DE3254A - Verfahren zur Herstellung von Stuckmarmor - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von StuckmarmorInfo
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Description
1878.
ι Klasse 80.
J. SIMONIS in KÖLN.
Verfahren zur Herstellung von Stuckmarmor.
Verfahren zur Herstellung von Stuckmarmor.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 4. Mai 1878 ab.
Bei den bisher üblichen Verfahren, auf Wänden, Säulen oder anderen architektonischen
Gliederungen einen Stuck-Marmor herzustellen, wird das Grundmaterial, sei dies nun Gyps, ein
Cement oder eine ähnliche erhärtende Mischung, auf die Flächen aufgebracht und nun die Zeichnung
und Farbe, welche den Marmor oder ein sonstiges Material imitiren soll, aufgetragen.
Um das natürliche Material, sei es Marmor oder auch eine andere Steinart, in Zeichnung
und Farbe möglichst genau nachzuahmen, bedient man sich der verschiedensten Mittel und
Hülfswerkzeuge. Die Farben werden aufgemalt oder aufgespritzt uud verrieben; es werden
einzelne gefärbte Cement- oder Gypstheile in die Unterlage eingedrückt, zerrissen und auseinander
gezogen, auch wohl besondere Pinsel, Bürsten, Kämme oder gemusterte Ballen und
Walzen verwendet.
Das Gemeinsame in der Herstellung besteht aber stets darin, dafs aus dem Cement oder
Gyps oder ähnlichem erhärtenden Material zuerst der Untergrund hergestellt wird und nachher
die Oberfläche, welche das Naturmaterial imitiren soll, Zeichnung und" Farbe erhält. Es
macht keinen Unterschied, ob das bekleidende Material, der Stuck-Marmor, direct auf die zu
verzierende Fläche gebracht, oder ob erst besondere Tafeln gebildet und diese an die Flächen
angeheftet oder befestigt werden.
Das Verfahren des Erfinders zur Herstellung des Stuckmarmors unterscheidet sich von dem
vorbeschriebenen im wesentlichen dadurch, dafs die marmorirte Fläche auf dem umgekehrten
Wege gebildet wird. Diese oberste Fläche wird zuerst mit Farbe und Zeichnung fertig hergestellt
und demnach das Material, welches später den Untergrund bildet, von der Rückseite aufgebracht.
Dieser umgekehrte Weg der Herstellung erlaubt und bedingt ganz andere Mittel zur Erzeugung
der Zeichnung und Färbung und läfst bedeutende Effecte erreichen.
Der Gang der Manipulation bei dem neuen Verfahren ist folgender:
Auf eine glatte Fläche wird der mit Farbe angemischte Cement, Gyps oder das sonstige
hierzu dienliche ähnliche und erhärtende Material so aufgebracht, dafs die verschiedenen Zeichnungen
und Farbennuancen unmittelbar auf der glatten Fläche entstehen. Das nachstehende
Beispiel wird die Entstehung dieser Zeichnungen und Farbennuancen näher erläutern. Die gefärbte
und mit Zeichnung versehene Schicht wird nur einige Millimeter stark gemacht, und
zwar im allgemeinen aus einer reineren und feineren Qualität des Cements hergestellt. Es
erfolgt dann eine Verstärkung dieser dünnen, die Marmorirung enthaltenen Schicht durch
weiteres Auftragen des Cements auf der Rückseite bis zur gewünschten Dicke.
Das Material der glatten Fläche ist so gewählt, dafs nach dem Erhärten des Cements,
Gypses oder sonstigen geeigneten Materials sich der hergestellte Körper ablöst. Letzterer zeigt
dann also auf der Seite, welche mit der glatten Fläche in Berührung war, die Marmorirung und
wird nun mit Kitt oder den übrigen gebräuchlichen Mitteln an die zu verzierende Stelle befestigt.
Als das vorerwähnte Beispiel für die Entstehung der Zeichnungen und Farbennuancen ist hier
die Herstellung des Stuck-Marmors für ebene Flächen gewählt.
