DE4114145C1 - Gefechtskopf zur Bekämpfung von reaktiven Panzerungen - Google Patents

Gefechtskopf zur Bekämpfung von reaktiven Panzerungen

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DE4114145C1 DE19914114145 DE4114145A DE4114145C1 DE 4114145 C1 DE4114145 C1 DE 4114145C1 DE 19914114145 DE19914114145 DE 19914114145 DE 4114145 A DE4114145 A DE 4114145A DE 4114145 C1 DE4114145 C1 DE 4114145C1
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    • F42B12/18Hollow charges in tandem arrangement

Description

Die Erfindung bezieht sich auf einen Gefechtskopf zur Bekämpfung von reaktiven Panzerungen mit einer Vorhohlladung und einer im axialen Abstand dahinter angeordneten, gegenüber der Vorhohlladung verzögert zündbaren Haupthohlladung. Ein derartiger Gefechtskopf wird auch als Tandem-Hohlladung bezeichnet.
Panzerfahrzeuge werden mit reaktiven Panzerungen ausgerüstet. Darunter ist eine Sandwich-Anordnung aus einer zwischen zwei Platten aus inertem Material angeordneten Explosivstoffschichten zu verstehen, die schräg zur Hauptbedrohungsrichtung am Panzer angeordnet wird und die als additive Zusatzpanzerung vor allem zum Schutz gegenüber Hohlladungen dient. Wenn der Hohlladungsstachel die Explosivschicht zur Detonation gebracht hat, fliegen die z. B. aus Stahl bestehenden Platten der Sandwich-Anordnung schräg gegen den Hohlladungsstachel, so daß dieser die Platten nur mit einem Schnitt durchdringen kann, wodurch er so weit gestört wird, daß er nicht mehr in der Lage ist, die Hauptpanzerung zu durchdringen.
Derartige reaktive Panzerungen können nun mit einer Tandem-Hohlladung bekämpft werden. Die Funktion einer Tandem-Hohlladung ist dergestalt, daß die Vorhohlladung entweder bei Aufschlag auf das Ziel oder durch einen elektronischen Abstandssensor bei einem bestimmten Zielabstand ausgelöst wird. Der bei Detonation der Vorhohlladung gebildete Hohlladungsstachel trifft nun auf die reaktive Panzerung auf. Dadurch bringt der Hohlladungsstachel die Explosivstoffschicht der reaktiven Panzerung zur Detonation, wodurch die äußere Platte der reaktiven Panzerung etwa senkrecht zur Oberfläche, also in Richtung der Normalen der Sandwich-Anordnung dem Gefechtskopf entgegenfliegt. Die Haupthohlladung wird nun gezündet, und zwar mit einer derartigen Zeitverzögerung, daß die entgegenfliegende Platte die Längsachse des Gefechtskopfes passiert hat, wenn sich der Hohlladungsstachel der Haupthohlladung ausbildet.
Die Zeitspanne, bis die entgegenfliegende Platte der reaktiven Panzerung die Längsachse des Gefechtskopfes passiert hat, ist um so länger, je größer die Länge zwischen dem Einschußort des Hohlladungsstachels der Vorhohlladung in die Platte und der unteren Kante der Platte ist, je kleiner der Winkel der Plattennormalen zur Längsachse des Gefechtskopfes ist und je kleiner die Fluggeschwindigkeit der Platte ist. D.h. es gilt Δt = L/(tgε·v), wobei Δt die Zeitspanne ist, bis die entgegenfliegende Platte die Längsachse des Gefechtskopfes passiert hat, L die Länge zwischen dem Einschußort in die Platte und der unteren Kante der Platte bedeutet und ε der Winkel der Plattennormalen zur Flugrichtung und v die Geschwindigkeit der dem Gefechtskopf entgegenfliegenden Platte sind. Bei einer Länge L von 300 mm zwischen Einschußort und unterer Kante der Platte, einem Winkel ε von 60° und einer Plattengeschwindigkeit von 500 m/s ergibt sich dabei eine Zeitspanne Δt von 346 Mikrosekunden. Wenn die Platte zur Flugrichtung des Gefechtskopfes mit einem Winkel von 45° angestellt ist, dann verlängert sich diese Zeitspanne auf 600 Mikrosekunden. Bei einer langsameren Geschwindigkeit der Platte von z. B. 300 m/s verzögert sich diese Zeitspanne bereits auf eine Millisekunde. Die Zeitspanne wird noch länger, wenn der Winkel der Plattennormalen zur Flugrichtung des Gefechtskopfes noch kleiner wird.
