Die Erfindung betrifft eine alloplastische Prothese der
im Oberbegriff des Patentanspruchs 1 genannten Art sowie
deren Verwendung.
Speziell betrifft die Erfindung eine alloplastische Kno
chenprothese mit verbesserter Affinität und Verträglich
keit gegenüber dem Körpergewebe beim Austausch gegen kran
kes oder zerstörtes Knochengewebe.
In der orthopädischen Chirurgie ist in jüngerer Zeit zu
nehmend alloplastisches Knochenmaterial verwendet worden.
Alloplastische Werkstoffe dieser Art, die bestimmungsgemäß
in das lebende Körpergewebe eingefügt werden, müssen mecha
nisch fest sein und große Lasten aufnehmen können und gleich
zeitig eine hervorragende Gewebeverträglichkeit gegenüber
dem Humangewebe aufweisen. Der alloplastische Werkstoff darf
den Heilvorgang nicht verzögern und muß auch langfristig im
Körper physiologisch inert sein. Er darf insbesondere auch
langfristig kein toxischen Ionen in das Gewebe abgeben.
Schließlich muß der Werkstoff gut bearbeitbar und formbar
sein, um auch kompliziertere Knochenformen des menschlichen
Skeletts leicht nachformbar werden zu lassen.
Das bekannte Knochenersatzmaterial besteht überwiegend aus
Metall, beispielsweise aus Edelstahl, aus Legierungen auf
Cobaltbasis mit Chrom und Molybdän (Vitallium), aus Titan
und dessen Legierungen sowie aus Tantal. Diese metallischen
Werkstoffe stellen die benötigte mechanische Festigkeit und
die erforderliche gute Bearbeitbarkeit zur Verfügung. Sie
sind jedoch kritisch im Hinblick auf die Annahme durch das
eine solche Knochenprothese umgebende Gewebe. Durch eine
nicht zufriedenstellende Affinität und Verträglichkeit
gegenüber dem umgebenden Gewebe ist bei der Verwendung
von Knochenprothesen aus Metall eine verlängerte post
operative Betreuung und Rehabilitation erforderlich.
Außerdem sind die metallischen Werkstoffe hinsichtlich
ihrer Einwirkung auf das Körpergewebe physiologisch
nicht unbedenklich. Durech erodierende Prozesse verschie
denster Art, aber auch durch Abrieb werden winzige Antei
le und feinste Partikel des Metalls in das die Knochen
prothese umgebende Körpergewebe abgegeben. Diese minima
len Metallkonzentrationen im Körpergewebe können bereits
zu schweren Gewebeschäden führen. Eine weitere Gefahr bei
der Verwendung metallischer Werkstoffe für Knochenprothe
sen liegt darin, daß das Metall bzw. Bestandteile der Le
gierung unter Ionenbildung in das die Prothese umgebende
Körpergewebe eindringen und dort als Gewebegifte wirken.
Statt der metallischen Werkstoffe haben daher insbesondere
in jüngerer Zeit zunehmend Oxide und nichtmetallische kera
mische Werkstoffe zur Herstellung von alloplastischen Pro
thesen, auch zur Herstellung prothetischer Zähne, Verwen
dung gefunden. Beispiele für solche Werkstoffe sind ein
kristallines Aluminiumoxid in Form von Saphir, polykristal
lines gesintertes poröses Aluminiumoxid und Yttriumoxid.
Hinsichtlich ihrer Gewebeverträglichkeit und physiologi
schen Unbedenklichkeit sind diese keramischen Werkstoffe
den metallischen prothetischen Werkstoffen vorzuziehen.
Der große Nachteil der keramischen Werkstoffe liegt jedoch
in ihrer generellen geringeren mechanischen Festigkeit, ins
besondere in ihrer geringeren Fähigkeit der Schlag- und
Stoßaufnahme und ihrer geringeren Zähigkeit. Diese geringe
Zähigkeit und Schlagfestigkeit sind auf die keramischen
Werkstoffen generell eigene Sprödigkeit zurückzuführen.
Auch sind keramische Werkstoffe relativ schwer bearbeit
bar. So lassen sich an keramischen Werkstoffen beispiels
weise kaum Schraubgewinde herstellen, die in der chirurgi
schen Praxis häufig zum Anschluß der Prothese verwendet
werden.
