DE3143626C2 - Verfahren zum Aufnehmen von Kernresonanzspektren in einem dreidimensionalen Frequenzbereich und Kernresonanzspektrometer zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zum Aufnehmen von Kernresonanzspektren in einem dreidimensionalen Frequenzbereich und Kernresonanzspektrometer zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Abstract
Die Aufnahme dreidimensionaler Kernresonanzspektren erfordert eine Anregung des zu untersuchenden Kernspin systems mit drei 90 °-Impulsen, deren zeitliche Abstände t ↓1 und t ↓m geändert werden. Anstatt diese beiden Impulsabstände voneinander unabhängig zu ändern, wie es zur Erfassung der beiden durch t ↓1 und t ↓m definierten Zeit-Dimensionen erforderlich wäre, wird bei jeder Wiederholung der Messung mit einer anderen Entwicklungszeit t ↓1 gleichzeitig auch die Mischzeit t ↓m proportional zur Entwicklungszeit geändert, so daß t ↓m = κt ↓1 κ so gewählt ist, daß bei der vorgesehenen Anzahl von Messungen mit unerschiedlicher Entwicklungszeit der interessierende Bereich der Mischzeit vollständig erfaßt wird. Die Variation von t ↓m drückt sich in der Form der Resonanzlinien aus und kann auch durch eine Rücktransformation der einzelnen Resonanzlinien in den Zeitbereich ermittelt werden. Ein zur Durchführung dieses Verfahrens bestimmtes Spektrometer kann vorteilhaft eine Einstellung des Impulsabstandes t ↓1 und des Proportionalitätsfaktors κ ermöglichen und daraus den zweiten Impulsabstand t ↓m selbständig bilden.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufnehmen von Kernresonanzspektren in einem dreidimensionalen
Frequenzbereich zur Bestimmung von Austauschvorgängen in Molekülen, bei dem das zu untersuchende Kernspinsystem
mit drei in zeitlichem Abstand aufeinander folgenden 90°-ImpuIsen angeregt und das nach dem dritten
90°- Impuls erhaltene Interferogramm einer Fourier-Analyse unterworfen wird, bei dem weiterhin eine Vielzahl
solcher Messungen mit unterschiedlichen zeitlichen Abständen zwischen dem ersten und dem zweiten 90°-
Impuls, der Entwicklungszeit Z1, ausgeführt wird, wobei die Änderung der Entwicklungszeit /, von einer Mes-
sung zur anderen so gewählt wird, daß die mögliche Änderung der Resonanzfrequenz bei den Austauschvorgängen
erfaßt wird, und die dadurch erhaltenen, unterschiedlichen Amplitudenwerte der durch die Fourier-Analyse
gewonnenen Resonanzlinien als Augenblickwerte eines weiteren Interferogramms gespeichert und einer weiteren
Fourier-Analyse unterworfen werden und endlich diese Messungen für unterschiedliche zeitliche Abstände
zwischen dem zweiten und dem dritten Impuls, der Mischzeit tm ausgeführt werden, um die zeitliche Variation
der Amplituden der durch die doppelte Fourier-Transformation ermittelten Resonanzlinien zu erfassen, wobei
die Mischzeit tm systematisch variiert wird.
Die Erfindung betrifft ferner ein Kernresonanzspektrometer zur Durchführung eines derartigen Verfahrens,
das einen Generator zur Erzeugung von drei aufeinander folgenden HF-Impulsen mit einstellbaren zeitlichen
Abständen aufweist.
Ein Verfahren und ein Kernresonanzspektrometer der genannten Art sind aus The Journal of Chemical Physics,
Vol. 64, 1976, Nr. 5, S. 2229 bis 2246, bekannt.
Mit Hilfe der Aufnahme von Kernresonanz-Spektren lassen sich in einem dreidimensionalen Frequenzbereich
Austauschvorgänge in einem Molekül beobachten, die zur Folge haben, daß sich die Resonanzfrequenz
eines Kernspins ändert. Die Fourier-Analyse des ersten Interferogrammes liefert eine Aussage über die Resonanzfrequenz
nach dem Austausch, während die Fourier-Analyse des durch Verändern der Entwicklungszeit I1
gewonnenen Interferogrammes eine Aussage über die ursprüngliche Resonanzfrequenz des gleichen angeregten
Spinmomentes ergibt. Es müssen daher so viel Messungen mit verschiedenen Entwicklungszeiten I1 ausgeführt
und die Änderung der Entwicklungszeit von einer Messung zur anderen so gewählt werden, daß die mögliche
Frequenzänderung bei den Austauschvorgängen mit Sicherheit erfaßt wird. Die zusätzliche Variation der
Mischzeit tm läßt dann den zeitlichen Verlauf der Austauschvorgänge erkennen, die sich in der zeitlichen Zu-
und Abnahme der einzelnen Resonantzlinien ergibt. Außer Austauschvorgängen läßt sich auch der Overhauser-Effekt
(NOE) auf diese Weise beobachten.
