DE3002932C2 - Verfahren zur Behandlung von freie Cyanide und Schwermetallcyanidkomplexe enthaltenden Ablaugen - Google Patents
Verfahren zur Behandlung von freie Cyanide und Schwermetallcyanidkomplexe enthaltenden AblaugenInfo
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Description
Bisher wurden als Verfahren zur Behandlung von Cyanid enthaltender Ablauge das Oxidationszerset- so
Zungsverfahren wie das Alkplichlorverfahren. Ozonoxidationsvcrfahren
oder elektrolytisch^ Oxidationsverfahren, das Ausscheidbngs/Ajtrennungs-Verfahren.
wie das Prcußisch-Blau-Vt-rfahren. das biochemische Behandlungsverfahren, das Vergö ,ungsverfahren, das ^
Hitzedestillationsverfahren oder das Ultravioletistrah
lenzcrsetzungsverfahren und dgl. angewandt.
Unter diesen Behandlungsverfahren gelten das Ozonoxidationsverfahren, das Ultraviolettstrahlenzersetzungsverfahren
und das Hitzedestillalionsverf.-hren
als wirksam bei der Behandlung eines stabilen Schwermetallcyanidkomplcxes. wobei es sich z. B. um
Kaliumhexacyanoferrat (III) und Kaliumhexacyanoferrat (II) bzw. rotes oder gelbes Blutlaugensalz handeln
kann. |edoch werfen diese Verfahren in der Praxis vielfältige Probleme auf. da sie komplizierte Verfahrensmaßnahmen,
spezielle Vorrichtungen und strenge Reaktionsbedingungen und dgl. verlangen. Zusätzlich
finden sich in nach den obigen Verfahren behandelten Laugen 0,1 bis 1 mg/1 Cyanid. Der Cyangehalt in den
behandelten Flüssigkeiten kann kaum unter den von den Behörden im Rahmen des Umweltschutzes gesetzten
Standardwert von nicht mehr als 0.02 mg/1 (bezogen auf gesamte Menge Cyanid) (betreffend die menschliche
Gesundheit) herabgesetzt werden.
Die Behandlung cyanidhaltiger Abwasser, wie sie in
der Metallindustrie bei der Oberflächenbehandlung anfallen, durch Oxidation mittels Hypochlorit ist
bekannt (vgl. Verfahrenstechnische Berichte 7143/Referat
157. 2824). Spezielle Verfahrensbedingungen für die Behandlung von Schwcrmctailcyanidkorriplexen sind
hier niefit angegeben.
Ferrier ist es bekannt, freie Cyanide aus Abwässern
durch Ansäuern auf einen pH»Wert von 2 bis 4 und
Ausblasen mit Luft bei Temperaturen Von 20 bis 50° C zu
entfernen.
Die blausäurehalligen Dampfe werden dann zu einem
auf 350° C erhitzten Katalysator geleitet, wo durch
Luftsauerstoff die Oxidation zu Kohlendioxid und Stickstoff erfolgt (vgl. R. Weiner, »Die Abwässer der
Galvanotechnik und Metallindustrie«, 4. Auflage 1973, Seiten 120/Ϊ21). Aus der gleichen Literaturstelle ist es
bekannt, Schwermetallcyanidkomplexe enthaltende Ablaugen mit Chlor oder Ozon zu entgiften. Die
Behandlung mit Ozon ist jedoch unwirtschaftlich, während durch die Behandlung mit Chlor beispielsweise
Ei5encyanidkomplexe nicht wirksam zersetzi werden können. Die Cyanidentgiftung erfolgt dabei stets in
alkalischer Lösung (vgl. R. Weiner, »Die Abwasser der Galvanotechnik und Metallindustrie«, 4. Auflage 1973,
Seiten 157-161).
