DE2835314C2 - Verfahren zur Herstellung von o-Phenylendiamin - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von o-PhenylendiaminInfo
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Description
15
20
Die Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur Herstellung von o-Phenylendiamin.
Das o-Phenylendiamin ist ein wichtiges Zwischenprodukt,
welches unter anderem zur Herstellung von Pflanzenschutzmitteln und hitzebeständigen Polymeren
Verwendung findet.
Zur Herstellung des o-Phenylendiamins werden die zur Herstellung von aromatischen Aminen allgemein
üblichen Verfahren angewandt. Die aromatischen Amine werden meistens durch Reduktion der entsprechenden
Nitroverbindungen oder durch Ammonolyse der entsprechenden Halogenderivate erhalten. So kann
das o-Phenylendiamin durch Reduktion des o-Dinitrobenzols in einer einzigen Stufe hergestellt werden (Bull.
Soc. Chim. France [4] 7, 956). Dieses Verfahren ist jedoch zur technischen beziehungsweise industriellen
Durchführung ungeeignet, weil das o-Dinitrobenzol nicht durch direktes Nitrieren hergestellt werden kann.
Das o-Dichlorbenzol als Rohstoff ist zwar durch /to
Chlorieren des Benzols, wobei allerdings noch die doppelte Menge p-Dichlorbenzol entsteht, zugänglich,
seine Ammonolyse zu o-Phenylendiamin erfordert jedoch hohe Temperaturen und liefert nur schwache
Ausbeuten. l.n der einzigen Schrifttumsstelle, die auf eine praktische Anwendung dieses Verfahrens hinweist,
wird angeführt, daß die Verwendung und Abtrennung des notwendigen Kupfersalzkatalysators Schwierigkeiten
bereitet (deutsche Patentschrift 6 54 394).
Ferner kann das o-Phenylendiamin durch aufeinanderfolgende Ammonolyse und Reduktion des o-Chlornitrobenrols
hergestellt werden. Das o-Chlornitrobenzol ist durch Nitrieren von Chlorbenzol aber nur in einer
Ausbeute von 35% zugänglich, wobei außerdem noch die 2fache Menge p-ChlomitrobenzoI, von welchem das
o-Chlornitrobenzol nur mit Hilfe von komplizierten Trennarbeitsgängen abgetrennt werden kann, entsteht.
Die Voraussetzung für die Verwendung des o-Chlornitrobenzols als Ausgangsstoff ist demnach die Möglichkeit,
auch das p-Chlornitrobenzol verwerten zu können. 6»
Bei den aufgeführten bekannten Verfahren besteht die größte Schwierigkeit in der Bereitstellung der
Ausgangsstoffe. Die o-bifunktionellen Derivate können
aus den geeigneten leicht zugänglichen Rohstoffen, wie Benzol, Chlorbenzol oder Nitrobenzol, nur in geringer
Ausbeute, unter Bildung vieler Nebenprodukte und nach schwerfälligen Abtrennarbeitsgängen hergestellt werden.
Weitere bekannte Verfahren zur Herstellung von o-Phenylendiamin gehen von Anilin oder Anilinderivaten
aus. Aus Anilin kann das o-Phenylcndinniin mit
Ammoniak auch bei 350"C und unter einem Druck von 30 bis 40MPa nur in einer Ausbeute von 20 bis 25%
erhalten werden (deutsche Üffenle^ungsschrifi
21 14 170). Bei der Nitrierung des Anilins zum o-Nitranilin kann eine befriedigende Ausbeute nur dann
erreicht werden, wenn das Anilin durch Acetylieren seiner Aminogruppe vorher zum Acetanilid acetyliert
worden ist. Beim Nitrieren unter sicheren Bedingungen entsteht auch viel p-Isomer p-Nitranilin, die überwiegend
das o-lsomer o-Nitranilin liefernden Herstellungsverfahren sind dagegen explosionsgefährlich (|. Prakt.
Chem. 102, 171). Das o-Nitranilin kann in bekannter Weise zu o-Phenylendiamin reduziert werden.