Ferner muß die Platte vor der Haupthohlladung vorbeifliegen, damit sie auf diese nicht auftrifft und sie zerstört. Insbesondere lange Sandwichanordnungen und/oder kleine Winkel der Plattennormalen zur Flugrichtung des Gefechtskopfes machen daher einen großen Zielabstand bei Detonationen der Vorhohlladung erforderlich. Das heißt, es ist ein Abstandssensor notwendig, der eine Reihe von Nachteilen aufweist, wie hohe Kosten, zusätzliches erhebliches Gewicht, Einbauprobleme und Fehlauslösungen an Masken vor dem Ziel, durch Buschwerk o. dgl.
Wie vorstehend erwähnt, sind lange Zeitspannen erforderlich, bis die entgegenfliegende Platte der reaktiven Panzerung die Längsachse des Gefechtskopfes passiert hat, d. h. lange Verzögerungszeiten zwischen der Detonation der Vorhohlladung und der Haupthohlladung.
Bei Detonation der Vorhohlladung treten Stoßwellen und Schwaden auf, welche die Haupthohlladung belasten. Bei langen Verzögerungszeiten wirken diese Stoßwellen und Schwaden auf die Haupthohlladung länger ein, so daß dort größere Inhomogenitäten durch Risse usw. entstehen als bei kurzen Verzögerungszeiten. Das heißt, auch die Leistung der Haupthohlladung nimmt mit zunehmender Verzögerungszeit ab.
Zur Minderung der Stoßwellen und der Blastwirkung bei Detonation der Vorhohlladung ist ein Blastschild zwischen der Vorhohlladung und der Haupthohlladung vorgesehen, das durch andere Komponenten, wie ein Triebwerk oder Elektronikbauteile ganz oder teilweise ersetzt sein kann. Das Blastschild bewegt sich bei Detonation der Vorhohlladung auf die Haupthohlladung zu. Es muß deshalb eine so große Masse bzw. einen so großen Abstand von der Haupthohlladung aufweisen, daß es nicht auf die Haupthohlladung trifft, bevor diese detoniert. Bei langen Verzögerungszeiten muß daher das Blastschild schwerer gemacht werden, damit es sich mit kleinerer Geschwindigkeit auf die Haupthohlladung zubewegt, bzw. der Abstand zwischen Blastschild und Haupthohlladung muß entsprechend vergrößert werden, was eine nachteilige Verlängerung des Gesamtsystems bedingt.
Aus DE 39 12 123 A1 ist ein Tandem-Hohlladungsgeschoß bekannt, dessen Geschoßhaube als hochfestes Bauteil ausge­ bildet ist, welches die entgegenfliegende Platte der reakti­ ven Panzerung unter Bildung einer Durchtrittsöffnung für den Stachel der Haupthohlladung durchdringt.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Tandem-Hohlladung zur Bekämpfung von reaktiven Panzerungen bereitzustellen, die bei kurzer Bauweise und nur wenig verzögerter Detonation der Haupthohlladung nach Detonation der Vorhohlladung eine hohe Leistung besitzt.
Dies wird erfindungsgemäß mit dem im Anspruch 1 gekennzeichneten Gefechtskopf erreicht. In den Unteransprüchen sind vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung wiedergegeben.
Das heißt, der erfindungsgemäße Gefechtskopf weist im Abstand von seiner Längsachse auf der der Reaktivpanzerung zugewandten, also normalerweise an seiner unteren Seite eine sich in Ge­ fechtskopflängsrichtung erstreckende Schiene auf, die in die von unten anfliegende Platte der Reaktivpanzerung eine schlitzför­ mige Öffnung stanzt, durch die der Hohlladungsstachel der Haupt­ hohlladung ohne leistungsmindernde Wechselwirkung mit der Platte hindurchtreten kann, während der Rest der Platte beiderseits des Schlitzes mit Abstand an der Längsachse des Gefechtskopfes vor­ beifliegt.
Die Schiene besteht aus einem inerten Material, insbesondere Metall, kann aber auch aus Keramik, Glas oder Kunststoff beste­ hen. Die Schiene kann aus einem homogenen Material gebildet oder mehrschichtig ausgebildet sein, z. B. eine Außenschicht aus hoch­ festen Stahl und einem Kunststoffkern aufweisen.