Abgesehen davon, daß es notwendig sein kann, zum Erfassen sehr schwacher Linien die gleiche Messung
mehrfach zu wiederholen und die erhaltenen Signale zu akkumulieren, um das Signal-Rausch-Verhältnis zu verbessern,
erfordert das beschriebene Verfahren die Durchführung einer Vielzahl von Messungen mit unterschiedlichen
Entwicklungszeiten /,, und es muß diese Vielzahl von Messungen für jeden einzelnen Wert der unterschiedlichen
Mischzeiten tm wiederholt werden.
Werden die Messungen mit konstanter Mischzeit t„n die ein Spektrum in einem zweidimensionalen Frequenzbereich
ergeben, als zweidimensionale Spektroskopie bezeichnet, so erfordert die Aufnahme von Spektren in
einem dreidimensionalen Frequenzbereich, die analog einfach als dreidimensionale Spektroskopie bezeichnet
werden kann, eine Multiplikation der für die zweidimensionale Spektroskopie erforderlichen Messungen mit
der Anzahl der Messungen mit unterschiedlicher Mischzeit tm die zur Erfassung der dritten Dimension erforderlich
ist. Die zur Aufnahme eines dreidimensionalen Kernresonanzspektrums erforderliche Meßzeit ist dem-
gemäß um ein Vielfaches größer als die zur Aufnahme eines zweidimensional«! Spektrums erforderliche Meßzeit
Da die Meßzeit ein außerordentlicher Kostenfaktor ist, war bisher die Aufnahme dreidimensionaler Kernresonanzspektren
nur in Ausnahmefällen vertretbar. Zwar ist es bereits aus Journal of Magnetic Resonance,
Vol. 43,1981, Nr. 2, S. 259 bis 281, bekannt, bei der zweidimensionalen Spektroskopie zusammen mit der Entwicklungszeit
/, auch die Mischzeit f„, zu ändern, jedoch stochastisch und um nur kleine Beträge. Dadurch sollen s
J-Keuzlinien eliminiert werden. Die zusätzlichen Informationen, welche die dreidimensionale Spektroskopie
liefert, sind so nicht zu gewinnen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Aufnahme dreidimensionaler Kernresonanzspektren
abzugeben, durch welches die Meßzeit drastisch reduziert wird.
Diese Aufgabe wird nach der Erfindung dadurch gelöst, daß bei jeder Wiederholung der Messung mit einer
anderen Entwicklungszeit t\ gleichzeitig die Mischzeit tm proportional zur Entwicklungszeit gemäß der Beziehung
tm = κ 11 mit κ als Proportionalitätsfaktor geändert wird, und daß die zeitliche Variation der Amplituden der
Resonanzlinien entweder anhand ihrer Linienform längs einer den Entwicklungs- und Mischzeiten Z1, tm entsprechenden
Frequenzachse oder durch eine inverse Fourier-Transformation der einzelnen Resonanzlinien
längs dieser Frequenzachse ermittelt wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht demnach eine vereinfachte dreidimensionale Spektroskopie,
indem zwei Dimensionen längs einer gemeinsamen Frequenzachse wiedergegeben werden. Die Meßzeit zur
Aufnahme dreidimensionaler Spektren wird dadurch auf die zur Aufnahme zweidimensionaler Spektren, also
auf einen Bruchteil der für die bekannten Verfahren erforderlichen Meßzeit reduziert. Der Aufnahme dreidimensionaler
Spektren stehen also insofern keinerlei Hindernisse mehr entgegen. Der Proportionalitätsfaktor κ
wird so gewählt, daß bei der erforderlichen Variation von Z1 der interessierende Bereich der Mischzeit in gleichmäßigen
Schritten erfaßt wird, der typischerweise im Bereich von 0,1 bis 20 Sekunden liegen kann. Die zeitliche
Variation der Amplitude der Resonanzlinien drückt sich nach der Fourier-Transformation in einer typischen
Linienform der Resonanzlinie aus, welche die notwendigen Rückschlüsse auf diese zeitliche Variation
zuläßt. Besonders einfach läßt sich die zeitliche Variation durch eine Rücktransformation der einzelnen Resonanzlinien
in den Zeitbereich erfassen, wobei es dann möglich ist, durch Begrenzung des Transformations-Frequenzbereichs
jede einzelne Linie zu analysieren.