Aus Acetanilid kann durch Sulfonieren p-Acetaminoben/olsulfonsäure
hergestellt werden, aus welcher durch Nitrieren 3-Nitro-4acetaminobenzolsulfonsaure
zu erhalten ist. Durch ßesulfonieren und Hydrolysieren
dieser Verbindung kann das o-Nitranilin ohne die Bildung bedeutenderer Mengen von Nebenprodukten
erhalten werden. Das o-Nitranilin wird dann zu o-Phenylendiamin reduziert. Der schwerwiegendste
Nachteil dieses aus mehreren Stufen bestehenden Verfahrens besteht in der Bildung großer Mengen von
verdünnter Abfallsäure und sonstigen Nebenprodukten, weswegen dieses Verfahren auch nur als Laboratoriumsverfahren
bekannt ist (Chem. Ber. 58 [1925], 2286 und 2288).
Beim Chlorieren des Acetanilide entstehen neben dem zur Herstellung von o-Phenylendiamin verwendbaren
o-Chloracetanilid 50% p-Isomer p-Phenylendiamin
(J. Chem. Soc. 95,1057).
Ferner ist die Herstellung von 2,5-Dichlornitrobenzol durch Nitrieren von 1,4- Dichlorbenzol mit Salpetersäure,
auch in Gegenwart von Schv/efelsäure, aus Beilstein,
Handbuch der organischen Chemie, Band 5, 3. Ergänzungswerk (1964), Seite 616, J. Chem. Society,
London 123, Seiten 3247 bis 3255, J. Chem. Society, London 1934, Seiten 1672 bis 1678, und J. Am. Chem.
Society 42, Seiten 145 bis 152, bekannt.
Weiterhin ist in der US-Patentschrift 20 48 790 (referiert in Beilstein, Handbuch der organischen
Chemie, Band 5, 3. Ergänzungswerk (1964), Seite 616, und Ind. Eng. Chem. 22 (1930), Seiten 547 bis 548, das
Aminieren unter anderem von 2,5-Dichlornitrobenzol mit wäßrigem Ammoniak, zum Teil auch bei Temperaturen
über 160oC,zu4-Chlor-2-nitranilin beschrieben.
Sowohl nach Ind. Eng. Chem. 22 (1930), Seiten 547 bis 548 [siehe insbesondere Seite 547, linke Spalte, Zeile 10
von unten bis 9 von unten], als auch nach der US-Patentschrift 2048 790 [siehe insbesondere Seite 1,
rechte Spalte, Zeile 54 {im Example I}, Seite 2, linke Spalte, Zeile 69 {im Example VI}, Seite 3, rechte Spalte,
Zeile 38 bis 39 {im Anspruch 3}, und Seite 2, linke Spalte, Zeile 56 {im Example V}, werden für alle Aminierungen
wäßrige Ammoniaklösungen mit Konzentrationen von nur 28% beziehungsweise nur 25% verwendet, wobei
speziell für die Aminierung von 2,5-Dichlornitrobenzol zu 4-Chlor-2-nitranilin [Example VI] eine 28%ige
wäßrige Ammoniaklösung eingesetzt wird. Im die Herstellung spezieil von 4-Chlor-2-nitraniIin durch
Aminieren von 2,5-Dichlornitrobenzol betreffenden Example VI der US-Patentschrift 2048 790 wird die
Umsetzung 12 Stunden lang bei einer Temperatur von 16O0C durchgeführt. Wie es sich aus dem Example I
(insbesondere Seite 1, rechte Spalte, Zeile 55)' der
US-Patentschrift 20 48 790, auf welches alle anderen Beispiele derselben aufgebaut sind, ergibt, wird die
Umsetzung unter kräftigem Rühren durchgefühlt. Dies ist notwendig, weil die aromatischen Nitrohalogenverbindungen,
wie 2,5-Dichlorniirobcnzol, in der wäßrigen
Ammoniaklösung suspendiert werden.
