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Vorrichtung zur Abgabe von Medikamenten
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Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Abgabe von Medikamenten,
bestehend aus einem steuerbaren Dosiergerät und einem gegebenenfalls separaten Programmiergerät.
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Vorrichtungen der eingangs genannten Art sind insbesondere zur kontinuierlichen
Infusion von flüssigen Medikamenten, wie beispielsweise Heparin, Zytostatika, Analgetika,
Insulin und anderen Hormonen, bekannt. Die Infusionsrate kann dabei konstant oder
über einen längeren und evtL sich zyklisch wiederholenden Zeitraum (Tagesprofil)
vorprogrammiert sein oder sie kann mit geeigneten Bedienelementen nach Bedarf oder
einem Sensor den aktuellen Erfordernissen angepaßt werden.
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Solche Vorrichtungen können Bettseitgeräte oder am Körper tragbare
Geräte sein, wobei dann ein Katheter vom Gerät in den Körper geführt wird; sie können
aber auch implantierbar sein, wobei dann in der Regel ein extrakorporales Steuer-
oder Programmiergerät zur Steuerung und/oder Programmierung der Infusionsrate benutzt
wird. Derartige Geräte sind derzeit von verschiedenen Herstellern bekannt.
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Die Therapieform der kontinuierlichen, gesteuerten oder programmierten
Infusion hat im Vergleich zu den herkömmlichen Therapieformen der oralen Medikamentengabe
oder der Injektion den Vorteil, daß die Medikamentendosierung genauer ist und besser
an einen zeitlich konstanten oder schwankenden Medikamentenbedarf angepaßt werden
kann.
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Unter Umständen ergibt sich aber auch ein Nachteil im Vergleich zu
herkömmlichen Therapieformen und zwar dadurch, daß die Nedikamentenzufuhr zum Körper
nicht automatisch auf eine bestimmte Dosis begrenzt ist. Dies kann zu einer für
den Patienten unter Umständen gefährlichen Überdosierung führen, und zwar insbesondere
dann, wenn er wegen Bewußtseinsstörung, Schlaf oder auch mangelnder Aufmerksamkeit
bei zu hoch eingestellter Infusionsrate eine notwendige Reduzierung oder Abschaltung
der Infusionsrate nicht vornehmen kann.
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Geräte für programmierte oder gesteuerte Medikamentendosierung werden
beispielsweise bei der Diabetes-Therapie für die kontinuierliche Insulininfusion
eingesetzt. Die Infusionsrate kann entweder über einen längeren Zeitraum vorprogrammiert
werden (z.B. mit einem zyklisch sich wiederholenden 24-Stunden-Programm), oder sie
kann mit geeigneten Bedienelementen vom Patienten den aktuellen Bedürfnissen angepaßt
werden.
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Beispielsweise kann auf eine zeitlich konstante oder auch nach einem
Tagesprofil programmierte Grund- oder Basalrate bei jeder Mahlzeit eine zeitlich
begrenzte Zusatzrate aufgesetzt werden, welche dem bei der Verdauung von Kohlehydraten
erhöhten Insulinbedarf Rechnung trägt.
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Bei falscher Einschätzung oder bei unvorhergesehener Änderung des
Insulinbedarfs, z.B. infolge von Krankheit, psychisclier Erregung oder ungewöhnlicher
körperlicher Aktivität, kann es zu einer Überdosierung von Insulin kommen, wodurch
unter Umständen ein mit Bewußtseinsstörungen oder mit Bewußtlosigkeit verbundener
hypoglykämischer Zustand eintritt. Derartige hypoglyk#ämische Zustände sind besonders
gefährlich, wenn
sie während des Schlafes eintreten, weil dann kompensatorische
Maßnahmen (Reduzierung oder Abschaltung der Insulininfusion, GlukosezuSuhr) nicht
oder nicht rechtzeitig ergriffen werden können. Schlimmstenfalls können irreversible
Hirnschäden oder der Tod des Patienten die Folge sein. Während bei konventioneller
Injektion die im-Körper befindliche Insulindosis begrenzt und nach einer bestimmten
Zeit verbraucht ist, wird bei der kontinuierlichen Infusion die Insulinzufuhr auch
bei Handlungsunfähigkeit oder Bewußtlosigkeit des Patienten fortgesetzt. Darin liegt
ein Nachteil von automatischen Dosiergeräten, welcher nicht nur auf die Insulindosierung
beschränkt ist, sondern in ähnlicher Weise auch bei der Infusion anderer in der
Dosierung kritischer Medikamente auftreten kann.
