DE3133787A1 - Verwendung einer wasserhaltigen, von fasern oder einer matte durchsetzten alkalisilikatschicht und verfahren zur herstellung einer isolierschicht - Google Patents
Verwendung einer wasserhaltigen, von fasern oder einer matte durchsetzten alkalisilikatschicht und verfahren zur herstellung einer isolierschichtInfo
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Description
Isolierschicht für Feststoff-Raketentriebwerke
Die Erfindung bezieht sich auf eine Isolierschicht am Außenumfang
des Treibsatzes und/oder der Innenseite des Brennkammergehäuses eines Raketentriebwerks.
Die Treibsatz-Isolierschicht von StauStrahlraketen soll einerseits
den Treibsatz gegenüber einer Erwärmung durch die Luftreibung der Rakete thermisch isolieren, um eine Beeinträchtigung
des Abbrandes und damit des Druckarbeitsbereichs des Treibsatzes zu verhindern, und andererseits das Brennkammergehäuse
vor einer zu großen Erwärmung durch die Verbrennungsgase schützen. Da mit zumehmender Dicke der Treibsatz-Isolierschicht
der Treibsatz-Durchmesser und damit die Reichweite der Rakete verringert wird, ist man weiterhin bestrebt, den
genannten Forderungen durch eine möglichst dünne Isolierschicht zu entsprechen.
Es ist bekannt, die Treibsatz-Isoliecschicht aus Kunststoff, z.B.
Polybutadien herzustellen (DE-OS 27 58 814). Da der Kunststoff in Gegenwart der Verbrennungsgase jedoch schmilzt und sich zersetzt,
wird eine Erwärmung des Brennkammergehäuses auf hohe
Temperaturen dadurch nicht verhindert. Auch ist vorgeschlagen worden./ zur Erhöhung des Wärmedurchlaßwiderstands
der Isolierschicht gegenüber den Ver-
brennungsgasen in den Kunststoff anorganische Materialien, wie AlkalisiLikate, einzubringen (US-PS 3 916 618). Da die
Kunststoffmatrix gleichwohl schnell schmilzt und sich zersetzt, ist der dadurch erzielte Effekt jedoch nur sehr gering.
5
Der Erfindung/ wie sie in den Ansprüchen 1 bis 3 gekennzeichnet ist, liegt die Aufgabe zugrunde, eine Isolierschicht
am Außenumfang des Treibsatzes und/oder auf der Innenseite des Brennkammergehäuses, einschließlich des Gehäuses der
Nachverbrennungskammer , eines Raketentriebwerks bereit zu
stellen, die bei geringer Schichtdicke nicht nur eine zu starke Erwärmung des Treibsatzes durch die Luftreibung der
Rakete verhindert, sondern darüberhinaus sicherstellt, daß das Brennkammergehäuse bei der Verbrennung nur eine geringe
Erwärmung erfährt. In den Ansprüchen 4 bis 6 sind Verfahren angegeben, die sich zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Isolierschicht besonders eignen.
Wasserhaltige Alkalisilikatschichten, die von Fasern oder
Matten durchsetzt sind und bei hohen Temperaturen aufschäumen, werden im Bauwesen als Brandschutzplatten eingesetzt. Sie
weisen einen Wassergehalt von 20 bis 70 Gew.-% auf. Als Fasern werden insbesondere Glasfasern verwendet, und als
Matten Glasfasergewebe oder Drahtnetze. Die Fasern oder Matten werden dabei in einer Menge von 2 bis 40 Gew.-%, vorzugsweise
5 bis 25 Gew.-%, bezogen auf das in der Platte enthaltene
Alkalisilikat, eingesetzt. Das Aufschäumen erfolgt bei Einwirkung hoher Temperaturen, wie sie z.B. im Brandfall auftreten,
unter Absieden des in der Platte enthaltenen Wassers.
Eine Alkalisilikatplatte mit einer Dicke von 2 mm führt dabei zu einer etwa 15 mm dicken Schaumschicht sehr geringer Wärmeleitfähigkeit
(ca. 0,06 W/k-m). Zur Bildung der Schaumschieht
wird ein Blähdruck von ca. 5 bar als erforderlich angesehen. Oberhalb ca. 95O0C schmilzt die Schaumschicht wieder zusammen
(vgl. DE-AS 1 658 806 sowie die Druckschrift "Palusol-^Brand-
-5- - . ■ ■
schutzplatten"der Firma BASF AG, Ludwigshafen,- Bundesrepublik
Deutschland). Auch ist die gebildete Schaumschicht brüchig.
In dem Gasgenerator eines Raketentriebwerks wird ein hoher Druck von beispielsweise 30 bar aufgebaut. Die Temperatur
in dem Gasgenerator beträgt beispielsweise 13000C . Sie ist
in der Nachverbrennungskammer noch bedeutend höher. Die Strömungsgeschwindigkeit der Verbrennungsgase ist erheblich
(z.B. 0,3 Mach in der Nachverbrennungskammer).
