DE2826416B2 - Vorrichtung zum Nachweis von Bakterien, Pilzen und Viren im Blut - Google Patents
Vorrichtung zum Nachweis von Bakterien, Pilzen und Viren im BlutInfo
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Description
Erfindungsgegenstand ist die im Patentanspruch genannte Vorrichtung.
Septische Komplikationen stehen heute mit an der Spitze der Todesursachen von Patienten, die wegen
einer anderweitigen schweren Erkrankung auf Intensivstationen liegen. Ursachen sind die geschächte Infektabwehr
durch die Grundkrankheit und die nicht völlig zu verhindernde Verschleppung von Krankheitserregern
anderer Patienten.
Heute geben uns über 60 Antibiotica aus 13 verschiedenen Präparategruppen die Möglichkeit in die r>
Hand, einen nachgewiesenen Keim gezielt anzugehen. Eine frühzeitige Diagnose und damit eine verbesserte
Therapiemöglichkeit kann die Überlebenschance von Patienten mit bakteriellem oder mykotischem Systembefall
entscheidend verbessern.
Die Diagnose einer Sepsis ergib! sich aus dem klinischen Bild (Fieber, Schüttelrost, Leukozytose,
Linksverschiebung im Differentialblutbild, Verbrauchskoagulopathie, u. U. septischer Schock und
andere, nicht obligate Zeichen) und aus dem kulturellen Keimnachweis im Blut des Patienten. Bei positivem
Keimnachweis ergibt das Antibiogramm zugleich wichtige Anhaltspunkte für die wirkungsvollste antibiotische
oder antimykotische Therapie. Die heute gebräuchlichsten bakteriologischen Nachweisverfahren
stellen im wesentlichen nur technische Varianten der um die Jahrhundertwende entwickelten Blutkulturtechniken
dar. Durch die Einführung der Liquoidvenüle und der Blutkulturflasche mit vorgefertigtem
Nährboden wurde eine relative Optimierung der klas- r> sischen Verfahren erreicht. Für klinische Belange ist
die Ausbeute aber auch mit diesem Verfahren noch nicht zufriedenstellend. Die bisherigen Verbesserungen
der Blutkulturverfahren beschränkten sich auf die Entwicklung empfindlicherer bakteriologischer bo
Nachweistechniken. Das gilt sowohl für die radiometrische Messung von markiertem CO2 als auch für die
Membranfiltermethode und ihre Weiterentwicklungen.
Die Chance, mit der herkömmlichen Blutentnah- b5
metechiiik zu Kulturzwecken den Erreger zu identifizieren,
ist mit nur 30% aller klinisch sicheren Fälle erschreckend gering. Diese niedrige Trefferquote
könnte nach heutigem Wissen zwei Ursachen haben:
1. Ein septischer Streuherd gibt die Erreger nicht kontinuierlich, sondern schubweise in die Blutbahn
ab. Der ideale Zeitpunkt, den Erreger aus der Blutbahn zu erhalten, liegt schon vor dem
Beginn der klinischen Symptome wie Fieber und Schüttelfrost.
2. Ein großer Teil der Patienten ist bereits mit Antibiotica vorbehandelt. Diese Antibiotica gelangen
unweigerlich zusammen mit den Erregern ins Kulturmedium und unterdrücken das Keimwachstum.
Die Blutkultur wird fälschlicherweise negativ.
Dies bedeutet, daß man in 70% der Fälle von klinisch sicherer Sepsis gegen einen unbekannten
Erreger kämpft, meistens auch, ohne zu wissen, ob es sich um eine bakterielle Sepsis oder um
eine Pilzsepsis handelt. Die Wahl des richtigen Antibioticunis oder Antimykoticums wird damit
zur Glückssache.
Seit Jahren wird versucht, diese diagnostische Lücke zu schließen. Neue Methoden wurden entwikkelt,
die schneller und sicherer als die klassischen Verfahren den Erregernachweis im Blut liefern sollten.