Aufgabe der Erfindung ist die Schaffung eines Verfahrens zur Behandlung von Ablauge, die freies
Cyanid in Form von Kalium- und Natriumcyanid und Schwermetallcyanidkomplexe, wie rotes oder gelbes
Blutlaugensalz oder dgl, enthält.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß man diese Ablauge mit einer anorganischen Säure auf einen
pH-Wert von nicht mehr als 0.8 einstellt und dann das Chlor enthaltende Oxidationsmittel bei Umgebungstemperatur
ggf. unter Rühren hinzugibt, bis das freie Cyanid und die Schwermetallcyanidkomplexe im wesentlichen
zersetzt bzw. umgesetzt sind, und daß man die gasförmigen Verbindungen aus der Ablauge
entfernt, wobei nun ggf. die erzeugten gasförmigen
Verbindungen durch eine wäßrige alkalische Lösung leitet.
Als Chlor enthaltendes Oxidationsmittel kommen Hypochlorite und Bleichkalk in Frage.
Die Figur stellt eine charakteristische Kurve dar. die die Beziehung zwischen den gewählten Konzentrationen
an Schwefelsaure und den Prozenten an entferntem Cyanid nach der Behandlung einer Ablauge, die einen
Schwermetalltyanidkomples enthält, erläutert.
Wegen der Behauptung, daß unter derartigen anorganischen Cyanidverbinduntien Schwermetallcyanidkomplexe.
wie rotes oder ge'bes Blutlaugensalz, höchst schwierig abzutrennen oder zu zersetzen sind,
wurden Studien hauptsächlich auf d.e Schwermetallcyanidkomplcxe
ausgerichtet. Gelegentlich wird rotes Blutlaiigensalz als Kaliumferrocyanid und gelbes Blutlaugensalz
als Kahumferricyanid bezeichnet. Von ihnen wird behauptet, daß sie die höchsten Stabilitätskonstanten
unter den Schwermetallcyamdkomplexen aufwei sen. Daher zersetzen sie sich nicht wesentlich in einer
sauren wäßrigen Lösung eines pH Werte von etwa I. hxperimentell wurde gefunden, daß selbst dann, wenn
eine wäßrige Lösung des Kaliumferrocyanids mit einer
Cyanidkonzentration von 1 i.S mg/1 und einem pi I Wen
von 0.3 19 Stunden lang gerührt worden war. die Cyanidkonzentration geringfügig auf 14.8 mg/1 herabgesetzt
wurde. Wenn jedoch die wäßrige Lösung mit der gleichen Cyanidkonzentration auf einen pH Wert von
2,5 eingestellt wurde und dazu eine kleine Menge einer wäßrigen Lösung von Na'.riumhypochlorid gegeben und
eine Stunde gerührt wurde, sank die Cyanidkonzentration
auf 10.7 mg/|. Wenn darüber hinaus 6% (Gewicht/ Volumen) Schwefelsäure zur weiteren Anhebung des
Säuregrades und 40 ml einer 5Ö%igen wäßrigen Lösung von Nalrtumhypochlorii hinzugegeben und I Stunde
gerührt wurde, sank die Cyariidkonzentraliön in der Tat
auf den Wert von 0,009 mg/l.
Diese Tätsachen sind bisher keineswegs bekannt gewesen und Weisen aus, daß selbst ein stabiler
Schwefrhetallcyänidkömplex zersetzt werden kann und
die ZcrsciZUtigsreaktion unter stark saurer Bedingung
und in Gegenwart em. j Chlor enthaltenden Oxidationsmittels
fortschreitet.
So zeigt die Figur ein Beispiel der prozentualen Cyanidentfernung, wenn eine wäßrige Lösung von
Kaliumferrocyanid mit Schwefelsäure versetzt wurde, um mehrere Lösungschargen mit unterschiedlichen
Konzentrationen an Schwefelsäure zu liefern, und mit Natriumhypochlorit versetzt wurde und ausreichend
gerührt und bei 26 C eine Stunde lang stehen gelassen wurde. Wie es aus der Figur hervorgeht, wird die
Zersetzungsreaktion beachtlich, wenn die Schwefelsäurekonzentration 3.5% (Gewicht/Volumen) (pH-Wert
der Renktionschargenlösung beträgt 0,7 bis 0,8) beträgt.