Es ist nun als überraschend anzusehen, daß die vom Bauwesen her bekannte wasserhaltige, schäumbare Alkalisilikatschicht
trotz der genannten Bedingungen auch im Gasgenerator bzw. in der Nachverbrennungskammer eines Raketentriebwerks ihre hervorragenden
wärmeisolierenden Eigenschaften voll entfaltet.
Der Grund, warum sich die Alkalisilikatschicht trotz des Gegendrucks von beispielsweise 30 bar im Raketentriebwerk
aufbläht, dürfte in der hohen Temperatur der Verbrennungsgase
und dem entsprechend hohen Wasserdampfdruck in der Schicht
zu sehen sein. Auch dauert der Schmelzvorgang der Alkalisilikatschicht
selbst bei den genannten hohen Temperaturen relativ lange (z.B. 10 Minuten), so daß während einer Brenndauer des Treibsatzes von beispielsweise 1 bis 2 Minuten die
Schaumschicht nur geringfügig zusammenschmilzt, so daß ihr Wärmedurchlaßwiderstand kaum beeinträchtigt wird.
So wurde beim Abbrennen eines Bortreibsatzes , der mit einer
2 mm dicken erfindungsgemäßen Alkalisilikatschicht ummantelt
war, an der Außenseite des aus einer Stahlhaut bestehenden Brennkammergehäuses eine Temperaturerhöhung von lediglich
50C gemessen.
Zur Herstellung der Stahlhaut kann also auch ein Stahl geringerer
Güte verwendet werden, Darüberhinaus ist der Einsatz längerer
Treibsätze und damit eine entsprechende Vergrößerung der Reichweite möglich. Ein weiterer Vorteil der Alkalisilikatschicht
ist ihr geringer Preis.
Es ist bekannt, daß durch Zugabe von Wasser die Zündtemperatur
eines Bortreibsatzes herabgesetzt und damit eine vollständigere Verbrennung in der Nachverbrennungskammer erzielt wird. Der aus der erfindungsgemäßen Isolierschicht entweichende
Wasserdampf unterstützt diesen Effekt.
Nachstehend ist die Erfindung anhand der beigefügten Zeichnung beispielsweise erläutert, deren einige Figur im
Längsschnitt den Gasgenerator eines Raketentriebwerks während des Abbrandes zeigt.
' Innerhalb des Brennkammergehäuses 1 eines Gasgenerators ist
ein Feststoff-Treibsatz 2 vom Stirnbrennertyp angeordnet.
Ein zwischen dem Außenumfang des Treibsatzes 2 und der Innenseite des Gehäuses 1 vorgesehener Ringspalt ist mit
einer Schicht 3 ausgefüllt, die aus einer wasserhaltigen Silikatschicht besteht, die von Fasern oder einer Matte
durchsetzt ist.
Durch die Abbrandtemperatür des Treibsatzes 2 schäumt die Schicht
an der Abbrandfront 4 zu einer Schicht 6 auf, deren Schichtdicke
ein Vielfaches, z.B. 7-faches , der Schichtdicke der Schicht beträgt. Durch die geringe Wärmeleitfähigkeit und große
Schichtdicke der aufgeschäumten Schicht 6 ist eine Erwärmung des Gehäuses 1 weitestgehend verhindert. Auch ist die Schichtdicke
der ungeschäumten oder nur wenig geschäumten Schicht ausreichend, um eine zu große Erwärmung des Treibsatzes 2
durch die Luftreibung der Rakete zu verhindern.
Zur Herstellung der Isolierschicht 3 wird eine wasserhaltige,
von Fasern oder einer Matte durchsetzte Natriumsilikatplatte
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-7-
auf 60 bis 1000C erwärmt, wodurch sie plastisch wird. Derartige
Natriumsilikatplatten sind im Handel als Brandschutzplatten erhältlich. Der Treibsatz 2 wird dann mit der plastischen
Natriumsilikatschicht ummantelt, wobei die Natriumsilikatschicht auf den Treibsatz mittels eines Silikonklebers aufgeklebt
werden kann.
Der Durchmesser des mit der Natriumsilikatschicht ummantelten Treibsatzes 2 ist dabei geringfügig kleiner als der Innendurchmesser
des Gehäuses 1, so daß nach dem Einsetzen des Treibsatzes 2 in das Gehäuse 1 zwischen der Natriumsilikatschicht und dem Gehäuse 1 ein Ringspalt gebildet wird. Die
Innenseite des Gehäuses 1 und/oder die Außenseite der Natriumsilikatschicht
kann gleichfalls mit einem Silikonkleber versehen werden. Alsdann wird das Gehäuse 1 erwärmt, so daß die
Natriumsilikatschicht kurzzeitig eine Temperatur von mehr als 1000C erreicht, wodurch sie etwas aufschäumt und der Ringspalt
zwischen der Natriumsilikatschicht und dem Gehäuse 1 ausgefüllt wird. Der Treibsatz 2 ist dann durch die Schicht
im Gehäuse 1 sicher gehalten. Auch wird der Spalt, der am Stoß der plastischen Platte bzw. Schicht beim Ummanteln des
Treibsatzes 2 entsteht, durch dieses teilweise Aufschäumen geschlossen.