Einkristalline Werkstoffe wie insbesondere Saphir weisen
selbstverständlich eine sehr viel höhere und in den mei
sten Fälle auch ausreichende mechanische Festigkeit gegen
über den polykristallinen sinterkeramischen Werkstoffen
auf, sind jedoch fast noch schwerer zu bearbeiten als die
se. Dies führt dazu, daß alloplastische Prothesen aus ein
kristallinen Werkstoffen, insbesondere aus Saphir, unver
tretbar kostspielig sind.
Aus der DE 23 06 552 B2 ist eine Gelenkendoprothese be
kannt, deren Stahlkörper vollständig mit einer Keramik
schicht bedeckt ist, die an den der Gleitreibung ausge
setzten Flächen aus Aluminiumoxidkeramik und an den
Verankerungsflächen aus Glaskeramik besteht, wobei die
Glaskeramikschicht zusätzlich auch noch mit einer porösen
Aluminiumoxidkeramik beschichtet sein kann. Noch nicht
zufriedenstellend ist hierdurch aber das Problem der
ausreichenden Haftung der Glaskeramikschicht auf dem
Metallkörper und die Haftung der porösen Aluminium
oxidschicht auf der Glaskeramikschicht gelöst. Darüber
hinaus müssen verschiedene Materialien aufgebracht
werden, wodurch der Fertigungsaufwand erheblich steigt.
Angesichts dieses Standes der Technik liegt der Erfindung
die Aufgabe zugrunde, einen Werkstoff zur Herstellung allo
plastischer Prothesen bzw. solcher alloplastischen Prothe
sen zu schaffen, die unkritisch und unbedenklich durch
chirurgische Operationen in lebendes Körpergewebe einge
setzt werden können und dabei die guten mechanischen Kenn
daten und die gute Bearbeitbarkeit der bekannten metalli
schen Werkstoffe aufweisen, gleichzeitig aber ebenso gewe
beverträglich und dem lebenden Körpergewebe gegenüber eben
so inert sind wie die bekannten keramischen Werkstoffe
und verbesserte Haftungseigenschaften besitzt.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird eine alloplastische Prothe
se geschaffen, die die im kennzeichnenden Teil des Patent
anspruchs 1 genannten Merkmale aufweist.
Die alloplastische Prothese der Erfindung ist also ein Ver
bundkörper, der aus einer Kernstruktur mit der für die Pro
these erforderlichen Form besteht, die zumindest eine äuße
re Schicht aufweist bzw. von dieser vollständig umschlossen
ist, die aus metallischem Aluminium besteht und ihrerseits
eine geschlossene und dichte Oberflächenschicht aus Alumi
niumoxid aufweist, die durch anodische Oxidation herge
stellt worden ist.
Die alloplastische Prothese weist also zunächst die geo
metrische Form und Konfiguration auf, die durch die zu
ersetzenden Knochen bzw. Knochenteile vorgegeben sind.
Davon abgesehen ist die Prothese der Erfindung jedoch
prinzipiell durch eine Dreischichtenstruktur gekennzeich
net, nämlich durch einen Kern, auf dem ein Außenmantel
oder eine Außenschicht aufgebracht ist, und einer Ober
flächenschicht, die die äußere Schicht oder Mantelschicht
bedeckt. Entscheidend ist dabei, daß die Mantelschicht
aus metallischem Aluminium besteht und daß die Oberflä
chenschicht aus einem Aluminiumoxid besteht, das durch
anodische Oxidation hergestellt worden ist. Der für den
Kern der Prothese gewählte Werkstoff ist dabei nicht spe
zifisch kritisch, solange er die erforderlichen mechani
schen Festigkeitskenndaten, insbesondere Belastbarkeit
und Schlagfestigkeit, aufweist, die das Knochengewebe
kennzeichnen. Im Hinblick auf die mechanischen Kenndaten
werden daher als Werkstoffe für den Kernteil der Prothese
vorzugsweise Edelstahl oder Titanlegierungen verwendet.
Ersetzt die Prothese weniger stark belastetes Knochengewe
be, so können als Kernwerkstoff weniger feste Werkstoffe
verwendet werden, vorzugsweise insbesondere Aluminium,
Kunststoff oder andere kohlenstoffhaltige Werkstoffe.
