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Bordwand zum Schutz gegen Seeziel-Flugkörper
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Die Erfindung bezieht sich auf eine Bordwand zum Schutz gegen Seeziel-Flugkörper,
die Gefechtsköpfe zur Detonation im Schiffsinnern aufweist Eine der Hauptbedrohungen
moderner Seekriegsschiffe ist durch Seeziel-Flugkörper gegeben, die im Tiefstflug
nahe der Wasseroberfläche anfliegen (sea-skim-mode) und die konventionelle Gefechtsköpfe
mit sich führen, welche in das Schiff eindringen und nach einer gewollten Verzögerungsstrecke
im Schiff detonieren. Beispiele dafür sind die "Exocet"-, "Harpoon"- oder "KORMORAN"-Systeme.
Diese Systeme enthalten durchweg sogenannte "SAP"-Gefechtsköpfe (Semi-Armor-Piercing),
also halbpanzerbrechende" Gefechtsköpfe, die das Durchdringen der Bordwand ohne
Funktionseinbuße übersehen können.
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Diese Flugkörper sind im wesentlichen aus Vorstrukturen, die z. B.
den Suchkopf enthalten, einem Gefechtskopf und einem Triebwerk aufgebaut. Die Gefechtsköpfe
sind praktisch immer auf eine hohe Sprengladung hin optimiert.
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Somit kann durch Verstärkung der üblichen Schiffsbordwände die Standkraft
der Schiffe merklich erhöht werden, d. h. die Schadenswahrscheinlichkeit wird dadurch
deutlich herabgesetzt, weil die Wahrscheinlichkeit zunimmt, daß der Gefechtskopf
beim Eindringen in die Bordwand funktionsunfähig wird.
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Die Erhöhung der Wandstärke der Bordwand hat jedoch ihre Grenzen in
dem dadurch zunehmenden (toten) Gesamtgewicht des Schiffes, insbesondere zu Lasten
der Waffenausrüstung und/oder Beweglichkeit. Eine Erhöhung der wirksamen Wandstärke
durch Drehen des Schiffes schräg zur Anflugrichtung eines entdeckten angreifenden
Seezielflugkörpers, um einen Aufschlag bei einem höheren Winkel zu erzwingen, ist
aufgrund der geringen möglichen Entdeckungszeit eines solchen Angriffs im Tiefstflug
und insbesondere bei Steigerung der Angriffsgeschwindigkeit in den Uberschallbereich
bei möglichen zukünftigen Waffensystemen ebenso problematisch, wenn nicht gar unmöglich.
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Es ist bekannt, die Bordwand eines Schiffes zum Schutz gegen Schwitzwasser
mit einer dünnen Innenverkleidung, einer sogenannten Wegerung zu versehen.
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Interne Versuche haben jedoch ergeben, daß selbst eine Wegerung mit
einer Wandstärke von 8 mm Stahl keinen ausreichenden Schutz vor SAP-Gefechtsköpfen
bietet. Nach dem Aufreißen der Bordwand durch die Flugkörper-Vorstrukturen ist nämlich
der Gefechtskopf noch ohne weiteres in der Lage, eine Wegerung dieser Dicke ohne
Funktionseinbuße zu durchdringen.
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Ebenso sind die wenigen senkrecht verlaufenden Verstrebungsbleche
zwischen Bordwand und Wegerung weitgehend wirkungslos, da sie beim Anflug des Flugkörpers
mit kleinem Winkel, also senkrecht zur Bordwand, nur selten getroffen werden und
bei einem großen Winkel, also schräg zur Bordwand, weniger wirksam sind als die
Bordwand selbst.
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Der Erfindung, wie sie in den Ansprüchen gekennzeichnet ist, liegt
die Aufgabe zugrunde, eine Bordwand anzugeben, die bei relativ geringem Gewicht
einen hohen Schutz gegenüber insbesondere im Tiefstflug über der Wasseroberfläche
anfliegenden Flugkörpern mit Gefechtsköpfen zur Detonation im Schiffs innern bietet.
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Mit der erfindungsgemäßen Bordwand werden durch die Außenverkleidung
die relativ weichen Vorstrukturen des Flugkörpers zerlegt. Die Außenverkleidung
wird also aufgerissen, jedoch trifft der hiemach mehr oder weniger ungeschutzte
Gefechtskopf dann auf die dicke, innen liegende Bordwand auf. Dadurch wird der Gefechtskcpf
mit höherer Wahrscheinlichkeit zerstört, besteñfalls kann er~noch defla-~~~~ gieren.
Jedenfalls ist verhindert, daß er seine volle Detonationswirkung entfaltet bzw.
gewährleistet, daß eine gegebenenfalls noch vorhandene ~Re;-Rxplosionsleistungnicht
weit innerhalb des Schiffes sondern in dessen unempfindlicheren Außenbereich des
Schiffes zur Wirkung kommt.
