Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen
eines ultrafeinen Korns in einem Gegenstand aus einem
ferritischen Stahl.
Bei dem ferritischen Stahl besteht der Hauptteil seiner
Struktur (gewöhnlich 70 bis 80%) aus ferritischen
Kristallkörnern. Der ferritische Stahl kann abhängig
von den gewünschten mechanischen Eigenschaften eine oder
mehrere Phasen neben der ferritischen Phase aufweisen, z. B.
eine Perlit-Phase, eine Martensit-Phase und/oder eine Ab
schreckaustenit-Phase. Der ferritische Stahl kann ferner
Ausfällungen oder Ausscheidungen, wie Karbide und Nitride,
aufweisen.
Das Feinen von Kristallkörnern ist ein bekanntes Verfahren
zum Erhöhen der Festigkeit von Stählen, die sowohl die Festig
keit als auch die Umformbarkeit verbessern. Diese Technik
ist insbesondere bedeutsam zum Verbessern der Qualität von
warmzuwalzenden Stählen.
Es sind bereits verschiedene Versuche zum Erzeugen ferritischer
Stähle mit feiner Ferritstruktur unternommen worden.
Dies liegt daran, da das Feinen des Kristallkorns das einzig
verfügbare Verfahren darstellt, um sowohl die Streckspannung
und damit die Zugfestigkeit als auch die Umformbarkeit, d. h.
die Bruchübergangstemperatur, zu verbessern. Im einen Fall
wird der ferritische Stahl einer speziellen Wärmebehandlung
ausgesetzt. In anderen Fällen werden Legierungselemente, wie
Niob, Titan oder Molybdän, dem ferritischen Stahl zugefügt.
Aus "Thyssen Technische Berichte" Heft 1/1982, Seiten 48
bis 65, ist ein thermomechanisches Behandlungsverfahren
(TMT) in Verbindung mit dem üblichen Warmwalzen bekannt,
wobei die gewalzte Struktur im nicht-rekristallisierten
Zustand verbleibt.
Die Ferrittransformation erfolgt dort während der Kühlung
bei der thermomechanischen Behandlung bzw. nach dem Walzen
und während der Kühlung.
Dabei erfolgt die Rekristallisation nach dem Walzen
und nicht während des Walzens.
Ferner wird bei diesem bekannten Verfahren durch Absenken
der Walztemperatur das nicht-rekristallisierte Austenitgefüge
aufrechterhalten und das Ferrit gefeint. Die Festigkeit
soll dabei durch Absenken der Transformationstemperatur
erreicht werden, indem die Transformation während
des Abkühlens erfolgt.
Die Druckschrift "Stahl und Eisen" Bd. 101 (1981), Heft 7,
Seiten 83 bis 91 beschreibt einen mikrolegierten Stahl,
jedoch nicht einen nicht-legierten Stahl. Eine Walzreduktion
von 50% ist bekannt; jedoch beschreibt diese
Druckschrift nicht, daß eine derartige Reduktion von
über 50% innerhalb einer Sekunde und in dem hier be
anspruchten Temperaturbereich erhalten wird.
Aus DIN 17172 (Mai 1978), insbesondere Seite 3, sind zwar thermo
mechanisch behandelte Stähle verschiedener Zusammensetzung
bekannt, dabei handelt es sich jedoch um mikrolegierte
Stähle.
Die Korngröße üblicher ferritischer Stähle mit feinen Körnern
beträgt von über 4 bis 6 µm. Diese ferritischen Stähle
werden üblicherweise durch sogenanntes gesteuertes Walzen
hergestellt. Beim gesteuerten Walzen wird ein ferritischer
Stahl, der ein spezielles Legierungselement, wie Nb, enthält,
vor dem Warmwalzen auf eine hohe Temperatur, z. B. 1200°C
oder darüber, erwärmt, um beispielsweise das Niob in feste
Lösung der ferritischen Matrix zu bringen. Die Fertigwalz
temperatur beträgt 800°C oder weniger und ist daher sehr
gering, und das Warmwalzen erfolgt bei starker Abnahme. Da
das Warmwalzen erfolgt nachdem die Temperatur des Stahlbandes
abgesenkt worden ist, wird die Produktivität bei diesem
Verfahren wesentlich verringert, und der Verformungswiderstand
während des Warmwalzens ist relativ hoch. Da der Ver
formungswiderstand relativ hoch ist, ist auch die Belastung
des Walzwerks in nachteiliger Weise sehr hoch.
Bei anderen Verfahren zum Herstellen ferritischer Stähle
erfolgt das Walzen bei einer niedrigen Brammentemperatur
und mit Zwangskühlung nach dem Warmwalzen. Diese Verfahren
führen jedoch immer zu der oben erwähnten Korngröße. Bisher
ist es nicht möglich, im industriellen Maßstab Korngrößen
von 3 bis 4 µm zu erreichen.
Ferner sind Laborverfahren zum Erzeugen ferritischer Stähle
mit ultrafeinem Korn vorgeschlagen worden. Bei einem dieser
Verfahren wird Nickel enthaltender ferritischer Stahl
wiederholt geglüht, wobei die Temperatur abwechselnd auf
oberhalb und anschließend auf unterhalb des Transformationspunktes
gebracht wird. Dieses Glühverfahren ist jedoch für
den industriellen Einsatz ersichtlich ungeeignet.
Es gibt daher keine bekannten Verfahren, die es ermöglichen,
im industriellen Maßstab ferristischen Stahl mit einer praktisch
untereutektischen Zusammensetzung und einer Korngröße
von höchstens 4 µm im warmgewalzten Zustand zu erzeugen.
Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren zum Erzeugen eines ultrafeinen Korns in einem
Gegenstand aus ferritischem Stahl anzugeben, und zwar
ohne Zugabe eines speziellen Legierungselements.
Man erhält einen warmgewalzten ferritischen
Stahl, der 0,02 bis 0,3 Gewichtsprozent Kohlenstoff und
0,1 bis 2,0 Gewichtsprozent Mangan sowie als Rest Eisen und
übliche Verunreinigungen enthält; dieser Stahl hat eine Struktur
von mindestens 70% Ferrit, die aus gleichgerichteten
Ferritkristallkörnern mit einem mittleren Korndurchmesser
von höchstens 4 µm besteht. Der erfindungsgemäße ferritische
Stahl mit ultrafeiner Korngröße hat ferritische Kristallkörner,
die in Walzrichtung praktisch nicht verlängert
sind und im wesentlichen gleichberechtigt sind. Der mittlere
Korndurchmesser von höchstens 4 µm entspricht der Korngrößen-Nr. 13
nach ASTM.