Damit die Schiene an der der Reaktivpanzerung zugewandten Seite des Gefechtskopfes, also normalerweise an der unteren Seite des Gefechtskopfes angeordnet ist, und zwar in einer Ebene, in der auch die Längsachse des Gefechtskopfes und die Plattennormale der Sandwichanordnung liegt, ist der Gefechtskopf durch bekannte Einrichtungen gegen Verdrehungen im Flug um die Längsachse stabilisiert.
Die Funktion des erfindungsgemäßen Gefechtskopfes konnte durch folgenden Versuch untermauert werden.
Eine Sandwich-Reaktivpanzerung bekannter Anordnung (3 mm Stahl, 3 mm Sprengladungsschicht, 3 mm Stahl) wurde unter einem Winkel von 60° gegen eine Schiene gesprengt, die eine Breite von 20 mm und eine Höhe von 30 mm aufwies. Dabei wurde durch die Schiene in die entgegenfliegende Stahlplatte der Reaktivpanzerung ein Schlitz mit einer Breite von 20 mm entsprechend der Breite der Schiene und einer Länge von 200 mm gestanzt, so daß die Platte an der Schiene vorbeiflog. Entsprechend dem Impulssatz
wurde die Schiene auf etwa 1/10 der Geschwindigkeit der Platte, nämlich 80 m/s gegenüber der Fluggeschwindigkeit der Platte von 800 m/s beschleunigt.
In einem Gefechtskopf muß daher der Abstand der Schiene von der Längsachse des Gefechtskopf es so gewählt werden, daß die von der einen zur anderen Seite des Gefechtskopfes, also normalerweise von unten nach oben fliegende Schiene, die Längsachse des Gefechtskopfes erst erreicht, wenn der Hohlladungsstachel der Haupthohlladung den Raum über der Schiene passiert hat.
Dies wird durch das folgende Rechenbeispiel näher verdeutlicht: Bei einer Zeitverzögerung der Detonation der Haupthohlladung gegenüber der Vorhohlladung von beispielsweise 300 µs legt die Schiene eine Strecke von 24 mm zurück, wenn sie sich mit der erwähnten Geschwindigkeit von 80 m/s von der einen Seite, also von der unteren Seite des Gefechtskopfes zur Längsachse des Gefechtskopfes bewegt. Das heißt, wenn sie einen Abstand von der Längsachse des Gefechtskopfes von beispielsweise 7 mm beim Passieren des Hohlladungsstachels der Haupthohlladung aufweisen soll, dann muß sie nach diesem Rechenbeispiel in einem Abstand von 31 mm unterhalb der Gefechtskopflängsachse angeordnet sein.
Das Gewicht der Schiene ist nicht ganz unerheblich für die Auslegung des Gefechtskopfes bzw. Flugkörpers. Das Gewicht der Schiene läßt sich bei gleicher oder sogar vergrößerter Durchdringungsleistung z. B. dadurch erheblich verringern, daß ein Querschnittsprofil der Schiene gewählt wird, das seiner Länge nach sich in radialer Richtung des Gefechtskopfes erstreckt, vor allem aber dadurch, daß die Schiene an der der entgegenfliegenden Platte zugewandten Seite mit einer Schneidkante versehen wird. Dadurch wird die entgegenfliegende Platte sozusagen geschnitten, so daß auf sie weniger Impuls übertragen wird. Ein Versuch ergab, daß bei sonst gleicher Sprenganordnung die Schiene sich mit einer Geschwindigkeit von 68 m/s bewegte, wenn sie unter Bildung einer Schneidkante im Profil als gleichschenkliges Dreieck mit einer Hypothenuse mit einer Breite von 20 mm ausgebildet war und wie die im vorstehend erläuterten Versuch verwendete Schiene eine Länge von 200 mm aufwies. Dies bedeutet eine 15%ige Reduzierung der Geschwindigkeit bei allerdings halbem Gewicht der Schiene.
In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung kann die Schiene bei Detonation der Vorhohlladung durch den Detonationsdruck so beschleunigt werden, daß sie der anfliegenden Platte der reaktiven Panzerung entgegenfliegt und damit ggf. gar nicht mehr nach rückwärts in Richtung der Längsachse des Gefechtskopfes beschleunigt wird. Dadurch ist auch das Gewicht der Schiene weiter reduzierbar.
Das vordere Ende der Schiene ist vorzugsweise in oder nahe der Gefechtskopfhaube angeordnet. D. h. die Schiene wird weit nach vorne gezogen, so daß sie in die entgegenfliegende Platte bereits nach wenigen µs eindringt und damit die Platte nicht mehr mit dem Hohlladungsstachel der Haupthohlladung in Wechselwirkung treten kann.
