DE30678C - Verfahren und Apparat zum Reinigen von Dampfkessel-Speisewasser - Google Patents
Verfahren und Apparat zum Reinigen von Dampfkessel-SpeisewasserInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 13: Dampfkessel nebst Ausrüstung.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 26. August 1884 ab.
Die vorliegende Erfindung bezweckt, das lösliche Kalkbicarbonat, welches bei der Bildung
des Kesselsteins hauptsächlich in Betracht kommt, in eine unlösliche Verbindung überzuführen
und aus dem "Wasser auszuscheiden, bevor dieses zur Speisung des Kessels benutzt
wird, und aufserdem sämmtliche in dem Wasser vorhandene freie Kohlensäure zu absorbiren,
um dadurch jeder nachträglichen Bildung von kohlensaurem Kalk im Kessel vorzubeugen. ,
Man läfst zu diesem Behufe das Wasser durch ein geeignet eingerichtetes Gefäfs fliefsen,
in welchem sämmtliches Wasser mit Aetzkalk oder ungelöschtem gebrannten Kalk in Berührung
kommt.
Fig. ι zeigt : einen Längsschnitt durch dieses
aus einer Kalk- und einer mehrfachen Filterkammer zusammengesetzte Gefäfs; Fig. 2 ist
ein Querschnitt nach x-x, Fig. 3 ein solcher nach y-y. Die beiden Behälter A und B
stehen durch ein Rohr D mit einander in Verbindung. In den Kalkbehälter A reicht ein
Rohr C hinein, welches längs der unteren Seite Durchlochungen α besitzt. Von dem
Behälter B, welcher eine Anzahl abwechselnd oben und unten durchbrochener Scheidewände
b und c enthält, geht das Abflufsrohr E aus. Derartige Scheidewände können auch in
dem hinteren Theil von A angebracht sein.
Beide Behälter A und B können auch unter Wegfall des Rohres D zu einem einzigen vereinigt
werden. Die Dimensionen der Kästen richten sich ganz nach dem betreffenden zu reinigenden Wasserquantum und dem speciellen
Zweck. Für Wasserstationen auf Eisenbahnen sollen Behälter von etwa 5 m Länge und 2
bis 2,5 m Durchmesser hinreichen. Für stationäre Kessel können die Abmessungen entsprechend
kleiner gehalten werden.
Die Behälter können nach Art eines cylindrischen Holzbottichs aus einzelnen Holzdauben
gebunden oder auch aus Eisen hergestellt werden. Dieselben sind übrigens vollständig geschlossen
und mit verschliefsbaren Mannlöchern F versehen. In die Rohre CDE sind Absperrhähne
einzuschalten. Das Einströmungsrohr C reicht fast vollständig durch die Kalkkammer G
hindurch, in welche vor der Benutzung des Apparates ein gewisses Quantum gebrannten,
ungelöschten Kalkes eingebracht wird. Das Rohr C steht entweder mit einem höher gelegenen
Reservoir oder einer Pumpe in Verbindung, so dafs das Wasser unter einem gewissen
Druck in den Behälter A einströmt. Dieser Druck kann bei hölzernen, gut gebundenen
Behältern etwa bis 2 Atmosphären betragen, bei eisernen Gefäfsen kann derselbe eventuell auch noch höher sein.
Das aus E abfliefsende Wasser kann in ein geeignetes Reservoir geleitet werden, welchem
es dann beim Gebrauch entnommen wird. Der Durchflufs des Wassers wird durch die
Hähne in den Rohren C D und E in geeigneter Weise regulirt. Die Zwischenräume
zwischen den einzelnen Scheidewänden b und c werden mit Stroh, Heu oder anderem filtrirenden
Material gefüllt, welches den Kalk und andere in dem Wasser enthaltene feste Bestandtheile
zurückhält, dabei jedoch einen raschen Durchflufs des Wassers gestattet, damit auch der quantitative Effect des Apparates
ein erheblicher sei. Wenn das Filtrirmaterial
anfängt zu faulen oder sonst unwirksam zu werden, wird es durch die Oeffhungen F entfernt
und durch frisches ersetzt.
