Die Erfindung bezieht sich allgemein auf ein Gebiet, das Zusammensetzungen umfaßt, die sich zur Herstellung
von Formkörpern mittels verschiedener Formverfahren eignen. Insbesondere ist die Erfindung auf eine verbesserte
Zusammensetzung des Typs abgestellt, bei dem Metallzusammensetzungen zum Formen von Formkörpern
verwendet werden, die reduziert und gesintert werden können, um Metallgegenstände herzustellen.
Es ist bekannt, Formkörper aus Metall, wie Fäden oder Fasern dadurch herzustellen, daß feine Teilchen aus
Metallverbindungen mit einem Bindemittel benetzt werden, aus dieser Mischung durch Pressen, Extrudieren
oder dergleichen ein roher oder ungesinterter Körper
15 geformt wird und anschließend die Metallverbindung
durch Reduktion in ihre freie, ungebundene Metallform übergeführt wird, und die Metallteilchen gesintert
werden, um einen kompakten Metallgegenstand herzustellen. Dieses Grundverfahren hat sich als ziemlich wirtschaftlich
sowohl hinsichtlich der Betriebs- wie der Materialkosten erwiesen, und zwar aufgrund der Tatsache,
daß teure und schwere Einrichtungen zur Metallformung nicht mehr erforderlich sind und der Abfall
verringert wird, da die Materialien rezyklisiert werden können. Darüber hinaus bedürfen die Endprodukte
nur einer geringen Nachbehandlung.
Ein Beispiel für diese bekannte Technologie stellt die US-PS 3 671 228 dar, aus der hervorgeht, daß
Metallkörper hoher Dichte aus reduzierbaren Metallverbindungen dadurch hergestellt werden können, daß
• daraus durch Mischen feiner Teilchen der Verbindungen mit einem Weichmacher oder Bindemittel Agglomerate
gebildet werden. Die Agglomerate werden dann durch
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Verdichten in die gewünschte Form übergeführt, beispielsweise durch Extrusion, um Filamente zu erhalten.
Anschließend werden die ausgeformten Körper einer reduzierenden Atmosphäre ausgesetzt. Der erhaltene, aus
freiem, ungebundenen Metall bestehende Körper wird dann zu einem Metallprodukt sehr hoher Dichte gesintert.
Durch Vermischen von Metallverbindungen verschiedener Metalle zur Bildung der verdichteten Agglomerate
ist es möglich, gesinterte Legierungsgegenstände für verschiedene Anwendungen herzustellen. Aus
dieser Patentschrift ist es bekannt, daß die Art des Bindemittels oder Weichmachers, das bzw. der zur
Bildung der Agglomerate verwendet wird, die Festigkeit des ungesinterten oder rohen, verdichteten Formkörpers
sowie die Oberflächeneigenschaften des gesinterten Produkts beeinflußt. Jedoch ist dieses Verfahren
in erster Linie mit der Bildung eines Agglomerats befaßt', das im wesentlichen die Form eines pastösen
Gemischs aufweist, das eine so große Viskosität besitzt, daß sich selbsttragende verdichtete Profile
daraus durch Extrusion oder Strangpressen herstellen lassen.
Ein weiteres bekanntes Verfahren zum Formen von Zusammensetzungen
von Metallverbindungen zur Herstellung von Gegenständen aus freiem Metall durch anschließende
Reduktion und Sintern macht von der Methode des Schlammgießens Gebrauch. Bei dieser Methode wird eine
Metallverbindung in Form feiner Teilchen, die durch Reduktion in den Metallzustand übergeführt werden kann,
unter Bildung eines Breis in einer Trägerflüssigkeit
* dispergiert. Die Viskosität des Breis ist notwendigerweise extrem niedrig, so daß er in eine Form gegossen
werden kann, die aus einer Substanz aufgebaut ist,
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die in der Lage ist, die Trägerflüssigkeit zu absorbieren. Die Form saugt die Trägerflüssigkeit auf, wodurch
sich das teilchenförmige Material an den Innenwänden der Form als der gewünschte Formkörper abscheidet.
Der gebildete Formkörper wird dann einer teilweisen oder vollständigen Trocknung unterworfen, wodurch
er um ein Maß schrumpft,das ausreicht, daß er leicht aus der Form entfernt werden kann. Dieser
schlammgegossene Gegenstand, der im wesentlichen aus verdichteten Teilchen der Metallverbindung besteht,
wird dann einer reduzierenden Atmosphäre ausgesetzt, um die Verbindung in das freie Metall überzuführen.