Aber auch diesen neuen Verfahren sind drei entscheidende Nachteile erhalten geblieben. Noch immer muß
die Blutprobe genau zum Zeitpunkt des Einschwemmens von Mikroorganismen in die Zirkulation entnommen
werden, im Idealfall also, bevor der Patient mit einem Temperaturanstieg reagiert. Außerdem gelangt
immer nur ein kleines Aliquot aus dem großen Blutreservoir zur Untersuchung. Bei antibiotisch vorbehandelten
Patienten werden schließlich Antibioticareste mit in die Kultur gebracht und bewirken dort
eine Hemmung des Keimwachstums.
Aufgabe der Erfindung war es daher, eine Vorrichtung
zu schaffen, welche die erwähnten Nachteile nicht aufweist und es ermöglicht, Krankheitserreger,
die zu einem unbekannten Zeitpunkt in den Kreislauf des Patienten eindringen, zu diagnostischen Zwecken
zu isolieren, gegebenenfalls von anhaftenden Antibioticaresten zu befreien und mit möglichst geringem
Arbeitsaufwand zu bestimmen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst.
Das der Erfindung zugrundeliegende Prinzip der Hämoperfusion wird seit längerem angewendet zur
Behandlung schwerer Intoxikationen, z. B. Schlafmittelvergiftungen. Es handelt sich bei diesem Verfahren
um die Abtrennung von Pharmaka aus dem Blut durch Adsorption an Kohle, also eine rein therapeutische
Behandlung.
Es war überraschend, daß nunmehr eine Vorrichtung zur Verfügung gestellt werden kann, welche den
Nachweis infektiöser Partikel, d. h. Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze sowie Viren ermöglicht, ohne
daß sich signifikante Veränderungen der natürlichen Blutbestandteile, wie z. B. Erythrozyten, Leukozyten
und Thrombozyten, ergeben.
Als Adorbentien werden hämocompatible, die Erreger selektiv bindende Polymere eingesetzt, wobei
diese als Adsorbens per se eingesetzt werden, aber auch auf einen porösen Träger aufgetragen werden
können, d. h. alle in Frage kommenden Polymere können außer als Schichtbildner auch als »bead-material«
dienen, sofern sie genügend porös sind oder gemacht werden können.
Als Polymere können beispielsweise Polyacrylate oder Polymethacrylate, wie z. B. Polyhydroxyäthyl-
methacrylat verwendet werden. Als weitere Polymere seien Adsorberharze, wie Amberlite XAD II, Celluloseacetat,
Kollodium und Nylon genannt. Als Träger der Schichtbildner können beispielsweise poröse Materialien
wie Glas, keramische Materialen, z. B. Ton, Metalloxide wie Aluminiumoxid, T;tanoxid, Zirkonoxid,
Siliciumoxid oder Aktivkohle verwendet werden.
Es hat sich acrylhydrogelbeschichteie Pflanzenkohle bewährt. Der Anteil des Beschichtungsmittels
beträgt 0,5 bis 10%, vorzugsweise 2% des Gesamtgewichts des Adsorbens. Das Verfahren der Beschichtung
ist dem Fachmann geläufig und bedarf keiner näheren Erläuterung.
Weiterhin zu verwenden sind als Adsorbens mit aufgedampfter Kohle beschichtetes, poröses Material,
wie beispielsweise Glas. Es eignet sich auch poröses Glas, welches biocompatibel gemacht wird durch
Kühlung mit Heparin und/oder Albumii., welches antithrombogen
wirkt. Für die Bindung von Heparin kann z. B. die Verknüpfung mittels eines wasserlöslichen
Carbodiimide herangezogen werden. Als Glas eignet sich das sogenannte »Controlled bor glas«.
Die Adsorbentien können außer in Form kleiner Partikel oder Granulen z. B. auch in Form von Platten
oder Folien vorliegen, die in die Hämoperfusionskammer
eingelegt werden und leicht entnom men und bequem in den Nährboden oder die Nährlösung eingebracht
werden können.