Das Verfahren ist immer dann anwendbar, wenn eine der beiden Dimensionen diskrete, schmale Signale liefert,
während die zweite Dimension durch eine Funktion mit relativ gleichförmigem Verlauf gekennzeichnet ist,
eine Situation, wie sie bei der zweidimensionalen Austauschspektroskopie tatsächlich vorliegt. Das erfindungsgemäße
Verfahren kann sowohl zur Untersuchung chemischer Austauschprozesse als auch des zeitlichen Overhauser-Effektes
in biologischen Makromolekülen verwendet werden. Weitere Anwendungen bestehen in der
Untersuchung der Spin-Gitter-Relaxation in Mehrniveau-Systemen sowie der Spindiffusion oder Kreuzpolarisation
in Festkörpern.
Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich mit allen Kernresonanzspektrometern durchführen, die einen
Generator zur Erzeugung von drei aufeinander folgenden HF-Impulsen mit einstellbaren zeitlichen Abständen
aufweisen.
Eine für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens besonders vorteilhafte Ausbildung eines solchen
Kernresonanzspektrometers besteht darin, daß es zur Einstellung zueinander proportionaler zeitlicher
Abstände, /t und fm = /c /, durch Wahl eines ersten zeitlichen Abstandes /, und des Proportionalitätsfaktors κ eingerichtet
ist.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der in der Zeichnung dargestellten Diagramme näher beschrieben
und erläutert. Es zeigt
F i g. 1 das Zeitdiagramm der bei dem Verfahren auftretenden Signale und Mischfunktionen für ein System mit
zwei austauschenden Kernen und das zugehörige, zweidimensionale Spektrum, as
F i g. 2 eine schematische Darstellung der zu einem Kernaustausch führenden, unterschiedlichen Konfigurationen
von Cis-Üecalin,
F i g. 3 das zweidimensionale Spektrum von Cis-Decalin bei 240 K,
F i g. 4 vier Querschnitte parallel zur <ah <ym-Achse durch das Spektrum nach F i g. 3, das die für das Verfahren
charakteristischen Linien zeigt und so
F i g. 5 und 6 die Mischfunktionen, die sich durch eine inverse Fourier-Transformation der in dem unteren
Querschnitt nach Fig. 4 angegebenen Diagonal- bzw. Kreuzlinien ergeben.
Wie in Fig. 1 dargestellt, beginnt ein Experiment mit zwei 90°-Impulsen 1 und 2, die durch eine Entwick-I
ungszeit /, getrennt sind und durch welche der Longitudinalmagnetisierung der verschiedenen Kerne der zu untersuchenden
Substanz oder des zu untersuchenden Spinsystems eine Modulation erteilt wird. Findet in der un-
!ersuchten Substanz ein chemischer Austausch statt oder ist ein zeitabhängiger Overhauser-Effekt zu beobachten,
so wandern in der nachfolgenden Mischzeit t„ diese Magnetisierungen von Kernstelle zu Kernstelle. Endlich
wird durch einen dritten 90°-Impuls 3 eine Detektionszeit t2 ausgelöst, die zur Identifikation des Produktes
benötigt wird. Zum Erfassen der dynamischen Vorgänge wird die Mischzeit tm zusätzlich zu den Entwicklungsund
Detektionszeiten t\ bzw. Z2 geändert, wobei die Mischzeit tm proportional zur Entwicklungszeit t\ geändert
wird, so daß
Das hervorragende Merkmal des Verfahrens besteht in der Unterbringung einer zweidimensionalen Information
längs einer einzigen Zeit- oder Frequenzachse. Fig. 1 zeigt die zusammengesetzten Zeitbereich-Signale 4
und 5, die je aus einer Schwingung bestehen, die der in der Entwicklungszeit z, angeregten Frequenz entsprechen,
um Umhüllende, die durch den Austauschvorgang in der Mischzeit tm bestimmt sind. Diese Umhüllenden
repräsentieren die Mischfunktionen a,,(im) und eo</m) für die Diagonallinien bzw. Kreuzlinien des zweidimensionalen
Spektrums.
