflächen
an den Flügeln und am Heck sowie kreuzförmig angeordnete Strahl
ruder an der Triebwerkdüse,
Fig. 2 ein Blockschaltbild der Steuereinheit.
Das in der Fig. 1 dargestellte Fluggerät 1 ist an den Flügeln 2 sowie am
Heck 3 mit aerodynamischen Steuerflächen 4, 5, 6, 7, 8 - forthin nur als
Steuerflächen bezeichnet - versehen. Am Heck 3 ist eine Triebwerkdüse 9
mit einer Vorrichtung 9 a vorgesehen, die aus vier um ihre Längsachse 10
schwenkbare Strahlruder 11, 12, 13, 14 mit je einem, in der Fig. 1 nur
angedeuteten Stellglied 15 besteht, die an der Triebwerkdüse 9 kreuzför
mig angeordnet sind. Für einen minimalen Aufwand bei ähnlicher Steuer
wirkung, kann in nicht dargestellter Weise auch eine sternförmige Anord
nung von nur drei Strahlruder 11, 12, 13 an der Triebwerkdüse 9 erfol
gen. Mit diesen ist einerseits eine Ablenkung des Triebwerkstrahles 16
eines nicht gezeigten Triebwerks in den erforderlichen Achsrichtungen
zu bewerkstelligen und andererseits kann mittels deren gemeinsamen Ab
lenkanstellung in eine Richtung - z. B. im Uhrzeigersinn - der Triebwerk
strahl 16 auch in eine Drallbewegung versetzt werden, wodurch Steuermo
mente zur Rollsteuerung - in diesem Fall gegen den Uhrzeigersinn - des
Fluggerätes 1 erzeugbar sind.
Die Strahlruder 11, 12, 13, 14 sind längenmäßig, d. h. parallel zu ihrer
Längsachse 10 nur in einer ½ bis ²/₃ Länge des Halbmessers der Trieb
werkdüse 9 ausgeführt, um aus Lebensdauergründen zu verhindern, daß sie
in den sehr heißen Kern 17 des Triebwerkstrahles ragen und dort Beschä
digungen erfahren. Es hat sich nämlich gezeigt, daß der Triebwerkstrahl
16 im Bereich der Peripherie der Triebwerkdüse 9 eine wesentlich niedere
Temperatur als in dessen Kern 17 aufweist. Weder die Lagerung der Strahl
ruder 11, 12, 13, 14 noch die Ausgestaltung von deren Stellglieder 15,
die mit einer Steuereinheit 18 korrespondieren, sind Gegenstand der Er
findung.
In der Fig. 2 ist ein Blockschaltbild der elektronischen Steuereinheit
18 dargestellt, die zur Regelung und Steuerung der Fluggerätslage im
Fluge aus einem Lageregler 19 besteht, der in bekannter Weise mit einem
Istwertgeber 20, einem Sollagenwertgeber 21, einem Staudruckwertgeber 22
und mit einem Stellwertgeber 23 zum Zwecke der Signalverarbeitung für
die Ansteuerung der Steuerflächen 4, 5, 6, 7, 8 mittels eines weiteren
Stellgliedes 24 verbunden ist. Der Stellwertgeber 23 dient dabei zur Er
mittlung der Anstellwinkelposition und der Grenze des Anstellwinkelweges
der Steuerflächen 4, 5, 6, 7, 8. Mit diesem Stellwertgeber 23 können
auch die augenblicklichen Stellkräfte in bezug auf die zulässigen Stell
kräfte für die vorgenannten Steuerflächen zur Weitergabe an den Lagereg
ler 19 gemessen werden.
Außerdem sind am Lageregler 19 die Stellglieder 15 zur Steuerung der
Strahlruder 11, 12, 13, 14 und eine Regelvorrichtung 25 für die Regelung
des Triebwerkschubes angeschlossen.
Die Wirkungsweise der Steuerungseinrichtung ist wie folgt:
Wenn der Lageregler 19 der Steuereinheit 18 durch den laufenden Signal
vergleich zwischen dem Sollagenwertgeber 21 und dem Istlagenwertgeber 20
ermitttelt, daß zur Steuerung oder Regelung des Fluggerätes 1 von der
Istlage auf die Sollage, die von den Steuerflächen 4, 5, 6, 7, 8 erzeug
baren Steuermomente nicht mehr ausreichen, werden für deren Kompensation
die Strahlruder 11, 12, 13, 14 automatisch vom Lageregler 19 auf einen
entsprechenden Anstellwinkel geregelt und dabei in bekannter Weise durch
Ablenkung des Triebwerkstrahles 16 die fehlenden Steuermomente erzeugt.
Bei einem gänzlichen Ausfall der Steuerflächenwirksamkeit, wie z. B.
durch Komponentenausfall oder im überzogenen Flugzustand etc., kann die
gesamte Steuerfunktion für das Fluggerät 1 von den Strahlrudern 11, 12,
13, 14 vollständig übernommen werden. Gleichfalls können für die Durch
führung schneller Flugmanöver die Strahlruder 11, 12, 13, 14 zusätzlich
zu den Steuerflächen 4, 5, 6, 7, 8 zur Wirkung gebracht werden.