Die Bestimmung der Erreger erfolgt vorzugsweise im adsorbierten Zustand. Hierin liegt ein wesentlicher
Vorteil, weil das Adsorbens mit den daran gebundenen Erregern direkt in das Nährmedium eingebracht
werden kann. Es können die an sich bekannten mikrobiologischen, virolegischen oder elektronenmikroskopischen
Nachweismethoden herangezogen werden.
Hierzu wird das mit den Erregern angereicherte Adsorbens im Fall von Bakterien und Pilzen folgendermaßen
angezüchtet: Mit einer in einem geeigneten Nährmedium sterilen Pinzette werden ca. 20 bis
30 Adsorbens-Partikel möglichst schonend in die Oberfläche des Nährbodens eingedrückt. Gleichzeitig
können flüssige Nährmedien mit einigen Partikeln beschickt werden. Die Bebrütung erfolgt bei 37° C. Die
weitere Identifizierung erfolgt mit den üblichen Routinemethoden der Bakteriologie und Mykologie. Im
Fall von Viren erfolgt eine Züchtung auf Eikulturen.
Es ist ferner möglich, das Adsorbens mit Puffer zu waschen, mit Alkohol zu entwässern, mit gepuffertem
Glutaraldehyd zu behandeln und rasterelektronenmikroskopisch
zu untersuchen.
Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung können die Deckel (3) beispielsweise so beschaffen sein, daß
sie auf die Säule aufschraubbar sind. Jedenfalls sind sie leicht und ohne Gefahr der Kontamination abnehmbar
zur schnellen bequemen Entleerung des Inhalts, was sehr wesentlich ist. Der Blutabfluß kann
mit einem Transfusionsbesteck (6) mit Filter (7) versehen sein. Als Material der Bestandteile sind inerte,
leicht verarbeitbare Kunststoffe wie Teflon geeignet.
Die für rein diagnostische Zwecke bestimmte Vorrichtung hat vorteilhaft geringe Abmessungen. Die
Säule weist einen Durchmesser von etwa 1 bis 3 cm und eine Höhe von etwa 2 bis 10 cm auf. Durch das
geringe Volumen werden keine der theoretisch an sich möglichen Nebenwirkungen, wie Blutdruckabfall,
Thrombozytopenie, Verlust an Immunglobulinen, Adsorption verabreichter Medikamente, Hämolyse,
ausgelöst.
Insgesamt ist die erfindungsgemäße Vorrichtung von geringem Volumen, deshalb klinisch unbedenklieh,
was einen wesentlichen technischen Fortschritt bedeutet. Sie ist rasch und bequem handhabbar, mit
relativ niedrigen Herstellungskosten belastet und somit als Wegwerfartikel einzusetzen.
Die Figur zeigt die Kapsel. Alle Teile sind vorteilhaft aus Teflon gefertigt und damit im Autoklaven
bei 130° C sterilisierbar. Die Kapsel wird mit acrylhydrogelverkapselter Pflanzenkohle gefüllt und nach
Durchspülung mit physiologischer Kochsalzlösung bei 130° C im Autoklaven sterilisiert.
Tierversuche
Zum Vergleich der Effektivität der konventionellen Blutkultur mit einer Kultur aus Perfusionskohle bot
sich zunächst der Tierversuch an. Versuchstiere waren 250 bis 300 g schwere Wistarrarten. Eine experimentelle
Sepsis wurde durch i.v.-Injektion definierter Keimzahlen von Candida albicans simuliert. Zugang
für die Hämoperfusion waren PVC-Schläuche in den Iliacalgefäßen. Sie wurden in Äthernarkose plaziert.
Die weitere Untersuchung erfolgte am wachen Tier im Restriktionskäfig.
Mit einer Flußgeschwindigkeit von 1 bis 2 ml/min wurde das Blut der Ratte über eine Rollenpumpe aus
der Arterie über die Kohlekapsel zurück in die Vene befördert. In der Kapsel befanden sich 3 g acrylhydrogelbeschichteter
Pflanzenkohle, das restliche Blutfüllvolumen des Systems betrug 3 ml. Zu Versuchsbeginn
wurde das System mit Frischblut von einem Spendertier gefüllt. Zu Beginn der Perfusion wurde mit 100 IE
Heparin antikoaguliert, die später notwendige Heparinisierung richtete sich nach der Lee-White-Gerinnungszeit.