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Aufgabe der Erfindung ist es, diesen Nachteil bei einer Vorrichtung
der eingangs genannten Art auszugleich#en.
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Speziell bei einer über eine gewisse Zeit andauernden Handlungsunfähigkeit
des Patienten sollen selbsttätig gewisse Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet werden,
so daß die Benutzung eines automatisch arbeitenden Dosiergerätes bei weitestgehender
Sicherheit möglich ist.
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Die Aufgabe ist erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Dosiergerät
Mittel aufweist, die das Dosiergerät abschalten bzw. auf eine reduzierte Abgabe
rate (sog. "Notrate") umschalten und/oder einen Alarm auslösen, falls ein vorgesehener
Bedienungsvorgang nicht innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls oder vor Abgabe
einer bestimmten Medikamentenmenge ausgelöst wird.
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Durch die Erfindung ergibt sich nunmehr die Möglichkeit, eine andauernde
Überdosierung auch bei automatischen Medi-
kamentenabgabegeräten
zu verhindern. Die eingangs genannten Vorteile der automatischen Medikamentendosierung
im Vergleich zu konventionellen Verabreichungsformen bleiben dabei voll erhalten.
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Der Erfindungsgedanke kann in drei vorteilhaften Ausführungsformen
praktisch realisiert werden: a) Nach Ausführung eines regelmäßig vorgesehenen Bedienungsvorganges
wird die progammgemäße Infusion für eine begrenzte, entweder fest vorgegebene oder
auch einstellbare Zeit, im folgenden "Karenzzeit" genannt, freigegeben. Wenn vor
Ablauf der Karenzzeit kein weiterer Bedienungsvorgang erfolgt, werden automatisch
Sicherheitsmaßnahmen entsprechend Patentsn#ru&i 1 ausgelöst.
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b) Nach Ausfahrung eines regelmäßig vorgesehenen Bedienungsvorganges
wird die programmgemäße Infusion für eine begrenzte, entweder fest vorgegebene oder
auch einstellbare Dosis, im folgenden Karenzdosis genannt, freigegeben. Wenn vor
Erreichen der Karenzdosis kein weiterer Bedienungsvorgang erfolgt, werden automatisch
Sicherheitstaßnahmen entsprechend Patentaa#pni# 1 ausgelöst.
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c) Angepaßt an regelmäßig vorgegebene Bedienungsvorgänge werden uhrzeitabhängige
Erwartungsintervalle, im folgenden Karenzintervalle genannt, vorgegeben.
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Wenn innerhalb des Karenzintervalls der vorgesehene Bedienungsvorgang
erfolgt, wird die programmgemäße Infusion bis zum Ablauf des nächsten Karenzintervalls
freigegeben. Unterbleibt dagegen der vorgesehene Bedienungsvorgang, so werden nach
Ablauf des Karenzintervalls automatisch Sicherheitsmaßnahmen entsprechend #terrtanspruch
1 ausgelöst.
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Die Ausführungsformen (a), (b) und (c) können auch in vorteilhafter
Weise kombiniert werden.
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Der mit der Erfindung angesprochene Bedienungsvorgang kann entweder
mit einem normalerweise erforderlichen Bedienungsvorgang identisch--sein, z.B. mit
der Betätigung des Abruf schalters bei abrufgesteuerten Insulindosiergeräten, wobei
dann kein zusätzliches Bedienelement benötigt wird; er kann aber auch durch ein
zusätzliches Bedienelement ermöglicht werden, z.B.
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bei Geräten mit konstanten oder zyklisch vorprogrammierten Infusionsraten,
welche keine regelmäßigen Bedienvorgänge zum Zwecke der Ratensteuerung erfordern.
