DE312628C - - Google Patents
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Description
AUSGEGEBEN
AM 28. MAI 1919
Wie aus einer Durchschnittsberechnung einer großen Zahl von Aderlässen immunisierter Tiere,
sowie aus den Angaben der einschlägigen Handbücher (Marxer, Technik der Serumgewinnung
1916) hervorgeht, beträgt die Ausbeute bei der
allgemein angewendeten Methode der Serumgewinnung durchschnittlich nicht mehr als 40
bis 45 Prozent, wobei Schwankungen zwischen 30 und 50 Prozent vorkommen. Offenbar geht
hierbei ein nicht unbeträchtlicher Teil der im Gesamtblute enthaltenen Antikörper verloren.
Nach einem daraufhin angelegten Versuche beträgt dieser Verlust, gemessen an den im Ge-Gesamtblut
nachweisbaren Antitoxineinheiten nicht weniger als etwa 30 Prozent. Das bei dem
bisherigen Verfahren übliche Auspressen des durch Gerinnung entstandenen Blutkuchens
durch Beschwerung zeigt, daß die Absicht schon bisher darauf gerichtet. war, jenen Verlust zu
vermindern. Doch, wird dies, wie die obigen Angaben, bei denen die durch Auspressung des
Blutkuchens enthaltene Menge von Antikörpern bereits miteinbezogen ist, zeigen, nur höchst unvollkommen
erreicht.
Beim Ausschleudern auf der Zentrifuge scheint die Ausbeute an Antikörpern. allerdings etwas
größer zu sein. Doch würde ein solches Verfahren sehr kostspielig werden, überdies derzeit
kaum ausführbare technische Einrichtungen erfordern; auch würden sich bei der Erzeugung im
großen erhebliche Schwierigkeiten für das sterile Arbeiten ergeben.
Der Erfinder hat sich die Aufgabe gestellt, eine bessere Ausbeute an spezifisclien Stoffen
dadurch zu erreichen, daß die Stoffe im unveränderten Blutplasma gewonnen werden, wobei
er von der Tatsache ausgeht, daß die Antikörper im "Plasma in annähernd gleicher Stärke vorhanden
sind, wie im Serum. Nach dem neuen Verfahren erfolgt das Auffangen des Blutes nicht
wie bisher in Gefäßen oder Röhren mit weiter Öffnung (Zylindern), sondern in bei der Blutentnahme
bekannter Weise' in gewöhnlichen sterilisierten Flaschen, die eine Markierung für
. die aufzunehmende Blutmenge gestatten. In die Flaschen wird eine geeignete gerinnungshemmende
Substanz vor dem Sterilisieren in solcher Menge eingefüllt, daß sie gerade sicher
ausreicht, die Gerinnung der zu entnehmenden Blutmenge zu hemmen. -Die verwendete Substanz
darf in der gerinnungshemmenden Konzentration weder den Antikörpergehalt, noch infolge
schädlicher Nebenwirkungen die Anwendbarkeit der Produkte als Heilmittel beeinträch- tigen,
anderseits muß sich ihre gerinnungshemmende Wirkung schon durch einen der Menge
nach so geringen Zusatz erzielen lassen, daß die durch den Zusatz bedingte Verdünnung praktisch
bedeutungslos bleibt. Die Substanz muß daher in hoher Konzentration löslich sein, so
daß schon eine kleine Menge für ein Vielfaches an Blut ausreicht. Solche Substanzen sind, wie
der Erfinder festgestellt hat, die nach der zur j Zeit herrschenden Auffassung durch Beein- ;
flussung der Kalksalze des Blutes die gerinnungs- j hemmenden Stoffe, z. B. Citrate.
Die gerinnungshemmende Wirkung der Citrate isfbekannt. Es ist von derselben auch bereits
für Schutzimpfungszwecke Gebrauch gemacht j
ίο worden, z. B. von Kolle für. die Gewinnung eines j
Rinderpestimpfstoffes (s. Kraus und Levaditi, ' Handbuch der Technik und Methodik der Immunitätsforschung,
Band II S. 591/92). Die Gerinnungshemmung hat aber in diesem Falle
wie auch bei der Bluttransfusion nur den Zweck, das Blut bzw. die darin vorhandenen Erreger
(Antigene) möglichst unverändert zu erhalten. In dem vorliegenden Verfahren dagegen soll die
Gerinnungshemmung eine möglichst scharfe
ao Trennung des- Blutes in feste und flüssige Bestandteile
herbeiführen zu dem Zwecke, die im flüssigen Anteil erst infolge der Immunisierung
auftretenden Schutzstoffe (Antikörper) zu gewinnen. Der Erfinder hat nämlich gefunden,
daß diese Trennung durch Absetzenlassen des ungeronnenen Blutes ganz allgemein vollkommener
erreicht wird als bei der üblichen Serumgewinnung. Auf Grund dieser seiner Feststellung
bringt der Erfinder grundsätzlich die Ge-.
