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Vorrichtung zur raschen mechanischen Ermittlung harmonisch wirkender
Farbenzusammenstellungen (Farbenkompaß). Wenn mehrere Farben gleichzeitig erscheinen
und ihre Buntwirkung (das Zusammenklingen ihrer Töne oder die Gesamtwirkung ihrer
Helligkeitswerte) ein normalsehendes Auge angenehm berührt, dann harmonieren diese
Farben. Es ist nun von großer Wichtigkeit, besonders für das gewerbliche Leben,
daB da, wo Farben in Betracht kommen, volle Harmonie erzielt werde.
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Bei entsprechender Ausbildung können wohl Menschen, die normales Farbengefühl
besitzen, aus sich selbst harmonisch wirkende Farben zusammenstellen. Den meisten
fehlt aber diese Fähigkeit.
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Zweck vorliegender Erfindung ist, eine Vorrichtung zu schaffen, die
es ermöglicht, auf einfachste, rascheste und bequemste Weise harmonisch wirkende
Farbenzusammenstellungen in verschiedenster Anzahl der Farben zu ermitteln bzw.
zu einer oder mehreren bestimmten Farben ergänzend in beliebiger Anzahl harmonisch
wirkende Farben bzw. Farbentöne festzustellen, die nicht allein dem normalen Farbengefühl,
sondern dem Gesetz der Farbenharmonie entsprechen. Mit ihrem, durch die besondere
Ausgestaltung erzielten Farbenreichtum ist die Vorrichtung deshalb sowohl für Schulung,
als vornehmlich für den praktischen Gebrauch im gewerblichen, industriellen, künstlerischen,
kaufmännischen und privaten Leben geeignet. Die zusammengehörenden Farben aller
Akkorde `sollen - bildlich gesprochen - in Wohlklang gesetzt werden können, wie
der Notensetzer die Zeichen aus den richtigen Fächern herauszieht und in Harmonie
bringt. Wie der Blinde richtig setzen lernen kann, so kann mittels der vorliegenden
Erfindung selbst ein Farbenblinder farbenharmonische Zusammenstellungen machen.
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Erfindungsgemäß besteht die Vorrichtung in einer Farbenskala, deren
einzelne Tonstufen auf einer kreisförmigen Scheibe (Zifferblatt) radial angeordnet
sind und in einem um den Mittelpunkt derselben drehbaren, mehrteiligen Zeigersystem.
Die Farbenskala und die Zeigerstellung sind dabei derart gestaltet, daß durch Einstellung
einer Zeigermarke auf eine Farbe andere Zeigermarken, die mit der ersten in Beziehung
zyklischer Kreisteilung (Zwei-, Dreiusw.-Teilung) stehen, Farben anzeigen, die mit
jener "eingestellten Farbe im Zwei- oder Mehrklang härmonieren.
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Die Zeichnung zeigt ein Ausführungsbeispiel der Vorrichtung auf Grundlage
des Dreifarbensystems mit 96 Farben ohne Nebenfarben in Draufsicht.
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A ist die Farbenscheibe mit einer nach Art einer Kompaßrose ausgebildeten
strahlenförmigen Farbenskala, die beispielsweise 96 mit fortlaufenden Zahlen versehene
Sektoren von verschiedener Farbtönung aufweist. Selbstredend kann diese Anzahl auch
durch eine
geriflgere oder auch durch eine größere Zahl von Farbstufen
ersetzt werden. Bei der Verteilung der Farben ist mit Rücksicht auf den zu erreichenden
Zweck folgdndes grundlegend Wir unterscheiden bekanntlich zwischen unbumten und
bunten Farben. Unbunt sind Weiß, Grau und Schwarz. Alle übrigen Farben sind bunte.
Rein Weiß sehen wir nicht; in jedem uns zum Bewußtsein kommenden Weiß ist etwas
unbunte oder bunte Farbe vorhanden, desgleichen bei Schwarz.