Die sekundären Phasen neben den ferritischen Phasen bestehen
zumindest aus einer Phase aus der Gruppe enthaltend Perlit,
Martensit, Abschreckungsaustenit, Karbid und Bainit.
Der Korndurchmesser einzelner gleichgerichteter Kristallkörner
wird berechnet als der Durchmesser eines Kreises,
der die gleiche Fläche hat wie der Querschnitt der gleich
gerichteten Kristallkörner. Die gleichgerichteten Kristall
körner können unter Verwendung optischer Mikroskophotographie
in Kreise "umgewandelt" werden. Die gleichgerichteten
Kristallkörner sind von Korngrenzen umgeben. Die Subkorngrenzen
werden hier nicht als Korngrenzen angesehen.
Der spezifische Kohlenstoffgehalt des erfindungsgemäß
erhaltenen Stahls beträgt von 0,02 bis 0,3 Gewichtsprozent.
Im allgemeinen gilt, daß mit größerem Kohlenstoffgehalt
die Ferritmenge abnimmt und die Perlitmenge zunimmt.
Bei dem erfindungsgemäßen ferritischen Stahl ist die Ferritmenge
größer als aus einem Fe-C-Phasendiagramm erwartet. Wenn
jedoch der Kohlenstoffgehalt über 0,3% liegt, wird der Anteil
der Phasen neben der Ferritphase, beispielsweise die Perlitphase
so groß, daß es schwierig ist, eine Struktur mit 70%
oder mehr Ferrit zu erhalten. Wenn der Kohlenstoffgehalt
unter 0,02% liegt, so ergibt sich nach dem Warmwalzen ein
starkes Kornwachstum. Selbst wenn ein ferritischer Stahl, der
weniger als 0,02% Kohlenstoff enthält, nach dem Fertigwarmwalzen
rasch abgekühlt wird, so können die ferritischen Kristallkörner
nicht ultragefeint werden.
Der Mangangehalt beträgt 0,1 bis 2,0 Gewichtsprozent.
Normalerweise wird Mangan den Stählen zugegeben,
um beispielsweise die Warmverformbarkeit zu verbessern
und die Härtbarkeit und damit die Festigkeit zu erhöhen.
Erfindungsgemäß dient das Mangan zum Unterdrücken des Wachstums
der ferritischen Kristallkörner nach dem Warmwalzen.
Um das Wachstum der ferritischen Kristallkörner zu unterdrücken,
muß mindestens 0,1 Gewichtsprozent Mangan vorhanden
sein. Wenn jedoch der Mangangehalt sehr hoch ist, beispielsweise
über 2 Gewichtsprozent beträgt, werden der Transformationspunkt
und damit auch die optimale Transformationstemperatur
beim Warmwalzen abgesenkt, was wiederum dazu
führt, daß die untransformierte Austenitphase im warmgewalzten
Stahl vorhanden bleibt.
Bekanntlich verzögern Niob, Tantal, Molybdän und Wolfram die
Rekristallisation in Stahl. Da erfindungsgemäß die Transformation
und die Rekristallisation während des Warmwalzens erfolgen
und dabei die ferritischen Kristallkörner gefeint werden,
muß der erfindungsgemäße ferritische Stahl im wesentlichen
frei von Niob, Tantal, Molybdän und Wolfram sein, da
diese Elemente das Feinen behindern würden.
Erfindungsgemäß wird dieser ferritische
Stahl, der 0,02 bis 0,3 Gewichtsprozent
Kohlenstoff, 0,1 bis 2,0 Gewichtsprozent Mangan,
Rest Eisen
und übliche Verunreinigungen enthält, nach dem Warmverformen
über Ac₃ in einem Temperaturbereich zwischen
(Ar₁+50)°C und (Ar₃+100)°C in weniger als 1 Sekunde um mindestens
50% verformt. Vorzugsweise wird anschließend derart gesteuert abge
kühlt, so daß sich im Gefüge ein Ferritanteil von
mindestens 70% ergibt.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Transformation
aufgrund der Dehnung beim Warmwalzen verstärkt oder unterstützt,
so daß die ferritischen Kristallkörner gefeint werden.
Ein Verfahren zum wirksamen Feinen der ferritischen
Kristalle muß bei einer Temperatur oberhalb des Ar₃-Punktes
einsetzen und bei einer Temperatur enden, die nicht weit
unterhalb des Ar₃-Punktes liegt, da die Stähle ausgehend
vom Austentit während des Warmwalzens in Ferrit transformiert
werden müssen.
Die übliche Transformation erfolgt durch Unterkühlung, und
die Anzahl der Ferritkristalle, die durch diese Transformation
gebildet werden, wird hauptsächlich durch die Anzahl
der Austenitkristale bestimmt. Wenn die Transformation in
üblicher Weise erfolgt und wenn die bekannten Verfahren zum
Feinen der ferritischen Kristallkörner nicht angewendet werden,
so erhält man üblicherweise Korndurchmesser der ferritischen
Kristalle von 8 bis 10 µm und manchmal sogar von
über 10 µm.
Das kontinuierliche Warmwalzen erfolgt in der Weise, daß der
Reduktionsgrad eines Stichs oder der Gesamtreduktionsgrad
zweier oder mehrerer Stiche 80% beträgt. Wenn die Durchlaufdauer
unter 1 Sekunde beträgt, so beträgt alternativ der Re
duktionsgrad eines Stichs oder der Gesamtreduktion zweier
oder mehr Stiche mindestens 50%. Die beim Warmwalzen erfolgende
Verformungsdehnung bewirkt eine Erhöhung des Ar₃-Punktes
des Austenits, das untransformiert bleibt. Im Rahmen der Erfindung
wurde festgestellt, daß dann, wenn sich das Austenit
in dem Moment in Ferrit oder kurz danach transformiert, in
dem das Austenit gewalzt oder in anderer Weise verformt wird,
die so transformierten ferritischen Kristalle ultragefeint
und gleichgerichtet werden. Erfindungsgemäß wird die Verformungsdehnung
zum Durchführen der Transformation extensiv
genutzt. Es wird angenommen, daß die Kornfeinung der ferritischen
Kristalle sich aufgrund der wiederholten Ausfällung
der feinen ferritischen Phasen entlang der Korngrenzen des
Austenits ergibt, wobei die Verformung direkt oberhalb des
Ar₃-Punktes erfolgt; diese Feinung erfolgt direkt oder kurz
nach dem Verformen und dem Ausfällen der neuen ferritischen
Phasen an der Grenzfläche zwischen den ferritischen und den
austenitischen Phasen durch eine weitere Verformungsdehnung.