Das abschließende Sintern des erhaltenen Metallgegenstands führt zu einem dichten, kompakten Metallpro-
15 dukt, wobei die Enddichte im allgemeinen von der
Teilchengröße der Ausgangsmetallverbindung abhängt. Das Schlammgießen ist beispielsweise aus der US-PS
3 052 532 und der US-PS 3 672 882 bekannt.
Außer den vorstehend beschriebenen Zusammensetzungen und Formverfahren sind ähnliche Methoden bekannt, bei
denen Formkörper durch Vermischen von teilchenförmigen metallischen und schwer schmelzbaren Verbindungen
mit einer Art Bindemittel gebildet werden, so daß das erhaltene Agglomerat zu dem gewünschten Formkörper
verdichtet und Wärmebehandlungen unterworfen werden kann. Ausgestaltungen dieses Grundkonzepts
beruhen in erster Linie auf der Art des Bindemittels oder des Suspensionsmediums und der speziell anzu-
30 wendenden Verdichtungs- und Formtechnik.
Es hat sich herausgestellt, daß die physikalischen Eigenschaften eines gegebenen Agglomerats direkt von
der Teilchengröße des Ausgangsmaterials und der Art
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des Binde- oder Suspensionsmediums abhängen. Bei bestimmten Formverfahren, wie der Extrusion oder der
Erzverdichtung, ist es erwünscht, eine sehr viskose Agglomeratmischung zur Verfügung zu haben, die ihrer
Natur nach im wesentlichen selbsttragend ist. Das Spinnen der Mischung zu Filamenten erfordert eine
Mischung mit mittlerer Viskosität, während das Schlammgießen vorzugsweise mit extrem niedrig viskosen oder
flüssigkeitsähnlichen Agglomeraten durchgeführt wird.
Die bekannten Zusammensetzungen der Agglomeratmischungen sind als solche grundsätzlich nicht anpassungsfähig, d. h., daß eine gegebene Zusammensetzung, die
spezifische rheologische Eigenschaften besitzt, im allgemeinen auf ein bestimmtes optimales Formverfah-
15 ren beschränkt ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Zusammensetzung zum Herstellen von Formkörpern durch eine
Vielzahl von Formverfahren bereitzustellen, also insbesondere eine Zusammensetzung mit verbesserten
rheolpgischen Eigenschaften, und zwar vorzugsweise eine Zusammensetzung,, die eine niedrige Viskosität
besitzt, jedoch in der Lage ist, zxl einer Vielzahl verschiedener
Formen ausgeformt zu werden, die einen
25 hervorragenden Zusammenhalt und eine hervorragende
Festigkeit im rohen, ungesinterten Zustand aufweisen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Zusammensetzung
gelöst, die als wesentliche Bestandteile
30 teilchenförmige Feststoffe, ein Dispersionsmittel, ein Bindemittel und Wasser enthält. Der teil,chenför-
• mige Feststoff kann irgendeine Metal!verbindung, sein,
die durch Reduktion . in das freie Metall übergeführt
und in einer geeigneten Umgebung sowie unter geeigne-
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ten Wärmebedingungen gesintert werden kann. Diese Feststoffe liegen vorzugsweise in Form eines feinen
Pulvers vor und betragen mindestens etwa 50 Gew.-% der Gesamtzusammensetzung. Das Dispersionsmittel beträgt
bis zu etwa 1,5 Gew.-% der Gesamtzusammensetzung und bildet in wirksamer Weise eine gefüllte viskoelastische
Zusammensetzung, die aufgrund der dadurch verliehenen niedrigen Viskosität gießfähig ist. Das
Bindemittel beträgt bis zu etwa 15 Gew.-% der Zusammensetzung und ist vorzugsweise in der Lage, vernetzt
zu werden, um den daraus geformten Formkörpern einen anfänglichen physikalischen Zusammenhalt oder eine
Festigkeit im hohen, ungesinterten Zustand zu verleihen. Wegen des letzteren Aspekts kann der Zusammensetzung
bis zu etwa 15 Gew.-% eines Vernetzungsmittels einverleibt werden.