Die Hauptmerkmale des Verfahrens der US-Patentschrift 20 48 790 zur Herstellung ^on 4-Chlor-2-nitranilin
sind also wie folgt:
a) Verwendung einer 28%igen Ammoniaklösung.
b) Verhältnismäßig niedrigeTcmperatur(160°C).
c) Lange Reaktionszeit (12 Stunden).
d) Kräftiges Rühren.
e) Suspendieren der Nitrohalogenverbindung im Rcakiionsgemiscli.
Nach eigenen Erfahrungen wird die Aminierung nach der US-Patentschrift 2048 790 in heterogenen, nicht
miteinander mischbaren Phasen (28%ige wäßrige -'' Ammoniaklösung und geschmolzene Nitrohalogenverbindung)
durchgeführt. Daher sind ein kräftiges Rühren J1UPd lange Reaktionszeiten unerläßlich. Die Erhöhung
''der Reaktionstemperatur in diesem Gemisch ist riskant, da sich gemäß eigenen Versuchen im überhitzten
organischen Schmelzgemisch in Gegenwart der Ammoniaklösung verhältnismäßig geringer Konzentration
verschiedene Nebenreaktionen abspielen, welche zu einer explosionsartigen Umsetzung führen. Daher kann
die heterogene Aminierung lediglich bei niedrigen ^Temperaturen, mit langen Reaktionszeiten und mit
großen Reaktionsvolumina durchgeführt werden. Eine Anlage mit größerer Kapazität kann wegen der
Igroßräumigen, unter Druck stehenden und mit einem Rührer versehenen Reaktionsvorrichtungen nicht ein-35
gesetzt werden. Als Nebenreaktionen sind speziell die 'zu Diaminophenazin- und Diphenylaminderivaten (etwa
'2 Gew.-% im Produkt) hauptsächlich durch Oxydation während der Aminierung zu nennen.
Auch gemäß Ind. Eng. Chem. 22 (1930), Seiten 547 bis
_548, muß wegen der Verwendung der verhältnismäßig ■^verdünnten 28%igen Ammoniaklösung mit verhältnis-'mäßig
hohen Reaktionszeiten und -volumina gearbeitet werden. Aus diesem Grunde müssen aber auch
verhältnismäßig niedrige Reaktionstemperaturen angewandt werden. So geht aus der Table I auf Seite 548,
linke Spalte dieser Druckschrift, hervor, daß die besten Ausbeuten beim Arbeiten bei Temperaturen von 150 bis
1700C (mit Reaktionszeiten von 2 bis 5 Stunden)
erreicht werden, während gemäß dieser Table I beim Arbeiten bei Temperaturen von 185°C die Ausbeute an
4-Chlor-2-nitranilin bereits auf 80% vermindert ist, was eben wie bereits erwähnt auf die Nebenreaktionen
zurückzuführen ist.
Weiterhin ist aus Journal f. prakt. Chemie, Band 317,55 Heft 2, 1975, Seiten 247 bis 251, die katalytische
Reduktion von halogensubstituierien aromatischen
Nilroverbindungen, wie 4-C'hlor-2-nitranilin, bekannt,
wobei angegeben ist, daß das Halogenatom leicht abgespalten wird, jedoch nicht ausdrücklich auf das
entstandene Endprodukt hingewiesen wird. Auch in Houben —Weyl, Methoden der organischen Chemie.
Band Xl/l \. 1957), Seiten 341 und 351 bis 353. ist erwähnt,
daß Halogenatome einschließlich solcher, weicht· an einen aromatischen Ring gebunden sind, von katalytisch
aktivem Wasserstoff leicht abgespalten werden können, wobei diesbezüglich beispielsweise die katalytische
Hydrierung von 2,4-Dinitrochlorbenzol zu 1,3-Phenylcndiamin
genannt ist.