Wenn die Verformungsdehnung ausreichend hoch ist, können
die neuen ferritischen Phasen in dem gesamten Stahl ausgebildet
werden.
Erfindungsgemäß können die Stähle nach dem Warmwalzen luft
gekühlt werden. Bei einer bevorzugten Ausführungsform wird
eine kleinere Korngröße dadurch erhalten, daß man die Kühl
geschwindigkeit nach dem Warmwalzen von der Fertigwalztemperatur
auf 600°C oder darunter mit mindestens 20°C/Sekunden
durchgeführt. Der Wärmezyklus von 600°C auf Umgebungstemperatur
kann variiert werden in Abhängigkeit von den für den
ferritischen Stahl geforderten Eigenschaften. Wenn beispielsweise
eine hohe Festigkeit des ferritischen Stahls gewünscht
wird, sollte eine Schnellkühlung auf etwa Umgebungstemperatur
erfolgen. Wenn eine hohe Umformbarkeit des ferritischen
Stahls gewünscht wird, sollte zunächst eine Schnellkühlung
auf etwa 400°C und anschließend eine Langsamkühlung
auf etwa Umgebungstemperatur erfolgen, um ein Ausfällen des
gelösten Kohlenstoffs zu bewirken.
Um das Wachstum der Kristallkörner nach dem Verformen zu un
terdrücken, ist eine große Kühlgeschwindigkeit vorteilhaft.
Wenn der Reduktionsgrad oder der gesamte Reduktionsgrad sehr
hoch sind oder wenn die Verformungstemperatur auf der niedrigen
Seite des erfindungsgemäßen Temperaturbereichs, d. h.
von (Ar₁+50)°C bis (Ar₃+100)°C, liegt, so ergeben sich
ultrafeine Körner in den ferritischen Stählen mit kleinem
Querschnitt selbst dann, wenn eine natürliche Abkühlung erfolgt.
In diesem Fall müssen die Kühlgeschwindigkeit oder
der Wärmezyklus nicht spezifiziert werden. Ein beschleunigtes
Abkühlen ist jedoch erforderlich, wenn der Reduktionsgrad
bei einem Stich oder der gesamte Reduktionsgrad bei
zwei oder mehr Stichen etwa 50% beträgt, wenn der Querschnitt
eines ferritischen Stahls groß ist oder wenn die Endbear
beitungstemperatur hoch ist.
Eine Abwandlung des erfindungsgemäßen Verfahrens zeichnet
sich dadurch aus, daß der Stahl ferner höchstens 0,015 Gew.-%
Phosphor, höchstens 0,010 Gewichtsprozent Schwefel und
höchstens 0,0025 Gew.-% Stickstoff enthält und daß nach dem
Warmverformen über Ac₃ in einem Temperaturbereich von 600°C
bei (Ar₃+100)°C in weniger als 1 Sekunden um mindestens 35%
verformt wird.
Die Erfindung wird nachstehend mit Bezug auf die Zeichnung
näher erläutert. Es zeigt
Fig. 1 experimentelle Ergebnisse bei Stählen mit 0,15% C
und 1,0% Mn, die unmittelbar nach dem Warmwalzen
rasch abgekühlt worden sind und danach ihre Struktur
untersucht worden ist,
Fig. 2 eine graphische Darstellung der Beziehung zwischen
der Gesamtdehnung in weniger als 1 Sekunde und dem
Korndurchmesser der ferritischen Kristalle bei einem
Stahl mit 0,15% C und 1,0% Mn,
Fig. 3 eine graphische Darstellung der Beziehung zwischen
dem Korndurchmesser, der Streckspannung und der Um
formbarkeit ausgedrückt in der Umformbarkeits-
(Charpy)-Übergangstemperatur bei Stählen mit 0,1 bis
0,15% C und 0,5 bis 1,5% Mn,
Fig. 4 eine graphische Darstellung der Beziehung zwischen
der Zugfestigkeit und der Dehnung bei erfindungsgemäßen
und bekannten Stählen,
Fig. 5 eine graphische Darstellung der Beziehung zwischen
der Kühlgeschwindigkeit nach dem Abschluß der Umformung
und dem Korndurchmesser der ferritischen Kri
stalle,
Fig. 6 eine Darstellung ähnlich Fig. 2 zur Erläuterung der
Beziehung zwischen der Gesamtdehnung in weniger als
1 Sekunde und dem Korndurchmesser der ferritischen
Kristalle bei Stählen mit 0,07% C und 1,0% Mn,
Fig. 7 eine Darstellung ähnlich Fig. 1 bei hochreinen Stäh
len,
Fig. 8 eine Mikrophotographie mit einem optischen Mikroskop
eines erfindungsgemäßen ferritischen Stahls,
Fig. 9 eine Mikrophotographie mit einem Elektronenmikroskop
eines erfindungsgemäßen ferritischen Stahls,
Fig. 10 und 11 Mikrophotographien mit einem optischen Mi
kroskop von ferritischen Stählen als Vergleichs
beispiele,
Fig. 12 eine Mikrophotographie mit einem optischen Mi
kroskop eines erfindungsgemäßen ferritischen
Stahls, und
Fig. 13 und 14 Mikrophotographien von erfindungsgemäßen
bzw. bekannten ferritischen Stählen, die bei hoher
Temperatur fertig warmgewalzt worden sind.
Wie vorstehend ausgeführt, erhält man erfindungsgemäß ohne
Verwendung von Legierungselementen qualitativ hochwertige
Stähle mit hoher Zugfestigkeit und üblerlegenen mechanischen
Eigenschaften.