Nachstehend ist die Erfindung näher erläutert.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung zur Herstellung
von Formkörpern weist bisher unbekannte Vorteile und rheologische Eigenschaften auf, die ihr verliehen
werden,wenn die Natur, die Art und die Menge der Bestandteile, aus denen die Grundzusammensetzung be-
25 steht, kontrolliert werden. Die Zusammensetzung
zeichnet sich vor allem durch ein hohes Verhältnis des Feststoff- zum Flüssigkeitsgehalt aus und besitzt
dennoch eine ausreichende niedrige Viskosität, um frei fließen zu können und gießfähig zu sein. Ein
3O weiterer Vorteil besteht in der Verwendung relativ
niedriger Bindemittelkonzentrationen, obgleich eine
• ausgezeichnete Festigkeit im rohen, ungesinterten
Zustand bzw. ein ausgezeichneter physikalischer Zusammenhalt den Formkörpern verliehen wird, die aus der
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Zusammensetzung geformt werden.
In der Praxis hat sich die Erfindung vor allem zur Herstellung von Formkörpern aus Metallverbindungen als
geeignet erwiesen, die durch Reduktion leicht in ihre entsprechende freie Metallform übergeführt werden können.
Derartige Metallverbindungen können die Oxyde des Fe, Co, Ni, Cu, Cr, Mn, No und W sein. Die unlöslichen
Chloride des Cu, Mo. W und Cr und die Sulfide
des Cu, Fe, Co, Ni und Mo können ebenfalls mit Vorteil bei der Durchführung der Erfindung verwendet werden.
Darüber hinaus kann jede andere wasserunlösliche Metallverbindung, die reduziert und gesintert werden
kann, verwendet werden, wie in der vorstehend genann-
15 ten US-PS 3 671 228 beschrieben, auf deren gesamten Inhalt Bezug genommen wird.
Die Dichte, die der Metallgegenstand, der durch Reduktion und Sintern eines Körpers, der aus einer er-
findlingsgemäßen Zusammensetzung geformt wird, gebildet wird, am Schluß hat, ist im allgemeinen von dem Gewichtsanteil
und der Teilchengröße der verwendeten Metallverbindung abhängig. Um einen kompakten Metallgegenstand,
dessen Dichte mehr als 90 % der theoretischen Dichte nach der Reduktion und dem Sintern beträgt,
zu erhalten, werden wenigstens etwa 50 Gew.-% Metallverbindung, bezogen auf die Gesamtzusammensetzung, als
untexe Grenze angesehen, und etwa 60 bis 85 Gew.-% stellen den bevorzugten Bereich dar. Die mittlere
30 Teilchengröße der Teilchen der Metallverbindung soll etwa 6 Mikron nicht überschreiten, wobei wenigstens
• etwa 25 % etwa 2,5 Mikron nicht überschreiten sollen.
Die Art der Metallverbindung und die Morphologie sind ebenfalls Faktoren, die den Feststoffgehalt der Mi-
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schung bestimmen.
Die wichtigeren Metallverbindungen zur Durchführung der Erfindung sind die Oxyde, da es diese Verbindungen
am reichlichsten gibt und sie nicht nur in natürlichen Erzkonzentraten vorliegen, sondern ebenfalls leicht
als Bearbeitungsnebenprodukte zugänglich sind. Eisenoxyde in Form von FeO, Fe„O_ und Fe.,0. sind besonders
brauchbar, weil sie sich in einer Wasserstoff- oder Kohlenmonoxydatmosphäre leicht reduzieren lassen.
Darüber hinaus sind diese speziellen Oxyde relativ rein und billig und außerdem von einer Vielzahl von
Quellen leicht erhältlich.
Die Gegenwart des Dispersionsmittels in der Zusammensetzung·
unterstützt die Suspendierung der feinen Feststoffteilchen der Metallverbindung in dem flüssigen
Dispersionsmedium, beispielsweise Wasser. Durch das Dispersionsmittel wird die Oberfläche jedes Fest-
2O stoffteilchens benetzt und ein Verbindungsglied
zwischen jedem Teilchen und dem flüssigen Dispersionsmedium geschaffen. Das Molekül haftet an der Oberfläche
der Einzelteilchen, so daß Molekülenden wegstehen, die alle die gleiche Ladung tragen. Da sich
gleiche Ladungen abstoßen, trennen sich die Teilchen und bleiben im Abstand voneinander. Infolgedessen hat
bei irgendeinem gegebenen Feststoffgehalt ein solches dispergiertes System eine niedrigere Viskosität als
ein ausgeflocktes System. Dies liegt darin begründet,
daß die Absorption des Dispersionsmittels an der Oberfläche jedes Teilchens etwas von der Flüssigkeit ver-„
drängt, was eine deutliche Zunahme der Fließfähigkeit der Zusammensetzung zur Folge hat, die in diesem
Fall im wesentlichen ein Brei oder eine Paste mit
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einer niedrigen Viskosität ist.