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Die bunten Farben sind nach der Dreifarbentheorie i. reine Farben
a) die drei Erst- -oder Grundfarben: Rot, Gelb, Blau, b) die dazwischenliegenden
Zweitfarben Orange, Grün, Violett, c) die übrigenunendlich aufteilbarenZwischenfarben,
d) die verdünnten reinen Farben. 2. Getrübte Farben a) die weißgetrübten Nebenfarben,
b) die schwarzgetrübten Nebenfarben, c) die graugetrübten Nebenfarben, d) die verdünnten
getrübten Nebenfarben. Harmonisch sind Farbenzusammenstellungen a) zu zweien, im
Zweiklang, als Gegenfarben oder als benachbarte, mit gesetzmäßig bestimmten Intervallen,
b) zu dreien bzw. mehreren, im Drei-, Vier-, Fünf-, Sechs- und Mehrklang, wenn sie
eine Totalität ergeben oder wenn Teile dieser Totalität nach bestimmten Gesetzen
vorhanden sind, c) wenn - einer vorhandenen Farbe tongleiche Farben beigeordnet
sind bzw. das Helligkeitsverhältnis unter ihnen in wohltuenden Abstufungen verläuft.
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Das in a, b, c Gesagte bezieht sich sinngemäß ganz oder teilweise
auf reine, getrübte, verdünnte, bunte und unbunte Farben.
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Demgemäß sind auf der Farbenskala die Erst- oder Grundfarben in Dreiteilung
des Kreises, bei dem Ausführungsbeispiel also: Rot bei Ziffer 96, Gelb bei 32 und
Blau bei 64 angebracht, die Zweitfarben Orange, Grün und Violett liegen genau dazwischen,
- also bei 16, 48 und 8o, wodurch eine Sechsteilung des Kreises entsteht.
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Zwischen diese Erst- und Zweitfarben fügen sich in entsprechender
mathematisch genauer Einteilung bzw. Spaltung die Zwischenfarben.
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Damit nun das Zeigersystem die zu einem bestimmten Farbton harmonisch
wirkende zweite, dritte, vierte, fünfte usw. Farbe anzeige, ist für jede derartige
gesetzmäßige Zusamrne_ nstellnng von Tönen zu Zwei-, Drei-, Vier-, Fünf-, Sechs-
usw. Klängen eine besondere Zeigerform oder Farbe angewendet, oder, wie in der Zeichnung
dargestellt, eine Zeigerscheibe, beispielsweise aus durchsichtigem Material, als
Stern mit weiteren geometrischen Figuren ausgebildet. Im Mittelpunkt der Kreisfarbengkala
drehbar zeigt deshalb, sobald eine Spitze auf einen erstgewählten Farbton eingestellt
ist, eine zweite bzw. zweite und dritte bzw. zweite, dritte und vierte usw. Spitze
die zu denx gewählten Farbton harmonisch wirkenden Farben im Zwei-, Drei-, Vierklang
usw. an. Wie jede Farbe ihren genauen Platz in der Farbenskala oder im Farbenkreis
hat -- gleichgiltig nach welcher farbengesetzmäßigen Einteilung - müssen auch die
Farben mit dem Zeiger der Vorrichtung übereinstimzhen.
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Die Zeigerscheibe B .ist in ihrer äußeren Form einem regelmäßigen
sechszackigen Stern gleich, gebildet aus zwei übereinanderliegenden Dreiecken mit
den Spitzen T, R, I und H, E, X.
Seine innere Fläche trägt einen regelmäßigen
fünfzackigen Stern C mit den Spitzen P, e, 7z, t
und a. In diesem aufgedruckt
oder sonstwie angeordnet ist ein auf die Ecke gestelltes Quadrat D mit den
Spitzen f, o, u, y. Von
der Spitze H zur Spitze T läuft
ein Pfeil F. Im Zentrum steht ein sechsliniges Strahlenbündel G. Mit der Spitze
T des großen Sternzeigers korrespondieren die Pfeilspitze F, die Fünfzackspitze
p und die Quadratspitze f.