Eine Herabsetzung der Schichtdicke der Schicht 3 läßt sich erreichen, wenn zwischen der Alkalisilikatschicht und dem
Brennkammergehäuse eine Schicht aus geschäumtem Kunststoff
vorgesehen wird. Dann übernimmt der geschäumte Kunststoff in erster Linie die Aufgabe, den Treibsatz gegenüber einer
Erwärmung durch die Luftreibung der Rakete thermisch zu isolieren,
während der Schutz des Gehäuses 1 vor den Verbrennung sga sen auch bei einer geschäumten Schicht 6 geringerer
Schichtdicke noch völlig ausreichend ist. Die Schicht aus geschäumtem
Kunststoff wird dadurch hervorgebracht, daß in den Ringspalt zwischen der Alkalisilikatschicht und dem Gehäuse
eine Kunststoff-Schaummasse gegeben und aushärten gelassaiwird.
— 8 —
Die Alkalisilikatschicht 3 ist beidseitig mit einem Epoxidharzgewebe von etwa 0,1 mm Dicke versehen. Durch das
Epoxidharzgewebe wird verhindert, daß Feuchtigkeit aus der Alkalisilikatschicht in den Treibsatz 2 eindringt.
Gleichzeitig verhindert das Epoxidharzgewebe
ein Auswandern des Abbrandbeschleunigers aus dem Treibsatz 2 in die Alkalisilikatschicht 3.
Statt des vorstehend geschilderten Ummanteln des Treibsatzes mit der durch Erwärmung plastisch gemachten
Alkalisilikatschicht 3 kann auch die Innenseite des Brennkammergehäuses 1 mit der durch Erwärmung plastisch
gemachten Alkalisilikatschicht 3 ausgekleidet werden, worauf die Alkalisilikatschicht 3 bzw. das auf ihr
befindliche· Epoxidharzgewebe mit einem Haftvermittler
versehen wird und dann die Treibstoffmasse eingegossen wird (case-bonding).
Claims (6)
1./ Isolierschicht am Außenumfang des Treibsatzes und/oder
der Innenseite des Brennkammergehäuses eines Raketentriebwerks , dadurch gekennzeichnet , daß
sie eine wasserhaltige, von Fasern oder einer Matte durchsetzte Alkalisilikatschicht (3) aufweist, die beim
Abbrand des Treibsatzes (2) aufschäumt.. .
2. Isolierschicht nach Anspruch 1, dadurch g e k e η η -.
zeichnet , daß die Alkalisilikatschicht (3)
auf beiden Seiten mit einem Epoxidharzgewebe versehen ist.
3. Isolierschicht nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß zwischen der
Alkalisilikatschicht (3) bzw. dem Epoxidharzgewebe und dem Brennkammergehäuse (1) eine Schicht aus
geschäumten Kunststoff vorgesehen ist.
"■ 2 —
4. Verfahren zur Herstellung der Isolierschicht nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Alkalisilikatschicht auf eine Temperatur erwärmt wird, bei der sie plastisch wird,
wonach der Treibsatz mit der plastischen Älkalisilikatschicht ummantelt und unter Bildung eines Ringspaltes
zwischen der Alkalisilikatschicht bzw. dem Epoxidharzgewebe und dem Brennkammergehäuse in das
Brennkammergehäuse eingesetzt wird und anschließend . auf eine Temperatur erwärmt wird, bei der die
Alkalisilikatschicht aufzuschäumen beginnt, um den ·
Ringspalt zu schließen.
5. Verfahren zur Herstellung der Isolierschicht nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Alkalisilikatschicht auf eine Temperatur erwärmt wird, bei der sie plastisch wird, wonach die
Innenseite des Brennkammergehäuses mit der plastischen Alkalischicht ausgekleidet, die Alkalischicht bzw. das
Epoxidharzgewebe mit einem Haftvermittler versehen wird,
worauf die Treibstoffmasse eingegossen wird.
6. Verfahren zur Herstellung der Isolierschicht nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Alkalisilikatschicht auf eine Temperatur erwärmt wird, bei der sie plastisch wird, wonach
der Treibsatz- mit der plastischen Silikatschicht ummantelt und unter Bildung eines Ringspaltes
zwischen der Alkalisilikatschicht bzw. dem Epoxidharzgewebe und dem Brennkammergehäuse in das Brennkammergehäuse
eingesetzt wird und anschließend in den Ringspalt eine Kunststoffschaummasse gegeben und
aushärten gelassen wird.
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