DE29591C - Verfahren und Apparate zur Extraktion der ätherischen Oele des Hopfen und anderer Pflanzen - Google Patents
Verfahren und Apparate zur Extraktion der ätherischen Oele des Hopfen und anderer PflanzenInfo
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Description
KAISERLICHES J
PATENTAMT.
Den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildet ein neues Verfahren nebst zugehörigem
Apparat zur Extraction der ätherischen OeIe des Hopfens und anderer Pflanzen. Das Verfahren
beruht auf der Verdrängung der flüchtigen Pflanzenbestandtheile mittelst atmosphärischer
Luft und bietet den Vortheil, dafs jeder Verlust an flüchtigen Stoffen durch Verflüchtigung,
welches auch immer die Natur der pflanzlichen Producte sei, vermieden wird.
Aus der Anwendung des vorliegenden Verfahrens auf den Hopfen (der wichtigste Theil
meiner Erfindung) resultirt ein entölter Hopfen, der, wenn getrocknet, sehr lange ohne Beeinträchtigung
seiner Qualität aufgespeichert werden kann, indem seine Behandlung mittelst meines Verfahrens die darin enthaltenen Bitterstoffe,
Gerb- und Harzstoffe gänzlich unverändert läfst und die Entfernung des Hopfenöles alle die
Gefahren ausschliefst, welche gerade durch die Gegenwart dieses Bestandtheiles so häufig hervorgerufen
zu werden pflegen. Man kann also mit solchem nach meiner Erfindung behandelten Hopfen gute Biere auf eine ökonomische Weise
erzeugen.
Andererseits kann auch das extrahirte OeI dem Handel direct übergeben oder zuvor in
ein specielles Product, welches ich »aromatischen Hopfengeist« nenne, umgewandelt werden,
das, dem Bier in der Kälte zugesetzt, dasselbe verbessern hilft und seine Conservirung
zu jeder Jahreszeit durch Unterdrückung aller sauren und faulen Gährung gewährleistet.
Mein Verfahren zur Extraction der ätherischen OeIe des Hopfens durch atmosphärische Verdrängung
besteht darin, dafs man den Hopfen, grün oder frisch getrocknet, in Berührung mit
Dampf erhitzt, wodurch die die OeIe umschliefsenden Häutchen zum Platzen gebracht
werden, dafs man sodann in das geschlossene, den Hopfen enthaltende Gefäfs (Extractor) ein
so grofses Volumen Luft prefst, als erforderlich ist, um. den Druck auf 2 bis 3 Atmosphären zu
bringen (hierbei mischt sich das verflüchtigte OeI innig mit der Luft), dafs man alsdann den
Apparat mit einem vorher evacuirten Recipienten (Scheidegefäfs) in Verbindung setzt. Diese Verbindung
geschieht mittelst eines in einem aufserhalb oder innerhalb des Scheidegefäfses belegenen
Kühlgefäfse liegenden Schlangenrohres. Die mit den ätherischen Dämpfen beladene Luft tritt nach dem Scheidegefäfs über, in
welchem sich die abgekühlten Dämpfe condensiren und von Zeit zu Zeit abgezogen werden.
Es ist einleuchtend, - dafs man den Procefs mehrere Male mit demselben Hopfen vornehmen
kann, um eine möglichst vollständige Entölung desselben herbeizuführen.
Zur praktischen Ausführung des vorstehend gekennzeichneten Verfahrens habe ich das in
den beiliegenden Zeichnungen dargestellte höchst einfache Apparatsystem construirt.
Der Apparat Fig. 1 besteht aus einem Gefäfs zur Aufnahme des Hopfens (Extractor), einem
Condensator, einem Scheidegefäfs und einer Luftpumpe.
Der Apparat Fig. 2 ist ein Duplexapparat, bestehend aus zwei Extractoren, einem gleichzeitig
als Condensator dienenden Scheidegefäfs und einer Luftpumpe.