Beim Zusammenfassen der Merkmale der bekannten Verfahren ist festzustellen, daß bei der Herstellung der
unmittelbar in o-Phenylendiamin überführbaren Verbindungen
die Menge der unerwünschten Isomere größer ist als die des gewünschten Produktes (o-Isomers). Die
Verfahren, mit denen das <> Isomer in entsprechender ^Ausbeute erhalten werden kann, sind entweder
!komplizierte Mehrstufenverfahren, oder sie zwingen' fzur Anwendung von sicherheitstechnisch bedenklichen
Bedingungen.
r Der Erfindung iiegt die Aufgabe zugrunde, unter
Behebung der Nachteile des Standes der Technik ein besseres einfaches Verfahren zur Herstellung von
o-Phenylendiamin über 4-Chlor-2-nitranilin in hoher Ausbeute, bei welchem von leicht zugänglichen and in
"guter Ausbeute herstellbaren Ausgangsstoffen ausgegangen werden kann und die Abtrennung des
erhaltenen o-Phenylendiaminproduktes einfach ist, zu
schaffen.
Beim theoretischen und experimentellen Studium der Möglichkeiten zur Herstellung von o-Phenylendiamin
,wurde nun überraschenderweise festgestellt, daß das o-Phenylendiamin aus 1,4-Dichlorbenzol in 3 Reaktionsstufen, nämlich durch Nitrieren, selektive Ammonolyse
und katalytische Hydrierung, in guter Ausbeute erhalten werden kann.
Gegenstand der Erfindung ist daher ein Verfahren zur Herstellung von o-Phenylendiamin durch Aminieren
von 2,5-DichlornitrobenzoI mit wäßrigem Ammoniak
bei Temperaturen über 16O0C zu 4-Ch!or-2-nitranilin und anschließende Reduktion, welches dadurch gekennzeichnet
ist, daß 2,5-Dichlornitrobenzol bei 160 bis -220" C mit einer 60- bis 90%igen wäßrigen Ammoniaklösung
aminiert und danach das erhaltene 4-Chlor-2-nitranilin
in einem mit Wasser mischbarer! !wenigen
aliphatischen Alkohol oder einem Gemisch aus Alkohol und Wasser in Gegenwart eines basischen Zusatzes und
von aktivem Raney-Nickel oder metallischem Palladium auf einem Träger in an sich bekannter Weise hydriert
wird.
Im erfindungsgemäßen Verfahren wird also zunächst 2,5-Dichlornitrobenzol mit wäßrigem Ammoniak selektiv
zu 4-Chlor-2-nitranilin umgesetzt:
Cl NH2
1 NO2 I NO2
+ 2NH3
I + NH4Cl
(D
T \
Cl Cl
Das erhaltene 4-ChIor-2-nitränilin wird dann durch katalytisches Hydrieren in einer einzigen Stufe reduziert und
dehalogeniert, wodurch o-Plienylendiamin entsteht:
NH2
NO;
4H2
Katalysator
NH2
+ 2H2O f HCI
Das erfindungsgemaße Verfahren ist ein chemisch
eigenartiges Verfahren und überraschend. Im Gegensatz zum in der US-Patentschrift 20 48 790 beschriebenen
Verfahren kann beim erfindungsgemäßen Verfahren, bei welchem im Gegensalz zum ersteren eine 60-bis
90%ige wäßrige Ammoniaklösung verwendet wird, die Reaktion in homogener Phase durchgeführt werden.
Das notwendige Ammoniak ist vorhanden, und die Reaktionsgeschwindigkeit wird durch die Geschwindigkeit
der Wechselwirkung zwischen den heterogenen «I Phasen nicht beeinträchtigt. Auch ist irr homogenen
|gpReaktionsgernisch, für welches die genannte konzen-
?#ftrierte Ammoniaklösung verwendet wird, die Sicherheit
^der Aminierung erhöht, was wiederum die Erhöhung
, Ίder Reaktionstemperatur und eine wesentliche Vermint'derung
der Reaktionszeit und des Reaktionsvolumens ermöglicht.