Nach der Erfindung kann der Zeitverzug zwischen der Detonation der Vorhohlladung und der Detonation der Haupthohlladung gegenüber den heutigen Tandemladungen, bei denen dieser Verzug 500 µs bis zu mehreren Millisekunden beträgt, stark reduziert werden. Der Hohlladungsstachel der Haupthohlladung kann allerdings noch durch die mitfliegende, also die der Hauptpanzerung zugewandte Platte der reaktiven Panzerung beeinflußt werden. Der Abstand dieser Platte von der Hauptpanzerung beträgt normalerweise etwa 100 mm. D.h. bei einer Geschwindigkeit der mitfliegenden Platte von 500 m/s beträgt die Zeitspanne, bis die mitfliegende Platte auf die Hauptpanzerung auftrifft, 200 µs. Demgemäß beträgt beim erfindungsgemäßen Gefechtskopf die Verzögerungszeit zwischen der Detonation der Vorhohlladung und der Detonation der Haupthohlladung beispielsweise 200 bis 300 µs, in jedem Falle aber weniger als 500 µs, d. h. sie ist weitaus kürzer als bei den heutigen Tandemhohlladungen.
Nach der Erfindung können reaktive Panzerungen praktisch bei jedem Winkel der Flugrichtung des Gefechtskopfes zur Plattennormalen der Reaktivpanzerung sicher bekämpft werden. Wenn dieser Winkel sehr klein ist, beispielsweise weniger als 30° beträgt, wird zwar das Teil bzw. die Schiene nicht wirksam. Dieser Fall ist jedoch nicht kritisch, da der Hohlladungsstachel der Haupthohlladung nur wenig gestört wird und damit die Leistung der Haupthohlladung praktisch voll bestehen bleibt.
Bei sehr kleinem Winkel der Flugrichtung des Gefechtskopfes zur Plattennormalen der Reaktivpanzerung und sehr langen Platten würde allerdings bei kleinen Abständen (große Winkel ε) zwischen der anfliegenden Platte und der Haupthohlladung die Haupthohlladung zerstört. Dieser Fall ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Ihm kann durch Schulterkontakt an oder vor der Basis der Haupthohlladung auch gezielt entgegengetreten werden.
Abgesehen von diesem Sonderfall, können die Platten der Reaktivpanzerung jedoch beliebig lang ausgebildet sein, da sie bei der vorgegebenen Zeitverzögerung zwischen Detonation der Vorhohlladung und Detonation der Haupthohlladung nicht auf die Haupthohlladung auftreffen. Durch diese relativ geringe Zeitverzögerung kann erfindungsgemäß die Auslösung der Vorhohlladung in geringem Abstand zum Ziel erfolgen. Dadurch kann die Vorhohlladung problemlos mit einem Aufschlagkontakt gezündet werden. Durch den kurzen Zielabstand der Detonation der Vorhohlladung bleibt ferner das hohe Durchschlagspotential der Vorhohlladung erhalten, so daß mit dem erfindungsgemäßen Gefechtskopf auch Reaktivzielkombinationen mit mehreren reaktiven Elementen und Pillenpanzerungen mit Erfolg bekämpft werden können.
Darüber hinaus erlaubt die relativ kurze Zeitverzögerung zwischen der Detonation der Vorhohlladung und der Detonation der Haupthohlladung eine günstige Auslegung des Blastschildes bezüglich Gewicht bzw. Abstand zwischen Blastschild und Haupthohlladung.
Mit anderen Worten, mit dem erfindungsgemäßen Gefechtskopf können Reaktivziele sicher bekämpft werden, die bisher nicht bekämpfbar waren, beispielsweise aufgrund der Plattengröße der Reaktivpanzerung bzw. bei kleinem Winkel der Flugrichtung des Gefechtskopfes zur Plattennormalen der Reaktivpanzerung. Darüber hinaus werden keine weitreichenden Abstandssensoren u. dgl. mit entsprechenden auf die Ferne wirkenden Vorhohlladungen benötigt. Auch kann die Auslegung des Blastschildes bezüglich Gewicht bzw. Abstand zur Haupthohlladung erheblich verbessert werden. Schließlich wird die Leistung der Haupthohlladung durch die relativ kurze Verzögerungszeit zwischen der Detonation der Vorhohlladung und der Detonation der Haupthohlladung nicht durch längere Einwirkung der Schockwellen bzw. Blastwellen beeinträchtigt, die bei Detonation der Vorhohlladung auftreten.
