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Gefechtskopf
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Die Erfindung betrifft einen Gefechtskopf für einen Flugkörper mit
einer zu einem vorbestimmten Zeitpunkt beseitigbaren Gefechtskopfhülle und darin
zu mehreren in zur Gefechtskopflängs achse parallelen Ausgangslagen enthaltenen,
mit ausstoßbarer Streumunition geladenen Abschußrohren, wobei die Abschußrohre mit
ihren mündungspernen Enden für nach außen gerichtete Sctlvenkbewegungen an einem
tragend ausgebildeten Bauteil gelenkig aufgehängt sind und unmittelbar nach erfolgter
Beseitigung der Gefechtskopfhülle mittels Spreizvorrichtungen aus ihren Ausgangslagen
in Endlagen mit vorgegebenen Anstellwinkeln zur Gefechtskopflängsachse geschwenkt
werden.
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Ein Gefechtskopf eingangs genannter Gattung für einen raketengetriebenen
Flugkörper ist aus der DT-AS 12 o8 220 bekannt. In dessen Hülle sind ein zentrales
Zündrohr und ein Mittelrohr konzentrisch eingebaut, wobei letzteres sowohl vom zentralen
Zündrohr als auch von der Gefechtskopfhülle durch einen Ringraum getrennt ist. Im
äußeren Ringraum befinden sich in zwei oder mehreren Stufen gleichmäßig über den
Umfang verteilt Abschußrohre in zur Gefechtskopflängsachse parallelen Ausgangslagen,
die jeweils eine ausstoßbare Hohlladung enthalten. Diese Abschußrohre weisen dabei
allesamt mit ihren Mündungen in Flugrichtung gesehen nach vorne. An ihren mündungsfernen
Enden sind sie mittels wellrohr- oder faltenbalgähnlichen Krümmern gelenkig mit
dem Mittelrohr verbunden. Zwischen dem Mittelrohr und den Abschußrohren sind als
Spreizvorrichtungen für letztere Druckfedern angeordnet, die nach erfolgter Beseitigung
der Gefechtskopfhülle in Funktion treten. Zur Winkelbegrenzung der daraus resultierenden
Schwenkbewegung
der Abschußrohre sind am Mittelrohr kegelige Anschlagscheiben fixiert.
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Der vorbeschriebene Gefechtskopf ist dazu bestimmt, nach Erreichen
einer vorgegebenen Höhenlage von etwa 500 m mittels einer pyrotechnischen Ladung
als Ganzes vom Flugkörperantrieb getrennt zu werden, bevor es zur Beseitigung der
Gefechtskopfhülle kommt, Letzteres geschieht in der Weise, daß das Mittelrohr mit
den schußrohren durch das von der Trennladung erzeugte Druckgas mit Hilfe eines
Treibspiegels aus der Gefechtskopfhülle nach vorne gestoßen wird, wobei sich ein
am in Ausstoßrichtung gesehenen hinteren Ende des Mittelrohres angebrachter Fallschirm
entfall ten kann. Nach dem Ausstoß des Mittelrohres spreizen die bereits erwähnten
Federn die Abschußrohre soweit nach außen bis sie an den zugeordneten kegeligen
Scheiben zur Anlage kommen. Mit den gespreizten Abschußrohren fällt das Mittelrohr
am Fallschirm als tannenbaumartiges Gebilde. auf etwa loo bis 150 m ab. In dieser
Höhenlage werden sodann die Hohlladungen mit Hilfe einer im t:iit telrohr untergebrachten
Treibladung aus den Abschußrohren zum Ausstoß gebracht.
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Was hierbei als nachteilig empfunden wird, ist dietrennungsbedingte
Destabilisierung des Gefechtskopfes, die sukzessive Beseitigungsweise der Gefechtskopfhülle
vom die Abschußrohre tragenden Mittelrohr bei bereits destabilisiertem Gefechtskopf,
das langwierige Einpendeln des Mittelrohres mit seiner Längsachse in die Vertikale
während des fallschirmgebremsten Absinkens im Anschluß an den Ausstoß aus der Gefechtskopfhülle,
die durch die Spreizfedern bei den gespreizten Abschußrohren vorhandene Schwingungsanfälligkeit
und die grcße Zeitspanne zwischen dem Ausstoß des Mittelrohres mit den Abschußrohren
aus der Gefechtskopfhülle und dem Ausstoß der Hohlladungen aus den Abschußrohren.