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Wie damit -nach der Dreifarbentheorie -die harmonierenden Farben gefunden
werden können, mögen folgende Beispiele zeigen Man ermittelt a) die drei Erstfarben
(Dreiklang), indem man die T-Spitze des Sechszacksternes auf 96 (Rot) einstellt;
es steht dann die R-Spitze auf 32 4Gelb), die I-Spitze auf 64 (Blau). Die drei Wegstrecken
sind stets 1/3 Kreisumfang -_-- 32 Ziffern lang; b) die drei Zweit-, Ergänzungs-,
Komplementär- oder Gegenfarben der drei Erstfarben (Dreiklank), indem man die T-Spitze
auf 96 beläßt. Es steht dann die H-Spitze diametral gegenüber 96 (Rot) auf 48 (Grün),
die E-Spitze gegenüber 32 (Gelb) auf 8o (Violett) und die X-Spitze gegenüber 64
(Blau) auf 16 (Orange). Die drei Wegstrecken sind stets % Kreisumfang =,3?, Ziffern
lang.
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c) Die sechs Drittfarben werden ermittelt, indem man die T-Spitze
auf 96 beläßt und die Farben in der Verlängerung des zentralen Strahlenbündels G
abliest oder indem man die T-Spitze auf 8 (Rot-Orange-Rot) stellt. Im letzteren
Fall stehen dann X-, R-, H-, I- und E-Spitze ebenfalls um je 8 Nummern nach
rechts gerückt auf 24 (Gelb-Orange-Gelb), 40 (Gelb-Grün-Gelb), 56 (Blau-Grün-Blau),
72 (Blau-Violett-Blau) und 88 (Rot-Violett-Rot). - Diesechs
Wegstrecken
sind je i/, Kreisumfang = 16 Ziffern lang.
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Dazwischenliegende Stufen oder Töne obiger drei Zusammenstellungen
(Drei- und Sechsklänge) in absoluter Harmonie - nach dem Dreifarbengesetz -- werden
ermittelt durch Rechtsrücken des Zeigers um die gewünschte Stufenzahl. Man erhält
dadurch beispielsweise: die Dreiklänge: x, 33, 65; 12, 44, 76;
29, 61,
93;
die Sechsklänge: i, 17, 33, 49, 65, 81; I'-, 28, 44, 6o, 76. 92 ; 29#
45, 61, 77# 93, 13. Die entsprechenden Wegstrecken sind stets je % bzw. 1/6
Kreisumfang - 32 bzw. 16 Ziffern lang.
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Die 12 Viertfarben stehen in der Mitte zwischen den Drittfarben.
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Die 24 Fünftfarben stehen in der ' Mitte zwischen den Viertfarben.
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Die 48 Sechstfarben stehen in der Mitte zwisclen den Fünftfarben.
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Ihr jeweiliger Zwischenraum beträgt 112 bzw. 1;!24 bzw- 1%98 Kreis
- 8 bzw. 4 bzw. 2 Ziffern. In gleicher Weise werden die Zwei-, Vier-und Fünffarbenklänge
unter Anwendung des Pfeiles F bzw. der Zeiger des Quadrats und des Fünfzacksterns
ermittelt usw.
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Dies für die reinen Farben.
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Sollen daneben Farben mit Schwarz, Grau oder Weiß getrübt ermittelt
werden, so legt man neben den Hauptkreis der reinen Töne beliebig viele Nebenkreise#mit
den entsprechenden getrübten Nebenfarben. Das Einstellen und Ablesen der Nebenfarben
erfolgt dabei in der gleichen Weise, wie bei den reinen Farben.