60 min nach i.v.-Injektion von 1 ml der Candida-Suspension wurde zunächst eine arterielle Blutkultur
entnommen, im Anschluß daran die Perfusion für die Dauer einer Stunde begonnen. Nach Abschluß der
Hämoperfusion wurde die Aktivkohle unter sterilen Kuutelen mit Ringerlösung gewaschen. Ein Teil der
Kohlepartikel gelangte zum Kulturversuch, der andere Teil nach Fixierung mit Glutaraldehyd-Sörensen-Puffer
zur rasterelektronenmikroskopischen Untersuchung.
Kulturelle Diagnostik
Der bakteriologischen Verarbeitung der Perfusionskohle aus den Tierversuchen erfolgte derart, daß
sofort nach Abschluß des Tierversuchs die Perfusionskohle unter sterilen Kautelen entnommen und bakteriologisch
aufgearbeitet wurde.
Mit der sterilen Pinzette wurden pro Platte ca. 20 Kohlepartikel auf die festen Nährmedien verteilt
und leicht in die Oberfläche eingedrückt. Als Nährboden wurde für die Originalkulturen Saboraud-Maltose-Agar
und für die Anreicherungen Saboraud-
bo Nährmedium flüssig eingesetzt. Als Kontrollen zur
Erkennung etwaiger Verunreinigungen wurden gleichzeitig Blutagarplatten und Mac Conksy-Nährböden
mitgeführt. Gußplatten wurden durch ÜbergL3en von etwa 20 über die Petrischale verteilten
Kohlepartikeln mit verflüssigtem Agarmedium angefertigt.
Am 2., 4. und 8. Tag wurde aus den flüssigen Anreicherungen (Thioglycolat, Traubenzuckerbouillon)
Material auf die gleichen Nährböden in fester Form überimpft, wie sie für die Originalkulturen eingesetzt
wurden.
Präparationstechnik für die rasterelektronenmikroskopische Untersuchung
Die Kohlepartikel wurden nach Entnahme aus der Patrone in 2- bis 3%igem auf pH 7,2 gepuffertem
Glutaraldehyd 24 Stunden lang fixiert.
Das fixierte Material wurde anschließend in mehrfach zu wechselnder Pufferlösung gewaschen und in
einer aufsteigenden Reihe von Alkohol entwässert. Aus dem reinen Alkohol wurden die Präparate in
mindestens 4 Stufen in Frigen 11 übergeführt (Alkohol/Frigen:
-V1, V2, V2, reines Frigen) und in einem
Druckgefäß nach der Kritischen-Punkt-Methode konserviert.
Nach Aufbringen der Kohlepartikel auf die Probenteller
des Raster-Elektronenmikroskops wurde eine elektrisch leitende Schicht mittels einer Sputteranlage
aufgebracht. Die Untersuchung erfolgte mit dem Stereoscan Mark II.
Mit der diagnostischen Hämoperfusion wird im Gegensatz zu den vorher diskutierten Techniken eine
Optimierung des Untersuchungsmaterials angestrebt. Man bleibt hierbei über einen längeren Zeitraum in
den Kreislauf eingeschaltet, so daß der Erreger nach dem Ausschwemmen durch diese »Falle« der Kohlekapsel
abgefangen werden muß.
Die mit der diagnostischen Hämoperfusion durchgeführten Versuche an der Ratte weisen auf eine größere
Empfindlichkeit der Perfusionsmethode gegenüber der Liquoidvenüle hin. Ergänzende Experimente
mit grampositiven und gramnegativen Keimen sprechen dafür, daß diese Aussage auch für Bakterien gilt.