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Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Figurenbeschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung in Verbindung
mit den weiteren Unteransprüchen. Es zeigen: Fig. 1 einen Patienten mit implantierten,
fernprogrammierbaren Medikamentendosiergerät, Fig. 2 den beispielsweisen Verlauf
eines Tagesinfusionsprofils bei abrufgesteuerter Insulindosierung, Fig. 3 ein erstes
Ausführungsbeispiel einer Sicherheitsschaltung mit Karenzzeitgeber bzw.
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Karenzintervallgeber und Fig.- 4 ein zweites Ausführungsbeispiel
einer Sicherheitsschaltung mit Karenzdosisgeber.
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In Figur 1 ist ein Patient P mit externem Programmier-bzw.- Steuergerät
2 und abdominal implantiertem Medika-
mentendosiergerät 1 dargestellt.
Solche Dosiergeräte werden beispielsweise in der DE-OS 29 20 976 beschrieben. Natürlich
können derartige Dosiergeräte auch extrakorppral eingesetzt und durch einen Katheter
mit dem Patientenkörper verbunden werden. Die Steuereinheit kann dann mit dem Dosiergerät
zu einer Punktionseinheit zusammengefaßt sein.
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Figur 2 zeigt das Beispiel eines Infusionsprofils, welches für die
sogenannte abrufgesteuerte Insulindosierung in der Diabetes-Therapie typisch ist.
Die Abszisse bedeutet die Zeitachse und die Ordinate die Infusionsrate. Es ist eine#24-Stunden-Periode
dargestellt. Mit 10 ist eine konstante Basalrate der Infusion bezeichnet, welche
beispielsweise eine Internationale Insulineinheit pro Stunde (IE/h) beträgt.
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Auf die Basalrate 10 können z.B. zu den Mahlzeiten Zusatzdosen 11,
12 und 13 aufgesetzt werden, welche beispielsweise auf den Kohlenhydratgehalt der
jeweiligen Mahlzeit abgestimmt sind. Die schraffierte Fläche stellt die gesamte
Insulindosis dar.
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Zur Aktivierung der Zusatzdosen muß vom Patienten ein entsprechender
Bedienungsvorgang ausgeführt werden, welcher in Figur 2 jeweils durch Pfeile symbolisiert
ist. Im dargestellten Beispiel erfolgen diese Bedienungsvorgänge von 7.00, 12.00
und 19.00 Uhr. Je nach Ausführungsform der Sicherheitsschaltung wären für dieses
Beispiel eine Karenzzeit von ca. 13 Stunden, eine Karenzdosis von ca. 20 Insulineinheiten-oder
Karenzintervalle von 6 - 8, 11 - 13 und 18 - 20 Uhr angemessen. Im dargestellten
Beispiel würde man mit den angegebenen Karenzintervallen tagsüber eine schärfere
Limitierung erreichen als mit Karenzzeit oder -dosis, weil letztere wegen der langen
Zeit
zwischen Abendmahlzeit und Frühstück relativ groß gewählt
werden müssen. Eine engere Limitierung der Karenzdosis wäre möglich, wenn nur die
Basalrate für die Integration der Karenzdosis berücksichtigt würde. Im Beispiel
der Figur 2 wäre dann eine Karenzdosis von ca.
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13 Insulineinheiten geeignet.
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Figur 3 zeigt schematisch ein Ausführungsbeispiel einer Sicherheitsschaltung
mit Karenzzeit- bzw. Karenzintervallgeber. Im normalen Betrieb werden von einer
Ratengeberschaltung 20, welcher eine Einheit 21 mit entsprechenden Bedienelementen
zugeordnet ist, nach dem vorgegebenen oder einstellbaren Infusionsprogramm Steuersignale
zur Ansteuerung der Dosierpumpe 22 erzeugt und über einen Umschalter zur Dosierpumpe
22 bzw.
