DE3112737A1 - Verfahren zur gewinnung epoxidfreier sedierender wirkstoffe aus pflanzen der familie valerianaceae - Google Patents

Verfahren zur gewinnung epoxidfreier sedierender wirkstoffe aus pflanzen der familie valerianaceae

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Description

  • Beschreibung
  • Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung der in Baldriangewächsen und insbesondere in deren Wurzeln und Rhizomen enthaltenen sedierenden Wirkstoffe durch Lösungsmittelextraktion, wobei in erhaltenen Valepotriaten gleichzeitig der Epoxidring unter Bildung von Valtrathydrinen aufgespalten wird, und, sofern die Extraktion mit Alkoholen bzw. Alkohol-Wasser Mischungen erfolgt, ein weiterer Abbau zu Baldrinalen, das heißt entsprechenden Aldehydverbindungen eintritt. Alle genannten Verbindungen, das heißt die Valepotriate, die Valtrathydrine und die Baldrinale besitzen sedierende Wirkung. Die Valtrathydrine und die Baldrinale haben jedoch gegenüber den Valepotriaten den Vorzug, daß sie chemisch beständiger sind.
  • Der Gehalt an sedierenden Wirkstoffen in Baldriangewächsen, das heißt Pflanzen aus der Familie Valerianaceae kann je nach Provenienz: Südamerika, Indien oder Europa, nach der spezifischen Valeriana-Art und aufgrund einer unterschiedlichen Verteilung in den Organen der Pflanzen in diesen selbst stark variieren. Aus den Extrakten der Baldriangewächse hat man als Wirkstoffe die Valepotriate, das heißt Ester von hydroxyliertem Dimethylcyclopentanodihydropyran mit der allgemeinen Formel isoliert die sich leicht zersetzen, ferner Valtrathydrine mit aufgespaltenem Epoxidring der allgemeinen Formel als Abbauprodukte der Valepotriate, vgl. P.W. Thies, Tetrahedron, Band 24 (1968), Seite 313 und W. Schild, W. Seitz, Berichte, Band 84 (1971), Seite 225. In den obigen Formeln stellen R1 bis R4 Acylreste dar, insbesondere den Isovaleryl-, den Acetyl- und den ß-Acetoxyisovalerylrest.
  • Ferner hat man festgestellt, daß Valtrathydrine nicht nur als Abbauprodukte von Valepotriaten auftreten, sondern auch genuin in Valerianaarten, nämlich in Valeriana tiliaefolia auftreten können, vgl. J. Hölzl und Mitarbeiter in Tetrahedron, Nr. 15 (1976), Seiten 1171-74.
  • Außerdem ist bekannt, daß ein Abbauprodukt von Isovaltrat, d.h. einem Valepotriat der obigen allgemeinen Formel I, in der R1 und R2 die Isovalerylgruppe darstellen und R3 die Acetylgruppe ist, nämlich der Aldehyd Homobaldrinal (4-Isovaleroxymethyl-7-formyl-cyclopenta-(c)-pyran) stark sedierend wirkt, vgl. Planta medica 1980, Band 38, Seite 358 ff. Hier ist auch die Vermutung ausgesprochen, daß möglicherweise nicht die genuinen Valepotriate in Form der rein isolierten Wirkstoffe oder als Bestandteile von Baldrianextrakten und -fraktionen das wirksame Prinzip der Valeriana-Präparate darstellen, sondern deren epoxidfreie Abbauprodukte.
  • Ein Verfahren, das es ermöglichen würde, aus Valerianaarten erwünschte Wirkstoffe in modifizierter beständiger, aber dennoch wirksamer Form in einem Arbeitsgang zu erhalten, wäre außerordentlich erwünscht.
  • Bekannt ist die Gewinnung von Valepotriaten der oben angegebenen Formel I durch Extraktion der Wurzeln oder Wurzelstöcke von Pflanzen aus der Familie Valerianaceae bei Temperaturen unter 30 0C mittels lipophiler Lösungsmittel bei schwach saurem pH-Wert von 3 bis 7 und Aufarbeitung der erhaltenen Extrakte, einschließlich Ausschütteln mit sauren oder basischen Lösungen zur Entfernung von Basen und Säuren und chromatographischen Trenn- sowie Kristallisationsverfahren, vgl. deutsche Patentschrift 11 91 515 und 13 01 433.
  • Bekannt ist auch, daß man vom Wirkungsprinzip der Baldriandroge vorteilhaft Gebrauch machen kann, wenn man den mit einem niedrig siedenden lipophilen Lösungsmittel aus Valerianaceen erhaltenen Extrakt im Vakuum vom Lösungsmittel befreit und den Rohextrakt dann in ein fettes Öl, zbm Beispiel Olivenöl, Rüböl oder Sojaöl inkorporiert und durch entsprechende Verdünnung mit diesem Öl den gewünschten Wirkstoffgehalt einstellt, vgl. DE-AS 22 30 626.
  • Es wurde nun gefunden, daß man in äußerst einfacher Weise, das heißt in einem einzigen Arbeitsgang aus Pflanzen der Familie Valerianaceae einen Extrakt erhalten kann, der erwünschte Wirkstoffe nicht nur in hoher Menge, sondern auch in beständiger, d.h. epoxidfreier Form enthält, wenn man getrocknete Wurzeln oder oberirdische Teile dieser Pflanzen in zerkleinerter Form mit einem niederen aliphatischen Alkohol mit z.B. bis 4 C-Atomen, insbesondere Methanol oder Ethanol, oder einer Alkohol-Wasser Mischung mit einem Wasseranteil von maximal 50 Vol.% in Gegenwart schwacher organischer Säuren und katalytischer Mengen starker Säuren, so daß der pH-Wert während des Extraktionsprozesses nicht über 3 steigt, bei erhöhter Temperatur bis Siedehitze extrahiert und nach dem Abpuffern des pH-Wertes auf pH etwa 5 das Lösungsmittel im Vakuum, durch Hordentrocknung oder andere hierfür übliche Trocknungsverfahren entfernt.
  • Als schwache Säuren eignen sich Essigsäure, Weinsteinsäure und Zitronensäure sowie ähnliche bekannte schwache Säuren.