rinnungshemmung bei seinem Verfahren in Anwendung. Die nach den bisherigen Kenntnissen
für diesen Zweck benutzten chemischen Zusätze entsprechen aber schon durch die verwendete
Flüssigkeitsmenge (gleiche Mengen bis zum Mehrfachen der Blutmenge) sowie durch die
empfohlenen Endkonzentrationen (z. B. für Natriumeitrat 1 bis 4 Prozent) durchaus nicht
der Anforderung, die Wirksamkeit der spezifischen Stoffe und deren Anwendbarkeit als
Heilmittel nicht zu beeinträchtigen. Erst der Erfinder hat gefunden, daß. diese Substanzen
i. die Gerinnung schon in geringeren Endkonzentrationen hemmen, als bisher angegeben
wurde (z. B. Natriumeitrat bei 0,28 Prozent);
2. infolge ihrer guten Löslichkeit als relativ kleine Volummengen hoch konzentrierter Lösungen die
erforderlichen Endkonzentrationen ergeben; 3. bei dieser Anwendungsweise den Antikörpergehalt
dauernd nicht schädigen und keine schädliehen Nebenwirkungen aufweisen; 4. die sonst
sekundär nach Monaten eintretende Gerinnung des Citratplasmas dauernd ausbleibt, wenn man
dasselbe, wie dies bei der Serumgewinnung üblich ist, weiter behandelt.
Bei Benutzung von Natriumeitrat verwendet man für 1 Liter Blut mindestens 6 ecm einer
5oprozentigen oder 10 ecm einer 3Oprozentigen
Lösung, so daß der Gehalt des Blutes an Natriumcitrat mindestens 0,3 Prozent, eventuell
bis 0,5 Prozent beträgt. Das durch ein mitsterilisiertes Röhrchen eingelassene Blut wird
durch ruhiges Stehenlassen innerhalb 24 Stunden zur Scheidung in Plasma und Blutkörperchensediment
gebracht, worauf das überstehende Plasma ohne Öffnung der Flasche durch ein zweites ebenfalls mitsterilisiertes Röhrchen abgesaugt
werden kann. Die weitere Verarbeitung erfolgt wie bei Serum. Die hierbei auftretende
Trübung des Plasmas kann bei allen für den Menschen bestimmten Präparaten durch eine
besondere Klärung, z. B. durch Filtrieren, beseitigt werden. Aus dem verbliebenen Blutkörperchensediment
kann in bekannter Weise durch Waschen mit physiologischer Kochsalzlösung eventuell noch ein weiterer -Anteil an
spezifischen Stoffen, wenn auch in verdünnter Lösung erhalten werden. Doch steht deren Eindickung
bei dem gegebenenfalls verringerten Eiweißgehalte nichts im Wege.
Durch dieses Verfahren ist es, wie der Erfinder durch zahlreiche Versuche --festgestellt hat,
unter Umständen möglich, bis zu 90 Prozent der im Gesamtblut .enthaltenen Antikörper zu gewinnen.
Schon die Ausnutzung der ersten Fraktion allein ergibt eine durchschnittliche Ausbeute
von mindestens 55 Prozent der Blutmengen, so daß schon in diesem-Falle etwa um ein Viertel. ■,
mehr Ausbeute erzielt wird, als nach dem bisher üblichen Verfahren. Dabei sind die erhaltenen
Plasmapräparate den gegenwärtigen Serum- go Präparaten in ihrer spezifischen Wirkung völlig
gleichwertig, wie aus der vergleichenden Prüfung des Antikörpergehaltes hervorgeht. Das
Verfahren bewirkt somit keine Schädigung des Antikörpergehaltes. Die Anwendbarkeit der
Produkte aber erweist ihre Unschädlichkeit im Tierversuche einerseits, anderseits die bereits
vielfach geübte Anwendung von Citratlösungen bei der Bluttransfusion.