Die überlegene Nachweisempfindlichkeit dokumentiert sich bei einer Infektionsdosis von 105 bis 107 Keimen
pro Tier durch positive Hämoperfusionskulturen bei überwiegend negativen Liquoidvenülen. Bei den
Liquoidvenülen trat in 2 Fällen ein Wachstum zu einem vergleichsweise späteren Zeitpunkt auf. In einem
Fall blieben die Kulturen der Kohle und der Liquoidvenüle negativ.
Hervorzuheben ist, daß die Keime bei der Hämoperfusionsmethode
in der Regel direkt und nicht auf dem Umweg über eine flüssige Anreicherung gezüchtet
wurden. Die bakteriologische Aufarbeitung der Kohlepartikel zur Anzüchtung ist einfach und jedem
bakteriologischen Routinelabor zumutbar.
Die Stabilität der Bindung von Keimen an die Kohleoberfläche eröffnet die Möglichkeit einer Trennung
von Keimen und anhaftenden Antibioticaresten durch einen einfachen Waschvorgang.
Durchführung des Verfahrens beim Menschen
Eine Teflonkapsel wird mit 2% acrylhydrogelbeschichteter
Aktivkohle gefüllt, im Autoklaven sterilisiert und in einem extrakorporalen Kreislauf mit dem
Patienten verbunden. Der Anschluß der Kapsel an den Patentien erfolgt in der Regel durch unilaterale
Punktion von Arteria femoralis und Veno formoralis gemäß der Seldinger-Technik. Das Blut durchströmt
die Kapsel von oben nach unten. Es ist nicht notwendig, in das System eine Blutpumpe einzuschalten. Als
zusätzliche Sicherung vor Luft- oder Partikelembolien dient das kommerzielle Transfusionsbesteck im venösen
Rücklauf. Um eine Thrombosierung im extrakorporalen Kreislauf zu verhindern, werden vor Perfusionsbeginn
5000 IE Heparin i.v. injiziert. Soll längei als 60 Min. perfundiert werden, sind weitere Heparingaben
unter Kontrolle der Lee-White-Gerinnungszeit erforderlich. Nach beliebig langer Kontakt
> zeit mit dem strömenden Blut des Patienten wird dei
extrakorporale Kreislauf wieder unterbrochen. DU Aktivkohle kann dann durch Waschen mit einer sterilen
Elektrolytlösung von anhaftenden Antibioticaresten befreit werden, bevor sie mitsamt den ebenfalls
i" haftenden Erregern in ein Nährmedium gegeben wird
In diesem Medium gelingt es dann, wie oben beschrieben, die Keime zu identifizieren und ihre Empfind
lichkeit auf verschiedene Antibiotica und Antimyko tica zu testen. Aus dieser Testung ergeben sich harte
Daten, welches Präparat den Patienten vermutlich am Leben erhalten kann.
Zur technischen Durchführung der diagnostischer Hämoperfusion gibt es - je nach dem klinischen Patienten
- zwei Alternativen. Patienten mit Sepsis entwickeln sehr häufig als Zweitkrankheit ein akutes
Nierenversagen. Wenn der Patient wegen des Nierenversagens sowieso mit der Hämodialyse behandeil
werden muß, genügt es, die Kapsel einfach ins Schlauchsystem der Dialyse mit einzuschalten, und
zwar in den arteriellen Schenkel, jedoch erst nach dei Blutpumpe. Je nach Umfluß ist damit automatisch ein
Kontakt der Kohle mit 100 bis 200 ml Blut pro Minute gewährleistet.
Beim nierengesunden Patienten mit Sepsis hat sich
JIi ein anderes Vorgehen bewährt. Die Kohlekapsel wird
zunächst durch Perfusion mit einer Heparin-Kochsalzlösung (1000 IE auf 1000 ml) von Luftblasen befreit.