Gemäß eigenen kinetischen Untersuchungen kann !erfindungsgemäß im Falle der Durchführung der
"'Aminierung mit einer 60- bis 90%igen Ammoniaklösung
bei 2000C ohne Rühren eine Umsetzung von mehr als 96% schon während 12 Minuten (beispielsweise gemäß
/•j, Beispiel 1) erreicht werden, und im Falle der
-*** Durchführung der Umsetzung bei 22O0C kann dieselbe
Umsetzung bereits mit einer Reaktionszeit von 8 Minuten erzielt werden. Dagegen war gemäß der
US-Patentschrift 2048 790 für diese Umsetzung eine
Reaktionszeit von 12 Stunden erforderlich, wenn eine 28%ige Ammoniaklösung bei 16O0C eingesetzt wurde.
Hinzu kommt noch, daß in diesem Falle eine 10- bis :15mal so große druckbeständige Reaktionsvorrichtung
als erfindungsgemäß verwendet werden muß. Auch erwies sich die Erhöhung der Temperatur des
heterogenen, verdünntes Ammoniak enthaltenden Reaktionsgemisches wie bereits oben erwähnt als
gefährlich, weshalb mit der 28%igen wäßrigen Ammoniaklösung keine Versuche bei höheren Temperaturen
durchgeführt werden konnten, was übrigens auch völlig zwecklos gewesen wäre.
Analoges gilt gegenüber Ind. Eng. Chem. 22 (19.30),
Seiten 547 bis 548. Dabei sind die Ausbeuten an 4-Chlor-2-nitranilin in sämtlichen erfindungsgemäßen
Beispielen (im Beispiel 1 96,5%. im Beispiel 2 96% und im Beispiel 3 97%) den festen Ausbeuten an
4-Chlor-2-nitranilin in der genannten Druckschrift, welche nach deren Angaben bei Temperaturen von 150
,bis 1700C (mit Reaktionszeiten von 2 bis 5 Stunden)
"erreicht werden, und zwar auch der besten Ausbeute von 93% an 4-Chlor-2-nitraniIin, überlegen. Im Gegensatz
zum Verfahren der genannten Druckschrift hat das erfindungsgemaße Verfahren den Vorteil, daß bei ihm
auch bei höheren Temperaturen bis zu 22O0C mit sehr gutem, und zwar, wie oben gezeigt wurde, mit
überlegenem, Erfolg gearbeitet werden kann.
Es sei auch bemerkt, daß durch das erfindungsgemäße Verfahren ein Produkt von derselben Qualität
(Schmelzpunkt: 115 bis 116°C, Reinheit 98 bis 99%) wie
unter den genannten optimalen Bedingungen des Verfahrens der genannten Entgegenhaltung erhalten
wird.
ι <·, Dabei ist es gegenüber dem Stund der Technik
überraschend, daß die Aminierung des erfindungsgemü-IJen
Verfahrens glatt ohne Bildung von unerwünschten Nebenprodukten, wie 2-Nilro-p-phenylendiamin, unter
Er/ielung von überlegen hohen Ausbeuten an 4-Chlor-
lü 2-nitranilin verläuft. Auch ist es überraschend, den Weg
über das 2,5-DichIornilrobenzol gewählt zu haben, da
■ :doch der Fachmann annehmen mußte, daß ein zweites
% Chloratom nur störend wirken könne, jedenfalls aber
überflüssig sei.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird zur Aminierung die 60- bis 90%ige wäßrige Ammoniaklösung
vorteilhaft in 10- bis 40fachem, insbesondere 10- bis 25fachern, molarem Überschuß, das heißt etwas mehr
als bei den bekannten Verfahren, verwendet. Unter
jo diesen Bedingungen ist das Reaktionsgemisch homogen,
und zum Erreichen einer mehr als 98%igen Ausbeule an 4-Chlor-2-nitranilin ist bei gleicher Temperatur eine
wesentlich kürzere Reaktionszeit erforderlich, als dies bei den bekannten Verfahren dieses Typs der Fall ist.
Auch dies ist überraschend, da zu erwarten war, daß gerade durch konzentriertere Ammoniaklösungen und
einen größeren Überschuß des Ammoniaks eine weitergehende Aminierung, das heißt eine Aminierung
auch des zweiten Chloratoms des 2,5-Dichlornitrobenzols
unter Bildung von 2-Nitro-p-phenyiendiamin stattfände. Der Ammoniaküberschuß kann aus dem
Reaktionsgemisch durch Ausblasen entfernt und dann aus dem Reaktionsgemisch das 4-Chlor-2-nitranilin
durch Kül.ien auskristallisiert und das als Nebenprodukt
gebildete Ammoniumchlorid in Form einer konzentrierten Lösung abgetrennt werden.