Durch die Zugabe eines Dispiersionsmittels zu der
Zusammensetzung in einer Menge von 0,1 bis 1,5 Gew.-%,
bezogen auf den Feststoffgehalt in dem Dispersionsmittel, vorzugsweise von etwa O,5 Gew.-% ist eine sehr
hohe Beladung der Zusammensetzung mit Feststoffteilchen möglich, obgleich ein hohes Ausmaß an Fließfähigkeit
aufrechterhalten wird. Obwohl jedes geläufige Dispersionsmittel sich zur Durchführung der Erfindung
als geeignet erwiesen hat, ist festgestellt worden, daß ein bevorzugtes Dispersionsmittel um eine Mischung
mit hohem Feststoffgehalt zu erhalten, das Natriumsalz eines Polyelektrolyten ist, beispielsweise Tamol 85O,
15 das von der Firma Rohm & Haas hergestellt wird, sowie
Nuosperse 7OO, das von der Firma Tenneco Chemicals hergestellt wird. Andere ähnliche Dispersionsmittel
können ebenfalls mit Vorteil bei der Durchführung der Erfindung verwendet werden.
Die Art und die Menge des Bindemittels ist wichtig,
und zwar im Hinblick auf die Aufrechterhaltung einer niedrigen Viskosität bei einem hohen Feststoffgehalt
sowie im Hinblick auf die Festigkeit der Formkörper im rohen, ungesinterten Zustand. Darüber hinaus dient die
Art des Bindemittels dazu, die rheologischen Eigenschaften der Zusammensetzung zu beeinflussen, und stellt
einen wichtigen Faktor dar, der von dem speziellen Formverfahren, das angewendet wird, abhängt.
Der Bindemittelgehalt kann im Bereich zwischen O,l und
• 15 Gew.-% der Gesamtzusammensetzung liegen, wobei der
bevorzugte Bereich zwischen 0,5 und 5,O % liegt. Als geeignete Bindemittel haben sich Alginat-Bindemittel
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erwiesen, die aus Algen oder Seetang hergestellt werden, ferner Carboxymethylcellulose (CMC) und Guargummi,
wie Guargunvmiderivate in Form der Natriumcarboxymethylhydroxypropylcellulose
(CMHP), die von der Firma Stein-Hall hergestellt werden. Bei dem Einsatz modifizierter
Guargummi oder Guargummiderivate hat sich gezeigt, daß der Zusammensetzung dehnbare oder ausziehbare Eigenschaften
verliehen werden, so daß letztere sich zur Bildung von Filamenten eignen, indem aus einem
IQ Vorrat der Mischung ein kontinuierlicher Faden gezogen
wird. Ein anderer Aspekt hinsichtlich der Bindemittel, der für die Durchführung der Erfindung geeignet ist,
ist der, daß derartige Bindemittel vorzugsweise in der Lage sind, zu vernetzen, wodurch dem Formkörper
ein physikalischer Zusammenhalt bzw. eine Festigkeit im rohen, ungesinterten Zustand verliehen wird. Dadurch
wird der einzigartige Vorteil erreicht, in der Lage zu sein, die Zusammensetzung nicht nur in einer
Vielzahl von Formverfahren einsetzen zu können, sondern die Zusammensetzung in fast jeder gewünschten
Konfiguration auszuformen, beispielsweise als feine Fasern, lange Stränge, Folien oder Platten. Das Vernetzen
kann anfangs durch Zusatz eines Vernetzungsmittels, wie Ammoniumborat in einer Menge von etwa 0,5
25 Gew.-% der Ausgangsmischung erfolgen.
Wie erwähnt, ist die erfindungsgemäße Zusammensetzung
für die Herstellung von Formkörpern fast jeder gewünschten Konfiguration geeignet, und zwar bei Anwendung
fast jedes der geläufigen Formverfahren. Es hat
sich herausgestellt, daß die Zusammensetzung in der • Praxis sich besonders dazu eignet, gesinterte Metallkörper
hoher Dichte herzustellen, wie in der US-PS 3 671 228 beschrieben, wonach ein verdichtetes Agglo-
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merat in einer geeignetenGasathmosphäre reduziert und
anschließend gesintert -wird, um die Dichte des Preßlings zu erhöhen. Bei diesem Verfahren kann nicht nur
ein Metallgegenstand hoher Dichte aus einem einzigen Metall hergestellt werden, vielmehr können auch Legierungen
aus verschiedenen Metallen gebildet werden, indem ausgewählte Ausgangsmetallverbindungen der gewünschten
Legierungsbestandteile miteinander vermischt werden.