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Die Wand stärke der Außenverkleidung der erfindungsgemäßen Bordw=d
hängt im wesentlichen lediglich von dem Wasserdruck ab, den die Außenv=ileidung
aufzunehmen hat. Eine Wandstärke von 5 bis 10 mm Stahl dürfte für die Außenverkleidung
in aller Regel ausreichen. Die Wandstärke der Bordwand kann ausschließlich nach
Schiffsbaukriterien ausgelegt werden, also insbesondere im Hinblick auf die erforderliche
Biegefestigkeit des Schiffs. Sie kann beispielsweise 10 bis 15 mm Stahl betragen,
d. h. z. B. einer herkömmlichen, halbgepanzerten Bordwand von 12 mm Stahl entsprechen.
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Nachstehend ist eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Bordwand
anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert, deren einzige Figur in perspektivischer
Wiedergabe einen Schnitt durch einen Teil der Bordwand zeigt.
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Die Bordwand 1 aus Stahl ist mit einer Stahl-Außenverkleidung 2 versehen,
die eine geringere Wandstärke als die Bordwand 1 aufweist. Zur Befestigung der Außenverkleidung
2 sind zwischen der Bordwand 1 und der Außenverkleidung 2 waagrecht und senkrecht
verlaufende Verstrebungsbleche 3 und 4 eingeschweißt.
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Weiterhin sind an der Bordwand 1 auf der der Außenverkleidung 2 zugewandten
Seite waagrecht und senkrecht verlaufende Bewahrungen in Form von Profilschienen
5 bzw. 6 angeschweißt. Die Bewahrungen 5 und 6 können dabei gegebenenfalls auch
auf der von
der Außenverkleidung 2 abgewandten Seite der Bordwand
1 angeordnet sein, wie in der Zeichnung gestrichelt angedeutet.
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Die Zahl und Größe der Verstrebungsbleche 3 und 4 sowie die Zahl und
Größe der senkrecht verlaufenden Profilschienen 6 bestimmt sich dabei im wesentlichen
nur nach Schiffsbaukriterien (z. B. Druck- und Biegefestigkeit der Bordwand).
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Sie sollte aus Gewichtsgründen möglichst gering gehalten werden.
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Deitgegenüber dienen die waagrecht verlaufenden Schienen bzw. Bewehrungen
5 neben der Erhöhung der Biegefestigkeit der Bordwand 1 vor allem dazu, den Schutz
gegenüber SAP-Gefechtsköpfen zu erhöhen.
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Am wahrscheinlichsten ist, daß ein Schiff von einem derartigen Gefechtskopf
schräg angeflogen wird. Insbesondere bei einem Winkel der Bordwand 1 schräg zur
Anflugsrichtung des Flugkörpers wird jedoch die wirksame Dicke der waagrechten Bewehrungen
5 derart erhöht, daß es wesentlich unwahrscheinlicher ist, daß der nach dem Durchdringen
der Außenverkleidung 2 ohnehin nur noch schwach geschützte Gefechtskopf auch noch
die Bordwand 1 funktionsfähig durchdringt.
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Es ist jedoch nicht erforderlich, den Abstand der waagrechten Bewehrungen
5 voneinander so zu wählen, daß er kleiner als das Kaliber des Gefechtskopfes ist.
Vielmehr wird, wenn der Abstand der waagrechten Bewehrungen 5 voneinander gleich
oder unwesentlich größer als das Kaliber des Gefechtskopfes ist, also beispielsweise
das Ein- bis Zweifache des Kalibers des Gefechtskopfes beträgt, und der Gefechtskopf
zwischen zwei waagrechten Bewehrungen 5 auftrifft, der optimale Schutz gegen den
Gefechtskopf gewährleistet.
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Dies ist darauf zurückzuführen, daß die waagrechten Bewehrungen 5
der Materialverdrängung der Bordwand 1 beim Eindringen des Gefechtskopfes in die
Bordwand 1 einen hohen Widerstand entgegensetzen. Die beiden dem betreffenden Gefechtskopf
benachbarten waagrechten Bewehrungen
5 wirken dadurch mit einer
hohen Kraft auf den vorderen Randbereich des Gefechtskopfes ein, der jedoch nur
eine relativ geringe mechanische Festigkeit besitzt. D. h.
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der Gefechtskopf wird durch die waagrecht verlaufenden Be-Bewehrungen
5 beim Durchdringen der Bordwand 1 gewissermaßen eingequtscht und dadurch so belastet,
daß seine Funktionsfähigkeit erheblich vermindert wird.
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Im Hinblick auf die heutzutage üblichen Gefechtskopfkaliber werden
die waagrechten Bewehrungen 5 also vorzugsweise in einem gegenseitigen Abstand von
20 bis 60, insbesondere 30 bis 50 cm an der Bordwand 1 angeordnet. Die Abmessungen
der Bewehrungen 5 selbst ergeben sich anhand der üblichen Schiffshaukriterien, insbesondere
der Biegefestigkeit der Bordwand 1, die durch die waagrechten Bewehrungen 5 hervorgebracht
werden soll, bzw. im Hinblick auf das Gewicht, das bei dem betreffenden Schiff insgesamt
für die Bordwand 1 maximal zur Verfügung steht. Sie sollten jedoch möglichst massiv
sein.
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Die waagrechten Bewehrungen 5 sind im maximal gefährdeten Bereich
der Bordwand, also beispielsweise in einem Bereich von 1,5 bis 5 m über der Wasserlinie
angeordnet.