Werden die Signale j(/,, tm = Ktu t2) einer zweidimensionalen Fourier-Transformation in bezug auf t, und I1
unterworfen, so erhält man einen zweidimensionalen Frequenzbereich
?( fi»l, Vm=
ο,, O)2J,
in dem die Achsen ω\ und ωη parallel verlaufen.
ίο Wie die Darstellung des zweidimensionalen Frequenzbereiches6 in Fig. 1 zeigt, charakterisieren die Stellungen
der Linien 7 bis 10 wie bei der bekannten zweidimensionalen Spektroskopie den Ursprung (ω\) und die
Bestimmung (W2) des Magnetisierungs-Austausches. Die dritte Dimension («m) findet ihren Ausdruck in der
Linienform längs der ω\, <wm-Achse. Diese Linienform entspricht den Fourier-Transformierten in bezug auf die
Mischzeit tm der Mischfunktionen a,,(/m) und aJLtn). Sie enthalten alle Informationen bezüglich des dynami-
sehen Vorganges. Es kann gezeigt werden, daß diese Mischfunktionen aus dem erhaltenen Spektrum durch eine
dritte, inverse Fourier-Transformation für jedes Kernstellen-Paar, /,,/zurückgewonnen werden können.
Um diese Eigenschaften näher zu erläutern, werden sie nachstehend anhand eines konkreten Beispieles
behandelt, nämlich anhand der Ringinversion von Cis-Decalin (C|0H|8), die in Fig. 2 veranschaulicht ist. Fig. 3
zeigt das Konturendiagramm eines protonenentkoppelten Kohlenstoff-13-Spektrums von Cis-Decalin bei
240 K. Es ist zu beachten, daß die beiden o>\- und (^-Bereiche sich über je 1500 Hz erstrecken, während der ωη-Bereich
nur 50 Hz umfaßt. Dementsprechend wurde mit einem Skalierungsfaktor κ von 30 gearbeitet. Die Ringinversion des Cis-Decalin bewirkt einen zweifachen, paarweisen Austausch der Kohlenstoffatome
(C, + C5) ^i (C4 + C8) und (C2 + C6) ^r (C3 + C7). Dieser zweifache, paarweise Austausch hat die in F i g. 3 dargestellte
Entstehung vor. vier Kreuzlinien 11 bis 14 zur Folge.
Fi g. 4 zeigt phasenempfindliche Querschnitte durch das Spektrum nach Fig. 3 parallel zu der ω\, «„-Achse,
und zwar folgen in F i g. 4 die Querschnitte von oben nach unten aufeinander. Es ist erkennbar, daß die Diagonallinien
15 bis 18 aus schmalen Spitzen bestehen, die auf einen breiten Sockel 19 aufgesetzt sind, während die
Kreuzlinien 11 bis 14 in flachen Senken 20 der Grundlinien erscheinen, bei denen es sich tatsächlich um breite,
negative Signale handelt.
Für den einfachen Fall zweier Positionen mit der Austausch-Geschwindigkeitskonstante k, gleicher Besetzung
und gleichen Spin-Gitter-Relaxationsraten /t, kann gezeigt werden, daß die Linienform aus der Überlagerung
zweier Lorentz-Funktionen mit gleicher integrierter Intensität, jedoch unterschiedlicher Breite entsteht.
Für die Diagonallinien erhält man
S>J = T [ Ri + RlA .1
und für Kreuzlinien
( ί = _L I *i _ 2k-R1 1
ljK6>m> 2 L Ri + A mi (2*-Ä,y + ^»rJ'
(3)
Es versteht sich, daß solche Linienformen nach der Methode der kleinsten Quadrate analysiert werden können.
In manchen Fällen ist jedoch die zeitliche Entwicklung der Diagonal- und Kreuzlinien aufschlußreicher,
wenn sie im Mischzeit-Bereich tm betrachtet wird. Die zeitliche Entwicklung kann durch eine inverse Fourier-Transformation
der «m zurückgewonnen werden. Zur Konzentration auf eine ausgewählte Kreuzlinie S1/<yJ
müssen alle anderen Signale eliminiert werden, die sich im gleichen Querschnitt durch das zweidimensionale
Diagramm befinden, indem ein ausreichend enges Frequenzband im «,-Bereich gewählt wird. In der Praxis wird
ein Querschnitt, der längs der«,, «„-Richtung geführt worden ist, mit einer Fensterfunktion W(Lih A Li) multi-
j& p'iiziert, die in dem Intervall von ω\ = Ω, — A Ω/2 bis «ι — Ω,- +A Ω/2 gleich 1 und im ubngen 0 ist. Die inverse
Fourier-Transformation wird gemäß
j,- S1Itn.) = -L f SUJ W(Lin A Ll) e '"-'-*-. (4)
-oo
berechnet.