Geeignete Formverfahren, um Körper aus der erfindungsgemäßen
Mischung niedriger Viskosität zu formen, können darin bestehen, das Gemisch mit einem Messer in
Formaussparungen oder -Vertiefungen, die auf einem
15 beweglichen Band vorgesehen sind, oder in ähnliche
Matrizen zu streichen, die Mischung durch Spritzwerkzeuge zu extrudieren, die Mischung zur Bildung von
Fasern oder ähnlichen Filamenten zu verspinnen, die Mischung zu Filamenten auszuziehen, die Mischung zu
kompakten oder hohlen Tröpfchen, Plättchen oder Fasern zu versprühen, die Mischung zu flachen Platten oder
kontinuierlichen Streifen auszuformen, diskrete Abschnitte
der Mischung aus einer flachen Platte auszustanzen und in anderen derartigen bekannten Formver-
25 fahren.
Wenn die Mischung nach einem bestimmten Verfahren ausgeformt worden ist, etwa durch Extrudieren oder Ausziehen,
kann der Formkörper bei Umgebungs- oder erhöhter
Temperatur getrocknet werden, so daß dem Produkt im rohen, ungesinterten Zustand die Festigkeit für die
weitere Behandlung sofort verliehen werden kann. Dies ist besonders wichtig, wenn ein Filament gebildet wird,
wie Stränge, Matten oder Streifen, die für die anschlies-
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sende Reduktion sowie das Sintern aufgenommen oder aufgewickelt werden müssen.
Es ist auch festgestellt worden, daß eine ungewöhnliche Festigkeit den Körpern im rohen, ungesinterten Zustand
verliehen werden kann, die aus der Zusammensetzung geformt werden, wenn der geformte Körper direkt in eine
Lösung eintritt, die in der Lage ist, eine merkliche Vernetzung oder Gelbildung des Bindemittels zu bewirken.
Dadurch wird das Produkt ausgehärtet und eine gummiartige
oder elastische Beschaffenheit erreicht. Als derartige vernetzende Lösungen kommen jene in Frage, die
ein mehrwertiges Metallion beispielsweise des Eisens, Calciums, Mangans, Nickels oder Zink enthalten. Dazu
gehören Lösungen des Fe(II)- und : Fe(III)Chlorids
(FeCl2 und FeCl3), Nickelchlorid (NiCl2) und Zinkacetat
(Zn(CH3COO)9). Es hat sich herausgestellt, daß wenn
ein kontinuierlicher Formkörper, wie ein Strang, direkt in eine vernetzende Lösung hineinextrudiert wurde, die
Oberfläche des Körpers augenblicklich durch Vernetzen des Bindemittels aushärtet, so daß ein Verlust bzw. eine
Abgabe der Metallverbindung an die Lösung verhindert ist. Die übrigen Abschnitte des Körpers erhärten zunehmend
mit der Diffusion der Ionen der Lösung durch den Strang.
Beispiel 1
Als Beispiel für die erfindungsgemäße Zusammensetzung
wurde ein Brei in einem Waring-Mischer hergestellt, und zwar mit folgendem Ansatz: 2OO g chemisch reines
Oxyd (Fe9Oo), 85 ml destilliertes Wasser, 6 ml Tamol
85O und 2 g Kelco-Gel LV (Natriumalginat, hergestellt
von der Firma Kelco, Chicago).
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Das Natriumalginat wurde als Bindemittel verwendet und
wurde zuerst in dem Wasser in dem Mischer gelöst. Das Eisenoxyd und das Tamol 850 wurden alternierend zugegeben,
bis der gesamte Ansatz in dem Mischer war, wobei die gesamte Mischung etwa 70 % Peststoffe enthielt.