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zugehörigen Treibereinheit weitergeleitet. Dieser Grundanordnung ist
ein Karenzzeitgeber 30 zugeordnet, welcher einen Zähler aufweist und durch Betätigung
eines geeigneten Bedienelementes auf Null zurücksetzbar ist. Wie bereits ausgeführt,
kann die Erzeugung des Rücksetzimpulses entweder mit einem normalerweise erforderlichen
Bedienungsvorgang gekoppelt werden oder man benötigt dafür alternativ ein zusätzliches
Bedienelement, z.B. eine Taste, die in Figur 3 mit 23 bezeichnet ist. Im einfachsten
Fall ist der Karenzzeitgeber 30 auf eine feste Zeit, z.B. einige Stunden, eingestellt.
Verstreicht die Karenzzeit, bevor ein neues ReseS Egnal kommt, so wird vom Ausgang
des Karenzzeitgebers 30 einerseits ein Alarmgeber 28 und andererseits der Umschalter
24 aktiviert. Der Umschalter 24 schaltet die Steuerleitung der Dosispumpe auf eine
Null- oder Notrate um, welche von einem entsprechenden Schaltkreis 25 erzeugt wird.
Die Umschaltung auf eine ungefährliche niedrigere Notrate kann unter Umständen sinnvoller
sein als eine vollständige Abschaltung, z.B. um eine
Verstopfung
des Infusionskatheters zu verhindern. Falls erforderlich, kann dem Karenzzeitgeber
30 ein Einstellglied 33 zur Einstellung bzw. Programmierung der Länge der Karenzzeit
zugeordnet werden.
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Der Karenzzeitgeber 30 kann zum Karenzzeitintervallgeber weitergebildet
werden, wenn ihm ein zusätzlicher Startzeitpunktgeber 32 zugeordnet wird. Die Zeitmessung
beginnt dann nicht nach jedem Reset-Signal, sondern erst dann, wenn ein entsprechend-programmierter
oder eingestellter Startimpuls abgegeben wird. Das Einstellglied 33 dient bei dieser
Ausführungsform zur Einstellung bzw. Programmierung der Länge des Karetzintervalls.
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Figur 4 zeigt schematisch ein Ausführungsbeispiel einer Sicherheitsschaltung
mit Karenzdosisgeber. Die Elemente 20 bis 28 sind mit denen von Figur 3 identisch.
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Der Karenzzeitgeber 30 aus Figur 3 ist durch-einen Karenzdosisgeber
40 ersetzt. Der Rücksetzimpuls für den Karenzdosisgeber 40 wird bei dieser Ausführungsform
der Erfindung durch Betätigung eines zur Aktivin rung von Medikamentenzusatzdosen
vorhandenen Abrufschalters 21 erzeugt. Der Karenzdosisgeber 40 beginnt nach jedem
Reset-Signal mit einer Integration der von der Ratengeberschaltung 20 abgegebenen
Ratensignale.
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Diese Integration bedeutet beispielsweise eine Impulszählung, falls
die Ratensteuerung als Impulsfrequenzsteuerung ausgelegt ist. Wird die eingestellte
Grenzdosis erreicht, bevor ein neues Reset-Signal erzeugt wird, so wird vom Ausgang
des Karenzdosisgebers 40 wiederum der Alarmgeber 28 und der Umschalter 24 aktiviert
Dem Karenzdosisgeber kann ein zusätzliches Einstellglied 43 zur Einstellung oder
Programmierung der Karenzdosis zuge#ordnet sein.
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Zur Impulszählung können Karenzzeit-, Karenzzeitintervall- oder Karenzdosisgeber
übliche rücksetzbare Zäh ler aufweisen, denen einstellbare oder programmierbare
Zeitgeber zuordbar sind.
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Es versteht sich, daß die oben beschriebenen Sicherheitsschaltungen
mit alternativen Karenzzeit- oder Karenzdosisgeber auch zu einer Funktionseinheit
kombiniert werden können, z.B. in dem Sinne, daß die Sicherheitsschaltung schon
dann anspricht, wenn-entweder eine Karenzzeit verstreicht oder eine Karenzdosis
ausläuft, bevor ein vorgesehener Bedienungsvorgang stattfindet. Diese Funktion ermöglicht
eine spezifischere Anpassung an die jeweils vorliegenden Verhältnisse.
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15 Patentansprüche 4 Figuren
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