Für Diagonallinien erhält man
Für Diagonallinien erhält man
S1HtJ = — [l+e":""] e^Ai'"-e'1J''! V"1 \W) (5)
und für Kreuzlinien
SiItn) = y[l - e ":*'"·] e """" e'!J'" *F~' [W). (6)
Die ersten beiden Faktoren repräsentieren die Mischfunktionen für das Zweistellen-System, welche das
Anwachsen und Abnehmen der Diagonal- und Kreuzlinien beschreiben. Sie enthalten die relevante Information,
nämlich die Austausch-Geschwindigkeitskonstante k und die Relaxationsrate R1.
Die letzten beiden Faktoren in den Gl. (5) und (6) enthalten keine brauchbare Information. Die Wahl einer
engen Fensterfunktion im «!-Bereich führt zu einer Faltung des Signals im /m-Zeitbereich mit einer Funktion
des Typs sin tjim. Vorausgesetzt, daß das Fenster erheblich breiter ist als die breiteste der beiden Lorentzfunktionen
in S0 (<am), beeinflußt diese Faltung nicht die Umhüllende im Zeitbereich. Die komplexen Schwingungsterme
in den Gl. (5) und (6) ergeben sich aus der Verschiebung ü, der Linien im <y,-Pereich. Dieser Schwingungsanteil
kann eleminiert werden, indem nach der inversen Fourier-Transformation die Absolutwerte im
/„-Zeitbereich gebildet werden:
)2 + Im[SAO}2] m = 1 (1 ±e"»'-
\SUUJI= [/fe [S1AtJ)2 + Im[SjAO}2] m = -1 (1 ±e"»'-) e -'"-. (7)
Eine solche Behandlung setzt voraus, daß die Mischfunktionen reel und im positiven Bereich definiert sind.
Diese Forderung ist allgemein erfüllt, sofern sich die Longitudinalmagnetisierung aller Spins im thermischen
Gleichgewicht befindet, bevor der erste Impuls eingestrahlt wird. Wäre die Spintemperatur nicht gleichförmig,
könnten die Mischfunktionen das Vorzeichen wechseln und wurden durch Bilden des Absolutwertes nach
Gl. (7) verzerrt.
Die F i g. 5 und 6 zeigen die experimentell erhaltenen inversen Fourier-Transformationen der Diagonal- und
Kreuzlinien von Cis-Decalin, die in der untersten Zeile von Fig. 4 wiedergegeben sind. Es handelt sich um die
gleichen Mischfunktionen, die mit einem sehr viel größeren Aufwand erhalten worden wären, wenn eine Vielzahl
von zweidimensionalen Spektrogrammen für verschiedene /„-Werte aufgenommen worden wären. Die
Mischfunktionen haben einen typischen Verlauf, nämlich einen monotonen, doppelt-exponentiellen Abfall bei
einer Diagonallinie bzw. ein Ansteigen und anschließendes Abfallen bei einer Kreuzlinie. Bei Systemen mit
mehreren austauschenden Kernstellen bestehen die Mischfunktionen aus der Überlagerung von ebenso vielen
Exponentialfunktionen, wie austauschende Kerne vorhanden sind, und es ist normalerweise eine Analyse nach
der Methode der kleinsten Quadrate erforderlich, um die verschiedenen Geschwindigkeits-Parameter zu trennen.
Gelegentlich können Schwierigkeiten bezüglich der Wahl des richtigen Frequenzbandes für die inverse Fourier-Transformation
auftreten, weil sich die breiten Sockel der Kreuz- und Diagonallinien im <y,, <ym-Bereich Mi
überlappen können, wie es Fig. 4 erkennen läßt. Dieses Problem kann im Prinzip vermieden werden, indem ein
kleinerer Wert für den Proponionalitätsfaktor κ gewählt wird. Durch Vermindern des Beitrags, den der Austauschvorgang
zur Linienbreitc liefert, kann jedoch die auf den ^"-Abfall während der Entwicklungszeit zurückzuführende
Linienbreite dominant werden, wodurch die Genauigkeit der Messung der Geschwindigkeitsparameter
vermindert wird. Es ist evident, daß das gewöhnliche eindimensionale Spektrum eine ausreichend gute
Auflösung haben muß, um eine zusätzliche Linienverbreiterung ohne übermäßige Überlappung zuzulassen.