Die Mischung wurde etwa 15 min bei halber Geschwindigkeit gemischt. Der erhaltene Brei wies eine relativ
niedrige Viskosität auf und war leicht zu gießen. Der Brei wurde zu Platten geformt, die sofort einer Eisenchloridlösung
zugeführt wurden, die das Bindemittel vernetzte und die geformten Platten aushärtete. Die Platten
wurden dann reduziert und gesintert, um das Produkt aus freiem Metall zu erhalten. Es wurde gefunden,
daß das Ausmaß der Biegsamkeit oder der Formänderungsfähigkeit
des gesinterten Produkts von dem in der Vernetzungs- oder Härtungslösung verwendeten Metallion
abhing. Durch Versuche wurde ermittelt, daß Fe(II)- und Fe(III)-Ionen zu der besten Formänderungsfähigkeit
führten, wobei sich Zinkionen als beinahe ebensogut herausstellten. Calciumionen führten zu einer spürbar
niedrigeren Formänderungsfähigkeit und Lösungen, die
Manganionen enthielten, zeigten die niedrigste Formänderungs fähigkeit. Es wird angenommen, daß der Einfluß
auf die Formänderungsfähigkeit durch Veränderungen in dem Alginat-Bindemittel nach dem Härten in den verschiedenen
Lösungen zustandekommt, welches seinerseits die Verdichtung des Eisens während des Sinterns beeinflußt.
Zwei der wahrscheinlichsten Änderungen würden das Ausmaß der Änderung der Abmessungen in dem Bindemittel
sein, wenn es ausgehärtet wird, sowie die Starrheit des Bindemittels nach dem Härten. Wenn das Binde-
"" mittel sich'bei Härten übermäßig ausdehnt, würde es
die Dichte des rohen, ungesinterten Formkörpers und danach des gesinterten Formkörpers herabsetzen. Wenn
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das Bindemittel andererseits ein starres Gerüst bildet, das nicht schrumpft, wenn das Wasser aus dem
Formkörper verdampft, kann es dazu führen, die normale Verdichtung zu verhindern.
5
Das nachstehende Beispiel verdeutlicht den Einfluß der verschiedenen Vernetzungslösungen auf die Formänderungsfähigkeit
von gesintertem Draht, der aus einer erfindungsgemäßen Zusammensetzung hergestellt worden
ist.
Beispiel 2
Ein Brei wurde mit folgendem Ansatz hergestellt: 100 g chemisch reines Oxyd (Fe2O-J , 33,2 ml destilliertes
Wasser, 0,5 g CMC (Hercules 12M31XP), und 0,25 g Polyacrylamid (American Cyanamid P-250).
Der Brei wurde durch einen 0,201 cm (79 mil) weiten Düsenaustritt mit einer Zenith-Zahnradpumpe zu einem
kontinuierlichen Filament extrudiert, das dann in verschiedene Vernetzungs- oder Hartungslösungen getaucht
und anschließend auf ein festes Nylonförderband gegeben wurde. Die Extrusionsgeschwindigkeit betrug etwa
1,52 m/min (5 Fuß pro Minute) und die Verweilzeit des Filaments in den verschiedenen Lösungen war etwa
2 1/2 min, bevor es auf eine Spule mit einem Durchmesser von 6,35 cm (2 1/2 Zoll) aufgewickelt wurde. Der
Draht, der durch Reduktion und Sintern des Filaments erhalten wurde, hatte einen Durchmesser von 0,112 cm
(44 mil), war biegsam und besaß eine gute MikroStruktur.
* Dieser Versuch zeigt die Ausführbarkeit der Bildung eines kontinuierlichen Drahts aus einer erfindungsgemäßen,
breiartigen Zusammensetzung. Die Auswirkungen
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der verschiedenen Härtungslösungen im Hinblick auf die Formänderungsfähigkeit des abschließend gesinterten
Drahtproduktes sind in der nachstehenden Tabelle zusammengefaßt
.
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Tabelle
Lösung
Nr. FeCl,
Gewichtsprozent
Kation Gew.-'
NiCl2-OH2O Zn (CH3COO)2-2H2O Fe
vr·+ +
Ni
— Gesinterter Draht , .
Zn Formänderungsfähigkeit
1 2 3 4 5 6 7 8 9
6,7 8,0 10,0 10,0 5,0 5,0
20,0 0 0
6,7 4,0
10,0 5,0 5,0
10,0 0
20,0 0
6,7
8,0
5,0 10,0
5,0
0 20,0
1,9 |
1,7 |
2,0 |
2,2 |
1,0 |
2,4 |
2,8 |
2,5 |
0 |
2,8 |
1,25 |
1,5 |
1,4 |
1,25 |
3,0 |
1,4 |
2,5 |
1,5 |
5,6 |
0 |
0 |
0 |
5,0 |
0 |
0 |
0 |
6,0 |
Bricht bei starker Knickung
Verträgt starke Knickung
CO
Bricht bei starker Knickung q
(1) 15 Minuten bei 510° C reduziert und 10 Minuten bei 1060° C in dissoziiertem Ainmoniak
gesintert
σ cn
Es wurde eine Untersuchung durchgeführt, um die Auswirkungen
einer Herabsetzung des Bindemittelgehalts im Hinblick auf eine Verminderung der Kosten zu bestimmen.