Bei der Anordnung des Apparates Fig. 1 wird der Hopfen, grün oder frisch getrocknet,
in den cylindrischen Behälter A aus Kupfer eingefüllt. Dieser Behälter ist äufserlich von einem
Blechmantel B umgeben und oben mittelst des Helmes C geschlossen. Letzterer communicirt
durch den Hahn D mit der in einem metallenen, mit Wasser oder Eis gefüllten Gefäfse liegenden
Schlange E; letztere steht in Verbindung mit einem cylindrischen Gefäfs F, in welchem
mittelst der Luftpumpe G Luftleere erzeugt werden kann. Rohr H und Hahn J vermitteln die
Verbindung zwischen F und G.
Das Gefäfs A besitzt in seinem unteren Theil einen perforirten Zwischenboden M, auf welchem
der Hopfen aufliegt und unterhalb dessen ein Dampfzuleitungsrohr J und ein Rohr K zum
Zuführen von comprimirter Luft einmünden. Durch Rohr L wird ferner Heizdampf in den
Mantel A eingelassen.
Unterhalb des konisch ausendenden und daselbst mit einem Hahn N versehenen Scheidegefäfses
F ist ein hermetisch verschliefsbares Gefäfs O zum Abziehen des condensirten Oeles
aufgestellt.
Nachdem der Behälter A mit Hopfen beschickt worden, läfst man zunächst Dampf in
den Mantel B zur Erwärmung von A und schickt alsdann einen schwachen Dampfstrom
in letzteres, um die das ätherische OeI um· schliefsenden Häutchen zum Platzen zu bringen.
Die Zuführung von Dampf in den Mantel gestattet eine rapide Steigerung der Temperatur
des Hopfens ohne Condensation, u.m im Innern des Apparates ca. 80° C. zu erhalten.
Hierauf läfst man unter Druck atmosphärische
Luft, die einem besonderen Reservoir oder am einfachsten der Pumpe G entnommen werden
kann, in den Behälter A eintreten, so dafs sich der Druck in ihm bis auf ca. 2 Atmosphären
steigert. Nachdem sich sodann die ätherischen OeIe mit der Luft gemischt oder darin aufgelöst
haben, schliefst man die Hähne auf den Röhren J und K, öffnet dagegen den Hahn D,
so dafs der Helm C mit der Kühlschlange E und dem mittelst der Pumpe G evacuirten
Scheidegefäfs F in Communication tritt. Die heifse, comprimirte Luft, welche verflüchtigtes
ätherisches OeI, sowie eine kleine Menge Wasserdampf
enthält, strömt nach F hin, die Dämpfe schlagen sich in diesem infolge der in E erfahrenen
Abkühlung in flüssigem Zustande nieder und sammeln sich am Boden. Durch Oeffnen
des Hahnes N gelangt das verflüchtigte OeI alsdann in das untergesetzte Sammelgefäfs O.
Durch zwei- bis dreimalige Wiederholung dieses Verfahrens gelangt man zur völligen
Entölung des Hopfens, welcher alsdann, getrocknet und verpackt, jahrelang aufgespeichert
werden kann.
Um jeden Verlust an OeI durch nicht condensirte und in der benutzten Luft suspendirt
bleibende Dämpfe zu vermeiden, benutze ich stets dieselbe Luft, um das OeI aus A nach F
zu verdrängen. Zu diesem Behufe führt die Pumpe G die aus F abgesaugte Luft nach A,
von wo sie wieder nach F gelangt, um abermals nach A zurückgeschickt zu werden. Man
wiederholt dies mehrmals und prefst dann schliefslich reine Luft nach A, um alle mit
ätherischem OeI beladene Luft daraus zu verdrängen, worauf man A ohne Furcht vor Verlusten
öffnen, entleeren und wieder frisch beschicken kann.
Die im Sammelgefäfs aufgesammelte ätherische Flüssigkeit kann direct zur Aufbesserung von
Bieren benutzt oder zuvor in ein gereinigtes rectificirtes Product übergeführt werden, welchem
ich den Namen »aromatischer Hopfengeist« beilege.
