DE300063C - - Google Patents
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Description
Vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Umwandlung des Mageninhalts
von Tieren, besonders von Wiederkäuern, in ein Trockenfutter, welches darin besteht, daß
dem Mageninhalt ungefähr so viel an trockenen zellulosehaltigen Pflanzenbestandteilen
zugesetzt wird, daß der Magensaft dadurch gebunden wird, und daß man dieses Gemisch
bei entsprechender Wärmeisolierung sich
ίο selbst überläßt, bis die anfänglich starke Gasentwicklung
aufgehört hat. Dabei ist die Wärmeisolierung so zu wählen, daß die Masse
durch die in ihr eintretenden Zersetzungsprozesse von selbst eine Temperatur von
etwa 400 C annimmt.
Der Prozeß nimmt der Regel nach etwa fünf Tage in Anspruch. Nach Erreichung des
Zustandes einer nur noch geringen Gasentwicklung wird die Masse in beliebiger, nicht
zum Wesen der Erfindung gehöriger Art getrocknet, was ohne üble Geruchsentwicklung
geschehen kann. Es ergibt sich dann ein Futter, in welchem auch die zugesetzte zellulosereiche
Pflanzensubstanz in ähnlicher Weise aufgeschlossen ist, wie es mit der
Pflanzensubstanz der Fall ist, welche einen Teil des Mageninhalts bildete. Es wird also
durch das Verfahren nicht nur der' Mageninhalt selbst für Ernährungszwecke nutzbar
gemacht, sondern es werden auch Stoffe, welche verhältnismäßig schwer verdaulich
sind, wie z. B. Häcksel, Moostorf, Re.isig, Heidekraut oder sogar auch Sägemehl u. dgl.
in eine Form übergeführt, in welcher sie für die Tiere leicht verdaulich sind und auch gern
von ihnen als Futter genommen werden.
Die für die Durchführung des Verfahrens erforderliche Wärmeisolierung wird zweckmäßig
dadurch erzielt, daß man die chemisch^ Reaktion in einem Raum durchführt, dessen
Wände aus denjenigen zellulosereichen Pflanzenstoffen bestehen, deren Zusetzung zu dem
Mageninhalt erfolgen soll. Besonders vorteilhaft gestaltet sich die Durchführung, wenn
die Wände der Reaktionskammern von Torfmoosballen gebildet werden, wie sie auf dem
Markt erhältlich sind.
Die Durchführung des Verfahrens im ein zelnen gestaltet sich beispielsweise wie folgt:
Der zpr Verfügung stehende Mageninhalt wird in dem Maße, in welchem er in den
Schlachträumen abfällt, in eine Kammer gebracht, deren Seitenwände von ringsherum
aufgeschichteten Torfmoosballen gebildet werden und deren Boden vorzugsweise zementiert
ist. In diese Kammer wird der Magen-. inhalt hineingeschüttet, gleichzeitig beispielsweise
Moostorf oder auch Häcksel, Heu, Reisig, Heidekraut, Sägemehl darauf geschüttet und das Ganze einigermaßen durcheinander
gemischt. Die Menge des zellulosehaltigen Zusatzmaterials wird ungefähr so bemessen,
daß keine größeren Mengen Magensaft auf den undurchlässigen Boden der Kammer abfließen.
Hierzu bedarf es, beispielsweise bei Benutzung von Moostorf als Zusatzmaterial,
einer Menge, welche in lockerem Zustande ihrem Volumen nach dem Volumen des Mageninhalts
ungefähr gleichkommt. Das Gemisch von Mageninhalt und Moostorf wird allmählich höher und höher aufgeschichtet,
wobei nach Möglichkeit darauf geachtet wird,
(s. Auflage, ausgegeben am 23. December IQ19J
daß die vordere Begrenzungswand des aufgeschichteten Haufens am Tagesschluß einigermaßen
senkrecht steht. Die Masse wird dann am Tagisschluß festgetreten und mit
Decken oder in sonstiger Weise abgedeckt. Es empfiehlt sich auch, obenauf eine mehr
oder weniger dünne Schicht Torfmoos aufzustreuen, um den Zutritt der atmosphärischen
Luft zu der Masse, welche in Gärung übergehen soll, zu verhüten.
Am nächsten Tage wird gegen den am ersten Tage gebildeten Haufen ein weiterer
Haufen in der gleichen Weise geschichtet und auf diese Weise der Gärungsraum gefüllt.
Während der frische Mageninhalt bekänntr
lich stark alkalisch ist, zeigt das an einem Tage gebildete Gemisch von Mageninhalt und
Moostorf am nächsten Tage unter Erhöhung der Temperatur auf beispielsweise 300 stark
satire Reaktion. An diesem zweiten Tage fängt auch eine Gasentwicklung an, sich bemerkbar
zu machen. Diese nimmt rasch an Lebhaftigkeit· zu, während; gleichzeitig die.