Der für die Kernstruktur jeweils ausgewählte Werkstoff
muß vor allem gut bearbeitbar sein, so daß auch kompli
ziertere Knochenformen und Paßformen ohne mechanische
Schwierigkeiten auch in Feinstarbeit ausformbar sind.
Der Kern muß zumindest eine äußere Schicht oder einen
diesen Kern umgebenden Mantel aus metallischem Aluminium
aufweisen. Der Kern muß also mit einer einhüllenden me
tallischen Aluminiumplattierung versehen sein, wenn er
nicht selbst vollständig aus Aluminium besteht. Das Auf
bringen des Aluminiummantels auf den Kern kann nach ver
schiedenen an sich bekannten Verfahren erfolgen, so bei
spielsweise durch Galvanisieren, durch Feuerplattieren,
das heißt Tauchen in der Schmelze, oder durch Aufdampfen
im Vakuum. Die Wahl des Verfahrens zur Erzeugung des
Aluminiummantels wird sich dabei im wesentlichen nach
dem Werkstoff und den Eigenschaften der Kernstruktur
richten. Wenn der Kernwerkstoff elektrisch leitfähig ist,
beispielsweise also aus Metall oder einem kohlenstoffhal
tigen Werkstoff besteht, wird die Aluminiumschicht vor
zugsweise galvanisch niedergeschlagen. Durch das elektro
lytische Aufbringen des Aluminiummantels auf dem Kern kann
ein gleichmäßiger und dichter Aluminiumüberzug auf der
Kernoberfläche mit gleichmäßig fester Haftung auf dem Kern
erzeugt werden, und zwar auch dann, wenn der Kern ungewöhn
lich komplizierte Konturen aufweist. Ein weiterer Vorteil
der galvanischen Herstellung der äußeren Aluminiumschicht
auf dem Kern liegt darin, daß der Überzug mit höchster
Reinheit des Aluminiums herstellbar ist.
Es ist bekannt, daß metallisches Aluminium aus wäßrigen
Lösungen auf Grund des Normalpotentials des Aluminiums
praktisch nicht niedergeschlagen werden kann. Es sind je
doch organische Elektrolyte bekannt, aus denen Aluminium
ohne weiteres galvanisch abgeschieden werden kann ("Metall
wissenschaft und Technik" 1976, 943 und "Chemie Ingenieur
technik" 1973, 653). Der für die galvanische Abscheidung
von Aluminium benutzte organische Elektrolyt besteht aus
einem organischen Lösungsmittel, insbesondere Benzol oder
Toluol, und einem organischen Elektrolyten. Als anorgani
scher Elektrolyt dient ein Komplex eines Trialkylaluminium
halogenids mit einem quaternären Ammoniumsalz mit Alkyl
gruppen und/oder Phenylgruppen als organischen Resten. Sol
che Komplexe können durch die Formel
[R1 3NR2]⁺[R3 3AlX AlR3 3]-
wiedergegeben werden, wobei in der Formel R1, R2 und
R3 jeweils unabhängig voneinander eine Alkylgruppe oder
eine Phenylgruppe bedeuten und X ein Halogenatom ist.
Dieses an sich bekannte Verfahren zum galvanischen Nie
derschlagen von Aluminium wird vorzugsweise auch im Rah
men der Erfindung zur Herstellung der äußeren Aluminium
schicht auf der Kernstruktur verwendet, da die so erhal
tenen galvanischen Aluminiumüberzüge aus einem ungewöhn
lich reinen Aluminium bestehen, sehr fest auf praktisch
allen Substratoberflächen haften und gleichmäßig stark
und ungewöhnlich dicht sind.
Wenn der Kernwerkstoff nicht elektrisch leitfähig ist,
beispielsweise aus Kunststoff besteht, wird das Alumi
nium vorzugsweise durch Aufdampfen im Vakuum niederge
schlagen. Selbst wenn Kunststoffe als Werkstoffe für den
Kern nicht immer die erforderliche mechanische Festigkeit
aufweisen, so sind sie jedoch auf Grund ihrer leichten
und genauen Bearbeitbarkeit, ihres geringen Gewichtes und
ihrer guten Elastizität, die weder Metalle noch Keramik
aufweisen, als durchaus geeignete Werkstoffe anzusehen.
Die Dicke der äußeren Aluminiumschicht auf dem Kern liegt
vorzugsweise im Bereich von 10 bis 100 µm, und zwar insbe
sondere dann, wenn der Aluminiummantel galvanisch herge
stellt wird.