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Wie schon bemerkt, kann statt der Einteilung in 96 Felder, auch ein
ioo- oder andersteiliger Kreis verwendet werden. Ebenso kann die Einteilung nach
verschiedenen Grundsätzen oder Systemen (z. B. Vierfarbenlehre) angewandt und die
Unterteilung bis ins Unendliche fortgeführt werden. Für die Praxis genügt die erläuterte
Ausführungsform mit einigen Farben- und Nebenfarbenkreisen vollauf.
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Es ist nicht nötig, daß die -Färben selbst auf der Vorrichtung wiedergegeben
sind: Sie können auf irgendwelchen Tafeln oder sonstigen Einrichtungen getrennt
davon festgelegt sein und in ihrer Reihenfolge und Bezeichnung zu den Zahlen oder
Buchstaben der Vorrichtung stehen. Man liest dann auf dem Zifferblatt nur die Zahlen
oder Buchstaben der Zeigerstellung ab und findet unter der gleichen Bezeichnung-
auf den Farbtafeln die gesuchten Farben. Naturgemäß könnte neben der Ziffern-bzw.
Buchstabehbezeichnung auf der Vorrichtung auch die zugehörige Farbe unmittelbar
angedeutet sein, deren genaue Tönung dann erst aus der Hilfstafel zu entnehmen wäre.
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Das wesentliche Merkmal der Erfindung ist nach den vorstehenden Darlegungen
also: der gleichzeitige zwangläufige Nachweis aller Ergänzungsfarben zu irgendeinem
Ton des großen Farbenreichs im Zwei-, Drei-, Vier-, Fünf-, Sechs- und Mehrklang
bei einmaliger Einstellung eines einzigen Zeigers auf jenen erstgewählten Ton aus
allen. Hierdurch unterscheidet :ich die neue Vorrichtung im wesentlichen von ähnlichen,
dem gleichen Zweck dienenden Vorrichtungen, bei denen z. B. vermittels einer mit
Ausschnitten (Scharten) versehenen Deckscheibe diejenigen Farben dem Beschauer sichtbar.
gemacht werden,, welche den gesuchten Farbenmehrklang bilden, während alle anderen,
also auch alle mit der gewählten Farbe sonst noch harmonierenden Farben verdeckt
bleiben. Wenn man aber eine andere Anzahl von Farben, also einen anderen größeren
oder kleineren Farbenmehrklang, suchen will, so muß man eine andere Deckscheibe
mit mehr oder weniger Ausschnitten an die Stelle der ersten Scheibe bringen, oder
man muß einen Teil von in dieser "Scheibe etwa noch vorhandenen Ausschnitten freilegen
bzw. verdecken-Das alles braucht der Benutzer der neuen Vorrichtung nicht. Er hat
nach einer einzigen Einstellung des Zeigersystems die Möglichkeit, alle- Harmonien,
die die Vorrichtung überhaupt zeigen kann, einfach abzule3en. Es kommt bei ihr auch
nicht so sehr darauf an, die harmonierenden Farben unmittelbar auf den Suchenden
wirken zu lassen, ah vielmehr darauf, daß dem Suchenden die auf gesetzmäßiger Grundlage
fest gestellten Farben bezeichnet weiden, so daß -er auch sogar ohne direkte Betrachtung
tatsächlich sichtbarer Farben schon allein durch die Ziffernangabe mit Sicherheit
erfährt, welche Farben er zur Zusammenstellung des gesuchten Farbenmehrklangs zu
verwenden hat.
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Dieses Ziel wird von keiner bisher bekannten Einrichtung in so einfacher,
rascher und sicherer Weise erreicht. Die Erfindung gibt damit besonders dem Künstler-,
Kaufmann oder Gewerbetreibenden (Maler, Färber, Drucker, Wirker, Weber, Tapezierer,
Schneider, der Putzmacherin usw.) eine Vorrichtung an _ die Hand, die ihnen für
den praktischen Gebrauch große Vorteile bietet.
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Bemerkt sei noch, daß das Zeigersystem in beliebigem Material, beliebiger
Gestalt und Färbung ausgeführt werden kann.