Weitere Vorteile des neuen Verfahrens bestehen in seiner größeren Einfachheit und der
weit größeren Sicherheit des sterilen Arbeitens, da bei dem bisherigen Verfahren behufs Absaugung
des Serums das Gefäß stets geöffnet werden muß. Auch kann nach dem neuen Verfahren
mit viel größeren Gefäßen gearbeitet werden, so daß die ganze Manipulation bei einem
Aderlaß in einem einzigen Gefäße vorgenommen werden kann.
i. Aderlaß eines Diphtheriepferdes.
A. Aus 1300 ecm Blut nach dem üblichen
Expressionsverfahren behandelt werden 630 ecm Serum gewonnen, demnach 48 Prozent.
Das Serum ist gut 500 fach, das betreffende Versuchstier zeigt nur geringe Erscheinungen.
B. Aus 1300 ecm desselben Blutes mit Zusatz
von 13 ecm einer 3oprozentigen, Lösung von
Natriumeitrat werden nach 24stündigem Stehen durch spontanes Absetzen erhalten: 800 ecm
Plasma, somit 60,9 Prozent der Blutmenge (samt
Zusatz) als ι. Fraktion, ferner durch Extraktion
mit 500 ecm normalen Serum nach 48 stündigem Stehen 45o"ccm verdünntes Plasma als 2. .Fraktion.
Das Plasma der ersten Fraktion ist 500 fach, das betreffende Tier zeigt nur etwas
deutlichere Erscheinungen als mit dem Serum und stirbt ebenfalls nicht. Die 2. Fraktion ist
8ofach. ·
Es ergeben somit an Antitoxineinheiten': ' Die übliche Serumgewinnungsmethode 630X
500 = 315 000 A. E. das neue Verfahren 800 X 500 = 400 000 als erste Fraktion und 450 χ 50
= 36 ooo als zweite Fraktion, insgesamt 436 000 A. E.
' II. Aderlässe eines agglutinierenden Cholerapferdes.
A. Aus 6,5 1 Blut nach dem üblichen Expressionsverfahren behandelt werden 3 050 g Serum
vom Titer 1 :io 000 gewonnen.
B. Aus 6,5 1 ΒΙμί mit 0,3 Prozent Citratzusatz
werden 3 900 g Plasma der ersten Fraktion, und nach Auffüllung mit 3-900 g steriler
physiologischer Kochsalzlösung nach 3tägigem Stehen 3 100 g einer zweiten Fraktion gewonnen.'
. Der Titer der ersten Fraktion ist 1:10 000, der der zweiten 1:1 000. Nach Einengung im
Vacuum bei 37 ° auf 300 ecm ist der Titer der, eingeengten zweiten Fraktion 1:10 ooo. Es
wurden also durch das Verfahren insgesamt 4 200 ecm vom Titer 1:10 000 erhalten.
Claims (3)
1. Verfahren zur Gewinnung der im flüssigen Anteil des -Blutes immunisierter Tiere
bei der Immunisierung auftretenden spezifischen Stoffe (Antikörper), dadurch gekennzeichnet,
daß die Stoffe zu dem Zwecke, eine größere Ausbeute als bei der Serumgewinnung zu erhalten, in Form von Blutplasma
' aus dem Blute ausgeschieden werden, indem man die Blutgerinnung durch chemiche Zusätze,
die auf die Kalksalze des Blutes wirken, verhindert, wobei die Zusätze ihrer Menge
und Beschaffenheit nach die Wirksamkeit der spezifischen Stoffe und deren Anwendbarkeit
beim Menschen und Tier nicht beeinträchtigen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Auffangen des Blutes
nicht in Zylindern mit weiter Öffnung, sondern in an sich bekannter Weise in großen
Sammelflaschen erfolgt, die die erforderlichen Zusätze schon vor dem Sterilisieren eingefüllt
erhalten.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß aus dem nach Abnahme der ersten Fraktion verbliebenen -Blutkörperchensediment durch an sich bekannte
Extraktion mit physiologischer Kochsalzlösung oder anderen indifferenten Medien noch weitere Anteile der spezifischen Stoffe
in verdünnter Lösung gewonnen werden.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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Country | Link |
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