Stähle mit der vorstehend beschriebenen Zusammensetzung können
irgendeiner Bearbeitung unterworfen werden, bevor sie
erfindungsgemäß verformt werden. Stähle mit der vorstehenden
Zusammensetzung werden in üblicher Weise geschmolzen, können
dann beispielsweise durch Stranggießen oder Kokillenguß
weiter verarbeitet und schließlich zur Herstellung einer
Bramme vorgewalzt werden. Die Bramme kann unter Aufrechterhalten
einer hohen Temperatur warmgewalzt werden. Alternativ
ist es möglich, die Bramme auf Umgebungstemperatur abzukühlen,
sie wieder zu erwärmen und sie dann warmzuwalzen. Der
vorstehend erwähnte Strangguß oder die anderen Fertigungs
verfahren sind jedoch nicht einschränkend.
Die erfindungsgemäße Verformung der Bramme erfolgt meist am
Ende, beispielsweise des Warmwalzvorganges. Abgesehen von
dieser erfindungsgemäßen Endbearbeitung können bei den anderen
Verfahrensstufen übliche Bedingungen angewendet werden.
Im allgemeinen ist es jedoch vorteilhaft, die Wärme-
und Warmwalzbedingungen so zu wählen, daß der Korndurchmesser
der Austenitkristalle klein ist.
Verschiedene Warmverformungsverfahren können erfindungsgemäß
eingesetzt werden, beispielsweise Walzen von Grobblechen,
Warmband und Draht. Erfindungsgemäß sind andere Warmverfor
mungsverfahren neben dem Warmwalzen anwendbar, wie Warm
strangpressen und Warmpressen.
Gemäß einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform
ist der ferritische Stahl ein legierter Stahl, der neben
Kohlenstoff zusätzlich 3% oder weniger Mangan und ein oder
mehrere Legierungselemente, jedoch nicht Niob, Tantal, Wolfram
oder Molybdän enthält. Das Mangan stellt die Transformationspunkte
ein und ist in Mengen von 0,1 bis 2,0 Gewichtsprozent
enthalten.
Wenn der Anteil der Legierungselemente über 3% beträgt, so
liegt der Ar₃-Punkt zu niedrig, um die Kristallkörner zu
feinen. Wie einleitend ausgeführt, verzögern Niob, Tantal,
Molybdän und Wolfram die Rekristallisation und Transformation
des Austenits. Da erfindungsgemäß die Kristallkörner
durch die Transformation von Austenit nach Ferrit und die
Rekristallisation von Ferrit gefeint werden, können diese
Elemente nicht verwendet werden.
Kein spezielles Legierungselement neben Mangan ist zum er
findungsgemäßen Feinen der Kristallkörner wesentlich, jedoch
können aus anderen Gründen solche Legierungselemente
eingesetzt werden, soweit sie nicht die beim Verformen be
wirkte Transformation des Austenits in Ferrit drastisch un
terdrücken.
Als Legierungselemente können beispielsweise Silicium und
Chrom eingesetzt werden, die einen hohen Löslichkeitsgrenzwert
haben und die Festigkeit erhöhen sowie die Umformbarkeit
oder Zähigkeit verbessern.
Silicium wird im allgemeinen als Desoxidationsmittel eingesetzt.
Eine geringe Menge an Silicium, das zur Desoxidation
eingesetzt wird, verbleibt im Stahl. Dieses Restsilicium
festigt den Stahl durch Härten aufgrund der festen Lösung.
Die Zugabe einer geeigneten Siliciummenge zum erfindungsgemäßen
ferritischen Stahl erleichtert die Ferritbildung
und unterstützt die Ferrittransformation. Ein zu hoher Siliciumgehalt
erhöht jedoch die optimale Temperatur der durch
Verformung induzierten Transformation. Dies führt wiederum
zu einer Vergröberung der Ferritkristalle nach dem Verformen.
Daher beträgt der Siliciumanteil vorzugsweise maximal
1,5%.
Chrom, sowie Nickel, Kobalt und Kupfer üben offensichtlich
den gleichen Einfluß wie Mangan auf den ferritischen Stahl
aus, sind jedoch für den industriellen Einsatz unwirtschaftlich.
Der Gehalt an Chrom, Nickel, Kobalt und Kupfer beträgt
daher ebenfalls vorzugsweise maximal 2%.
Aluminium, Titan und Zirkonium werden im allgemeinen den
Stählen zugegeben, um sie zu desoxidieren oder eine höhere
Festigkeit durch Bilden von Kohlenstoffnitriden zu erzielen.
Da diese Kohlenstoffnitride regelmäßig in den ferritischen
Phasen gebildet werden, behindert die Zugabe dieser
Elemente nicht die Transformation von Austenit nach Ferrit.
Wenn der Anteil dieser Elemente zu hoch ist, verbleiben diese
Elemente im ferritischen Stahl als grobe Ausfällungen
und bewirken dadurch eine Verschlechterung der Eigenschaften
des ferritischen Stahls. Die Anteile an Aluminium, Titan
und Zirkonium werden daher vorzugsweise auf maximal 0,1%,
0,03% bzw. 0,03% begrenzt.
Calcium und Seltene Erdmetalle werden im allgemeinen in geringen
Mengen zugegeben, um die Form der nichtmetallischen
Einschlüsse in dem Stahl zu steuern und die Verformbarkeit
zu verbessern. Diese Formsteuerung und Verbesserung der
Verformbarkeit können erfindungsgemäß, falls erforderlich,
vorgenommen werden. Ein zu hoher Anteil an Calcium oder Seltenen
Erdmetallen erhöht jedoch die Menge an nichtmetalli
schen Einschlüssen. Der Gehalt an Calcium oder Seltenen Erdmetallen
wird daher vorzugsweise auf maximal 0,1% begrenzt.
Vanadium erhöht die Festigkeit von Stählen durch die Bildung
von Kohlenstoffnitriden hauptsächlich in den ferritischen
Phasen. Der Vanadiumanteil beträgt vorzugsweise maximal 0,1%
da zuviel Vanadium im Stahl die Transformation von Austenit
nach Ferrit verzögert.