Der Schwerpunkt der Untersuchung lag auf verschiedenen Alginaten und deren Auswirkungen auf die Viskosität
der Mischung. In der nachstehenden Tabelle sind die in Betracht kommenden Alginate zusammengestellt.
Tabelle 2
Bezeichnung
Typ
1% Lösung , . Viskositätla;
cps (centipoise)
15 Kelco-Gel Lv Niedriges Calcium-
natriumalginat
Kalco-Gel Hv Niedriges Calciumnatriumalginat
Kelcosol
20 Kelgin RL
Superloid
Kelmar
Niedriges Calciumnatriumalginat
Raffiniertes Natriumalginat
Raffiniertes Ammoniumalginat
Raffiniertes Kalium- alginat
50
400
1300
1500 270
(a) Kelco Daten erhalten mit einem Brookfield LFV Vi scometer bei 6O U/min
Die Möglichkeit, den Feststoffgehalt der Mischung zu erhöhen, um die Qualität des gesinterten Produkts zu
verbessern, insbesondere bei einem Draht, wurde unter-•
sucht, indem repräsentative Breie mit einem Kelgin LV-Bindemittel hergestellt wurden, um die unteren Grenzen
des Bindemittelgehalts und die entsprechenden oberen
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Grenzen des Feststoffgehalts zu ermitteln. Die Ergebnisse
dieser Untersuchungen sind nachstehend angegeben.
Tabelle 3
Alginat Tamol 85O Feststoffe Viskosität
Brei g/100 g ml/100 g % cps , . Oxid Oxid (centipoise)
1 |
1,0 |
3,O |
70 |
io.ooo(b) |
2 |
0,5 |
1,5 |
75 |
10.000(b) |
3 |
O,25 |
1,5 |
75 |
4.700 |
4 |
O,l |
1,5 |
75 |
3.900 |
5 |
0,05 |
1,5 |
75 |
3.9OO |
6 |
0,01 |
1,5 |
75 |
2.700 |
7 |
O, 00 |
1,5 |
75 |
2.500 |
8 |
0,07 |
1,5 |
80 |
10.000^b) |
9 |
O, 05 |
3,0 |
84 |
io.ooo(b) |
(a) Brookfield LVF-Viscometer bei 60 U/min
(b) Messung lag wegen der verwendeten Spindel außer der Reihe, jedoch war der Brei gießfähig und konnte
25 mittels Handdruck extrudiert werden.
Wie aus den Breien 1 bis 7 der Tabelle 3 ersichtlich, nimmt die Viskosität der Breizusammensetzung mit abnehmendem
Alginatgehalt ab, wenn der Feststoffgehalt
und der Tamol-Gehalt konstant bleiben. Ein Tamol-Mindestgehalt
von etwa 1,5 ml pro 100 g Oxyd wurde in einem Brei mit einem Feststoffgehalt von 75 % als erforderlich
angesehen, um eine übermäßige Thixotropie zu verhindern. Die Breie 8 und 9 haben einen relativ niedrigen
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Bindemittelgehalt und einen wachsenden Feststoffgehalt.
Es konnten bis zu 84 % Feststoffe in einem gießfähigen, niedrig-viskosen Brei erreicht werden, jedoch war der
Brei so thixotrop und die Oberfläche trocknete so schnell, daß es als zu schwierig angesehen wurde, mit
ihm zu arbeiten. Etwa 80 % Feststoffgehalt erschienen sowohl vernünftig wie optimal. Es wurde beobachtet, daß
oberhalb eines bestimmten Feststoffgehalts bei einer bestimmten Oxydart die Viskosität der Breie asymptotisch
zunimmt. Eine Platte, die aus einer Zusammensetzung hergestellt wurde, die weniger als O,O5 g Alginat pro
100 g Oxyd enthielt, war im rohen, ungesinterten Zustand sehr schwach und führte .nicht zu einem biegsamen,
zähen gesinterten Produkt. Ein Alginatgehalt von 0,05 g prp 100 g Oxyd schien etwa die untere Grenze für die
Herstellung einer Platte mit einem Feststoffgehalt von etwa 75 Si zu sein.