  • Als starke Säuren können z.B. Halogenwasserstoffsäuren, Schwefelsäure, Ameisensäure und andere bekannte starke Säuren verwendet werden. Sie werden in einer Menge von etwa 0,1 bis 0,2 % zugesetzt. Das Abpuffern vor der Entfernung des Lösungsmittels ist notwendig, da es sonst in der stark konzentrierten Lösung zu Zersetzungsreaktionen kommt. Der erhaltene Extrakt enthält die gewünschten Wirkstoffe als Hydrinverbindungen und Aldehydverbindungen und nicht in der unbeständigen Epoxidform. Der jeweilige Anteil an Hydrinen und Aldehyden in diesen Extrakten kann dabei je nach der als Ausgangsmaterial verwendeten Droge verschieden hoch sein. Auch ohne den Zusatz von Säuren führt die Extraktion mit niederen aliphatischen Alkoholen oder Mischungen dieser Alkohole mit Wasser zu epoxidfreien, aldehydreichen Extrakten. Es muß dann jedoch ausreichend lange bei Temperaturen von nicht unter 65 0C extrahiert werden.
  • Zur Überführung in therapeutische Zubereitungen können die erhaltenen Extrakte mit üblichen Trägersubstanzen, wie Milchzucker, Calciumphosphat usw. versetzt und dann zu bekannten Verabreichungsformen, wie Dragees, Kapseln etc.
  • verarbeitet werden.
  • Führt man das Extraktionsverfahren bei einem pH-Wert von unter 3 nicht mit einem Alkohol oder einem Alkohol-Wasser Gemisch, sondern unter wasserfreien Bedingungen durch, das heißt mit wasserfreien apolaren Lösungsmitteln, wie Ether und Dichlormethan, so enthält der Extrakt aus Valeriana allariifolia bzw. tiliaefolia die Wirkstoffe überwiegend bis ausschließlich in Form von Valtrathydrinen. Nach dem Abpuffern auf pH etwa 5 und der Entfernung des Lösungsmittels kann der Extrakt wie oben erläutert in ein Öl einkorporiert oder mit pulverförmigen Trägermaterialien versetzt und zu therapeutischen Verabreichungsformen verarbeitet werden.
  • Überraschend ist, daß die erfindungsgemäße Verfahrensführung zu Extrakten mit hohem Wirkstoffgehalt führt, die Wirkstoffe also weder durch die angewandten hohen Temperaturen noch den sauren pH-Wert von unter 3 beeinträchtigt werden. Bisher waren für die Extraktion von Valerianaceen milde Verfahrensmaßnahmen, nämlich ein schwach saurer pH-Wert von über 3 und niedrige Temperaturen von unter 300C zwingend, vgl. die deutschen Patentschriften 11 91 515 und 13 01 433.
  • Werden für die Extraktion Drogen angewandt, die genuin bereits einen sehr hohen Prozentsatz an Hydrinen enthalten, ist es bei der mit apolaren wasserfreien Lösungsmitteln durchgeführten Extraktion nicht zwingend notwendig, bei der Siedetemperatur des Extraktionslösungsmittels zu arbeiten. Hier können bereits niedrigere Temperaturen genügen.
  • Anstelle der Drogen können im erfindungsgemäßen Verfahren als Ausgangsmaterial auch Rohextrakte der Drogen verwendet werden, die durch Extraktion mit apolaren wasserfreien Lösungsmitteln und anschließendes Entfernen des Extraktionsmittels erhalten werden.
  • Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht nur im Labor sondern auch ohne jede Schwierigkeiten in technischem Maßstab durchführbar.
  • Die folgenden Beispiele erläutern dieses Verfahren.
  • Beispiel 1 100 9 gepulverte Wurzeln und Rhizome von Valeriana allariifolia werden mit 500 ml Dichlormethan bei Siedehitze unter Rückfluß erschöpfend extrahiert. Die erhaltene Lösung wird filtriert und das Lösungsmittel unter vermindertem Druck bei 300C abdestilliert.
  • Der ölige Rückstand von 4,2 g wird in 800 ml reinem Methanol gelöst. Die Lösung wird mit 0,8 ml 10 n HCl versetzt und eine Stunde zum Sieden erhitzt. Die überschüssige Säure wird dann mit Natriumbicarbonat auf einen pH-Wert von 5,0 abgepuffert und die Lösung unter vermindertem Druck bei 400C zur Trockene eingeengt.
  • Der erhaltene Extrakt von etwa 4,5 g enthielt etwa 50 % Baldrianwirkstoffe, nämlich überwiegend Valtrathydrine der Summenformeln C27H40016 (Isovaleroxy-Valtrathydrin) und C24H34016 (Acetoxy-Valtrathydrin).
  • Eine weitere Reinigung und Isolierung der Substanzen wird durch Verteilungsausschüttelung zwischen Methanol und Petrolether erreicht.
  • Beispiel 2 100 9 gepulverte Wurzeln und Rhizome von Valeriana allariifolia werden mit 500 ml Dichlormethan oder einem anderen apolaren Lösungsmittel, z.B..Ether bei Siedehitze unter Rückfluß erschöpfend extrahiert. Die Lösung wird abfiltriert, mit 0,5 ml Ameisensäure versetzt und 2 Stunden zum Sieden erhitzt. Dann wird mit Natriumbicarbonat auf einen pH-Wert von 5,0 abgepuffert und unter vermindertem Druck zur Trockne eingeengt.
  • Der erhaltene Rückstand von etwa 5 9 enthält etwa 50 % der Wirkstoffe, überwiegend Valtrathydrine. Eine weitere Reinigung kann durch eine Verteilungsausschüttelung zwischen Methanol und Petroläther erfolgen.
  • Beispiel 3 100 9 gepulverte Wurzeln und Rhizome von Valeriana mexicana werden mit 1000 ml reinem Methanol bei Siedehitze unter Rühren eine Stunde unter Rückfluß extrahiert. Das Filtrat wird bei 1000C zur Trockene eingedampft.
  • Man erhielt 16,5 9 viskosen Extrakt mit einem Aldehydanteil von etwa 30 %.
  • Die chromatografisch reine Aldehydfraktion erhält man durch Verteilungsausschüttelung zwischen Methanol und Petrolether.