Bei einer erfindungsgemäßen Abwandlung
betragen beim eingesetztem Stahl der Phosphorgehalt 0,015% oder weniger, der Schwefelgehalt
0,01% oder weniger und der Stickstoffgehalt 0,0025%
oder weniger. Diese Verunreinigungen erhöhen die Rekristallisations
temperatur des Ferrits; je niedriger daher deren Anteile
liegen, um so vorteilhafter ist dies für die Feinung
der Kristallkörner. Eine Reinigung der Stähle bezüglich ihres
Phosphor-, Schwefel- und Stickstoffgehaltes ist in der
Massenproduktion des ferritischen Stahls
technisch möglich. Der ferritische Stahl
mit höchstens 0,015% Phosphor, höchstens 0,010% Schwefel
und höchstens 0,025% Stickstoff wird nachstehend als "hoch
reiner Stahl" bezeichnet.
Erfindungsgemäß wird
dieser hochreine Stahl bei einer hohen Reduktion von mindestens
35% bei einer Temperatur von 600°C bis (Ar₃+100)°C verformt.
Im Rahmen der Erfindung hat sich gezeigt, daß die
Transformation von Austenit nach Ferrit durch die Verformung
induziert wird. Während dieser Transformation werden ferritische
Kristalle mit ultrafeinen Körnern gebildet. Diese ferritischen
Kristalle rekristallisieren und werden nach einer
bevorzugten Ausführungsform weiter gefeint.
Der ferritische Stahl hat eine Zugfestigkeit
von mindestens 50 kg/mm² und eine Streckspannung von
mindestens 40 kg/mm². Außerdem hat der ferritische Stahl eine
ausreichend hohe Umformbarkeit und Verformbarkeit. Ferner
zeigt er eine Superplastizität in einem bestimmten Tempera
turbereich, beispielsweise von 600 bis 800°C. Daher sind in
diesem Temperaturbereich die Dehnung und die Reibschweißbarkeit
außerordentlich gut. Erfindungsgemäß ergeben sich große
wirtschaftliche Vorteile, da der ferritische Stahl mit den
vorstehenden Eigenschaften ohne den Einsatz spezieller Legie
rungselemente hergestellt werden kann.
Die erfindungsgemäßen Ergebnisse haben sich bei Untersuchungen
darüber ergeben, wie Abnahmen, insbesondere große Abnahmen
die Struktur von warmgewalzten Stählen beeinflussen.
Die Ergebnisse sind in Fig. 1 dargestellt. Der Reduktionsgrad
oder der Gesamtreduktionsgrad werden nachstehend als
Reduktionsgrad bezeichnet. Bisher war bekannt, daß in dem
Bereich in Fig. 1, in dem der Reduktionsgrad höchstens 50%
beträgt und in dem die Stähle austenitisch sind, in Abhängigkeit
von der Temperatur entweder eine statische Rekristallisation,
eine partielle statische Rekristallisation
oder eine vollständige Nichtrekristallisation auftreten.
Es ist kürzlich nachgewiesen worden, daß in dem Bereich in
Fig. 1, in dem der Reduktionsgrad hoch und die Temperatur
relativ hoch sind, während des Walzens eine dynamische Re
kristallisation des Austenits auftritt. Im Rahmen der Erfindung
hat es sich jedoch gezeigt, daß es eine Temperatur-
und Reduktionsbedingung gibt, bei der eine dynamische
Transformation stattfindet.
Ferner konnte im Rahmen der Erfindung eine Temperatur- und
Reduktionsbedingung angegeben werden, unter der die dynamische
Rekristallisation des Ferrits beim Walzen auftritt.
Gemäß Fig. 1 ergibt sich, daß der Bereich der dynamischen
Transformation mit dem Bereich der dynamischen Rekristallisation
des Ferrits überlappen. Die Bildung ultrafeiner,
gleichgerichteter Kristallkörner hängen mit der dynamischen
Transformation und mit der dynamischen Rekristallisation
des Ferrits zusammen.
Wenn gemäß Fig. 2 der Reduktionsgrad (gesamte Reduktion
in 1 Sekunde) mindestens 50% beträgt, so ist der mittlere
Korndurchmesser der ferritischen Kristalle von 3 bis
4 µm. Wenn gemäß Fig. 1 der Reduktionsgrad 50% oder weniger
und die Verformungstemperatur von 750 bis 800°C betragen,
so tritt dynamische Transformation auf. Wenn gemäß Fig. 2
der Reduktionsgrad 75% oder mehr beträgt, so ist der mittlere
Korndurchmesser der ferritischen Kristalle 2 µm oder
weniger. Wenn diese ultrafeinen Körner von 2 µm oder weniger
gebildet werden, ist es wahrscheinlich, daß die Feinung
der Kristallkörner ziemlich gesättigt wird. Der Reduktionsgrad
beträgt vorzugsweise mindestens 50%, wobei mindestens
75% besonders bevorzugt ist.
Gemäß Fig. 2 erfolgt die Reduktion vorzugsweise bei einem
Stich, jedoch können auch mehrere Stiche während eines kurzen
Zeitraums erfolgen. Erfindungsgemäß hat sich gezeigt,
daß bei Durchführung mehrerer Stiche während eines kurzen
Zeitraums die Reduktion in etwa 1 Sekunde oder weniger erfolgen
sollte, um die Kristallkörner zu feinen. Bei mehreren
Stichen sollte daher der Gesamtreduktionsgrad der Stiche,
die in etwa 1 Sekunde oder weniger ausgeführt werden,
mindestens 50% betragen.
Gemäß Fig. 1 wird der erfindungsgemäße Reduktionsgrad nicht
durch ein Umkehr-Warmwalzwerk erreicht, sondern kann mit
Hilfe eines Drahtwalzwerkes und in der letzten Stufe mit
Hilfe eines kontinuierlichen Walzwerkes erreicht werden.
Die erfindungsgemäße Warmverformung erfolgt vorzugsweise
in einer späteren Stufe der Gesamtverformung. Gelegentlich
kann eine Warm- oder Kaltverformung der Stähle nach dem er
findungsgemäßen Warmverformen erfolgen, um die Form des
warmverformten Gegenstandes abzustimmen. Diese Warm- oder
Kaltverformung verschlechtert nicht sehr stark die Eigen
schaften eines erfindungsgemäß warmverformten Gegenstandes.