Nachstehend ist eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Gefechtskopfes anhand der Zeichnung näher beschrieben. Darin zeigen jeweils schematisch:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch den Gefechtskopf beim Auftreffen auf eine Reaktivpanzerung;
Fig. 2a bis 2d verschiedene Schienenquerschnitte und
Fig. 3 einen Längsschnitt durch einen Gefechtskopf mit Schulterkontakt.
Gemäß Fig. 1 weist ein Gefechtskopf 1, der in Flugrichtung F auf eine Reaktivpanzerung 2 auftrifft, ein Gehäuse 3 mit einer Längsachse 4 auf. Im Gehäuse 3 sind eine kleinkalibrige Vorhohlladung 5 und im Abstand hinter der Vorhohlladung 5 eine Haupthohlladung 6 angeordnet.
Die Vorhohlladung 5 weist in einer Hülle 7 eine Sprengladung 8 auf, die an ihrer vorderen Stirnseite mit einer konischen Ausnehmung versehen ist, in der eine Hohlladungsauskleidung 9 sitzt. An der Rückseite der Vorhohlladung 5 ist eine Sicherungseinrichtung 10 angeordnet. Die Haupthohlladung 6 ist in gleicher Weise aus einer Sprengladung 11, einer Auskleidung 12 und einer Sicherungseinrichtung 13 aufgebaut, weist jedoch ein dem Gehäuse entsprechendes Kaliber auf. D.h., die Hülle 14 der Haupthohlladung 6 liegt an dem Gehäuse 3 an.
Die Vorhohlladung 5 kann durch verschiedene Mittel, beispielsweise ein gummielastisches Material 15, wie Schaumstoff, oder Verstrebungen, Abstützungen o. dgl. in dem Gehäuse 3 gehalten sein. Das Gehäuse 3 ist vorne mit einer Haube 16 verschlossen. In der Haube 16 kann beispielsweise ein nicht dargestellter Verformungskontakt für den Aufschlag und/oder ein Suchkopf 17 angeordnet sein.
Zur Minderung der Wirkung der Stoßwelle und Blastwirkung auf die Haupthohlladung 6, die bei Detonation der Vorhohlladung 5 entsteht, ist im Abstand vor der Haupthohlladung 6 ein Blastschild 18 im Gehäuse 3 angeordnet. Das Blastschild 18 kann auch durch andere Komponenten des Gefechtskopfes, beispielsweise ein Triebwerk oder Elektronikbauteile, ganz oder teilweise ersetzt sein.
Die Reaktivpanzerung 2 ist als Sandwich ausgebildet, d. h. sie besteht aus einer Explosivstoffschicht 19, einer äußeren, dem Gefechtskopf 1 zugewandten Platte 20 und einer inneren, der nicht dargestellten Hauptpanzerung zugewandten Platte 21. Die Platten 20 und 21 bestehen aus einem inerten Material, beispielsweise Stahl.
Der Winkel der Plattennormalen 22 zur Flugrichtung F bzw. Längsachse 4 des Gefechtskopfes 1 ist mit ε bezeichnet.
Vor der Haupthohlladung 6 ist im Abstand a von der Längsachse 4 des Gefechtskopfes 1 an der Innenseite des Gefechtskopfgehäuses 3 auf der der Reaktivpanzerung 2 zugewandten, also der unteren Seite des Gefechtskopfes, eine Schiene 23 angeordnet, die sich parallel zur Gefechtskopflängsachse 4 seitlich an der Vorhohlladung 3 vorbei nach vorne bis fast zur Haube 16 erstreckt.
Gemäß Fig. 2a weist die Schiene 23 ein Querschnittsprofil auf, das sich seiner Länge l nach in radialer Richtung des Gefechtskopfes 1 erstreckt. In Fig. 2b bis 2d sind Schienen 24, 25 bzw. 26 dargestellt, die eine nach unten gerichtete, also der entgegenfliegenden Platte zugewandte Schneidkante 24′, 25′, 26′ aufweisen. Die Schienen 25 und 26 nach Fig. 2c bzw. 2d unterscheiden sich von der Schiene 24 nach Fig. 2b dadurch, daß sie an der der Längsachse 4 des Gefechtskopfes zugewandten, also an der von der entgegenfliegenden Platte 20 abgewandten Seite zur Gewichtsersparnis eine Ausnehmung 27 bzw. 28 besitzen.