In Fig. 2 ist eine Variante meines Apparates mit zwei Extractionsgefäfsen und ins Innere
des Scheidegefäfses verlegter Kühlschlange dargestellt.
Das Scheidegefäfs α ist von einem doppelten
Isolirmantel b umgeben und trägt in seinem centralen Theile einen hohlen, mit Eis gefüllten
Cylinder c, in welchem die Schlange S liegt. Mit Hähnen r r versehene Leitungen d verbinden
das Scheidegefäfs mit den beiden Extractionsgefäfsen g g und eine Leitung e verbindet
die letzteren mit der Luftpumpe /. Durch den oberen Deckel sind ein Thermometer
k und ein Vacuummeter / in das Scheidegefäfs eingelasssen.
Bei dieser Anordnung werden die beiden Extractionsgefäfse g g alternirend mit Hopfen
beschickt, und es gelangen die in ihnen verflüchtigten OeIe abwechselnd nach dem Scheidegefäfs
a, dessen Functionirung also während der Neufüllüng der Extractoren nicht unterbrochen
zu werden braucht.
Die beiden Extractoren g g werden wie bei
der ersten Anordnung mittelst der Leitung h h
mit Dampf gespeist und durch die Leitung ii mit der Luftpumpe in Verbindung gesetzt.
Eine gemeinsame Leitung m führt den Heizdampf in den Mantel jedes Extractors, von wo
das Condensationswasser durch eine ebenfalls gemeinsame Leitung/ abfliefst.
Es können auch mehr als zwei Extractoren mit einem Scheidegefäfs α verbunden werden.
Das in obigem in Bezug auf Hopfen beschriebene Verfahren kann in gleicher Weise
und mit denselben Vortheilen auch auf die Behandlung anderer Pflanzen angewendet werden,
um deren flüchtige Bestandteile auszuziehen.
Claims (4)
- Patent- Ansprüche:r. Das Verfahren, die in Hopfen and' anderen Pflanzen enthaltenen ätherischen OeIe durch atmosphärische Verdrängung zu extrahiren, welches Verfahren aus folgenden Operationen besteht:a) Erwärmen des grünen oder frisch getrockneten Hopfens in Berührung mit Dampf in einem von aufsen geheizten Gefäfse, um die das ätherische OeI umhüllenden Häutchen zu zersprengen;b) Einführung comprimirter Luft in das unter a) genannte Gefäfs, um die durch die Wärme entwickelten Dämpfe aufzunehmen ;c) Verbindung des die mit ätherischen Dämpfen beladene comprimirte Luft enthaltenden Gefäfses mit einem evacuirten Scheidegefäfs, in welche Verbindung eine Kühlschlange eingeschaltet ist, welche die Dämpfe condensirt und als Flüssigkeit austreten läfst, die sich am Boden des Scheidegefäfses ansammelt und von da in ein hermetisch verschliefsbares Sammelgefäfs abgezogen wird;d) Verwendung desselben Luftvolumens zur genannten Verdrängung der ätherischen Flüssigkeit mittelst einer Luftpumpe, welche in dem Scheidegefäfs F zu derselben Zeit ein Vacuum erzeugt, während welcher sie den Druck im Extractionsgefäfs A erhöht.
- 2. Die Apparatenanordnung, bestehend aus einem Extractor mit Dampfmantel, einem Scheidegefäfs, in welchem ein Vacuum erzeugt wird, einer Kühlschlange und einer Luftpumpe (Fig. i).
- 3. Die modificirte Apparatenanordnung, bestehend aus zwei Extractoren für ein ßcheidegefäfs, um die Functionirung des letzteren continuirlich zu gestalten (Fig. 2).
- 4. Die Verwendung des Scheidegefäfses als Kühlgefäfs durch Einsetzen eines centralen, mit Eis gefüllten Cylinders, in welchem eine Kühlschlange liegt, die die mit ätherischen Dämpfen beladene Luft zur Beschleunigung der Condensation der ersteren passirt, ehe sie in das eigentliche Scheidegefäfs eintritt.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
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