Aufgrund dessen vermag der in Rede stehende Gefechtskopf nämlich nicht dem wachsenden
Bedürfnis nach einer hohen Genauigkeitsansprüchen
genügenden direkten
Anvisierung eines vorgegebenen Flächenzieles und schnellstmöglichen Verteilung von
Klcinbo:nben oder derer ballistischer Streumunition über dieses Flächenziel nach
einem gewünschten Streumuster gerecht zu werden. Dabei spielt auch das noch mit
eine Rolle, daß bei diesem die Abschußrohre in einer für die Flugstabilisierung
aus ihnen zum Ausstoß gelangender Streur,lunition ungünstigen Weise mit zum vorderen
Gefechtskopfende weisenden Mündungen am @ittelroh@@angel@n@ Aufgabe vorliegender
Erfindung ist es daher, einen Gefechtskopf eingangs genannter Gattung zu entwickeln,
bei dem unter Wahrung einer kompakten Bauweise mit konstruktiv einfachen, keinen
nennenswerten Kostenaufwand erfordernden Mechanismen hoher Zuverlässigkeit dem vorstehend
aufgezeigten Bedürfnis in optimaler Weise Rechnung getragen wird.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Abschußrohre
mit ihren mündungsfernen Enden an der in Flugrichtung des Flugkörpers gesehen rückwärtigen
Seite einer mit letæ terem bleibend verbundenen tragfähigen Querwand des Gefechtskopfes
angelenkt sind, wobei Anlenkstellen gleichmäßig über den Umfang einer oder mehrerer
zur Gefechtskopflängsachse konzentrischer Teilkreise verteilt sind, und als Spreizvorrichtungen
mit Druckgas aufblasbare Kissen dienen, denen Mittel zur schwingungsunauffälligen
Endlagenfixierung der Abschußrohre zugeordnet sind.
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Eine direkte Anvisierung einer vorgegebenen Zielfläche erweist sich
im vorliegenden Fall als unproblematisch, vor allem dann, wenn die Gefechtskopfhülle
zum vorgegebenen Zeitpunkt mittels Sprengschnure oder dergleichen in an sich bekannter
Weise schlagartig in möglichst wenig Einzelteile zerlegbar ist. Mit eine Rolle spielt
dabei auch der vorgenommene Verzicht auf eine Loslösung des Gefechtskopfes vom Restflugkörper
zeitlich vor der Beseitigung der Gefechtskopfhülle zum Zwecke des Ausspreizens der
Abschußrohre. Dies macht zusammen mit der speziellen Anlenkungsart die
der
Abschußrohre, der getroffenen Wahl der Spreizvorrichtung und der vorhandenen Mittel
zur schwinguIlgsunauttälllgeil Endlagenfixierung der Abschußrohre auch eine rasche
und somit wirksame Gegenmaßnahmen ausschließende Belegung der vorgegebenen Zielfläche
mit Kleinbomben oder dergleichen ballistischer Streumunition gemäß einem gewünschten
Streumuster möglich. Von Bedeutung erweist sich dabei die erfindungsgemäße Anlenkung
der Abschußrohre mit in Fiugrichtung gesenen nach hin@e@ weise@ Rohrmündungen aus
zweierlei Gründen. Zum einen ist während der kurzen Zeitspanne des Ausstosses von
Kleinbomben oder anderer ballistischer Streumunition aus den gespreizten Abschußrohren
die statische Stabilität des Restflugkörpers ausreichend, Zum andern wirkt sich
dies für die Kleinbomben oder dergleichen in relativ kurzen Stabilisierungszeiten
aus. so daß der immer häufiger zu vernehmenden Forderung nach kurzen ballistischen
Flugstrecken für die Kleinbomben oder dergleichen ohne weiteres Genüge getan werden
kann. Als weitere Vorteile sind die ausgezeichnete Dämpfung und gleichmäßige Ausschwensung
sämtlicher Abschvßrohre durch die Gaskissen zu verzeichnen. Auf letztere ist es
schließlich auch zurückzuführen, daß zur exakten Endlagenfixierng der Abschußrohre
so einfache Mittel wie beim Füllen der Kissen mit Druckgas zur Straffung gelangende
Gurte ausreichen.
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Bleibt noch der Hinweis auf die einfache Möglichkeit, über die Kissenformgebung
und Gurtlänge Einfluß auf die Anstellwinkel der Abschußrohre und somit auch auf
die Streucharakteristik zu nehmen.