Die anschließende in einer Stufe erfolgende Reduktion und Dehalogenierung durch katalytische Hydrierung
des erhaltenen 4-Chlor-2-nitranilins zu o-Phenylendiamin
gemäß der obigen Reaktionsgleichung II wird vorteilhaft in Lösung oder Suspension in einem mit
Wasser mischbaren 1 wertigen aliphatischen Alkohol, wie Methanol, Äthanol oder Isopropanol, oder einem
Gemisch aus Alkohol und Wasser in Gegenwart eines basischen Zusatzes und eines Hydrierkatalysators unter
einem Druck von 0,1 bis 2,0MPa (1 bis 20 at) durchgeführt.
Vorzugsweise wird als Hydrierkatalysator aktives Raney-Nickel oder metallisches Palladium auf einem
Träger, insbesondere Aktivkohle, verwendet.
Das Hydrieren wird vorzugsweise bei einer Temperatur von 20 bis 800C, insbesondere 35 bis 500C,
durchgeführt
Der basische Zusatz dient zur Förderung der Vervollständigung der Dehalogenierung. Als solcher
wird vorzugsweise ein Alkalihydroxyd und/oder Ammoniumhydroxyd verwendet. Auf diese Weise bildet
sich bei der katalytischen Hydrierung als Nebenprodukt
ein Alkalichlorid beziehungsweise Ammoniumchlorid.
Das o-Phenylendiamin kann vom als Nebenprodukt gebildeten Salz auf Grund der abweichenden physikalischen
Parameter abgetrennt werden. So kann zum Beispiel das o-Phenylendiamin auf Grund seiner r>
abweichenden Wasserlöslichkeit durch partielles Eindampfen der Lösung und anschließendes Filtrieren
abgetrennt werden.
Das als Ausgangsstoff zur Herstellung des im erfindungsgemäßen Verfahren als Ausgangsstoff eingesetzten
2,5-Dichlornitrobenzols verwendbare 1,4-Dichlorbenzol
ist durch Chlorieren von Benzol zugänglich, wobei es durch entsprechende Führung des Chlorierungsvorganges
zum Hauptprodukt wird, und rein abtrennbar. Die Bereitstellung dieses Ausgangsstoffe;!
für das erfindungsgemäße Verfahren ist demzufolge gesichert. Infolge der Eigenschaften dieses Ausgangsstoffes
besteht bei der Herstellung des o-Phenylcndiamins
keine Möglichkeit zur Bildung von isomeren Nebenprodukten. Daher ist das Verfahren unabhängig,
indem für die Abtrennung und Verwertung isomerer Nebenprodukte keine Notwendigkeit besteht.
Das im erfindungsgemäßen Verfahren als Ausgangsstoff eingesetzte 2,5-DichIornitrobenzol kann aus
1,4-Dichlorbenzol durch Nitrieren 2,5-Dichlornilrobenzol
hergestellt worden sein:
HNO3
NO2
+ H2O
Die Nitrierung gemäß dieser Reaktionsgleichung III kann in der aus dem Fachschrifttum (Fierz-David,
Blangey: Farbenchemie, Seite 104, Springer-Verlag,
1947) bekannten Weise in Suspension in konzentrierter Schwefelsäure bei 30 bis 4O0C in einer Ausbeute von 97
bis 98% durchgeführt werden. Das Produkt kann aus der schwefelsauren Suspension nach dem Verdünnen
mit Eiswasser durch Filtrieren abgetrennt werden. Nach eigenen Erfahrungen kann sogar eine Ausbeute von
99% erreicht werden, wenn die Zugabe der Nitriersäure bei 35 bis 40°C unter starkem Kühlen vorgenommen
wird, für eine Nachreaktion bis zum völligen Verbrauch
der Nitriersäure gesorgt wird und das Produkt nach dem Abkühlen von der Schwefelsäure durch Filtrieren
abgetrennt und dann mit Wasser gewaschen wird. Die das Filtrat bildende 90%ige Säure kann nach dem
Aufkonzentrieren mit rauchender Schwefelsäure (Oleum) erneut verwendet werden.