Der Gefechtskopf funktioniert folgendermaßen: Beim Aufschlag des Suchkopfes 17 oder durch den nicht dargestellten Verformungskontakt wird die Vorhohlladung 5 ausgelöst. Der bei Detonationen der Vorhohlladung 5 gebildete Stachel durchdringt den Suchkopf 17 sowie die Haube 16 und trifft nun bei 29 auf die reaktive Panzerung 2 auf. Dadurch detoniert die Explosivstoffschicht 19 der reaktiven Panzerung, wodurch die Platte 20 in Richtung der Plattennormalen 22 dem Stachel der Vorhohlladung 5 entgegenfliegt, während die Platte 21 entgegengesetzt zur Richtung der Plattennormalen 22 auf die Hauptpanzerung zufliegt.
Die Platte 20 wird nach dem Auftreffen auf das vordere Ende der Schiene 23 von der Schiene 23 durchdrungen, also ausgestanzt oder durchschnitten.
Wenn die Haupthohlladung 6 zeitverzögert detoniert, hat sich die Platte 20, wie in Fig. 1 gestrichelt dargestellt, so vor die Haupthohlladung 6 bewegt, daß die von der Schiene 23 in die Platte 20 gestanzte schlitzförmige Öffnung 30 sich von der unteren Kante 31 nach oben bis 32, also über die Längsachse 4 des Gefechtskopfes 1 hinaus erstreckt, so daß der sich entlang der Längsachse 4 bewegende Stachel der Haupthohlladung 6 durch die Öffnung 30 ohne leistungsmindernde Wechselwirkungen mit der Platte 20 hindurchtreten kann.
Gleichzeitig wird die Schiene 23 nach dem Umpulssatz von unten nach oben bewegt. Damit die Schiene 23 nicht in Wechselwirkung mit dem Stachel der Haupthohlladung 6 tritt, muß der Abstand a so gewählt werden, daß die von unten nach oben fliegende Schiene 23 die Längsachse 4 des Gefechtskopfes 1 erst erreicht, wenn der Stachel der Haupthohlladung 6 den Raum über der Schiene 23 bereits passiert hat. D.h. der Stachel der Haupthohlladung 6 trifft auf die von der reaktiven Panzerung 2 befreite Hauptpanzerung bei dem erfindungsgemäßen Gefechtskopf im wesentlichen mit seiner vollen Leistung auf.
Es ist ersichtlich, daß die Länge L zwischen dem Einschußort 29 und der unteren Kante 31, also die Länge des Sandwich 2 beliebig groß sein kann, ohne den Stachel der Haupthohlladung 6 zu beeinträchtigen.
Gemäß Fig. 3 ist es zweckmäßig, an der unteren Seite des Gehäuses 3 hinter der Schiene 23 einen Schulterkontakt 33 vorzusehen, um die Haupthohlladung 6 zu zünden, bevor sie von der fliegenden Platte 31 zerstört wird.

Claims (6)

1. Gefechtskopf zur Bekämpfung von reaktiven Panzerungen mit einer Vorhohlladung und einer im axialen Abstand dahinter angeordneten, gegenüber der Vorhohlladung verzögert zünd­ baren Haupthohlladung, dadurch gekennzeichnet, daß vor der Haupthohlladung (6) im Abstand (a) von der Längsachse (4) des Gefechtskopfes (1) auf der der reaktiven Panzerung (2) zugewandten Seite des Gefechtskopfes (1) eine Schiene (23-26) angeordnet ist, welche die dem Gefechtskopf (1) entgegenfliegende Platte (20) der reaktiven Panzerung (2) unter Bildung einer Durchtrittsöffnung (30) für den Hohlladungsstachel der Haupthohlladung (6) schlitzt.
2. Gefechtskopf nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Schiene (23-26) mit ihrem vorderen Ende bis in die Nachbarschaft der Gefechtskopf­ haube (16) erstreckt.
3. Gefechtskopf nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schiene (23-26) durch die Detonation der Vorhohlladung (5) auf die entgegenfliegende Platte (20) zu beschleunigbar ausgebildet ist.
4. Gefechtskopf nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schiene (23 bis 26) ein Querschnittsprofil aufweist, das sich seiner Länge (l) nach in radialer Richtung des Gefechtskopfes (1) erstreckt.
5. Gefechtskopf nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Schiene (24, 25, 26) an der der entgegenfliegenden Platte (20) zugewandten Seite eine Schneidkante (24′, 25′, 26′) aufweist.
6. Gefechtskopf nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorhohl­ ladung (5) durch einen Aufschlagkontakt zündbar ist.
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