Cyanid wird zersetzt und mit einer Wirksamkeit von nahezu 100% entfernt, w^nn die Reaktionschargenlösung
einen starken Säuregrad bei einer Schwefelsäurekonzentration
von 4,5% (Gewicht/Volumen) und einen pH-Wert von 0,4 bis 0,5 hat. Hierin bedeutet die
prozentuale Entfernung von 100% oder ein ähnlicher Ausdruck einen Zustand, bei dem das verbleibende
Cyanid nicht mittels des amtlichen Analysenverfahrens JIS K 0102 festgestellt weiden kann.
Cyanidablaugen, die aus Cyangalvaniskr- bzw.
Cyanplattierungsfabriken oder ähnlichen Fabriken abgeführt werden, enthalten freie Cyanide in Form von
Kaliumcyanid und Natriumcyanid zusätzlich zu verschiedenen
Schwermetallcyanidkompiexen. Wenn eine derartige Cyanidablauge auf stark saure Bedingungen
eingestellt wird, bildet sich Blausäure (Cyanwasserstoffsäure). die gasförmig in die Atmosphäre entweicht. Es
wurde gefunden, daß dann, wenn eine wäßrige Lösung des Kaliunicyanids mit einer Cyanidkonzentration von
10.1 mg/l auf den pH-Wert von 4 eingestellt und 5 Stunden lang gerührt wurde, die Cyanidkonzentration
auf 0.21 mg/l abnahm. Daher wird, wenn eine derartige freies Cyanid enthaltende Ablauge unter stark sauren
Bedingungen gewonnen wird. Blausäure aus der Ablauge verdampft. Jedoch kann die Blausäure in einem
alkalischen Medium gesammelt werden.
Wie es oben bereits beschrieben wurde, sind die
charakteristik-hen Kennzeichen der vorliegenden Erfindung
zunächst darin zu sehen, daß Cyanidverbindungen und Schwel melallcyanidkomplexe. von denen bisher
angenommen wurde, daß sie schwierig zu behandeln sind, zufriedenstellend behandelt werden können:
zweitens, daß die Behandlung unter milden Bedingun
gen (Reaktion bei Umgebungstemper tür) durchgeführt werden kann; drittens daß tine komplizierte Vorrichtung
nicht notwendig ist und die Behandlung in einem verschlossenen Behälter, der mit einem Gasauffänger 5η
versehen ist. durchgefuh:· werden kann, und viertens,
daß das Cyanid mit einer Wirksamkeil von 85 bis 99.9% unter Verwendung einer bi'hgen Einrichtung, wie eines
Kunststoffbehälter, entfernt werden kann, da die
Behandlungsreaktion bei Raumtemperatur durchgeführt werden kan-,. Nachfolgend soll die Erfindung
anhand von Beispielen noch näher erläutert werden, die sich mit besonders bevorzugten Ausführungsformen
befassen. In diesen Beispielen beziehen sich alle Pro/entangaben auf das Gewicht, sofern nichts anderes
gesagt ist.