Claims (3)

  1. Verfahren zur Gewinnung epoxidfreier sedierender Wirkstoffe aus Pflanzen der Familie Valerianaceae Patentansprüche 1. Verfahren zur Gewinnung epoxidfreier sedierender Wirkstoffe aus Pflanzen der Familie Valerianaceae, dadurch gekennzeichnet, daß man die Pflanzen- bzw.
    Pflanzenteile oder den durch Extraktion der Pflanzen bzw. Pflanzenteile mit einem apolaren Lösungsmittel erhaltenen, vom Lösungsmittel befreiten Rohextrakt mit apolaren wasserfreien Lösungsmitteln oder mit niederen aliphatischen Alkoholen oder Gemischen dieser Alkohole mit höchstens 50 Vol.% Wasser bei erhöhter Temperatur in Gegenwart schwacher organischer Säuren und katalytischer Mengen starker Säuren bei einem pH-Wert unter 3 extrahiert, oder die Extraktion mit niederen aliphatischen Alkoholen oder Gemischen dieser Alkohole mit höchstens 50 Vol.% Wasser ohne Säurezusatz bei der Siedetemperatur der Extraktionsmittel durchführt, das Lösungsmittel nach dem Abpuffern des sauren pH-Wertes in bekannter Weise aus dem Extrakt entfernt und gegebenenfalls aus dem Extrakt die gebildeten epoxidfreien Baldrinale und/oder Valdrathydrine unter Anwendung ebenfalls bekannter chromatographischer, Ausschüttelungs- und/oder Kristallisationsverfahren isoliert.
  2. 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man auch die Extraktion unter Säurezusatz bei der Siedetemperatur des Extraktionsmittels durchführt.
  3. 3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man Valeriana tiliaefolia bzw. allariifolia extrahiert.
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