In Fig. 3 sind die Streckspannung, die (Charpy)-Übergangs
temperatur für die Umformbarkeit sowie der Korndurchmesser
von erfindungsgemäßen ferritischen Stählen durch schwarze
Punkte wiedergegeben, während die gleichen Eigenschaften be
kannter ferritischer Stähle durch weiße Punkte dargestellt
sind. Die Daten bekannter ferritischer Stähle entsprechen
der sogenannten Petch-Formel. Die Daten für die erfindungsgemäßen
ferritischen Stähle sind tendentiell besser als die
durch die Extrapolation der Petch-Formel erhaltenen Werte.
In Fig. 4 sind die Zugfestigkeit und die Dehnung von erfin
dungsgemäßen ferritischen Stählen durch weiße Punkte darge
stellt. Die Abhängigkeit der Zugfestigkeit und der Dehnung
bei bekannten ferritischen Stählen ist durch den Begriff
"Stand der Technik" angedeutet. Diese Abhängigkeit der be
kannten ferritischen Stähle wird als "Zugfestigkeit-Umform
barkeit-Gleichgewicht" bezeichnet. Gemäß Fig. 4 ist die Um
formbarkeit eines erfindungsgemäßen ferritischen Stahls,
dessen Zugfestigkeit gleich der eines bekannten ferritischen
Stahls ist, größer als die des bekannten ferritischen Stahls.
Dies ist ein wesentliches Merkmal des erfindungsgemäßen ferritischen
Stahls.
Ein weiteres, nicht dargestelltes Merkmal des erfindungsgemäßen
ferritischen Stahls besteht darin, daß bei einem mittleren
Korndurchmesser von 2 bis 3 µm sich eine wesentlich
höhere Formbarkeit bei einer Temperatur von 600°C oder mehr
ergibt, d. h. dieser ferritische Stahl zeigt Superplastizität.
In Fig. 5 ist der Einfluß der Kühlgeschwindigkeit nach dem
Abschluß der Verformung (nachstehend als Kühlung bezeichnet)
auf den Korndurchmesser der Ferritkristalle dargestellt.
Gemäß Fig. 5 beträgt die Kühlgeschwindigkeit vorzugsweise
20°C/Sekunden oder mehr; dies ist jedoch nicht einschränkend
gemeint. Wenn die Kühlgeschwindigkeit hoch ist und selbst
ein geringer untransformierter Austenit nach dem Abschluß
der Verformung verbleibt, so kann jedoch die Festigkeit dieses
Teils erhöht werden, da das untransformierte Austenit in
harte sekundäre Phasen umgewandelt wird, die hauptsächlich
aus Bainit und/oder Martensit bestehen. Daher kann ein be
schleunigtes Kühlen insbesondere dann vorgenommen werden,
wenn eine hohe Festigkeit erforderlich ist. Das beschleunigte
Kühlen erfolgt zumindest bei einer Temperatur von 500°C oder
mehr oder sogar 600°C oder mehr, um die untransformierten
Austenitphasen in Perlit- oder Ferritphasen zu transformieren
und das Wachstum der ferritischen Körner zu unterdrücken,
die beim Verformen aus den austenitischen Phasen transformiert
worden sind.
Das langsame Kühlen kann aus bestimmten Gründen, beispielsweise
zum Bilden einer Textur durch Kornwachstum der ferritischen
Kristalle, durchgeführt werden. In diesem Fall können
ebenfalls ferritische Stähle mit ultrafeinen Körnern
und Textur hergestellt werden.
In Fig. 6 sind Werte für Vergleichsstähle enthaltend 0,015
bis 0,030% Phosphor, 0,008 bis 0,015% Schwefel und 0,0025
bis 0,0050% Stickstoff und für erfindungsgemäße, hochreine
Stähle eingezeichnet.
Aus der Figur ergibt sich, daß eine größere Reinheit der
Stähle zu geringeren Minimalreduktionsgraden führen, bei
denen die Kristallkörner gefeint werden. Die Verformungs
temperatur der Vergleichsstähle und der hochreinen Stähle
beträgt von 750 bis 800°C bzw. von 650 bis 700°C. Aus dem
Vergleich der beiden einander entsprechenden Fig. 1 und 7
ergibt sich, daß der Bereich der ferritischen, dynamischen
Rekristallisation (II in Fig. 7) durch die Reinigung der
Stähle vergrößert ist. Eine Reinigung der Stähle ist daher
zum Feinen der Kristallkörner vorteilhaft.
In Fig. 6 gibt der Begriff "2-10 Stiche" an, daß bei einem
Zeitraum zwischen den Stichen von weniger als etwa 1 Sekunde
sich die Dehnungen akkumulieren können und damit die Kristallkörner
gefeint werden. Das Warmverformen durch einen
Stich ist jedoch gegenüber dem Warmverformen mit mehreren
Stichen bevorzugt.
Die Erfindung wird nachstehend mit Bezug auf Ausführungsbei
spiele näher erläutert.
Beispiel 1
Stähle mit der Zusammensetzung gemäß Tabelle 1 werden in
einem Konverter geschmolzen, und 200 mm dicke Brammen werden
aus diesen Stählen stranggegossen. Die gewünschten End
bearbeitungstemperaturen der Stähle A und B gemäß Tabelle 1
aufgrund ihrer Ar₁- und Ar₃-Punkte ergeben sich zu 680 bis
870°C bzw. 660 bis 890°C.
Die beiden letzten Stiche beim Fertigwalzen erfolgen er
findungsgemäß (Fertigwalzstich A in Tabelle 2), wobei die
Reduktion 58% und die Zeit zwischen den Stichen weniger als
1 Sekunde beträgt, und in üblicher Weise, wobei die Reduktion
27% und die Dauer zwischen den Stichen weniger als
2 Sekunden beträgt.
Diese Brammen werden auf 1100°C erwärmt und in einem Warm
bandwalzwerk warmgewalzt. Beim Warmwalzen erfolgt das Vorwalzen
mit 5 Stichen, um die Dicke der Brammen von 200 mm
auf 50 mm zu reduzieren; danach erfolgt das Fertigwalzen
mit 6 Stichen, um die Dicke von 50 mm auf 5 mm zu reduzieren.
Beim Transport der warmgewalzten Bänder vom letzten Fertig
walzgerüst des Warmbandwalzwerkes werden die warmgewalzten
Bänder wassergekühlt.
Es werden elf Versuche unter Variation der Verfahrensbedingungen
mit den Stählen 1 und 2 durchgeführt. Die Endbearbeitungstemperatur,
die berechnete Kühlgeschwindigkeit von
700 bis 600°C und die Wickeltemperatur dieser Versuche sind
in Tabelle 3 angegeben.