Ein 500 ml-Gasabsorptionskolben, der 200 ml 3 η
Natriumhydroxid enthält, wird mit einem verschlossenen 3000 ml-Glasbehälter über einen Gummischlauch
verbunden. Der verschlossene Behälter wird mit 100 ml einer wäßrigen Kaliumferricyanidlösung einer Cyanidkonzentration
von 50 mg/l und 50 ml Schwefelsäure und einer ausreichenden Menge an destilliertem Wasser
beschickt, um ein Gesamtvolumen von 2000 ml zu liefern. Die erhaltene Lösung hat eine Cyanidgesamtkonzentration
von 2.5 mg/l. Zu der Lösung werden 20 g Bleichpulver gegeben, um die Reaktion unter Rühren zu
starten. Die Reaktion wird bei Umgebungstemperatur 10 Stunden lang aufrechterhalten, während gerührt wird
und jeweils 2 g Bleichkalk in jeder Stunde bis zur 8. Stunde zugegeben werden. Nach Abschluß der
Reaktion wird die Lösung über ein Filterpapier Nr. 2 filtriert. Im Filtrat verbliebenes Chlor wird durch
Natriumsulfit zersetzt. Das gesamte Cyanid im Filtrat wird analysiert. Als Ergebnis wird eine Cyanidkonzentration
von 0,018 mg/l erhalten. Cyanid kann in der Lösung in dem Gasabsorptionskolben nicht festgestellt
werden.
50 ml einer wäßrigen K2Ni(CN)4-Lösung mit einer
Cyanidkonzentration von 250 mg/l wird in die gleiche Vorrichtung, die bereits im Beispiel 1 beschrieben
wurde, eingebracht. Dazu werden 70 ml konzentrierter Schwefelsäure sowie eine ausreichende Menge an
destilliertem Wasser gegeben, um ein Gesamtvolumen von Ϊ800 ml zu liefern. Des weiteren wird eine wäßrige
Natriumhypochlorithlösung mit einer Konzentration an aktivem Chlor von 10% hinzugegeben, um ein
Gesamtvolumen von 2000 ml zu liefern. Die derartig erhaltene Lösung hat eine Cyanidkonzentration von
6.25 mg/I. Die Lösung wird bei Raumtemperatur während 4 Stunden unter Rühren mn einem magnetischen
Rührer in Reaktion gehalten. Nach Abschluß der Reaktion wird überschüssiges Chlor in der gleichen
Weise wie in Beispiel 1 zersetzt. Das gesamte Cyanid in der behandelten Lösung wird analysiert. Weder in der
behandelten Lauge, noch in dem Gasabsorption*!· olben
Vv ird Cyanid festgestellt.
Zu 200 ml einer Cyanid enthaltenden Ablauge, die
Cvanid in einer Konzentration von 52 mg/l enthält und aus einer Cyangalv&nisierungsanlage stammt, werden
70 ml konzentrierter Schwefelsäure und destilliertes Wasser gegeben, um ein Gesamtvolumen von 2000 ml
zu eri.alien. Die derartig erhaltene Lösung wird in
gleicher Weise wie im Beispiel 2 behandelt. Die behandelte Lösung zeigt eine Cyanidkonzentriition von
0,016 mg/l. In dem Gasabsorptionskolben wird kein Cyanid festgestellt.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (3)
1. Verfahren zur Behandiung von freie Cyanide und Schwermetallcyanidkomplexe enthaltenden Ablaugen
mittels eines chlorhaltigen Oxidationsmittels, s dadurch gekennzeichnet, daß man diese
Ablauge mit einer anorganischen Säure auf einen pH-Wert von nicht mehr als 0,8 einstellt und dann
das chlorhaltige Oxidationsmittel bei Umgebungstemperatur ggf. unter Rühren hinzugibt, bis die
Schwermetallcyanidkomplexe und das freie Cyanid im wesentlichen zersetzt bzw. umgesetzt sind, und
daß man die gasförmigen Verbindungen aus der Ablauge entfernt, wobei man ggf. die erzeugten
gasförmigen Verbindungen durch eine wäßrige ^ alkalische Lösung leitet.
2. Verfahren nach Anspruch I, dadurch gekennzeichnet,
daß man Kaliumhexacyanoferrat (III) oder Kaliumhexacyanoferrat (II) enthaltende Ablaugen
behandelt
3 Verfahren nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man als chlorhaltiges Oxidationsmiiiel Natriumhypoch'nrit
oder Bleichkalk verwendet.
25
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