In manchen Fällen ist das Signa- im Zeitbereich aufschlußreicher als die Linienform im Frequenzbereich, insbesondere,
wenn eine qualitative Analyse ausreicht. Insbesondere ist es möglich, durch einfache Betrachtung
Vorgänge höherer Ordnung zu identifizieren. Beispielsweise ist in einem linearen System der Art A ;=? B ^l C
der Übergang von A nach Cein Vorgang zweiter Ordnung. Im im-Bereich hat die Übergangsfunktion aAL (/J e'ne
verschwindende Ableitung bei tm = 0 im Gegensatz zu allen Vorgängen erster Ordnung.
Die in der Zeichnung wiedergegebenen Spektren wurden unter Verwendung eines Kernresonanz-Spektrometers
der Firma Bruker-Analytik GmbH vom Typ CXP 300 aufgenommen. Dieses Spektrometer erlaubt die
Erzeugung von 90°-Impulsfolgen, bei denen die Impulsabstände unabhängig voneinander einstellbar bzw. programmierbar
sind. Speziell zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann ein solches Spektrometer
in der Weise ausgebildet werden, daß anstatt der Eingabe der Zeitpaare /,, tm nur die Zeiten t\ und der Proportionalitätsfaktor
κ eingestellt bzw. bei programmiertem Ablauf des Maßvorganges eingegeben werden können,
so daß das Spektrometer den zweiten Impulsabstand tm = Kt\ selbständig bildet. Wie bereits aus dem Vorstehenden
hervorgeht, ist unter »Einstellen« auch das Eingeben eines entsprechenden Befehls in die Steuereinrichtung
eines solchen Spektrometers zu verstehen.
Hierzu 3 Blatt Zeichnungen
Claims (2)
1. Verfahren zum Aufnehmen von Kemresonanzspektrcn in einem dreidimensionalen Frequenzbereich
zur Bestimmung von Austauschvorgängen in Molekülen, bei dem das zu untersuchende Kernspinsystem mit
drei in zeitlichem Abstand aufeinanderfolgenden W-Impulsen angeregt und das nach dem dritten 90°-
Impuls erhaltene Interferogramm einer Fourier-Analyse unterworfen wird, bei dem weiterhin eine Vielzahl
solcher Messungen mit unterschiedlichen zeitlichen Abständen zwischen dem ersten und dem zweiten 90°-
Impuls, der Entwicklungszeit /j, ausgeführt wird, wobei die Änderung der Entwicklungszeit /, von ei ner Messung
zur anderen so gewählt wird, daß die mögliche Änderung der Resonanzfrequenz bei den Austausch vorgangen
erfaßt wird, und die dadurch erhaltenen, unterschiedlichen Amplitudenwerte der durch die Fourier-Analyse
gewonnenen Resonanzlinien als Augenblickwerte eines weiteren Interferogramms gespeichert und
einer weiteren Fourier-Analyse unterworfen werden und endlich diese Messungen für unterschiedliche zeitliche
Abstände zwischen dem zweiten und dem dritten Impuls, der Mischzeit tm, ausgeführt werden, um die
zeitliche Variation der Amplituden der durch die doppelte Fourier-Transformation ermittelten Resonanzlinien
zu erfassen, wobei die Mischzeit tm systematisch variiert wird, dadurch gekennzeichnet, daß bei
jeder Wiederholung der Messung mit einer anderen Entwicklungszeit r, gleichzeitig die Mischzeit tm proportional
zur Entwicklungszeit gemäß der Beziehung tm = Kt1 mit κ als Proportionalitätsfaktor geändert wird,
und daß die zeitliche Variation der Amplituden der Resonanzlinien entweder anhand ihrer Linienform längs
einer den Entwicklungs- und Mischzeiten /,, tm entsprechenden Frequenzachse oder durch eine inverse Fourier-Transformation
der einzelnen Resonanzlinien längs dieser Frequenzachse ermittelt wird.
2. Kernresonanzspektrometer zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, das einen Generator zur
Erzeugung von drei aufeinander folgenden HF-Impulsen mit einstellbaren zeitlichen Abständen aufweist,
dadurch gekennzeichnet, daß es zur Einstellung zueinander proportionaler zeitlicher Abstände, /, und
tm - κ ti, durch Wahl eines ersten zeitlichen Abstandes f, und des Proportionalitätsfaktors κ eingerichtet ist.
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