Nächster Schritt ist die Punktion je einer Arterie und einer Vene des Patienten mit Kunststoffkanülen
Ji deren Mindestlumen 1,4 mm betragen sollte. Es wire
nach der Seldinger-Technik verfahren. Dann wird die arterielle Punktionskanüie mit dem oberen Ende dei
Kapsel verbunden, die venöse Kanüle über ein Transfusionsbesteck mit dem unteren Ende. Nach Öffner
der Klemmen werden noch einmal 5000 IE Heparir ins System injiziert, um eine Gerinnung zu vermeiden
Die Perfusion des Systems erfolgt jetzt druckpassiv d. h. ohne Zwischenschalten einer Pumpe, aus dei
Differenz zwischen arteriellem und venösem Druck
•J5 Die optimale Dauer der diagnostischen Hämoperfusion
liegt bei etwa 60 Min. Der durchschnittliche Umfluß bei der hier geschilderten druckpassiven Perfusion
liegt bei 30 ml/min.
Somit lassen sich insgesamt folgende Vorteile dei
■)<> Hämoperfusionsmethode gegenüber den herkömmlichen
Verfahren definieren.
Die Hämoperfusion zeichnet sich gegenüber dei herkömmlichen Blutkulturtechnik durch eine größere
Nachweisempfindlichkeit aus. Zudem bietet sie der Vorteil, daß Kulturergebnisse und damit die Antibiogramme
der Resistenztestung früher vorliegen. Durch einen Spülvorgang nach der Hämoperfusion kanr
verhindert werden, daß Antibioticareste mit in die Kultur gelangen.
Ein Hauptvorteil besteht jedoch in der Möglichkeil einer langer dauernden Präsenz im Kreislauf de«
Menschen. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit den Zeitpunkt einer Keimeinschwemmung nicht zi
verpassen.
es Bei herkömmlichen Blutkulturen ist nachteilig, daO
sie in der Regel mehrfach wiederholt werden müssen Die Gefäßzugänge, die bei der Hämoperfusion erforderlich
sind, sind oft aus anderer Indikation bereit:
geschaffen (Dialyse, Herzchirurgie, arterielles Druckmonitoring usw.). In diesen Situationen genügt es, die
Kapsel mit den vorgegebenen Anschlüssen zu verbinden. Besonders während einer Dialysebehandlung ist
die Einschaltungder Kapsel ins arterielle System ohne Probleme.
Die bei der therapeutischen Hämoperfusion von Vergiftungen beschriebenen Nebenwirkungen sind
bei der diagnostischen Perfusion durch das verkleinerte Volumen der Perfusionskapsel vernachlässigbar
gering. Bei 7 Patienten ergaben Kontrollen von Hämoglobin, Erythrozyten-, Leukozyten- und Throm-
bozytencount sowie LDH-Aktivität im Serum vor und nach diagnostischer Perl'usion keine signifikanten
Veränderungen.
Zusammenfassend bietet das erfindungsgemäße neue System dem Kliniker eine Bereicherung seiner
diagnostischen Möglichkeiten beim Verdacht auf Septikämie. Der Patient wird durch die Diagnostik
nicht gefährdet. Die Trefferchance für ein positiveres Ergebnis ist höher als bei den bisher bekannten Verfahren.
Zudem ist im Falle eines positiven Kulturbefundes sowohl die Keimidentifizierung als auch das
Antibiogramm früher als bisher zu erwarten.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (1)
- Patentanspruch:Vorrichtung zum Nachweis von Bakterien, Pilzen und Viren im Blut in Anwesenheit eines gerinnungshemmenden Mittels, wobei die Bakterien, Pilze und Viren durch bakteriologische, mykologische, virologische oder elektronenmikroskopische Methoden nachgewiesen werden, gekennzeichnet durch eine in einem extrakorporalen ι ο Kreislauf sich befindende, an beiden Seiten offene, ein hämocompatibles, die Bakterien, Pilze und Viren selektiv bindendes Adsorbens enthaltende Säule (1), in der das Adsorbens (5) durch Filter (2) mit übergestülptem Deckel (3) zusammenge- is halten ist, wobei die Deckel (3) Öffnungen mit Anschluß für Blut zuführende und Blut abführende Schlauchleitungen (4) aufweisend gestaltet sind.20
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1978
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