Soll der Apparat in Benutzung genommen werden, so wird der Behälter G durch die
betreffende Oeffhung F mit Kalk beschickt, so dafs das Rohr C in hinreichender Höhe vollständig
davon bedeckt ist. Darauf läfst man zunächst so viel Wasser langsam einströmen,
bis der Behälter vollständig gefüllt ist, worauf das Wasser unter seinem vollen Druck eintreten
kann. Infolge der nach unten gerichteten Lage der Oeffhungen α bricht sich die Stofskraft
des Wassers an der unteren Gefäfswand, so dafs der Kalk weder aufgewirbelt noch zur
Seite gedrängt wird und sämmtliches Wasser mit dem Kalk in innige Berührung treten
mufs. Es tritt nun ein Löschen des Kalkes ein, wozu in dem Behälter und in dem Wasser
ein hinreichendes Quantum Luft enthalten ist. Bei der innigen Berührung des Wassers mit
dem gebrannten Kalk wird die in ersterem enthaltene Kohlensäure, welche in jedem nicht
destillirten oder als Regenwasser aufgefangenen Wasser vorhanden ist, durch den Kalk absorbirt
und das lösliche Kalkbicarbonat in das unlösliche Carbonat übergeführt. In diesem
unlöslichen Zustande wird letzteres zusammen mit allen erdigen Bestandteilen ausfiltrirt, so
dafs das bei E ausfliefsende Wasser fast vollständig frei von allen Kalktheilen ist und
Kesselsteinbildungen in Kesseln, welche mit diesem Wasser gespeist werden, nicht mehr
eintreten, wie sich dies auch durch eine Reihe von Versuchen ergeben haben soll.
Selbst wenn auch ein Theil oder sämmtlicher in dem Wasser in Lösung vorhandene
Kalk in den Kessel gelangt, soll eine feste Ablagerung von Kesselstein (kohlensaurem Kalk)
doch nicht eintreten, da nach Ansicht des Erfinders durch das vorherige Ausscheiden der
Kohlensäure gerade derjenige Stoff entfernt ist, durch welchen das Entstehen eines Niederschlages
allein möglich ist.
Wenn die Wirkung der Kalkkammer nachläfst, wird etwas frischer Kalk nachgeschüttet,
ohne dafs es nöthig wäre, jedesmal den alten zu entfernen, da hierdurch die Wirkungsweise
in keiner Weise beeinträchtigt wird. Von Zeit zu Zeit wird natürlich sämmtlicher Kalk durch
frischen ersetzt.
Gestatten es die Verhältnisse, langsamer zu arbeiten, so dafs das Wasser ohne jeden Ueberdruck
einfach durch den Behälter hindurchfliefst, so soll das Resultat ein besonders vorzügliches
sein.
Infolge des Umstandes, dafs der ungelöschte Kalk in dem Gefäfse vollständig von Wasser
bedeckt ist, wird ein Erhitzen desselben verhindert und aufserdem auch die Umwandlung
in das Hydrat und dessen Ausflufs aus dem Behälter verzögert. Das zum Eintritt des
Wassers in die Kammer G dienende Rohr C kann natürlich auch in anderer Weise, als
dargestellt, ausgebildet werden.
Es ist allerdings Kalk bereits zu vorstehendem Zwecke benutzt worden, jedoch in anderer
Weise, indem zunächst ein geringes Quantum Wasser damit versetzt und dieses dann erst in
eine gröfsere Wassermasse eingebracht wurde. Hiervon weicht das vorbeschriebene Verfahren
aber insofern ab, als hier die ganze Wassermasse gleich von vorn herein durch gebrannten
Kalk hindurchfliefsen mufs, dessen Quantum so grofs bemessen ist, dafs nicht nur
die betreffenden unlöslichen Verbindungen entstehen können, sondern aufserdem auch sämmtliche
in dem Wasser vorhandene freie Kohlensäure absorbirt wird, so dafs eine Bildung von
Kesselstein beim Verdampfen des Wassers in dem Kessel vollständig ausgeschlossen sein soll.
Das vorliegende Verfahren läfst sich daher überall und ohne Weiteres anwenden, während
die frühere Methode eine genaue Kenntnifs der Beschaffenheit des betreffenden Wassers voraussetzte.
Claims (2)
1. Das beschriebene Verfahren, aus hartem Wasser, welches zur Speisung von Dampfkesseln
dienen soll, die Kohlensäure und das Kalkbicarbonat dadurch auszuscheiden, dafs man das Wasser unter Druck continuirlich
durch einen mit ungelöschtem gebrannten Kalk beschickten Behälter fliefsen
läfst, wobei das Wasser mit der grofsen Masse des Kalkes in Berührung kommt,
und dann den Wasserstrom einer Filtration unterwirft.
2. Zur Ausübung des durch Anspruch i. gekennzeichneten
Verfahrens ein Kalkbehälter, welcher mit einer oder mehreren Filterkammern in Verbindung steht, und in den
längs des Bodens ein Einströmungsrohr C hineinreicht, in welchem die Ausflufsöffnungen
α an der Unterseite angebracht sind, so dafs der Wasserstrom sich an der
unteren Gefäfswand bricht und ein Verdrängen des Kalkes verhütet wird.
Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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