Temperatur auf etwa 400 C steigt, welche Temperaturhöhe etwa am dritten Tage erreicht
wird. Die lebhafte Gasentwicklung bei einer Temperatur von 40° C dauert zwei bis
drei Tage. Der Säuregehalt der Masse nimmt gleichzeitig allmählich ab und am Ende der
starken Gasentwicklung ist die Reaktion fast neutral geworden. Gleichzeitig ist der am Anfang
unangenehme Geruch vollständig geschwunden. Das geruchlose Produkt wird hierauf in beliebiger bekannter Weise getrocknet
und ist dann unmittelbar als Trockenfutter zu verwenden.
Die von Ballen Torfmoos gebildeten Wände der Reaktionskammern saugen sich allmählich
λόΙΙ Magensaft. Nachdem eine mehrfache
Entleerung und Wiederfüllung der Kammer stattgefunden hat und die Ballen Torfmoos
einen gewissen Sättigungsgrad an Magensaft erreicht haben, empfiehlt es sich, dieselben
zu entfernen und als Zusatz zum Mageninhalt zu verwenden. Es scheint, als ob die längere
Einwirkung des Magensaftes auf die Torfmasse den Ablauf der Reaktion begünstigt.
Selbstverständlich können in an sich bekannter Weise dem aus dem Mageninhalt und
den zellulosereichen Zusatzstoffen bestehenden Gemisch beliebige sonstige Nährstoffe, wie
z. B. Blut, zugesetzt werden, welcher Zusatz keinen merklichen Einfluß auf den Ablauf
der Reaktion besitzt.
Das Wesentliche der Erfindung besteht in der Nutzbarmachung" der im Mageninhalt von
Wiederkäuern vorhandenen Gärungserreger zur Aufschließung von Zellulose. Aus diesem
Grunde ist es unerläßlich, daß das Zusammenbringen des Tiermageninhalts mit der Zellulose
unter Bedingungen erfolgt, unter welchen die Gärungserreger wirksam zu werden vermögen und bis zur Erreichung des gewünsch- ■
ten oder möglichen Grades der Aufschließung der Zellulose wirksam bleiben. Es ist also
die Innehaltung einer gewissen Temperatur erforderlich, welche um 400 C herum liegt,
und es ist ferner erforderlich, daß man die Zellulose der Einwirkung des Mageninhalts
während einer hinreichend langen Zeit von beispielsweise vier bis fünf Tagen überläßt,
bis der durch die Gärungserreger eingeleitete und aufrecht erhaltene Gärungsprozeß ungefähr
seinen Abschluß gefunden hat.
Man hat zwar bereits versucht/ den Mageninhalt geschlachteter Tiere, auch denjenigen
von Wiederkäuern, nutzbar zu verwenden, doch geschah dieses ohne Ausnutzung der
demselben innewohnenden Fähigkeit der Aufschließung von Zellulose. Man hat beispielsweise
den Mageninhalt von Tieren, namentlich von Schweinen^ dem jedoch evtl. auch derjenige
von Wiederkäuern zugesetzt wurde, mit Blut bei 400 C vermischt und diesem Gemisch
evtl. auch, um es etwas aufzulockern, noch ein wenig feines Heuhäcksel zugesetzt,
so daß an sich die Voraussetzung einer Aufschließung des Heuhäcksels durch.dieGärungserreger des Mageninhalts erfüllt gewesen
wäre. Man hat hierbei jedoch an die Mischung einen Kochprozeß angeschlossen und dadurch
die Erreichung des durch die vorliegende Erfindung erstrebten Zweckes vereitelt. Die Absicht
ging hierbei auch nicht sowohl darauf, die Zellulose des feinen Heuhäcksels auf zuschließen,
als vielmehr dahin, durch den Kochprozeß das Material zu sterilisieren und evtl.
auch eine gewisse Peptonisierung des Bluteiweißes herbeizuführen.