Das erhaltene 2,5-Dichlornitrobenzol kann ohne jede
weitere Reinigung nach der obigen Reaktionsgleichung I zu 4-ChIor-2-nitrani!in erfindungsgemäß aminiert
werden.
Bei der Herstellung des o-Phenylendiamins nach dem erfindungsgemäßen Verfahren gemäß den obigen
Reaktionsgleichungen wird wie bereits erwähnt eine überraschend hohe Ausbeute erzielt: Die Gesamtausbeute
der 2 Siufen zuzüglich der Stufe der Herstellung des im erfindungsgemäßen Verfahren als Ausgangsstoff
verwendeten 2,5-DichIornitrobenzois aus 1,4-Dichlorbenzol
beträgt 83 bis 94%, und organische Nebenprodukte entstehen nur in unbedeutenden Mengen.
Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens können wie folgt zusammengefaßt werden:
Das 2,5-Dichlornitrobenzol kann mit einer konzentrierten
wäßrigen Ammoniaklösung in einer Ausbeute von 98% zu 4-ChIor-2-nitranilin umgesetzt werden,
wobei organische Nebenprodukte nur in unbedeutenden Mengen entstehen. Durch die Verwendung einer
konzentrierten Ammoniaklösung kann die Reaktionszeit verkürzt werden, und bei betriebsmäßiger Herstellung
ist eine Druckvorrichtung geringeren Volumens erforderlich. Ein zum Inberührungbringen der Phasen
dienendes Rühren ist nicht erforderlich.
Die Erfindung wird an Hand der folgenden Beispiele näher erläutert
40
Es wurden 1200 g wie nachstehend beschrieben erhaltenes 2,5-Dichlornitrobenzol mi! einer 77%igen
wäßrigen Ammoniaklösung in 16fachem molarem Überschuß bei 200 bis 2200C in einem 4-l-Laboratoriumsschüttelautoklaven
12 Minuten aminiert. Der Ammoniaküberschuß wurde durch Ausblasen entfernt, und das Gemisch wurde abgekühlt. Das Ammoniumchlorid
wurde durch Waschen mit Wasser aus dem Produkt entfernt. So wurden 1062 g 4-ChIor-2-nitranilin mit
einem Reinheitsgrad von 98% (96,5% der Theorie) erhalten.
Es wurden zu 87 g wie vorstehend beschrieben erhaltenem 4-Chlor-2-nitranilin die 5fache Menge
Äthylalkohol und 50 g Raney-Nickel zugegeben. Die Reduktion und Dehalogenierung wurden durch Hydrieren
unter einem Druck von 1,6MPa (16 at) bei einer Temperatur von 40 bis 5O0C mit einem Zusatz von 100 g
einer 20%igen Natronlauge in einem Laboratoriumsautoklaven durchgeführt. Nach dem Ende der Wasser-Stoffaufnahme
(nach 20 Minuten) wurde der Katalysator vom Reaktionsgemisch abfiltriert und dann das Filtrat
so weit eingedampft, daß das o-Phenylendiamin zu kristallisieren begann. Aus der gekühlten Lösung
kristallisierten 49 g o-Phenylendiamin mit einem Reinheitsgrad von 98% (983% der Theorie).
Das als Ausgangssubstanz eingesetzte 2,5-Dichlornitrobenzoi
ist wie folgt beschrieben erhallen worden.
Es wurden 588 g 1,4-Dichlorbenzol in 720 g einer 96%igen Schwefelsäure suspendiert und dann mit einem
55.Gemisch aus 272g einer 96%igen Schwefelsäure und
272 g einer 100%igen Salpetersäure nitriert. Nach einer
Reaktionszeit von 90 Minuten wurde das in fester Form abgeschiedene 2,5-Dich!ornitrobenzol abfiltriert und
mit Wasser gewaschen. So wurden 760 g (99,0% der Theorie) 2,5-Dichlornitrobenzol erhalten.