Die folgenden vier Beispiele verdeutlichen erfindungsgemäße Zusammensetzungen und weisen einen weiten Viskositätsbereich
auf.
Beispiel 3
25 568 g Fe3O3
232 g CoO4 455 cc H2O
16 cc Tamol 850 3,3 g CMC (Hercules 9H4)
Viskosität gemessen mit einem Brookfield LVF-Viscometer
bei 20 U/min - 34OO cps.
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|
g |
Beispiel 4 |
600 |
cc |
Fe2O3 |
234 |
cc |
H2O |
18 |
g |
Tamol 850 |
2,34 |
g |
Ammoniumpentaborat |
3,0 |
CMHP |
|
Viskosität gemessen mit einem Brookfield LVF-Viscometer
bei IO U/min - 100.000 cps.
10
Beispiel 5
600 g Fe2°3
234 cc H2O
18 cc Tamol 850 2,34 g Ammoniumpentaborat 2,4 g CMHP
Viskosität gemessen mit einem Brookfield LVF-Viscometer 20 bei 10 U/min - 47.500 cps.
|
.700 |
g |
Beispiel 6 |
22 |
.567 |
cc |
Fe2O3 |
7 |
399 |
cc |
H2O |
|
39,8 |
g |
Tamol 850 |
|
199 |
g |
Ammoniump |
|
|
CMHP |
|
30 Viskosität gemessen mit einem Brookfield LVF-Viscometer bei 2 U/min - 720.000 cps.
Es hat sich herausgestellt, daß der Viskositätsbereich, in dem die erfindungsgemäße Zusammensetzung ihre gieß-
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fähige, viskoelastische Beschaffenheit beibehält,
zwischen etwa 1 OOO und 1 000 000 cps (centipoise) liegt.
Das Bindemittel wird zu dem kritischen Bestandteil, wenn unerwartete Ergebnisse in Form einer sehr dehnbaren
Zusammensetzung bei niedrigen Bindemittelgehalten auftreten. Obgleich viele Bindemittel selbst, oder wenn
sie mit einer relativ geringen Menge an Feststoffteilchen
versetzt oder gefüllt sind, dehnbar sind, hat sich herausgestellt, daß Guargummi, wenn er richtig behandelt
wurde, einem stark gefüllten System mit einem Verhältnis des Bindemittels zu dem Oxyd von etwa 1,5
bis lOO und weniger eine Dehnbarkeit verlieh. Guargummi bilden reversible vernetzte Gele, wenn sie mit Borat-,
Dichromat-, Antimonat- oder anderen Ionen behandelt werden. Gele, die mit Borat-Ionen gebildet werden, können
durch Einstellen des pH in ein Sol umgewandelt werden. Diese Reaktion ist völlig reversibel und kann beliebig
oft durchgeführt werden. Darüber hinaus kann ein stark gefülltes System mit Guargummibindemittel
durch Einstellen des pH auf einen Bereich, in dem das Sol nur teilweise in das Gel umgewandelt ist, dehnbar
gemacht werden. Versuche haben gezeigt, daß der pH-Bereich für eine dehnbare Mischung zwischen etwa 6,3 und
7,3 liegt. Der pH wird vorzugsweise auf etwa ± 0,025
genau eingestellt, um gleichbleibende Eigenschaften der Mischung aufrechtzuerhalten.
Einige Beispiele für erfindungsgemäße Zusammensetzungen, die dehnbare Eigenschaften aufweisen, um Filamente bil-•
den zu können, sind folgende:
03 0 0 6 3/0834
|
] |
g |
3eispiel 7 |
1500 |
cc |
Fe2O3 |
500 |
cc |
H2O |
30 |
g |
Tamol 850 |
4,5 |
g |
Airanoniunipentaborat |
22,5 |
Guargummi |
pH der Mischung auf 6,9 mit HCl einge |
stellt |
|
|
g |
Beispiel 8 |
100 |
cc |
Fe2O3 |
23,2 |
cc |
H2O |
2,0 |
g |
Tamol 85O |
0,1 |
g |
Ammoniumpentaborat |
1,0 |
Guargummi |
|
pH eingestellt auf 6,7 mit HCl
|
,700 |
g |
Beispiel 9 |
22 |
,168 |
cc |
Fe2O3 |
7 |
454 |
cc |
H2O |
|
68,1 |
g |
Tamol 850 |
|
272 |
g |
Ammoniumpentaborat |
|
|
Guargummi |
|
pH eingestellt auf 6,9 mit HCl,
03 0063/0834