Eine gewisse Analogie zu dem vorliegenden Verfahren könnte in dem bekannten Verfahren
der Einsäurung von Futter erblickt werden, wonach sehr wässeriges Material, wie z. B. Rübenschnitzel, Stärketreber u. dgl., gegebenenfalls
unter Vermengung mit Häcksel, Spreu u. dgl., in Erdgruben gebracht und hier unter Wärmeisolierung längere Zeit belassen
wird. Es tritt dabei eine Gärung ein, welche eine Erweichung des zugesetzten , Häcksels, also eine Aufschließung der darin no
enthaltenen Zellulose, im Gefolge hat. Dieser Erfolg ist jedoch die Wirkung einer unkontrollierbaren
wilden Gärung, welche sich außerdem nur außerordentlich langsam vollzieht, so daß der Einsäurungsprozeß bis zur
Erreichung einer wirklichen Aufschließung der Zellulose eine Reihe von Wochen oder gar
Monaten erfordert, während das Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung nur wenige
Tage in Anspruch nimmt und zwar des-? 120 wegen, weil die unkontrollierbare wilde
Gärung, deren Entstehen von den zufällig
im Futter und in der Luft enthaltenen Gärungserregern abhängig ist, durch eine
spezifische Gärung ersetzt ist, die auf den im Tiermagen vorhandenen spezifischen Gärungserregern
beruht. Die Folge dieses Unterschiedes ist außer der erwähnten außerordentlichen
Beschleunigung des Prozesses eine Vermeidung von Materialverlusten, wie sie sich bei der wilden Gärung iri hohem Maße
ίο einstellen, und die Gewinnung eines für Futterzwecke
wertvolleren, weil durch die natürlichen Verdauungssäfte erzeugteriProdukts.
Bei dem Einsäuern von Futtermitteln ist es auch üblich, die zur Aufnahme derselben
dienenden Gruben auf ihrem Boden mit einer starken Häcksel-, Spreu- oder Sägespäneschicht
zu belegen, welche die nach unten sickernde Flüssigkeit aufsaugt, und welche
dann nach Beendigung des Prozesses mitverfuttert werden kann. Demgegenüber bietet
die Verwendung von Torfmoos als Material für die Herstellung der Wärmeisolierkammern
• gemäß der vorliegenden Erfindung das Neue, daß dieses von dem sich absondernden Saft
durchtränkte Material infolge dieser Durchtränkung bereits eine Vorbereitung für den
Aufschließungsprozeß erfährt, welcher dann bei der Vermischung mit dem Mageninhalt
der Wiederkäuer selbst in beschleunigter
Weise zu Ende geführt wird. ■■■'
Es ist zwar auch bereits die Möglichkeit der Aufschließung von Zellulose durch den
Mageninhalt von Wiederkäuern bekannt, wenn auch nur unter gleichzeitiger Zufügung
eines besonders kostspieligen Nährmaterials für die Bakterien, nämlich unter Zufügung
von Fleischextrakt, ohne daß jedoch auf dieser Erkenntnis ein Verfahren aufgebaut worden
wäre, welches in seiner Wirkung dem vorstehend beschriebenen Verfahren entspricht.
Man hat vielmehr bisher aus dieser Erkenntnis nur die Schlußfolgerung gezogen, daß man
diese Fähigkeit des Mageninhalts zur Aufschließimg von Zellstoff dadurch für die Fütterung
von Tieren besser nutzbar machen könnte, daß man den den Tieren als Futter verabreichten Zellstoff vor der Verfütterung
einer besonderen Behandlung, nämlich einem Röstprozeß unterwirft, um ihn dadurch für
den Tiermagen leichter angreifbar zu machen. Von einer Nutzbarmachung der im Magen
geschlachteter Tiere enthaltenen und noch wirkungsfähigen Gärungserreger für die Zwecke
der Aufschließung von Zellulose ist also auch hier keine Rede. Das ist aber gerade das- Ö5
jenige, worauf es bei der vorliegenden Erfindung ankommt.
Claims (2)
1. Verfahren zur Umwandlung des Mageninhalts von Tieren, besonders von
Wiederkäuern, in ein Trockenfutter, darin bestehend, daß der Mageninhalt mit solchen
Mengen zellulösereicher Pflanzenbestand-' teile (Häcksel, Heu, Moostorf, Reisig,
Heidekraut, Sägemehl) vermischt wird, daß der Saft des Mageninhalts in der Masse ungefähr gebunden wird, und daß
dieses Gemisch der Gärung bei etwa 40° C überlassen wirdj wobei die Temperatur
durch geeignete Wärmeisolierung sichergestellt wird und zwar so lange, bis die anfängliche heftige Gasentwicklung aufgehört
hat, worauf die. Masse in an sich bekannter Weise getrocknet wird.
2. Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet,
daß zwecks Wärmeisolierung und zugleich^ Aufsaugung des überschüssigen Magensaftes
die Masse in einen Raum einge-.80 bracht wird, dessen Wände von Torfmoos gebildet werden, welches nach Erreichung
eines gewissen Sättigungsgrades an Magensaft als zellulosereiches Zusatzmaterial
zu dem zu bearbeitenden Mageninhalt benutzt wird.
Publications (1)
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