Es wurde 0,1 MoI wie bei Herstellung der Ausgangssubstanz des Beispieles 1 beschrieben hergestelltes
2,5-Dichlornitrobenzol mit einer 66%igen wäßrigen Ammoniaklösung in 36fachem molarem
Überschuß bei 190°C 20 Minuten aminiert. Das 4-Chlor-2-nitranilin wurde in einer Ausbeute von 96%
der Theorie erhalten.
Die Hydrierung dieses 4-Chlor-2-nitranilins wurde in einer mit einem Frittengasverteiler versehenen Laboratoriumsvorrichtung
aus Glas unter Atmosphärendruck 20 Minuten durchgeführt. Als Katalysator wurde
Raney-Nickel in einer Menge von 40 Gew.-°/o, bezogen auf das 4-Chlor-2-nitranilin, verwendet. Das 4-Chlor-2-nitranilin
wurde in Form einer 12%igen methanolischen Lösung eingesetzt. Parallel mit dem Zusatz der
4-Chlor-2-nitranilinlösung wurde die äquivalente Men- i<
> ge einer 30%igen wäßrigen Natronlauge dem Reaktionsgemisch zugetropft. Nach dem Entfernen des
Katalysators und Eindampfen der Lösung wurde das o-Phenylendiamin in einer Ausbeute von 88% der
Theorie, bezogen auf das eingesetzte 4-Chlor-2-nitrani- 15'
lin, erhalten. Der Katalysator konnte erneut verwendet I werden.
B e i s ρ i e I 3
Es wurde 0,1 Mol wie bei der Herstellung der Ausgangssubstanz des Beispieles 1 beschrieben hergestelltes
2,5-DichiornitrobenzoI mit einer 86°/oigen
wäßrigen Ammoniaklösung in 20fachem molarem Überschuß bei 160°C 90 Minuten aminiert. Das
4-Chlor-2-nitranilin wurde in einer Ausbeute von 97% der Theorie erhalten.
Die Hydrierung wurde in der im Beispiel 2 beschriebenen Vorrichtung aus Glas in Gegenwart von
5 Gew.-% 9gew.-%iger Palladium/Aktivkohle, bezogen auf das 4-Chlor-2-nitraniIin, als Katalysator 20 Minuten
durchgeführt. Das 4-Chlor-2-nitranilin wurde in Form einer 10%igen Lösung in Isopropanol eingesetzt. Es
wurde unter Atmosphärendruck hydriert, wobei der eingeleitete Wasserstoff vorher durch eine 25%'ige
wäßrige Ammoniaklösung geleitet wurde. Die Reaklionstemperatur
betrug 35°C. Nach dem Abfiltrieren des Katalysators wurde aus dem Filtrat so viel
Losungsmittel abdestilliert, daß das o-Phenylendiamin /u kristallisieren begann. Nach dem Kühlen und
Filtrieren wurde das o-Phenylendiamin in einer
Ausbeute von 86% der Theorie, bezogen auf das eingesetzte Nitranilin, erhalten. Der Katalysator konnte
erneut verwendet werden.
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Herstellung von o-Phenylendiamin durch Aminieren von 2.5-Dichlornitrobenzoi mit wäßrigem Ammoniak bei Temperaturen über 160"C zu 4-Chlor-2-nilranilhi und anschließende Reduktion, dadurch gekennzeichnet, daß man 2,5-Dichlornitrobenzol bei 160 bis 2200C mit einer 60· bis 90%igen wäßrigen Ammoniaklösung aminiert und danach da» erhaltene 4-Chlor-2-nitranilin in einem mit Wasser mischbaren !wenigen aliphatischen Alkohol oder einem Gemisch aus Alkohol und Wasser in Gegenwart eines basischen Zusatzes und von aktivem Raney-Nickel oder metallischem Palladium auf einem Träger in an sich bekannter Weise hydriert.10
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