Die letzte Verfahrensstufe zur Herstellung der alloplasti
schen Prothese der Erfindung ist die anodische Oxidation
der Oberfläche des den Kern umgebenden Aluminiummantels
unter Herstellung einer Oberflächenschicht aus Aluminium
oxid. Das Verfahren der anodischen Oxidation ist an sich
bekannt. Seine Durchführung ist im einzelnen nicht kritisch.
So kann beispielsweise ein gleichmäßiger und dichter
anodischer Oxidfilm hergestellt werden, wenn die
anodische Oxidation in einem schwach sauren, wäßri
gen Elektrolyten durchgeführt wird, der Ammoniumborat
oder Ammoniumtartrat enthält. Wird dagegen die anodi
sche Oxidation in einem schwefelsauren Bad durchgeführt,
so wird eine besonders korrosionsfeste anodische Oxid
schicht erhalten, die im Querschnitt aus zwei verschie
den strukturierten Oxidschichten besteht, nämlich aus
einer unteren, unmittelbar auf der Substratoberfläche
aufliegenden dichten Oxidschicht und einer integral auf
dieser aufgewachsenen außenliegenden, relativ porösen
Oxidschicht. Die durch die anodische Oxidation hergestell
ten Oberflächenoxidschichten können durch ein anschließen
des Versiegen in kochendem Wasser weiter verdichtet wer
den und damit hinsichtlich ihrer Korrosionsfestigkeit wei
ter verbessert werden. Durch dieses Versiegeln im kochen
den Wasser kann die Härte der durch anodische Oxidation
hergestellten Oberflächenoxidschichten bis auf Werte von
≧4 kN/mm2 (Vickershärte) verbessert werden.
Die Dicke der durch anodische Oxidation erzeugten Oxid
schicht liegt vorzugsweise im Bereich von 5 bis 90 µm.
Im einzelnen richtet sich die Dicke nach der Art und dem
bestimmungsgemäßen Einsatzzweck der Prothese bzw. des Pro
thesenstückes. Bei Prothesenteilen, die einer Gleitbewegung
unterliegen, beispielsweise einer Schraubbewegung, darf die
durch anodische Oxidation hergestellte Oxidschicht nicht zu
dünn sein, da eine zu dünne Oxidschicht unter den einwirken
den Schraubkräften zum Bruch neigt. Zu dicke Oxidschichten
sind auf der anderen Seite unwirtschaftlich, ohne weitere
medizinische oder technische Vorteile zu bieten.
Die im wesentlichen dreischichtige Struktur des protheti
schen Materials der Erfindung weist im wesentlichen die
folgenden drei Vorteile auf:
- 1. Der Kernwerkstoff kann unter den gebräuchlichen und
preiswerten Werkstoffen ausgewählt werden, kann bei
spielsweise ein Metall, eine Legierung, ein kohlen
stoffhaltiges Material, gegebenenfalls auch natürli
chen Ursprungs, oder ein Kunstharz sein. Es werden
keine Werkstoffe für das Kernmaterial erfordert, die
entweder schwer verfügbar und/oder ungewöhnlich teuer
sind.
- 2. Selbst wenn der Kernwerkstoff eine schlechte Gewebe
verträglichkeit aufweist oder dem lebenden Gewebe ge
genüber sich nicht inert verhält, ist dies unschädlich
und braucht nicht beachtet zu werden, da dieser Werk
stoff bei der Prothese der Erfindung mit einer zwei
schichtigen Ummantelung versehen ist, nämlich zunächst
unmittelbar auf seiner Hauptoberfläche mit dem Mantel
aus hochreinem metallischem Aluminium, das bereits
selbst hochgradig korrosionsbeständig ist, und zusätz
lich mit der auf diesem Aluminiummantel ausgebildeten
und durch anodische Oxidation erzeugten Oxidschicht
mit großer Härte und Abnutzungsbeständigkeit. Dabei
weist die Oberfläche der durch anodische Oxidation her
gestellten Aluminiumoxidschicht eine hohe Affinität zum
Körpergewebe auf und ist physiologisch absolut inert.
Dies führt dazu, daß bei der Wahl des Kernwerkstoffs
die Frage der Gewebeaffinität und des physiologisch
inerten Verhaltens unbedenklich unbeachtet bleiben
kann.