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Zur besseren Dämpfung der Abschußrohre in ihrer Ausgangslage und zur
Reduzierung der Aufblaszeit empfiehlt es sich, von geringfügig vorgefüllten Kissen
Gebrauch zu machen. Konstruktiv vereinfachend wirkt es sich aus, wenn sämtliche
Kissen an ein und dieselbe Druckgasquelle zum Anschluß gelangen. Als gemeinsame
Druckgasquelle empfehlenswert ist ein in einem Zentralrohr des Gefechtskopfes angeordneter
Gasgenerator.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der
schematischen Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
Figur 1 einen
Gefechtskopf für einen raketengetriebenen Flugkörper im Schnitt entlang der Linie
1-1 in Fig. 2 und Figur 2 denselben Gefechtskopf im Schnitt entlang der Linie II-II
in Fig. 1.
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Der in den Figuren 1 und 2 zur Darstellung gelangte Gefechtskopf trägt
das Bezugszeichen 1. Sein einteiliges Gehäuse umfaßt ein Zentralrohr 2, eine verrippte
vordere Schottwand 5, eine verrippLe hintere Schottland 4 und beispielsweise drei
Längswände 5 mit radial außenliegenden Verdichtungen 6, deren Winkelabstände voneinanuer
jeweils 1200 betragen. Schottvde 3, 4 und Längswände 5 sind dabei außen mit einer
Sprengschnur 7 versehen.
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Mit dem Gehäuse statisch tragend verschraubt ist eine zweiteilige
Gefechtskopfhülle 8.
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Im Gefechtskopfinnern befinden sich in zur Gefechtskopflängsachse
9 paralleler Ausgangslage beispielsweise 18 Abschußrohre lo, Deren Mündungen 11
weisen in Flugrichtung 12 gesehen nach hinten. Mit ihren mündungsfernen Enden 13
sind die Abschußrohre lo auf der flückseite der vorderen Schottwand 7 an den mit
14 bezeichneten Stellen nach außen schwenkbar angelenkt. Von den Anlenkstellen 14
sind sechs über den Umfang eines inneren Teilkreises 15 und zwölf über den Umfang
eines äußeren Teilkreises 16 gleichmäßig verteilt, wobei letztere gegenüber ersteren
in Kreisumfangsrichtung derart versetzt sind, daß jeweils zwei innere Anlenkstellen
und vier äußere Anlenkstellen auf Jeden der drei Gefechtskopfsektoren zwischen den
drei Gehäuselängswänden 5 entfallen. In jedem C-efechtskopfsektor sind zwischen
den Abschußrohren lo in der aus Fig. 2 ersichtlichen Weise z.B. zwei geringzügig
mit Gas vorgefüllte, aufblasbare Kissen 17 und 18 als Spreizvorrichtungen angeordnet.
Das Aufblasen der insgesamt sechs Kissen 17, 18 mit Druckgas geschieht über Leitungen
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mit Druckgas aus einem Gasgenerator 20. Untergebracht ist letzterer
in dem Zentralrohr 25 das außerdem noch eine axial nach vorn wirkende Hohlladung
21 für Direkttreffer enthalt. Die mit 22 bezeichneten Gurte sind an den Gehäuselängswänden
fixiert.
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Zur Straffung gelangen sie beim Aufblasen der Kissen 17, 18. Ihnen
kommt die Funktion zu, die Abschußrohre 10 in ihrer xeschwenkten Endlage zu fixieren.
Jedes Abschußrohr lo ist bepackt mit einem Treibsatz 23, einem Treibspiegel 24,
beispielsweise vier Kleinbomben 25 und einem mit dem Rohrmantel verstifteten Sicherungsring
26.
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Beim vorbeschriebenen Gefechtskopf wird im Einsatzfall aufgrund eines
externen oder internen Kommandos die Hülle 8 durch die Sprengschnüre 7 in drei Teile
zerlegt, Daran schließt sich ein Aufblasen der Kissen 17 und 18 mit Druckgas aus
dem Gasgenerator 20 an. Die Folge ist eine nach außen gerichtete Schwenkbewegung
der Abschußrohre 10. Der Rohrschwenkwinkel ist dabei durch die Gurte 22 festgelegt.
Ist die Schwenkbewegung der Abschußrohre 10 abgeschlossen, werden die Treibsätze
25 angezündet. Diese beschleunigen die Kleinbomben 25 auf die gewünschte Ausstoßgew
schwindigkeit, deren Radialkomponente - abhängig vom Rohreinstellwinkel - deren
Verteilung bewirkt.
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L e e r s e i t e