Die Querschnittstrukturen der warmgewalzten Stahlbänder
werden untersucht duch Aufschneiden der Stahlbänder in
einer Richtung senkrecht zu den Blechoberflächen. Man erhält
die mittlere Ferritmenge und den Korndurchmesser der ferritischen
Kristalle. Die mechanischen Eigenschaften der warm
gewalzten Bänder werden gemessen unter Verwendung von JIS 13B-
Proben. Zusätzlich wird die Umformbarkeit (Charpy-Übergangs
temperaturen) gemessen unter Verwendung von Charpy-Proben
von 3 mm Untergröße. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 dar
gestellt.
Der Versuch 5 entspricht der üblichen Warmwalzbedingung, wobei
die Fertigwalztemperatur hoch ist. In diesem Fall ist
der Anteil der Ferritphasen sehr klein, z. B. 40%, während
der Anteil der Bainit- und Martensitphasen sehr groß ist.
Der warmgewalzte Stahl des Versuchs Nr. 5 hat eine hohe
Festigkeit, jedoch eine geringe Umformbarkeit.
Im Versuch 6 ist die Fertigwalztemperatur niedrig und der
gewalzte Stahl ist ferritisch. Die Struktur dieses Stahls
besteht aus relativ groben Ferrit- und Perlitkristallen
die in Walzrichtung gestreckt sind. Dieser Stahl hat daher
eine übliche verformte Struktur. Daher ist der mittlere
Korn- und Subkorndurchmesser der ferritischen Kristalle
dieses Stahls sehr groß, und die Festigkeit und die Umform
barkeit dieses Stahls ist sehr niedrig.
Bei den Versuchen 7 und 11 ist die Reduktion gering. Die
Transformation erfolgt daher während der Kühlung. Die Fer
ritkörner können dabei nicht ausreichend gefeint werden.
Die sekundären Phasen, wie die Perlit- und Bainitphasen,
haben einen Anteil von etwa 40%. Die Stähle dieser Versuche
haben eine relativ hohe Festigkeit, jedoch keine ausreichend
hohe Umformbarkeit.
Die Mikrostruktur des warmgewalzten Stahls des Versuchs 4
(gemäß der Erfindung) und des warmgewalzten Stahls der Ver
suche 5 und 6 (Versuchsbeispiele) werden nachstehend mit
Bezug auf die Fig. 8 bis 11 näher erläutert.
Gemäß Fig. 8 besteht der Hauptteil der Struktur aus ultra
feinen, gleichgerichteten Ferritkörnern. Die Fig. 9 zeigt
eine Mikrophotographie des warmgewalzten Stahls des Versuchs 4
mit einem Elektronenmikroskop bei stärkerer Ver
größerung als bei Fig. 8. In Fig. 9 sind die ultrafeinen,
gleichgerichteten Ferritkörner im Kontrast dargestellt.
Gemäß Fig. 9 haben die Ferritkörner einen mittleren Korn
durchmesser von 4 µm oder weniger und haben einen Anteil von
über 70% der Struktur. Die Ferritkörner grenzen mit großen
Neigungswinkeln aneinander an, d. h. die Kristallorientierung
der benachbarten Körner unterscheidet sich stark voneinander.
Die Ferrite des warmgewalzten Stahls des Versuchs 6 bestehen
aus Körnern (normalen Körnern) und Subkörnern. Die Kristall
orientierungen dieser Subkörner sind lediglich geringfügig
voneinander unterschiedlich. Selbst wenn die Subkörner fein
sind, d. h. selbst wenn der Stahl mit einer Ferritstruktur
zum Feinen der Körner dieses Stahls warmgewalzt wird, ist
das Feinen der Körner nicht sehr effektiv, um die mechanischen
Eigenschaften zu verbessern.
Da die Struktur des erfindungsgemäßen Stahls nach dem Warm
walzen erhalten wird, ergibt sich die Ausbildung der Sub
struktur in Körner, die von Korngrenzen mit großen Neigungs
winkeln umgeben sind; ferner ergibt sich aufgrund dieser Sub
struktur eine Erhöhung der Versetzungsdichte und eine Ausbil
dung der Subkornstruktur.
Da die mechanischen Eigenschaften der Stähle durch den Mit
telwert der Minderheitsanteile bestimmt werden, ist es für
die Erzielung ausgezeichneter Eigenschaften unerläßlich, daß
die ultrafeinen Körner 70% oder mehr der Struktur gemäß
Fig. 8 ausmachen. Der Anteil der ultrafeinen Körner kann er
sichtlich 100% betragen und hängt von den Herstellungsbedin
gungen des ferritischen Stahls ab.
Der Anteil der ferritischen Phasen und der sekundären Phasen
gemäß den Fig. 8 und 9 ist größer bzw. kleiner als der aus
dem Kohlenstoffgehalt berechnete Wert. Dies ist ein spezielles
Merkmal des erfindungsgemäßen ferritischen Stahls.
Die Fig. 10 zeigt eine Mikrophotographie eines Vergleichs
stahls gemäß dem Versuch 5 mit einem optischen Mikroskop;
die Menge des Ferrits bei diesem Vergleichsstahl beträgt
lediglich 40% der Struktur, und die verbleibende Struktur
besteht aus Bainit- und Martensitphasen. Die Struktur ergibt
eine geringe Dehnung dieses Stahls.
Die Fig. 11 zeigt eine Mikrophotographie eines Vergleichs
stahls nach dem Versuch 6 mit einem optischen Mikroskop
(Lichtmikroskop); die Ferritmenge des Vergleichsstahls beträgt
etwa 85% der Struktur. Die Körner sind jedoch gestreckt,
und der Vergleichsstahl hat eine deformierte Struktur,
die zu einer geringen Dehnung und Festigkeit des Stahls
führt.
Beispiel 2
Stähle mit der Zusammensetzung gemäß Tabelle 4 werden in
einem Konverter geschmolzen und dann zu 200 mm dicken Brammen
stranggegossen. Zum Verringern der Verunreinigungen des
Stahls Nr. 3 wird eine spezielle Vergütungstechnik angewen
det.