- 3. Mit dem Prothesenwerkstoff der Erfindung können auch
Knochen, Knochenersatzstücke, aber auch Hilfsmittel
zum Richten der Knochen wie beispielsweise Nägel oder
Schrauben selbst dann einfach und preiswert herge
stellt werden, wenn diese Teile kompliziertere geo
metrische Formen aufweisen. Insbesondere können mit
der Prothesenstruktur der Erfindung auch Schraubbolzen
mit sehr feinen Gewinden und geringen Steigungen exakt
und preiswert hergestellt werden. Die Prothesestruktur
der Erfindung ist daher in der Lage, die Möglichkeiten
der alloplastischen Chirurgie wesentlich zu erweitern.
Die Erfindung ist im folgenden an Hand von Ausführungs
beispielen zur Herstellung der Prothese und deren Prüfung im
Tierversuch näher beschrieben.
Beispiel 1
Aus Edelstahl werden vier Platten zum Richten einer Kno
chenfraktur hergestellt. Drei der vier Platten werden gal
vanisch mit einem 50 µm dicken Aluminiumüberzug versehen.
Die Elektrolyse zum Niederschlagen des Aluminiums wird un
ter Stickstoff in Toluol durchgeführt. Die Badlösung ent
hält als Elektrolyten Tetraethylammoniummonochloridhexa
ethyldialanat der Formel
[(C2H5)4N] · Cl · 2 Al(C2H5)3,
wobei die Edelstahlplatte als Kathode geschaltet ist.
Anschließend werden die auf diese Weise galvanisch mit
Aluminium beschichteten Platten in einem Schwefelsäurebad
anodisch oxidiert. Die Dicke der Oxidschichten wird auf
15, 25 bzw. 35 µm eingestellt.
Die drei oberflächenbehandelten Richtplatten und die eine
unbehandelte Edelstahlplatte werden eine Woche einer
Kultur von Gewebezellen des Oberschenkelmuskels von Ratten
föten ausgesetzt, um die Affinität der Prüflinge zu lebendem
Körpergewebe zu testen. Die Auswertung der Prüfergebnisse
zeigt, daß die oberflächenbehandelten Richtplatten eine
wesentlich bessere Affinität und Verträglichkeit gegen
über dem Körpergewebe zeigten als die unbehandelte Richt
platte aus Edelstahl, daß aber die Unterschiede zwischen
den drei Prüflingen mit der unterschiedlich starken anodisch
hergestellten Oxidschicht nicht signifikant sind.
Beispiel 2
Eine Richtplatte und eine Schraube zum Richten von Knochen
frakturen werden aus Edelstahl als Kernmaterial hergestellt.
Dieses Kernmaterial wird in der im Beispiel 1 beschriebenen
Weise galvanisch mit Aluminium beschichtet und anschließend
der anodischen Oxidation unterzogen. Dabei wird die anodi
sche Oxidation so geführt, daß die Oberflächenoxidschicht
eine Stärke von 25 µm hat.
Die so hergestellten prothetischen Frakturrichtteile werden
in einen Hasenknochen implantiert. 10 Monate nach der Im
plantation werden die Richtteile mit dem angrenzenden Ge
webe entnommen. Die Haftung dieser prothetischen Teile am
lebenden Körpergewebe und der Austritt von Metallionen aus
den prothetischen Teilen in das angrenzende Gewebe werden
geprüft. Die direkte Betrachtung im Rasterelektronenmikroskop
läßt erkennen, daß sowohl die Frakturrichtplatte als auch die
zur Befestigung der Platte benutzte Schraube fest mit dem
Knochengewebe des Versuchstieres verwachsen war, daß das
prothetische Material der Erfindung also eine überraschend
gute Affinität zum Körpergewebe zeigt.
Weiterhin wird der Grenzflächenbereich zwischen den Prothese
teilen und dem Knochengewebe mit Hilfe der röntgenographischen
Mikroanalyse auf die Verteilung der Elemente Aluminium und
Calcium untersucht. Das auf diese Weise aufgenommene Konzen
trationsprofil über die Grenzfläche zwischen der Prothese
und dem Gewebe zeigt, daß absolut kein Übertritt von
Aluminiumionen in das angrenzende Knochengewebe statt
gefunden hat.