Als glatte Fläche, auf der die Manipulation ausgeführt wird, dient eine Glasplatte oder glatte
Steinplatte. Ein Strang von Floretseide, Werg oder Cordel wird in eine ziemlich dünnflüssige
Mischung von dem mit der entsprechenden Farbe angemischten Cement getaucht und
nachdem er eine genügende Menge aufgenommen hat, so auseinander gezupft, dafs sich
ein Gewebe bildet, welches einem verwirrten Spinngewebe vergleichbar ist. Die sich nach
allen Richtungen durchkreuzenden Fäden bilden die Grundzeichnungen für das Geäder. Das
Gewebe wird auf die Glasplatte aufgelegt und nun angemischter Cement in verschiedenen
passenden Farben und von Teigconsistenz mit einem Besen oder Pinsel aufgespritzt.
Wenn die aufgespritzte Schicht einige Millimeter stark geworden ist, wird das Gewebe abgehoben.
Es färbt auf seinem Wege durch die Cementschicht diese letztere und hinterläfst die
Copie seiner Figurirung, indem die gefärbten Ränder, welche es bei seinem Durchgang durch
die Cementschicht gebildet hat, zusammenfliefsend den Raum ausfüllen, den zuvor das
Gewebe eingenommen hatte und sich durch die intensiver gewählte Farbe von den neben-
liegenden schwächer gefärbten Schichten auszeichnen.
Die so erhaltene dünne Schicht wird durch ferneres Auftragen von Cementmischung auf die
Rückseite genügend verstärkt.
Wie hier zur Hervorbringung des Geäders Floretseide, Cordel oder Werg benutzt ist, kann
man sich auch anderer Mittel bedienen. Durch Auftupfen von gefärbtem Cement, Aufzeichnen
mi^^demselbßBj durch Aufspritzen lassen sich
Adern, Punkte und dergl. herstellen, welche sich dann in dem schwächer gefärbten zugleich
oder später aufgetragenen Cement auszeichnen. Hierzu lassen sich überhaupt die verschiedensten
Mittel, auch ähnliche, wie bei der alten Methode, verwenden.
Für Flächen, welche nicht eben sind, z. B. runde Säulen, profilirte Gliederungen, Sculpturarbeiten,
wird zunächst vom Gegenstand ein Negativ-Modell in Gyps, Schwefel oder sonstigem
geeigneten Material angefertigt. Bei Gyps wird die Fläche, welche zur Herstellung der Marmorirung
dient, mit einer Schellacklösung überzogen und nun die marmorirte Schicht mit ihrer
nöthigen Verstärkung auf den so glatt präparirten Flächen des Modells ganz in derselben Weise
hergestellt, wie es zuvor beschrieben worden ist.
Bei glatten runden Säulen wird als Fläche, auf der der Marmor erzeugt wird, glattes Papier
genommen und die 4·—5 mm dünne marmorirte Schicht noch feucht mit ihrer Rückseite auf die
zuvor passend glatt vorbereitete Säule aufgeklebt, wobei das Papier wegen seiner Biegsamkeit
erlaubt, dafs sich die gebildete Schicht der Rundung der Säule anschliefst.
Ich verwende im allgemeinen einen englischen Cement zur Herstellung des Stuck-Marmors, und
zwar für die marmorirte Fläche selbst eine Prima-Qualität, welche in der Grundfarbe schneeweifs
ist, so dafs auch ganz weifse Marmorirung dargestellt werden kann, ebenso wie die Reinheit
der Farbenmischungen nur in schönem weifsen Cement erzielt werden kann. ·
Für die Verstärkung der nur 4—5 mm starken
marmorirten Schicht wird eine geringere Sorte benutzt. Es kann aber auch jedes andere geeignete
Material bei meiner Methode zur Verwendung kommen.
Nachdem die Cementschicht von der glatten Fläche, auf welcher die Marmorirung gebildet
wurde, abgenommen ist, bedarf sie noch der Politur, die zuerst mit Schlangenstein, demnach
mit Zinnasche ausgeführt wird. Dabei werden zugleich etwa entstandene Luftblasen ausgestrichen
und ausgefüllt. Marmor, der dem Wetter ausgesetzt ist, kann noch einen Ueberziig
von Firnifs oder Wasserglas erhalten.
Claims (1)
- P ATENT-Anspruch:Die Herstellung eines Stuck-Marmors durch Bildung der marmorirten Fläche auf einer glatten Unterlage aus Cement oder aus einem sonstigen erhärtenden Stoff, in der Weise, dafs zuerst die marmorirte Fläche auf der glatten Unterlage erzeugt und demnach eine Cementlage zur Verstärkung auf die Rückseite aufgebracht wird, alles wie oben näher beschrieben.
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