Diese Brammen werden auf 1100°C erwärmt und dann auf einem
Warmbandwalzwerk zu 5 mm dicken Bändern warmgewalzt. Beim
Vorwalzen erfolgen sieben Stiche, um die Dicke von 200 mm
auf 50 mm zu reduzieren. Der Ablauf des Fertigwalzens er
folgt gemäß Tabelle 5. Die Fertigwalztemperatur beim Warm
walzen beträgt 900 bis 1000°C.
Der Ablauf der Stiche A und B erfolgt erfindungsgemäß. Beim
Ablauf des Stichs A erfolgt der sechste Stich früher als
1 Sekunde nach dem fünften Stich, und der Reduktionsgrad
beträgt 58%. Beim Ablauf des Stichs B erfolgt der sechste
Stich früher als 1 Sekunde nach dem fünften Stich, und der
Reduktionsgrad beträgt 44%. Der Ablauf des Stichs C erfolgt
in üblicher Weise, wobei der Reduktionsgrad der letzten zwei
Stiche 27% beträgt.
Es werden sechs Versuche unter den Verfahrensbedingungen gemäß
Tabelle 6 durchgeführt. Bei den Versuchen abgesehen von
den Versuchen Nr. 2 und 6 werden die warmgewalzten Bänder
auf einem Ablauftisch stark sprühgekühlt. Die mechanischen
Eigenschaften der warmgewalzten Bänder sind ebenfalls in Ta
belle 6 aufgeführt.
Gemäß Tabelle 6 erhält man mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
eine Zugfestigkeit von über 60 kg/mm² und eine Dehnung
von über 20%.
In Fig. 12 ist eine Mikrophotographie mit einem Lichtmikroskop
des Stahls gemäß Versuch 2 dargestellt. Wie sich aus
Fig. 12 ergibt, besteht der Stahl im wesentlichen aus gleich
gerichteten, ultrafeinen Körnern mit einer Korngröße von 1
bis 3 µm.
Im Versuch 4 ist der Reduktionsgrad und damit die Dehnung des
Stahls des Versuchs 4 gering. Dies liegt daran, daß keine
feinen Ferritkristalle gebildet werden, sondern das Austenit
gehärtet wird.
Im Versuch 5 ist der Reduktionsgrad hoch genug, jedoch sind
die dynamische Rekristallisation des Ferrits und das Feinen
der Körner unbefriedigend wegen des hohen Anteils an Verun
reinigungen. Die Umformbarkeit des Stahls gemäß Versuch 5
ist daher gering.
Im Versuch 6 ergibt sich nicht nur eine dynamische Rekristallisation
des Ferrits sondern die Ferritkörper werden auch in
Walzrichtung gestreckt. Die Festigkeit des Stahls des Ver
suchs 6 ist hoch, jedoch die Dehnung ist sehr gering.
Beispiel 3
Stähle mit der Zusammensetzung gemäß Tabelle 7 werden in
einem Konverter geschmolzen und dann zu 200 mm dicken Brammen
stranggegossen.
Die erfindungsgemäßen Bereiche für die Fertigwalztemperatur,
errechnet aus der Zusammensetzung der Stähle 5 und 6 betragen
von 680 bis 870°C bzw. von 660 bis 890°C. Diese Brammen
werden auf 1100°C erwärmt und dann auf einem Warmbandwalzwerk
zu 5 mm dicken Bändern warmgewalzt. Beim Vorwalzen erfolgen
sieben Stiche zum Verringern der Diche von 200 mm auf 50 mm.
Der Ablauf des Fertigwalzstiches ist in Tabelle 8 aufgeführt.
Die Fertigwalztemperatur beim Warmwalzen beträgt von 900 bis
1000°C.
Der Stichablauf A erfolgt erfindungsgemäß, wobei der sechste
Stich früher als 1 Sekunde nach dem fünften Stich erfolgt,
und der Reduktionsgrad beträgt 58%.
Der Stichablauf B erfolgt in üblicher Weise mit einem Reduk
tionsgrad der beiden letzten Stiche von 27%. Es wurden sechs
Versuche unter den Verfahrensbedingungen gemäß Tabelle 9 ge
fahren. Bei den Versuchen abgesehen von den Versuchen Nr. 3,
6 und 10 werden die warmgewalzten Bänder auf einem Ablauftisch
stark sprühgekühlt, um eine Kühlgeschwindigkeit von
über 20°C/Sekunden zu erreichen. Die mechanischen Eigenschaften
der wargewalzten Bänder sind ebenfalls in Tabelle 9 auf
geführt.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erhält man gemäß Ta
belle 9 eine Zugfestigkeit von über 60 kg/mm² und eine Dehnung
von über 20%.
Fig. 13 zeigt eine Mikrophotographie mit einem Lichtmikroskop
des Stahls gemäß Versuch 4. Gemäß Fig. 13 besteht der
Stahl im wesentlichen aus gleichgerichteten, ultrafeinen
Körnern mit einer Korngröße von 2 bis 3 µm.
Im Versuch 5 erfolgt das Fertigwalzen bei üblich hoher Tem
peratur. Da das warmgewalzte Stahlband rasch von der hohen
Fertigwalztemperatur abgekühlt wird, ergibt sich eine hohe
Festigkeit bei niedriger Umformbarkeit. Die Struktur des
Stahls gemäß Versuch 13 ist in Fig. 14 dargestellt. Hieraus
ergibt sich, daß über 50% der Struktur eine gehärtete Struktur
ist, während die ferritischen Kristalle nadelförmig sind.
Dies läßt vermuten, daß die Transformation während der Schnell
kühlung erfolgt.
Im Versuch 9 ist die Fertigwalztemperatur niedriger als bei
erfindungsgemäßer Verfahrensführung. Die ferritischen Körner
sind daher nicht ausreichend gefeint, so daß die Festigkeit
nicht sehr hoch ist.
Bei den Versuchen 7 und 11 ist der Gesamtreduktionsgrad gering.
Die ferritischen Körner sind relativ gut gefeint, und
der Anteil der sekundären Phasen ist aufgrund der Schnell
kühlung groß. Dadurch ergibt sich eine erhöhte Festigkeit,
die jedoch immer noch niedriger liegt als beim erfindungs
gemäßen Stahl. Aufgrund der Schnellkühlung ist das Verhältnis
von sekundären Phasen zu den ferritischen Phasen relativ
hoch, jedoch ist die Dehnung gering.