Zur eigentlichen Steuerung des Fluggerätes 1 mit der Steuereinrichtung
18 werden die flugtechnischen Daten zugrunde gelegt, d. h. es werden
laufend mittels des Stellwertgebers 23 der Steuereinheit 18 die augen
blickliche Anstellwinkelposition und/oder die Stellkräfte der Steuerflä
chen 4, 5, 6, 7, 8 sowie die Staudruckgröße dem Lageregler 19 übertra
gen. Dieser ermittelt unter Bezug auf einen vorgesehenen staudruckabhän
gigen Steuermomentenverlauf die zu erbringende Steuerwirksamkeit, um das
Fluggerät von der Ist- in die Sollage steuern zu können. Bei nicht aus
reichender oder fehlender Steuerwirksamkeit der Steuerflächen 4, 5, 6,
7, 8 werden automatisch die Strahlruder 11, 12, 13, 14 über die Stell
glieder 15 soweit zum Triebwerkstrahl 16 angesteuert, daß mit der resul
tierenden Strahlablenkung die Summe der erforderlichen Steuermomente dem
vorgegebenen Steuermomentenverlauf für die zu erreichende Sollage des
Fluggerätes 1 entspricht.
Mit Hilfe der Regelvorrichtung 25 kann der Lageregler 19 ebenfalls bei
nicht ausreichendem Steuerwirkungsgrad der Strahlruder 11, 12, 13, 14
den vom Piloten oder Autopiloten gewählten Triebwerkschub des Fluggerä
tes 1 automatisch erhöhen, um deren Steuerwirksamkeit für sich alleine
oder zusammen mit den Steuerflächen 4, 5, 6, 7, 8 dem im Lageregler 19
vorgegebenen Steuermomentenverlauf entsprechend der Fluggerätssollage
anzupassen.
Die Vorteile der vorgeschlagenen Erfindung bestehen insbesondere darin,
daß Fluggeräte auf einfache und sichere Weise aus einem aerodynamisch
unsteuerbaren oder nur teilweise noch aerodynamisch steuerbaren Flugzu
stand automatisch zu einem jederzeit steuerbaren und regelbaren Flugver
halten unter Ausnutzung eines beträchtlichen Überschusses an Steuerkapa
zität gebracht werden können. Der damit erzielbare Sicherheitsfaktor
stellt somit einen erheblichen Beitrag zur Flugsicherheit dar.
Das bedeutet, daß für Notsituationen, wie sie beispielsweise während des
oftmals nicht unkritischen Landeanfluges eines Flugzeuges auftreten, für
dieses wesentliche und automatisch schnell reagierende Steuerungs- und
Regelreserven für alle Flugachsen zur Verfügung stehen. Außerdem kann
dabei der Triebwerkschubüberschuß, der sich aus dem niedrigen Schubedarf
für das Flugzeug während des Landevorganges ergibt, für weitere zusätz
liche Steuerzwecke sowohl im Fluge als auch am Boden für die Rollphase
des Flugzeuges auf dem Flugfeld eingesetzt werden.
Da außerdem diese gemäß dem vorgegebenen Steuermomentenverlauf bewerk
stellbare Steuerwirksamkeit durch einen jeweils optimal anteiligen Ein
satz der aerodynamischen Steuerflächen und der Strahlruder erzielt wird,
arbeiten beide stets im optimalen Wirkungsbereich.
Im Normalfall werden somit durch die geringen Steuerausschläge sowohl
erhöhte aerodynamische Widerstände als auch Schubverluste vermieden.
Insbesondere im Notfall resultiert daraus bei einer schnellen Steue
rungsreaktionszeit nur ein geringer und für das Fluggerät ungefährlicher
aerodynamischer Widerstand bzw. geringer Schubverlust.
Claims (3)
1. Verfahren und Steuerungseinrichtung für mit aerodynamischen Steu
erflächen versehene Fluggeräte, die ein Vorrichtung zur Ablenkung des
Triebwerkstrahls aufweisen, die aus kreuzförmig an der Triebwerkdüse an
geordneten, um ihre Längsachse schwenkbaren und mittels einer Steuerein
heit steuerbaren Strahlruder besteht, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Strahlruder (11, 12, 13, 14) in Abhängigkeit
zur Wirkstellung der aerodynamischen Steuerflächen (4, 5, 6, 7, 8) oder
von dieser unabhängig anteilig oder vollständig mittels der Steuerein
heit (18) derart automatisch regelbar sind, daß die Summe der Steuermo
mente für die Nick-, Gier- und Rollbewegung des Fluggerätes (1) aus den
Steuermomenten der aerodynamischen Steuerflächen (4, 5, 6, 7, 8) und aus
den Strahlrudern (11, 12, 13, 14) jeweils dem vorgegebenen staudruckab
hängigen Soll-Steuermomentenverlauf entspricht und dabei insbesondere
für eine hohe Manöverleistung der Triebwerkschub zur weiteren Unterstüt
zung oder als Ersatz für fehlende Steuermomente mittels der Steuerein
heit (18) entsprechend regelbar ist.
2. Steuereinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß an der Triebwerkdüse (9) drei Strahlruder (11,
12, 13) sternförmig angeordnet sind, die so regelbar sind, daß von dem
Fluggerät (1) eine Nick-, Gier- und Rollbewegung einzeln oder in Kombi
nation ausführbar ist.
3. Steuereinrichtung nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Strahlruder (11, 12, 13, 14) zur Er
höhung der Lebensdauer längenmäßig nur in einer ½ bis ²/₃ Länge des
Halbmessers der Triebwerkdüse (9) ausgeführt und an dieser zur Vermei
dung des heißen Kerns (17) des Triebwerkstrahles (16), von deren Peri
pherie ausgehend angeordnet sind.
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